23.11. - 03.12.2013: Mumbai

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Sa, 23.11.2013: Dubai −> Mumbai, sonnig, 27-32°C

Der Wecker klingelte um 7.30 Uhr. Pünktlich um 9 Uhr kam unser Taxi zum Flughafen. Da unser Flieger nach Mumbai erst um 12.15 Uhr ging, hatten wir ein wenig Zeit. Während Helen unsere letzten Dirhams in Schokolade umsetzte, holte ich den Computer raus und arbeitete an unseren Bildern und Videos für Dubai.

Unser Jet Airways (Indische Airline) kostete nur 127 US$ pro Person und war erstaunlich gut. Wir bekamen sogar ein warmes Essen (leckere Curries) und schwarzen Tee mit ZUCKER!!! :-)

Der Flug dauerte etwas unter drei Stunden und beim Anflug auf Mumbai sahen wir schon einmal die ersten großen Slums (Armenviertel) Der Flieger flog direkt über die Papp- und Wellblechdächer. Mumbai Zeit ist 1,5 Stunden vor Dubai und wir landeten leicht verfrüht um 16.20 Uhr. Die Luft im Flughafen war schwül und heiß, draußen waren Temperaturen um die 32°C.

Die Einreise war dank unserer Visas unproblematisch. Und unser Gepäck kaum auch an. Jetzt brauchten wir nur noch Geld, um das Taxi bezahlen zu können. Der erste Geldautomat hatte schon kein Geld mehr und am zweiten bekamen wir ganze 10.000 Rupien (125 €). Das ist aber die Norm hier in Indien. Manche Automaten erlauben auch das Mehrfachziehen von Geld, aber man zahlt ja leider viel Geld mit jeder Transaktion - das kann auf die Dauer also teuer für uns werden.

Um das Handeln und übers Ohr gehauen werden am Taxi zu sparen, sind wir zum "Prepaid Taxi" Schalter gegangen. Wir zahlten 560 Rupien (7 €) für ein Taxi ohne Klimaanlage (wir gewöhnen uns am besten gleich an die Hitze! Die klimatisierten Taxis kosten 120 Rupien mehr) und bekamen einen Zettel. Draußen warteten dann schon die Taxis auf uns. Unser Zettel führte uns zu einem alten, kleinen und leicht verbeulten Viat. Da es keinen Platz für unsere Tasche und den großen Rucksack im Taxi gab, wurden beide oben auf einem Dachgepäckträger mit einem Seil gesichert und los ging die fast 2-stündige Taxifahrt zu unserem Hotel im Süden von Mumbai.

Unser erster Eindruck von Indien war laut, hektisch und die vielen Gerüche sind auch gewöhnungsbedürftig. Es wurde gehupt ohne Ende und Tausende von Auto, Taxis, Kleintransporter, Rickshaw, Motorräder und Busse wühlten sich durch den Abendverkehr. Nach dem Motto "wo Platz ist" und "wer die Nase vorne hat" wird hier gefahren. Die großen Hauptstraßen sind zum Teil 7-spurig in eine Richtung, Fahrbahnspuren sind aber nicht zu erkennen und der Verkehr schlängelt sich so durch. Wer zögert ... der verliert. Wenn mal Platz ist wird kräftig aufs Gaspedal getreten, dann staut es sich wieder irgendwo und es wird voll auf die Bremse getreten. Gut, dass wir hinten saßen. Ach ja, einen Sicherheitsgurt gab es in unserem Taxi nicht, dafür einen Elefanten-Hindu-Schrein auf dem Armaturenbrett. Mögen die Götter uns gesegnet bleiben!

Unser Hotel im Süden von Mumbai sieht von außen nicht gerade attraktiv aus. Es ist ein stinknormales Wohngebäude und benötigt dringend einen Außenanstrich. Das Bentley Hotel liegt im dritten Stock und kaum kommt man durch die gläserne Eingangstür, sieht die Welt schon viel besser aus. Wir checkten um 19.15 Uhr ein und man zeigte uns zunächst unser Zimmer. Das war natürlich etwas kleiner als unser Appartement in Dubai aber dennoch sehr sehr nett. Großes Bett, kleiner Kühlschrank, sauberes Badezimmer, eine kleine Sitzecke, einen großen Safe im Schrank und Blick aufs Meer. Kostenloses WiFi gibt es in der kleinen Hotellobby. Man brachte uns noch frische Handtücher und einen Wasserkocher. Was wollen wir mehr. Für umgerechnet 43 € war das für Mumbaiverhältnisse sehr gut und das Hotel liegt unglaublich zentral für uns. Der Churchgate Bahnhof und das große Cricket Stadion sind gleich um die Ecke.

Wir räumten unsere Sachen in die Schränke, genossen die Dusche (lauwarm, aber bei der Hitze eigentlich ganz angenehm) und verbrachten einen entspannten Abend im Zimmer. Draußen nahm das Hupen keine Ende - an die Lautstärke hier müssen wir uns einfach gewöhnen.

So, 24.11.2013: Mumbai, sonnig, Regen am Abend, 32°C

Genau wie in Dubai haben wir unseren ersten Tag erst einmal ganz ruhig angehen lassen. Erst einmal ausschlafen, dann Frühstück um 10.30 Uhr. Dieses kommt jeden morgen kostenlos aufs Zimmer und besteht aus Rührei und Toast. Anschließend sind wir zum Supermarkt um die Ecke gegangen und haben uns mit Joghurts und Säften eingedeckt. Kirsten sah eine riesige Ratte über den Boden des Supermarktes huschen. Aaargh! Niemand anderes schien sie gesehen zu haben. Daran werden wir uns wohl auch gewöhnen müssen. Indien ist nicht gerade ein sauberes Land!

Der Churchgate Bahnhof liegt gleich gegenüber und wir haben mal kurz einen Blick hinein geworfen. Es war Sonntag und man merkte, dass die Straßen und Bahnhöfe deutlich leerer waren, als an einem Werkstag.

Auf unserer Runde um dem Block entdeckten wir eine nette Bäckerei mit einem angrenzenden Restaurant (Gaylord). Wir checkten das Abendmenü und machten eine Reservierung für 19.30 Uhr. Anschließend ging es zum Hotel zurück und wir verbrachten einen entspannten Nachmittag auf unserem Zimmer. Fleißig wurde an den Berichten und Fotos für Dubai gearbeitet und nebenbei haben wir unsere Reiseführer nach Sehenswürdigkeiten für Mumbai durchgeforstet. Uns wurde schnell klar, dass wir wohl etwas mehr als eine Woche hier brauchen und so verlängerten wir unseren Hotelaufenthalt um weitere vier Tage. Das Bentley Hotel ist sehr beliebt und man bucht besser früher als später.

Unser Abendessen im Gaylord war total lecker. Rogan Gosh (Lamm in einer Art Indischen Gulasch) und Aloo Gobi (Blumenkohl und Kartoffeln mit Indischen Gewürzen). Dazu kam ein Lassi (süßes Joghurtgetränk) und ein Mangosaft. Das Ganze war für Indische Verhältnisse nicht gerade günstig, aber die umgerechnet 21 € waren es uns wert.

