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Do, 23.01.2014: Udaipur −> Ahmedabad, meistens sonnig, 27°C
Heute morgen haben wir mal das kostenlose Hotelfrühstück in Anspruch genommen. Toast und Omelette. War okay! Pahrlad wartete wie verabredet um 10 Uhr unten auf uns und wir machten uns auf nach Ahmedabad im Gujarat Staat. Die Fahrt war ca. 250km lang und ohne wesentliche Ereignisse.
Nördlich von Ahmedabad gab es den Adalaj Stepwell, ein antikes Bad, das 1499 von einem Muslimischen Herrscher für seine Frau gebaut wurde. Es ist fünfstöckig und achteckig und besticht mit wunderbaren Verzierungen in den Sandsteinsäulen und -wänden. Eine Mischung aus Hindu- und Muslimsymbolen. Das beste für uns: es war kostenlos und wir mussten mal nicht die Schuhe ausziehen.
Ich hatte die Infos dazu vor Monaten mal im Internet gefunden. Pahrlad kannte diese Attraktion nicht. Er kommt so gut wie nie auf seinen Touren nach Gujarat. Ich hatte mir aber auf Google Maps und in unserer GPS Software den genauen Standort rausgesucht und wir haben ihn erfolgreich dort hin navigiert.
Unser Hotel in Ahmedabad lag nur etwa 10km weiter südlich mitten in der Altstadt. Erneut keine schöne Gegend und das Hotel Grand Ambience lag an einem großen und sehr lauten Verkehrskreisel. Offensichtlich lag keine Reservierung für uns vor, obwohl wir einen Voucher hatten. Nach langem Hin und Her bekamen wir aber ein Zimmer im Hotel und auch Pahrlad fand ein Bett hier für die Nacht.
Nach einer Tasse Tee liefen wir ein wenig in der Gegend herum. Helen hat seit gestern einen Husten und wir fanden einen Ayurveda Hustensaft. Mal sehen, ob der hilft. Jetzt sind wir endlich einmal Durchfall-frei und nun kommt der Husten. Brilliant!
Nach einer etwas längeren Suche fanden wir auch einen kleinen Laden mit Teebeuteln. Nicht einfach hier zu finden. Die Besitzer waren Muslims und sehr sehr nett. Total süß wie sie sich mit wenig Englisch um uns kümmerten. Helen kaufte extra noch zwei Tafeln Schokolade und der Besitzer lächelte zufrieden.
Das Hotelrestaurant war heute wegen einer Veranstaltung geschlossen, aber wir konnten Zimmerservice bestellen. Die Frühlingsrolle war zu scharf, die Pommes kalt und trocken. Oh well, was kann man für 2,70€ schon erwarten. Wir hatten zum Glück noch Bananen und Schokolade.
Wir verbrachten den Rest des Abends entspannt vor dem Fernseher. Notting Hill und Premier League. Wie dreckig Indien ist und wie satt wir das haben, kann man daran erkennen, dass wir beide vorm Fernseher saßen und gar nicht glauben konnten, wie sauber die Straßen im Londoner Stadtteil von Notting Hill aussahen!
Fr, 24.01.2014: Ahmedabad −> Vadodara, wolkig, 27°C
Ich hatte mir gestern Abend mal den Lonely Planet zu Ahmedabad angeschaut und den Hanti Singh Temple gefunden, einen sehr schönen Jain Tempel, der etwa 2km von unserem Hotel entfernt lag. Pahrlad kannte ihn nicht, aber er vertraute meinen Weganweisungen und wir kamen ohne Umwege dort an. Sehenswert!
Durch den dichten Morgenverkehr ging es durch Ahmedabad. Der kostenpflichtige Express-Highway nach Vadodara war dagegen fast leer. Unser Fahrer kommt selten nach Vadodara und wusste auch nicht, wo unser Hotel lag. Inzwischen wusste er, dass ich mir alle unsere Hotels auf Google Map rausgesucht hatte und zusammen mit unserer GPS Software fanden wir ohne Probleme den Weg zum Hotel - die Einfahrt dort war allerdings weniger einfach zu finden.
