28.5.-03.06.2007: Sun Valley - Sawtooth NRA
Am 28. Mai fand Memorial Day in den USA statt. Landesweit erinnert man sich auf den Friedhöfen an die in den diversen Kriegen gefallenen Soldaten. Fast jedes Grab ist mit einer US-Flagge geschmückt und Gemeindepfarrer und Militär halten diverse Reden.

Barry wollte unbedingt zwei alte Bomberflugzeuge sehen, die um 10.45 Uhr im Tiefflug über den Friedhof von Sun Valley fliegen sollten. Wir warteten und warteten, aber die Teile kamen nicht. Dafür marschierten um Punkt 11 Uhr ein paar alte Daddys mit ihren Fahnen und Gewehren im ungleichen Stechmarsch (mit Hüft- und Knieproblemen ist das Marschieren im Alter nicht mehr möglich) an dem Rednerpult und den anwesenden Familien vorbei.

Man hatte uns ein Ablaufprogramm in die Hand gedrückt, das sich am Ende aber als total nutzlos herausstellte. Nach dem Motto Pleiten, Pech und Pannen wurde zunächst das Auftaktgebet vergessen. Im fanatisch christlichen Amerika eine Katastrophe!!! Stattdessen langweilte uns der Hauptredner (ein Oberst vom Militär) mit alten Kriegsgeschichten für gut eine halbe Stunde. Mittendrin und völlig überraschend rasten dann die beiden Bomber über uns rüber. Man hatte uns gesagt, dass sie von rechts kommen. Stattdessen kamen sie von links und Berry verpasste seine Videoaufnahme. Nachdem dann nachträglich das Gebet eingeschoben wurde, redete noch der Bürgermeister, oder so, und nach gut einer Stunde wurden wir von dieser peinlichen Präsentation mit Salutschüssen befreit. Immerhin funktionierten die Gewehre und keiner viel tot um!

Anschließend mussten wir dann mit ansehen, wie der Fahnenträger mit der US-Flagge statt gerade aus zu laufen, sein Gleichgewicht verlor und seitlich hinter seinen Kollegen fast zum Fall kam. Während der Stunde strammstehen war ihm wohl die künstliche Hüfte eingeschlafen und das Teil wollte nicht so recht funktionieren. Er stabilisierte sich aber in letzter Sekunde und die US-Fahne kam nicht zu Fall. Man stelle sich das mal vor - US-Fahne am Boden! Seine Kameraden hatten dieses Drama gar nicht mitbekommen und marschierten fröhlich von Dannen. Der arme Fahnenträger musste im Eiltempo hinterher humpeln und schloss schließlich wieder auf. Wir wussten nicht, ob wir lachen oder weinen sollten.

Am Dienstagmorgen regnete es dann und wir konnten endlich mal wieder ausschlafen. Wir verbrachten den Nachmittag in der Bibliothek und liehen uns dort zwei DVDs aus. Nach dem Abendessen (Gemüsecurry) schauten wir uns zunächst "An Inconvenient Truth" an. Al Gore hatte für diese Dokumentation über das Global Warming vor ein paar Monaten den Oscar erhalten. Anschließend sahen wir noch eine andere Dokumentation zu diesem Thema. Durch diese führte Alanis Morissette. Wir waren alle drei der Meinung, dass diese Doku besser als die von Al Gore war. Sie wurde nicht nur zwei Jahre vorher veröffentlich, sondern war auch wesentlich konkreter und enthielt vor allem Tipps zur konkreten Vermeidung von CO².

Am Mittwoch verabschiedeten wir uns von Barry und Sun Valley. Wir hatten ein paar Probleme den steilen Anstieg vom Campingplatz zur Straße hochzukommen, aber im zweiten Anlauf klappte es dann doch.

Über den Gallena Pass (2800m hoch) ging es in die Sawtooth National Recreation Area. Diese Gegend ist berühmt für ihre spitzen Sägezahn-Berggipfel. Hunderte von Azurblauen Seen befinden sich in dieser wunderschönen Berglandschaft. Nach einer 7km langen Wanderung fanden wir einen kostenlosen Campingplatz in der Nähe des Redfish Lakes.

