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Do-Fr, 06.-07.02.2014: New Delhi −> Kuala Lumpur −> Yangon, meistens sonnig, 20-34°C
Lavy kam pünktlich zum Frühstück um 9 Uhr und für jeden gab es zwei Samosas (ziemlich scharf!). Da niemand nach uns im Zimmer gebucht war, konnten wir es den ganzen Tag nutzen. Unser Flieger nach Myanmar ging erst um 23.10 Uhr.
Ursprünglich wollten wir uns eigentlich nach das toll verzierte Minaret von Qutub Minar anschauen - es lag keine drei 3km vom Slumber B&B entfernt, aber wir konnten uns nicht dazu aufraffen. Stattdessen habe ich den ganzen Tag an unserer Webseite gearbeitet und abends ein Update online gestellt. Es stehen immer noch ein paar Berichte zu Indien aus. Mal sehen, ob wir die irgendwie auf unserer Myanmarreise mitschreiben können.
Da wir keine 1000 Rupien für ein richtiges Taxi zum Flughafen zahlen wollten, hielten wir ein Tuc Tuc auf der Straße an. Der Fahrer teilte uns mit, dass er uns nicht direkt bis zum Eingang des Abflugterminals fahren darf. Wie weit das für uns tatsächlich dann noch war, konnte er nicht sagen. Na ja, das Tuc Tuc sollte nur 300 Rupien statt der 1000 kosten und wir sind eingestiegen.
Unser Tuc Tuc legte ohne Probleme und Umwege die 18km zum Flughafen zurück. Da es bereits Nacht war, waren wir dankbar, das es funktionierende Scheinwerfer hatte. Die meisten Tuc Tucs in Delhi fahren abends nämlich ohne Licht!
Etwa 1km vor dem Terminal 3 sahen wir tatsächlich die Verbotsschilder für die Tuc Tucs. Der Fahrer setzte uns am Straßenrand aus und wir liefen los. Helen zog die schwere Rolltasche hinter sich her, ich schleppte den 16kg schweren Rucksack plus einen kleineren. Es fing an zu regnen. Sollte unser letzter Abend in Delhi ein schlechter sein?
Wir kamen nach ca. 50 Minuten beim Parkhaus an und da stand zum Glück ein verlassener Gepäckwagen herum. Wir luden die schweren Gepäckstücke drauf und rollten die letzten Meter zum Abflug-Terminal. Die Warteschlange beim Einchecken war lang und am Ende hatten wir nur noch 30 Minuten Zeit bis zum Abflug. Oben gab es einen Foodcourt. Die Pizza dauerte zu lange, also holten wir uns zwei Fuhren Pommes bei McDoof. Ich wollte eine Coke dazu, aber die gab es nur, wenn man ein Burger Menü bezahlt. Was? Wo gibt es das denn? Und für Ketschup wolten sie auch noch extra Geld haben. Ich hab mir den Ketschup und unser Tablett geschnappt, ein leises "F... off!" gemurmelt und bin einfach gegangen. Man findet in Indien kaum einen Mc Donalds. Eine gute Sache, denn mit so einem schlechten Kundenservice kommen die nicht weit! Seit wann kann man bei McDonalds keinen Becher Coca Cola kaufen?
Helen verlor vorab bei der Handgepäckskontrolle noch ihr Feuerzeug und musste anschließend in der Raucherecke feststellen, dass alle Indischen Männer ein Feuerzeug hatten. Wie haben die das denn durch die Kontrolle bekommen, bitte? Da wird doch schon wieder mit zweierlei Maß gemessen. Wir waren froh, Indien zu verlassen!
FAZIT INDIEN
An dieser Stelle ist jetzt eigentlich eine Zusammenfassung zu unseren 10 Wochen Indien gefragt, aber ganz ehrlich ... meine Finger schweben etwas tatenlos über der Tastatur. Mein Kopf ist leer! Wo und wie soll ich da anfangen? Wir wurden von so vielen Eindrücken (vielen guten und auch sehr vielen schlechten!) Eindrücken hier bombadiert, das man das einfach nicht in ein paar wenigen Sätzen zusammenfassen kann.
Vielleicht versuche ich es einfach mal über die Beantwortung der Frage, die wir von vielen unserer Freunde und auch aus der Familie gestellt bekommen haben. Würden wir eine Reise nach Indien empfehlen?
Die Antwort lautet: JA! Definitiv! Hier siehst du Dinge, die du nirgendwo anders auf der Welt sehen kannst! Das Land ist riesig und wahnsinnig vielfältig. Man fällt von einem Extrem ins nächste. Alles ist hier sehr viel extremer, als in all den anderen Länder der Welt, die wir schon bereist haben. Der Lärm, der Dreck, die Menschenmassen, um mal vorab die negativeren Dinge zu sagen. Auf der anderen Seite hat Indien mehr Kulturschätze, als die meisten Länder der Welt zusammen. Wahnsinn, wie viele Weltkulturerbe es alleine hier gibt. Ganz zu Schweigen von den vielen Religionen, Traditionen und unterschiedlichen Gebräuchen. Das Reisen ist relativ günstig hier, das Essen (wenn man es scharf und überwiegend vegetarisch mag) lecker ... bis man nach Delhi kommt und sich eine E-Coli Infektion zuzieht ... ;-)
Der 5-stündige Flug Nach Kuala Lumpur hatte 30 Minuten Verspätung. Für Indische Verhältnisse ist das super pünktlich!!! Das Essen auf dem Flug war okay, die Filme und Dokuentationen auch. Ansonsten ereignislos. Wir genossen eine Reisedokumentation über Myanmar. Da wir in Indien Null Zeit zur Reisevorbereitung für Myanmar hatten, wussten wir im Prinzip gar nicht, was uns nun als nächstes erwartet. Aber es konnte nur besser als Indien sein und die Dokumentation machte richtig Lust auf das Reisen im ehemaligen Burma.
Wir hatten ursprünglich 2,5 Stunden Aufenthalt in Kuala Lumpur und stärkten uns bei Starbucks mit Tee und Gebäck. Wir saßen auch schon mehr oder weniger rechtzeigig im Flieger, mussten aber noch über eine Stunde warten. Irgendwelche Gäste hatten ihren Flug verpasst, ihr Gepäck war aber in unserer Maschine und musste aus Sicherheitsgründen erst wieder ausgeladen werden.
Statt gegen 11 Uhr morgens, kamen wir also kurz nach 12 Uhr in Yangon an. Kelvin und Daniel - unsere Guides für die 17-Tage-Tour - warteten schon mit Starfish-Schildern auf uns. Wir erfuhren, dass es auf unserer Tour nur noch ein Ehepaar aus England geben wird. 4 Leute und 2 Guides. Das überraschte uns ein wenig, ist aber eigentlich eine super Sache. Wir sind damit extrem flexible. Nigel und Cynthia kamen kurz nach uns mit einem Flieger aus Bangkok an.
Unsere Guides luden uns zu einer kostenlosen Tasse Tee und Burger ein. Netter Einstieg! Daniels Mutter ist aus Panama und wir sprachen gleich Spanisch mit ihm. Ehrlich gesagt, ist sein Englisch noch schwerer zu verstehen, als das Indische Englisch. Mit Spanisch war das einfacher.
Wir wurden alle in ein Taxi verfrachtet und die Fahrt zum Hotel Bliss dauerte etwa eine Stunde. Unser erster Eindruck von Myanmar war folgender: Mannomann, sind die Straßen hier sauber! Die Luft riecht nicht verschmutzt, kein lautes Gehupe, keine Menschen, die dir ständig in die Ohren schreien! Welch ein Kontrast zu Indien! Sauber, leise (obwohl hier in Yangon auch 7 Millionen Menschen leben!), geordnet, ENTSPANNT! Wir mochten Myanmar auf den ersten Blick!
Nigel und Cynthia (57 und etwas über 60) sind wie wir Weltenbummler und wir kamen schnell ins Gepräch miteinander. Das passt schon! ... wie die Öschis so sagen.
Das Hotel Bliss war sehr sauber, heißes Wasser, WiFi im Zimmer, bequeme Betten. Wir bekamen 1,5 Stunden Pause bevor wir uns kurz nach 15 Uhr unten wieder trafen, um die erste Sightseeingtour durch Yangon zu machen. Mit dem Taxi ging es zum Kandawgyi Lake. Er ist künstlich geschaffen. Laut Daniel haben die Menschen von diesem Stück Land die Erde zum Ziegelsteinmachen für die riesige Shwedagon Pagoda benutzt. In das große Loch wurde dann Wasser gefüllt und so entstand der See.
