09. - 15.12.2013: Warangal - Thousand Pillar Tempel - Bhadrakali Temple - Warangal Fort - Hyderabad - Golconda Fort

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Steintore

Mo, 09.12.2013: Warangal, sonnig, 26°C

Unser Zug lief mit nur 25 Minuten Verspätung um 12 Uhr mittags in Warangal ein. Das ist für indische Verhältnisse eigentlich schon vor dem Zeitplan! Von einer leichten Verspätung kann man hier nach etwa 1,5 Stunden sprechen, totale Verspätung fängt hier bei 5 Stunden an!

Die Bahnstation in Warangal war modern und ausnahmsweise mussten wir unser Gepäck mal nicht über eine der hohen Bahnhofsbrücken schleppen. Wir fanden ein Reservierungsbüro für Zugtickets und Helen stellte sich in die Schlange, um unser Ticket von Hospet nach Madgaon (Goa) auf zwei Tage später zu verschieben.

Erneut stellten wir fest, dass der Inder an sich die Privatsphäre nicht kennt. Statt einen kleinen Körperabstand zu lassen, drängt man sich hier eng aneinander. Will mal jemand aus der Schlange raus, wird kein Platz gemacht. Stur streckt Mann oder Frau noch den Hintern raus und gibt keinen Millimeter vom errungenen Platz ab. Auf uns wirkt das extrem rüde, aber hier ist das ganz normal und niemand (außer uns) stört sich dran. Das ist wie bei den Rickshaw- und Autofahrern ... wo Platz ist, wird sich hinein gedrängelt. Die arme Helen stand mindestens 30 Minuten in der Schlange und spürte den Atem des Hintermannes in ihrem Nacken.

Ich wartete an der Seite mit unserem Gepäck und ertrug stur die neugierigen Blicke der vielen Menschen hier. Immerhin bedrängte mich keiner. Helen verhandelte dann minutenlang mit dem Mann hinter dem Reservierungstresen. Eigentlich wollte er sich nicht um uns kümmern. Ausländer müssen nach Secunderabad, das liegt aber schlappe vier Stunden Zugfahrt entfernt. Am Ende stornierte Helen unsere Tickets und kaufte neue. Wir waren ursprünglich für 400 Rupien (5€) im Sleeper-Abteil für den 19. Dezember gebucht gewesen. Bei unserer nächtlichen Zugfahrt konnten wir schon sehen, dass die Sleeper-Abteile eher wie Viehtransporter aussahen. Die Menschen hatten nicht alle einen Sitzplatz oder eine Pritsche und viele standen mit dem Gesicht gequetscht an der Tür oder dem Fenster. Nein, danke! Das müssen wir uns nicht antun. Helen buchte uns auf eine 2A-Klasse. Wir stehen da zwar auf Platz 9 und 10 der Warteliste, haben aber beste Chancen einen Sitzplatz zu bekommen. Viele der Züge werden hier Monate im voraus gebucht und am Ende fahren die meisten gar nicht damit. Insofern steht man auf einer Warteliste und am Tag der Reise stornieren viele ihre gebuchten Tickets und machen den Weg frei für die Wartelistenleute. Wir haben gehört, dass man eigentlich immer einen Platz bekommt, wenn man unter 50 auf der Warteliste ist. Wir werden sehen! Der Aufpreis für die 2A-Klasse lag bei 1220 Rupien (15€). Für die 7,5 Stunden Zugfahrt ist das wahrlich zu verschmerzen!

Draußen vor dem Bahnhof gab es keine Taxis und so verstauten wir uns und unser Gepäck in einer Autorickshaw. Unter 50 Rupien (62€ Cents) ging es für uns Touristen gar nicht, obwohl das Hotel Ratna nur etwa 1,5km von der Bahnstation entfernt lag. Warangal sah nicht anders aus, als Mumbai oder Aurangabad. Starker Verkehr, lautes Gehupe und kleinste Geschäfte am Straßenrand. Nur die Rickshaws waren hier Gelb statt Schwarz-Gelb.

Unser Hotel liegt direkt an einer der Hauptstraßen hier. Beim Einchecken mussten wieder einmal diverse Papiere ausgefüllt werden - Passnummer, Telefonnummer, Visanummer usw. Das wird hier sehr genau genommen und ist fast Deutscher als die Deutschen! Unser Zimmer mit AC (Klimaanlage) war groß, etwas veraltet, aber sauber. Wir haben dafür 1900 Rupien (24€) pro Nacht bezahlt. Es ist angenehm kühl hier in Warangal und die Klimaanlage hätte gar nicht nötig getan, wir haben sie nie laufen. Das gleiche Zimmer ohne AC hätten wir auch für 10€ pro Nacht weniger bekommen können. Na ja, nächstes Mal. You live and learn!

