01.-07.9.2008: Boston - Salem - Rockport - Kennebunkport |
Unsere Abwassertanks waren voll und nachdem wir Newport verlassen hatten, suchten wir eine kostenlose Dumpmöglichkeit. Unsere schlaue Liste zeigte eine Abwasserwiederaufbereitungsanlage in einem anderen Ort an, aber wir konnten
partout die Straße nicht finden.
Wir sahen einen Mann am Straßenrand sein Auto waschen und fragten ihn nach der Anlage. Und welch Zufall, der Mann arbeitet normalerweise dort, hatte heute aber seinen freien Tag. Er gab uns eine
genaue Wegbeschreibung und wir fuhren ein paar Minuten später vor.
Kirsten lief zum Büro, aber niemand war anwesend. Draußen lief ein Muskelprotz mit Tätowierungen am ganzen Oberkörper rum. Er schaute ein wenig überrascht, als Kirsten ihn
in ihren Sexy-Shorts ansprach (die Dinger lassen jeden Mann hingucken ... zum Leidwesen von Helen!). Es dauerte keine Minute und Kirsten war von drei Männern umringt. Frauen sind wohl nicht sehr häufig auf der Anlage zu sehen!
Einer der Männer sprang dann auch gleich in sein Golfauto und wir mussten mit Winnie folgen. Er führte uns in den letzten Winkel der Anlage und brachte uns auch gleich noch den Wasserschlauch zum Ausspülen. Wir kennen das schon ... zwei hübsche Ischen in einem alten Wohnmobil und man kommt
automatisch mit den Männern ins Gespräch. Der junge Mann war richtig interessiert an unserer Reise und meinte anschließend nur, dass er sich irgendwann auch mal ein Wohnmobil kaufen wird. Wir bedankten uns für seine Hilfe und fuhren fröhlich wieder von Dannen!
Unser Weg führte weiter nördlich in Richtung Boston. Wir verbrachten eine Nacht im Wompatuck State Park (17$ für Full-Hookup). Am Donnerstag fanden wir südlich von Boston in Wollaston einen Park & Ride Parkplatz direkt neben einer U-Bahn. Von hier aus ging es in 25 Minuten in die Innenstadt von
Boston - alle 15 Minuten fuhr eine Bahn. Die Parkgebühr bis Mitternacht lag bei 3$. Da wir über Nacht dort standen, mussten wir am nächsten morgen noch einmal 3$ zahlen, aber das war uns das ganze wert. Bostons Straßen sind eine Katastrophe und Parkplätze in der Innenstadt sind rar.
Erneut dauerte es eine Weile, bis wir den Ticketautomaten verstanden. Zum Glück ist immer jemand anwesend, der das System kennt und die Info an blöde Touristen weitergeben kann. Aber über 2$ pro Fahrt kann man nicht meckern.
Wir stiegen in unmittelbarer Nähe vom berühmten Beacon Hill aus und besuchten das nächste Visitor Center. Dort bekamen wir eine Stadtkarte mit allen Sehenswürdigkeiten. Boston macht es Touristen leicht: man folgt einfach der roten Linie - dem Freedom Trail - auf dem Bürgersteig.
Am State House mit der goldenen Kuppel vorbei, machten wir einen kurzen Abstecher zu den alten Häusern auf dem Beacon Hill. Hier lebt die High Society von Boston. Die roten Backsteinhäuser mit ihren Metallbalkonen und dem Efeu an den Hauswänden sind wirklich schön und in den engen Kopfsteinpflastergassen ist es
ruhig und schattig. Die Sonne knallte erbärmlich vom Himmel und es war heiß.
Der Freedom Trail führte uns am Old South Meeting House vorbei, in dem 1773 5000 Bostoner gegen die hohen Teesteuern protestierten und damit die berühmte Boston Tea Party auslösten. Dieses war der Beginn der Revolution gegen die herrschenden Engländer und drei Jahre später erklärten die Kolonien ihre Unabhängigkeit.
Wir spazierten durch die alte Faneuil Hall Markthalle. Mit dem Fahrstuhl (dessen Wände waren von drinnen mit blauen Matten ausgestattet. Leben hier Verrückte oder sollte das ein Lärmschutz sein?) sollte es in den zweiten Stock zur Grand Hall gehen, aber der Fahrstuhl hielt dort partout nicht an. Stattdessen wurden
wir im vierten Stock ausgespuckt. Hier befand sich ein kostenloses Marinemuseum. OK ... auch nicht schlecht, aber nicht wirklich, was wir sehen wollten.
Helen stellte anschließend fest, dass die Menschen in Boston alle erstaunlich schlank im Vergleich zum restlichen Amerika waren. Kaum gesagt, liefen uns zwei richtig fette Doppelwhopper über den Weg! Zur Strafe musste Helen sich dann als Hummer verkleiden.
Boston - eine der ältesten Städte in den USA - ist voller Geschichte. Der rote Pfad führt am Paul Revere Haus vorbei, dass älteste Gebäude der Stadt von 1676. Auf dem Copp´s Hill Friedhof findet man alte Gräber (das älteste von 1661).
