01. - 06.02.2014: Fatehpur Sikri - Agra - New Delhi

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Steintore

Sa, 01.02.2014: Bharatpur −> Agra, neblig, 22°C

Heute morgen war es extrem neblig und kalt. Die Attraktion von Bharatpur ist der Keoladeo National Park - ein großes Vogelnaturschutzgebiet. Da wir aber leider die Hand nicht vor unseren Augen sehen konnten, ließen wir das aus. Heute war unser letzter Fahrtag mit Pahrlad. Er wird uns am frühen Nachmittag in Agra absetzen und hat dann noch Zeit genug, um im Hellen die Rückreise nach Delhi anzutreten.

Unweit von Agra liegt Fatehpur Sikri. Die frühere Hauptstadt des Mogulreiches unter Großmogul Akbar (1542-1605) wurde zwischen 1569 und 1574 erbaut. Trotz seiner zahlreichen Frauen hatte er lange Zeit keine Erben, so dass er schwer beeindruckt war, als ihm der in Sikri lebende Scheich Salim drei Söhne prophezeite und die Prophezeiung auch eintraf. Ihm zu Ehren wurde Fatehpur Sikri erbaut.

Wir waren schon genervt bevor wir überhaupt dort ankamen, denn Autos und Taxis dürfen nicht direkt bis zum Eingang der Anlage fahren. Man kann entweder zu Fuß laufen ("Viel zu weit!", laut Pahrlad) oder muss auf ein Tuc Tuc umsteigen. Das sollte hin und zurück 150 Rupien kosten. Die Besichtigung der angrenzenden Moschee ist kostenlos, der Eintritt für den Fatehpur Sikri Palast liegt bei 250 Rupien pro Person.

Da es immer noch neblig war und wir zusätzlich im Zeitdruck waren, beschlossen wir, dass Helen um das Palastgelände herum läuft, in der Hoffnung, etwas - ohne Eintritt zu zahlen - sehen zu können. Ich schaute mit die Moschee und das Heiligengrab an.

Natürlich hieß es in der Moschee wieder Schuhe ausziehen. Brrrrr ... bei diesem nasskalten Wetter wirklich nicht erwünscht. Die kalten Marmorfliesen waren nass und für 20 Rupien konnte ich am Eingang immerhin ein paar Hotelfilzlatschen mieten. Die waren erlaubt!

Kaum war ich durch das Haupttor durch, wurde ich schon angeschnackt. Ein junger Mann sprach mich in sehr gutem Englisch an und zeigte mir seinen Führerausweis. Angeblich darf man nicht ohne offizielle Begleitung in die Moschee. Sein Service ist "kostenlos" - ich kann ihm aber am Ende auch eine kleine Spende geben!

Na ja, er zeigte mir die wesentlichen Ecken im großen Gelände und ich bekam auch historische Erklärungen hinzu. Je länger die Tour dauerte, umso mehr wurde ich an Souvenirständen vorbei geführt. Mein Guide erklärte mir, dass man das Grab des Sufi-Heiligen nur betreten kann, wenn man eine Gabe mitbringt. Er empfahl einen Teppich, dieser wird anschließend an die Armen weiter gegeben. Ach, ja? Wirklich? Was soll der denn so kosten? Die Preise fingen bei 500 Rupien (6€) an. Ich schaute ihn nur mit gehobenen Augenbrauen an. Okay, okay, eine Blume würde auch reichen. Die sollte aber auch schon 100 Rupien kosten. Ich winkte ab, und von da an ging seine Führung den Bach runter. Ich habe mir extra noch ganz viel Zeit beim Fotografieren gelassen, denn es gab reichlich Leute in der Anlage, die ohne Führer unterwegs waren. Schon wieder so eine Abzocke, die in Indien einfach nur nervt.

Da ich aber prinzipiell ein wirklich netter Mensch bin (Zwinker!), habe ich ihm 50 Rupien in die Hand gedrückt. Mit dem Erfolg, dass er total beleidigt war. Mein Kommentar: "Don't piss me off! I had enough of that in India!" Und weg war er. Helen hat anschließend über meine Naivität nur den Kopf geschüttelt! Ich bin echt Indien-müde, da ist der Kopf leer und einen klaren Gedanken kann ich kaum noch fassen.

