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So, 09.02.2014: Yangon −> Mandalay, sonnig, 34°C
Der Wecker klingelte um 3.45 Uhr. Treffpunkt war um 4.30 Uhr unten in der Hotellobby. Unser Inlandsflug nach Mandalay sollte um 6.15 Uhr abfliegen. Nigel und Cynthia warteten unten schon, aber von unseren Guides war noch niemand da. Kelvin kam eine halbe Stunde später, als verabredet. Der Grund war, dass Daniel Magenschmerzen hatte und den Flug nicht antreten konnte.
Wir stiegen ins Taxi und rasten mit Hochgeschwindigkeit zum Flughafen. In einer Kurve quietschten sogar die Reifen und wir wurden hinten fast vom Sitz geschmissen. Dennoch kamen wir pünktlich am Flughafen an. Kelvin hatte schon unsere Bordkarten. Unser Gepäck wurde auf einer großen Sackwaage vor dem Eincheckschaltern gewogen. Nigel, Helen und ich stellten uns anschließend drauf. Wir wollten mal sehen, wieviel Gewicht wir in Indien verloren hatten. Bei mir zeigte die Waage 46kg, bei Helen 40kg an. Also, das konnte nicht wahr sein. Da wären wir ja nur noch Striche in der Landschaft gewesen. Die Waage war offensichtlich falsch justiert. Nigel stand als erstes auf der Waage und freute sich über seine unter 80kg ... aber nicht lange, denn unser Gewicht war um mindestens 8kg zu wenig!
Der Flug dauerte nur 50 Minuten. Wir saßen alle in einer Reihe direkt über den Tragflächen. Die Fahrt vom Mandalay Flughhafen zum Hotel dauerte über eine halbe Stunde. Wir haben zwei Nächte im Royal City Hotel in Downtown Mandalay und bekamen ein Eckzimmer im fünften Stock mit Blick über ganz Mandalay. Großes Zimmer, super sauber, sehr ruhig, riesen Flatscreen, der schon auf Deutsche Welle lief. Wir waren noch nicht ganz in der Tür, da sahen wir schon die HSV Niederlage gegen Hertha BSC. Oh, oh, hoffentlich steigen die nicht zum ersten Mal in der Bundesligageschichte ab. Desolates 0:3, und das Zuhause.
Es war kurz nach 8 Uhr morgens und wir waren erst wieder um 11.30 Uhr unten in der Lobby mit den anderen verabredet. Ich habe mich gleich noch einmal schlafen gelegt. Mein Nacken war steif und ich hatte leichte Migräne. Helen hatte nach ihrem Fall auf dem Hinterkopf nicht einmal Kopfschmerzen und machte ihre Wäsche im Badezimmer! Dafür hätte ich im Leben nicht die Energie gefunden!
Zu Fuß ging es vom Hotel zu einem Restaurant. Da wir morgens nur ein paar dünne Sandwichs auf der Taxifahrt zum Yangon Flughafen hatten, und seit dem nichts mehr, waren wir alle hungrig. Wir bestellten diverse kleine Schüsseln mit Fleisch- und Gemüsegerichten. Dazu bekamen wir weißen Reis und eine Suppe. Bezahlt wird ein Festpreis pro Person und ansonsten ist es All-You-Can-Eat. Ich finde so etwas ja super. Du kannst alles probieren und was der eine nicht mag, isst der andere dann auf. Und Nigel kann richtig was verdrücken!
