06.10.-17.11.2008: Tamasopo
So ganz das Paradies war es am Anfang nicht. Da wir immer noch am Ende der Regenzeit waren, regnete es entsprechend häufig - meistens nachts und der Fluss direkt vor der Haustür war mehr ein reißender Strom, als ein kristallklarer Badefluss. Bei fast 30°C und hoher Luftfeuchtigkeit musste ab und zu mal eine Abkühlung her und Kirsten traute sich bibbernd in die recht kalten Wassermassen.

Bei dem Dauerregen tropfte es zwangsläufig wieder einmal durch die Klimaanlage und Helen nahm ein unfreiwillig kaltes Bad im Bett, als sie die Abdeckung für das Alkovenlicht abnahm.

Unsere Freunde Bob und Suzanne kehrten ein paar Tage nach unserer Ankunft in Tamasopo aus den USA zurück. Sie wohnen in Tamasopo in einem wunderschönen Haus und hatten uns angeboten, bei ihnen auf dem Grundstück zu stehen. Wir kamen mit Winnie aber die steile Schotterstraße zu ihrem Haus nicht hoch und so standen wir wieder auf dem Paso Ancho Campingplatz. Der Besitzer ist ein guter Freund von Bob und Suzanne und ließ uns hier kostenlos stehen. Wir bekamen sogar eine Stromverbindung.

Bob und Suzanne versorgten uns mit einer großen Plane, die wir komplett über Winnies Dach spannen konnten. Nach dem tagelangen Dauerregen, kletterte Kirsten dann während einer Regenpause aufs Dach, um die undichten Stellen neu zu verkleben.

Eigentlich hätte man auch im Regen duschen können, aber das nur mit Badeanzug oder Bikini. Mehrere Bauarbeiter errichteten neue Hütten auf dem Campingplatz und wir wollten uns da keine Blöße geben. Stattdessen bauten wir unsere neue Duschkabine auf. In Kombination mit der Solardusche kann man so ungestört nackt duschen. Ein echter Luxus!

Weniger luxuriös war aber die Ameisen-Attacke! Aufgrund des feuchten Wetters suchten sie ein neues Zuhause, denn ihre Erdlöcher waren am absaufen. Über einen Baum, dessen Zweig Winnies Dach berührte, fanden die großen Blattschneideameisen ihren Weg durch eine Lüftung in unseren Kleiderschrank.

Helen wollte gerade duschen gehen und öffnete den Schrank, um ein neues T-Shirt rauszuholen. Ahhhh ... Hunderte von Ameisen krabbelten über unsere Klamotten und unter den T-Shirts lagen schon die Reiskörner-großen Eier! Ekelhaft!!! Helen knallte zunächst vor Schreck die Schranktür wieder zu und rief Kirsten um Hilfe. Da wir kein Spray hatten, versuchten wir so viele Ameisen wie möglich zu töten, bevor sie uns aus dem Schrank entwischten und sich in anderen Regionen von Winnie verbreiteten. Das war natürlich ein unmögliches Unterfangen. Gott, waren die Teile eklig.

Nach und nach trugen wir alle Klamotten nach draußen und schüttelten massenhaft Ameisen und Eier aus. Am Ende standen wir mit drei vollen Säcken Wäsche da, die umgehend gewaschen werden mussten. Und wir hatten uns doch so auf einen erholsamen Urlaub nach den anstrengenden 3 Monaten in den USA gefreut.

Kirsten kletterte erneut aufs Dach und fand um den Lüftungsschacht herum massenhaft Ameisen. Sie kappte den Zweig und fegte sämtliche Ameisen vom Dach. Dann wurde der Lüftungsschacht von innen verklebt und ... da wir gerade einmal dabei waren ... auch der gesamte Kleiderschrank.

Tagelang verbrachten wir damit Ameisen in allen möglichen Ecken und Schränken von Winnie zu suchen. Winnie wurde kurzerhand zum Massengrab. Drastische Maßnahmen waren gefragt und Bob und Suzanne brachten uns ein Ameisen-Spray. Das enthielt aber giftige Stoffe, die wir nicht unbedingt auf engsten Raum im Winnie einatmen wollten. Wir sprühten draußen so gut es ging, aber die Blattschneideameisen sollten uns drinnen noch wochenlang begleiten. Neben den großen hatten wir jeden Tag auch Unmengen von kleinen Ameisen. Da kann man einfach nichts gegen machen. Die schlüpfen durch jede Öffnung durch und sind in der Masse nicht totzukriegen.