Unser Tuc Tuc Fahrer war zur verabredeten Zeit nicht am Ort und so sind wir gelaufen. Weit war es nicht - das Tuc Tuc hätten wir uns locker sparen können. Auf halber Strecke kam er uns dann entgegen, entschuldigte sich und wir zahlten ihm die unverdienten 150 Rupien. Wir hatten keine Lust über eine erneute Abzocke zu streiten.

Nach und durch Agra ging es im dichten Verkehr. Pahrlad setzte uns beim Taj Prince Hotel um 12.30 Uhr ab. Wir schrieben im zwei gute Kommentare in seine Gästebücher, gaben ihm ein gutes Trinkgeld und bedankten uns ganz herzlich für die letzten 28 Tage. Sein Englisch war nicht immer das Beste, aber er hat uns sehr sicher durch Rajasthan und Gujarat gefahren, war immer pünktlich und vor allem auch flexibel, wenn wir aufgrund unserer gesundheitlichen Probleme den Plan ändern mussten. Danke, Pahrlad!

Wir hatten uns vier Nächte in das Taj Prince Hotel gebucht. Es lag etwa 2,5km vom Taj Mahal entfernt, war relativ neu und bekam gute Kritiken im Internet. Für 11€ die Nacht hatten wir nicht viel erwartet, aber das Zimmer war sehr sauber, das Bett bequem, man gab uns einen elektrischen Heizlüfter und am Anfang gab es auch heißes Wasser in der Dusche. Nur das Internet funktionierte nicht. Um die Ecke gab es aber ein Internet Café und das Hotel zahlte unsere Kosten. Toller Service!

Nachdem wir uns im Zimmer eingerichtet hatten, erkundigten wir die Gegend. Um die Ecke gab es einen KFC. Fastfoodketten haben sich in Indien noch nicht durchgesetzt und man sieht relativ selten einen McDoof. Wir probierten KFC mal aus. Helen hatte monster scharfe Hühnerteile, ich eine ebenfalls scharfe Reisschale. Boah, das brannte auf den Lippen! Bei McDoof sahen wir später den Hinweis, dass weder Rind noch Schweinefleisch verwendet wird, nur Huhn und Fisch. Welche Tiere hier nun heilig oder koscher sind und welche nicht, bleibt uns ein Rätsel, aber auch das ist Indien. Man weiß halt nie, was einen erwartet!

Wir entdeckten ein modernes Shopping Center (so sah es wenigstens von draußen aus) und gingen voller Vorfreude hinein. Gottogott, wie sah das hier denn aus? Dreistöckig, aber keine der Rolltreppen funktionierte. Nur ein Drittel aller Ladenflächen war belegt. War das hier noch im Bau? Kaum zu glauben, denn überall lag Müll herum, die rote Spucke war in allen Ecken und an den Wänden zu sehen, alles war monster verstaubt. Zum Abgewöhnen! Erschreckend!

Wir kehrten ins Hotel zurück und duschten uns erst einmal den Straßendreck vom Körper. Agra ist - mal abgesehen vom Taj Mahal und dem Red Fort - Null sehenswert und selbst Inder hassen diese Stadt. Wir fanden es etwas besser als Delhi, beschlossen aber wenig Sightseeing hier zu machen und stattdessen im Hotel unsere Webberichte zu schreiben. Nebenbei wollten wir uns etwas entspannen. Die Bundesliga- sowie Premier League-Spiele liefen häufig live im Fernsehen.

So, 02.02.2014: Agra, neblig/sonnig 19°C

Wir nutzten das heiße Wasser zum Wäschewaschen. Alles, was wir hatten, musste mal wieder durchgewaschen werden. Zum Glück hatten wir den elektrischen Heizlüfter zum Trocknen, ansonsten wäre kein Platz zum Aufhänger der ganzen Wäsche gewesen.

