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Mi, 04.12.2013: Mumbai -> Aurangabad, wolkig, 28-32°C
Unser Zug von Mumbai nach Aurangabad war um 14 Uhr vom Dadar Bahnhof. Wir hatten morgens also ein wenig Zeit und schliefen schön aus, packten dann in aller Ruhe unsere Sachen und Kirsten versuchte sich noch mal am Internet, um den Flug von Goa nach Delhi zu buchen. Wir waren schon halb durch die Buchung, als das Internet mal wieder zusammenbrach. Frustrierend!
Vorher hatten wir noch erfolgreich unsere Mails runter geladen und darunter war eine Mail von unserem bereits gebuchten Hotel in Goa. Man wollte von uns eine Anzahlung von 6000 Rupien per Banktransfer haben. Helen rief gleich das Hotel an und erklärte der Rezeption, das das weder für uns machbar ist, noch sinnvoll - wir zahlen alleine 4000 Rupien Gebühren für die schlappen 6000 Rupien (75€) Anzahlung. Da das Hotel keine Visitenkarten nimmt und sich nicht auf unser Versprechen "Wir kommen in jedem Fall" verlassen wollte, platzte unsere Reservierung. Was ist das für eine Art Geschäft zu machen? Kein Wunder, dass wir dort ursprünglich keine Probleme hatten, ein Zimmer zu finden. Mit solchen Verfahren stehen die immer leer! Wir werden schon was anderes finden und wenn wir vor Ort eine Weile umherlaufen müssen. Die meisten Gasthäuser stehen eh nicht im Internet und da wird schon auch zu Weihnachten was frei sein. Hoffentlich jedenfalls!
Eigentlich wäre der lokale Zug von Churchgate nach Dadar wesentlich günstiger und schneller gewesen, als mit dem Taxi, aber mit unseren schweren Taschen wollten wir uns nicht in das Menschengewühl um die Mittagszeit stürzen. Pünktlich kamen wir in Dadar an und der Zug nach Aurangabad fuhr mit lediglich 2 Minuten Verspätung dann auch ab.
Wir hatten vorab zwei Sitzplätze in der höheren Klasse gebucht, mit Klimaanlage und einer eigenen Toilette für den Waggon. Freunde hatten uns den Tipp gegeben, niemals in der untersten Klasse zu fahren, da hier keiner Rücksicht auf gebuchte Sitzplätze nimmt. Diese Abteile sind hoffnungslos überfüllt und es gibt eine Toilette für mehrere Waggons. Nein, danke! Da machten wir uns schon Sorgen um unser Gepäck. Wahrscheinlich kommt man damit nicht einmal in ein solches Abteil rein.
Unser Abteil war zwar altmodisch, aber es gab noch sehr viel Platz, als wir einstiegen. Ein netter Inder half uns unsere schweren Taschen in die dafür vorgesehenen Regale zu hieven. Mir war am Anfang noch schweineheiß und ich habe mir erst einmal die Hosenbeine abgemacht, um Luft in die Hose zu bekommen. :-). Kaum war der Zug angefahren, lief die Klimaanlage auf Hochtouren und es herrschten ganz schnell Arktische Temperaturen. Wir hatten das überhaupt nicht erwartet und unsere Fleecejacken waren in der großen Tasche. Brrrr ... Schlotter! Helen ist zum Aufwärmen in den Zwischenraum von den Waggons gegangen.
Die Zugfahrt dauerte 6,5 Stunden. Bei jedem Halt stiegen Menschen mit Essen und Trinken ein und rannten in den 2 Minuten durch alle Waggons. Wir hatten uns noch beim Gaylords mit Kuchen und anderen Leckereien eingedeckt und kauften nichts.
Zwei Stunden vor unserer Ankunft in Aurangabad kamen zwei Männer ins Abteil und setzten sich in die beiden Sitze gegenüber von uns. Einer davon hatte die ganze Zeit eine Sonnenbrille auf. Der Fahrkartenkontrolleur kam und keine 10 Sekunden später kam es zu einem Streit auf Hindu neben uns. Mann mit Sonnenbrille wurde immer lauter und machte rüde Gestiken. Wir schauten etwas besorgt zu. Am Ende gab der Fahrkartenkontrolleur wohl nach und es wurde wieder ruhiger. Dann orderte Mann mit Brille ein Omelette und auch hier gab es Diskussionen mit dem Ober. Wir versuchten alles zu ignorieren und lasen unsere eBooks.