Erster Stopp war Karaweik, eine aus Beton gebaute königliche Schute. Sie dient heute als Veranstaltungsort für Hochzeiten und andere Festivitäten. Wir liefen anschließend halb um den See, um das Schiff im richtigen Sonnenlicht fotografieren zu können. Ein entspannter Bummel auf der Holzpromenade, die um den gesamten See führt. Dan, der Gründer und Besitzer von Starfish war auch mit dabei. Er ist Engländer (40) und lebt mit seiner Thailändischen Frau und seinen drei kleinen Töchtern in Bangkok. Wenn ich das richtig erinnere, bietet er alleine in Thailand 17 geführte Touren an. Wir fünf Europäer, alle weit und viel gereist, tauschten Stundenlang unsere Reiseanekdoten aus und haben viel gelacht. Daniel, unser Kultur-Guide, hatte Mühe zu Wort zu kommen, um sein Wissen bei uns an den Mann und die Frau zu bringen! Für ihn ist das, glaube ich, die erste Tour für Starfish und er wollte seinen Boss Dan bestimmt beeindrucken. Wir haben aber schon ganz schnell gemerkt, dass die burmesischen Namen von Tempeln und Attraktionen bei uns in ein Ohr rein und beim anderen wieder raus gehen. 4 bis 5 Silben hat hier fast jedes Wort oder jeder Begriff. Es ist keine leicht auszusprechende Sprache und wir werden Mühe auf dieser Reise damit haben. Immerhin haben wir schnell gelernt, wie man hier in Myanmar "Hallo" und "Tschüß" sagt: Min ga lar ba und Tadar. Mal sehen, ob wie es bis zum Ende der Tour auf ein paar mehr burmesische Wärter schaffen.
Wir stoppten vor einem Tempel mit einem riesigen sitzenden Buddha aus purem Gold. Den Namen des Tempel konnten wir uns nicht merken und im Internet und in unseren Reisebüchern kann ich ihn auch nicht finden. Jedenfalls war er beeindruckend! Der Buddha war von einer Glaswand umgeben, um ihn vor der Verschmutzung zu bewahren. Man(n), aber nicht Frau, konnte durch eine Seitentür auch direkt in den Raum und Dan war so nett, ein paar Fotos für mich mit meiner Kamera zu machen.
Zu Fuß ging es weiter zur berühmten Shwedagon Pagoda. Eine gigantisch große, buddhistische Tempelanlage, deren ältester Teil 2500 Jahre alt sein soll. 600 Jahre vor Christus hatte Gautama Buddha seine Erleuchtung und erreichte das Nirvana. Auf seiner Reise in sieben verschiedene Richungen traf er zwei Händler, die ihm Essen gaben. Sie erhielten von Buddha als Dankeschön 8 seiner Haare. Die Händler kehrten nach Hause zurück und überreichten die Haare an ihren König Okkalapa. Zusammen mit Relikten von drei vorherigen Buddhas wurden die Haare vom König in einen Schrein für die Ewigkeit getan. Weil dieser Schrein Relikte von gleich vier Buddhas, die das Stadium der totalen Erleuchtung erreichten, enthielt, nannte man ihn Shwedagon.
Die Hauptpagoda von Shwedagon ist etwa 100m hoch und komplett mit Gold bedeckt. Auf der Spitze thront ein 13m hoher Schirm, der 5 Tonnen wiegt und u.a. 4016 kleine Goldglocken sowie mehr als 83.000 Edelsteine enthält. Ganz oben im Schirm befindet sich der Apex Diamant (76 Karat). Nachts soll man ihn von bestimmten Punkten aus in drei verschiedenen Farben leuchten sehen. Rot, Blau und Gelb. Wir konnten das ohne Fernglas nicht erkennen!
Man ist wirklich von der ganzen Anlage überwältigt. Wir hatten leider viel zu wenig Zeit, um uns alles in aller Ruhe anzuschauen. Helen und ich beschlossen schon jetzt, dass wir uns das hier bei unserer Rückkehr nach Yangon noch einmal anschauen werden. Hunderte, wenn nicht Tausende von Menschen waren auf dem 6 Hektar großen Gelände rund um die Pagoda unterwegs. Aber trotzdem war es erstaunlich leise und entspannend. Viele Menschen kommen hier zum Beten. Blumengesteckte werden gespendet, fünf Becher voller Wasser werden über kleinere Buddhas gegossen, um ua. Buddha, aber auch die eigenen Eltern zu verehren, überall hört man das Gemurmel von Gebeten ... Beeindruckend! Alleine schon die hölzernen, überdachten Aufgänge zur Hauptterrasse mit tollen Decken- und Wandschnitzereien, Gemälden, aber auch Souvenir-Shops.
Wir mussten Schuhe und Socken ausziehen und der Marmorboden rund um die Pagoda bereitet nach ein paar Stunden schon Fußprobleme. Immerhin war der Boden - auch nach Sonnenuntergang - von der Tagessonne wunderbar aufgewärmt, nicht wie in Indien, wo dir in Rajasthan die Füße abfrieren und man eine Grippe bekommt.
Unser Taxi brachte uns dann für eine 15-Minütige Toiletten- und Frischmach-Pause wieder zum Hotel. China-Town lag gleich um die Ecke und wir stürzten uns ins Gewühl, um in einen der vielen Restaurants essen zu gehen. Was man hier alles auf dem Markt und in den Restaurants findet! Eben typisch Chinesisch! Die essen einfach alles!
Diverse Fleisch-, Fisch- und Gemüsestücke waren auf Holzspießen bereits leicht vorgegrillt worden. Man nimmt sich einen kleinen Korb und tut alles rein, was man zum Abendessen möchte. Das wird dann noch einmal zum Warmmachen auf den Grill geschmissen. Hinzu kommt eine Portion frittierter Reis und eine sehr leckere Reisnudelsuppe mit Gemüse und Tofu. Schade, dass ich mit meinen Magenproblemen nicht alles ausprobieren konnte. Wir waren am Ende aber trotzdem satt. Ein sehr netter Abend!
Es war schon fast 22 Uhr bevor wir wieder im Hotel waren. Über 40 Stunden waren wir nun durchgehend wach und dennoch verbrachten wir zwei weitere Stunden damit, unsere Fotos runter zu laden und zu sortieren, Tagebuch zu schreiben und heiß zu duschen (Herrlich!). Kurz nach Mitternacht ging dann das Licht aus und wir fielen ins Koma.
Sa, 08.02.2014: Yangon, sonnig, 34°C
Ich musste gleich zweimal in der Nacht zum Klo und habe vorsichtshalber morgens dann gleich mal eine Tablette gegen Durchfall geschluckt. Laut Plan lag nämlich ein langer Sightseeing Tag vor uns. Wir waren um 8.30 Uhr morgens unten in der Hotellobby mit der Gruppe verabredet, um erst zu frühstücken und dann stand anschließend das National Museum und der Bogzok Souvenir Markt auf dem Programm. Aber so weit sind wir dann leider gar nicht erst gekommen, denn Helen hatte für sich andere Pläne.
Während ich im Zimmer noch schnell unsere Emails checken wollte, ging sie schon einmal vorab runter, um eine zu rauchen. Ich saß mit dem Rücken zu unserer Zimmertür und hörte vier Minuten später wie die Tür hinter mir mit einem lauten Knall aufging. Eh ich mich umdrehen konnte, hörte ich einen zweiten lauten Knall - klang fast wie ein Gewehrschuss. Helen lag bewusstlos auf dem Boden neben meinem Bett! Holy shit!
Zum Glück kam sie nach nur wenigen Sekunden wieder zu sich, hatte sich aber schwer den Hinterkopf auf dem Holzboden aufgeschlagen. Die Haut war nicht geplatzt, aber man sah eine rote Stelle und es kam sofort eine Schwellung. Helen wusste gar nicht, was genau passiert war. Sie kann sich nur noch an den lauten Knall erinnern. Unten beim Rauchen war ihr schlecht geworden und sie hatte das Gefühl sie müsste sich übergeben. Zigarette aus und schnell in den Fahrstuhl. Ihre Beine waren leicht wackelig und sie glaubte nicht, dass sie es rechtzeitig über die Treppen zum Klo schaffen würde. Im Fahrstuhl wurde ihr dann Kotzübel und sie begann zu würgen. Sie kann sich noch erinnern, dass sie das Fahrstuhl-Bing-Geräusch gehört und im richtigen Stockwerk war. Unser Zimmer ist zwei Schritte vom Fahrstuhl weg und sie hat es noch bis zur Tür geschafft. Dann ist ihr Schwarz vor Augen geworden und sie ist wohl wie ein Baum ohne Abremsung umgefallen. Ihr rechter Ellenbogen hat ebenfalls eine leichte Schwellung. Komischerweise ist sie rückwärts umgefallen und hat den großen Holzstuhl irgendwie verfehlt. Wenn der Aufprall auf dem harten Marmorboden in Indien stattgefunden hätte, dann wäre womöglich der Schädel gespalten. Gottogott, darf man gar nicht drüber nachdenken! Ich hab mir schon so vor Angst fast in die Hose gemacht!
Während ich versuchte Helen wieder zum Bewusstsein zu bringen, sahen zwei Hotelleute durch die offene Tür, das was passiert war. Sie rannten gleich runter in die Lobby und alarmierten Daniel, der schon auf uns wartete. Helen konnte da schon wieder mit mir sprechen und Daniel besorgte uns eine Fuhre Eis, damit ich Helen den Nacken, die Stirn und die Beule am Hinterkopf kühlen konnte. Daniel massierte Helens Füße und Hände. Dem war der Schreck auch in die Glieder gefahren. Helen war totenblass!
