23.04. - 04.05.2014: Annapurna Circuit

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Steintore


Annapurna Circuit & Base Camp Trek 23.04.2014 to 11.05.2014
Tag Ort Datum Wetter KM/Tag Hoch Runter Stunden
1 Ngadi (1050m) -
Bahundanda (1310m)
Mi, 23.04.2014 36°C 4km 420m 0m 2h
2 Bahundanda (1310m) -
Tal (1700m)
Do, 24.04.2014 32°C 17km 820m 330m 7h
3 Tal (1700m) -
Dhukur Pokhari (3240m)
(Jeep von Karte nach Chame)
Fr, 25.04.2014 25°C 17km 820m 80m 5h
4 Dhukur Pokhari (3240m) -
Ngawal (3680m)
Sa, 26.04.2014 14°C 11km 710m 270m 7h
5 Ngawal (3680m) -
Manang (3540m)
So, 27.04.2014 13°C 10km 340m 480m 3h
6 Manang (3540m) -
Tilicho Base Camp (4150m)
Mo, 28.04.2014 15°C 14km 810m 200m 6.5h
7 Tilicho Lakes Tagestour (5000m) Di, 29.04.2014 12°C 12km 850m 850m 5.5h
8 Tilicho Base Camp (4150m) -
Ledar (4200m)
Mi, 30.04.2014 10°C 16km 630m 530m 7.5h
9 Ledar (4200m) -
High Camp (4850m)
Do, 01.05.2014 10°C 7km 700m 50m 3.25h
10 High Camp (4850m) -
Muktinath (3800m)
via Thorung La Pass (5416m)
Fr, 02.05.2014 0-10°C 14km 600m 1650m 6.75h
11 Muktinath (3800m) -
Kagbeni (2810m)
(Bus nach Jomsom)
Sa, 03.05.2014 15°C 10km 0m 1000m 0h
12 Jomsom (2713m) -
Tatopani (1189m)
5h Busfahrt
So, 04.05.2014 22°C 0km 0m 0m 0h
13 Tatopani (1189m) -
Chitre (2390m)
Mo, 05.05.2014 25°C 12km 1240m 80m 6.5h
14 Chitre (2390m) -
Chuile (2245m)
Di, 06.05.2014 25°C 14km 1080m 1240m 7.5h
15 Chuile (2245m) -
Bamboo (2400m)
Mi, 07.05.2014 27°C 11km 1350m 1050m 7h
16 Bamboo (2400m) -
Machhapuchhre Base Camp (3700m)
Do, 08.05.2014 20°C 12km 1460m 160m 7.5h
17 MBC (3700m) -
Bamboo (2400m)

+ Annapurna Base Camp (4130m)
Fr, 09.05.2014 14°C 18km 590m 1890m 7.75h
18 Bamboo (2400m) -
New Bridge (1340m)
Sa, 10.05.2014 24°C 11km 750m 1490m 7.5h
19 New Bridge (1340m) -
Siwu (1300m)
(Taxi nach Pokhara, 2h)
So, 11.05.2014 36°C 7km 300m 400m 2h

Zusammenfassung:

Gesamte Kilometer: 204km
Gesamt hoch: 14.770m
Gesamt runter: 10.500m
Gesamte Wanderzeit: 99h (ohne Pausen)

Unser ursprünglicher Plan war erst zum Annapurna Base Camp (4130m) zu laufen und dann anschließend den Annapurna Circuit zu machen, denn der höchste Punkt auf dem Circuit ist der Thorung La Pass mit 5416m. Da wir nicht mehr akklimatisiert waren und anschließend nach Tibet wollten (Durchschnittshöhe in Tibet ist 4900m!) machte das für unsere Anpassung mehr Sinn. Der Plan scheiterte mal wieder an der Bürokratie. Für das Betreten des Annapurnagebiets muss man eine Gebühr (TIMS Karte und ACAP) bezahlen. Macht man erst das Annapurna Base Camp und fährt dann mit dem Bus zum Ausgangspunkt des Circuits, dann muss man die abgegrenzte Zone verlassen und da die Gebühren nur für einen einmaligen Eintritt waren, hätte es bedeutet, dass wir für uns beide nochmals die 94 US$ Gebühren hinlegen müssen.

Wir deckten uns mit ausreichend Bargeld ein, denn auf dem Annapurna Circuit gibt es nur in Jomsom die Möglichkeit einen ATM zu nutzen ... wenn er denn funktioniert.

Am nächsten Morgen nahmen wir ein Taxi von der Palm Garden Lodge zum Busbahnhof in Pokhara und dann den Bus nach Besi Sahar, dem Ausgangspunkt für den Annapurna Circuit. Die Fahrt dauerte vier Stunden und der halbe Bus war voller Touristen, die ebenfalls um das Annapurnagebiet wandern wollten.

In Besi Sahar (790m) mussten wir zum TIMs Büro, um uns offiziell für die Wanderung zu registrieren. Entlang der Strecke sollte es weitere Checkpoints geben. Mit diesem System soll die Sicherheit für Touristen gewährleistet sein. Im Falle eines Unglücks, schlechtem Wetter oder einer Höhenkrankheit ist der mögliche Aufenthaltsort (zumindest der zuletzt registrierte) bekannt, um Rettungsmaßnahmen einleiten zu können.

Es war mit geschätzten 36°C im Schatten extrem heiß und wir hatten schon gehört, dass der untere Teil der Strecke nicht sehr spannend ist. Man ist dabei eine Straße rund um das Annapurnagebiet zu bauen und somit ist die ehemalig friedliche und schöne Wanderstrecke heute eine laute und staubige Piste mit vielen Baustellen. Das gleiche gilt für die westliche Seite. Ab Jomsom nehmen die meisten heute den Bus oder einen Jeep, um sich das zu ersparen.

Wir hatten im TIMs Büro von Pokhara gehört, dass man mit einem Jeep von Besi Sahar bis nach Chame für 7$ pro Person fahren kann. Das erspart 2-3 Tage laufen in der Hitze und bringt einen direkt zu dem Teil des Circuits, der wirklich sehenswert sein soll. Wir hatten eh nur vor die besten Streckenteile und nicht den kompletten Circuit zu laufen, um anschließend noch genügend Zeit für das Annapurna Base Camp zu haben.

In Besi Sahar bestürmten uns nach dem Aussteigen aus dem Bus auch gleich die Jeepfahrer. Wir erfuhren, dass man aber nur bis Chamje (etwa die Hälfte der Strecke bis nach Chame, 12$ pro Person) kommt, denn zwischen Chamje und Karte war wegen einem Erdrutsch die Straße gesperrt. Den Erdrutsch konnte man umlaufen (etwa 1.5 Stunden sagte man uns, aber das stimmte vorne und hinten nicht. 4 Stunden waren es tatsächlich.) und dann kann man in Karte den nächsten Jeep bis nach Chame für weitere 12$ pro Person bekommen.

Wir versuchten mit den Jeepfahrern zu handeln, aber sie bestanden auf den Preis. Eigentlich ist das wirklich nicht viel Geld, aber wir hatten das Gefühl, man wollte uns hier bewusst übers Ohr hauen. Es sollte noch einen Bus von Besi Sahar nach Ngadi geben. Wir beschlossen den erst einmal zu nehmen und dann in Ngadi nach weiteren Möglichkeiten Ausschau zu halten.