Ich bin dann fast eingeschlafen und Helen musste auch mal kurz die Augen zugemacht haben. Mann mit Brille passte das wohl nicht und er fing an Helen mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf den Oberarm zu stupsen. "Sir! Sir?" - Helen öffnete genervt die Augen und wurde seitlich von Mann mit Brille angebrüllt. Sein Englisch war kaum zu verstehen. Helen dachte erst es wäre Hindu und sagte noch ganz gelassen, dass sie leider kein Hindu verstehen würde. Mann mit Brille schreckte das gar nicht. Er blubberte weiter. Vor uns drehten sich ein paar junge Inderinnen um und grinsten uns an. Die verstanden auch kein Wort. Irgendwann wurde es Helen zu viel und sie schloss einfach wieder die Augen und versuchte den Mann zu ignorieren. Nicht einfach, denn er wurde immer lauter und fing richtig an zu schimpfen. Den Zeigefinger immer auf Helens Oberarm. Alle anderen im Abteil drehten sich schon um und lachten, als sie Helens stures Gesicht mit den geschlossenen Augen sahen. Ich biss mit vor Lachen auf die Zunge und hätte gerne davon ein Video gedreht.
Kurze Zeit später liefen wir in einen Bahnhof ein. Mann mit Brille und sein Freund standen auf und stürmten zu Tür. Irgendwie entwickelte sich nun ein Wortgefecht mit der Gruppe junger Inder, die alle vor uns saßen. Wir verstanden Mann mit Brille nicht, aber der Reiseleiter der Jugendgruppe versuchte den Mann zu beschwichtigen und wir verstanden sein Englisches "India is a free and democratic country!". Mann mit Brille brüllte wieder los und stürmte aus der Tür. Die ganze Gruppe fing schallend an zu lachen. Ein älterer Inder drehte sich zu uns um und gestikulierte das Mann mit Brille offensichtlich nicht alle Tassen im Schrank hatte. Wohl war! Was wir hier alles schon erlebt haben!
Pünktlich kamen wir um 20.35 Uhr in Aurangabad an und wurden gleich von mehreren Taxifahrern bestürmt. Helen musste dringend eine rauchen und wir stürmten an allen mit unserem Gepäck vorbei gen Ausgang. Ein Taxifahrer ließ sich aber nicht abschütteln, er wartete geduldig bis Helen zu Ende geraucht hatte und stellte sich in einem sehr guten Englisch vor. Aleem, etwa 50 Jahre alt, fragte uns nach unserem Hotelnamen und holte sein Taxi. Wir erfuhren auf der Fahrt zum Hotel, dass man ihn auch als Tagesfahrer zu den Ajanta und Ellora Höhlen mieten kann. Das hörte sich gut an und wir ließen uns seine Visitenkarte mit der Telefonnummer geben.
Das Regal Plaza Hotel lag in einer wunderbar ruhigen Wohngegend. Unser Zimmer für 15€ die Nacht war groß, sauber und hatte eine Klimaanlage, die wir nie benötigten, da es hier im Gegensatz zu Mumbai angenehm kühl war. Die Betten waren etwas hart, aber man kann nicht alles im Leben haben.
Im Bad musste ich erst einmal etwas Undefinierbares von den Wänden wischen und es gab nur kaltes Wasser. Das Zimmer war mit nur einem Handtuch ausgestattet, Klopapier fehlte und wir hatten auch keine Bettlaken, nur dicke Wolldecken. Aber der Zimmerservice brachte uns alles in wenigen Minuten.
Da es schon spät war, gingen wir zum Abendessen ins Hotelrestaurant. Vegetarische Nudeln und frittierten Reis für schlappe 2€. Nicht schlecht! Mit unserem neuen Wasserkocher machten wir uns dann heißes Duschwasser. Es gibt hier scheinbar in jedem Hotelbadezimmer einen großen Wasserbottich und einen kleineren Becher mit Griff. Ideal! Man gießt sich einfach mit dem kleinen Becher das Wasser über den Kopf. Das ist komfortabler als im Winnie! Wie es dem wohl in der Eiseskälte von Kanada gerade geht?