Anschließen stiegen wir in unser Taxi und besuchten nacheinander kleine Fabriken. In der ersten - einer Goldblatt Produktion - wurden kleine 32g schwere Goldbarren geschmolzen und dann durch eine Presse gedrückt. 15 Mal hintereinander wird dieses Prozedere gemacht. Am Ende hat man ein 3m langes etwa 1mm und 1cm breites dünnes Goldband. Junge Frauen schneiden dieses Band in etwa 2cm lange Streifen. Diese werden zwischen Bambuspapier gelegt und in einen etwa 3cm dicken Haufen gestapelt. Dieser Stapel kommt in eine Presse. Junge Männern hämmern in einem bestimmten Rhythmus mit einem 3kg schweren Hammer diesen Haufen zu ganz dünnen Goldblättern. Insgesamt wird jeder Stapel 6 Stunden lang behämmert. Anschließen schneiden Frauen die fast kreisrunden dünnen Goldblätter in 2x2cm Vierecke. 100 dieser Goldblätter wiegen 1g. Dafür bezahlt man 50.000 Kyats (50 US$). Buddhisten schmücken ihre Tempel mit den Goldblättern. Man kann sie auch essen und die junge Dame vor Ort, die uns den gesamten Prozess in einem guten Englisch erklärte, drückte jedem von uns ein etwa 7mm großes Viereck auf die Stirn.
Goldblatt Produktion in Mandalay
Das war eine super interessante Besichtigung! Als nächstes stand eine Holzschnitzerei-, Teppich- und Marionettenfabrik an. Wir sahen Männer auf dicken Teakholz sitzen. Mit Hammer und Stecheisen wurde das Holz innerhalb von 2 Monaten zu einem fantastisch dreidimensionalen Motiv geschnitzt. Diese Wandtafeln wiegen extrem viel, sind etwa 2,50m lang und 80cm breit und kosten fertig geschnitzt und bemalt 6500 US$. Aufträge kommen aus aller Welt zu dieser Werkstatt nach Mandalay. Hotels, Restaurants und reiche Privatpersonen ordern ihr gewünschtes Design. In der großen Verkaufshalle saßen Frauen um Gestelle herum, auf denen ein Tuch gespannt war. Per Hand wurden hier bunte Fäden, Perlen und andere Schmuckelemente zu einem bunten und fantastisch detaillierten Teppich verarbeitet. Nebenan arbeiteten drei Frauen an handgemachten Marionetten. Die Puppenspieler sind eine Tradition in Myanmar.
Letzter Produktionsstopp waren die Marmorbuddhas. In einer Straße reihte sich eine Produktionsstätte an die andere. Mit elektrischen Schleifmaschinen werden die Marmorblöcke in Buddhafiguren geschnitten. Mit Hammer und Meißel werden anschließend die Feinheiten aus dem harten Marmor geschnitzt. Alles Männerarbeit und der Staub ist unglaublich in der Luft. Keiner trägt hier Mundschutz und ich möchte nicht wissen, was sie da an Marmorstaub in den Lungen anlagert. Als nächstes sind die Frauen dran. Sie polieren mit einem Schleifstein und Wasser den Marmor für 2-3 Tage, bis Buddha richtig glänzt. Letzter Produktionschritt in das Bemalen und/oder Bestäuben mit Goldglitzern.
Ich hätte mir noch stundenlang solche Handwerksstätten anschauen können. Unsere nächste Station war aber der große Obst- und Gemüsemarkt. Hier spielte das wahre Leben von Mandalay. Unsere Kamerachips glühten. Interessante Menschen, interessante Ware, spannende Verkehrsmittel, aufgeweckte Kinder und und und. Bunt, lebendig ... ein echter Genuss! Wir schlenderten in aller Ruhe zwischen den Ständen rum und bekamen immer mal wieder eine kostenlose Essensprobe. Süßigkeiten und Kuchen.
Holzschnitzerei-, Teppich- und Marionettenfabrik. Buddha Produktion. Obst- und Gemüsemarkt.
Mit unseren beiden burmesischen Begriffen "Minga lar ba" (Hallo) und "Chey zu ba" (Danke) kamen wir richtig weit. Wir haben kaum weiße Gesichter hier gesehen und die Burmesen sind genauso interessiert an uns, wie wir an sie. Ein kurzes freundliches "Minga lar ba" und ein Lächeln wirkt hier wahre Wunder. Die Menschen sind sichtlich überrascht, das man ein paar Worte Burmesisch spricht und danken einem mit einem bezaubernden Lächeln. Man kann sie heutzutage ohne Probleme fotografieren. Für sie ist das eine Ehre! Das war in der Vergangenheit nicht immer so. Vor 2010 bestand die Gefahr, das Einheimische bei Kontaktaufnahme mit Ausländern im Gefängnis landen oder zumindest verhört wurden.