Als dann endlich der Regen aufhörte, wurde das Leben wieder besser. Wir spielten täglich mit Duke, dem wunderhübschen Campingplatzhund. Er liebte es, wenn man ihm ein Stück Holz in den Fluss warf. Er hechtete mit einem weiten Satz ins Wasser und paddelte wie wild mit seinen großen Pfoten. Wenigstens einer war hier fit. Kirsten hatte sich fest vorgenommen hier zu joggen. Aber der Regen verwandelte die Zugangsstraße zum Campingplatz in eine unendliche Schlammpfütze. Da ging gar nichts mit Laufen!

Stattdessen musste Kirsten aber ein paar Mal mit dem Fahrrad ins Dorf, um Internet und Shopping zu erledigen. Das Dorf liegt allerdings 5km vom Campingplatz entfernt. Da Kirstens Fahrrad kein Schutzblech hat, kam sie immer mit einem Braunen Streifen auf der Hose wieder nach Hause. Obendrein war sie Schweißgebadet, denn nach dem Regen herrschten in Tamasopo Subtropische Temperaturen.

Wir warteten ein paar Tage, bis der Pfad zu den Wasserfällen von Puente Del Dios abgetrocknet war. Unglaublich, welche Wassermassen hier nach dem Regen runterkamen.

Bob und Suzanne nahmen uns zu einer Geburtstagsparty ihres Freundes Manuel in Alequinas mit. Zusammen mit Manuel betraten wir die Festhalle und über 100 Gäste standen auf und klatschten begeistert Beifall. Wow! Wir nahmen als "Ehrengäste" am Tischende neben Manuel Platz und sofort wurde leckeres Essen serviert. Natürlich fehlte auch die laute Live-Musik nicht. Highlight für uns war die große Geburtstagstorte!

Am 4. November fanden in den USA die Präsidentschaftswahlen statt und wir könnten hier bei Suzannes Freunden alles live über Satellit verfolgen inklusive der letzten Debatte zwischen McCain und Obama (Sieger des Abends war hier "Joe The Plummer". Dieser wurde mehrfach von McCain erwähnt und stellte sich später als glatzköpfiger Bulli mit dem Namen "Wurzelbacher" heraus!).

Suzanne und Bob organisieren jedes Jahr eine Medizinische Mission für Tamasopo und Umgebung. 50-60 Ärzte und Krankenschwester kommen für eine Woche aus Texas (Sugarland bei Houston) angereist und führen hier kostenlos für die Bevölkerung medizinische Untersuchungen durch. Augenarzt, Zahnarzt, Physiotherapeut, Orthopäde, allgemeiner Arzt … es ist alles dabei, inklusive der Clown, der die Kinder während des Wartens mit Späßen die Zeit vertreibt.

Suzanne organisiert normalerweise mit zwei Frauen aus dem Dorf sämtliche Mahlzeiten für die Mission. Morgens, mittags und abends müssen 70-90 Personen (inklusive Dolmetscher und Priester) mit warmen Mahlzeiten versorgt werden und Suzanne fragte uns, ob wir sie dieses Jahr dabei tatkräftig unterstützen würden. Na klaro! Wir freuten uns riesig, dass wir das machen durften. Suzanne und Bob haben uns schon so häufig von dieser Mission erzählt und wir waren dieses Mal genau zur richtigen Zeit da. Die Mission fand vom 8. bis 15. November statt und schon Tage/Wochen im Voraus planten und kochten wir zusammen mit Suzanne.

Da schon morgens um 5.45 die Kaffeemaschinen angestellt werden mussten, parkten wir während der Mission mit dem Winnie direkt auf dem Hotelgelände, in dem die meisten Ärzte untergebracht waren. Der Weg vom Campingplatz war einfach zu weit. Bob und Suzanne mieten immer ein Zimmer im Hotel, um dort ihre Vorräte unterzubringen. Wir konnten das Zimmer zum Duschen nutzen.