Das Hotel Presidency Towers (der Name hörte sich gut an, aber das war es dann auch schon) war ein 10-stöckiges Hotel inmitten einer modernen Gegend mit Shopping Centern und Fastfood Restaurants. Unser Zimmer war klein und die Wände und Bettlaken waren dreckig. Helen entdeckte Schamhaare und lange schwarze Haare. Stundenhotel? Helen fragte unten bei der Rezeption nach frischer Bettwäsche nach. "517" war die Antwort. Häh? Müssen wir 517 anrufen, oder wie? Helen versuchte es, aber niemand nahm ab. Unser Zimmer lag im fünften Stock und Helen kam auf die Idee, das es sich hier vielleicht um eine Zimmernummer handeln konnte. Und tatsächlich, es war gefüllt mit Regalen voller Bettwäsche. Helen bediente sich einfach. Die Wäsche roch etwas besser, war aber genauso kaputt und voller brauner Streifen. Seufzt ... 3-Sterne Hotel á la Indien!
Immerhin hatten wir mal wieder einen Satelliten Fernseher mit Hundert Kanälen. Nachdem ich fast eine Stunde lang draußen nach einem Laden mit Trinkwasser gesucht habe (es gab nur olle Modeläden in dieser Gegend!), entspannten wir uns den ganzen Nachmittag mit Tassen Tee und Fernsehgucken. Das Halbfinale der Australian Open lief.
Abends sind wir dann zum Hotelrestaurant hoch. Außer uns saßen zwei Inder drin. Wir wollten eigentlich nur eine Fuhre Pommes, erfuhren aber von einem der Ober, dass wir nicht vom Menü bestellen können, heute Abend gibt es nur das Indische Buffet. Hmmm ... das vertragen unsere Mägen noch nicht und wir fragten, ob er uns eine Empfehlung für ein anderes Restaurant geben könne. Sein Englisch war nicht das beste, aber wir verstanden, dass wir auch Roomservice machen können. Okay, also doch den Blick in die Speisekarte ... Pommes waren drauf ... wir bestellten ... dann fragte uns der Kellner, ob wir es ins Zimmer geliefert bekommen möchten oder lieber im Restaurant essen wollen. Jedenfalls haben wir die Worte "Room" und "Restaurant" verstanden. Wir waren verwirrt!
Wir schauten uns ratlos an und beschlossen einfach im Restaurant sitzen zu bleiben. Wer will den Gestank von Pommes neben all dem anderen Dreck schon im Zimmer haben? 30 Minuten später (wir fragten uns schon, ob die Pommes unten im Zimmer auf uns warteten), kam dann der Kellner und platzierte Teller vor uns. Ein paar Minuten später folgten die Pommes. Indische Logik, die wir leider nicht immer verstehen. An dieser Stelle müssen wir mal erwähnen, dass in Hotels immer nur Männer arbeiten, egal ob es der Room Service, die Rezeption oder das Restaurant ist. Das erklärt vielleicht vieles!
Sa, 25.01.2014: Vadodara, sonnig, 27°C
Vadodara hätten wir uns auch schenken können. Außer dem Lakshmi Vilas Palace gab es hier nicht viel zu sehen. Und Pahrlad bekam im Hotel auch kein Zimmer. Er schlief die beiden Nächte im Auto. Wir jedenfalls schliefen aus und ließen uns dann nachmittags zum Lakshmi Vilas Palace fahren. Der Maharadscha Palast wurde zwischen 1878 und 1890 gebaut und ist etwa viermal größer als Buckingham Palace in London.
Der Eintritt lag bei 150 Rupien pro Person und wir bekamen einen kostenlosen Audio-Guide dazu. Von drinnen und draußen war diese königliche Residenz sehenswert. Hier wurden mehrere Baustile und Kunstwerke aus aller Welt miteinander kombiniert. Drinnen war Fotografierverbot. Draußen wurde gerade eine riesige Hochzeitsdekoration aufgebaut. Ein netter Nachmittag für uns!
Abends fanden wir um die Ecke vom Hotel ein nettes Fastfood Restaurant mit Falafelgerichten und leckeren Kartoffelecken. Mal was anderes und sehr günstig.
So, 26.01.2014: Vadodara −> Udaipur, meistens sonnig, 25°C
Wir hatten eindeutig zu wenig geschlafen, aber es stand ein langer Fahrtag (400km) bevor und so sind wir pünktlich um 9 Uhr unten gewesen. Wie immer Sonntags sind die Straßen in Indien leer und wir waren Ruckzuck raus aus Vadodara.