Gegen 17 Uhr ging es auf zum nächsten und noch immer nicht letzten Sightseeing Punkt für heute - dem Grand Palace. Die Palastanlage wurde in der Zeit von 1857 bis 1859 vom damaligen König Mindon erbaut. Um den gesamten Königspalast zieht sich eine Mauer von jeweils 2 Kilometern Länge. Umgeben ist das Gelände zusätzlich von einem 6,5 Meter breiten und 3 Meter tiefen Wassergraben.
Wir wurden langsam alle müde. Kein Wunder, wenn man bedenkt, wie früh wir heute morgen aufgestanden sind! Zum Sonnenuntergang ging es auf den Mandalay Hill hoch und man hat einen Blick auf die ganze Stadt. Allerdings war es heute schon recht diesig. Die Sonne war Blutrot, aber sie verschwand schon vor dem Horizont in der Dunstwolke - eigentlich weniger sehenswert. Der Tempel hatte aber ein paar sehr schöne Spiegelsäulen und -bilder.
Auf dem langen Rückweg zum Hotel fuhren wir durch die moderne Shoppingmeile von Mandalay. Ein riesiges Shoppingcenter mit großem Supermarkt war unser letztes Tagesziel. Wir deckten uns mit Süßigkeiten, Wasser, Tee, Brot und Kuchen und einem Küchenmesser ein, damit ich mir meine Limonen schneiden kann. Der sogenannte Foodcourt im Center war enttäuschend und da wir alle keine Lust auf Reis mit Gemüse zum Abendessen hatten, beschlossen wir direkt ind Hotel zurückzukehren und einfach nur Snacks zu essen.
Heiße Dusche, diverse Tassen Tee, Wäsche waschen, Berichte schreiben, Fotos und Videos runterladen ... der Abend nahm kein Ende. Wir waren halbtot auf den Füßen. Morgen treffen wir uns schon wieder um 8 Uhr morgens.
Mo, 10.02.2014: Mandalay, sonnig, 34°C
Der Wecker klingelte um 6.55 Uhr. Auf dem Weg zum Frühstück fiel ich über eine Treppenstufe und meine halbe Tasse Tee war weg! Ich war total müde und konnte kaum meine Augen aufhalten! Nigel und Cynthia waren schon im Dachrestaurant und hatten uns einen Vierertisch gesichert. Toast, Rührei, Marmelade und Butter, Bananen, Orangensaft und Kaffee oder Tee. Einfach, aber okay.
Wie abgesprochen standen wir kurz nach 8 Uhr unten in der Lobby, aber von Kelvin war weit und breit nichts zu sehen. Nach 20 Minuten rief die Rezeption dann auf seinem Zimmer an. Angeblich hatte er einen Wake-Up-Call bestellt, der nicht kam. Er brauchte
aber nur 10 Minuten, um sich in die Klamotten zu schmeißen.
Thun La, unser Taxifahrer, brachte uns zum Taungthaman See und wir besichtigten die längste Teakholz-Fußgängerbrücke der Welt. Die U Bein Bridge ist etwas über 1km lang! In den Reisebüchern wird sie als tolles Fotomotiv beschrieben. Tausende von Mönchen laufen morgens zwischen 5 und 10 Uhr über die Brücke, um auf der Westseite des Sees im großen Kloster ihre täglichen Mahlzeiten zu sich zu nehmen.
Wir sind in ein kleines Boot gestiegen und fast gekentert. Helen und ich saßen in der Mitte des Bootes mit vielleicht 110kg Gewicht zusammen. Vorne im Bug nahmen Cynthia, Nigel und Kelvin Platz - geschätzte 230kg zusammen. Unser Bootsmann stand hinter uns und ruderte uns mit zwei Rudern über den halben See. Vorne hatten wir vielleicht noch eine Handbreit Abstand zur Wasseroberfläche. Hinten standen 40cm aus dem Wasser. Das müssen wir beim nächsten Mal besser organisieren!