Inzwischen war es 14 Uhr geworden. Wir waren todmüde und hungrig, da wir ja nicht einmal Frühstück hatten. Ganz zu Schweigen ... eine Tasse Tee musste unbedingt her! Das Hotel hat im Untergeschoss zwei Restaurants und die Speisekarte war lang. Wir wollten duschen und bestellten per Telefon einen Zimmerservice.

Ich bestellte für mich ein Andrash Chicken Menü - keine Ahnung, was das war, aber es hörte sich gut an und ich wollte mal was neues ausprobieren. Helen bestellte sich eine vegetarische Frühlingsrolle, ein Linsen-Curry und zwei Roti-Brote. 20 Minuten später klingelte es an unserer Tür und der Kellner kam mit einem riesigen Tablett. Wow! Das Essen hätte locker für vier Personen gereicht! Vielleicht hätten wir vorher mal den Lonely Planet lesen sollen, da steht nämlich drinnen, das das Ratna Restaurant riesige Portionen serviert.

Helen war das Linsen-Curry zu scharf (laut Restaurant sollte es "non spicy" sein) und so musste ich das auch noch mitessen. Mein Menü kam mit einem leckeren Hähnchen-Curry, einer großen Schüssel Reis, zwei Naanbroten, einer schrecklichen Tomatensuppe, sieben kleinen Schüsseln (davon habe ich nur den Joghurt und das Linsen-Curry gemocht) und einer Portion Vanilleeis (die hat Helen verdrückt!). Die Frühlingsrolle (bei uns in Deutschland wären das drei gewesen) war fantastisch! Boah, waren wir am Ende satt! Ich habe mir dann noch das restlichen Linsen-Curry mit Reis für den Abend aufbewahrt. Das ganze hat schlappe 600 Rupien (7,50€) gekostet!


15 Stunden Zugfahrt nach Warangal. Zimmerservice.

Heiß Wasser scheinen wir hier zum Duschen nicht zu haben. Aber mit dem Wasserkocher ist das schnell gemacht. Herrlich! Unser Fernseher hat 100 Kanäle, aber nur vier, die wir in Englisch empfangen können. Immerhin einen darunter, der die Bundesliga und Englische Premier League zeigt. Wir haben uns aufs Bett geschmissen und den Nachmittag vor dem Fernseher gegammelt. Nach der langen Zugfahrt hatten wir keine Lust auf Sightseeing. Ich hab mich dann abends noch an den Laptop gesetzt und ein paar Fotos und Videos abgearbeitet.

Um Mitternacht - das wir das überhaupt bis dahin geschafft haben! - ging dann das Licht aus. Schnarch!

Di, 10.12.2013: Warangal, sonnig, 26°C

Ich bin aufgewacht und habe auf den Wecker geschaut. Was? Schon 13.33 Uhr? Das kann doch gar nicht sein! Helens Uhr und unser neues Handy zeigten dann aber zwei Stunden weniger an. Trotzdem ... wir haben 11,5 Stunden geschlafen. Der Hammer! Helen hat nicht einmal das laute Rumpsen vom Neubau neben dem Hotel gehört. Die lange Zugfahrt mit nur sehr wenig Schlaf muss uns ganz schön geschlaucht haben.

Zum Aufwachen musste erst einmal eine Tasse Tee her. Anschließend sind wir runter ins Hotelrestaurant zum "Frühstücken" gegangen. Vegetarische Frühlingsrollen und Cashew-Reis.

Gut gestärkt setzten wir uns in ein Rickshaw und fuhren zum Thousand Pillar Tempel. Viel zu sehen gab es nicht. Der Tempel scheint am zusammenfallen zu sein und Stahlträger stützten die Decke ab. Ich zog meine Schuhe aus und bin in den Tempel rein, aber auch das war enttäuschend. Die drei kleinen Schreine waren jeweils mit einer Eisentür verriegelt und so düster, dass man nicht viel erkennen konnte. Dann wollte einer der Sicherheitsleute von mir noch 25 Rupien für meine drei Fotos haben. Laut Informationsschild am Eingang mussten man die aber nur für Video bezahlen und so habe ich das abgelehnt. Dann wollte er meine Kamera haben. Ich habe nur den Kopf geschüttelt und bin wieder raus. Draußen stand eine große Gruppe von Indischen Touristen, die alle kostenlose Fotos mit ihren Handys machten.