Abends entdeckten wir dann ein neues Chinesisches Restaurant nur fünf Minuten zu Fuß vom Hotel entfernt. Es war erst seit einer Woche geöffnet und wir waren die einzigen Gäste dort. Der Manager begrüßte uns mit Handschlag und drehte einen dreifachen Rittberger, um uns den besten Service Indiens zu bieten. Das Restaurant sah super schön aus und auf den Tischen war nicht ein Fettfleck zu sehen. Alles neu - inklusive der Kuchengeräte.

Wir bestellten Huhn in Schwarzer Bohnensoße und frittierten Reis. Große Portionen und total lecker! Ich hatte eine Tasse Tee bestellt, aber die Inder lassen den so lange ziehen, dass er total bitter ist. Sieht aus wie dunkler Kaffee. Ich bekam ihn nicht runter. Der Manager fragte nach und ich erklärte ihm, dass wir Europäer den Tee nicht so stark trinken und gab ihm den Tipp bei Ausländer heißes Wasser mit einem extra Teebeutel zu servieren, dann kann jeder Gast die Stärke des Tees selbst bestimmen. Ein Tipp, der gut ankam. Ich brauchte meinen Tee nicht zu bezahlen und wir bekamen auch noch 10% Rabatt auf die ganze Rechnung.

Wir versprachen wieder zu kommen!

Mo, 03.02.2014: Agra, sonnig, 22°C

Mit Ausschlafen war heute nichts. Auf der Straße plärrte ein Lautsprecher mit Stundenlangem Muslimischen Gebeten. Die Moschee war weiter weg, aber die Beschallung in unserer Hotelstraße per Lautsprecher wurde zu einem täglichen Übel. Ansonsten war es im Hotel herrlich ruhig, man hörte nicht einmal den Straßenlärm und das Gehupe.

Ausnahmsweise war es heute Morgen mal nicht neblig sondern sehr sonnig und wir beschlossen spontan uns das Taj Mahal anzuschauen. Unser Hotel lag nahe des Osttores. Rund um das Taj Mahal sind die Zufahrtsstraßen für den Autoverkehr gesperrt. Das dient nicht nur der Sicherheit, sondern soll auch die Umweltbelastung mindern.

Wir waren zu Fuß unterwegs und je dichter man ans Taj kommt, desto mehr wird man von Händler und Pseudo-Guides angesprochen. Wir ignorierten alle! Einer davon versuchte uns mitzuteilen, dass wir das Ticket nicht direkt beim Osttor bekommen, sondern der Schalter etwa 300m entfernt davon lag. Er hatte Recht, wir haben ihm nur nicht geglaubt! Schon wieder so eine Abzocke, haben wir uns gedacht, aber ab und zu sagt hier scheinbar doch jemand mal die Wahrheit!

Nicht so schlimm, wir holten uns die Tickets beim Südtor. Der Eintritt pro Person ist 750 Rupien (stattliche 9 €) und gilt nur für den einmaligen Einlass. Wer zwischendrin das Gelände verlässt, muss noch einmal bezahlen. Dafür bekommt man eine Flasche Wasser und ein paar Schuhüberzieher. Essen, Kamerastative, Armbanduhren, Zigaretten uvm. sind nicht erlaubt.

Die besten Tageszeiten für das Taj Mahal sind entweder ganz früh morgens zum Sonnenaufgang (das haben wir schon verpasst) und am späten Nachmittag zum Sonnenuntergang. Da kaum jemand ohne Essen den ganzen Tag im Taj aushält, muss man sich für eine Tageszeit entscheiden.

Wir waren um die Mittagszeit unterwegs und sind nach dem Ticketkauf erst einmal eine Fuhre Pommes essen gegangen. Das Restaurant lag nahe des Westtores und da Frauen ihre eigene Eintrittsschlange haben, liefen wir mit unseren VIP Tickets direkt durch - Inder zahlen nur 250 Rupien und haben damit das Standard-Ticket. Die Männerschlange war gut 200m lang.