Die Busfahrt dauerte 1.5 Stunden und war erstaunlich ereignisreich. Wir bekamen die letzten beiden Plätze in der vorletzten Reihe. Man wollte unsere Rucksäcke aufs Dach schmeißen, aber wir lehnten ab. Berichte über Diebstahl und Verschwinden von lebensnotwendigen Klamotten machten uns vorsichtig. Eingequetscht (es gibt wenig Beinfreiheit in den lokalen Bussen von Nepal) und schweißgebadet ging es über Stock und Stein.

Nach etwa 30 Minuten kam der ca. 11-jährige Sohn des Busfahrers und sammelte von den Fahrgästen (wir waren die einzigen Touristen!) das Geld ein. Wir sahen, dass alle anderen 60 Rupien (0.60 US$) bezahlten. Von uns wollte der Junge aber jeweils 300 Rupien haben. Ich lehnte ab und sagte ihm, dass wir auch nur 60 Rupien wie alle anderen bezahlen. Er bestand auf die 300, ich auf die 60 und so ging es einige Minuten hin und her. Hinter uns saßen fünf Nepalesen und zwei davon sprachen den Jungen an. Der reagierte entsprechend verärgert und schrie die beiden an. Wir wissen nicht, was gesagt wurde, aber auf einmal haute einer der anderen Passagiere dem Jungen eine in die Fresse. Es ging alles sehr schnell und wir saßen wie doof direkt daneben. Der Junge rief dem Busfahrer zu, er sollte anhalten und dann gab er dem Schläger seine 60 Rupien zurück und forderte ihn auf, den Bus zu verlassen. Was dieser natürlich nicht tat.

Es dauerte eine Weile, bis sich alle wieder beruhigten und der Junge ging ohne unser Geld zu nehmen wieder nach vorne. Wir vermuteten, dass die Passagiere hinter uns sauer waren, dass der Busfahrer und sein Sohn uns das 5-fache abknöpfen wollten. Vielleicht verlangten sie auch ihr Geld zurück, denn wir übernahmen ja mal eben die Kosten für den halben Bus ... hätten wir denn bezahlt.

Als wir dann in Ngadi (1050m) ausstiegen, habe ich nochmals versucht dem Jungen Geld zu geben. Statt 120 Rupien war ich bereit 200 zu zahlen, um die Sache ein für alle mal aus der Welt zu schaffen. Aber erneut lehnte der Kleine ab und der Busfahrer nahm uns zur Seite und sagte auf Englisch "You are different. You pay 300!" Ich sagte "Warum sind wir anders? Der Sitzplatz ist für alle gleich und wir haben keinem anderen die Plätze weggenommen. Wenn es überhaupt einen Unterschied zwischen uns gibt, dann ist es, das ich ein Frau und er ein Mann ist. Ansonsten sind wir alle nur Menschen." "You are tourist, you pay more!"

Auf so etwas kann ich ja nun gar nicht! Wir zahlen gerne mehr auf einem echten Touristenbus mit Klimaanlage und co, aber auf öffentlichen Verkehrsmitteln haben wir in der ganzen Welt noch nie mehr bezahlt, als alle anderen. Inzwischen waren einige Dorfbewohner hinzu gekommen, darunter eine alte Dame, die nach sehr wenig Geld aussah. Ich sagte zum Busfahrer "Either you take the 200 or I give it to this nice lady!" Eh ich mich versah, wurde mir das Geld aus der Hand gerissen und der Busfahrer stürmte wütend davon. Well, tough titty! Es ging hier für mich um das Prinzip, nicht um das Geldsparen. Und wahrscheinlich haben unsere zum Teil schlechten Erfahrungen in Indien mit den Rikschafahrern auch eine Rolle gespielt. Aber als Tourist muss man sich nicht alles gefallen lassen und wir sind auch keine unbegrenzt melkende Golddukatenscheißer-Kuh!

Kein guter Start in den Annapurna Circuit! Obendrein konnten wir keinen Jeep für die Weiterfahrt finden und entsprechend schlecht gelaunt, machten wir uns dann zu Fuß auf nach Bahundanda. Kaum hatten wir Ngadi verlassen, führte der Wanderpfad an einer riesigen Baustelle vorbei. Chinesen bauten hier ein Wasserkraftwerk mit dem Ziel, den Strom anschließend direkt nach Tibet und China zu leiten. Kathmandu und Pokhara müssen also weiterhin mit Stromausfallzeiten leben.

Die Wanderung nach Bahundanda (1310m) dauerte zwar nur zwei Stunden, war aber in der Hitze schon ein echter Killer. Mir kamen die 8kg auf dem Rücken wir 20 vor und uns lief das Wasser nur so am Körper runter. Der letzte Anstieg nach Bahundanda war sehr steil. Zum Glück trafen wir eine kleine Gruppe von Holländern und der Small Talk lenkte uns von der Anstrengung ab.

Wir fanden eine nette Lodge mit heißer Dusche (!). Kaum hatten wir uns in unserem Zimmer ausgebreitet, zog ein Windsturm über das Bergdorf und wir sahen einige Dächer wegfliegen. In Bahundanda fand eine einwöchige Puja statt und Bewohner aus den umliegenden Dörfern waren zu den Festivitäten angereist. An diesem Abend hätte es eigentlich Tanzen mit lauter Musik geben sollen, aber die Mikrofone waren wohl im Wind umgekippt. Jedenfalls herrschte auf einmal abrupte Stille.

Am nächsten Morgen ging es erst einmal steil bergab und irgendwann trafen wir auch wieder auf die staubige Straße. Die Hitze machte uns zu schaffen und das Wandern war wahrlich kein Vergnügen. Obendrein waren die gebratenen Nudeln zum Mittag so scharf, dass Helen sie nicht essen konnte und ich danach höllischen Durst bekam.

In Chamje endete die Straße tatsächlich und die Jeeps konnten nicht mehr weiterfahren. Wir überquerten eine Hängebrücke und machten uns auf nach Tal (1700m). Steil bergauf, anschließend wieder runter und dann kurz vor Tal wieder steil bergan. Puh! Zum Glück bewölkte sich der Himmel am späten Nachmittag. Dennoch kamen wir ziemlich erschöpft in Tal an. Wir nahmen gleich die erste Lodge im Dorf. Ein Neubau mit großen, sehr sauberen Zimmern, neuen Matratzen und warmer Dusche! Herrlich!

Ich nahm meine schweißgebadeten Klamotten mit unter die Dusche und hatte vergessen, unser Portemonnaie aus der Hosentasche zu nehmen. Helen verdächtigte mich der illegalen Geldwäsche! ;-) Wir legten die Scheine zum Trocknen aus und die sahen anschließend aus wie neu!