Do, 05.12.2013: Aurangabad, sonnig, 29°C
Da wir für unseren Aufenthalt in Aurangabad erst einmal einen Plan machen mussten, suchten wir die hiesige Touristen Information auf. Dort buchten wir für den nächsten Tag die Fahrt zu den Ajanta Höhlen (450 Rupien pro Person, 5,60€).
Gegenüber lag ein Internetcafé, wo wir unseren Laptop mit dem LAN-Kabel einstöpseln konnten. Das Internet war richtig schnell und zuverlässig und kostete uns 60 € Cent für 90 Minuten. Es gibt also doch gutes Internet in Indien. Man muss es nur finden!
Wir buchten schnell unseren Flug von Goa nach Delhi für den 29. Dezember und schauten auf Tripadviser nach guten Restaurants hier in Aurangabad. Die besten Kritiken bekam das Kream 'N' Krunch und wir nahmen uns eine Rickshaw dahin.
Die Speisekarte war lang. Von Pizza, über Pasta, Burger bis zu allen Indischen Gerichten. Wir entschieden uns für Thalis. Ein vegetarisches und eines mit Huhn. Man bekommt neben Reis jeweils drei kleine Metallschalen mit Curry (Huhn oder vegetarisch), ein Dhal (Linsengericht) und ein Bohnengericht. Dazu ein kostenlose Coca Cola. Super lecker und spottbillig! Wir saßen direkt neben dem Kuchentresen und die Schoko-, Schwarzwälderkirsch- und Butterscotch-Torten lachten uns an. Da konnten wir nicht widerstehen! Zwei Apfelstrudel für morgen kamen auch noch hinzu. Nebenan kauften wir dann noch drei Samosas und pappsatt ging es mit der Rickshaw wieder zurück zum Hotel. Das Leben ist hart!
Fr, 06.12.2013: Aurangabad, sonnig, 28°C
Mit einer halben Stunde Verspätung holte uns um 9 Uhr morgens ein Taxi am Hotel ab. Im Taxi saß schon ein jüngeres Pärchen aus Mumbai, die beide super Englisch sprachen und in Aurangabad an einer Hochzeit teilnahmen. Unser Taxifahrer sprach kein Wort Englisch, aber die Inder übersetzten für uns.
Die Ajanta Höhlen lagen 105km nördlich von Aurangabad und die Fahrt dauerte 2,5 Stunden. Kaum waren wir aus dem dichten Stadtverkehr von Aurangabad raus, trat unser Fahrer aufs Gaspedal. Womöglich wollte er die halbe Stunde Verspätung wieder aufholen. Wir klebten an den Stoßstangen der Vorderautos und fuhren mehr oder weniger auf der Mittelspur. Busse, Laster, Motorradfahrer, Kuhgespanne, Fußgänger, andere Autos ... alles wurde mit riskanten Überholmanövern passiert.
Ich saß vorne neben dem Fahrer und war schweißgebadet! Alle drei Sekunden haben meine Füße pseudogebremst. Auf meiner Seite hatte das Auto schon keinen Außenspiegel mehr. Vielleicht auch gut so, denn der wäre spätestens bei dieser Fahrt weg gewesen! Helen hielt sich hinten die Augen zu. Nur das junge Pärchen saß ganz entspannt im Wagen. Sie meinte auf der Rückfahrt dann nur zu uns, dass wir einen sehr guten Fahrer erwischt haben. Er würde extrem sicher fahren! Aha! Na, dann wollen wir das mal glauben!
Bei den Ajanta Höhlen mussten wir für die letzten 4km in einem umweltfreundlichen Bus umsteigen. 60 Rupien für uns beide hin und zurück. Der Eintritt für die Ajanta Höhlen lag für uns Ausländer bei 250 Rupien (3€), Inder zahlen nur 10.
Die Ajanta Höhlen sind ein UNESCO Weltkulturerbe. In einem steil durch den Fluss Waghora in den Fels eingeschnittenen, U-förmigen Tal befinden sich 30 in den Fels gehauene Höhlentempel. Vom 2. Jahrhundert vor bis zum Ende des 5. Jahrhundert nach der Zeitenwende war das Tal von Buddhisten bewohnt. Während der Vakataka-Dynastie im 5. Jahrhundert wurden die meisten Höhlen gebaut. Die Bauphasen und Meißelzeiten sollen ca. 30 Jahre pro Höhle ausgemacht haben. Im 5. Jahrhundert erreichte eine Welle der Feindlichkeiten gegen Buddhisten in ganz Indien dieses abgeschiedene Tal. Die Buddhisten wurden vertrieben. Die Höhlen gerieten in Vergessenheit und wurden im Laufe der Zeit vom Verwitterungsschutt der darüberliegenden Felswände verdeckt. Im April 1819 passierten Angehörige der britischen Madras-Armee das Ajanta-Ghat. Während einer Tigerjagd ergründete der britische Kavallerieoffizier John Smith die kaum zugängliche Schlucht und entdeckte die seit Jahrhunderten verwaisten Höhlentempel.
