10.12.2007-18.01.2008: Petrified Forest NP - Álamos
Während wir tagelang auf unsere Post warteten, holte uns der Schnee ein. Morgens hatten wir sogar Eis auf dem Alkovenfenster - drinnen und draußen. Über Nacht vielen dann ca. 10cm Schnee, die dann aber tagsüber wieder wegtauten. Da wir WiFi auf dem Campingplatz hatten, konnten wir die Nachrichten verfolgen und hörten über den Eissturm mit minus 40°C in Oklahoma. So schlimm war es bei uns zum Glück nicht, dennoch waren wir froh am Strom zu hängen und die Elektro-Heizung laufen lassen zu können.

Am Donnerstag mussten wir dann abfahren, denn Helen sollte am 17. Dezember von Ciudad Obregon (Mexiko) nach England fliegen und wir hatten gerade noch einmal drei Tage, um die gut 1100km zu fahren. Das Ablassventil für unseren Toilettentank war zugefroren und wir bekamen es mit Hilfe der Elektro-Heizung und ein paar deftigen Hammerschlägen wieder auf.

Unsere Post aus San Diego war immer noch nicht angekommen. Uns blieb nichts anderes übrig, als zum Postamt in Sun Valley zu fahren und die Postbeamtin zu bitten, uns die Post nach England zu schicken. Wir adressierten einen Umschlag und klebten das entsprechende Porto drauf. Na hoffentlich klappt das alles.

Auf dem Weg nach Tucson sind wir noch einmal schnell durch den Petrified Forest National Park gefahren. Kirsten wollte im Sonnenschein noch ein paar Fotos machen. Abends musste dann eine 5$-Pizza zum Abendessen herhalten. Wir hatten keine Zeit zum Kochen und wollten noch einige Meilen hinter uns bringen.

Am nächsten Tag erreichten wir Tucson, stockten dort unsere Vorräte für Mexiko bei Wal-Mart auf und machten uns am selben Abend noch bis nach Nogales auf. Im Dunkeln fanden wir dort mit viel Glück einen weiteren Wal-Mart, wo wir die Nacht verbrachten.

Die Grenzformalitäten am nächsten Morgen waren Problemfrei und wir rollten und rollten Meile für Meile gen Süden. Nach einer Nacht auf einer Pemex Tankstelle in Hermosillo, erreichten wir am nächsten Abend den Flughafen von Ciudad Obregon. Hier konnten wir die Nacht über auf dem bewachten Parkplatz stehen (4$) und Helen checkte am nächsten morgen pünktlich ein. Ihr Flug ging über Mexiko City, nach Amsterdam und dann direkt weiter nach Birmingham - das dauerte über 30 Stunden.

Kirsten brauchte dagegen nur 2 Stunden, um den Campingplatz in Álamos zu erreichen. Erstaunlicherweise war dieser fast leer - nur Joan und Mike (mit ihrem 4 Monate alten Retreiver Tucho); Millie und Dick sowie Roger waren da.

Es war wie nach Hause kommen! Und unser geliebter Platz im Schatten der Bäume war auch frei. Inzwischen hatte sich der Preis pro Nacht aber um 2$ erhöht. Na ja, was soll´s. Es ist einfach schön hier ... und warm war es auch. Herrliche 20°C und Sonne! Nach dem kalten Sommer im Yukon und dem Schnee in Arizona eine echte Wohltat.

Helen verbrachte drei Wochen über Weihnachten und Neujahr mit ihrer Familie in England - ihr Vater lud sie jeden Abend zum Essen ein und Helen legte 4kg zu. Kirsten nutzte inzwischen die Zeit, um am Computer an einem neuen Projekt zu arbeiten. Weihnachten fand dieses Mal nicht viel auf dem Campingplatz statt. Da kaum jemand da war, gab es kein gemeinsames Abendessen mit Lagerfeuer. Kirsten backte am 1. Weihnachtstag einen Karottenkuchen und lief damit von Camper zu Camper. Der Kuchen kam gut an und die Stimmung auf dem Campingplatz war locker und entspannt - Weihnachtsstress kannte hier keiner!