Mo, 25.11.2013: Mumbai, sonnig, 32°C

Heute stand als erstes ein Besuch bei der offiziellen Touristeninformation auf dem Plan. Diese Büros sind von der Indischen Regierung organisiert und über das ganze Land verteilt. Unseres lag 10 Minuten zu Fuß entfernt auf der anderen Seite des Churchgate Bahnhofs. Der Tag war unheimlich schwül und heiß und im Touristenbüro liefen die Klimaanlage auf vollen Touren, dennoch taten die Arktischen Temperaturen gut. Die junge Dame sprach gutes Englisch und versorgte uns mit sehr guten Informationen, Broschüren und Tipps.

Anschließend machten wir uns auf die Walking Tour durch Süd-Mumbai. Diese findet man in jedem Reiseführer und sie führt an den wesentlichen Gebäuden und Attraktionen vorbei. Morgen jährt sich der 5te Jahrestag der Terrorattacken auf das Taj Mahal Palace Hotel, das Oberoi Hotel und den Victoria Bahnhof (166 Tote). Überall sah man verschärfte Sicherheitsmaßnahmen. In die Mumbai Universität und den High Court (das Gerichtsgebäude) kamen wir nicht mal rein. Dafür konnten wir ohne Probleme in das Taj Mahal Palace Hotel. Lediglich eine Röntgenanlage mussten wir am Eingang passieren. Selbst beim Gateway of India muss man durch eine Sicherheitskontrolle. Die Inder mussten ihre Taschen öffnen, wir wurden freundlich durchgewunken. Vor der Keneseth Elizahoo Synagoge standen Soldaten mit Maschinengewehren neben einem gepanzerten Fahrzeug.

Mal abgesehen von der Hitze war die Walking Tour eigentlich ganz entspannt. Wir gewöhnen uns langsam an den Linksverkehr und schauen beim Überqueren der Straße in die richtige Richtung. Nicht überall gibt es Fußgängerampel und man folgt dann am besten den Einheimischen. Autos, Taxis und Busse halten nicht unbedingt, sie fahren einem aber auch nicht die Füße ab. Man muss sich halt so durchschlängeln und das viele Hupen ignorieren.

Mittags waren wir lecker im Moshe's Café essen. Helen hatte eine gebackene Kartoffel mit Bohnen, ich eine vegetarische Lasagne. Das Café liegt in unmittelbarer Nähe zum Gateway of India und wir werden sicherlich dort noch einmal speisen gehen.

Auf dem Rückweg zum Hotel sind wir noch beim Reality Tours & Travel Büro vorbei gegangen und haben die Nachmittagstour zum Dharavi Slum für Mittwoch gebucht. Anschließend wurde noch ein Stromadapter und ein neuer, sehr leichter Tripod gekauft.

Di, 26.11.2013: Mumbai, sonnig, Smog, 33°C

Um 7 Uhr klopfte es an unserer Tür. Wir waren noch im Tiefschlaf. Telefonanruf für mich? Häh, wer kann das denn sein? In Shorts, ärmelloses T-Shirt und mit wüstem Haarschnitt bin ich zur Rezeption gewackelt. Inzwischen war die Leitung unterbrochen und der Anrufer nicht mehr an der Strippe. Ist was in Hamburg passiert? Ich wieder zurück ins Bett. 10 Minuten später klopft es wieder an der Tür. Ich wieder raus aus dem Bett - dieses Mal wäre ich fast in Unterhose zur Rezeption gegangen!.

Ein James Anderson aus England war an der Strippe. Er würde heute Abend abreisen und wenn ich ihn noch auf einen Kaffee irgendwo treffen wollte, dann müsste das heute sein. Wer ist da? Sorry, aber einen James Anderson kenne ich nicht. Angeblich hätte ich ihn gestern beim Churchgate Bahnhof getroffen. Offensichtlich eine Verwechslung. Er hat aber ausdrücklich nach einer Kirsten im Bentley Hotel gefragt. Ob da jemand meinen Namen verwendet hat? Wir waren ratlos und es ging uns eine ganze Weile nicht aus dem Kopf. Helen meinte dann, ich sollte das nächste Mal einfach sagen, ich sei Brigitte aus Dänemark! Dann weckt uns wenigstens keiner mehr so früh! :-)

In der Mittagshitze sind wir zur Victoria Station, heißt heute Chhatrapati Shivaji Terminus (CST), gelaufen. Der Bahnhof ist das größte öffentliche Gebäude in Mumbai. Nach 10 Jahren Bauzeit fuhr hier 1887 die erste Dampflok. Heute sind es täglich mehr als 1000 Züge, die etwas 2,5 Millionen Menschen von diesem Bahnhof in die anderen Stadtteile Mumbais und außerhalb transportieren. Die Victoria Station ist das wohl schönste Bahnhofsgebäude der Welt.

Eigentlich waren wir hierher gekommen, um die berühmten Dabba-Wallas zu sehen. Sie transportieren 200.000 Mittagessen jeden Tag in die Büros von Süd-Mumbai. Wir standen wohl auf der falschen Seite und haben sie nicht gesehen. Ein paar Tage später konnten wir sie aber beim Churchgate Bahnhof beobachten (siehe Bericht vom 28.11.2013).

Rund um den Bahnhof war der Straßenverkehr enorm. Es ist immer wieder erstaunlich, mit welcher Ruhe und Gelassenheit die Inder die Straße überqueren. Der Verkehr kommt von allen Seiten, da nur wenige Rücksicht auf eine Rote Ampel nehmen. Es wird gefahren, wo Platz ist und gehupt ohne Ende. Die Fußgänger schlängeln sich zwischen den Taxi, Autos und Motorrädern durch und irgendwie wissen die genau, wann sie den Fußnagel zurückziehen müssen und wann sie in aller Ruhe einfach stur weitergehen können. Wir hingegen sind die einzigen, die ab und zu (okay, eigentlich fast immer!) den Turbo einlegen müssen und über die Straßen sprinten.

Etwas weiter nördlich von der Victoria Station liegt der Crawford Market. Laut Reiseführer ein Muss für jeden Touristen. Wir sind schon beim Eingang in das alte Gebäude gescheitert. Sogenannte Porters belästigten uns auf Schritt und Tritt. Es hängen große Hinweisschilder auf Englisch an den Eingangswänden, die Touristen darauf hinweisen, dass man einen Porter (Träger) nehmen muss - auch wenn man nichts kaufen will. Das war uns zu nervig! Wir sind gleich wieder gegangen. Es gibt noch mehr tolle Märkte in Indien!