Die Höhlen 1, 2 und 17 sind mit ihren detaillierten Wandmalereien mit die schönsten in Ajanta. Leider war es sehr dunkel und ich konnte nur mit meinem kleinen Tripod (obwohl eigentlich gar nicht erlaubt! Blitzen auch nicht!) und einer Langzeitbelichtung die Wandmalereien fotografieren - nicht einfach, wenn ständig Menschen durchs Bild laufen.
Neben den Wandmalereien bestechen die gut erhaltenden Buddha-Figuren und die Stupa-Hallen. Ich fand die Höhlen 17 und 26 mit dem liegenden Buddha die besten. Helen hatte Spaß in Höhle 23. In dieser Höhle, die offensichtlich nie fertig geworden ist, war gar nichts zu sehen. Ein ältere Indische Dame sah Helen an der Tür stehen und nahm Helen bei der Hand. Sie sprach nicht ein Wort Englisch deutete aber pantomimisch auf diverse Höhlenelemente. Im hinteren Teil der Höhle haute sie mit der flachen Hand auf die Mauer und es war ein Echo zu hören. Ich machte wenige Minuten später die gleiche "Tour" und wir bedankten uns bei der Dame mit ein paar Rupien. Stolz stand sie neben Helen für ein Foto bereit. Süß!
Ich bin dann ganz zum Schluss noch einmal zur Höhle 2 gelaufen. Hier waren mir am Anfang zu viele Menschen, aber jetzt war es noch schlimmer. Zwei Buddha-Mönche saßen mit einer Asiatischen Gruppe auf dem Steinboden uns alle lasen laut von einem Papier ab. Das verhinderte zwar weitere Fotos von mir, war aber auch wieder interessant, denn die Höhlen sind nicht nur eine Sehenswürdigkeit, sondern auch ein aktiver Ort für Gebete.
Über eine Brücke ging es zur anderen Uferseite und zum Wasserfall - nicht weiter erwähnenswert. Nach fast vier Stunden hatten wir genug und kehrten zum Eingang zurück. Wir mussten auf den umweltfreundlichen Shuttlebus warten und packten unsere Apfelkuchen und Samosas aus. Was für eine absolut dumme Idee! Keine 2 Sekunden später hörten wir die Seidenaffen auf uns zurennen und von den Bäumen auf uns zuspringen. Den ganzen Tag hatten wir bei den Höhlen schon gesehen, wie den Besuchern von den Affen die Chipstüten, Süßigkeiten und Getränke aus der Hand geschnappt wurden. Die Affen können hier hochgradig aggressiv werden!
Wir konnten gar nicht schnell genug unsere Tupperschüsseln wieder schließen. Ich musste eine Affenmama mit Baby sogar mit meinem ausgestreckten Fuß abwehren. Die zeigte mir dann auch gleich ihre scharfen Zähne. Helen behauptet, dass nur der Gestank meiner Käsefüße den Affen von einer weiteren Attacke abhielt. :-)
Pünktlich um 15.30 Uhr stiegen wir vier wieder in unser wartendes Taxi ein und dieses Mal dauerte die Fahrt nur zwei Stunden. Ich setzte mich vorsichtshalber nach hinten und konnte mich sogar entspannt mit dem Indischen Pärchen unterhalten. Einfach nicht nach vorne gucken!
Zurück im Hotel gab es erst einmal eine Tasse Tee, anschließend die wohl verdiente Dusche. Da uns das Kream 'N' Krunch gut gefallen hat, sind wir für ein weiteres Abendessen mit der Rickshaw dort hin gefahren. Der Besitzer strahlte uns an und schüttelte unsere Hände. Dieses Mal hatten wir Butter Hähnchen, Mackni Dahl (Linsen Curry) und Baghwan Aloo (knusprige Kartoffelrollen mit eine gewürzten Käsefüllung).