Kameras, Taschen usw. müssen durch die Röntgenmaschine. Ich hatte meinen Mini-Tripod in der Kameratasche und die Offiziellen entdeckten ihn auf dem Bildschirm, aber bei der Handkontrolle fand keiner meinen Tripod. Ich hatte ihn in einer Seitentasche unter all den Kamerachips versteckt. Hätte mir das aber auch sparen können, denn ich konnte ihn eh nicht benutzen. Im Inneren des Marmorgrabes ist totales Fotografierverbot. Nicht, das das die Inder mit ihren Handys abgehalten hätte. Aber man beobachtete uns Ausländische Touristen mit den großen Kameras genau und wartete nur darauf, dass wir es wagten. Aber ganz ehrlich, so toll war es drinnen gar nicht einmal.

Da wir zwischen der beiden Hauptbesucherzeiten in der Anlage unterwegs waren, kam es uns erstaunlich leer vor. 5000 Leute sollen hier pro Tag herkommen. Aber auf dem großen Gelände verläuft sich das. Es waren wesentlich mehr Indische Touristen hier, als Ausländer.

Den ersten Blick auf das berühmte Marmorgrab hat man beim Durchschreiten des Great Gate. Zwischen dem Tor und dem Taj liegt die große Gartenanlage und uns kam das Taj kleiner vor, als erwartet.

Das Taj Mahal ist ein 58 Meter hohes und 56 Meter breites Mausoleum, das auf einer 100 × 100 Meter großen Marmorplattform errichtet wurde. Der Großmogul Shah Jahan ließ es zum Gedenken an seine im Jahre 1631 verstorbene Hauptfrau Mumtaz Mahal erbauen. Sie starb während der Geburt ihres 14. Kindes. 20.000 Handwerker stellten das Grabmal bis 1648 fertig. Die Baumaterialien wurden aus vielen Teilen Indiens und Asiens mit 1.000 Elefanten herangeschafft. 28 verschiedene Edelsteine und Halbedelsteine wurden in den Marmor eingefügt.

Die beiden Grabmäler des Moguls und seiner Frau im Zentralraum sind Kenotaphe, die eigentlichen, schlichteren Gräber befinden sich in der darunterliegenden Krypta. Die vier um das Hauptgebäude herum angeordneten Minarette sind leicht geneigt, damit sie bei einem Erdbeben nicht auf das Hauptgebäude stürzen. Im Westen, in der Richtung von Mekka steht eine Moschee. Symmetrisch dazu liegt im Osten ein Gästehaus mit gleichem Grundriss.

Eine weit verbreitete andere Legende besagt, dass ursprünglich ein gleiches Bauwerk aus schwarzem Marmor als Mausoleum für Shah Jahan auf der anderen Seite des Flusses Yamuna geplant war, das aber nicht verwirklicht wurde. Shah Jahan wurde 1658 von seinem Sohn Muhammad Aurangzeb Alamgir entmachtet und verbrachte den Rest seines Lebens als Gefangener im Red Fort. 1666 wurde er neben seiner Gattin beigesetzt. Sein Grab zerstört die Symmetrie des Gebäudes, was belegt, dass er vorhatte, sich ein eigenes Grabmal zu errichten.

Das Taj Mahal wurde 1904 von der britischen Regierung unter Denkmalschutz gestellt und 1983 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen. Extreme Umweltverschmutzung bedroht den weißen Marmor. Zuletzt wurde das Taj 2002 mit einer traditionellen indischen Mixtur aus Erde, Körnern, Milch und Kalk behandelt, um Korrosionsspuren zu beseitigen. Aber auch wir konnten schon wieder diverse Schwarze Flecken sehen.


Taj Mahal in Agra

Wir genossen die 2-stündige Besichtigung bei strahlendem Sonnenschein. Helen war happy, dass sie ausnahmsweise mal nicht die Schuhe ausziehen musste. Bei 5000 Besuchern pro Tag wird es schwierig seine Schuhe wieder zu finden und so werden hier Schuhüberzieher verteilt. Eine sinnvolle Sache!

Ich hatte noch kurz überlegt, ob ich bis zum Sonnenuntergang ausharre, aber dunklere Wolken zogen am Horizont auf und das sah nicht gerade vielversprechend aus. Wir machten uns auf den Rückweg.