Auf dem Rückweg sind wir an einer Schule vorbei gekommen. Es war "Kindertag" in den Schulen von Mumbai und wir sahen einigen Jungs beim Marschieren zu. Die müssen noch lange üben (okay, bei der Hitze hätten wir uns auch nicht so bewegen wollen!) und viele waren erstaunlich dicklich und unsportlich. Na ja, auch hier scheint sich nach und nach das Fastfood durchzusetzen.

Irgendwie waren wir vom Wege abgekommen und da es kaum Straßenschilder gibt, wussten wir nicht mehr genau, wo wir denn nun eigentlich waren. Wir fragten zwei Polizisten. Einen Mann und eine Frau und beide zeigten in total unterschiedliche Richtungen, als wir nach dem Churchgate Bahnhof fragten. Wir lachten und die Frau änderte dann ganz schnell ihre Meinung und deutete in die gleiche Richtung wie ihr Kollege. Na ja, alle Wege führen nach Rom und so sind wir mal in die Richtung gelaufen. Dieses Mal überquerten wir einen riesigen Kreisel in einer Unterführung. Wir waren zunächst misstrauisch, ob da unten nicht zwielichtige Gestalten auf uns ahnungslose Touristen warten würden. Aber nein, es war total sauber (kein Geruch nach Pisse!) und sicher!

Da uns der Tag zu heiß wurde, haben wir uns beim Gaylord noch mit leckeren Tortenstücken eingedeckt und haben den Rest des Tages in unserem kühlen Hotelzimmer verbracht. Endlich hatten wir mal Zeit die Reisebücher zu studieren und am Ende des Tages stand tatsächlich ein Plan für die nächsten vier Wochen!


Ankunft in Mumbai. Bentley Hotel. In den Straßen von Mumbai. Bahnhöfe. Straßenüberquerungen.

Mi, 27.11.2013: Mumbai, sonnig, nachmittags bedeckt, 32°C

Heute sind wir spät aufgestanden (10 Uhr). Langsam gewöhnen wir uns an die Lautstärke hier und schlafen durch. Für heute hatten wir die Nachmittagstour in den Dharavi Slum mit Reality Travel & Tours gebucht. Treffpunkt war 14 Uhr vor dem Reality Büro in Colaba - etwa 20 Minuten Fußweg von unserem Hotel entfernt.

Auf dem Weg sind wir nochmals zur Touristeninformation nahe des Churchgate Bahnhofes gegangen, um herauszufinden, wir wir uns online für die Zugbuchungsseite registrieren können. Laut Internet benötigen wir für den Online Account eine Emailadresse und eine persönliche Handynummer. Man empfahl uns ein Handy zu kaufen. Die sollen hier nicht teuer sein und die Prepaid-SIM-Karte kann man in allen Elektronikläden auffüllen lassen. Die Zugbuchungsbestätigung kommt dann per SMS und man zeigt das Handy einfach dem Kontrolleur. Hört sich super einfach an und wir werden das dann morgen mal angehen.

Sunny, unser Tourguide für den heutigen Nachmittag, holte uns pünktlich ab und wir stiegen in ein Taxi. Auf dem Weg zum Mahalakshmi Dhobi Ghat fuhren wir durch die Sexmeile Mumbais. Hier können sich Männer für 200 Rupien (2,50 €) eine Nutte für den 10-Minuten-Job besorgen. Inoffiziell arbeiten 60.000 Prostituierte in Mumbai. Angeblich werden hier Kondome verwendet, um Geschlechtskrankheiten und AIDS zu vermeiden. Wir sahen auf den Straßen die Frauen in kleineren Gruppen am Straßenrand hocken. Sie waren alle älter als 25 Jahre und sahen gut und gepflegt aus. Eigentlich wie ganz normale Frauen und wir hätten sie nicht unbedingt als Nutten identifiziert.

Der Mahalakshmi Dhobi Ghat ist eine der größten und ältesten (über 100 Jahre) Wäschereien in Mumbai. 3000 Menschen leben und arbeiten hier und pro Tag werden etwa 200.000 Kleidungsstücke in den 750 Waschbecken per Hand gewaschen. Wir standen oben auf einer Brücke und konnten auf das 93000m2 große Gebiet hinunterschauen. Hütten und Wasserbecken aus Beton sind zu sehen. Die Wäsche wird auf den Dächern oder in den schmalen Gängen getrocknet. Das Land gehört der Regierung und die Menschen müssen hier Miete und Steuern bezahlen. 60% der Leute hier sind gebildet, dennoch ist ihr Waschbecken ihr höchstes Gut und es wird an die jeweilige nächste Familiengeneration weiter vererbt. Viele haben hier Geschäftsverbindungen zu Hotels und Krankenhäusern. Die Wäsche wird nach Farben getrennt, dann drei Stunden lang in einer Sodalauge eingeweicht, anschließend auf dem Rand der Waschbecken gepeitscht, zum Schluss ausgespült und auf langen Leinen getrocknet. Sunny erklärte uns, dass die professionellen Wäscher hier etwa 10 Mal mehr Wäsche waschen, wie eine Waschmaschine in der selben Zeit schaffen würde. Man zahlt im Schnitt 5 Rupien (6 € Cent) pro Kleidungsstück.

Es gibt alleine in Mumbai 2000 Slums. 50% der etwa 20 Millionen Menschen in Mumbai leben in einem der sogenannten Slums. Das Dharavi Slum ist mit 1 Million Menschen das größte Slum in Asien und wurde durch den Film "Slumdog Millionaire" weltberühmt. Es ist das einzige Slum in Mumbai, das nicht nur ein Wohngebiet ist, sondern auch eine kommerzielle Produktionsstätte. Jedes Jahr werden hier Waren im Wert von 665 Millionen US$ produziert.

Es gibt etwa 10000 Betriebe hier, die im Besitz von 1000 Geschäftsleuten sind und von Managern geleitet werden. In jedem Betrieb arbeiten 7-20 Mitarbeiter. 98% der Arbeiter sind Männer, die aus Agrarregionen außerhalb Mumbais kommen. Sie arbeiten und leben 9-10 Monate hier im Slum und schicken ihr Geld nach Hause zu ihren Familien. Nur während der Monsunzeit (Juni - Juli) steht die Produktion aufgrund der vielen Regenmassen im Slum still. Viele der Arbeiter gehen in dieser Zeit nach Hause und arbeiten dann dort auf den Feldern. Der Frauenanteil der arbeitenden Bevölkerung ist sehr gering, da die meiste Arbeit extrem körperlich ist. Schwere Säcke müssen geschleppt werden. Frauen, und dies sind meistens Familienmitglieder der männlichen Arbeiter, arbeiten in der Regel nur bei der Plastiksortierung mit.

Das Dharavi Slum ist unterteilt in einen kommerziellen Bereich und einen Wohnbereich. Ursprünglich waren die Bereiche nicht getrennt. Aufgrund der hohen toxischen Belastung vieler Unternehmen hier und zum Schutz der Bewohner hat die Regierung dann den kommerziellen Bereich ausgegliedert. Viele Bewohner mussten im Slum umgesiedelt werden und bekamen von der Regierung temporäre Wohnräume.