Rasante Taxifahrt. Ajanta Höhlen. Abendessen im Kream 'N' Krunch.
Sa, 07.12.2013: Aurangabad, sonnig, 28°C
Erneut hieß es früh aufstehen. Aleem, unser Taxifahrer für den Tag (1200 Rupien/15€ für 9 Stunden inklusive Benzin!), holte uns super pünktlich um 8.30 Uhr ab. Da es Wochenende war, wollten wir die Menschenmassen so weit es ging vermeiden und so fuhren wir direkt zu den Ellora Höhlen (Eintritt 250 Rupien/3€ pro Person), die 30km nordwestlich von Aurangabad entfernt liegen.
Aleem schlug vor, dass er uns direkt bei den Jain Höhlen absetzt. Es handelt sich hierbei um die letzten fünf Höhlen, die am weitesten vom Eingang entfernt liegen. Wir waren fast alleine dort und konnten in aller Ruhe Fotos machen.
Wie nicht anders zu erwarten sind auch die Ellora Höhlen ein UNESCO Kulturerbe. Die Gesamtanlage wurde zwischen dem 5. und 11. Jahrhundert n. Chr. - also gegenüber anderen Höhlenklöstern vergleichsweise spät - als Teil der Dekkan-Architektur aus einer über 2 km langen von Südost nach Nordwest verlaufenden basaltischen Felswand herausgeschlagen. Diese Felswand mit ihren Überhängen und kleinen natürlichen Höhlen bot frühen Einsiedlern oder kleinen Gruppen von Mönchen Schutz und Unterschlupf in Zeiten heftiger Monsunregenfälle; außerdem hielt sie bei Angriffen wilder Tiere (Tiger) oder räuberischer Banditen den Rücken frei. In natürlichen Felsbecken, später auch in künstlich geschaffenen Zisternen fing sich das lebensnotwendige Wasser. Alle Bauten wurden in mühevoller Arbeit bei schrägem Vortrieb von oben nach unten aus dem überaus harten Felsgestein heraus gehauen. Die Bauwerke sind von Südost nach Nordwest nummeriert und werden in eine buddhistische (Nr. 1-12, ca. 400-800 n. Chr.), eine hinduistische (Nr. 13-29, ca. 600-900 n. Chr.) und eine jainistische Gruppe (Nr. 30-34, ca. 800-1100 n. Chr.) eingeteilt.
Mit zunehmender Anzahl der Mönche nahmen auch die Schenkungen, Stiftungen und Pilgergaben mehr und mehr zu. Immer neue Bauten wurden zunächst von wandernden, später jedoch von ortsansässigen Steinmetzen errichtet und immer reicher mit Skulpturen und Malereien ausgestattet. Mit dem Vordringen des Islam und der damit verbundenen Blockade oder Verlagerung der Handelswege endete die Blütezeit von Ellora.
Nach den Jain Höhlen fuhr uns Aleem zur Höhle 29, die letzte der Hindu Tempelhöhlen. Sie erinnerte stark an die große Höhle auf Elephanta Island nahe Mumbai. Auch hier waren wir fast ganz alleine. Super Idee von Aleem uns das Feld von hinten aufrollen zu lassen, denn dadurch vermieden wir auch die vielen Schulklassen bei den Buddhistischen Höhlentempeln. Die Kinder liefen im Dauermarsch durch die Höhlen und machten einen Höllenlärm. Hier und da trauten sich die älteren Schulkinder und sprachen uns auf Englisch an. Wir mussten mal wieder für diverse Fotos posieren, aber umgekehrt standen sie auch für unsere Kamera bereit.
Die Ellora Höhlen waren alles in allem spektakulärer als die Ajanta Höhlen. Es gab zwar nur wenig gut erhaltene Wandmalereien, aber die insgesamt 34 Tempelhöhlen waren vielseitiger und detaillierter. Das absolute Highlight in Ellora ist Höhle 16 - der sogenannte Kailashnath Tempel. Die Bauzeit alleine für diesen Tempel wird auf 100 Jahre geschätzt. Er wurde von oben nach unten aus dem Basaltfelsen mit Hammer und Meißel gehauen. 200.000 Tonnen Gestein sollen hier abgebaut worden sein. Er ist der größte Felsentempel in der Welt. Ein fantastisches Bauwerk!