Kelvin kam einige Minuten später und rief gleich einen Arzt an. Helens Kopfwunde mussten untersucht werden. Der Arzt kam etwa 20 Minuten später und maß erst einmal Helens Blutdruck. 100 zu 60! Sie hat eh schon immer niedrigen Blutdruck gehabt, aber der Stress der Anreise mit 40 Stunden ohne Schlaf, der Wetterwechsel von 20 auf 34°C mit entsprechender Luftfeuchtigkeit und vor allem der immer noch vorhandene Husten, haben Helens Blutdruck noch weiter in den Keller laufen lassen.
Der Hinterkopf schwoll immer mehr an und wir fuhren anschließend mit einem Taxi zur Arztpraxis. Dort haben sie erst einmal Helens Kopf einer Röntgenuntersuchung unterzogen, um eine Gehirnerschütterung auszuschließen. Die hatte Helen zum Glück auch nicht. Wir bekamen ein paar Tabletten gegen Überkeit, Schmerzen und gegen den Husten und Helen wurde 24 Stunden Bettruhe verordnet.
Während ich Helen ins Bett brachte, kaufte Daniel für uns Wasser und Obst. Ich bestelle etwas später unten im Hotelrestaurant Pommes und Eieromelette für uns. Wir mussten was essen. Nicht das einer von uns nochmal den Boden küsst!
Was für ein Schreck! Hoffentlich bekommt Helen morgen auf dem richtig frühen Flug nach Mandalay keine Probleme. Für heute war jedenfalls das Sightseeing für sie beendet, bevor es überhaupt beginnen konnte. Aber wir haben am Ende noch fast zwei volle Tage in Yangon und können dann das Museum und die anderen Sachen nachholen.
Sule Pagoda, Downtown Yangon mit Kolonialgebäuden, Irrawaddy River mit Fähren and Lanbooten, Strand Hotel, Abendessen im Hotel. Schnack mit Nigel und Cynthia. Bett 22.30 Uhr
So, 09.02.2014: Yangon −> Mandalay, sonnig, 34°C
Der Wecker klingelte um 3.45 Uhr. Treffpunkt war um 4.30 Uhr unten in der Hotellobby. Unser Inlandsflug nach Mandalay sollte um 6.15 Uhr abfliegen. Nigel und Cynthia warteten unten schon, aber von unseren Guides war noch niemand da. Kelvin kam eine halbe Stunde später, als verabredet. Der Grund war, dass Daniel Magenschmerzen hatte und den Flug nicht antreten konnte.
Wir stiegen ins Taxi und rasten mit Hochgeschwindigkeit zum Flughafen. In einer Kurve quietschten sogar die Reifen und wir wurden hinten fast vom Sitz geschmissen. Dennoch kamen wir pünktlich am Flughafen an. Kelvin hatte schon unsere Bordkarten. Unser Gepäck wurde auf einer großen Sackwaage vor dem Eincheckschaltern gewogen. Nigel, Helen und ich stellten uns anschließend drauf. Wir wollten mal sehen, wieviel Gewicht wir in Indien verloren hatten. Bei mir zeigte die Waage 46kg, bei Helen 40kg an. Also, das konnte nicht wahr sein. Da wären wir ja nur noch Striche in der Landschaft gewesen. Die Waage war offensichtlich falsch justiert. Nigel stand als erstes auf der Waage und freute sich über seine unter 80kg ... aber nicht lange, denn unser Gewicht war um mindestens 8kg zu wenig!
Der Flug dauerte nur 50 Minuten. Wir saßen alle in einer Reihe direkt über den Tragflächen. Die Fahrt vom Mandalay Flughhafen zum Hotel dauerte über eine halbe Stunde. Wir haben zwei Nächte im Royal City Hotel in Downtown Mandalay und bekamen ein Eckzimmer im fünften Stock mit Blick über ganz Mandalay. Großes Zimmer, super sauber, sehr ruhig, riesen Flatscreen, der schon auf Deutsche Welle lief. Wir waren noch nicht ganz in der Tür, da sahen wir schon die HSV Niederlage gegen Hertha BSC. Oh, oh, hoffentlich steigen die nicht zum ersten Mal in der Bundesligageschichte ab. Desolates 0:3, und das Zuhause.
Es war kurz nach 8 Uhr morgens und wir waren erst wieder um 11.30 Uhr unten in der Lobby mit den anderen verabredet. Ich habe mich gleich noch einmal schlafen gelegt. Mein Nacken war steif und ich hatte leichte Migräne. Helen hatte nach ihrem Fall auf dem Hinterkopf nicht einmal Kopfschmerzen und machte ihre Wäsche im Badezimmer! Dafür hätte ich im Leben nicht die Energie gefunden!
Zu Fuß ging es vom Hotel zu einem Restaurant. Da wir morgens nur ein paar dünne Sandwichs auf der Taxifahrt zum Yangon Flughafen hatten, und seit dem nichts mehr, waren wir alle hungrig. Wir bestellten diverse kleine Schüsseln mit Fleisch- und Gemüsegerichten. Dazu bekamen wir weißen Reis und eine Suppe. Bezahlt wird ein Festpreis pro Person und ansonsten ist es All-You-Can-Eat. Ich finde so etwas ja super. Du kannst alles probieren und was der eine nicht mag, isst der andere dann auf. Und Nigel kann richtig was verdrücken!
Anschließen stiegen wir in unser Taxi und besuchten nacheinander kleine Fabriken. In der ersten wurden kleine 32g schwere Goldbarren geschmolzen und dann durch eine Presse gedrückt. 15 Mal hintereinander wird dieses Prozedere gemacht. Am Ende hat man ein 3m langes etwa 1mm und 1cm breites dünnes Goldband. Junge Frauen schneiden dieses Band in etwa 2cm lange Streifen. Diese werden zwischen Bambuspapier gelegt und in einen etwa 3cm dicken Haufen gestapelt. Dieser Stapel kommt in eine Presse. Junge Männern hämmern in einem bestimmten Rhythmus mit einem 3kg schweren Hammer diesen Haufen zu ganz dünnen Goldblättern. Insgesamt wird jeder Stapel 6 Stunden lang behämmert. Anschließen schneiden Frauen die fast kreisrunden dünnen Goldblätter in 2x2cm Vierecke. 100 dieser Goldblätter wiegen 1g. Dafür bezhalt man 50.000 Kyats (50 US$). Buddhisten schmücken ihre Tempel mit den Goldblättern. Man kann sie auch essen und die junge Dame vor Ort, die uns den gesamten Prozess in einem guten Englisch erklärte, drückte jedem von uns ein etwa 7mm Viereck auf die Stirn.
Das war eine super interessante Besichtigung! Als nächstes stand eine Holzschnitzerei-, Teppich- und Marionettenfabril an. Wir sahen Männer auf dicken Teakholz sitzen. Mit Hammer und Stecheisen wurde das Holz innerhalb von 2 Monaten zu einem fantastisch dreidimensionalen Motiv geschnitzt. Diese Wandtafeln wiegen extrem viel, sind etwa 2,50m lang und 80cm breit und kosten fertig geschnitzt und bemalt 6500 US$. Aufträge kommen aus aller Welt zu dieser Werkstatt nach Mandalay. Hotels, Restaurants und reiche Privatpersonen ordern ihr gewünschtes Design. In der großen Verkaufshalle saßen Frauen um Gestelle herum, auf denen ein Tuch gespannt war. Per Hand wurden hier bunte Fäden, Perlen und andere Schmuckelemente zu einem bunten und fantastisch detaillierten Teppich verarbeitet. Nebenan arbeiteten drei Frauen an handgemachten Marionetten. Die Puppenspieler sind eine Tradition in Myanmar.
Letzter Produktionsstopp waren die Marmorbuddhas. In einer Straße reihte sich eine Produktionsstätte an die andere. Mit elektrischen Schleifmaschinen werden die Marmorblöcke in Buddhafiguren geschnitten. Mit Hammer und Meißel werden anschließend die Feinheiten aus dem harten Marmor geschnitzt. Alles Männerarbeit und der Staub ist unglaublich in der Luft. Keiner trägt hier Mundschutz und ich möchte nicht wissen, was sie da an Marmorstaub in den Lungen anlagert. Als nächstes sind die Frauen dran. Sie polieren mit einem Schleifstein und Wasser den Marmor für 2-3 Tage, bis Buddha richtig glänzt. Lezter Produktionschritt in das Bemalen und/oder Bestäuben mit Goldglitzern.
Ich hätte noch stundenlang mir solche Handwerksstätten anschauen können. Unsere nächste Station war aber der große Obst- und Gemüsemarkt. Hier spielte das wahre Leben von Mandalay. Unsere Kamerachips glühten. Interessante Menschen, interessante Ware, spannende Verkehrsmittel, aufgeweckte Kinder und und und. Bunt, lebendig ... ein echter Genuss! Wir schlenderten in aller Ruhe zwischen den Ständen rum und bekamen immer mal wieder eine kostenlose Essensprobe. Süßigkeiten und Kuchen.
Mit unseren beiden burmesischen Begriffen "Minga lar ba" (Hallo) und "Chey zu ba" (Danke) kamen wir richtig weit. Wir haben kaum weiße Gesichter hier gesehen und die Burmesen sind genauso interessiert an uns, wie wir an sie. Ein kurzes freundliches "Minga lar ba" und ein Lächeln wirkt hier wahre Wunder. Die Menschen sind sichtlich überrascht, das man ein paar Worte Burmesisch spricht und danken einem mit einem bezaubernden Lächeln. Man kann sie ohne Probleme fotografieren. Für sie ist das eine Ehre!