Wir schipperten unter der Brücke durch auf die andere Seite und dann wieder zurück. Aufgrund des niedrigen Wasserpegels im See (es ist Trockenzeit im Moment!), mussten wir etwa bei der Hälfte der Brücke aussteigen. Kelvin wollte eigentlich, dass wir von dort aus wieder in Richtung Taxi laufen, aber wir hatten da andere Gedanken. Wann ist man schon mal auf der längsten hölzernen Fußgängerbrücke der Welt? Nigel, Helen und ich gingen bis ans andere Ufer und dann im Schnellschritt wieder zurück. Schließlich wollten wir das Aufreihen der Mönche für das Mittagessen nicht verpassen.
Die Brücke hatte keine Geländer und manche Bohlen waren doch recht wackelig. Nur wenige der originalen 1060 Holzpfeiler wurden durch Betonpfeiler ersetzt. Unter der Brücke war teilweise kein Wasser, sondern Felder. In der Trockenzeit wird hier Reis und Nüsse angebaut und geerntet - ein fruchtbarer Boden.
U Bein Bridge
Wir waren etwas spät dran, kamen aber immer noch rechtzeitig beim Maha Ganayon Kyaung Kloster an. Die 1400 Mönche standen in zwei Reihen an und machten sich gerade auf in die großen Speisesäle. Ich hatte das Glück, dass ich einer Burmesischen Führerin auf Deutsch folgen konnte. Sie erklärte den beiden Deutschen alles wichtige zum Kloster. Ich hatte das meiste verpasst, konnte sie dann aber noch einmal direkt befragen, als ihre Kunden sich zum Fotografieren aufmachten. Sie sprach super Deutsch und erklärte mir, dass sie eine Weile in der Schweiz gelebt hat.
Von ihr erfuhr ich, dass im Moment 1400 Mönchen hier untergebracht sind. Sie stehen morgens um 4 Uhr auf. Machen ihre Morgengebete. Dann bekommen sie um 6 Uhr Frühstück. Anschließend stehen Putzen der Zimmer und Waschen von Klamotten auf dem Tagesplan. Von 10.15 bis 12 Uhr gibt es Mittagessen. Dies ist die letzte Mahlzeit des Tages. Die Mönchen müssen das Essen ohne zu sprechen ganz langsam einnehmen. Jeder Bissen wird von Meditation begleitet. Draußen stehen Hunderte von Touristen und fotografieren das Spektakel.
Das Geld für die Mahlzeiten wird gespendet. Pro Mahlzeit werden hier 700 US$ benötigt. Viele Burmesen, egal wie arm sie sind, legen ein Teil ihres Einkommens beiseite und spenden es an die vielen Klöster des Landes. In diesem Kloster sind 10 Küchenhilfen beschäftigt, die auf dem Markt die Nahrungsmittel einkaufen und dann zu sehr lecker aussehenden Mahlzeiten verwandeln. Wir konnten später einen Blick in die Küche und die riesigen Pfannen und Töpfe werfen.
Nach dem Mittagessen studieren die Mönche intensiv vier Stunden lang die Lehre Buddhas. Dieses Kloster ist eine der Hauptzentren für die Buddhistische Lehre in Myanmar. Anschließend haben sie etwas freie Zeit, müssen abends aber nochmals zwei Stunden studieren - eine Wiederholung des Materials vom Tage. Um 9 Uhr ist Bettruhe.
Männliche Burmesen müssen in ihrem Leben zweimal ins Kloster, weibliche mindestens einmal. Sie können selbst entscheiden, wann sie das machen. Im Maha Ganayon Kyaung Kloster studieren viele Weisen und alle Mönche sind hier bis zum Ende ihrer Ausbildung. Mädchen und Frauen sind in einem anderen Kloster untergebracht.
