10.-28.3.2008: Teacapan
Wir trafen uns noch einmal mit Wolfgang und Edith auf dem benachbarten Campingplatz Las Lupitas. Die beiden machten sich abfahrtsbereit für die lange Rückreise nach Kanada. In der vergangenen Woche haben sie zur Überraschung aller Kinder bekommen. Eine Katzenmutter hatte sich über Wochen in ihrem Generator versteckt und fand den Platz wohl so toll, dass sie gleich ihre 5 Jungen dort gebar. Raus kam das ganze nur, weil Katzenmami mitten in der Nacht auf den Anlasser des Generator getreten war und Edith und Wolfgang aus dem Schlaf holte.

Die kleinen Kätzchen waren nicht einmal Handtellergroß und Edith verfrachtete sie mit samt Kuscheltuch in einen kleinen Pappkarton, den sie geschützt in die Büsche stellte. Aber Katzenmami fand den Platz wohl nicht sicher genug und schleppte ihre Jungen nacheinander wieder zum Generator. Dabei lief sie immer wieder über den Anlasser und Wolfgang und Edith mussten ständig ihren Generator abschalten.

Also, wenn ich Katzenmami gewesen wäre, hätte ich mir auch das Wohnmobil von Edith und Wolfgang ausgesucht - mit Abstand das größte und beste am ganzen Strand.

Wir erbten von den beiden eine kaputte Klappliege. Der Bezug war an einer Seite gerissen und man sackte beim Liegen durch. Edith wollte die Liege am Strand für die Mexikaner liegen lassen, aber Kirsten hatte gleich die Idee, den Bezug mit Angelsehne wieder zu reparieren. Die Reparatur dauerte keine 5 Minuten und ratet mal, wer als erstes drin lag? Natürlich Helen!

Von Tag zu Tag reisten mehr Camper ab - die Snowbirds fuhren nach Hause. Wir luden Don und Yvonne zum Abschiedsessen ein. Yvonne kam trotzdem nicht ums Kochen herum. Da man kein Fleisch mit über die Grenze nehmen darf, machte sie leckere Rindsrouladen und versorgte den halben Campingplatz damit. Yvonne liebt die Deutsche Küche und wir freuten uns ausgesprochen über dieses köstliche und für uns sehr seltene Mal. Diesen Austausch von Mahlzeiten, Rezepten und das spontane Zusammenkommen auf Campingplätzen, wo jeder was mitbringt, lieben wir. Es ist auch immer wieder erstaunlich, welche Gourmetspeisen so in Wohnmobilen kreiert werden.

Der Nachteil ist natürlich, dass die zum Teil gut gewürzten Speisen - sagen wir mal - oben schmackhaft rein gehen und unten entsprechend aromatisch wieder rauskommen. In einem Wohnmobil unserer Größe gibt es da leider keine Ausweichmöglichkeiten und da muss man ab und zu mal die Wäscheklammer Zweckverwenden.

Jeden Tag legten bei unserem Campingplatz die Fischboote am Strand an und die Fischer nahmen ihren Fang aus. Der Himmel verdunkelte sich dann mit schwarzen Fregattenvögeln, die gierig auf die Abfälle warteten. Einer der Fischer rollte jeden Tag mit einem völlig verrosteten Pickup-Truck zum Strand. Das Dach hatte riesige Löcher und eine Bienenkönigin flog eines Tages da rein. Automatisch folgt der ganze Bienenschwarm und der Fischer konnte gerade noch rechtzeitig aus dem Auto springen. Wir saßen im Winnie und waren am Lesen, als Helen plötzlich sah, dass ein Auto am Strand brannte. Neugierig, wie wir Menschen nun mal so sind, holte Kirsten das Fernglas raus und wir gingen der Sache auf die Spur.

Um die Bienen zu vertreiben versuchte der Fischer zunächst die Ausräucherungsmethode. Er lieh sich im angrenzenden Restaurant ein Backblech aus und zündete Kokosschalen darauf an. Die qualmen gut und das Backblech wurde auf die Motorhaube gelegt. Von weitem sah das zunächst so aus, als wenn die Maschine brennt. Die Bienen ließen sich vom Rauch aber gar nicht stören - ganz im Gegenteil, es kamen immer mehr. Inzwischen hatte sich eine Traube von Menschen um den Pickup gebildet und man sah die Mexikaner fachsimpeln. Was tun? Der Besitzer des Restaurants holte den Feuerlöscher raus und unser Fischer sprühte das ganze Fahrzeug damit ein. Da der Wind an diesem Tag recht heftig war, wurde der ganze Campingplatz mit Feuerlöscherchemie überzogen. Die Camper in der zweiten Reihe hatten bis dato von dem Bienendrama nichts mitbekommen, da andere Wohnmobile die Sicht versperrten. Aber die Feuerlöscherwolke war nicht zu übersehen und viele dachten, das Restaurant wäre in Brand geraten.

Bienen sind erstaunlich resistent gegen solche Maßnahmen. Sie bewegten sich keinen Meter und der Fischer wurde immer verzweifelter. Beim dritten Mal versuchte er es mit Wasser. Eimer über Eimer wurde über das Fahrzeug geschüttet. Wir sahen dem Drama fast zwei Stunden lang zu, aber die Bienen waren immer noch da. Irgendwann muss es ihnen dann aber doch zuviel gewesen sein und sie verschwanden wieder.