Vorm Tempel wollten wir wieder in eine Rickshaw steigen, um zum nächsten Tempel zu fahren. Der Fahrer wollte 100 Rupien. Wir lachten. Dann ist er auf 60 runter. Wir haben immer noch abgewinkt und sind um die Ecke gelaufen. Dort handelten wir 50 Rupien mit einem anderen Fahrer aus, mussten aber ein paar Minuten warten. Kein Problem! Seine Rickshaw hatte einen großen Kussmund und wir haben Fotos und Videos gemacht.

Das Warten dauerte uns dann aber doch zu lange und so hat Helen sich ans Steuer gesetzt. Unter 100 Rupien ging bei ihr gar nichts, aber dafür versprach sie schnell zu sein. Okay, dass war mir der Spaß wert. Dann mal los, Helen!


Helens Rickshaw Fahrt durch Warangal

Der Bhadrakali Tempel ist einer der ältesten Tempel in Indien, in der die Göttin Bhadrakali verehrt wird. Er wurde 625 n. Chr. vom König Pulakesi II von Chalukya gebaut. Ich habe mir mal wieder die Schuhe ausgezogen und bin rein. Drinnen hockten Frauen auf dem Boden und huldigten Bhadrakali mit Teelichtern, Blumen und Obststücken. Es war angenehm ruhig und ich konnte mir alles in aller Ruhe anschauen. Es gab einige kleine Räume, in denen nicht nur gebetet wurde, sondern in denen sich auch so etwas wie Heilungen und Zwiesprachen mit den Priestern abspielten. Es werden hier in Indien so viel Götter verehrt und Religionen ausgelebt, dass es für uns nicht immer einfach ist die einzelnen Rituale zu verstehen. Wenn wir Zeit haben, müssen wir das noch mal im Detail nachlesen.

Für 10 Rupien Eintritt haben wir uns noch den kleinen und nicht besonders sehenswerten Shivatempel am See angeschaut. Dafür haben wir mal wieder nette Inder kennen gelernt und viele wollten ein Foto von uns. An das Händeschütteln gewöhnen wir uns langsam. In ganz Warangal haben wir kein anderes weißes Gesicht bis dato gesehen. Warangal liegt nicht unbedingt auf den Haupttourismusrouten und so sind wir hier etwas besonderes. Man merkt das auf Schritt und Tritt. Wir lächeln, grüßen mit einem freundlichen "Namaste" und stehen für jeden Fotowunsch bereit. Meistens werden die mit dem Handy gemacht und die Qualität ist fürchterlich. Viele wollen auch, dass wir ein Foto von ihnen machen. Wenn ich das Bild dann zeige, bekomme ich immer das typisch Indische Kopfwackeln zu sehen. Für uns sieht das so aus, als wenn sie nicht ganz happy sind, aber dieses eigenartige Kopfwackeln bedeutet hier "Ja" oder "Okay".

Statt mit der Rickshaw zu fahren, sind wir zu Fuß zum nahe gelegenen Musical Garden gegangen. 10 Rupien Eintritt pro Person. Zum Glück nicht mehr, denn diese Parkanlage war der Besuch nicht wert. Es gab kein Wasser in irgendeinem der Becken. Es ist gerade Trockenzeit hier, vielleicht gibt es nicht genügend Wasser, obwohl der große See nebenan voll ist. Mitten durch den Park verläuft einer der stinkenden Abwasserkanäle, dafür war das Gras fast Grün. Uns ist aufgefallen, dass sich hier in den hintersten Ecken junge Liebespaare treffen. Zuhause können sie keine Zweisamkeit genießen, da gucken Mutti oder Papa ganz genau hin, ob sich womöglich Hände vor der Hochzeit berühren. Wir sind im Schnellschritt an den Paaren vorbei. Da wollten wir nicht stören.

Den Kakatiya Rock Garden haben wir nicht gefunden. Da stimmte die Google Map wohl nicht oder wir waren blind. Stattdessen fanden wir auf dem Rückweg zum Hotel eine Bäckerei (Helen deckte sich mit Cadbury Schokolade ein und kaufte sich ein Stück Schokotorte), einen Internetladen und einen großen Supermarkt. So groß haben wir den nicht mal in Mumbai gesehen und wir kauften Joghurts, Säfte, Obst und ein kleines Nutellaglas (für Notfälle!).

Helens Schokotorte stellte sich als Reinfall raus ... Oh, Gott ... war die süß und klebrig. Kein Wunder, dass wir nur 15 Rupien (20 € Cent) dafür bezahlt haben. Aber Probieren geht über Studieren!