Das Ärzteteam gehört einer katholischen Gemeinde in Sugarland an und neben den Behandlungen stehen natürlich auch das tägliche Gebet und das christliche Miteinander auf dem Programm. Zum Glück sind Suzanne und Bob genau wie wir völlig ungläubig. Suzanne meinte nur: Just do your job and keep your mouth shut, when religion comes up. Sie erzählt den Leuten immer sie sei Buddhistin und glaubt an das Recht auf Leben.

Wir bewunderten die Ärzte, Krankenschwester und die vier katholischen Priester, die diese Mission spirituell begleiteten. Sie finanzieren diese Mission mit 700$ pro Person selbst, geben ihren Jahresurlaub dafür her und bringen obendrein sämtliche Arzneimittel und Geräte mit. Die Leute in und rund um Tamasopo sind zum Teil sehr arm - viele leben vom Ackeranbau. Außer Suzanne und Bob gibt es hier sonst keine Gringos und auch kaum ausländische Touristen.

Am Freitag, den 7.11.2008, kamen die ersten Mitglieder der Mission an. Cordell, der über 70-jährige Leiter der Mission, Rick und Mary (sie gründeten zusammen mit Bob und Suzanne diese Mission in Tamasopo), einer der Priester sowie Janice (leitete die Augenabteilung) und Barbara (offizielle Fotografin und Crowd-Control-Person) waren als Vorhut mit einem Anhänger voller Medikamente über die Grenze gekommen. Hier muss vorab viel Papierkram in Mexico City erledigt werden, um die einführen zu dürfen. Die restlichen Mitglieder der Mission kamen am Sonntag.

Bis auf Patty, Mary und Rick (die übernachteten bei Bob und Suzanne), waren alle in zwei gegenüber liegende Hotels untergebracht. Streng getrennt nach Mann und Frau! Das galt auch für Ehepaare! Ja kein zusätzliches Vergnügen bitte. Schließlich war man zum Arbeiten hier.

Für uns fingen die Vorarbeiten am Samstag an. Auf dem Hotelgelände gab es eine überdachte Terrasse mit angrenzender Küche - alles niegelnagelneu installiert. Wir schleppten Tische und Stühle ran und kratzten die schwarzen Ölreste von der Grillplatte runter.

Am Sonntag holte Bob das vorbestellte Mittagessen aus dem Nachbardorf ab. Wir mussten es lediglich aufwärmen und anschließend die Tische saubermachen. Am Abend fand ein Begrüßungsessen für die Mission beim Präsidenten von Tamasopo statt. Wir entschlossen uns im Winnie zu bleiben und stattdessen früh ins Bett zu gehen. Denn die nächsten vier Tage hatten es in sich.

Morgens um 5.00 Uhr aufstehen, Kaffeemaschinen anschmeißen, 60 große Kartoffeln schälen und schneiden (waren am Tag vorher vorgekocht worden), 6 große Zwiebeln schälen und schneiden (Kirsten liefen morgens um 6 Uhr schon die Tränen), dazu Paprika. Das ganze mit viel heißem Öl auf der Heizplatte zu Bratkartoffeln verbraten. Nebenbei frisches Obst für das Müsli und die Joghurts schälen und schnippeln und Würstchen in der Mikro heiß machen. Das gab es an drei Morgen. Einmal waren statt Bratkartoffeln 120 Pfannkuchen dran.



Suzanne, Mary und Patty haben zur gleichen Zeit in ihrem Haus Rühreier für 70 Personen gemacht. Das Frühstück wurde nach dem Morgengebet gegen 8.00 Uhr zur Raubtierfütterung freigegeben. Suzanne hatte extra für die Mission zwei große Warmhaltevorrichtungen besorgt. Wir sorgten für entsprechenden Nachschub, schruppten nebenbei die Küche, und nachdem alle anderen gegessen hatten, setzten wir uns 5 Minuten lang hin, um auch noch schnell was reinzuschaufeln.

Kaum waren alle auf dem Weg zur Arbeit, sammelten wir das dreckige Geschirr ein (der arme Bob fuhr damit nach Hause und musste alles per Hand abwaschen), wischten die Tische und Stühle ab, fegten den Speisesaalboden und die Küche mit dem Wischmob. Vor 10.30 Uhr waren wir damit in der Regel nicht fertig. Und das war nur das Frühstück.