Wir sind zunächst seitlich den Felsen hoch gelaufen, um uns den Tempel von oben anzuschauen. Ein buntes Papageien-Pärchen flog über unsere Köpfe und landete dann ganz oben auf der Tempelspitze und beobachtete die Touristen. Von oben konnte man die Ausmaße dieses gewaltigen Tempel einschätzen. Wie detailliert hier alles in einem Stück aus dem Stein gehauen wurde. Sogar die Zähne der Löwen konnte man deutlich erkennen. Ein echtes Meisterwerk! Unglaublich, wie es zu einer Zeit ohne große Konstruktionstechnik entstanden ist!
Das Innere des Tempels war ebenfalls sehenswert. Mit welcher Detailarbeit hier gearbeitet wurde - verzierte Säulen, Elefanten säumen den Sockel, an den Seiten gibt es detaillierte Hindu-Motive ... Unglaublich!
Nach mehr als drei Stunden hatten wir genug. Aleem wartete beim Restaurant auf uns und fuhr uns nach einer kurzen Trink- und Toilettenpause zum Ghrishneshwar Tempel. Er lag einen halben Kilometer von den Ellora Höhlen entfernt und stammt aus dem 18. Jahrhundert. Fotografieren war strickt verboten. Ich zog mir die Schuhe aus und habe einen kurzen Blick ins Innere geworfen. In einem kleinen Raum umrundeten Pilger eine große Schale, die mit Blumen gefüllt war. Männer liefen mit nacktem Oberkörper herum und trugen Babys auf dem Arm. Vielleicht war das wie eine Taufe hier. Uns sind die Gebräuche und Rituale nicht bekannt und ich bin dann auch ganz schnell weiter, um nicht zu stören.
Als nächstes stand eine Seidenfabrik in Ellora auf dem Tagesplan. Wir konnten hier die feine Handarbeit beobachten. Die aus Seide gefertigten Saris sind 6m lang und kosten rund 770€ - es dauert 2 Monate bis ein Sari fertig gestellt ist. Aurangabad und Umgebung ist in ganz Indien für seine feine Seidenarbeit bekannt. In der Regel handelt es sich hier um kleine Familienbetriebe. Die hölzernen Webstühle und die Techniken (2 Jahre Ausbildung) werden von einer Generation an die nächste vererbt. Wir verbrachten anschließend eine ganze Weile im angrenzenden Laden.
Es warteten noch einige Sehenswürdigkeiten auf uns. Wir verschlungen unser Mittagessen im Taxi auf dem Weg zum Daulatabad Fort. Sie ist eine der best erhaltenen mittelalterlichen Festungen in der Welt. Wir liefen eine Stunde durch die große Anlage. Zur Spitze der Festung gelangt man nur durch einen mysteriösen Tunnel, der in der sogenannten Fledermaushöhle startet. Er soll so dunkel und verwirrend sein, dass sich schon in früheren Zeiten kaum jemand getraut hat ihn zu betreten. Diejenigen, die es gewagt haben, wurden mit heißem Teer begossen und starben quälend. Das droht heute zwar nicht mehr, aber ohne Taschenlampe kommt man nicht weit und der Gestank der Tausenden von Fledermäusen war unerträglich.
Kurz vor Sonnenuntergang erreichten wir Bibi-Ka-Maqbara, das Mini Taj Mahal, das in einem Vorort von Aurangabad liegt. Das Mausoleum wurde 1679 von Aurangzebs Sohn, Azam Shah, für seine Mutter gebaut. Sein Großvater ist der Erbauer des berühmten Taj Mahals in Agra. Die Kopie von Bibi-Ka-Maqbara (100 Rupien Eintritt) war schon mal nicht schlecht. Es spiegelte sich schön im flachen Wasser der Parkanlage. Da wir das Agra Taj Mahal noch nicht gesehen haben, bleibt unser Vergleich an dieser Stelle aus. Wir werden in ein paar Monaten darauf zurückkommen.
Letzter Sightseeing Punkt des heutigen Tages war die antike Wassermühle von Panchakki (20 Rupien Einritt). Sie wurde im 17. Jahrhundert gebaut und hat Getreide für die vielen Pilger gemahlen. Ganz nett, aber kein Muss für echte Sightseer.