Gegen 17 Uhr ging es auf zum nächsten und noch immer nicht letzten Sightseeing Punkt für heute - dem Grand Palast. Erklärung.
Wir wurden langsam alle müde. Kein Wunder, wenn man bedenkt, wie früh wir heute morgen aufgestanden sind! Zum Sonnenuntergang ging es zum xx Tempel hoch. Er liegt auf dem Mandalay Hill und man hat einen Blick auf die ganze Stadt. Allerdings war es heute schon recht diesig. Die Sonne war Blutrot, aber sie verschwand schon vor dem Horizont in der Dunstwole - eigentlich wenige sehenswert. Der Tempel hatte aber ein paar sehr schöne Spiegelsäulen und -bilder.
Auf dem langen Rückweg zum Hotel fuhren wir durch die moderne Shoppingmeile von Mandalay. Ein riesiges Shoppingcenter mit großem Supermarkt war unser letztes Tagesziel. WIr deckten uns mit Süßigkeiten, Wasser, Tee, Brot und Kuchen und einem Küchenmesser ein, damit ich mir meine Limonen schneiden kann. Der sogenannte Foodcourt im Center war enttäuschend und da wir alle keine Lust auf Reis mit Gemüse zum Abendessen hatten, beschlossen wir direkt ind Hotel zurückzukehren und einfach nur Snacks zu essen.
Heiße Dusche, diverse Tassen Tee, Wäsche waschen, Berichte schreiben, Fotos und Videos runterladen ... der Abend nahm kein Ende. Wir waren halbtot auf den Füßen. Morgen treffen wir uns schon wieder um 8 Uhr morgens.
Mo, 10.02.2014: Mandalay, sonnig, 34°C
Der Wecker klingelte um 6.55 Uhr. Auf dem Weg zum Frühstück fiel ich über eine Treppenstufe und meine halbe Tasse Tee war weg! Ich war total müde und konnte kaum meine Augen aufhalten! Nigel und Cynthia waren schon im Dachrestaurant und hatten uns einen Vierertisch gesichert. Toast, Rührei, Marmelade und Butter, Bananen, Orangensaft und Kaffee oder Tee. Einfach, aber okay.
Wie abgesprochen standen wir kurz nach 8 Uhr unten in der Lobby, aber von Kelvin war weit und breit nichts zu sehen. Nach 20 Minuten rief die Rezeption dann auf seinem Zimmer an. Angeblich hatte er einen Wake-Up-Call bestellt, der nicht kam. Er brauchte
aber nur 10 Minuten, um sich in die Klamotten zu schmeißen.
Thun La, unser Taxifahrer, brachte uns zum Taungthaman See und wir besichtigten die längste Teakholz-Fußgängerbrücke der Welt. Die U Bein Bridge ist etwas über 1km lang! In den Reisebüchern wird sie als tolles Fotomotiv beschrieben. Tausenden von Mönchen laufen morgens zwischen 5 und 10 Uhr über die Brücke, um auf der Westseite des Sees im großen Kloster ihre täglichen Mahlzeiten zu sich zu nehmen.
Wir sind in ein kleines Boot gestiegen und fast gekentert. Helen und ich saßen in der Mitte des Bootes mit vielleicht 110kg Gewicht zusammen. Vorne im Bug nahmen Cynthia, Nigel und Kelvin Platz - geschätzte 230kg zusammen. Unser Bootsmann stand hinter uns und ruderte uns mit zwei Rudern über den halben See. Vorne hatten wir vielleicht noch eine Handbreit Abstand zur Wasseroberfläche. Hinten standen 40cm aus dem Wasser. Das müssen wir beim nächsten Mal besser organisieren!
Wir schipperten unter der Brück durch auf die andere Seite und dann wieder zurück. Aufgrund des niedrigen Wasserpegels im See (es ist Trockenzeit im Moment!), mussten wir etwa bei der Hälfte der Brücke aussteigen. Kelvin wollte eigentlich, dass wir von dort aus wieder in Richtung Taxi laufen, aber wir hatten da andere Gedanken. Wann ist man schon mal auf der längsten hölzernen Fußgängerbrücke der Welt? Nigel, Helen und ich gingen bis ans andere Ufer und dann im Schnellschritt wieder zurück. Schließlich wollten wir das Aufreihen der Mönche für das Mittagessen nicht verpassen.
Die Brücke hatte keine Geländer und manche Bohlen waren doch recht wackelig. Nur wenige der orignial 1060 Holzpfeiler wurden durch Betonpfeiler ersetzt. Unter der Brücke war teilweise kein Wasser, sondern Felder. In der Trockenzeit wird hier Reis und Nüsse angebaut und geerntet - ein fruchtbarer Boden.
Wir waren etwas spät dran, kamen aber immer noch rechtzeitig beim Maha Ganayon Kyaung Kloster an. Die 1400 Mönche standen in fünf reihen an und machten sich gerade auf in die großen Speisesäle. Ich hatte das Glück, dass ich einer Burmesischen Führerin auf Deutsch folgen konnte. Sie erklärte den beiden Deutschen alles wichtige zum Kloster. Ich hatte das meiste verpasst, konnte sie dann aber noch einmal direkt befragen, als ihre Kunden sich zum Fotografieren aufmachten. Sie sprach super Deutsch und erklärte mir, dass sie eine Weile in der Schweiz gelebt hat.
Von ihr erfuhr ich, dass im Moment 1400 Mönchen hier untergebracht sind. Sie stehen morgens um 4 Uhr auf. Machen ihre Morgengebete. Dann bekommen sie um 6 Uhr Frühstück. Anschließend stehen Putzen der Zimmer und Waschen von Klamotten auf dem Tagesplan. Von 10.15 bis 12 Uhr gibt es Mittagessen. Dies ist die letzte Mahlzeit des Tages. Die Mönchen müssen das Essen ohne zu sprechen ganz langsam einnehmen. Jeder Bissen wird von Meditation begleitet. Draußen stehen Hunderte von Touristen und fotografieren das Spektakel.
Das Geld für die Mahlzeiten wird gespendet. Pro Mahlzeit werden hier 700 US$ benötigt. Viele Burmesen, egal wie arm sie sind, legen ein Teil ihres Einkommens beiseite und spenden es an die vielen Klöster des Landes. In diesem Kloster sind 10 Küchenhilfen beschäftigt, die auf dem Markt die Nahrungsmittel einkaufen und dann zu sehr lecker aussehenden Mahlzeiten verwandeln. Wir konnten später einen Blick in die Küche und die riesigen Pfannen und Töpfe werfen.
Nach dem Mittagessen studieren die Mönche intensiv vier Stunden lang die Lehre Buddhas. Dieses Kloster ist eine der Hauptzentren für die Buddhistische Lehre in Myanmar. Anschließend haben sie etwas freie Zeit, müssen abends aber nochmals zwei Stunden studieren - eine Wiederholung des Materials vom Tage. Um 9 Uhr ist Bettruhe.
Männliche Burmesen müssen in ihrem Leben zweimal ins Kloster, weibliche mindestens einmal. Sie können selbst entscheiden, wann sie das machen. Im Maha Ganayon Kyaung Kloster studieren viele Weisen und alle Mönche sind hier bis zum Ende ihrer Ausbildung. Mädchen und Frauen sind in einem anderen Kloster untergebracht.
Nach dem Kloster ging es für uns nach Sagaing. Es war 1315 die Hauptstadt des Shan Reiches. Heute leben etwa 6000 Mönche und Nonnen auf dem riesigen Gelände. Viele Pagodas sind hier auf mehrere Hügel verteilt. Wir schauten uns als erstes die Kaunghmudaw Pagoda an. Die 50m hohe goldene Stupa ist beeindruckend. Sie wurde 1636 gebaut. Der Legende nach konnte sich der damalige König lange nicht für die Form entscheiden. Der Königin wurde dieses Zögern langsam zu bunt. Sie riss sich die Bluse auf, zeigte auf ihren Busen und befahl den Baumeistern "Baut sie wie dies!" Eine Frau nach meinem Geschmack! Sie muss einen Monsterbusen gehabt haben. :-)
Auf dem Weg zum Mittagessen kamen wir an einer Kinderprozession vorbei. Junge Mädchen saßen auf buntgeschmückten Ochsengespannen, Jungs auf Pferden. Eine bunte und fröhliche Parade! Wir erfuhren anschließend, dass die Jungs und Mädels auf dem Weg zum Kloster waren, um ihr Mönchs- und Nonnendasein zu beginnen. Nach der Prozession werden ihnen die Haare abrasiert und sie bekommen ihre Kleidung. Eine Jahrelange buddhistische Ausbildung folgt. Interessant!
Das Mittagessen war in einem feinen Touristen-Restaurant. Nigel und Cynthia zogen gleich die Notbremse. Sie wollten nicht mehrere Dollar für ein überteuertes Mittagessen ausgeben. Wir hatten nichts dagegen. Das Essen war gut und sicher zubereitet und wir geben im Moment lieber ein wenig mehr aus, als uns an einem billigen Straßenstand wieder eine Ecoli-Infektion zu holen.