Mittags gab es Sandwiches, Salate, Chips und Obst, die Suzanne, Mary und Patty zubereiteten. Wir waren über Mittag für den Nachtisch für das Abendessen verantwortlich - u.a. 4 große Schalen Käsekuchen, 150 Haferkekse und eine Art Pfirsich-Sahne-Torte - und das alles bei einer Schweinehitze an sehr schwülen Tagen. Die von uns in der Vorbereitung mehrfach geübten Bananenbrote kamen nicht einmal zum Einsatz.

Da das Mittagessen neben der Turnhalle und nicht im Speisesaal serviert wurde, hatten wir zwischendrin mal Zeit einen Blick in die Turnhalle zu werfen, um die Ärzte bei ihrer ebenfalls schweißtreibenden Arbeit zu beobachten. Die Halle war in mehrere "Krankenzimmer" eingeteilt. Diese wurden mit Holzträgern und schwarzer Gummifolie gebaut, sodass die Patienten sich ausziehen konnten. Es war wahnsinnig laut in der Halle und täglich wurden über 500 Leute medizinisch versorgt.

Rick, der Chiropraktiker behandelte alleine gut 100 Leute pro Tag. Am vorletzten Tag nahm eine 350 Pfund schwere Frau auf der Behandlungsliege Platz und die krachte dann auch gleich unter ihrem enormen Gewicht zusammen. Rick musste dann im Dorf erst einmal jemanden finden, der ihm die Liege notdürftig für den letzten Tag der Mission reparierte.

Außer dem Nachtisch mussten wir für das Abendessen keine weiteren Vorbereitungen machen. Suzanne und ihre Mexikanischen Freunde zauberten fantastische Gerichte her. Ehrlich, 5-Sterne Menüs! Unglaublich! Suzanne erzählte uns, dass sie und Bob bei einer Mission nahe der Kupferschlucht die ganze Woche lang nur Rühreier und Hotdogs bekommen haben - morgens, mittags und abends. Wir genossen hier Kartoffelgratin, Nudelaufläufe, Mexikanische Delikatessen und Fleisch in allen Varianten. Dazu gab es ein tolles Salatbuffet und natürlich zur abschließenden Krönung unseren Hausgemachten Nachtisch.

Ein Drittel der Missionsmitglieder nahm zum ersten Mal an der Mission in Tamasopo teil. Viele erzählten uns, dass sie sich vorab Sorgen um das Essen in Mexiko gemacht haben und glaubten ordentlich in dieser Woche abzunehmen. Daraus wurde natürlich nichts. Die gesamte Küchenmannschaft bekam Lob ohne Ende!

Am härtesten von uns allen arbeitete eigentlich Bob. Er hatte mit der Vor- und Zubereitung des Essens überhaupt nichts zu tun, musste aber den ganzen Tag mit dem Auto Sachen hin- und herfahren, Besorgungen machen, war nach jeder Mahlzeit für den Abwasch der Töpfe, Pfannen, Messer usw. zuständig und schmiss nebenbei auch noch täglich die Waschmaschine an und hängte die nassen Klamotten auf der Leine auf. What a man!

Nach dem Abendessen trugen Mitglieder der Mission bei einem Glas Wein oder Bier Anekdoten aus dem Tagesgeschehen vor. Zum Teil wurden da wirklich rührende Geschichten erzählt und mehrfach liefen die Tränen. Die Leute waren wirklich mit dem ganzen Herzen dabei. Da wir während dieser Stunde nicht unbedingt den Fußboden zwischen den Füßen schruppen oder die Tische abwischen konnten, hörten wir mehr oder weniger geduldig zu.

Vor 23 Uhr kamen wir selten aus dem Speisesaal raus, anschließend das Fett und den Schweiß vom Körper duschen und ab ins Bett - 16 Stunden ackern am Tag und wenig Schlaf. Zum Glück war das für uns aber gar nichts im Vergleich zu unserem Job in der Fishing Lodge in Kanada. Da haben wir das ohne Pause für 3 Monate gemacht. Wie wir das geschafft haben, ist uns im Moment schleierhaft, denn nach den 4 Tagen waren wir richtig geschlaucht - Rückenschmerzen ohne Ende, Schweißpickel überall von der Hitze am Grill.