Das neue Chinesische Restaurant lag auf der Strecke und der Manager freute sich sichtlich, dass wir unser Versprechen einhielten. Wie immer bekamen wir einen First-Class-Service und das Kung Pao war lecker! Ein guter Tag!

Di, 04.02.2014: Agra, sonnig, 24°C

Wir verbrachten den Tag im Hotel. Helen war mitten am Wäschewaschen, als der Strom ausfiel. Nach wenigen Minuten hörten wir draußen den Lautsprecher mit lauter Muslimmusik wieder angehen, aber wir saßen immer noch im dunklen Zimmer (das hatte kein Fenster). Helen ging runter und fragte nach dem Sicherungskasten. Man(n) kannte das Wort und drückte die Sicherungen wieder rein. Was Mann nicht verstand, war, dass eine Frau sich mit solchen Sachen auskennt. Das passt einfach nicht in das Konzept von Frauen in Indien!

Dafür fehlen Helen ab und zu mal die Handwerklichen Geschicke. Sie hängte die nasse Wäsche auf die Leine, die am Handtuchhalter befestigt war. Es kam, wie es kommen musste ... der ganze Handtuchhalter brach aus der Wand! Randale, oder was? Eine Schraube war zu locker! Mit vereinten Kräften befestigten wir das Teil wieder.

Ich arbeitete den ganzen Tag an einem Webupdate und abends gingen wir noch mal zum Chinesen. Wie immer lecker!

Mi, 05.02.2014: Agra −> New Delhi, sonnig, 24°C

Um 10.50 Uhr sollte unser Zug von Agra nach New Delhi gehen, aber er hatte über eine Stunde Verspätung. Wir waren ursprünglich auf der Warteliste, aber gestern standen unsere Sitzplätze fest. Wir waren im gleichen Abteil, aber nicht zusammen. Kein Beinbruch - eines unserer Betten war unten und wir setzten uns zusammen drauf. Für die kurze Fahrt müssen wir uns mitten am Tag ja nicht hinlegen. Eine Inderin teilte sich mit uns das Abteil und wir kamen in ein kurzes Gespräch. Ich nutzte die Zeit, um weiter am Computer zu arbeiten.

Kurz nach 15 Uhr erreichten wir Delhi und draußen warteten schon die Taxis. Wir handelten eine Preis aus und es ging durch den dichten Verkehr zum Slumber Bed & Breakfast in unmittelbarer Nähe zum Qutub Minar. Zum Glück hatte ich mir wieder einen Google Map Ausdruck gemacht, denn der Taxifahrer hätte das im Leben alleine nicht gefunden.

Das B&B befand sich in einer engen Hinterhofgasse, der Eingang lag versteckt in einer Garage und wir mussten die Taschen in den dritten Stock hoch schleppen. Die Tür war verschlossen und auch das Klingeln half nichts. Niemand machte auf. Na, das fängt in Delhi ja schon wieder super an. Wir hatten aber Glück, denn ein junges Pärchen von einer der Hostelwebseiten kam zum gleichen Zeitpunkt an, um das B&B zu überprüfen. Der junge Mann rief den B&B Manager an und erfuhr, dass dieser auf dem Weg war.

Lavy entschuldigte sich bei uns mehrfach. Er hatte bis 13 Uhr auf uns gewartet, aber durch unsere Zugverspätung kamen wir viel später an. Er hatte uns versucht auf dem Handy anzurufen, wir hatten das aber gar nicht angestellt und seine Email natürlich auch nicht gelesen. Ooops, unser Fehler! Das kommt, wenn man 28 Tage lang seinen eigenen Fahrer hat und sich um nichts mehr kümmern muss. Wir entschuldigten uns bei ihm!