Sylvester gab es eine kleine Party bei einem Amerikaner - jeder brachte was zu essen mit und es gab auch etwas Live-Musik. Aber die Party dauerte nur bis 22.30 und um Mitternacht war niemand auf dem Campingplatz mehr wach. Helen ging das in England genauso. Aber unsere Post aus San Diego kam wenigstens gleich im neuen Jahr in England an - mit unserem Registrieraufkleber für Winnie.

Am 9. Januar kam Helen dann wieder zurück und Kirsten holte sie in Ciudad Obregon wieder ab. Sie musste dafür schon um 7.30 Uhr aus Álamos abfahren. Mehrfach hatte sie gehört, dass der Flieger in Obregon bestimmt nicht pünktlich ankommen wird und sie sich nicht abhetzen müsse. Na ja, dass mag ja normalerweise so sein, aber nicht, wenn Helen im Flieger sitzt. Überpünktlich kam diese an und Kirsten hatte Verspätung. Sie war noch kurz bei Andrew und Rosemary vorbei gefahren, um zu fragen, ob die was aus Navojoa brauchten - Andrew öffnete die Tür im Schlafanzug. Und kurz vorm Flughafen wurde das Benzin knapp und Kirsten musste noch einmal schnell tanken. Als sie auf ihre Uhr schaute, fiel ihr auf, dass das Datum 8. Januar sagte. Häh, war sie etwa einen Tag zu früh unterwegs? Aber nein, Helen wartete am Flughafen schon winkend - Kirstens Uhr hatte sich bei der Jahreswende wohl nicht richtig umgestellt.

Helens Reisetasche wog 30kg oder so und ein Flughafenmitarbeiter hievte sie in den Winnie. Helen hatte in England den Großeinkauf gemacht - Dosen über Dosen, ihre geliebte Schokolade, Tütensaucen und, und, und ... Für Kirsten hatte sie ein besonderes Geschenk mitgebracht: zwei Pakete Dominosteine von Lidl (gibt es in England auch)! Diese hat Kirsten vor 5 Jahren das letzte Mal gegessen! Köstlich!

Am Ende der Woche bekamen wir dann Besuch von Phyllis und Russ. Diese waren auf dem Rückweg nach San Carlos und kamen gerade von einer Südamerika-Reise. Statt Essen zu gehen, kochten wir einen leckeren Hähnchenauflauf, dazu gab es frischen Salat und zum Nachtisch Dominosteine. Wir hatten die beiden zuletzt vor zwei Jahren in Mazatlan getroffen und man hatte sich viel zu erzählen. Kirsten hatte den beiden ein Zimmer im Puerta Roja Hotel reserviert und wir besuchten die beiden am nächsten morgen dort zum Frühstücken. Ein wunderschönes Hotel - insbesondere der rote Speisesaal mit angrenzender und offener Küche waren ein Foto wert.

Wir sind zu viert noch ein bisschen durch Álamos geschlendert und Phyllis und Russ luden uns zum Abschied zu Kaffee und Kuchen ein. Die beiden hätten auch Lust mit ihrem Camper durch Mittelamerika zu reisen. Wir planen also bereits ein Wiedersehen in Guatemala.

Der Campingplatz füllte sich mehr und mehr und fast jeden Abend gab es entweder bei Debbie und Dewey oder bei Mike und Joan eine Happy Hour am Lagerfeuer. Den schönsten Abend hatten wir, als Pete und Sophie einen riesigen Beutel mit frischen Garnelen von der Küste mitbrachten. Diese hatten sie von einem Fischerboot geschenkt bekommen! Spontan wurde daraus ein köstliches Abendessen. Wir steuerten die Holzspieße für die Garnelen, sowie Weizentortillas und am Ende des Abends eine Flasche Amaretto bei. Andere brachten Dipps, Salate und eine Art Rindergulasch mit, denn außer Helen gab es noch den ein oder anderen, der keine Schalentiere mochte. Wir anderen fraßen uns im wahrsten Sinne des Wortes an den gegrillten Garnelen satt. Kirsten hatte mindestens 30 davon! Köstlich, köstlich, köstlich!