Grund und Boden des Slums gehört der Regierung. Die Häuser, Hütten und Geschäfte sind Eigentum der ca. 1000 reichen Geschäftsleute. Die Miete für die Häuser und Wohnräume liegt zwischen 3000 und 10000 Rupien im Monat und so teilen sich häufig mehrere Männer ein Zimmer. Der Wohnbereich des Slums ist in einen Hindu- und einen Moslembereich getrennt. Ursprünglich gab es diese Trennung ebenfalls nicht. Im Dezember 1992 und Januar 1993 kam es zu schweren Ausschreitungen zwischen Hindus und Moslems im Norden von Indien, die sich über das ganze Land hinzogen. Alleine in Mumbai starben 900 Menschen in den zwei Monaten.

Sunny führte uns zunächst durch den kommerziellen Bereich des Slums. Wir sahen die Sortierung und Zerkleinerung von Plastikteilen. Plastik aus ganz Indien und aller Welt wird hier zunächst nach Art und Farben sortiert, anschließend mit selbstgebauten Schneidemaschinen in Plastikschnipsel zerkleinert. Diese werden in 25kg Säcke verpackt und an Schmelzfabriken außerhalb des Slums verkauft. Dort werden sie zu kleinen Plastikkugeln verschmolzen und an Produzenten für Plastikmöbel, Handys, Autoteile usw. geliefert. Im Slum werden pro Monat 25 Tonnen Plastikschnipsel produziert. Die Säcke wiegen um die 25 Kilo. Das Kilo wird für 100 Rupien (1,25 €) an die Schmelzfabriken verkauft. Der Besitzer des Betriebes verdient also an jedem Sack 2500 Rupien. Die Arbeiter bekommen hier aber nur einen festgelegten Tageslohn von 200 Rupien (2,50 €) für 12 Stunden Arbeit. Für die Unterkunft, Wasser und Strom müssen sie nichts zahlen. Nur fürs Essen. In der Regel wohnen mehrere Männer in einem Zimmer und der beste Koch von ihnen bekommt von seinen Kollegen das Geld zum Einkaufen und einen Bonus fürs Kochen. Pro Tag geben die Arbeiter etwa 20 Rupien fürs Essen aus.

Sunny zeigte uns auch eine Produktionsstätte, in der Aluminiumdosen zerkleinert und dann in offenen Feuerstätten geschmolzen werden. Um die Ecke wurden Metallkanister von Ölfarben gereinigt, die dann anschließend wieder zu den Farbfabriken gehen. Überall werden hier hochgiftige Substanzen verwendet. Es gibt wenig Belüftung und keinerlei Ventilatoren oder Klimaanlagen - in den heißen Monaten arbeiten die Menschen hier in einer Affenhitze. Filteranlagen, Schutzkleidung, Gasmasken oder ähnliches gibt es hier nicht. Null Sicherheitsvorkehrungen! Ein hohes Risiko für die schlecht bezahlten Arbeiter und auf der anderen Seite ein maximaler Profit für die Besitzer dieser Produktionsstätten. Diese leben alle außerhalb des Slums und genießen ein Leben im Luxus. Dennoch verdient ein Arbeiter im Slum wesentlich mehr Geld als auf dem Feld und der Anreiz nach Mumbai zu kommen, ist sehr groß. Wer arbeiten will, findet hier ohne Probleme einen Job. Nach dem Motto "Learning by doing" kann hier jeder in kürzester Zeit zum Schneider oder zu einer Recycling-"Fachkraft" werden.

Unser erster Eindruck vom Slum war eigentlich ein sehr guter. Wenn man das Wort Slum hört, denkt man an Papp- und Wellblechhütten, offene Abwasserkanäle, stinkende und schlammige Fußwege usw. Das ist hier eigentlich kaum der Fall. Die meisten Häuser haben Betonwände und sind zweistöckig, abschließbare Türen und Fenster. Sie sehen wie normale Wohnhäuser aus, sind drinnen meistens gefliest und viele haben ein eigenes Badezimmer. Es gibt 24 Stunden lang Strom und 3 Stunden lang fließendes Wasser am Tag. Das wird von der Regierung geregelt. In den engen Gassen sind die Abwasserkanäle mit Betonplatten abgedeckt und stinken tut es nur an wenigen Ecken - meistens da, wo die Abwasserkanäle zusammenlaufen. Es war wesentlich weniger heiß hier, als auf den Straßen in Süd-Mumbai.

Die Menschen arbeiten hier hart und sind alle sehr freundlich. Viele haben uns höflich gegrüßt - insbesondere die aufgeschlossenen Kinder. Reality Travel & Tours ist eine Organisation, die hier im Slum gegründet wurde. 80% der Toureinnahmen werden für gemeinnützige Zwecke im Slum verwendet und so sind Besucher willkommen. Fotografieren ist nicht erlaubt aus Respekt für die Bewohner. Die Tourguides leben entweder hier oder in einem der anderen Slums in Mumbai. Sunny ist 22, Student, mit hervorragenden Englischkenntnissen. Mit seinen beiden Geschwistern und seinen Eltern lebt er in einem Slum im Norden der Stadt in einem zweistöckigen Haus (24m2 Grundfläche).

Sunny nahm uns mit auf ein Dach im Slum und wir konnten einen Blick von oben auf das ganze Gebiet (1,75 km2) werfen. Es liegt zwischen den Bahngleisen der beiden Hauptzuglinien und mehr oder weniger zentral in Mumbai. Polizisten, Taxifahrer und Menschen mit ganz normaler Arbeit leben hier. Die Bevölkerungsdichte ist 20 Mal höher, als im Rest von Mumbai. Es gibt Schulen, Krankenhäuser, Sportstätten, Tempels für Hindus und Moslems, Supermärkte usw. - im Prinzip eine Stadt in der Stadt.

Aufgrund der Bevölkerungsdichte besteht Platzmangel und so werden die meisten Sachen auf den flachen Dächern gelagert. Meterhohe Plastikberge, Pappe, Säcke uvm. Zur Regenzeit müssen die Sachen von den Dächern runter und in den Häusern gelagert werden. Schon deswegen verlassen viele das Slum und kehren für ein paar Monate in ihre Heimat zurück.

Auf unserer Tour sahen wir noch eine Menge Schneidereien. Hier nähen Männer Jeans, T-Shirts, Kinderklamotten usw. zusammen. In einem anderen Teil wurden Tongefäße aller Art und Größe produziert. Woanders wurden Lederwaren wie Portemonnaies, Handtaschen, Gürtel usw. hergestellt.

Quer durch das Slum verläuft der zentrale Abwasserkanal. Eine graue, stinkende und hochgiftige Brühe, die direkt ins Meer fließt. In ganz Mumbai gibt es keine Kläranlagen, alles wird ins Meer geleitet. Der Abwasserkanal im Slum war total verdreckt und Sunny erzählte uns, dass Kinder häufig im Wasser zu sehen sind und nach Brauchbaren suchen.