Das Slumber B&B ist eine sehr nett gemachte Wohnung mit drei Gästezimmern. Alles sehr sauber und praktisch eingerichtet. Außer uns waren noch eine Japanerin und ein Inder anwesend, die wir aber erst später kennen lernten. Lavy empfahl uns ein paar Restaurants um die Ecke, aber die sagten uns nicht wirklich zu. Stattdessen sind wir in den Supermarkt gegangen und haben uns mit Toast, Scheibenkäse und Heinz Baked Beans eingedeckt. Schließlich konnten wir die Küche im B&B nutzen und das Selbstkochen hat mal wieder richtig gut getan!

Wir waren kaputt und gingen früh ins Bett. Es war herrlich ruhig hier.

Do,06.02.2014: New Delhi −> Kuala Lumpur, meistens sonnig, 20-34°C

Lavy kam pünktlich zum Frühstück um 9 Uhr und für jeden gab es zwei Samosas (ziemlich scharf!). Da niemand nach uns im Zimmer gebucht war, konnten wir es den ganzen Tag nutzen. Unser Flieger nach Myanmar ging erst um 23.10 Uhr.

Ursprünglich wollten wir uns eigentlich nach das toll verzierte Minaret von Qutub Minar anschauen - es lag keine drei 3km vom Slumber B&B entfernt, aber wir konnten uns nicht dazu aufraffen. Stattdessen habe ich den ganzen Tag an unserer Webseite gearbeitet und abends ein Update online gestellt. Es stehen immer noch ein paar Berichte zu Indien aus. Mal sehen, ob wir die irgendwie auf unserer Myanmarreise mitschreiben können.

Da wir keine 1000 Rupien für ein richtiges Taxi zum Flughafen zahlen wollten, hielten wir ein Tuc Tuc auf der Straße an. Der Fahrer teilte uns mit, dass er uns nicht direkt bis zum Eingang des Abflugterminals fahren darf. Wie weit das für uns tatsächlich dann noch war, konnte er nicht sagen. Na ja, das Tuc Tuc sollte nur 300 Rupien statt der 1000 kosten und wir sind eingestiegen.

Unser Tuc Tuc legte ohne Probleme und Umwege die 18km zum Flughafen zurück. Da es bereits Nacht war, waren wir dankbar, das es funktionierende Scheinwerfer hatte. Die meisten Tuc Tucs in Delhi fahren abends nämlich ohne Licht!

Ein paar Kilometer vor dem Terminal 3 sahen wir tatsächlich die Verbotsschilder für die Tuc Tucs. Der Fahrer setzte uns am Straßenrand aus und wir liefen los. Helen zog die schwere Rolltasche hinter sich her, ich schleppte den 16kg schweren Rucksack plus einen kleineren. Es fing an zu regnen. Sollte unser letzter Abend in Delhi ein schlechter sein?

Wir kamen nach ca. 50 Minuten beim Parkhaus an und da stand zum Glück ein verlassener Gepäckwagen herum. Wir luden die schweren Gepäckstücke drauf und rollten die letzten Meter zum Abflug-Terminal. Die Warteschlange beim Einchecken war lang und am Ende hatten wir nur noch 30 Minuten Zeit bis zum Abflug. Oben gab es einen Foodcourt. Die Pizza dauerte zu lange, also holten wir uns zwei Fuhren Pommes bei McDoof. Ich wollte eine Coke dazu, aber die gab es nur, wenn man ein Burger Menü bezahlt. Was? Wo gibt es das denn? Und für Ketschup wollten sie auch noch extra Geld haben. Ich hab mir den Ketschup und unser Tablett geschnappt, ein leises "F... off!" gemurmelt und bin einfach gegangen. Man findet in Indien kaum einen McDonalds. Eine gute Sache, denn mit so einem schlechten Kundenservice kommen die nicht weit! Seit wann kann man bei McDonalds keinen Becher Coca Cola kaufen?

Helen verlor vorab bei der Handgepäckkontrolle noch ihr Feuerzeug und musste anschließend in der Raucherecke feststellen, dass alle Indischen Männer ein Feuerzeug hatten. Wie haben die das denn durch die Kontrolle bekommen, bitte? Da wird doch schon wieder mit zweierlei Maß gemessen. Wir waren froh, Indien zu verlassen!

