24.09.-07.10.2007: Prince Rupert - Smithers - 150 Mile House - Kamloops - Adams River - Okanagan Valley
Bei Gitwangak sind wir rechts auf den Yellowhead Highway abgebogen, um nach Prince Rupert zu fahren. Das Wetter wurde zunehmend schlechter und der Tagelange Regen begann für uns in Terrace. Hier musste getankt, eingekauft und mal wieder unsere Emails gecheckt werden. Im ganzen Ort sah man überall "No Overnight Parking" Schilder und so mussten wir schon fast im Dunkeln abends die Stadt verlassen. Zum Glück fanden wir kurze Zeit später einen kleinen Pfad, auf dem wir vom Highway weg für die Nacht parkten.

Am nächsten Tag waren die ansonsten bestimmt schönen Berge von tief liegenden Wolken verhangen und es regnete und regnete. In Prince Rupert drehten wir eine ganz schnelle Runde durch die Cow Bay - einen Stadtteil, in dem alles den Kühen gewidmet ist. Prince Rupert liegt direkt an der Westküste Kanadas und ist einer der vielen Fährhäfen für die berühmte Inside Passage nach Alaska hoch. Doch bei dem Wetter machte das Sightseeing nicht wirklich Spaß. Auch hier durfte nirgendwo auf Parkplätzen übernachtet werden und so fuhren wir zu einem Rastplatz. Es schüttete aus allen Kübeln und wir tropften durch die Decke.

Am nächsten Tag regnete es immer noch und wir fuhren frustriert auf einen Campingplatz in Port Edward, um wenigstens die Heizung anmachen zu können. In der Nacht bekamen wir aufgrund des lauten Regens kein Auge zu und am nächsten morgen war unsere Matratze unter den Kopfkissen klitschnass. Wir verbrachten den ganzen morgen damit alles wieder mit unserer kleinen Elektroheizung zu trocknen.

Immerhin schien dann aber am Nachmittag ein wenig die Sonne. Wir wollten uns in Port Edward eine der über Hundert Jahre alten Canneries anschauen. Von diesen Fischfabriken gab es ursprünglich mal über 1000 Stück entlang der Westküste bis Alaska hoch. Um das Fischfleisch haltbar zu machen, wurde es in Dosen eingeschweißt und in alle Welt transportiert. Heute nutzt man andere Konservierungsverfahren und die Canneries sind überflüssig geworden. Leider waren die Gebäude zu dieser Jahreszeit aber schon für Touren geschlossen. Dafür sahen wir am Straßenrand aber mehrere junge Stachelschweine, die sich in aller Ruhe an dem saftigen Grün satt fraßen. Sie hatten keine Scheu und Kirsten konnte die niedlichen Tiere aus ein Meter Entfernung fotografieren.

Anschließend machten wir noch einmal einen kurzen Abstecher nach Prince Rupert und dann ging es wieder zurück nach Terrace. Kaum waren wir von der Küste weg, regnete es wieder in Strömen. Überall sah man Wasserfälle an den nackten Felswänden - ansonsten war vor lauter Wolken nicht viel zu sehen. In Terrace kauften wir zum Frustabbau noch einen leckeren Kuchen bei Safeway. Kaum saßen wir wieder in Winnie und nahmen die erste scharfe Kurve, flog die Kühlschranktür auf (Kirsten hatte vergessen, den Haken einzuhängen) und die 4 Liter Milchflasche donnerte auf den Boden und bekam einen Riss. Helen stürzte nach hinten, um das Schlimmste zu verhindern. Da Kirsten aber keine Möglichkeit hatte, im dichten Verkehr an den Straßenrand zu fahren, wurde Helen in den vielen Kurven hin- und hergeschleudert und beschwerte sich lautstark bei der "Formel 1-Fahrerin". Nicht unser Tag!

Am nächsten Tag schien dann zum Glück immer mal wieder die Sonne zwischendrin. In Gitwangak schauten wir uns ein paar alte von Indianern geschnitzte Totempfähle und den freistehenden Glockenturm an. Mittag machten wir in Hazelton. Hier gibt es eine Hängebrücke über einen Canyon. Nichts für Menschen mit Höhenangst. Der Brückenboden besteht aus einem Metallgitter, durch das man in die tiefe Schlucht schauen kann.

Unser nächster Stopp waren die Stromschnellen von Moricetown. Hier haben die Indianer Betonkanäle eingebaut, um den Lachs in die bereitstehenden Ketscher zu leiten. Eine scheinbar sehr effiziente Art des Lachsfischens.