Wie wichtig Bargeld hier ist, wurde uns am selben Abend noch bewusst. Eine Gruppe von fünf jungen Dänen teilte sich mit uns die Lodge und während wir genussvoll unsere Pommes mit Ei in uns hinein stopften, bestellten sie nach und nach das günstigste Gericht auf der Karte. Wir erfuhren, dass sie zusammen nur umgerechnet 100 US$ in Bargeld dabei hatten. Ihnen war nicht bewusst gewesen, dass es außerhalb von Kathmandu und Pokhara kaum ATMs gibt. Das Zimmer kostet idR auf dem Annapurna Circuit 1-2 US$ die Nacht. Essen so um die 3-5 Dollar pro Portion. Selbst, wenn man superschnell unterwegs ist, dann braucht man mindestens 10 Tage von Tal nach Jomsom. Ob die Jungs das geschafft haben, wissen wir nicht. Gesehen haben wir sie jedenfalls nicht mehr.

Wir verließen Tal sehr früh am nächsten Morgen, um einen großen Teil der Affenhitze zu entgehen. Außerdem hofften wir in Karte einen Jeep zu finden, der uns bis Chame bringt. Da Tal in einem tiefen Tal liegt, trafen uns die ersten Sonnenstrahlen erst so gegen 9 Uhr morgens. Angenehm! Nach zwei Stunden wandern kam uns kurz vor Karte der erste Jeep voller Touristen entgegen. Diese hatten den Manaslu Trek beendet und waren nun auf dem Rückweg nach Pokhara oder Kathmandu. Wir hielten das Auto an und fragten, ob und wann er wieder in die andere Richtung fuhr. In weniger als 15 Minuten. Wunderbar! Wir mussten nur ein paar Meter zu einem Restaurant zurücklaufen und dort auf den Jeep warten.

Es war der erste Jeep, der heute in Richtung Chame unterwegs war und so bekamen wir ohne Probleme zwei Sitzplätze auf der Rückbank im Jeep. Mit 12$ pro Person zahlten wir als einzige Touristen zwar den doppelten Preis, aber das war es uns dieses Mal wert. Denn wir wollten auf keinen Fall zwei weitere Tage in der Hitze ganz bis nach Chame hoch laufen. Die Höhendifferenz zwischen Karte und Chame lag bei etwa 1000m und die Jeepfahrt dauerte nur zweieinhalb Stunden.

Bevor es jedoch los ging, musste erst einmal ein platter Reifen gewechselt werden. Und das sollte nicht der einzige Platten sein, denn zwei Stunden später musste ein weiterer Reifen gewechselt werden. Kein Wunder, denn die Fahrt auf dieser extrem steilen und ruppigen Bergstraße war für Mensch und Material kein Zuckerschlecken. Wir saßen eingeklemmt zu viert auf der Rückbank. Vorne nahmen neben dem Fahrer drei weitere Passagiere Platz. Im überdachten Heck des Jeeps waren Holzbänke, die sich schnell mit weiteren 8 Leuten füllten. Obwohl noch weitere Jeeps unterwegs waren, wollten wohl alle mit dem ersten nach Chame hoch. Und so füllte sich auch noch der Gepäckträger auf dem Dach und zwei Leute standen seitlich auf den Trittbrettern. Mit insgesamt 24 Leuten war der Jeep total überfüllt und wir sahen diverse Wanderer auf der Strecke, die lachend ihre Kamera auf uns richteten. Leider haben wir selbst davon kein Foto, denn wir kamen aus dem engen Jeep gar nicht mehr raus.

Es gab zwei Checkpoints bis Chame und der Fahrer nahm unsere TIMs Karten und registrierte uns. Da Leute auf dem Dach der Jeeps aus Sicherheitsgründen nicht erlaubt sind, sprangen die Dach-Mitfahrer immer Hundert Meter vor dem Checkpoint ab und liefen dann zu Fuß dran vorbei, um bei der nächsten, nicht einsehbaren, Straßenbiegung wieder aufzuspringen.

Je höher wir kamen, desto unbefahrbarer wurde die Straße. Regen hatte den Straßenbelag zu Matsch verwandelt und der Jeep kam nur mit Vierradantrieb in den tiefen Rillen voran. Zweimal mussten wir durch einen Bach durch und das Wasser war mindestens 40cm hoch. Die Straße ist hier einspurig und weiter oben ging es in Serpentinen an einer extrem steilen Felswand entlang. Uns wurde ganz mulmig beim Blick in die Tiefe nur wenige Zentimeter von unseren Reifen entfernt. Ein echtes Abenteuer und nichts für schwache Nerven! Gut, dass wir hinten so schön eingeklemmt waren, denn ansonsten hätten wir von dem ewigen Geschaukel blaue Ellenbogen bekommen!

Mit reichlich steifen Beinen sind wir dann in Chame (2630m) ausgestiegen. Zum Mittagessen fanden wir einen kleinen Holzschuppen, in dem ein Mann frische Samosas und leckeres Gebäck in einem Wok frittierte. Lecker und eine gute Stärkung für die dreistündige Wanderung nach Dhukur Pokhari.

Wir können nur bestätigen, dass sich der Circuit ab Chame lohnt. Von nun an begegneten uns nur noch ganz wenige Fahrzeuge oder Motorräder auf der restlichen Straße bis Manang hoch und die Landschaft wurde mit jedem Schritt spektakulärer. Riesige Gletscher hatten sich durch das Gebirge hier geschoben und hinterließen zum Teil fantastisch glatte Berghänge und tiefe Schluchten.

Auf der Jeepfahrt konnten wir hier und da schon einmal einen Blick auf einen der hohen, mit Schnee und Eis bedeckten, Gipfel werfen. Kurz vor Dhukur Pokhari (3240m) verdunkelte sich der Himmel am späten Nachmittag aber gewaltig und wir hörten Donner grollen. Oh, oh, dass ist in den Bergen ein bedrohliches Zeichen. Wir legten einen Tacken zu und kamen kurz vor 17 Uhr in Dhukur Pokhari an. Rechtzeitig bevor sich ein heftiger Regenschauer über uns ergoss, fanden wir eine Lodge für die Nacht. Auch hier gab es eine heiße Dusche, aber unser Zimmer war arschkalt. Von 36°C im Schatten ging es in wenigen Stunden auf -2°C in der Nacht runter. In dieser Höhe allerdings völlig normal. Wir mussten zum ersten Mal auf diesem Trek alle unsere Wintersachen anziehen. Brrrrr!!!

Am nächsten Tag lachte die Sonne wieder vom Himmel und zum Glück schmolz der Frost auf dem Boden relativ schnell. Es ging zunächst auf ebener Strecke gemütlich nach Lower Pisang (3190m). Hier gab es eine der Annapurna Wasserstationen, auf der sich Wanderer gefiltertes Wasser kaufen konnten. Eine gute Einrichtung auf dem Annapurna Circuit, um den Kauf von Plastikflaschen zu vermeiden. Wir füllten unsere Sigg-Flasche und Helens Wasserbeutel auf und erklommen anschließend den super steilen Zick-Zack-Anstieg nach Ghyaru (3730 m) hoch. Es handelt sich hier um einen freiwilligen Umweg, denn man kann auch direkt von Lower Pisang nach Manang laufen ohne großen Anstieg. Aber wir hatten vorab gehört, dass die Blicke von Ghyaru und unserem Tagesziel Ngawal (3680m) auf die Annapurna Gebirgskette spektakulär sein sollten. Und das können wir nur bestätigen!