Am nächsten morgen ist Kirsten dann um 6 Uhr aufgestanden, um den Sonnenaufgang am Little Redfish Lake zu fotografieren. Helen blieb im Bett liegen. Draußen herrschten Temperaturen unter dem Gefrierpunkt und sämtliche Pflanzen waren von Raureif bedeckt. Über den See huschte der Morgennebel und die umliegenden Berge nahmen immer mehr Farbe an. Nach gut einer Stunde warten in der eisigen Kälte, lag dann der See Nebelfrei mit einer totalen Spiegelung der Berge vor Kirsten. Wunderschön!

Anschließend musste sich Kirsten erst einmal eine Wärmflasche machen und legte sich wieder ins Bett. Beine und Füße waren abgefroren. Es gibt doch nichts schöneres, als sich an einen warmen Körper zu schmiegen, oder?

Gegen Mittag sind wir dann zu einer 27km langen Wanderung rund um den Redfish Lake aufgebrochen. Diverse Abstecher zu Bench Lake und Lily Lake und ein ewiges Rauf- und Runter machten die Wanderung echt anstrengend. Am Ende kamen wir dann in Zeitnot. Wir befürchteten schon, dass wir es nicht rechtzeitig vor Dunkelheit zum Winnie zurückschaffen und legten trotz der bereits sehr müden Beine einen Zacken zu. Wir waren jedoch auf der Westseite des Sees die allerersten Wanderer in dieser Saison (der Schnee war erst vor 1 Woche hier geschmolzen) und umgekippte Bäume versperrten uns immer mal wieder den Weg. Nach gut 8 Stunden Wandern schafften wir es dann aber zum Glück noch rechtzeitig zum Winnie zurück.

Wir benötigten nach dem Schweißtreibenden Tag unbedingt eine Dusche. Die öffentlichen Duschen am Redfish Lake waren wegen Leitungsproblemen aber immer noch geschlossen. Wir bekamen jedoch in der Redfish Lodge den Tipp einen RV Campground kurz außerhalb vom nächsten Dorf aufzusuchen. Hier sollte man angeblich kostenlos duschen dürfen. Wir konnten das nicht wirklich glauben, denn normalerweise verlangen private Campingplätze mindestens 5 US$ pro Person für eine Dusche. Aber uns war das an diesem Tag egal und so fuhren wir dort hin.

Es war inzwischen 21.30 Uhr geworden und die Duschen befanden sich innerhalb des Campingplatz-Restaurants. Dieses sollte in einer halben Stunde schließen. Wir fragten nach den Duschen und die waren tatsächlich kostenlos. Wir waren so dankbar, dass wir noch vor dem Duschen eine heiße Suppe und frischgebackenen Obstkuchen (Erdbeere und Rhabarber) mit Vanilleeis bestellten. Um 22 Uhr verließen wir dann frisch gestärkt und sauber das Restaurant und fuhren zurück zu unserem Campingplatz nahe des Redfish Lakes. Was für ein langer Tag!

Entsprechend ruhig ließen wir es am nächsten Tag angehen. In der öffentlichen Wäscherei am Redfish Lake schmissen wir drei Maschinen an und Kirsten arbeitete währenddessen auf dem Computer.

Am Samstag fuhren wir zum Fishhook Creek. Kaum waren wir auf unsere Wanderung aufgebrochen, rollten bedrohlich dunkle Wolken auf uns zu. Das Wetter kann sich in den Bergen innerhalb von Minuten ändern. Beim ersten Donner kehrten wir um und saßen das Gewitter in Winnie aus. Später kam dann teilweise wieder die Sonne durch und wir konnten zum Ende des Tages hin dann doch noch unsere knapp 10km lange Wanderung machen.

Am nächsten Tag waren wir keine 3km gelaufen, da rollten bedrohlich dunkle Wolken über uns rüber. Es fing laut an zu Donnern und man sah die ersten Blitze aus den dunklen Wolken schießen. Kirsten machte panisch eine 180°-Drehung und eilte die 3km in der halben Zeit zum Winnie zurück. An diesem Tag regnete es sich dann aber ein und wir fuhren noch einmal zu dem RV Park, um uns zu Duschen. Dieses Mal konnten wir in aller Ruhe die Speisekarte studieren und genossen ein ausgiebiges Abendessen. Natürlich folgte am Ende der Aprikosenkuchen mit Vanilleeis. Und kostenloses Internet konnten wir mit unserem Laptop dort auch empfangen.