Wir verbrachten den Rest des Abends ganz entspannt auf unserem Zimmer mit Fernsehgucken (Bundesliga und Premier League) und Lesen. Auch mal nett!

Mi, 11.12.2013: Warangal, sonnig, 29°C

Heute morgen weckte uns laute Indo-Chinesische Musik. Fürchterlich! Da bekommt man glatte Alpträume. Durch den ständigen Straßenlärm und das ewige Gehupe schlafen wir ja inzwischen schon durch. 4 Zimmer weiter in unserer Etage fand eine Geburtstagsfeier statt. Ein junger Mann wurde 21 und das wird hier - wie in den USA - groß gefeiert.

Ich bestellte uns zum Frühstück Zimmerservice. Zwei Obstsalate, Helen wollte unbedingt ein Roti-Brot für die Nutella und ein gekochtes Ei. Roti-Brot gibt es nur abends, stattdessen empfahl mir die Küche Puri Puri. Keine Ahnung, was das ist, laut Küchenchef soll es aber fast wie Roti sein. Ich bestellte zwei davon.

Was dann kam war mal wieder ganz anders, als wir es erwartet hatten. Der Obstsalat mit Nüssen und getrockneten Kirschen war okay. Helens gekochte Eier kamen geschält und waren von gestern. Eigentlich hatte sie auf ein frisch gekochtes Ei gehofft. Puri war keineswegs wie Roti. Die Brotfladen werden offensichtlich im heißen Fett gebraten und trieften nur so davon. Geschmacksmäßig eigentlich ganz lecker, aber statt zwei Broten bekamen wir sechs. Dazu kamen scharfe Curry-Dips. Eigentlich auch ganz lecker, aber nicht wirklich, was wir heute morgen zum Frühstück brauchten. Seufzt ... wir lernen noch!

Kurz vor 13 Uhr sind wir in eine Rickshaw gestiegen und zum Warangal Fort gefahren. Es wurde im 13. Jahrhundert von einem der Kakatiya Könige gebaut und blieb über eine lange Zeit unbesiegbar. In einem 19km Radius befanden sich drei konzentrische Steinmauern aus Granit - heute sieht man nur noch hier und da die Überreste. Die Kakatiyas waren berühmt für ihre beeindruckenden Steinmonumente. Die vier massiven Steintore sowie diverse Tempel und Säulen sind heute auf einem Fußballfeld großen Gelände zu bewundern. Der Eintritt für uns lag bei 100 Rupien (1,25€) pro Person.

Gegenüber war der Eingang zu einem Park (10 Rupien Eintritt) an dessen Ende sich ein Tempel auf einem runden Felsen befand - nicht besonders sehenswert. Wir waren vielleicht eine Stunde vor Ort und da uns ein wenig nach Bewegung war sind wir noch durch die Straßen der angrenzenden Siedlung geschlendert. Wie immer starrten uns die Leute an. Weiße Menschen verirren sich hier nur sehr selten und man holte sogar die Kinder auf die Straße, damit sie uns mal sehen können. Wir lächelten freundlich, grüßten mit einem "Namaste" - das einzige Wort, dass wir auf Hindu kennen - und die erstaunten Gesichter fingen ebenfalls an zu lächeln und man winkte uns freundlich zu.

Auf dem Rückweg zum Hotel haben wir dann eine geteilte Rickshaw genommen. Neben dem Fahrer passen hier vier mehr oder weniger schlanke Passagiere in eine Rickshaw. Ist die Rickshaw nicht ganz voll, wird jeder Fußgänger am Straßenrand mit einer kurzen Kopfbewegung gefragt, ob er einsteigen will. Das ist für die einzelnen Mitfahrenden günstiger, als wenn man alleine die Rickshaw besetzt. Wir haben auf dem Rückweg auch nur 50 Rupien statt der 90 auf dem Hinweg bezahlt. Wieder was dazu gelernt!

Bevor wir ins Hotel zurückkehrten, haben wir noch einen Abstecher zum Supermarkt gemacht. Helen macht sich Sorgen, dass sie hier zu dünn wird, und stockte mit Chips und Nüssen auf. Mir schmeckt fast alles hier und so habe ich später "American Chaupsy Veg." beim Zimmerservice bestellt. Meine Vorstellung war Chinesische Nudeln mit Shop Suey. Das kam auch ungefähr hin. Allerdings waren die Nudeln nicht weich, sondern knusprig, fast wie Chips. Mir hat es trotzdem geschmeckt.