Wir machten in Ghyaru, ein wunderschöner kleiner Ort mit alten Steinhäusern, unsere Mittagspause und genossen den Panoramablick. Kaum zu glauben, dass Annapurna II (7937m), Annapurna III (7555m), Annapurna IV (7525m) und Gangapurna (7454m) auf der anderen Seite des Tals mehr als 4000m höher als Ghyaru waren. Sie schien zum Greifen nahe!

Die Lodgebesitzerin in Ngawal (3680m) war uns sehr sympathisch und wir ihr offensichtlich auch. Sie fragte mich nach meinem Alter und konnte nicht glauben, dass wir fast gleichaltrig waren. "You have no wrinkles!", sagte sie. Na ja, ich lebe ja auch nicht ständig auf knapp 3700m Höhe mit fieser Sonneneinstrahlung! Die Lodge war modern und wir bekamen ein super Zimmer mit eigenem Bad. Extra nur für uns zwei Frauen, denn die Lodge war mit einer Japanischen Reisegruppe, deren Guides und Porter, sowie einem Holländer und einer Deutschen und deren Guide und Porter voll besetzt. Die Süddeutsche wollte in den nächsten Tagen den Chulu East (6429m) besteigen. Sie erzählte uns, dass sie bereits mehrere Ultra-Marathons (100km und mehr) gemacht hatte, aber noch nie auf so einem hohen Gipfel gekraxelt war. Wir waren mal wieder beeindruckt!

Zurück zur Lodgebesitzerin ... wir waren auch die einzigen, die den Schlüssel zur heißen Dusche bekamen und dafür nichts extra zahlen mussten. Wenn das kein Service unter Frauen ist!!!!

Erstaunlicherweise hatte die Lodge keinen großen Yakdung-Ofen im Speiseraum und als abends nach Sonnenuntergang ein eisiger Wind aufzog und die Temperaturen in den Keller fielen, kam sie mit einem kleinen Kohleofen an. Der gab nicht besonders viel Wärme ab und der Holländer und wir rückten ganz nah an das kleine Ding. Besser als gar nichts!

Wenn es überhaupt etwas Negatives zu dieser Lodge gab, dann waren es die vier langen, schwarzen Haare in meinem Dhal Bhat! Würg!

Helen hatte dummerweise ihre Wäsche gemacht und es gab keinen Trockenraum, sondern sie musste die Sachen draußen in einem Hof aufhängen. Prompt fing es leicht an zu regnen und wir waren gezwungen in unserem Zimmer eine Wäscheleine aufzuspannen. Allerdings war die Wäsche auch am nächsten Morgen noch feucht und wir klemmten sie an unsere Rucksäcke, damit die Sonne sie zum Trocknen bringt.

Der Holländer Thomas war ein sehr netter Kerl und ganz alleine unterwegs. Er hatte sich einen super Reiseführer zum Annapurna Circuit gekauft, in dem auch sämtliche Nebenrouten mit Zeit- und Höhenangaben sowie Fotos erwähnt wurden. Helen blätterte für den Rest des Abends darin herum und machte sich Notizen zum Tilicho Lake-Abstecher.

Die Wanderung von Ngawal nach Manang war ohne die Pausen eingerechnet nur drei Stunden lang. Wir sind von Ngawal aus erst einmal auf dem falschen Pfad unterwegs gewesen und mussten wieder umkehren. Das kostete uns eine halbe Stunde, aber anschließend ging es mehr oder weniger nur bergab, also nicht so schlimm. Leider waren die Annapurna Gipfel wegen dicker Wolken nicht zu sehen. Schade!

Wir gönnten uns frisch gebackenen Kuchen und eine Tasse Tee in Braga (3439m). Der Annapurna Circuit wird auch "Apple Pie Trek" genannt, denn fast überall bekommt man guten Kuchen auf der Strecke. Und das zu ganz vernünftigen Preisen, auch in den höheren Regionen. Vergleicht man den Everest Base Camp Trek mit dem Annapurna Circuit, muss man sagen, dass die Lodges auf dem Annapurna Trek um einiges besser sind. Günstiger, fast überall heiße Duschen (meistens im Preis inbegriffen), komfortablere Matratzen und auch das Essen ist extrem gut und reichhaltig. Allerdings ist die Landschaft im Khumbu Tal und den anderen umliegenden Tälern am Mt. Everest um einiges spektakulärer. Nicht, dass der Annapurna Trek nicht auch schön ist. Wir empfehlen anderen erst den Annapurna Circuit zu machen und anschließend Everest Base Camp.

Eigentlich wollten wir in Manang (3540m) nur einen kurzen Zwischenstopp zum Einkaufen von Süßigkeiten und Toilettenpapier einlegen und dann am Nachmittag noch weiter nach Khangsar laufen, aber das Wetter machte uns einen Strich durch die Rechnung. Wir waren noch nicht einmal aus Manang raus, da fing es an zu schneien. Der Schneeregen wurde immer heftiger und wir beschlossen die Nacht doch lieber in Manang zu verbringen.

Eine sehr gute Entscheidung! Denn in unserer Lodge waren die jungen Besitzer Fußballfans und so konnten wir die Wiederholung vom Hinspiel des Champions League-Halbfinales Bayern gegen Real Madrid, sowie abends live das Premier League Spiel Liverpool gegen Chelsea sehen. Zwischendrin sind wir ins Kino gegangen. Ja, davon gibt es in Manang mehrere. Inklusive einer heißen Tasse Tee und einer Tüte Popcorn kostete der Spaß nur 2.50 US$ pro Person.

Hier trafen wir dann auch Roxy und ihren Bruder aus Berlin wieder. Wir hatten sie in Pokhara im Lake Breeze Hotel kennen gelernt und dachten eigentlich, sie würden nur den Annapurna Base Camp Trek machen. Aber sie hatten sich umentschieden und waren wir wir auf dem Circuit unterwegs.

Der Kinofilm "Into The Wild" war sehr deprimierend. Ich hatte vor Jahren schon das Buch von Jon Krakauer gelesen und wusste noch, wie traurig diese wahre Geschichte ist. Ein junger Amerikaner trampt ohne Geld durch die USA, Mexiko und Kanada, hinterlässt bei allen, die er so trifft einen bleibenden Eindruck und seine Reise endet in Alaska mit dem Tod. Er wurde nur 22 Jahre alt und starb aufgrund eines sehr dummen Fehlers in der Wildnis. Im Hungerwahn hatte er eine giftige und eine ungiftige Pflanze verwechselt und am Ende übermannte das Gift seinen Körper. Er wurde schwächer und schwächer und verhungerte am Ende elend in einem alten Schulbus. 14 Tage später entdeckten Jäger seine Leiche.

Nicht gerade ein aufbauender Film, wenn man sich auf einer Wanderung im Himalaya befindet, denn auch hier kann einem in der Wildnis jederzeit etwas passieren. Wir verließen alle sehr nachdenklich das Kino.

In Manang mussten wir uns erneut bei einem Checkpoint registrieren. Hier bekamen wir auch Informationen zu den Wetterbedingungen und dem Zustand des Erdrutsches auf dem Weg zum Tilicho Lake. Wir hatten vorab schon gehört und gelesen, dass es im Tilicho Tal häufig zu Schnee- und Steinlawinen kommt und man diese Wanderung nur bei sehr gutem Wetter machen sollte.