Da es in dieser Gegend keine Billigstände gab, fuhr Thun La die beiden wieder ganz in die Stadt zurück. Das waren hin- und zurück bestimmt über 20km! Nigel und Cynthia haben für 200 Kyats (20 US Cents) gegessen, aber für das verbrauchte Benzin mussten sie natürlich nicht bezahlen. Unsers hat insgesamt 8US$ gekostet und war ausgesprochen lecker - Frühlingsrollen, wie wir sie aus Hamburg kennen und gebratenen Reis.
Nigel und Cynthia bekamen bei ihrer Rückkehr dann auch noch den kostenlosen Fruchtsalat in unserem Touristen-Restaurant serviert und hatten keine Skrupel die zu verputzen ohne was zu bezahlen! Hmmmm ... hoffentlich wird das nicht noch zum Problem auf der Reise, denn im Supermarkt gestern haben sie mal eben für 10 US$ Bier gekauft, aber zum Essen wollen sie nichts ausgeben!
Dafür konnten wir mal in aller Ruhe mit Kelvin während des Essens reden. Wir erfuhren, dass Daniel nun doch nicht kommt. Angeblich soll es ihm besser gehen, aber er hat Kelvin für den Rest der Tour abgesagt. Ob ihm Helens Sturz auf dem Hinterkopf zu viel Stress bereitet hat? Vielleicht ist ihm bewusst geworden, dass auf so einer Reise alles mögliche passieren kann, und ich vermute er kommt mit solchen Stresssituationen und der Verantwortung nicht zurecht. Das kann auch nicht jeder! Dennoch hatte Kelvin jetzt natürlich ein Problem. Er ist nicht als Guide für die Sehenswürdigkeiten zuständig, sondern als Organisator für Transport, Unterkunft usw. im Hintergrund. Er hing den ganzen Tag am Telefon und versuchte für uns Ersatz zu finden. Wir kommen aber auch ohne Guide gut aus bis dato. Wir haben ja unsere Reisebücher und das Internet. Man kann sich eh nicht zu jeder Pagoda die vielen Einzelheiten merken.
Kelvin selbst hat schon ein spannendes Leben mit seinen 28 Jahren hinter sich. Nach der Schule hat er in Zangon drei Jahre lang ein Klamottengeschäft aufgebaut und geführt. 2007 nahm er dann an den friedlichen Protesten gegen die damalige Regierung teil. Man erinnert sich noch an die Mönche, die damals brutal vom Regime hier auf offener Straße zusammengeschlagen und anschließend inhaftiert wurden. Kelvin wurde zu 8 Jahren Gefängnis verurteilt, kam aber nach 2,5 Jahren frei. Seine Eltern haben ihm anschließend ein Jahr im Ausland finanziert. Er ist nach Thailand, Malaysien, Kambotscha und Singapur gereist, um wieder zu sich selbst zu finden. Anschließend hat er ein Jahr lang als Koch in einem Italienischen Restaurant in Bangkok gearbeitet. Dort hat er Dan kennengelernt und die beiden haben das Unternehmen hier in Myanmar gegründet.
In die bunt bemalten Höhlen von Tilawkaguru durften wir leider nicht rein. Sie datieren auf das Jahr 1672 und wurden wegen überhöhten Besucherandrang geschlossen. Blitzlichter zerstören die Gemälde. Wir konnten die Tür bei einer Außenhöhle öffnen und nur mit der Kamera konnten wir am Ende der Höhle einen Schrein mit Buddhafigur erkennen.
Ganz oben auf dem Sagaing Hill thront die goldene Soon U Ponya Shin Pagoda (35m hoch). Der Buddha in der Haupteingangshalle ist etwas kitschig. Eigentlich soll man von hier oben einen tollen 360-Grad-Blick auf die vielen Pagodas und den Irrawaddy River haben, aber die Luft war diesig. Kelvin lud uns alle zu einem Getränk ein und wir probierten eine Burmesische Nationalspeise - gelbe China Blüten mit Nüssen und einem recht scharfen Gewürz. Ganz lecker, aber nicht gekocht. Helen und ich haben vorsichtshalber nur einen ganz kleinen Bissen davon genommen.
Wir sind dann anschließend noch die Treppen hoch zu einer Pagoda mit vielen Buddha Schreinen. Ein enger Tunnel führte zur Aussichtsplattform. Ich hatte das auf dem Hinweg verpasst und Helen hat mir den geheimen Gang beim Runtergehen dann noch einmal gezeigt. Es stank gewaltig nach Pupse und ich verdächtige Helen, die aber verneinte. Nigel war wenige Minuten vor uns hier hoch gekommen und wir glaubten den Schuldigen gefunden zu haben. Es stellte sich aber heraus, dass einer der streunenden Hunde offensichtlich Darmprobleme hatte, denn wir bekamen noch eine weitere Kostprobe dieses himmlischen Duftes! Kotz!
Letzter Tagespunkt war die Mahamuni Pagoda. Attraktion hier ist der 4m hohe sitzende goldene Buddha im Inneren des Schreins. Viele glauben er ist 2000 Jahre alt. Über die Jahrhunderte haben gläubige Buddhisten den Körper mit einer 15cm dicken Schicht aus dünnen Goldblättern bedeckt. Nur das Gesicht wurde nicht bedeckt und wird jeden Morgen um 4 Uhr liebevoll poliert. Frauen dürfen nicht direkt an die Buddhafigur. Ich gab Nigel meine Kamera und er schoss ein paar Fotos für mich. Die knubbeligen Beine waren aber mit einer Decke bedeckt und der Buddha wirkte somit weniger beeindruckend.
Wir waren alle totmüde. Ein langer Tag! Wir waren erst um viertel nach sechs zurück beim Hotel. Helen und ich sind nicht mal mehr essen gegangen. Wir wollten nur noch duschen und uns entspannen. Ich bekam Migräne und bin schon um 8 Uhr ins Bett. Morgen war erneut ein sehr früher Start angesagt.
Di, 11.02.2014: Mandalay −> Bagan, sonnig, 34°C
Heute klingelte der Wecker um 5.25 Uhr. Treffpunkt war 6 Uhr morgens. Unser Boot sollte um 6.30 Uhr ablegen, aber irgendwie fanden Thun La und Kelvin die Ablegestelle nicht. Man wartete schon auf uns! Die guten Plätze auf dem Sonnendeck waren natürlich alle schon weg. Da wir nicht später in der gleißenden Sonne sitzen wollten gingen wir in den überdachten Bereich vorne im Schiff. Dort war es gar nicht mal so übel. Sportsitze waren auf Gestellen montiert, Baststühle standen als Fußablagen davor. Die Fenster konnte man weit öffnen und im Gegensatz zu den anderen Passagieren konnten wir ohne uns umzudrehen beide Uferseiten sehen.
Kelvin hatte uns morgens im Hotel mit einem Frühstückspaket (Marmeladentoast, 2 hart gekochte Eier und 2 Bananen) ausgestattet und wir machten uns hungrif darüber her. Kaum hatten wir aufgegessen, erfuhren wir, dass wir vom Boot noch ein Frühstückspaket bekommen (1 Croissant, 1 Kuchen, 1 hart gekochtes Ei und eine Banane) bekommen. Wir aßen das später! Heißes Wasser war an Bord und wir hatten unsere Teebeutel und Zucker dabei. Für alle anderen Passagiere gab es Kaffeepulver. Wir gaben einem Französischen Paar einen Teebeutel ab.
Es waren etwa 25 Passagiere aus aller Welt an Bord und die 10 1/2-stündige Fahrt war super entspannt. Nach all dem Sightseeing, dass wir seit unsere Ankunft in Myanmar hinter uns haben, war es eine richtige Wohltat einfach nur die Landschaft an uns vorbei ziehen zu lassen.
Wir waren keine 20 Minuten unterwegs, da stoppte das Boot direkt neben den Saigan Tempel. Wir dachten erst "Oh, schön! Fotosstopp!", aber nein, Machinenschaden! Vier Männer arbeiteten fleißig an dem Problem und nach 20 Minuten ging es langsam weiter. Das Boot musste nochmals wenige Minuten später zwischen den beiden langen Brücken in Mandalay anhalten. Ebenfalls ein gutes Fleckchen, um in aller Ruhe ein paar Fotos zu machen. Wir fragten uns natürlich, ob wir heute überhaupt noch in Bagan ankommen, aber anschließend lief die Maschine ohne weitere Probleme. Wir blieben am späten Nachmittag allerdings noch einmal in einer Sandbank stecken. Der Irrawaddy Fluss führt in der Trockenzeit wenig Wasser und die Boote müssen hier häufig Schlangenlinien im tieferen Fahrwasser machen. Wir vibrierten etwa 20 Minuten auf der Stelle, aber am Ende bekam der Kapitän das Boot wieder in die richtige Fahrlinie.
Wir nutzten die lange Fahrt um mal im Lonely Planet über Myanmar zu lesen. Dazu sind wir bis dato gar nicht gekommen. Helen tippte auch nebenbei noch zwei Indientage in den Laptop. Das Mittagessen um 12 Uhr an Bord war lecker. Ich hatte die gebratenen Nudeln mit Huhn, Helen den gebratenen Reis mit Huhn. Eine riesige Portion, aber ich habe sie ohne Probleme nach den beiden Frühstücks auch noch verputzt. Nachdem ich jetzt ein paar Tage Durchfallfrei war, scheint mein Körper nach Nahrung zu verlangen.