Nach dem Duschen, haben wir unsere Wäsche gewaschen, Fernsehen geguckt, gelesen und am Computer gearbeitet. Ganz entspannt!

Do, 12.12.2013: Warangal, sonnig, 29°C

Heute war mal ein Ruhetag. Na ja, so ruhig ist der natürlich auch nicht. Wäsche waschen, Webseite schreiben, Fotos und Videos bearbeiten, Reiseplanung und und und. Dennoch kann man nicht jeden Tag Sightseeing machen. Schon gar nicht in Indien. Das ist immer mit extrem lauten Straßenverkehr und vielen Menschen verbunden. Das sind wir ja sonst gar nicht gewohnt. In Winnie ist es so leise und entspannend und wir vermissen ihn schon! Schnief!

Fr, 13.12.2013: Warangal −> Hyderabad, sonnig, 31°C

Heute morgen haben wie ausgeschlafen und dann in aller Ruhe unsere Sachen gepackt. Um 13 Uhr ging es mit der Rickshaw zum Bahnhof. Unser Zug nach Hyderabad rollte mit 1 Stunde und 20 Minuten Verspätung ein. Wir waren in einem 3A Abteil (6 Betten in unserem Abschnitt). Normalerweise sind tagsüber die oberen Betten an der Wand und man sitzt auf den beiden unteren Betten. In unserem Abteil aber lagen die Leute alle noch im Bett - um 15.30 Uhr nachmittags! Da wir das mittlere und das obere Bett hatten, mussten wir die Frau im unteren erst einmal wecken, denn das mittlere Bett war nicht eingehängt. Eigentlich hätten wir für die 4,5 Stunden Fahrt lieber gesessen. Wir boten der Inderin im unteren Bett an sich nach oben zu legen, aber das wollte sie nicht. Da sind die Inder stur! Uns blieb nichts anderes übrig, als uns auch hinzulegen. Ich war ganz oben und die Klimaanlage lief auf vollen Touren. Dieses Mal waren wir vorbereitet und hatten Fleecesachen an.

Um 21 Uhr kamen wir in Hyderabad an. Unser Hotel lag etwa 2-3km vom Bahnhof entfernt. Taxifahrer bestürmten uns am Ausgang. Die wollten doch tatsächlich 450 Rupien (5,60€) für die kurze Strecke haben. Abzocke! Rickshaws durften wohl hier nicht direkt am Bahnhof vorfahren, aber wir sahen viele Leute auf die Straße stürmen und folgten ihnen. Keine 200m vom Bahnhof standen viele Rickshaws. Auch die wollten horrende Preise haben, aber erneut blieben wir stur und am Ende fanden wir eines für 60 Rupien.

Unser Hotel war nicht einfach zu finden. Wir hatten über das Internet das Hotel International Imax gebucht. Das war aber inzwischen umbenannt worden in Hotel Gopi. Der Fahrer und wir fragten uns durch und am Ende landeten wir auch im richtigen Hotel. Allerdings lag denen keine Buchung von uns vor. Machte aber nichts, denn die hatten noch viel Platz und wir hatten eh nicht vorab mit Kreditkarte bezahlt. So konnten wir auch ein Zimmer ohne Klimaanlage nehmen, die haben wir seit Mumbai eh nie gebraucht, was dann auch gleich 1000 Rupien weniger war, als vorab gebucht.

Unser Zimmer war zwar groß, hatte einen modernen Fernseher mit vielen Englischen Kanälen, aber das war es dann auch schon mit den positiven Seiten. Das wir nach Handtüchern und Klopapier fragen müssen, kennen wir ja schon. Aber das man hier nicht einmal Klopapier kannte, war neu für uns. Zum Glück haben wir immer 2 Rollen für Notfälle im Rucksack!

Das Bett war nicht sauber und die Laken ... Gottogott ... ekelhaft. Lange dunkle Haare und Schmierstreifen (wir wollen lieber nicht darüber nachdenken, was das genau war). Wir ließen uns frische Bettwäsche schicken. Die roch besser, sah aber nicht viel besser aus. Na ja, wir sind nur zwei Nächte hier. Was nicht tötet, härtet ab!

Obwohl es bereits nach 22 Uhr war, gingen wir noch einmal auf die Straße, um ein Restaurant zu finden. Wir hatten Hunger! Wir landeten in einem Muslimischen und man platzierte uns im Bereich der Männer. Ist uns erst gar nicht aufgefallen, bis Helen ein paar Frauen nach oben in den geschlossenen Teil des Restaurant gehend gesehen hat. Das Essen - Reis mit Linsencurry - war einfach aber sehr lecker und billig. Nebenan gab es noch ein kleine Bäckerei und wir kauften Tortenstücke für unser Frühstück.