Das sollte für die nächsten Tage der Fall sein und so beschlossen wir, diesen spektakulären Abstecher zu machen. Wir erwachten in Manang bei unglaublich strahlendem Sonnenschein und schon die Blicke aus dem Lodge-Fenster waren atemberaubend.

Über Khangsar (gut, dass wir da nicht übernachtet haben!) ging es hoch nach Shree Kharka (4076m), wo wir eine Mittagspause einlegten. Von hier aus konnten wir schon den ominösen Bergrutsch sehen. Er wird von vielen Wanderern zum Tilicho Lake gefürchtet und über die letzten Jahre hat man immer wieder versucht Alternativrouten um diesen Bergrutsch herum zu bauen, aber der schmale Pfad führte mitten durch das extrem steile Geröll. Wir fragten jeden, der uns entgegenkam, wie es sei und alle meinten, dass es einem auf dem Hinweg wie Horror vorkommt. Nach der Wanderung zum Tilicho Lake hoch, ist der Rückweg durch den Bergrutsch ein Klax. Oh, oh ...! Wir beschlossen erst einmal zum Anfang des Bergrutsches zu laufen und dann direkt vor Ort die Entscheidung zum Weiterlaufen oder zur Umkehr zu treffen.

Ehrlich gesagt, kommt einem von Weiten der Bergrutsch viel steiler vor, als er tatsächlich beim Drüberlaufen ist. Okay, der Pfad ist vielleicht 40cm breit und auf sehr rutschigem Geröll. Von oben hört man immer wieder kleine Steine runter rollen, aber es kann auch jeder Zeit mal ein größerer Brocken kommen. Also, Achtung vor möglichem Steinschlag! Vorsicht ist dennoch bei jedem Schritt geboten, denn käme man von Pfad ab, dann geht es gleich 300m den steilen Hang runter. In dem losen Geröll ist Halt kaum möglich. Selbst wenn man den Sturz abbremsen könnte ... mit hoch stapfen zum Pfad ist da nichts. Ein Schritt vor, drei zurück!

Trotzdem hatten wir echt Spaß, den Bergrutsch zu überqueren, denn die Landschaft war mit bizarren Gesteinsformationen und den fantastischen Blicken auf die Berge einfach spektakulär. Uns kam sogar ein Pferd entgegen und wir mussten vom schmalen Pfad runter. Wir sind vorsichtshalber einen Schritt hoch gegangen und haben die Wanderstöcke zum besseren Halt in den losen Untergrund gerammt. Nicht, dass uns Pferd und Reiter "aus Versehen" einen Schubs geben.

Inklusive Fotostopps haben wir gut 40 Minuten zur Überquerung gebraucht. In dem folgenden Video könnt ihr das auch noch einmal miterleben.


Annapurna Trail - Teil 1: Pokhara nach Tilicho Base Camp

Ankunft Tilicho Base Camp - 360° Panorama
(mit gedrückter Maus über das Panorama fahren oder auf die Pfeiltasten klicken)


Unser Ziel für die nächsten beiden Nächte war das Tilicho Base Camp (4150m). Hier gibt es nur drei Lodges. Die größte und neueste war bereits proppenvoll und wir bekamen kein Bett mehr. In der nächsten hätten wir in einem 6-Bettzimmer (eines der Fenster war nur mit einer Plastikplane abgedeckt!) schlafen können, aber vermutlich wären die anderen Betten später noch vergeben worden. Also blieb nur noch die dritte Lodge und die sah von außen total runtergekommen aus. Ich fragte dennoch nach und im Innenhof spielte ein Runde junger Männer aus Deutschland, Kanada und Frankreich Karten. Sie bekamen gerade ihr Essen und ... Boy! ... sah das lecker aus. Der Lodgemanager war auch gleichzeitig der Koch hier und ich handelte mit ihm einen Preis für die beiden Nächte und unsere vielen Tassen Tee aus. Je höher man kommt, desto mehr zahlt man für das heiße Wasser. Da wir unsere eigenen Teebeutel mithaben, waren wir in jeder Lodge am handeln, denn Helen trinkt ja mindestens 10 Tassen am Abend und da konnten wir viel Geld sparen.

Unser Zimmer war extrem "basic" und nicht gerade sauber, aber wir bekamen heißes Wasser für die schnelle Körperwäsche. Im Zimmer war es kälter als draußen und so zieht man sich dann nur Stück für Stück aus, reinigt schnell die unbedeckten Stellen, schmeißt sich Stück für Stück die sauberen Klamotten über und am Ende kommen dann die Stinkefüße. Wie in Winnie! ;-)

Nach Sonnenuntergang wurde dann zum Glück im Speiseraum der Holzofen angeschmissen, denn draußen plumpsten die Temperaturen gen Gefrierpunkt. Das Holz war nass, das Ofenrohr wohl verstopft ... jedenfalls mussten wir die Fenster weit aufreißen, um nicht zu ersticken. Dafür waren die Nudeln mit Tomatensoße und frisch geriebenen Yak-Käse eine Delikatesse! Wir erfuhren, dass der Lodgemanager/Koch außerhalb der Annapurna-Saison als Spitzenkoch in einem Restaurant in Kathmandu arbeitet. Was er hier auf dem kleinen Lagerfeuer in der Küche zauberte, war unglaublich und ließen den ansonsten schlechten Zustand der Lodge vergessen! Wir bestellten bei ihm für den nächsten Tag frische Chapatis und hart gekochte Eier. Unser Lunch für die Wanderung zum Tilicho Lake.

Wir lernten in der Lodge auch einen Inder aus unserer "Lieblingsstadt" Delhi kennen. Er war uns anfangs sehr unsympathisch und meinte uns beiden Frauen unbedingt kluge Ratschläge zu den Wanderungen in der Höhe geben zu müssen. Helen erzählte ihm, dass sie mit 50 den Mt. Kilimandscharo bestiegen hatte und wir vor ein paar Wochen am Everest Base Camp waren und er merkte dann doch nach und nach, dass wir schon eine Ahnung, wenn nicht gar eine feste Vorstellung, davon hatten, in welcher Region wir hier unterwegs waren und das uns die damit verbundenen Gefahren bewusst waren.

Es stellte sich heraus, dass der Inder 1984 als Leiter für die Materialbeschaffung bei der ersten Indischen Mt. Everest Expedition tätig war. Er selbst ist ganz bis Camp III hoch, hatte aber aufgrund von schlechtem Wetter nicht die Möglichkeit den Gipfel zu besteigen. Das beeindruckte uns schon ein wenig und wir hörten ihm fortan etwas weniger genervt zu.

Er erzählte uns viel darüber, wie teuer zum Beispiel die Sauerstoffflaschen für so eine Expedition waren und warum heute Mt. Everest die höchste Müllhalde der Welt ist. Wir erfuhren, dass eine Russische Firma auf diese super leichten Titanflaschen und auf das darin enthaltene Sauerstoff ein Patent hat und eine Flasche um die 500 US$ kostet. Pro Expeditionsmitglied werden 4-5 Flaschen von Portern auf den Berg geschleppt. Wenn die nun soviel kosten und man sie ohne Probleme wieder auffüllen könnte, warum liegt dann auf dem South Col (Camp IV) so ein riesiger Haufen an verbrauchten Flaschen? Er erzählte uns, dass die Bergsteiger beim Abstieg aus den eisigen Höhen häufig so erschöpft sind, dass sie jedes auch nur überflüssige Gramm Gewicht abwerfen, um schlichtweg zu überleben.