Im zweiten Teil unserer 2,5 Stunden Slumtour liefen wir durch den Wohnbereich. Auch hier findet man Produktionsstätten aller Art, die aber keine giftigen Substanzen einsetzen. Hier werden u.a 3,5 Tonnen Lebensmittel (Backwaren usw.) pro Tag und Holzwaren (Möbel usw.) produziert. Wir sahen eine Bäckerei, wo Kinder über ein Tuch liefen, um den darunterliegenden Teig mit ihren Füßen zu kneten. Auf den größeren Straßen im Slum wurden Obst und Gemüse verkauft. In den Supermärkten gab es alles, sogar Englische Schokolade!

Sunny zeigte uns eine Schule. Die Kinder gehen hier zwischen 8 und 12 Uhr morgens und nachmittags zwischen 15 und 18.30 Uhr zur Schule. Die ersten 5 Schuljahre in eine öffentliche Schule, anschließend gehen die meisten auf eine halb- oder vollprivatisierte Schule. Mit den Einnahmen der geführten Touren finanziert Reality Travel & Tours verschiedene Projekte für Kinder und Frauen im Slum, darunter Fußballkurse für Mädchen, Cricket für Jungs, Tanzkurse, Ernährungskurse, Theatergruppen, Schwangerschaftskurse uvm. Wir lernten Peter kennen, ein Sportlehrer aus England, der 2 Jahre lang zusammen mit seiner Freundin hier im Slum Kinder unterrichtet. Ein Englisches Kamerateam war gerade anwesend und machte einen Dokumentationsfilm, der dann später auf TLC gezeigt werden soll. Ca. 30% der 1 Million Menschen hier sind Kinder, viele sprechen sehr gutes Englisch. Natürlich gibt es hier wie überall in der Welt auch Drogenprobleme und Gangs. Sunny sprach von einer Kriminalitätsrate, die bei 4% liegt.

Die Tour endete im Büro von Reality Tours. Wir füllten einen Fragebogen aus, gaben unsere Emailadresse (man wird uns einen Link zum Downloaden hoch aufgelöster Fotos aus dem Slum schicken) und bezahlten unseren Tourpreis (1400 Rupien pro Person - 17,50 €). Anschließend brachte uns einer der anderen Guides wieder mit dem Taxi zu unserem Hotel.

Wir können diese Tour nur empfehlen. Super organisiert, unglaublich informativ und interessant und man bekommt auf diesem Wege einen wirklich authentischen Eindruck vom wahren Leben vieler Inder.

Do, 28.11.2013: Mumbai, sonnig, 34°C

Gegen Mittag sind wir zum Churchgate Bahnhof gelaufen, um die berühmten Dabba-Wallas zu sehen. Hierbei handelt es sich um ein fantastisch eingespieltes Abhol- und Liefersystem für Mittagessen. Täglich werden in Süd-Mumbai 200.000 Geschäftsleute mit Mittagessen beliefert, dass von den eigenen Frauen gekocht und in einem Metallbehältern verpackt wird. Die Dabba-Wallas holen das Essen Zuhause ab und transportieren es auf langen Holzgestellen zur nächsten Verteilerstation. Hier trifft man sich mit anderen Dabba-Wallas, die Essen werden je nach Lieferrichtung neu zusammengestellt, anschließend rennt oder fährt der Walla mit dem schweren Holzgestell auf dem Kopf zu nächsten Verteilerstation. Am Ende bekommt tatsächlich jeder das richtige Essen. Am Nachmittag werden die Dabbas (die insulierten Metallcontainer) wieder in den Büros abgeholt und über das gleiche Verteilersystem wieder in die entsprechenden Haushalte geliefert. Genial, oder?

Mumbai ist nicht wirklich eine schöne Stadt und es gibt nicht viele Sehenswürdigkeiten, was Gebäude angeht. In Mumbai geht es um die Menschen und wie sie hier leben und sich organisieren und das ist einfach super interessant für uns! Irgendwie hat hier jeder der 20 Millionen Menschen einen Job, ob nun Taxi- oder Rickshawfahrer, Essenträger, Recycling Fachkraft im Slum, Straßenhändler, Hausfrau usw. - die Stadt funktioniert! Gebettelt wird hier nur sehr selten - eigentlich haben wir das nur um die Victoria Station herum gesehen.

Die Menschen sind freundlich und aufgeschlossen. Stehen wir mal etwas ratlos am Straßenrand, gibt es immer jemanden, der uns mit gutem Rat zur Seite steht. Wir fühlen uns sicher hier, zu jeder Tageszeit!

Da das Internet hier meistens sehr langsam und nicht immer zuverlässig ist, kaufen wir uns ein Handy. Ja, nach 10 Jahren Reisen im Winnie, wo wir wunderbar ohne Handy ausgekommen sind, schaffen sich nun auch die beiden einzigen Menschen auf diesem Planeten ohne Handy eines dieser Dinger an!

Wir kaufen das billigste Handy - ein Samsung für 16€. Gegenüber liegt ein Vodafone Laden, wo wir eine SIM-Karte, einen USB-Stecker fürs Vodafone Internet (praktisch, wenn das Hotel mal kein WiFi hat) und 400 Rupien Startkapital bekommen. Telefonanrufe sind in Indien spottbillig. 1 Rupie (1 Cent) pro Minute innerhalb Mumbais, 1.5 Rupien im restlichen Indiens. Wir benötigen für den Vertrag lediglich eine Kopie unseres Reisepasses und ein Foto. Die SIM-Karte kann in jedem Pupsladen in Indien aufgeladen werden und läuft mit Auslauf unseres 6 Monate Visums ab. Sie wurde nach drei Stunden freigeschaltet und unser neues Telefon kam in den nächsten Tagen reichlich in Gebrauch.

Wir registrierten uns online auf der Zugbuchungswebseite und wollten unsere Züge für die nächsten Reiseziele buchen. Am Ende scheiterte das aber entweder an der langsamen Internetverbindung oder am Kreditkartenzahlsystem auf der Webseite, jedenfalls konnte Helens Kreditkarte nicht verifiziert werden. Na ja, wir suchten uns trotzdem die Zugverbindungen von Mumbai nach Aurangabad raus und liefen anschließend zum Reservierungsbüro nahe des Churchgate Bahnhofs, wo wir ohne Probleme unser Zugticket bekamen.

Fr, 29.11.2013: Mumbai, sonnig, 32°C

Heute morgen hieß es früh raus. Wir wollten zum Fischmarkt bei den Sassoon Docks und stiegen um 8 Uhr morgens vor unserem Hotel in ein Taxi. Der Fischmarkt liegt südlich vom Gateway of India und ist sehr interessant. Fotografieren war nicht erlaubt und wir waren die einzigen weißen Gesichter vor Ort. Das Taxi setzte uns am Eingang des Geländes ab. Zu Fuß ging es an den Fischhallen vorbei zum Dock runter. Jeden morgen kommen die Fischerboote von ihrem nächtlichen Fang zurück und die Ware wird in Bastkörben an die wartenden Händler verkauft. Wir sahen unter anderem große Hammerhaie, Rochen, neben den Tausenden von verschiedenen Fischarten und Garnelen. Frauen hockten auf dem feuchten Boden und schälten die Krabben. Mir wurde ganz schlecht, denn die geschälten Krabben lagen in einer dreckigen Brühe auf dem Boden. Die werde ich in Indien nicht essen!