Sa, 14.12.2013: Hyderabad, sonnig, 29°C

Um 7.20 Uhr klingelte es an unserer Tür und die Englische Zeitung wurde durchgeschoben. Grrr ... warum klingeln die hier dafür? Die Torten waren etwas süß fürs Frühstück, aber was soll's.

Wir brauchten Bargeld und machten uns auf die Suche nach einem Geldautomaten. Bis dato hatten wir nie Probleme, aber heute morgen ging das nicht ganz so einfach. Der erste Automat gab allen Indern vor uns Geld, aber bei uns hieß es "Time out". Wir gingen in die Bank neben an und man vermutete, dass der Automat kein Geld mehr hatte. Ein Bankangestellte kam mit uns, füllte die Maschine auf und wir versuchten es noch einmal. Wieder das gleiche ... Time Out! Er rief an oberster Stelle an und uns wurde mitgeteilt, dass ausländische Karten bei der Bank of India nicht akzeptiert werden.

Gegenüber auf der anderen Straßenseite stand der nächste Geldautomat. Wieder kein Geld. Wieder in der Bank nachgefragt. Nein, der Automat ist kaputt. Na, super! Immerhin gab man uns eine Wegbeschreibung zur nächsten Bank und hier klappte es dann auch. Wir haben gleich dreimal jeweils 10.000 Rupien (das Limit pro Auszahlung) abgehoben. Man weiß ja nie, wo der nächste funktionierende Geldautomat steht.

Am Nachmittag besorgte uns unser netter Hotelmanager eine Rickshaw für die 15km lange Fahrt zur Golconda Festung. Er verhandelte hart mit dem Rickshaw Fahrer und wir landeten bei 175 Rupien. Super! Unter 250 Rupien hätten wir es wahrscheinlich nicht geschafft. Wir stiegen happy ein. Kurze Zeit später wurden wir aber misstrauisch. An jeder Kreuzung drehte sich unser Fahrer um und winkte jemanden hinter uns zu. Verfolgt uns da jemand mit Absicht? Bringen die uns irgendwo hin und rauben uns aus? Laut Karte fuhren wir aber in die richtige Richtung. Es ging quer durch die Stadt. Hyderabad ist fast ausschließlich Muslimisch. Viele verschleierte Frauen und man kam sich vor wie im Mittleren Osten.

Mitten in einer Einkaufsstraße hielt unsere Rickshaw an, der Fahrer machte den Motor aus und entschuldigte sich für ein paar Minuten. Helen beobachtete ihn durch die Rückscheibe. Er ging zu einem weißen Jeep - offensichtlich das Fahrzeug, das uns folgte - und gab dem Fahrer Geld. Man verhandelte irgend etwas und dann kam unser Fahrer mit einem Paket Weintrauben zurück. Ich dachte erst an Drogengeschäft, aber vermutlich hat er dem Jeep nur den Weg durch die Stadt gezeigt und als Dankeschön wurden Geld und Ware ausgetauscht. Das zeigt mal wieder, dass wir viel zu misstrauisch sind. Ob uns da der ständig ausgelebte Angstfaktor in den USA beeinflusst hat? Na ja, wir müssen als Frauen in einer nicht immer Frauenfreundlichen Gesellschaft schon etwas vorsichtiger sein und bei Helen gehen dann als ehemalige Polizistin schon ab und zu mal die Alarmglocken an. Besser so, als zu naiv in irgendetwas rein zu stolpern.

Unser Fahrer setzte uns ohne weitere Verzögerung nahe des Golconda Forts bei den Qutub Shah Gräbern ab. Sieben Muslimische Könige sind hier mit ihren Familienangehörigen begraben. Der erst Qutub Shah König wurde 1445 geboren und lebte 98 Jahre. Sein Grab wurde 1543 gebaut. Im Inneren sind sie ganz schlicht und der Grabstein ist mit eine farbigen Decke mit Inschriften bedeckt. Wir genossen den ruhigen Bummel durch das Gelände. Beim letzten Grab trafen wir auf ein paar Familien, die im Schatten des Gebäudes ein Picknick machten. Es war Samstag und die Kinder hatten Schulfrei. Eh wir uns versahen, mussten wir wieder für Fotos bereit stehen. Man wollte mir sogar die Kleinkinder auf den Arm geben, aber die schauten mich ganz geschockt an und fingen an zu weinen. Dabei habe ich ganz lieb gelächelt!