Hat aber trotzdem riesigen Spaß gemacht!

Ein paar kleinere Pannen gab es natürlich auch, die wir hier nicht verschweigen wollen. So musste Helen zum Beispiel am zweiten Morgen durchs Fenster in die Küche krabbeln. Irgendjemand hatte am Abend vorher die Tür mit eingeharktem Schloss zugemacht und um 5.00 Uhr morgens war keine Hotelseele weit und breit zu finden. Ergo, Helens sportliche Glanzleistung. Zum Glück waren es Schiebefenster und eines davon war nicht verschlossen.

Am selben morgen hatte Helen zwar die Kaffeemaschinen angestellt, aber nicht bemerkt, dass die Verlängerungsschnur gar nicht eingestöpselt war. Bob bemerkte das zum Glück etwas später. Da jede Kaffeekanne eine Stunde Vorlaufzeit benötigte, hätten wir an diesem Morgen fast keinen Kaffee gehabt. Oh ... oh.

Dann vergaßen wir Wasser in die Teekanne zu gießen. In der Panik die folgte, füllten wir gleich zweimal Wasser in den Kocher. Da die Kanne nach einer Fuhre voll war, lief die zweite Ladung ungebremst aus der Maschine und sorgte für eine Flut auf dem Kaffeetisch. Shit happens!

Am Mittwochabend gab Suzannes Mikrowelle ihren Geist auf. Suzanne war gerade dabei, Schweinefleisch für 90 Personen aufzuwärmen. Ein Missionsmitglied machte sich zeitgleich in der Hotelmikrowelle eine Tasse Wasser für Tee heiß. Suzanne warnte noch vor der Zweitbenutzung, denn die Stromleitungen in Tamasopo knallen bei Überbelastung schnell durch. Und das passierte dann auch. Ärgerlich! Zum Glück hielt die zweite Mikro und wir konnten das restliche Fleisch aufwärmen.

Doof war auch, dass jeden Abend ab 18 Uhr eine der Hauptwasserleitungen in Tamasopo abgestellt wurde. Betroffen davon war der Wasserhahn in unserer Küche. Wir mussten also jeden Abend vorab einige Wassereimer füllen, um Wasser zum Wischen und Abspülen zu haben.

Unsere Küchenarbeit endete am Donnerstagmittag. Kirsten machte noch schnell eine Riesenfuhre ihres berühmten Deutschen Kartoffelsalates für das Abschiedsessen am nächsten Tag.

Anschließend hat uns dann eine der Zahnärzte umsonst die Zähne gereinigt. Die Zahnärzte hatten ihr gesamtes Equipment dabei, das mit einem eigenen Generator betrieben wurde, da Stromausfälle in Tamasopo nicht selten sind. Man lag auf Liegestühlen (sehr bequem) - die hydraulischen Stühle hatten sie nicht mitgebracht. Wenn es nicht der Zahnarzt gewesen wäre, hätten wir gut ein Nickerchen machen können. Aber schon das Geräusch des Zahnsteinentferners sorgt für angespannte Muskulatur bei uns. Michelle war aber eine super Zahnärztin und zum ersten Mal in unserem Leben beim Zahnarzt hat nichts wehgetan. Bei Helen hat sie zwei Löcher entdeckt. Da vor Ort aber keine Porzellanfüllungen gemacht werden konnte, muss Helen nun zu einem Zahnarzt in Mazatlan.



Abends war dann eine Party beim Präsidenten von Tamasopo angesagt. Das Essen wurde aus dem Dorf organisiert und anschließend wurde den ganzen Abend getanzt. Vom Präsidenten gab es für jedes weibliche Mitglied der Mission ein Dankeschön-Geschenk. Wir bekamen obendrein von Mitgliedern der Mission ein paar Blumen und T-Shirts geschenkt. Es wurden zahlreiche Gruppenfotos gemacht. Kirsten hatte zur Feier des Tages sogar ein Kleid angezogen. Hola! Das erste Mal in fünf Jahren!