Erschöpft vom heißen Tag und den vielen neuen Eindrücken, setzte uns Aleem um 17.30 Uhr wieder beim Hotel Regal Plaza ab. Man kann die gleiche Tour auch für den halben Preis beim Touristenbüro buchen, ist dann allerdings auf das Timing der Gruppe angewiesen. Für nur 7,50€ extra hatten wir unseren eigenen Fahrer und Tourguide, mussten auf niemanden warten und konnten die Reihenfolge der Sightseeing Punkte selbst bestimmen. Wir können Aleem nur wärmstens empfehlen. Pünktlich, zuverlässig, sehr guter Fahrer, viel Fachwissen, hervorragendes und gut verständliches Englisch und mit viel Humor ausgestattet. Ihm hat der Tag mit uns glauben wir auch Spaß gebracht. Er versprach zum Abschied uns am nächsten Abend um 20 Uhr beim Hotel abzuholen. Unser Zug von Aurangabad nach Warangal ging um 20.50 Uhr.
Es folgte das übliche Ritual: Tasse Tee, Dusche und Wäsche waschen, anschließend mit der Rickshaw zum Kream 'N' Krunch. Inzwischen war es dunkel geworden und in Aurangabad herrschte ein Verkehrsstau. Wir vergasten halb in der Rickshaw. Eine Hochzeitsgesellschaft feierte auf der Straße und der Verkehr kam nur mühselig daran vorbei. Wären wir nicht so hungrig gewesen, hätten wir unseren Fahrer gebeten mal für ein paar Bilder von den prächtig gekleideten Hochzeitsgästen zu stoppen.
Heute war uns nicht nach Indisch und so bestellten wir Maccaroni Cheese für Helen und eine vegetarische Pizza für mich. Wie immer super lecker!
Ellora Höhlen. Seidenfabrik. Daulatabad Fort. Bibi-Ka-Maqbara. Rickshaw Stau.
Unser Rickshaw Fahrer auf dem Rückweg musste noch neu in seinem Job gewesen sein. Unser Hotel kannte er nicht. Da hier eh keiner die Straßennamen kennt, fragte er zwei andere Männer, die ihm den Weg anhand von Stadtmerkmalen wie Bahnhof, Krankenhaus usw. erklärten. Er schaute immer noch ratlos drein und einer der Männer stieg dann zu uns in die Rickshaw und wies ihm den Weg. Kurz vorm Hotel stieg er aus und prompt ging unser Fahrer anschließend in den Seitenstraßen verloren. Zum Glück erkannten wir die Straßenecke und ich zeigte ihm den Weg. Ob er anschließend wieder zurück gefunden hat, wissen wir nicht. Der Arme muss noch viel lernen. Sein Fahrpreis lag übrigens auch um 10 Rupien niedriger, als das, was wir sonst immer bezahlt haben. Na ja, er wird anderen Touristen bald das Doppelte abknöpfen. Wenn es ums Geld geht, lernen die Inder schnell!
So, 08.12.2013: Aurangabad, sonnig, 28°C, Nachtzug nach Warangal
Da unser Zug erst spät abends ging, hatten wir den ganzen Tag Zeit, um uns zu entspannen und an unseren Webberichten, Fotos und Videos zu arbeiten. Ich bin dann am späten Nachmittag noch zum Internetcafé gelaufen und habe unsere Mumbai-Berichte online gestellt. Zum Glück konnten wir unser Hotelzimmer bis abends nutzen und Aleem holte uns pünktlich für die Fahrt zum Bahnhof ab.
Unser Zug nach Warangal sollte auf einem der Mittelgleise einfahren und das hieß mal wieder die Taschen die Treppen hoch über die Fußgängerbrücken zu schleppen. Bei unserer Rolltasche brach der Außenring von einer der Rollen ab. Hoffentlich hält der Innenring noch bis zum Ende der Reise, denn die Tasche wiegt locker ihre 25kg.
Wir waren für die 15 Stunden Zugfahrt in einem 2A Abteil gebucht, allerdings hatte nur Helen ein festes Bett. Ich stand auf der Warteliste. Angeblich sollte an den Zugtüren die Namen der Passagiere mit Bettnummer stehen, aber das war nicht der Fall.