Wir hatten in Kathmandu gelesen, dass es seit diesem Jahr von der Nepalesischen Regierung eine Auflage an alle Everest Expeditionsmitglieder gibt, eine bestimmte Anzahl von Kilogramm Müll wieder bis nach Namsche zurückzubringen. Aber der Inder meinte, dass das in der Realität kaum umsetzbar ist. Es wurden in der Vergangenheit schon diverse Aktionen angedacht, wie man den Müll (inklusive der Leichen) vom Everest abtransportieren kann. Aber der Inder erzählte uns, dass ein Porter maximal 4-5 Sauerstoffflaschen in seinem Rucksack transportieren kann. Camp IV liegt über 8000m hoch und um die Tausenden von Flaschen von dort oben weg zu bekommen, müsste man etwa 10.000 US$ pro Porter bezahlen. Man kann sich leicht ausrechnen, dass das niemals geschehen wird. Es sei denn, wir entwickeln einen Hubschrauber oder ähnliches, der so hoch eingesetzt werden kann.

Wir diskutierten in der Runde, ob man nicht einfach den Einsatz von Sauerstoffflaschen auf dem Mt. Everest verbieten sollte. Das würde doch auch dazu führen, dass nicht Hans und Franz, sondern nur extrem fitte Bergsteiger den Gipfel überhaupt angehen. Auch das ist laut dem Inder sehr unwahrscheinlich. Die Nepalesische Regierung verdient einfach viel zu viel an diesen Expeditionen. In diesem ansonsten recht armen Land wird man sich diese Einkommensquelle nicht nehmen lassen. Und selbst, wenn die Regierung es tatsächlich beschließen sollte, dann wird es immer wieder Porter geben, die heimlich die Flaschen unter ihrer Jacke für viel Schmiergeld transportieren würden. Natürlich kam auch das aktuelle Lawinenunglück am Everest zur Sprache. Ein interessanter Abend!

Die meisten Wanderer machen sich kurz vor Sonnenaufgang zum Tilicho Lake auf. Dieser liegt auf gut 5000m und morgens ist das beste Wetter. Vom Base Camp aus geht es 850 Höhenmeter - zum Teil in sehr steilen Serpentinen - die Bergflanke hoch. Links hat man fantastische Blicke auf Gletscher, Roc Noir (7485m) und Annapurna 1 (8091m).

Da wir noch eine weitere Nacht im Base Camp bleiben werden und wussten, dass die Tageswanderung nur so um die 6 Stunden dauern wird, machten wir uns erst um 8.45 Uhr auf den Weg. Gestärkt hatten wir uns morgens mit dem wohl besten Porridge in der ganzen Himalaya Region. Die Sonne lachte vom Himmel und wir genossen jeden Schritt auf dem langsam ansteigenden Pfad. Schon nach dem ersten etwas steileren Stück mussten wir unsere warmen Sachen ausziehen. Kurz was trinken, Sonnencreme ins Gesicht und weiter ...

Die letzten 45 Minuten geht es dann die steilen Serpentinen hoch. Mehr als 45 Grad würde ich schätzen und der Blausäuregehalt in den Beinmuskeln nahm extrem zu. In der Höhe fiel das Atmen schwer und ich glaube, wir machten in jeder Biegung eine Pause. Beine strecken, tief einatmen und weiter ... Uns kamen die Wanderer, die früh morgens gestartet waren, bereits wieder entgegen. Sie waren alle begeistert. Inzwischen hatte sich der Himmel über uns verdunkelt. Damn! Wir hätten früher losgehen sollen!

Nach den Switchbacks fing dann der Schnee an. Früh morgens ist der noch tiefgefroren und nicht einfach zu begehen. Gegen Mittag war er aber total aufgeweicht und matschig. Auch eine rutschige Angelegenheit und wir mussten bei jedem Schritt höllisch aufpassen. Es wurde immer dunkler um uns herum. Eisiger Wind zog auf und wir zogen unsere windfesten Jacken, Handschuhe und Fleecemützen an, denn der Gegenwind ließ unsere Lippen fast einfrieren und das Atmen war unglaublich schwer.

Nach 3.5 Stunden kamen wir oben am höchsten Punkt (4990m) an, aber der Weg zum Tilicho See war damit noch nicht geschafft. Man konnte ihn noch nicht einmal sehen, denn er lag etwas weiter unten hinter einer weiteren Bergflanke. Wir wurden von einem jungen Tschechischen Paar überholt, das wir schon in Dhukur Pokhari getroffen hatten. Außer uns vier war kein anderer Wanderer mehr hier oben und es fing an zu schneien. Unglaublich, wie schnell dieser plötzliche Schneesturm über uns herein gebrochen war. Pechschwarze Wolken breiteten sich rasend schnell direkt über unseren Köpfen aus und von den Bergen war nichts mehr zu sehen.

Wir stapften im Stechmarsch durch den inzwischen Knöcheltiefen Schnee. Helen rutschte dreimal aus uns landete auf dem Hosenboden und der See war immer noch nicht zu sehen. Der Wind hatte inzwischen so zugenommen, dass man sich 10m von einander entfernt nicht mehr verständigen konnte. Panik kam bei Helen auf und sie rief mir zu "Lass uns umdrehen, es wird zu gefährlich!"

Ich sah sie fallen und wieder aufstehen, konnte sie aber nicht hören. Etwa 100m vor mir drehten sich die Tschechen auf der Bergkuppe um und winkten mir zu. Ja, von hier aus konnte man den See sehen. Ich stapfte weiter und folgte ihren Fußabdrücken.

Wir machten schnell ein paar Fotos und Videos und ich war den Tschechen echt dankbar, dass sie auf mich warteten, denn wenn einem hier oben im Schneesturm was passiert, kann das den Tod bedeuten. Helen war inzwischen umgedreht und ich konnte in der Ferne ihre rote Jacke in der Weißen Schneesuppe noch erkennen. Ich hetzte, so schnell es auf dem matschigen Untergrund ging, hinterher. Man, war das gruselig und mein Puls muss um die 180 gewesen sein. In unserem Annapurna Trail - Teil 2 Video (weiter unten) kann man sehen, dass wir doch leicht in Panik waren.

Helen wartete am höchsten Punkt auf mich (die Tschechen waren inzwischen schon weiter unten) und wir hechelten weiter. Bei einem steilen Stück kam Helen auf den Schnee erneut ins Rutschen. Ich war direkt hinter ihr und verlor kurz die Konzentration. Schwupps ... und da lag auch ich auf dem Hosenboden und rutschte mit den Füßen voran in Helens Rücken. Zum Glück hatten wir beide uns nichts verrenkt oder gebrochen!

Bei den Serpentinen haben wir noch schnell unsere Regenhosen angezogen, denn uns war extrem kalt in dem eisigen Wind und Schnee geworden. Aber 10 Minuten später war der so plötzlich aufgetauchte Sturm schlagartig vorbei und nach und nach kam die Sonne wieder zum Vorschein. Jetzt noch einmal ganz wieder nach oben zu laufen, war uns zu anstrengend und so haben wir uns eben mehr Zeit beim Runterlaufen gelassen.