Bob und Suzanne gaben ihren "Rücktritt" bekannt. Mit fast 70 Jahren ist den beiden das Organisieren und Kochen für so viele Leute (vor 5 Jahren wurden "nur" 25 statt 90 Missionsmitglieder bekocht!) einfach zu viel. Aber ganz raushalten werden die beiden sich bestimmt nicht. Da steckt einfach zu viel Herzblut dahinter.

Wir tanzten zu Abba und Village People (alle Achtung, die Katholiken sangen und tanzten da fröhlich zu den Schwulen Jungs!) bis in die frühen morgen Stunden. Helen quälte sich dann um 5.20 Uhr morgens aus dem Bett, um die Kaffeemaschinen anzuschmeißen. Auch an diesem Morgen gab es hartnäckige Mitglieder, die das 7 Uhr Gebet nicht verpassen wollten.

Um 9.30 Uhr gab es dann für uns alle ein organisiertes Frühstück bei den Cascadas (Wasserfällen) von Tamasopo. Schön, wenn jemand anderes die Pfannkuchen, Eier usw. vorbereitet und man es in aller Ruhe genießen kann.

Nach dem Frühstück haben wir eine Wanderung zu den Wasserfällen gemacht. Dabei wären wir fast auf eine giftige Schlange getreten, die gut getarnt mitten auf dem Pfad lag. Zum Glück wurden wir rechtzeitig gewarnt.

Anschließend bauten die Missionsmitglieder in der Turnhalle wieder alles ab und wir halfen Bob und Suzanne das Hotelzimmer auszuräumen. Den Nachmittag verbrachte die gesamte Truppe dann bei unserem Paradies in Paso Ancho. Bob führte eine große Gruppe zu den Wasserfällen der Puente Del Dios hoch und inzwischen war der Wasserpegel so gesunken, dass man wieder in die Fledermaus-Höhle schwimmen konnte. Wer wollte schwamm, kletterte und kroch den Fluss entlang zurück zum Campingplatz.

Hier bereiteten Hilda und Charro (die Besitzer von Paso Ancho) eine Discada zu. Diese besteht aus diversen Fleischsorten, Zwiebeln und Chilischoten. Das ganze wird in einer großen Metallschale über einem offenen Feuer geschichtet gekocht und mit Käse überbacken. Dazu gab es Weizentortillas und Kirstens Kartoffelsalat. Absolut lecker!

Kaum waren wir zurück im Winnie, setzte sich Kirsten hin und arbeitete bis weit nach Mitternacht an Fotos und Videos. Denn früh am nächsten morgen reisten alle Teilnehmer der Mission ab. Cordell kamen fast die Tränen als Kirsten ihm die DVD mit den Videos und Fotos überreichte. Wir holten die weißen Taschentücher zum Abschied raus und wünschten allen eine gute Heimreise.

Bob und Suzanne hatten alle Mitglieder gebeten, Klamotten, die sie nicht mehr mit nach Hause nehmen wollten, in Plastiksäcke zu stecken. Sie versprachen diese zu waschen und an bedürftige Menschen in Tamasopo weiter zu geben. Einige der Mitglieder gaben buchstäblich ihr letzte Hemd! Der Zahnarzt fuhr z.B. nur noch in seiner grünen Zahnarztkluft nach Hause. Und Bob verbrachte die anschließende Woche damit 19 Waschmaschinen voller Klamotten laufen und trocknen zu lassen. Anschließend wurde alles sortiert und ordentlich zusammengefaltet. Die Arbeit nahm auch nach der Mission kein Ende!

Wir legten uns nach dem Abschied wieder ins Bett. Helen war an diesem Morgen schon um 4.10 Uhr zum Kaffeekochen aufgestanden und vergas prompt Kaffeepulver in eine der Kannen zu füllen. Na ja, heißes Wasser schmeckt auch nicht schlecht, oder?

Völlig kaputt, erholten wir uns die nächsten Tage. Bob und Helen ließen sich im Dorf massieren. Suzanne und Kirsten holte eine Grippe ein.

Helen wurde nach der Massage aus dem Winnie verbannt. Trotz dicker Nase konnte Kirsten den Gestank des Jasmin-Massageöls nicht vertragen. Helen duschte sich das Zeug bei Bob und Suzanne runter. Das Leben ist manchmal hart!