Gegen 17 Uhr kamen wir in Bagan an. Kinder und Kofferträger stürmten auf uns zu. Ich hatte noch drei harte Eier und vier Bananen von unseren Frühstückpaketen übrig und die Kinder haben sich drüber gefreut. Kelvin hatte für uns zwei Pferdekutschen bestellt und die Fahrt war viel länger, als wir dachten - über eine Stunde. Aber die Fahrt während des Sonnenuntergangs war nett. Wir an den vielen Pagodas vorbei. Busladungen standen vor einigen hohen, stufigen Pagodas, und die Touris bewunderten den Sonnenuntergang von der oberen Ebenen der Pagodas. Wir werden das in den nächsten beiden Tagen noch machen.
Es war dunkel, als wir beim Lawkanat Hotel in Neu Bagan ankamen. Eine große Hotelanlage mit Swimmingpool. Wir konnten nicht viel sehen, aber unser Zimmer war groß und sauber! Leider flogen ein paar Mücken herum, die durch das offene Badezimmerfenster kamen.
Da wir den ganzen Tag über am Essen waren, haben wir uns das Ausgehen gespart. Chips und Obst mussten reichen.
Fr, 14.02.2014: Bagan −> Inle Lake, sonnig, 30°C
Der Wecker klingelte um 5.45 Uhr. Wir gingen um 6 Uhr in den Frühstücksraum, aber nichts war fertig. Die beiden jungen Männer auf den Sofas in der Lobby sprangen auf und rannten in die Küche Keine 10 Minuten später hatten wir das Frühstück auf dem Tisch. Um 6.45 Uhr stiegen wir ins Taxi und fuhren die wenigen Kilometer zum Flughafen in Bagan.
Unser Flug nach He Ho hatte Verspätung, angeblich gab es keinen "Parkplatz" für unseren Flieger. Mit etwa 40 Minuten Verspätung ging es dann aber los. Wir wurden an Bord mit roten Rosen begrüßt, es war Valentinstag! Im Gegensatz zu unserem Flug nach Mandalay gab es auch ein Stück Kuchen und was zu Trinken, obwohl der Flug nur 40 Minuten dauerte.
In He Ho wartete schon unser Taxi und die Fahrt zum Inle Lake dauerte 45 Minuten. Wir hielten noch kurz beim xx Kloster an, ein altes aus Teakholz mit runden Fenstern. Das Gold Star Hotel machte einen super Eindruck. Wir bekamen ein großes Eckzimmer mit Doppel- und Einzelbett, das Badezimmer war fast größer, als Winnies Innenraum. Sehr sauber, nut die Betten waren ein wenig hart. Wir hatten bis 15 Uhr nachmittags frei (!) und entspannten uns ein wenig. Wir gingen zur French Bakery und aßen Hühnerpastete. Anschließend nahmen wir uns noch die heiß aus dem Ofen kommenden Schoko-Croissants und ein kleines Törtchen mit. Der Wochenmarkt war heute geschlossen - Vollmond, da arbeitet hier keiner!
Eigentlich sollte wir mit dem Fahrrad die 8km bis zu den Hot Springs fahren, aber Nigel hatte als Kind das Fahrradfahren nicht gelernt und fühlte sich entsprechend unwohl. Wir waren nicht traurig, als Kelvin eine Motor-Rickshaw vorschlug. Es war doch ziemlich heiß draußen und Helen kann ja auch mit ihrem Steißbein nicht alzu lange Fahrradstrecken fahren.
Die Fahrt war allerdings sehr ruppig. Wir wurden kräftig hin- und her geschüttelt und holten uns doch einige Blaue Flecken ab. Wir waren alle froh, als wir nach gut 30 Minuten die Hot Springs erreichen. Nigel, Cynthia und ich sind dann in den drei kleinen Pools "baden" gegangen. Das Wasser war warm und angenehm. Helen sa- am Beckenrand und schnackte mit uns. Eine nette entspannte Stunde bevor wir wieder unsere Knochen auf der Rickshaw durchgeschüttelt bekamen.
Mich hat das warme Wasser total müde gemacht. Dennoch sind wir nochmal schnell ins Dorf um Schoko-Croissants für die morgige Bootsfahrt zu laufen. Auf dem Rückweg entdeckten wir dann noch eine andere Bäckerei und die hatte sogar leckeren Schokokuchen. Nach Indien ist so etwas bei uns sehr willkommen!
Ich habe mich dann noch bis 22 Uhr an den Rechner gesetzt, bevor mir die Augen zuvielen. Wir bekommen einfach zu weng Schlaf hier und ich komme mit den Fotos, Videos und Berichten nicht mehr hinterher.
Sa, 15.02.2014: Inle Lake, sonnig, 30°C
Der Wecker ging um 6.30 Uhr und Helen explodierte Minuten später auf der Toilette. Durchfall! Scheiße! Völlig unerwartet. Seit drei Wochen hatte sie keinen mehr und ausgerechnet heute geht es wieder los. Ursprünglich sollten wir um 7.30 Uhr zum Bootssteg runter, aber Helen konnte einfach nicht - alle paar Minuten rannte sie zum Klo. Nach einer Stunde war immer noch nicht alles raus. Da wir einen langen Tag vor uns hatten und es den anderen gegenüber unfair gewesen wäre noch länger zu warten, entschloss sich Helen um Hotel zu bleiben.
Wir bestiegen zusammen mit unserer heutigen Führerin Mo Mo unser Langboot. Jeder hatte seinen eigenen Holzstuhl mit Sitzkissen. Die Schwimmweste diente als Rückenpolster - relativ bequem. Die Luft war morgens noch kühl und zum Glück hatte ich mein Fleece-Shirt an. Kelvin kam mit Schal und Handschuhen. Er ist das wesentlich wärmere Wetter in Yangon gewöhnt und friert bei schlappen 20°C. Wir saßen alle hintereinander. Bis auf das extrem laute Rattern des Dieselmotors war die Fahrt entspannt und ruhig.
Inle Lake ist 25km lang und an der breitesten Stelle 11km. Kaum hatten wir den schmalen Kanal vom Dorf zum See verlassen, sahen wir eine ganze Reihe an Fischerbooten. Einbaumkanus, die mit einem Bein gerudert werden, damit beide Hände frei für das Fischernetz oder das Versenken der Räuse sind. Der See war relativ glatt und das Gegenlicht war schön.
Wir durchquerten den See in etwa einer Stunde bevor wir zu den schwimmenden Gärten kamen. Der See ist an seiner tiefsten Stelle in der Trockenzeit etwa 3-4m tief. Bei den schwimmenden Gärten ist es weniger als ein Meter. Die Gärten sind in langen Reihen angelegt, ca. 1m breit. Täglich gehen die Boote raus, um Seealgen zu ernten. Sie sind die Basis dieser schwimmenden Felder und werden stätig aufgefüllt. Das gibt Stabilität und Fruchtbarkeit. Man baut hier u.a. Tomaten, Gurken, Kürbisse (diese hängen von Gestellen runter, da sie um Wasser verfaulen würden), Auberginen, Bohnen und Asterblumen (sie werden nicht gegessen, sondern als Tempelgaben verwendet).
200 Dörfer mit bis zu 1000 Häusern auf Stelzen sind über den See verteilt. Es leben insgesamt 150.000 Menschen hier. Viele sind spezialisiert auf ein Handwerk und wir haben uns im Laufe des Tages folgende Produktionsstätten angeschaut: Lotus- und Seidenwebereien, Messerschmiede, Zigarren und Zigaretten, die per Hand gefertigt werden sowie Papierschirm- und Papierlampenherstellung. Alles ganz interessant, aber auch wieder sehr touristisch gemacht mit entsprechenden Souvenirläden gleich nebenan. Mo Mo erzählte mir, das täglich 3000 Langboote auf dem See unterwegs sind - viele davon transportieren Touristen aus aller Welt.
Wir kamen an einer Hochzeitsgesellschaft vorbei und da wir neugierig waren, sind wir über einen sehr wackeligen Bambussteg zur Festhalle gelaufen. Hier wurden Hunderte von Hochzeitsgästen mit Speis und Trank versorgt und auch wir wurden eingeladen. Da es eh schon fast Mittag war, setzten wir uns an den Tisch - Reis, Fisch, Scheinefleisch, Tofu, Bohnen und sehr leckere Reiscracker.
Ansonsten haben wir noch zwei Pagodastätten gesehen und die Frauen mit den langen Hälsen. Wir waren erst kurz vor 17 Uhr wieder beim Hotel. Ein langer Tag! Helen hat bis auf die ersten beiden Stunden nicht viel verpasst.
So, 16.02.2014: Inle Lake −> Mandalay −> Pyin Oo Lwin, sonnig, 28°C
Treffpunkt in der Lobby war um 7.30 Uhr, aber Kelvin war weit und breit beim Frühstück nicht zu sehen. Ich bin dann mit einer Hoteldame zu seinem Zimmer gegangen und tatsächlich ... er hatte noch geschlafen. Der Wecker in seiner Uhr war auf PM statt AM gestellt, da hätten wir also noch lange warten können.