Die Nacht haben wir in Smithers bei Canadian Tire verbracht. Am nächsten morgen wollte Kirsten das Update für die Webseite machen und es gab in der Bibliothek auch kostenloses WiFi. Aber Kirstens Rechner wollte sich partout nicht einloggen - alle anderen Leute konnten sich ohne Probleme einwählen. Kirsten versuchte 30 Minuten lang alles und gab dann frustriert auf. Wutschnaubend - es war nach dem vielen Regen wohl auch die unterschwellig vorhandene schlechte Laune - ließ sie im Winnie ihren Dampf ab. Helen machte sich in ihrer Leseecke ganz klein und ließ Kirsten schimpfen. Nach 10 Minuten war der Anfall aber vorbei. Trotzdem fuhr anschließend vorsichtshalber Helen!

Auf unserem Weg weiter in Richtung Süden passierten wir mal wieder ein paar "Weltwunder" - die längste Angel der Welt und die längsten Langlaufski der Welt - Gääähhhhnnnn!!! Prince George entpuppte sich als ebenso langweilig. Immerhin konnte Kirsten dort bei Wal-Mart die neue Melissa Etheridge CD kaufen. Prompt stieg die Laune!

Am Chasm Provincial Park entdeckten wir direkt an der Schlucht einen wunderschönen freien Stellplatz. Wir wunderten uns, dass niemand anderes da stand. Mitten in der Nacht wussten wir dann auch warum. Um 2 Uhr sowie 4.30 Uhr morgens donnerten zwei lange Züge direkt an uns vorbei. Von weitem hörte man schon das laute Signalhorn und dann ratterten jeweils über 100 Waggons an uns vorbei. Die Gleise waren keine 10 Meter von uns entfernt und Winnie bebte mit 6,7 auf der Richterskala. Jetzt hatten wir nachts mal keinen Regen und konnten trotzdem nicht schlafen. Melissa´s neue CD heißt dazu passend "The Awakening"!

In Kamloops gönnten wir uns ein sehr leckeres Essen beim Inder. In Kanada sind viele Menschen drogenabhängig und wir sahen sehr, sehr viele davon in Kamloops auf unserem Weg durch die Innenstadt (Helen taufte den Ort anschließend in "Kamloopy" um).

Nicht weit von Kamloops entfernt befindet sich der Adams River. Hier findet jedes Jahr im Oktober das Laichen der Lachse statt. Man schätzte für dieses Jahr die Zahl von gut 500.000 Lachsen und wir fuhren in den Provincial Park, um uns das Ganze anzuschauen. Aber die Lachse waren noch nicht so weit. Sie tummelten sich zwar im breiten Fluss, aber zu den eigentlichen Laichgründen waren sie noch nicht gekommen. Schade - wir wollten eigentlich das Lachssterben hier beobachten. Eine der Hauptzeiten für Schwarzbären, um an das reichhaltige Futter zu kommen.

Ein kleiner Pfad führte uns anschließend durch ein Stück Regenwald zu den hübschen Margaret Wasserfällen.

Über Kelowna (was für ein Verkehr!) ging es in das Okanagan Valley - dem Wein- und Obstanbaugebiet von British Columbia. Wir schauten uns die Ornamental Gardens in Summerland an und stellten mit Erstaunen fest, dass die Apfelbäume hier auf maximale Menschengröße gezüchtet worden sind. So lassen sich die vielen Früchte einfacher pflücken.

Wir verbrachten über Thanksgiving zwei Nächte bei Wal-Mart in Penticton. Ein sehr böiger Wind hinderte uns am Weiterfahren. Dafür konnten wir aber die Wind- und Kitesurfer bei ihren akrobatischen Sprüngen beobachten.

Auf dem Rückweg zum Winnie entdeckte Helen ein Portemonnaie im Gras. Daneben lag ein Ausweis. Ihr Polizeiinstinkt sagte sofort, dass das Portemonnaie geklaut war. Sämtliche Ausweise und Kreditkarten waren vorhanden, nur das Bargeld fehlte. Wir fanden einen Ausweis mit Namen und Adresse und fuhren anschließend zum Besitzer. Dieser freute sich sichtlich über unsere gute Tat. Das Portemonnaie war ihm gerade vor einer Stunde in seinem Fitnessclub aus dem Schrank geklaut worden. Zum Glück waren nur 5 $ Bargeld drin, aber er hatte inzwischen schon alle Kreditkarten gesperrt.