Auf dem Dock selbst roch es nicht nach Fisch, in den Gängen zwischen den Fischhallen hier und da aber schon extrem. Durch den Mund atmen war hier angesagt. Wir schlängelten uns durch die dichten Menschenmassen - man musste richtig auf die Füße gucken, um nicht auf einen der Fischhaufen zu treten. Bunt ging es zu. Die Frauen waren in traditionellen Saris gekleidet. Schade, dass wir hier kein Bild machen durften.

Anschließend ging es mit dem Taxi zum Gateway of India. Uns war trotz des Fischmarkts der Appetit nicht vergangen und wir genossen den leckeren Blaubeerpfannenkuchen im Moshe's Restaurant.

Gut gestärkt kauften wir uns ein Bootsticket zu der Elephanta Insel (150 Rupien hin und zurück - unter 2€). Die Bootsfahrt dauerte etwas über eine Stunde - ganz gemütlich tuckerten wir durch die flache See. Es wehte eine leichte Brise und wir genossen die kühleren Temperaturen. Endlich weg vom Straßenlärm in Mumbai!

Die Elephanta Insel ist ein UNESCO Weltkulturerbe. Es gibt hier fünf Höhlen, in denen Hindu Tempel in das Basaltgestein gehauen wurde (450-750 n. Christus). Wer will kann mit einer kleinen Tucker-Eisenbahn den 3-Minuten-Fußweg zurücklegen. Anschließend folgten 120 Treppenstufen den Hügel hinauf. Wir haben uns das Tragen mit einem Porter geschenkt. Die Holzstühle sahen doch etwas wackelig aus.

Eintritt für Ausländer ist 250 Rupien (3€). Die erste Höhle mit ihren Steinsäulen und Tempelmotiven war auch gleich die beste. Wir waren in weniger als einer Stunde durch. Helen machte am Ausgang noch Bekanntschaft mit einem Tourguide. Eine sehr nette Frau, die hervorragend Englisch sprach. Wir hatten vorab in unseren Reiseführern gelesen, dass die Guides hier kostenlos sind. Aber weit und breit war keiner in den Höhlen zu sehen. Wir hatten eigentlich erwartet, dass die schon am Eingang auf uns zustürmen werden. Aber das passiert hier in Indien wohl nur, wenn man für die Guides bezahlen muss. Helen bekam von der Frau aber noch gute Tipps und Informationen, während ich noch die letzten Fotos in der ersten Höhle schoss.

Die Bootsfahrt zurück dauerte nur 45 Minuten. Gegenüber vom Moshe's Restaurant entdeckten wir ein Belgisches mit Quiches und leckeren Röstis. Wenn eines in Mumbai absolut super ist, dann ist es das Essen! Wo immer wir gegessen haben ... es war super lecker und wir haben nicht einmal Durchfall (Delhi Belly) oder ähnliches bekommen.


Mumbai 27.-29.11.13: Mahalakshmi Dhobi Ghat. Dabba-Wallas. Elephanta Insel.

Sa, 30.11.2013: Mumbai, sonnig, 30°C

Wir haben erst einmal bis 10 Uhr ausgeschlafen. Zum Glück konnten wir für unsere vier Tage Hotelverlängerung in der Indigo Suite bleiben und mussten nicht das Zimmer wechseln. Heute war ein Organisationstag. Das Internet lief ohne Probleme und wir suchten uns auf der Zugreservierungsseite unsere Züge für die nächsten vier Wochen raus. Das dauerte eine ganze Weile. Man bekommt nämlich keine Alternativstrecken angezeigt und muss genau wissen, von welchem Bahnhof zu welchem Bahnhof man will - einen grafischen Fahrplan für Indien gibt es nicht.

Aber am Ende hatten wir unsere vier Zugstrecken zusammen. Aurangabad nach Warangal, Warangal nach Hyderabad, Hyderabad nach Hospet und Hospet nach Madgaon (Goa).

Am späten Nachmittag kauften wir uns einen Heißwasserkocher, zwei Teetassen und einen weiteren Stromadapter, um unseren Wasserkocher und das Handy mit dem Indischen Stromstecker auch im Ausland nutzen zu können. Gut, dass wir noch Platz in unserer Tasche und den Rucksäcken haben!

Anschließend waren wir beim Gaylord essen. Helen hatte Huhn mit Schinken in einer leckeren Bratensoße, dazu Gemüse und Kartoffelmus. Ich hatte Pasta und Gemüse, das zischend auf einem heißen Lavastein serviert wurde. Super lecker und das alles für nur 15 €.

Abends sind wir dann zum Reservierungsbüro für die Zugtickets gegangen. Leider bekamen wir nicht alles, was wir wollten. Der Zug von Aurangabad nach Warangal (fast 15 Stunden und über Nacht), hatte nur noch einen Schlafplatz in der 2A Klasse (4 Bett, AirCon, nur für Ausländer). Wir buchten ihn auf Helens Namen, ich stehe auf der Warteliste, habe aber schon den vollen Preis bezahlt. Wenn alle Stricke reißen, müssen wir uns das enge Etagenbett eben teilen. Was nicht tötet, härtet ab!

Von Warangal nach Hyderabad (4,5 Stunden) gab es nur noch 2 Plätze in der 3A Klasse (6 Bett-Zimmer mit AirCon, nicht nur Ausländer). Da der Zug tagsüber ist, ist uns das eigentlich egal, in welcher Klasse wir fahren.

Von Hyderabad nach Hospet haben wir wie gewollt die 2A Klasse ohne Probleme bekommen. Die Fahrt geht über Nacht und dauert 9,5 Stunden.

Von Hospet nach Goa (Madgaon) gab es nur noch die Sleeper Klasse (keine AirCon, 6 Betten). Die Fahrt dauert 7 Stunden, ist tagsüber, und kostet ganze 2,50 €.

Insgesamt haben wir für alle Züge 5760 Rupien (72 €) für 2 Personen bezahlt. Super billig! Man darf gespannt sein, ob wir mit Flohbissen übersät sind. Wir werden berichten!

Kirsten musste zwischendrin noch schnell zum Hotel zurückrennen, da sie ihren Reisepass nicht dabei hatte. Schweißtreibend!


Ab und zu ist das Leben mal hart!