Am nächsten Morgen haben wir das Tilicho Base Camp mit vier anderen Deutschen bereits um 7 Uhr verlassen. Ohne Probleme schafften wir es auch wieder durch den Bergrutsch. Ich wollte auf der anderen Seite noch ein ganz besonderes Foto schießen und hockte mich für den richtigen Fotowinkel hin. Ratsch! Meine Hose platzte hinten weit auf! Oooops! Ich habe ansonsten nur noch einen Short und meine Regenhose dabei. Na ja, vielleicht merkt es keiner.

Hinter Shree Kharka (erneut machten wir hier eine Mittagspause) ging dann links ein Pfad nach Upper Khangsar ab. Inzwischen hatte sich auch Franziska, die Freundin von Daniel zu uns gesellt. Sie hatte sich nicht so gut gefühlt und war zwei weitere Nächte in Manang geblieben. Es ging steil bergan und wir machten ganz oben ein Gruppenfoto von uns allen mit Blick ins Manang-Tal und auf die umliegenden Berge.

Blick von Upper Kangsar - 360° Panorama
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Anschließend ging es extrem steil wieder bergab. Das tat in den Zehen richtig weh und auch unsere Knie mussten durch das ewige Abstoppen und Abfedern leiden. Aber dieser Pfad war eine Abkürzung zurück zum Annapurna Circuit, ansonsten hätten wir ganz bis nach Manang zurücklaufen müssen.

Unten machten wir eine kurze Teepause in einem Teehaus. Während die anderen nochmals was zu essen bestellten, liefen wir weiter. Das Wetter hatte sich verschlechtert und wir wollten noch vor 17 Uhr in Ledar (4200m) ankommen. Auf dem Weg sahen wir eine große Herde von Riesenwildschafen mit ihren mächtigen Hörnern.

In Ledar gibt es eine weitere Wasserstation und wir trafen morgens auch wieder auf die anderen Deutschen. Sie hatten es gestern Abend gerade noch vor der totalen Dunkelheit und dem Regen nach Ledar geschafft und sind gleich in die erste Lodge eingekehrt.

Uns stand ein kurzer Wandertag bevor. Nach nur zwei Stunden erreichten wir Thorung Phedi (4420m). Wir gönnten uns in einer der sehr gut aussehenden Lodges ein zweites Frühstück. Ein Schokozopf mit einer Tasse Tee. Lecker!

Von hier aus muss man sich dann entscheiden, wie man den höchsten Punkt des Circuits, den Thorung La Pass mit 5416m, angeht. Die meisten bleiben hier, da die nächste Lodge schon auf 4850m (High Camp) liegt und es sich hier unten besser schlafen lässt. Das bedeutet aber auch, dass man am nächsten Morgen erst einmal den super steilen Anstieg von über 400m überwinden muss (Dauer 1 bis 1.5 Stunden) und dann anschließend noch weitere 600 Höhenmeter bis zum Pass hat.

Wir beschlossen die Nacht am High Camp (4850m) zu verbringen, denn es war noch sehr früh am Tag und wir wollten lieber heute schon einmal die 400m hoch stapfen. Wer weiß, wie morgen das Wetter ist und die 1.5 Stunden nicht am Ende sehr entscheidend sein werden.

Hätten wir jedoch gewusst, wie Scheiße die Lodge am High Camp ist, wären wir wohl lieber in einer der tollen Lodges in Thorung Phedi geblieben. Im High Camp gibt es nämlich nur die eine Lodge und das Monopol nutzten die Besitzer voll aus. Der Manager war ein sehr unfreundlicher Kerl. Das erste Zimmer, das wir bekamen hatte so dünne Matratzen und dreckige Bettwäsche, dass wir uns schon mit schweren Rückenschmerzen nach dieser Nacht sahen. Wir waren schon dabei die beiden Betten zusammen zustellen, die Matratzen übereinander zu legen und uns irgendwie einzurichten, da stellten wir fest, dass sich unsere hölzerne Eingangstür gar nicht schließen ließ. Ein Windstoß in der Nacht und sie stand Sperrangelweit offen.

Ich bin also zurück und habe nach einem anderen Zimmer gefragt. Das hatte aber total klitschnasse Wände und der Schimmel machte sich breit. Ich also wieder hin und nach dem nächsten Zimmer gefragt. Das war auch Scheiße und wir haben uns dann total verärgert nach 90 Minuten mit dem vierten Zimmer abfertigen lassen. Inzwischen war draußen das Wetter total schlecht geworden. Wolken und Nebel zogen auf und es fing doch tatsächlich an zu schneien.

Im Speisesaal gab es keinen Heizofen und alle saßen in ihren Winterklamotten da und spielten zur Ablenkung Karten. Brrrr ... ob wir morgen überhaupt bei dem Wetter über den Thorung La Pass laufen können? Eine weitere Nacht wollten wir in dieser beschissenen Lodge auf keinen Fall verbringen. Immerhin war das Essen ganz okay.

In der Nacht sanken die Temperaturen unter Null, es schneite weiter und wir klapperten uns im Zimmer trotz unserer Heißwasserflasche die Zähne ab. Die Matratzen waren auch äußerst ungemütlich und so bekamen wir kaum Schlaf. Entsprechend schlecht gelaunt, schauten wir am nächsten Morgen um 5 Uhr aus dem Fenster. Es war noch total düster und schneite immer noch. Scheiße! Das sah nicht gut aus!

Wir hörten die anderen Wanderer draußen und viele machten sich trotz des dichten Nebels und des Schnees noch vor 6 Uhr auf den Weg. Wir hatten ein sehr mulmiges Gefühl. Vor Wochen hatten wir in Kathmandu gehört, dass am Thorung La Pass ein junger Mann ums Leben gekommen war. Eine siebenköpfige Gruppe war auf dem Weg von High Camp zum Thorung La Pass von einem heftigen Schneesturm erwischt worden. Zwei der sieben konnten den Anschluss an die Gruppe nicht halten und verloren im Tiefschnee (hüfthoch!) die Orientierung. Sie mussten die Nacht ohne Schutz dort oben verbringen. Sie versuchten eng aneinander gepresst soviel Körperwärme wie möglich zu behalten, aber einer der beiden erfror in den Armen des anderen. Eine Deutsche Gruppe entdeckte die beiden am nächsten Tag. Der Überlebende wurde mit schweren Erfrierungen an den Beinen mit einem Hubschrauber in ein Krankenhaus nach Kathmandu geflogen.

Wir beschlossen erst einmal zu frühstücken und abzuwarten. Um 6.30 Uhr kamen die ersten Wanderer von Thorung Phedi hoch. Wir sprachen mit mehreren Guides und die meinten alle, es sei okay bis zum Pass zu laufen. Wirklich? Wir waren die einzigen vom High Camp, die noch nicht gestartet waren, aber der Nebel hob sich tatsächlich langsam und es hörte auf zu schneien. Okay, wenn alle anderen es wagen, dann gehen wir auch!