Unser Ticket sagte 2A - 3 und wir dachten erst, dass es sich hier um Waggon 3 handeln muss. Die Hinweisschilder auf dem Bahngleis sagten S1 bis S12. So standen wir zunächst im Bereich S3. Ich bin dann vorsichtshalber aber noch mal bis zum anderen Ende des Gleises gelaufen und tatsächlich ... es gab noch einen Bereich B1 und A2. Gut, dass wir das noch gesehen haben, denn der Zug sollte nur 2 Minuten halten und wenn wir da am falschen Ende eingestiegen wären, dann hätten wir unser Gepäck durch die Menschenmassen schleppen müssen.
Während Helen eine rauchen ging (ist nur vorm Bahnhof erlaubt) passte ich am Gleis auf unser Gepäck auf. Eine einzelne Lok kam angetuckert und tutete in einer Monsterlautstärke. Der Boden vibrierte und ich musste mir die Ohren zuhalten. Die Lok blieb direkt neben mir stehen. Tut ... Tut! Grrrrr ...
Ein etwa 11-jähriger Junge kam zu mir und sprach mich in gutem Englisch an. Woher ich komme? Ob ich Ajanta und Ellora gesehen habe? Wohin ich jetzt fahre? 10 Sekunden später kamen vier weitere Jungs, die mir alle die Hände schüttelten. Die selben Fragen wurden gestellt, Handyfotos wurden gemacht. Ein älterer Herr gesellte sich dazu und begrüßte mich ebenfalls mit Händedruck. Es stellte sich heraus, dass er der Sportlehrer einer Jugendgruppe war, die zu einem Ringer-Turnier unterwegs waren. Man war im Halbfinale der Provinzmeisterschaften.
Helen kam vom Rauchen zurück und sah von der Fußgängerbrücke aus, dass ich umzingelt war. Sie machte sich Sorgen und sprintete die restlichen Meter. :-)
Unser Zug lief mit nur 15 Minuten Verspätung ein. Die Ringertruppe stürmte das Dritte Klasse Abteil. Nur wer schnell ist, bekommt einen Sitzplatz. Keine Chance an diesem Tag. Der Zug war überfüllt. Wir fanden Bett 3 in unserem Abteil und mussten auf den Fahrkartenkontrolleur warten, um zu sehen, ob ich auch ein Bett hatte. In Helens Viererabteil waren die anderen drei Betten nämlich schon belegt. Wir breiteten das frisch gewaschene und Blütenweiße Bettlaken auf der engen Pritsche aus. Darüber das zweite und ganz oben auf die frisch gewaschene Wolldecke. Wir wussten vom letzten Mal noch, wie kalt es mit der Klimaanlage werden kann. Unsere Taschen passten perfekt unter Helens Bett.
Der Fahrkartenkontrolleur kam erst nach einer Weile und wir hatten uns schon zu zweit auf die Pritsche gelegt. Es war kurz nach 21 Uhr, aber die meisten Fahrgäste waren schon am Schlafen und wir mussten leise sein. Uns blieb nichts anderes übrig, als ebenfalls schlafen zu gehen. Ich hatte dann am anderen Ende des Abteils mein eigenes Bett, aber keine Lust wieder mit Sack und Pack umzuziehen. Zu zweit war es zwar eng, aber sehr schön warm.
Viel geschlafen haben wir eh nicht. Der Zug ruckelte so stark, dass man Nackenschmerzen bekam. Die Pritsche war hart und uns taten die Hüften weh. Irgendwann bin ich dann wohl doch vor Erschöpfung eingeschlafen. Unser Bettnachbar verließ gegen Mitternacht den Zug und wir hätten eigentlich sein Bett nutzen können, wussten aber nicht, ob nicht an einer der nächsten Stationen jemand mit dieser Bettnummer zusteigen würde.
Ich wachte gegen 6.30 Uhr auf und musste mal zum Klo (war okay). Helen hatte kaum ein Auge zubekommen und war groggi. Ich war hellwach und setzte mich auf das freie Bett. So hatte Helen endlich Platz und sie hat dann auch ein wenig gedöst. Die Sonne ging gerade auf und ich ließ die Landschaft an mir vorbei ziehen. Ziemlich flach hier mit viel Landwirtschaft.
Irgendwann wurde ich wieder müde und legte mich aufs Bett. Ich habe doch tatsächlich noch einmal 2 Stunden geratzt. Man gewöhnt sich wirklich an alles hier.