So, 01.12.2013: Mumbai, sonnig, 32°C

Wir verbrachten den Vormittag damit, an unseren Fotos, Videos und Berichten zu arbeiten. Wie immer, kommen wir kaum hinterher! Anschließend versuchten wir die restlichen Hotels für die nächsten Wochen online zu buchen. Das Internet war heute schweinelangsam. Da es im Zimmer kein Wifi gab, mussten wir in der Hotellobby sitzen. Ich konnte das WiFi dort aber nur mit unserem Booster empfangen, obwohl laut Rechner die Verbindung eigentlich "Excellent" war. Saß man alleine in der Lobby ging das Internet einigermaßen. Kam jemand anderes mit seinem Laptop oder dem Handy brach gleich alles zusammen! Frustrierend! Hier war viel Geduld gefragt, die wir bekanntlicherweise ja nicht immer haben. Am Ende schafften wir vier Hotelbuchungen in fünf Stunden - teilweise übers Internet, teilweise per Handy!!!

Ich scheiterte total beim Anrufen der Hotels. Ich kann das Indische Englisch einfach nicht verstehen, wenn ich den Mund und die Gestiken der Menschen nicht sehen kann. Nicht einmal den Hotelnamen! Helen hatte etwas mehr Erfolg. Auch hier ist viel Geduld und häufiges Nachfragen und Antworten gefragt. Immerhin sprechen die hier meistens noch Englisch ... das Verständigen könnte in Myanmar oder China zum echten Problem werden!

Unsere Sightseeing-Pläne mussten für diesen Tag aufgegeben werden. Wir hatten nur noch Hunger und probierten heute Abend das Indigo's aus - ein Tipp aus dem Lonely Planet. Das Essen war gut, aber teuer - Helen hatte eine gebackene Kartoffel mit Salat, ich einen Camembert-Sandwich mit Pilzen und Zwiebeln. Mit kribbelte anschließend ganz stark die Zunge und der vordere Mundbereich. War einer der Pilze giftig? Ein ganz komisches Gefühl, dass erst nach einer Stunde wegging. Pilze esse ich in Indien nicht mehr, obwohl das Sandwich echt lecker war! Wir gönnten uns zum Nachtisch eine fantastische Bananentorte. Die 4€ extra waren das wert!

Mo, 02.12.2013: Mumbai, meist wolkig, 32°C

Helen hat uns heute morgen per Telefon noch das Hotel in Goa (Benaulim) gebucht und dann haben wir uns für einen weiteren Tag Sightseeing fertig gemacht. Um 12 Uhr mittags ging es mit der Bahn von Churchgate nach Borivali. Hin und zurück kostete das Ticket 30 Rupien pro Person (38 € Cent). Auf dem Hinweg haben wir den langsamen Zug genommen, der an jeder Station auf der Strecke anhielt. Die Fahrt dauerte 1 Stunde und 20 Minuten und war keinesfalls langweilig.

In den Frauenabteilen bekommt man zu dieser Tageszeit immer einen Sitzplatz. Die Ventilatoren liefen auf Hochtouren, Fenster und Türen waren weit geöffnet - bei der Hitze hier eine wirklich gute Sache. Zwischendrin kommen immer wieder Verkäufer für Schmuck, Plastikwaren und Süßigkeiten durch die Abteile. Das erinnerte uns stark an Mexiko Stadt, da war das genauso.

In Borivali sind wir dann in ein Autorickshaw gestiegen - ein Dreiradmotorad mit Sitzkabine. Für die 5km lange Strecke zum Gorai Creek haben wir 50 Rupien (60 € Cent) bezahlt. Beim Einsteigen hat uns der vorherige Fahrgast geholfen und dem Fahrer auf Hindu erklärt, wo wir hinwollen und auch für uns schon gleich den richtigen Fahrpreis ausgehandelt. Super nett!

Die kleine Abenteuerfahrt haben wir genossen. Es macht einfach Spaß sich hier in Mumbai mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu bewegen. Man kommt überall hin und schnell und billig ist es auch!

Am Gorai Creek haben wir das Boot zur Esselworld Insel genommen. Hin und zurück hat die 10-minütige Fahrt auch nur 50 Rupien pro Person gekostet. Beim Ticketschalter haben wir einen netten Mann aus Ahmedabad (liegt in der nördlichen Provinz Gujarat) kennen gelernt. Er war mit seiner Familie für drei Tage in Mumbai und sie waren auf dem Weg zum Esselworld Vergnügungspark. Sein 10-jähriger Sohn sprach tolles Englisch und wir wurden gleich der ganzen Familie vorgestellt. Fotos wurden von uns auf dem Boot gemacht und wir wurden ganz herzlich nach Ahmedabad eingeladen. Die Inder sind ein wirklich freundliches Volk und wunderbar aufgeschlossen. Wir haben in Mumbai nicht sehr viele weiße Touristen gesehen und die Leute sind auf uns genauso neugierig, wie wir auf sie. Das macht echt Spaß hier!

Auf der Insel sagten wir "Goodbye", denn unsere Wege trennten sich hier. Wir liefen den kleinen Anstieg zur Goldenen Pagoda hoch. Unsere Taschen wurden sorgsam kontrolliert, "No smoking" wurde uns mehrfach gesagt und wir mussten uns in das Besucherbuch eintragen. Man wollte unsere Reisepassnummer und unsere Telefonnummer haben. Die Reisepässe lagen sicher im Hotelsafe und unsere Nummern haben wir nicht im Kopf, da wir beide einen relativ neuen Pass haben. Hätten wir gewusst, das man zum Besichtigen eines Tempels den Reisepass hier braucht, hätten wir unsere Schwarz-Weiß-Kopie mitgenommen. Nach einigem hin und her ließ man uns dann rein.

Rund um die Goldene Pagoda wurde gebaut. Ein neues Meditationszentrum mit Foodcourt, Souveniershop und Multimediazentrum. Die Goldene Pagoda ist eine Kopie der Shwedagon Pagoda in Myanmar. Sie ist 89m hoch und 8000 Menschen können in ihrem Inneren meditieren. Sie wurde ohne Hilfsmittel gebaut, man nutzte eine antike Methode mit ineinandergreifenden Steinen. In der goldenen Spitze befindet sich neben echten Edelsteinen ein 1m hoher Kristall, den man in Brasilien gefunden hat und der in Indien zu einer Lotusblüte geschliffen wurde. Im richtigen Sonnenlicht (das wir heute nicht hatten) soll der Stein weiß glühen.

In das Innere der Pagoda dürfen nur Mitglieder der Meditationsseminare. Es gab aber an der Seite hinter Glas einen kleinen Besichtigungsgang. Dafür musste man sich die Schuhe ausziehen - nicht Helens Ding auf dem schmutzigen Boden. Das Innere war sowieso enttäuschend. Ohne jegliche Farbe (vielleicht ist es noch nicht fertig) thront die halbrunde Kuppel aus grauem Beton. In der Mitte stand ein Abbild eines Gurus. Mehr nicht! Langweilig!