Die Zeit hatten wir aber nicht, denn unser Flieger nach Mandalay sollte um 9.30 Uhr gehen und die Taxifahrt nach He Ho dauerte schon eine Stunde. Schade, dass wir heute nicht auf dem Inle See unterwegs waren. Es herrschte totale Windstille und das Wasser in den Kanäle war spiegelblank.
Der Flug nach Mandalay dauerte nur 25 Minuten. Dort bestiegen wir zwei Taxis, Cynthia, Nigel und Kelvin in eines, wir in dem anderen. Die Fahrt nach Pyin Oo Lwin sollte etwa eineinhalb Stunden dauern, aber unser Taxi kam am Ende mit eine halben Stunde Verspätung an. Der Grund war Benzinmangel. Die Anzeige funktionierte nicht. Ich hatte das schon bei der Abfahrt in Mandalay gesehen. Die Nadel war ganz unten, bewegte sich aber nicht, und unser Taxifahrer fuhr an allen Tankstellen vorbei.
Pyin Oo Lwin liegt oben in den Bergen. Wir schafften noch einen Teil der steilen Serpentinenstraße und mussten weiter oben bei einem Restaurant anhalten. Bei beiden Taxis war das Kühlwasser zu heiß geworden. Man öffnete einfach die Kühlerkappe und steckte einen Wasserschlauch rein! 10 Minuten später konnten wir die Fahrt fortsetzen. Dann begannen die Probleme in unserem Taxi. Der Motor ging in den steilen Kurven mehrfach aus. Unser Fahrer stieg aus, öffnete die Motorhaube, pumpte ein wenig, stieg wieder ein, schmiss den Motor an und wir schafften es bis zur nächsten Kurve. Dieser Prozess wiederholte sich einige Male. Kelvin und Co. hatten von unseren Problemen nichts mitbekommen und waren davon gefahren.
Aber ein Taxifahrer hinter uns stoppte und half unserem. Man holte sich eine Flasche und Saugschlauch von einem Laster und versuchte beim anderen Taxi etwas Benzin abzuzapfen, aber das hatte auch kaum etwas im Tank und wir bekamen nichts. Wir schafften es aber gerade bis zu einem kleinen Laden, wo unser Taxifahrer eine Kanne Benzin kaufen konnte. Das reichte bis wir beim Hotel ankamen.
Das Mya Nan Taw Hotel war groß und unser Zimmer wie immer sauber und geräumig. Wir waren allerdings auf der Schattenseite untergebracht und es war erstaunlich kalt im Zimmer. Kelvin gab uns drei Stunden Pause bis wir uns unten wieder trafen. Ein Spaziergang durch Pyin Oo Lwin stand auf dem Plan. Der Gemüsemarkt war interessant, ansonsten hatte die Stadt nicht viel zu bieten. Helen und ich suchten nach einer guten Bäckerei, Nigel und Cynthia nach einem Bierverkäufer.
Gegen 18 Uhr waren wir wieder beim Hotel, wir bestellten uns hier was zu essen, schauten zwischen drin mal live bei Olympia rein, duschten und machten unsere Wäsche. Ein entspannter Abend.
Mi, 19.02.2014: Hsipaw −> Pang Kam, sonnig, 30°C
Es war noch neblig, als unser Wecker um 7 Uhr klingelte. Das Frühstück war ausgesprochen vielfältig. Pfannenkuchen, Obst, Reis, Bohnen, Kartoffelcurry, Spiegeleier, Marmelade und Toast. Fast alle Tische waren besetzt, scheinbar starten heute viele Touristen ihre Wanderung in eines der umliegenden Shan Dörfer.
Unser Guide heißt Jo-Jo. 66 Jahre alt, sehr humorvoll und vorallem spricht er sehr gutes und verständliches Englisch. Er erzählte mir auf der langen Wanderung, dass er in seiner Jugend eine christliche Schule in Hispaw besuchte, die von englischen Priestern geleiet wurde. Bevor das Militär 1962 in Burma die Macht übernahm, war die Schulausbildung sehr gut. Anschließend wurde alles verstaatlicht. Ausländische (überwiegend Brittische) Geschäftsleute, Missionäre und Lehrer flohen das Land. Die Englische Sprache wurde aus dem Schulprogramm gestrichen und entsprechend schlecht ist heute die Verbreitung von Englisch und vorallem die Ausprache.
Unsere Wanderung sollte um 8.30 Uhr beginnen, aber es gab leichte Verzögerungen. Tom aus England und Jasper aus Holland vervollständigten unsere Gruppe. Ziel war Pang Kam, ein Shan Dorf mit 700 Einwohnern. Hispaw liegt auf 450 Höhenmetern, Pang Kam lang auf ca. 1200m. Es ging also ständig bergan. Fünf Stunden sollte die Wanderung dauern, wir brauchten aber fast sechs Stunden. Nicht, weil wir unfit waren! Es gab einiges zu sehen und wir legten diverse Fotostopps ein. Tom und Jasper waren mit teuren Canon Kameras unterwegs und Tom arbeitet u.a. als halbprofessioneller Fotograf in England.
Wir kamen an einer Reisnudelfabrik vorbei. Leider liefen heute die Maschinen nicht, aber wir konnten die Mitarbeiter beim Trocknen der Nudeln beobachten. Unser Wanderpfad führte zunächst durch die umliegen Tomaten-, Blumenkohl- und Broccolifelder. Später ging es durch mehrere Shan Dörfer. Jo-Jo brachte uns "Hallo" (Mei suum kha) und "Danke" (Zuum Kha) in der Shansprache bei und das kam bei der Bevölkerung gut an.
Überall kamen die Kinder fröhlich angerannt und winkten uns zu. Die Shans ließen sich gerne fotografieren. Wir machten mehrere kurze Trinkpausen. Die Sonne brannte vom Himmel und wir liefen in einem relativ gemütlichen Schritt die 15km bis Pang Kam hoch.
Leider sah man weit und breit nur gerodete Hügel und Felder. Vom ursprünglichen Regenwald ist nichts mehr übrig. Auch Tiger und Schwarzbären findet man in dieser Gegend heute nicht mehr. Wir mussten uns mit Wasserbüffeln und Schweinen begnügen.
Wir erreichten Pang Kam gegen 15 Uhr und wurden im Haus des "Bürgermeisters" mit Tee und einem verspäteten Mittagessen begrüßt. Hier sollten wir auch die Nacht verbringen. San Ou, die junge Frau vom "Chief", war eine gute Köchin, sprach gutes Englisch und war eine echte Frohnatur. Ihr Mann arbeitet ebenfalls als Guide und war zur Zeit auf Tour. Ihre beiden Kinder (6 und 8) leben bei der Tante in Hsipaw, wo sie zur Schule gehen. Nächsten Monat beginnen die Ferien (3 Monate lang) und die Kinder kommen nach Hause.
Nach dem Essen genossen wir auf Liegestühlen in der Sonne eine Ruhepause. Hier konnte man es gut aushalten. Einige von uns machten auch ein kurzes Nickerchen. Gegen 16.30 Uhr führte uns Jo-Jo dann durchs Dorf. Wir bekamen einen Einblick in die total verrusten Wohnräume. Die offene Holzkochstelle ist in der Mitte der Räume. Abzugsrohre und Durchlässe für den Qualm gibt es nicht. Entsprechend schwarz sind die Wände und Fußböden. Wir sahen ein Baby in einer Wiege, dass vom Rauch nur so umzingelt war. Jo-Jo bestätigte, dass viele Burmesen Lungenprobleme haben. Kein Wunder!
In der Schule hatten wir viel Spaß mit den vier Lehrerinnen. Bis vor kurzem gab es nur eine für die etwa 60 Kinder, die hier im Dorf unterrichtet werden. Durch eine Initiative von An Sun San wurden die Lehrkräfte in Burma aufgestockt und nun unterrichten vier junge Damen hier. Helen fand ein Schreibbuch und gab Nigel und Cynthia eine Unterrichtsstunde. Die Lehrerinnen wollten sich fast wegschmeißen, als Helen Nigel mit dem Buch auf den Kopf haute. Helen laß auch laut aus dem Buch vor - in Burmesisch! Frei erfunden und es hörte sich ziemlich authentisch an. Die Lehrerinnen bogen sich vor Lachen.
Ich malte in der Zwischenzeit ein Smileface auf die Tafel und Nigel hinterließ seine Lieblings Mathematikformel (Euler's Identity). e^{i \pi} + 1 = 0. Ich habe die Formel nicht verstanden, aber die vier jungen Damen kannten sie scheinbar. Jo-Jo musste dann noch ein Gruppenfoto von uns allen auf dem Handy einer der Lehrerinnen machen.
Das Abendessen ähnelte dem Mittagessen. Reis mit Gemüse und einigen undefinierbaren Gerichten. Wir wurden anschließend in die Dorfhalle zum Tanzen eingeladen. Keiner von uns hatte so richtig Lust darauf, aber wir konnten zu dieser Einladung kaum Nein sagen. Die "Party" war im vollen Gange, als wir dort ankamen. 6 Jungs schwangen Arme und Beine zu technoartiger Musik. Hah, wer hätte das gedacht?! Anschließend wurde die Musik ruhiger und traditioneller. Die Mädels waren dran und tanzten mit wunderbaren Hand und Fußbewegungen. Mehrfach wiederholte sich das gleiche Lied und der gleiche Tanz und wir erfuhren, dass die Jugend sich zum Üben trifft. Im März findet hier ein großes Treffen aller Shan Dörfer statt und jedes Dorf präsentiert sich.