Die Golconda Festung lag nur 2km von den Gräbern entfernt. Wir hätten locker laufen können, nahmen aber faul eine Rickshaw. Es war mal wieder ein heißer Tag! Die Festung stammt aus dem 12. Jahrhundert und wurde 1525 vom ersten Qutub Shah König wieder aufgebaut. Sie ist berühmt für Diamanten. Wer hätte schon gewusst, dass der berühmte Kohinoor Diamant (wenn ich mich richtig erinnere, ist der entweder in der Krone oder im Zepter der Englischen Königin) und die Hope Diamanten (wir haben einen davon schon im National Museum of Natural History in Washington DC gesehen) von hier kommen?!

Wir zahlten 100 Rupien pro Person Eintritt und schlenderten mit Tausenden von Indern durch die Festungsmauern. Über 640 Steinstufen geht es ganz bis nach oben. Schweißgebadet ist man anschließend, aber der Blick über die Festung und Teile von Hyderabad ist ganz nett. Es war auch ein Bollywood Filmteam vor Ort und drehte einen Liebesfilm. Wäre es ein Hollywood Film mit Brad Pitt gewesen, wären wir auch stehen geblieben, aber die Bollywood Filme sind nichts für uns. Tralala und langweilig!

Stattdessen lockte uns der Eisstand. Nicht gerade Langnese Eis, aber trotzdem ganz lecker! Anschließend kauften wir die Tickets für die nächtliche Ton- und Lichtschau. Sie fing um 18.30 Uhr an und war auf Englisch. Wir nahmen unsere Plätze etwa 40 Minuten früher ein.

Neben uns saßen junge Medizinstudenten aus Schweden. Sie waren für vier Wochen im Mahatma Gandhi Krankenhaus, um an einer Krebsstudie teilzunehmen. Die Überlebensrate für Krebskranke in Indien ist viel viel geringer, als im Durchschnitt der restlichen Welt. Das liegt vor allem an der geringen Vorsorge. Die meisten kommen fast schon im Endstadium ins Krankenhaus. Erwachsene haben hier meistens Mund- und Halskrebs. Sie kauen einen hochgiftigen Kautabak (man sieht ständig Leute auf der Straße, die die rote Brühe auf die Straße spucken). Kinder leiden überwiegend an Leukämie, eine Folge der Umweltbelastungen. Laut den beiden sind die hygienischen Bedingungen in den Krankenhäusern erschreckend. Niemand kann sich hier einen teuren Krankenhausaufenthalt leisten und Familienmitglieder übernehmen das Waschen und Füttern der Patienten. Das haben wir damals in Vietnam schon erlebt.

Das Gespräch war viel interessanter als die einstündige Ton- und Lichtschau. Bevor es los ging ertönte hinter uns ein lautes Generatorengeräusch. Nebel stieg auf und wir dachten es gehört zur Show. Aber nein, wir wurden eingenebelt, um die Mücken abzuhalten. Der Rauch erstickte fast unsere Atemwege (bestimmt auch Krebserzeugend!) und wir sprangen von den Stühlen auf und suchten eine Rauchfreie Ecke. Mindestens 5 Minuten lief der Mann mit seiner Nebelmaschine in der Anlage herum. Die Mücken hat das aber nicht abgehalten!

Die Show erzählte die lange Geschichte der Festung, enthielt schreckliche Indische Musik (Helen kann sie nicht ertragen!) und viel zu viele Namen, die wir uns eh nicht merken können. Sie dauerte mindestens 30 Minuten zu lange. Hier und da gingen mal ein paar bunte Lichter an und leuchtete Teile der Festung aus. Fotografieren war strengstens verboten. Aber ganz ehrlich, es war sooooooo langweilig, dass wir eh kein Foto oder Video gemacht hätten.

Nach der Show stürmte alles zum Ausgang. Zahlreiche Taxis und Rickshaws warteten schon. Wir hatten keine Lust auf das Gedränge. Helen entdeckte gegenüber ein kleines Café á la Starbucks. Niemand saß drinnen, aber das störte uns die Bohne. Endlich mal Ruhe, eine saubere Toilette gab es auch und das Essen war mal nicht ganz so scharf. Wir hatten jeder eine Tasse Tee und zwei Weizenfladen mit Rührei.