Wir liefen in der Nachmittagssonne über die Charlestown Bridge rüber und besuchten auf der anderen Seite des Charles River die USS Constitution - dem ältesten Kriegsschiff, das noch heute im Dienste der US Marine steht. Sie lief 1797 vom Stapel und gründete mit 4 anderen Schiffen die US Marine. Die Gesamtkosten für die USS Constitution lagen bei
$302.718 - dieses war für die Wirtschaft damals genau so teuer, wie heutzutage ein Flugzeugträger.
Die Besichtigung des Schiffs ist kostenlos und die Decken Unterdeck sind so flach, dass man heutzutage nicht aufrecht laufen kann. Ein Beweis, dass vor 200 Jahren die Menschen mindestens einen Kopf kürzer als wir waren. Neben den 32 Kanonen inklusive Eisenkugel, kann man hier einen Nachbau der alten Quartiere sehen. Offiziere hatten eine winzig kleine Kabine. Der normale
Marinesoldat lediglich eine Hängematte.
Wir genossen anschließend den Sonnenuntergang über dem Charles River. Jogger, Rollerblader und Spaziergänger säumten die Promenade entlang des Flusses. Eine sportliche und entspannte Atmosphäre in dieser amerikanischen Großstadt. Über Beacon Hill und der Back Bay, machten wir uns im Dunkel zur U-Bahnstation auf. 11km Stadtwanderung reichten für heute. Uns taten die Füße weh!
Am nächsten morgen fuhren wir mit Winnie rüber zur Harvard University. The going was tough im Straßenverkehr und wir nahmen unfreiwillige Umwege. Am Ende fanden wir dann aber einen Parkplatz direkt neben der Uni. Harvard ist eine der Top-Universitäten des Landes. Hier studiert oder studierte alles, was Rang und Namen hat. Das nächste Semester sollte in einer Woche beginnen und wir
sahen mehrere Möbelwagen auf dem Uni-Gelände. Die Studenten sind hier in alten Backsteinhäusern untergebracht. In die berühmte Bibliothek kamen wir aber ohne Harvard-Ausweis nicht rein. Stattdessen warfen wir einen Blick in die Memorial Hall. Von drinnen und draußen sieht sie wie eine Kirche aus - alles ist im edlen, dunklen Holz gehalten.
Anschließend verließen wir Boston in Richtung Norden. Unser nächster Stopp war Salem - berühmt für seine Hexenverfolgung im Jahre 1692. 19 Frauen wurden gehängt - andere wurden ins Gefängnis gebracht. Der kleine Ort ist recht hübsch mit den typischen bunten New England Holzhäusern.
Nicht weit davon entfernt liegt Rockport. Kirsten war hier 1994 schon mal mit zwei Freundinnen und hatte noch die leckeren Fish & Chips in Erinnerung. Sie schwärmte Helen davon vor und der lief das Wasser im Munde. Der kleine Fischerort ist richtig schnuckelig mit den kleinen Holzläden, aber weit und breit war zunächst kein Fish & Chips Shop zu sehen. Helen, die bereits kurz vor dem Hungertod war,
bekam richtig schlechte Laune.
Auf der Hauptstraße entdeckten wir dann doch noch ein Restaurant mit Fish & Chips. Helen war zunächst happy, die Teller waren prall gefüllt und das Ganze sah auch echt lecker aus. Leider stellte sich die Panade dann aber als trocken heraus und schmeckte eher wie Pappe. Tja, das haben wir diesem unglaublich blöden "Gesundheitswahn" der Amis zu verdanken. Null Fett, Null Kalorien! Alles ist chemisch oder genetisch
verändert und schmeckt einfach nicht mehr. Wo waren die leckeren - vor Fett triefenden, aber schmackhaften Fischfilets?
Im Dunkel ging es weiter nach New Hampshire und wir fanden zum Glück einen Wal-Mart für die Nacht. Das Wetter am nächsten Tag war regnerisch. Unser Wetterradio meldete schwere Stürme für den Nachmittag. Ausläufer des Hurricanes Hanna sollten mit viel Regen auf die Küste stoßen. Helen hatte unbedingt das Ziel, wenigsten einmal in allen US-Staaten gewesen zu sein. Wir machten also einen ganz schnellen Abstecher nach Maine und besuchten
das schnuckelige Kennebankport. Wir schlenderten für eine halbe Stunde durch den Ort und bewunderten die Holzhäuser auf Stelzen. Als langsam der Regen einsetzte, machten wir uns so schnell wie ging von Dannen und fuhren Landeinwärts zurück nach New Hampshire und quer durch Vermont. Um 16.00 Uhr nachmittags holte uns hier aber dann Hannas Regen ein und der war heftig. Prompt leckte es wieder durch unser Alkovenfenster und die Dachluken.
Sightseeing war bei diesem Wetter natürlich auch nicht angesagt.
Am nächsten Tag war das Wetter aber wieder schön und wir fuhren quer durch New York State rüber nach Pennsylvania - 431km an einem Tag. Wir müssen uns ein bisschen sputen, denn in 3 Wochen läuft unser Visum für die USA aus und wir müssen noch tausende von Kilometern bis Mexiko hinter uns bringen.
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