Um 21 Uhr lagen wir alle im Bett. Ein langer Tag und wir waren sehr müde. Geschlafen haben wir auf dicken Decken auf dem harten Holzfußboden. Ich habe für uns noch einmal zwei Decken extra drauf gelegt. Wir haben mit Kelvin, Tom und Jasper den großen Raum geteilt, Nigel und Cynthia bekamen das kleine Nebenzimmer.
Helen hatte Probleme einzuschlafen, ihre Hüften taten auf dem harten Boden etwas weh. Ich hingegen habe durchgeschlafen! Es war erstaunlich warm und leise.
Do, 20.02.2014: Pang Kam −> Hsipaw, sonnig, 30°C
Fr, 21.02.2014: Hsipaw, sonnig, 30°C
Treffpunkt heute morgen war um 8.30 Uhr. Jo-Jo war erneut unser Guide für die Bootstour entlang des Dokthawady Rivers. Kelvin musste etwas organisieren und war heute morgen nicht mit dabei. Dafür begleitete uns Karen aus England. Sie hat gerade zwei Monate Meditation in einem Buddha Kloster nahe Yangon hinter sich und ist noch einige Tage am reisen.
Sie ist seit 30 Jahren Buddhistin und hat das Buddha Zentrum nahe Cambridge geleitet. Wir hatten interessante Gespräche mit ihr und mussten feststellen, dass es auch im Buddhismus diverse Richtungen gibt, die sich teilweise sehr wiedersprechen. Hier in Myanmar glaubt man z.B., dass Frauen nicht das Nirvana erreichen können. Sie müssen erst als Mann reinkaniert werden bevor sie überhaupt die Chance zur Erleuchtung haben. In Karens westlichen Buddhismus herrscht dieser Glaube nicht.
Wir sind in eines der hölzernen Langboote gestiegen und erneut mussten wir das laute Rattern des Dieselmotors ertragen. Helen und ich saßen ganz hinten, also nahe des Motors, und wir haben uns die Ohren mit Taschentuch vollgestopft. Anders war der Krach nicht auszuhalten. Schade, dass der Motorlärm die ansonsten sehr entspannte Bootstour störte. Der Fluss war fast spiegelglatt und es gab wenig Bootsverkehr. Wir passierten einige der Shan Dörfer, ansonsten war wenig Spannendes zu sehen. Mir ist mal wieder aufgefallen, dass es in Myanmar kaum Vögel gibt. Normalerweise müsste es an den Flussufern viele zu sehen geben, aber insbesondere in dieser Gegend ist der ehemalige Regenwald total abgeholzt, um Ackerland zu schaffen.
Nach gut einer Stunde sind wir an Land gegangen und zu einem Mönchskloster gelaufen. Bis auf die super leckere Ananas ist bei mir nicht viel davon hängen geblieben. Ein netter Spaziergang durch die Ananasfelder, den man sich aber auch hätte sparen können. Cynthia ging es heute gar nicht gut. Sie hatte gestern bei einem der Straßenstände offensichtlich schlecht gegessen und das kam oben wie unten wieder raus. Während wir zum Kloster gelaufen sind, hat sie auf den Schwimmwesten liegend am Flussufer geschlafen. Hätte ich heute auch gerne gemacht. Irgendwie war mein Energieniveau sehr weit unten.
Auf dem Rückweg nach Hsipaw sind wir noch bei einem Shan Dorf ausgestiegen, haben eine leckere Shansuppe gegessen, ansonsten nichts weiter Spannendes zu sehen. Gegen 14 Uhr waren wir wieder zurück im Hotel. Eigentlich sollte um 15 Uhr schon wieder die Nachmittagstour losgehen, aber es war tierisch heiß und wir hatten alle keine Lust dazu. Ich habe Jo-Jo und Kelvin gefragt, ob wir das nicht auf morgen früh verschieben können. Es ist dann deutlich kühler und unser Nachtbus nach Yangon geht eh nicht vor 17 Uhr. Wir haben also genügend Zeit. Der Vorschlag kam gut an und so hatten wir den Rest des Tages frei. Mir war das gerade Recht, ich wollte endlich mal mein Buch zuende lesen.
Abendessen im Hotel war mal wieder teuer und leider auch nicht gut. Wir hatten kaum unser Rührei mit Kartoffeln und eine Fuhre Pommes bestellt, da wurde schon ein Teller Pommes auf unseren Tisch gestellt. Helen war nach der Bestellung noch mal kurz ins Zimmer gegangen. Ich habe mir einen Pommes geschnappt und wie erwartend war der kalt. Ich hab den Teller zurück in die Küche gebracht. Für uns kann die Portion nicht gewesen sein, denn zwischen Bestellung und Bedienung lag nicht einmal eine Minute. Es kam wie es kommen musste, 20 Minuten später stand die selbe Fuhre nur noch einmal wieder aufgewärmt vor uns. Pappig! Mich macht so eine Verarschung ja immer sauer, aber Helen hatte richtig Hunger und wir haben sie dann gegessen. Unser Rührei ließ weitere 10 Minuten auf sich warten. Warum schaffen die es hier im Hotel nicht, beides gleichzeitig zu liefern? Kartoffeln ware da nicht drin, auch kein Käse, dafür viele Zwiebeln und ganz wenig Tomaten. Na ja, dass Restaurant ist noch neu hier und die werden hier hoffentlich schnell dazu lernen.
Sa, 22.02.2014: Hsipaw, meistens sonnig, 30°C
Treffpunkt war heute um 9 Uhr und Jo-Jo begleitete uns zu zwei alten Teakholzkloster und zum ehemaligen Shan Palast. Hier lebt heute noch der Neffe des letzten Shan Prinzen von Hispaw mit seiner Frau. Mr. Donald war heute nicht da. Er verwaltet im Moment den Besitz seines Vaters, der vor kurzem gestorben war. Von seiner Frau erfuhren wir in einem hervorragenden Englisch die ganze Geschichte der letzten Shan Dynastie in Hsipaw.
Der vorletzte Shan Prinz starb im Alter von 40 Jahren an Tuberkulose. Da er keine Kinder hatte, ging die Nachfolge an den jüngeren Sohn seines Bruders. Dieser lernte beim Studium in den USA (Colorado) eine Österreicherin kennen und heiratete sie. Mann und Frau gingen nach Myanmar und sie lebten in der Shan Villa, die wir heute besuchten. Inge, die Frau, lernte die Sprache der Burmesen und der Shan und war sehr beliebt bei der Bevölkerung. Die beiden haben zwei Töchter. Als 1962 das Militär an die Macht kam, wurde der Shan Prinz zusammen mit etwa 1000 anderen hochrangigen Burmesen ins Gefängnis gesteckt. Alle wurden zu einem späteren Zeitpunkt wieder freigelassen, nur der Shan Prinz nicht.
Inge versuchte über Kontakte in der US und der Österreichischen Botschaft Informationen zum Schicksal ihre Mannes zu bekommen, er gilt aber bis heute offiziell als vermisst. Das Militär bestritt zunächst ihn überhaupt festgenommen zu haben, aber andere Gefangene, darunter Familienmitglieder des Prinzen, bestätigten die Inhaftierung. Was genau passiert ist, weiß kaum jemand, aber Inge vermutete, dass ihr Mann tot ist und floh mit ihren beiden Töchtern 1964 in die USA. Dort schrieb sie das Buch "Twilight Over Burma: My Life as a Shan Princess."
Donalds Frau erzählte uns, dass sie seit über 40 Jahren keinen Kontakt mehr zu Inge und ihren Töchtern hat. Bis 2010 war es einfach zu gefährlich Kontakt aufzunehmen, hohe Gefängnisstrafen drohten. Donald und seine Frau haben aber seit dem Weggang von Inge auf die Shan Villa aufgepasst und auf schon lange vor 2010 Touristen über die Geschichte der letzten Shan Dynastie erzählt. Donald wurde 2005 aufgrund seiner Kontakte zu Ausländern festgenommen und verbrachte 4 Jahre lang im Gefängnis. Während dieser Zeit war die Shan Villa geschlossen. Erst nach Wegfall der Sanktionen und nach der Freilassung von An Sun San aus dem Hausarrest, war es Donald und seiner Frau wieder möglich Touristen in der Villa zu empfangen. Eine bewegende Geschichte, die viel Einsicht in die Vergangenheit von Burma gibt.
Wir kehrten gegen 11.30 Uhr zum Hotel zurück, packten unsere Sachen und checkten aus. Anschließend sind Helen und ich noch zu einem Nonnenkloster gelaufen. Bis dato haben wir nur Kloster mit Mönchen gesehen. Wir stellten fest, dass das Klostergelände und die täglichen Rituale sich nicht vom Mönchskloster unterscheiden, nur die Farbe der Roben ist Rosa und Rot. Wir wurden herzlich begrüßt. Offensichtlich verirren sich nicht viele Touristen hierher.
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