Nach dem Essen waren wir die einzigen vor der Festung. Drei Rickshaw warteten noch und wir bekamen eine Rückfahrt für 250 Rupien. Nachtfahrten sind noch schlimmer als Tagesfahrten! Unsere Rickshaw hatte weder eine Hupe (das war eigentlich mal ganz nett, ist aber gefährlich!) noch Licht (auch das kommt bei jeder zweiten Rickshaw vor!). Mit Hundert Sachen (so kam uns die wilde Fahrt jedenfalls vor) ging es durch die engen Gassen und fast ungebremst über Topes (ja auch in Indien gibt es diese Betongeschwindigkeitsbegrenzer überall). Wir hatten nur T-Shirts an und erfroren hinten fast in der offenen Rickshaw. Die Fahrt dauerte etwa 40 Minuten. Etwas verkrampft aber am Leben kamen wir gegen 21 Uhr wieder bei unserem Hotel an.

Tee kochen, anschließend heißes Wasser für die Dusche, fernsehen (vom Spiel Bayern gegen HSV sahen wir nur die letzten Sekunden!) ... Entspannung!

So, 15.12.2013: Hyderabad, Nachtzug nach Hampi, sonnig, 30°C

Hyderabad ist ein große Stadt und es soll ein paar Tempel und gute Museums geben. Uns war nicht wirklich danach. Wir schliefen aus und machten uns gegen mittag mit einer Rickshaw auf zum Charminar - eine Art Stadttor, das 1591 erbaut wurde, um eine tötliche Epidemie abzuhalten. Keine Ahnung, ob es geholfen hat. Das Charminar ist recht beeindruckend. Man kann auch hoch auf den Balkon. Wir haben uns das aber erspart. Rund herum gab es einen Sonntagsmarkt und die Straßen waren proppenvoll. Man konnte kaum die Straßen überqueren. Gedrängelt wurde ohne Ende. Die große Moschee neben dem Charminar wurde gerade restauriert. Wir haben es uns erspart ohne Schuhe und mit Kopftuch das Innere zu besuchen.

Stattdessen sind wir zum Mittagessen in einen Indischen "KFC" gegangen. Ich hatte einen Hähnchen-Burger mit Pommes. Helen frittierte Hähnchenstücke mit Pommes. War okay, aber nicht wirklich der Hit!

Als wir wieder bei unserem Hotel ankamen, entdeckten wir direkt vor der Tür ein Merzedes Wohnmobil mit Berliner Kennzeichen. Leider haben wir die Besitzer nicht getroffen. Alle Achtung! Die müssen viel Geduld und Mut haben, wenn die sich hier auf die Indischen Straßen trauen.

Im Hotel gab es eine Veranstaltung. Wir sahen ein großes Indisches Buffet mit Helens Lieblingsnachtisch Gulab Jamon. Bis dato konnten wir das in keinem Restaurant bekommen. Ein Mann sah unsere hungrigen Blicke und kam raus. Wir wurden gleich zum Essen eingeladen, lehnten aber ab. Da wollten wir nicht stören. Dennoch bekamen wir jeder einen Becher mit Gulab Jamon und eine weitere Süßigkeit. Wer kann da schon Nein sagen? Ich durfte nebenan auch fotografieren. Eine junge Inderin feierte ihren 12ten Geburtstag und damit den Eintritt ins Frauenleben. Offiziell kann sie nun verheiratet werden. Zurechtgemacht saß sie auf einem Thron. Nach und nach überreichten ihr andere Mädels und Frauen Geschenke. Die Veranstaltung muss Stunden gedauert haben, denn es befanden sich schätzungsweise 300 bis 400 Menschen in dem kleinen Saal.

Wir verbrachten einen entspannten Nachmittag im Hotel und nahmen um 20 Uhr eine Rickshaw zum Kacheguda Bahnhof. Uns stand eine 9-stündige Nachtzugfahrt nach Hospet bevor. Da der Zug hier startete, fuhren wir fast pünktlich ab. Wir waren wieder in einem klimatisierten Viererabteil. Eine junge Familie mit Kind aus Goa teilte es mit uns. Mitten in der Nacht wurde unser Waggon abgekoppelt und an einen anderen Zug angekoppelt. Wir haben das gar nicht mitbekommen, da wir im Tiefschlaf lagen. Ja, man gewöhnt sich an alles und wir schlafen sogar im Zug!

Zum Glück hatte ich den Wecker auf 6 Uhr gestellt. Unser Zug kam nämlich pünktlich um 6.30 Uhr in Hospet an. Da es keine Zugdurchsagen gibt (wer will die nachts auch schon!), muss man höllisch aufpassen, dass man seine Aussteigestation nicht verpasst.