FAZIT INDIEN

An dieser Stelle ist jetzt eigentlich eine Zusammenfassung zu unseren 10 Wochen Indien gefragt, aber ganz ehrlich ... meine Finger schweben etwas tatenlos über der Tastatur. Mein Kopf ist leer! Wo und wie soll ich da anfangen? Wir wurden von so vielen Eindrücken (vielen guten und auch sehr vielen schlechten!) hier bombardiert, das man das einfach nicht in ein paar wenigen Sätzen zusammenfassen kann.

Vielleicht versuche ich es einfach mal über die Beantwortung der Frage, die wir von vielen unserer Freunde und auch aus der Familie gestellt bekommen haben. Würden wir eine Reise nach Indien empfehlen?

Die Antwort lautet: JA! Definitiv! Hier siehst du Dinge, die du nirgendwo anders auf der Welt sehen kannst! Das Land ist riesig und wahnsinnig vielfältig. Man fällt von einem Extrem ins nächste. Alles ist hier sehr viel extremer, als in all den anderen Länder der Welt, die wir schon bereist haben. Der Lärm, der Dreck, die Menschenmassen, um mal vorab die negativeren Dinge zu sagen. Auf der anderen Seite hat Indien mehr Kulturschätze, als die meisten Länder der Welt zusammen. Wahnsinn, wie viele Weltkulturerbe es alleine hier gibt. Ganz zu Schweigen von den vielen Religionen, Traditionen und unterschiedlichen Gebräuchen. Das Reisen ist relativ günstig hier, das Essen (wenn man es scharf und überwiegend vegetarisch mag) lecker ... bis man nach Delhi kommt und sich eine E-Coli Infektion zuzieht ... ;-)

Man kommt auch überall mit Bus, Bahn, Flugzeug und Auto hin. Im Leben würden wir hier allerdings keinen Mietwagen nehmen oder gar mit Winnie durch das Land reisen. Inder fahren extrem aggressiv und egoistisch. Geschwindigkeitsbegrenzungen, Straßenverkehrsordnungen ... was ist das? Gibt es sie, hält sich keiner dran! Wo eine Lücke ist im Verkehr ist, drängeln sich gleich mehrere Fahrzeuge rein. Wir würden hier viel zu vorsichtig fahren und am Ende einen Unfall nach dem anderen verursachen.

Hätten wir vorher gewusst, was wir heute im Nachhinein wissen, dann hätten wir hier nicht mehr als 3-4 Wochen am Stück verbracht und uns auf eine Region pro Besuch konzentriert. Nach den ersten vier Wochen geht Indien einem auf die Nerven! Das laute Hupen findet man nicht mehr interessant, sondern einfach nur noch zum Zähneknirschen. Ständig von allen Seiten angesprochen zu werden, zerrt an der Geduld und man wird geradezu rüde zu den Leuten. Selbst gut gemeinte Ratschläge oder Hilfe nimmt man nicht mehr an. Man ist so häufig übers Ohr gehauen worden, dass man jeden Menschen nur noch mit Misstrauen begegnet.

Und wenn man dann obendrein noch krank ist und einem der viele Dreck buchstäblich auf den Magen schlägt, dann macht das Reisen hier einfach keinen Spaß mehr und am Ende verlässt man Indien mit überwiegend negativen Gefühlen.

Und das ist eigentlich schade, denn das Land hat schon viel zu bieten. Man sollte es in kleineren Dosen genießen und lieber ein zweites oder drittes Mal wiederkommen. Es lohnt sich unserer Meinung nach auch eine Tour oder ein Auto mit Fahrer zu buchen. Das kostet sicherlich pro Tag etwas mehr Geld, als wenn man sich selbst organisiert, aber am Ende spart man dadurch extrem viel Zeit, sieht die besten Highlights und es ist vor allem wesentlich stressfreier und flexibler. Das ist unsere Empfehlung an all die, die Indien mal bereisen wollen.

Wir selbst werden noch eine lange Zeit brauchen, um dieses Land und unsere Erfahrungen und Erlebnisse zu verarbeiten. Im Moment sind wir aber einfach nur froh Indien zu verlassen. Myanmar wir kommen!