Helen war vor einiger Zeit ein Stück ihrer Schneidezahnkrone abgebrochen. Der daneben liegende Zahn war ebenfalls beschädigt und sie beschloss in Teacapan zum Zahnarzt zu gehen. Die Krone konnten sie hier nicht reparieren lassen, aber Helen bekam eine kostenlose Kunststofffüllung für den anderen Zahn. Wir waren erstaunt, das wir absolut keinen Pfennig - sorry ... Euro Cent natürlich - dafür zahlen mussten und fragten die Zahnärztin, ob sie uns beiden denn nicht gleich komplett die Zähne reinigen könnte - Zahnstein entfernen, Polieren und so. Da das Wartezimmer voll war, mussten wir einen neuen Termin machen.

Ein paar Tage später waren wir also wieder da und Helen nahm auf dem Zahnarztstuhl Platz. Aus irgendeinem Grund fiel aber die Elektronik aus und der Stuhl konnte nicht in die Liegeposition gebracht werden. Nachdem die beiden Zahnärzte es mehrmals versucht hatten, beschloss Helen die Sache mal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Sie stand auf und hob die Sitzfläche an. Darunter befanden sich die Kabel und Helen checkte mit kritischer Miene ob irgendetwas locker war. Sie zog mal hier und rüttelte mal da ... und ... oh Wunder ... der Stuhl funktionierte wieder. Magische Hände! Helen konnte anschließend vor lauter Lachen kaum den Mund aufhalten. So etwas passiert eben nur in Mexiko! Da geht man zum Zahnarzt und muss erst einmal den Stuhl reparieren! Herrlich!

Ostern wurde es dann richtig voll in Teacapan - Mexikaner aus den umliegenden Regionen fuhren mit Kind und Kegel vor. Veronica und Antonio, die Manager des Las Lupitas Campingplatzes, hatten erfolgreich alle Wohnmobilbesitzer bis dahin verscheucht, mit der Behauptung, dass man 3000 Mexikaner am Osterwochenende erwartete. Keiner hatte das wirklich geglaubt, schließlich waren zu Weihnachten auch nicht viele Mexikaner gekommen.

Aber der kleine Campingplatz, an dem sonst vielleicht 20 Wohnmobile stehen, füllte sich schnell mit über 250 Autos. Dicht an dicht standen sie unter den Palmen und wir zählten über 1500 Mexikaner. Es gab Schlangen vor dem sonst kaum benutzten WC, die Palapas wurden mit Planen umspannt, Fressbuden wurden aufgebaut und natürlich war überall laute Musik zu hören. Die Kinder spielten fröhlich im Sand und die Erwachsenen waren stundenlang am speisen.

Der ansonsten einsame Strand sah aus wie ein Bundeswehrübungsplatz - überall tiefe Sandkuhlen, abgesteckte Fußballfelder, Klackerburgen, Zelte und natürlich durften die lauten ATVs auch nicht fehlen. Knackige Baywatch-Männer hielten Ausschau und das Militär fuhr dick bewaffnet auf. Die hätten nicht Not getan, denn es war durchweg eine wirklich fröhliche und entspannte Atmosphäre.

Auf unserem Campingplatz war das Restaurant tagelang überfüllt und die laute Blasmusik ließ Winnies Wände beben. Wir passten uns an und sangen lauthals "Estos Celos" von Vincente Fernandes mit ... ay ay amor ay ay que dolor ...

Bis zwei Uhr morgens wackelten wir mit den Hüften im Bett - dann hörte die laute Musik endlich auf. Und um 7 Uhr morgens drehte unser Mexikanischer Camping-Nachbar in seinem Auto die Anlage wieder auf - dieses Mal keine Mexikanische Blasmusik, sondern die Bee Gees und Tracy Chapman. Gute Musik ... nur ein wenig zu früh! Und das jeden morgen!

Zu unserer Überraschung hörte die Tagelange Party dann aber Samstagabend um 20 Uhr auf. Auf einmal waren sie alle weg und es herrschte Totenstille. Das ruhige Campingleben nahm wieder seinen Lauf!

Einen Aufreger hatten wir kurz vor unserer Abfahrt dann aber doch noch. Helen ging nach ihrem langen Strandspaziergang abends duschen und entdeckte eine Schlange, die sich um das Rohr mit dem Duschkopf gewickelt hatte - keine 30cm von ihr entfernt. Da man den Kopf der Schlange nicht sehen konnte, war nicht klar, ob sie giftig oder harmlos war. Helen schreckt jedoch nichts ab und sie duschte trotzdem - beide Augen aber immer auf die Schlange gerichtet.

Sie kam zum Winnie zurück und sagte zu Kirsten "Ach, übrigens ... beim Duschen musst du aufpassen, da ist eine Schlange." Kirsten glaubte zunächst an eine Verarschung, obwohl das eigentlich nicht Helens Art ist, aber sie erwähnte das so beiläufig, als wenn das nichts Besonderes ist.

Kirsten machte ein Foto und wies die anderen Camper und Aaron, dem Manager des Campingplatzes, darauf hin. Große Aufregung und sogar die Männer begaben sich in die Damendusche. Kirsten packte inzwischen ihre Duschsachen und als sie zurückkam, war die Schlange nicht mehr um das Rohr gewickelt. Ach, du Schande! Wo war das Teil jetzt? Kirsten wagte sich Meter für Meter vor und suchte vor allem den Boden ab, aber die Schlange war nicht zu sehen. Wie sich herausstellte, hatte Aaron sie inzwischen aus der Dusche entfernt und ins tiefe Palmengras gelegt. Das arme Tier war wahrscheinlich ganz verschreckt.