Mittagessen im Maha Ganayon Kyaung Kloster.
Nach dem Kloster ging es für uns nach Sagaing. Es war 1315 die Hauptstadt des Shan Reiches. Heute leben etwa 6000 Mönche und Nonnen auf dem riesigen Gelände. Viele Pagodas sind hier auf mehrere Hügel verteilt. Wir schauten uns als erstes die Kaunghmudaw Pagoda an. Die 50m hohe goldene Stupa ist beeindruckend. Sie wurde 1636 gebaut. Der Legende nach konnte sich der damalige König lange nicht für die Form entscheiden. Der Königin wurde dieses Zögern langsam zu bunt. Sie riss sich die Bluse auf, zeigte auf ihren Busen und befahl den Baumeistern "Baut sie doch so!" Eine Frau nach meinem Geschmack! Sie muss einen Monsterbusen gehabt haben. :-)
Auf dem Weg zum Mittagessen kamen wir an einer Kinderprozession vorbei. Junge Mädchen saßen auf buntgeschmückten Ochsengespannen, Jungs auf Pferden. Eine bunte und fröhliche Parade! Wir erfuhren anschließend, dass die Jungs und Mädels auf dem Weg zum Kloster waren, um ihr Mönchs- und Nonnendasein zu beginnen. Nach der Prozession werden ihnen die Haare abrasiert und sie bekommen ihre Kleidung. Eine Jahrelange buddhistische Ausbildung folgt. Interessant!
Das Mittagessen war in einem feinen Touristen-Restaurant. Nigel und Cynthia zogen gleich die Notbremse. Sie wollten nicht mehrere Dollar für ein überteuertes Mittagessen ausgeben. Wir hatten nichts dagegen. Das Essen war gut und sicher zubereitet und wir geben im Moment lieber ein wenig mehr aus, als uns an einem billigen Straßenstand wieder eine E-Coli-Infektion zu holen.
Da es in dieser Gegend keine Billigstände gab, fuhr unser Taxifahrer Thun La die beiden wieder ganz in die Stadt zurück. Das waren hin- und zurück bestimmt über 20km! Nigel und Cynthia haben für 200 Kyats (20 US Cents) gegessen, aber für das verbrauchte Benzin mussten sie natürlich nicht bezahlen. Unsers hat insgesamt 8US$ gekostet und war ausgesprochen lecker - Frühlingsrollen, wie wir sie aus Hamburg kennen, und gebratenen Reis.
Nigel und Cynthia bekamen bei ihrer Rückkehr dann auch noch den kostenlosen Fruchtsalat in unserem Touristen-Restaurant serviert und hatten keine Skrupel die zu verputzen ohne was zu bezahlen! Hmmmm ... hoffentlich wird das nicht noch zum Problem auf der Reise, denn im Supermarkt gestern haben sie mal eben für 10 US$ Bier gekauft, aber zum Essen wollen sie nichts ausgeben!
Dafür konnten wir mal in aller Ruhe mit Kelvin während des Essens reden. Wir erfuhren, dass Daniel nun doch nicht kommt. Angeblich soll es ihm besser gehen, aber er hat Kelvin für den Rest der Tour abgesagt. Ob ihm Helens Sturz auf dem Hinterkopf zu viel Stress bereitet hat? Vielleicht ist ihm bewusst geworden, dass auf so einer Reise alles mögliche passieren kann, und ich vermute er kommt mit solchen Stresssituationen und der Verantwortung nicht zurecht. Das kann auch nicht jeder! Dennoch hatte Kelvin jetzt natürlich ein Problem. Er ist nicht als Guide für die Sehenswürdigkeiten zuständig, sondern als Organisator für Transport, Unterkunft usw. im Hintergrund. Er hing den ganzen Tag am Telefon und versuchte für uns Ersatz zu finden. Wir kommen aber auch ohne Guide gut aus bis dato. Wir haben ja unsere Reisebücher und das Internet. Man kann sich eh nicht zu jeder Pagoda die vielen Einzelheiten merken.