Obwohl keiner mehr Platz für Nachtisch in den vollen Bäuchen hatte, musste was Süßes her. Kirsten erwähnte den Wunsch nach Vanilleeis mit Amaretto. Keiner hatte das Eis, aber wir den Amaretto. Debbie hatte am Vormittag Vollkornkekse mit Kirschmarmelade gebacken und die Kombi war ein Genuss. Dewey und Pete tauchten ihre dicken Zigarren in den Amaretto ein und inhalierten den mehr oder weniger. Ein gelungener Abend! Immer wieder schön, wie so ganz spontan die Partys hier entstehen - ohne Stress wird einfach etwas Köstliches zusammengestellt und man ist den ganzen Abend nur am Lachen.

Helen nahm dann nach über 6 Monaten Pause auch die Geige wieder in die Hand ... und ja, sie kann es noch! Und Andrew gab ihr einmal in der Woche auch wieder Unterricht.

Am 16. Januar kamen dann Karin und Roland mit ihrem 26-Jahre alten DDR-Armeelaster nach Álamos. Wir haben uns seit Monaten mit den beiden per Email "unterhalten". Der Kontakt kam zustande über Ingo und Marika, mit denen wir 2004 eine Woche auf der Baja verbracht hatten. Diese trafen Karin und Roland in Südamerika. Beide wohnen nur 10km voneinander in Sachsen entfernt, man kannte sich aber vorher nicht. Als Karin und Roland dann erwähnten, dass sie eine Reise in die USA und nach Mexiko planen, verwiesen Ingo und Marika auf unsere Webseite. Und so schickten wir dann seit Monaten gute Tipps via Email an die beiden. Diese waren seit Mai 2007 unterwegs und während wir durch den Yukon fuhren, waren sie in Alaska unterwegs. Irgendwie waren wir immer mindestens 100km voneinander entfernt und es kam nie zu einem persönlichen Treffen.

Aber das Musikfestival in Álamos wollten die beiden sich nicht entgehen lassen.

Wir wussten sofort Bescheid, wer da auf den Campingplatz kommt - der laute Dieselmotor hörte sich schon nach Armeelaster an. Roland holte zur Begrüßung gleich mal den Brandy raus. Alle Camper kamen angelaufen und wollten ihr Fahrzeug bestaunen. Es sah von außen aus, wie eine Kombi aus Müllwagen und Panzer. Und das hatte noch keiner, uns eingeschlossen, gesehen. Roland hat sogar ein Trimmdich-Fahrrad dabei!

Wir waren uns gleich sympathisch und sollten die nächste Woche viel miteinander unternehmen. Leider hatten sich die beiden auf der Zugfahrt zum Copper Canyon hoch eine Grippe zugezogen und die Nächte waren eine Qual für die beiden mit Husten, Schnupfen und Karin bekam Probleme mit den Stirnhöhlen.

Uns ging es auf einmal auch nicht gut. Eines Abends lag Kirsten mit fiesen Bauchschmerzen im Bett und kurz vor 22 Uhr kotzte sie dann eine ganze Tüte voll. Danach ging es ihr gleich besser. Was war los? Wir haben nur unser selbst gekochtes Essen gegessen und Helen fühlte sich OK. Bis 6 Uhr morgens, dann machte auch ihr Magen Probleme und das Kotzen fing an. Im Gegensatz zu Kirsten kam aber nicht alles gleich beim ersten Mal raus und obendrein hatte Helen Durchfall. Nach dem Motto: welches Gesicht hänge ich als erstes über die Schüssel? - kämpfte sie sich 24 Stunden mit der "Krankheit" herum. Wir wissen bis heute nicht, warum wir das hatten, aber nach einem Tag ging es uns wieder besser und es kam auch nicht weiter was hinterher.