Um 10.45 Uhr erreichten wir Dakor. Hier steht ein berühmter Hindu Tempel, der Shree Ranchhodraiji Tempel, in dem Lord Krishna verehrt wird. Der 1772 gebaute Tempel ist nur zu bestimmten Tageszeiten geöffnet. Zwischen 12 und 16 Uhr ist er geschlossen. Ich hatte Glück, dass er um 11.15 Uhr wieder für eine Dreiviertelstunde offen war. Als einzige Weiße unter etwa 500 dunkelhäutigen Indern stand ich in der Warteschlange bis das Tor aufging.
Gesittet drängten alle auf das Tempelgelände. Die meisten zogen gleich die Schuhe aus und stürmten in das Innere des Tempels, um ihre Gaben an Lord Krishna loszuwerden. Ich bin erst einmal in aller Ruhe außen herum gelaufen, um dem ersten Ansturm zu entgehen. Wie in vielen anderen Pilgertempeln in Indien fand ich in einer Ecke die großen, bereits leeren, Essenscontainer, aus denen morgens die Obdachlosen und Armen bewirtet werden. Der Tempel hat ein paar weiße Kuppeln und ist relativ schlicht von draußen.
Im Inneren befindet sich ein großer Raum mit Kuppel. Die Wände sind wunderbar mit verschiedenen Motiven bemalt (Fotografieren war hier verboten). Abgegrenzt ist der Krishna Schrein, man kommt an ihn nicht direkt ran. Die Menschenmassen drängten sich bis zur Barriere nach vorne und warfen ihr Geld in die hingehaltenen Bronzegefäße. Vier Männer hingen mit einer Hand an Seilen und beugten sich von oben über die Pilger, in der anderen Hand hielten sie die Bronzegefäße. Es wurde laut gerufen. Von einem besinnlichen Gebet oder Gesang konnte hier keine Rede sein. Ich konnten nicht mal den Krishna Schrein sehen. Einfach zu viele Menschen vor mir. Viele Pilger brachten auch Blumen und Süßigkeiten, die von einem Mann entgegen genommen wurden und dann irgendwo im Hintergrund verschwanden.
Helen und Pahrlad hatten draußen auf mich gewartet. Ich war vorm Eingang aus dem Auto gesprungen und die beiden hatten anschließend nach einem Parkplatz gesucht. Die Straßen von Dakor waren sehr eng und Pahrlad bekam nur mit Mühe unser kleines Auto dadurch.
Wir fuhren weiter und Helen und ich entspannten uns auf den Rücksitzen. Ich hörte meine Musik und wir ließen die ländliche Gegend mit vielen Tabak-, Tomaten- und Dillfeldern an uns vorbei ziehen. Die Straßen waren okay und Pahrlad kam gut voran.
Zwei Stunden vor Udaipur hielten wir in Shandaji. Hier stand noch ein sehr schöner Krishna Tempel. Von draußen und drinnen erinnerte er mit seinen feinen Sandsteinfassaden und Säulen an einen Jain Tempel. Hier war wenig los und ich konnte mir in aller Ruhe den Krishna Schrein drinnen anschauen. Eine Familie aus Mumbai erzählte mir, das der Dakor Krishna genauso aussieht. Man sieht ein Schwarzes Gesicht in einer sehr schönen goldenen Robe. Auch hier brachten die Pilger Blumen und Geschenke, aber niemand sammelte Geld ein. Draußen wurde fleißig an der Mauer, die den Tempel umgibt gebaut. Ein kurzer, aber netter Stopp - kostenlos.
Ohne Probleme erreichten wir Udaipur und checkten wieder in Pichola Hotel am See ein. Pahrlad ist wirklich ein guter Fahrer und wir bedankten uns wie immer bei ihm für die entspannte und sichere Fahrt.
Da wir den ganzen Tag über nur Bananen und Kekse gegessen hatten, musste jetzt was Herzhaftes her. Pizza! Für nur 2 US$ pro Pizza sehr günstig und lecker. Da der Boden knusprig und ohne Hefe gemacht war, verdrückte auch Helen mit Genuss eine ganze Pizza. Endlich mal wieder eine volle Mahlzeit.