Kelvin selbst hat schon ein spannendes Leben mit seinen 28 Jahren hinter sich. Nach der Schule hat er in Yangon drei Jahre lang ein Klamottengeschäft aufgebaut und geführt. 2007 nahm er dann an den friedlichen Protesten gegen die damalige Regierung teil. Man erinnert sich noch an die Mönche, die damals brutal vom Regime hier auf offener Straße zusammengeschlagen und anschließend inhaftiert wurden. Kelvin wurde zu 8 Jahren Gefängnis verurteilt, kam aber nach 2,5 Jahren frei. Seine Eltern haben ihm anschließend ein Jahr im Ausland finanziert. Er ist nach Thailand, Malaysien, Kambotscha und Singapur gereist, um wieder zu sich selbst zu finden. Anschließend hat er ein Jahr lang als Koch in einem Italienischen Restaurant in Bangkok gearbeitet. Dort hat er Dan, den Gründer von StarFish, kennengelernt und die beiden haben das Unternehmen hier in Myanmar gegründet.
In die bunt bemalten Höhlen von Tilawkaguru durften wir leider nicht rein. Sie datieren auf das Jahr 1672 und wurden wegen überhöhten Besucherandrang geschlossen. Blitzlichter zerstören die Gemälde. Wir konnten die Tür bei einer Außenhöhle öffnen und nur mit der Kamera konnten wir am Ende der Höhle einen Schrein mit Buddhafigur erkennen.
Ganz oben auf dem Sagaing Hill thront die goldene Soon U Ponya Shin Pagoda (35m hoch). Der Buddha in der Haupteingangshalle ist etwas kitschig. Eigentlich soll man von hier oben einen tollen 360-Grad-Blick auf die vielen Pagodas und den Irrawaddy River haben, aber die Luft war diesig. Kelvin lud uns alle zu einem Getränk ein und wir probierten eine Burmesische Nationalspeise - gelbe China Blüten mit Nüssen und einem recht scharfen Gewürz. Ganz lecker, aber nicht gekocht. Helen und ich haben vorsichtshalber nur einen ganz kleinen Bissen davon genommen.
Wir sind dann anschließend noch die Treppen hoch zu einer Pagoda mit vielen Buddha Schreinen. Ein enger Tunnel führte zur Aussichtsplattform. Ich hatte das auf dem Hinweg verpasst und Helen hat mir den geheimen Gang beim Runtergehen dann noch einmal gezeigt. Es stank gewaltig nach Pupse und ich verdächtige Helen, die aber verneinte. Nigel war wenige Minuten vor uns hier hoch gekommen und wir glaubten den Schuldigen gefunden zu haben. Es stellte sich aber heraus, dass einer der streunenden Hunde offensichtlich Darmprobleme hatte, denn wir bekamen noch eine weitere Kostprobe dieses himmlischen Duftes! Kotz!
Letzter Tagespunkt war die Mahamuni Pagoda. Attraktion hier ist der 4m hohe sitzende goldene Buddha im Inneren des Schreins. Viele glauben er ist 2000 Jahre alt. Über die Jahrhunderte haben gläubige Buddhisten den Körper mit einer 15cm dicken Schicht aus dünnen Goldblättern bedeckt. Nur das Gesicht wurde nicht bedeckt und wird jeden Morgen um 4 Uhr liebevoll poliert. Frauen dürfen nicht direkt an die Buddhafigur. Ich gab Nigel meine Kamera und er schoss ein paar Fotos für mich. Die knubbeligen Beine waren aber mit einer Decke bedeckt und der Buddha wirkte somit weniger beeindruckend.
Sagaing Hill
Wir waren alle totmüde. Ein langer Tag! Wir waren erst um viertel nach sechs zurück beim Hotel. Helen und ich sind nicht mal mehr essen gegangen. Wir wollten nur noch duschen und uns entspannen. Ich bekam Migräne und bin schon um 8 Uhr ins Bett. Morgen war erneut ein sehr früher Start angesagt.