Nach weniger als einer Stunde stiegen wir wieder in das Boot. Ein paar junge Inderinnen wollten unbedingt ein Foto mit mir machen. Das war heute schon das zweite Mal. Bei der Pagoda war es eine ganze Frauengruppe. Dieses Phänomen kenne ich schon aus Malaysien. Da wollten sich immer junge Männer mit mir fotografieren lassen. Keine Ahnung warum. Sind es die kurzen Haare? Man ist sich wohl auch nicht sicher, ob ich Mann oder Frau bin. Helen nennt mich schon "Bollywood"! Mich stört das die Bohne. So lernt man unheimlich viele nette Menschen kennen und wir konnten auch ohne Probleme von den jungen Mädels Fotos machen. Völkerverständigung unter Frauen!

Auf dem Boot war auch eine Yogagruppe aus Polen. Sieben Frauen mit ihrem Yogalehrer. Eine davon sprach hervorragendes Deutsch und sie teilte sich mit uns auch das Autorickshaw zurück zur Borivali Station. Wir handelten 50 Rupien aus, der Yogalehrer 80 pro Rickshaw für den Rest seiner Truppe. Das hatten sie schon auf der Hinfahrt bezahlt. Ein Inder versuchte uns eine Rickshaw für 100 Rupien aufzudrücken. Ich bin dann einfach zu einer anderen gelaufen, die gerade am Creek ankam, habe mit dem Fahrer die 50 Rupien ausgehandelt und wir sind eingestiegen. Dann kam der Inder wieder an und sprach auf Hindu mit dem Rickshawfahrer. Er behauptete dann diese Rickshaw würde nicht fahren und wir sollen wieder aussteigen. Wir lachten und schickten ihn von Dannen. Laut Zählerstand hätten wir für die Fahrt dieses Mal eigentlich nur 38 Rupien bezahlen müssen. Na ja, 15 Cent zu viel bezahlt. Wir lernen noch!

Zurück haben wir dann den Schnellzug nach Churchgate genommen. Der hielt nur an 6 Stationen und die Fahrt war eine halbe Stunde kürzer. Der Tag war interessant, die Pagoda nur so Lala, aber die Fahrten und die netten Menschen, die wir heute getroffen haben, machten Spaß!


Mit dem Zug und der Rickshaw zur Golden Pagoda.

Wir waren anschließend reif für die Dusche, entspannten uns bei einer Tasse Tee und abends sind wir dann noch zum Moshe's Café gelaufen, um dort lecker zu speisen. Helen hatte eine ausgezeichnete Hähnchenpastete im scharfen Senf, dazu Salat. Ich hatte einen vegetarischen Weizenfladen mit Tzaziki Soße, dazu ebenfalls Salat und eine Fuhre Pommes. Wir waren pappsatt und nahmen anschließend noch drei Stücken Torte mit. Während wir auf die Rechnung warteten, lief eine Ratte mit Toilettenpapier an uns vorbei die Treppe runter. Unten gab es große Aufregung unter den Angestellten. Wir blieben ganz ruhig. Das ist schon die vierte Ratte hier, die uns fast über die Füße gelaufen ist. Man gewöhnt sich an alles!

Di, 03.12.2013: Mumbai, sonnig, 32°C

Unser letzter voller Tag in Mumbai war ganz entspannt. Wir schliefen bis 11 Uhr morgens und ich setzte mich anschließend an den Rechner, um endlich die letzten Berichte zu Dubai zu schreiben.

Gegen 14.30 Uhr sind wir mit der Bahn zwei Stationen gefahren und haben uns den Chowpatty Beach angeschaut. Ein ziemlich breiter Sandstrand, der ganz nett ist, wenn nicht alles so verdreckt gewesen wäre. Wir sahen nur ganz wenige Menschen baden, nicht ein Tourist war darunter. Ist auch nicht zu empfehlen. Es war Ebbe und wir standen direkt neben einem der Abflussrohre, aus dem eine übel riechende Brühe kam. Nein danke!

Der Tag war sehr heiß und schwül und wir liefen zum Walkeshwar Tempel. Wir wussten nicht genau, wo der eigentlich lag, entdeckten aber an der Straße einen Tempel inmitten der Wohnhäuser. Eine Inderin bestätigte, dass wir hier richtig waren. Der Tempel war von einem hohen Bauzaun umgeben, aber die Durchgangstür war offen. Drinnen sah es nicht besser aus und der Tempelwächter schlief auf den Stufen zum Haupteingang. Wir wollten ihn nicht wecken. Im Nachherein waren wir wohl doch nicht beim richtigen Tempel, aber was soll es ... wir sehen noch viele tolle Tempel in Indien. Da kommt es auf den einen nicht an.

Uns lief der Schweiß in Strömen, dennoch liefen wir noch zu den Hanging Garden beim Malabar Hill hoch. Hier sollen die Reichen Mumbais leben. Obwohl der Hügel vielleicht ganze 200m höher, als der Strand lag, wehte hier eine kühlere Brise. Unter den Bäumen war es schattig. Einen tollen Blick auf Mumbai gab es aber nicht wirklich. Das hätten wir uns schenken können. Wir waren durstig und ein wenig schlapp und so nahmen wir uns ein Taxi für die Fahrt zurück zum Strand.

Helen hatte im Lonely Planet gelesen, dass es hier einen tollen Eisladen gibt - New Kulfi Centre. Angeblich soll es hier das beste Eis Mumbais geben. Wir mussten uns durchfragen und standen am Ende vor einem 2x2 Meter großen Eisstand. Eigentlich hatten wir ein moderne Eisdiele erwartet, aber das war nicht. Richtig sauber sah der Stand nicht aus und da wir morgen den ganzen Tag mit dem Zug unterwegs sind, haben wir vorsichtshalber mal auf das Eis verzichtet. Nicht, dass wir eine Salmonellenvergiftung mit tierischem Durchfall bekommen.

Mit dem Zug ging es wieder zur Churchgate Station zurück. Um die Ecke kauften wir noch zwei Tubberschüsseln und ein paar Meter weiter deckten wir uns in der Gaylord Bäckerei mit diversen Köstlichkeiten für die morgige Bahnfahrt ein. Das Essen an Bord dieser Züge soll nicht so gut sein.

Inzwischen war es 17.30 Uhr geworden und wir hatten Hunger. In der Pizzeria an der Ecke zum Marine Drive genossen wir eine Minestrone Suppe, Kartoffelecken, Chicken Wings (Boah, waren die scharf!) und zum Nachtisch gab es Banofee Surprise - Vanilleeis mit Banane und Schokostückchen für 3€. Man gönnt sich ja sonst nichts.


Unser letzter Tag in Mumbai.

Ab unter die heiße Dusche. Herrlich! Und dann habe ich mich an den Empfang gesetzt und habe unser Webupdate gemacht. An diesem Abend war richtig was los hier. 4 Engländer und zwei Schweizer checkten ein und alle wollten ins Internet. Meine YouTube Updates liefen, aber das Netz brach schnell zusammen. Stattdessen haben wir uns lustig unterhalten und gute Tipps bekommen.