Letzter Blick auf High Camp - 360° Panorama
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Gleich hinter der Lodge musste man einen steilen und noch sehr vereisten Schneehang durchqueren. Ich hatte mir den am Vortag schon kurz angeschaut und die etwa 100m lange Passage sagte mir ja so gar nicht zu. Kommt man hier ins Stolpern oder Rutschen, dann ging es einige Hundert Meter den Hang runter. Aber wir schafften es in dem wir die Fußabdrücke der anderen nutzten. Dann ging es langsam aber stetig bergan. Und gegen 7 Uhr zog sich der Himmel schon wieder zu. Oh, oh! Und es schneite schon wieder. Umkehren? Weiter laufen?

Wir sahen vor uns und hinter uns Leute. Wären wir alleine gewesen, wären wir an dieser Stelle umgekehrt. Keine Frage! Dann wurde es wieder heller und es hörte auf zu schneien. Die Sonne konnte man teilweise sogar durch die Schleierwolken sehen und nach und nach fingen wir an die Wanderung zu genießen. Es ging rauf und runter, immer durch den Schnee und jeder Schritt auf dem eisigen Untergrund musste konzentriert angegangen werden.

Der Weg war durch ca. 1.50m hohe Pfeiler markiert. Der Gegenwind war eisig und mir fror leicht die Unterlippe an. An einem Punkt konnten wir weder vor uns noch hinter uns jemand anderen sehen und auch keinen weiteren Pfeiler. Wir versuchten den Fußstapfen zu folgen, aber der starke Wind hatte die alle schon weggeblasen. Einer der Pfeiler war umgekippt und wir liefen mehr oder weniger zufällig dran vorbei. Uns war zu jeder Sekunde bewusst, dass man sich hier oben schnell orientierungslos verlaufen kann, und das bedeutet bei diesen Temperaturen den sicheren Tod.

Auf dem Weg zum Thorung La Pass (5416m) - 360° Panorama
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Den Pass konnte man die ganze Zeit nicht sehen. Eigentlich erst, wenn man ihn direkt erreicht hatte. Man erklimmt einen der vielen Kuppen und aus dem Nichts taucht ein Teehaus auf. Wir waren selbst ganz überrascht, dass wir nur drei Stunden bis nach oben gebraucht hatten. Das Teehaus war überfüllt. Hier trafen wir auch wieder auf Daniel und den Rest der Deutschen Gruppe. Das Wetter war erneut schlecht und wir hielten uns gar nicht lange hier oben auf. Schnell ein Foto (Danke, Daniel!), ein Snickers, ein Schluck zu trinken und dann machten wir uns direkt an den Abstieg nach Muktinath.


Annapurna Trail - Part 2: Tilicho Lake nach Thorung La Pass

Vom Pass aus ging es 1650 Höhenmeter runter. Erst durch Schnee und später entlang eines Schotter- und Sandpfades. Wir waren so froh, heil über den Thorung La Pass gekommen zu sein, dass wir fast beschwingt den langen Abstieg nach Muktinath (3800m) hinter uns brachten. 600m Anstieg, 1650m Abstieg, 14 gelaufene Kilometer in etwas unter 7 Stunden (ohne Pausen). Ein langer und anstrengender Tag!

Wir kehrten gleich in die erste Lodge, die wir in Muktinath fanden, ein. Und waren nicht die einzigen. Daniel und Franziska kamen kurze Zeit später. Beim Abendessen trafen wir dann auch Yu, eine junge Japanerin, und die vier netten Amerikaner, die wir alle erstmals im Tilicho Base Camp getroffen hatten.

Die vier Amis waren etwa in unserem Alter und arbeiteten seit über 20 Jahren in Bangkok und Shanghai. Sie sind alte Freunde und machen einmal im Jahr einen Abenteuerurlaub ohne ihre Ehefrauen. Da sie nur eine Woche Urlaub dafür hatten, flogen sie von Kathmandu mit einem Hubschrauber, ihrem Guide und Portern nach Humde. Von dort aus sind sie dann über Tilicho bis nach Muktinath gelaufen. Mit dem Jeep sollte es zurück nach Jomsom gehen und dann direkt per Flug via Kathmandu zurück nach Thailand und China.

Wir hatten sie mehrfach auf der Strecke getroffen und sie waren ganz beeindruckt von unserem Leben im Winnie und unseren vielen Reisen. Uns hingegen beeindruckte, wie gut sie es sich auf diesem kurzen Trek gingen ließen. Die vier trugen einen Tagesrucksack auf den Wanderungen. Ihre drei Porter schleppten den Rest, darunter den mitgebrachten Proviant aus Thailand und China. Wahre Luxusartikel - teurer Wein, Whisky, Kaviar, Dips aller Art, Crackers usw.

Da es ihre letzte Nacht auf dem Trek war, wurden Yu, Daniel, Franziska und wir zum "Reste essen" eingeladen. Leberpastete auf Crackers, Oliven, Kaviar ... das Leben war mal wieder sehr hart. Auch der Guide und die Porter erfreuten sich über einen guten Schluck Wein oder Whisky. Ein lustiger und netter Abend.

Wir schliefen aus (ein echter Luxus!) und frühstückten ausgiebig und in aller Ruhe. Es war deutlich wärmer hier unten und die Sonne lachte heute vom Himmel. Auch oben am Pass war das Wetter gut. Vielleicht hätten wir doch noch eine weitere Nacht im High Camp verbringen sollen.

Pflichtgemäß registrierten wir uns erneut in Muktinath beim TIMs Büro. Nicht, dass man uns für verschollen hält, oder so. Anschließend machten wir uns auf nach Kagbeni (2810m). Das lag 10km entfernt und es ging stetig bergab. Hörte sich eigentlich nach einem entspannten Tag für uns an und das war es am Anfang auch. Wir dödelten so vor uns hin, machten nach 2 Stunden eine Teepause und genossen den lockeren Schritt entlang der ungeteerten Straße. Es ging um einen Hügel herum und kaum hatten wir den passiert, blies uns heftiger Gegenwind ins Gesicht. Die Böen waren so stark, dass wir kaum noch vorwärts kamen. Obendrein wurde der Sand von der Straße aufgewirbelt und wir mussten unsere Schutzmasken aufsetzten, um nicht zu ersticken.

Holla! Wir wussten, dass es in diesem Tal zu heftigen Winden kommt, dachten aber, dass die erst hinter Kagbeni einsetzen. Vorgebeugt, stellten wir uns dem Wind und Sandsturm und erreichten schließlich total durchgepustet Kagbeni. Wir hatten vorher schon beschlossen von hier aus den Bus nach Jomsom und dann den nächsten weiter nach Tatopani zu nehmen. Aber vor Ort erfuhren wir dann, dass es erst am nächsten Tag um 9 Uhr den nächsten Bus nach Jomsom geben soll.

Da wir Hunger hatten, suchten wir erst einmal nach einem Restaurant und Yu lief uns in den engen Gassen von Kagbeni über den Weg. Sie hatte die gleiche Idee mit dem Bus gehabt und wollte auch nicht unbedingt eine weitere Nacht hier verbringen.

Der Restaurantbesitzer brachte uns nach dem Mittagessen zur Busstation. Es sollten um 17 Uhr noch zwei Jeeps aus dem Mustang Tal kommend geben, aber Tickets wollte man uns nicht verkaufen, da wohl nicht sicher war, ob noch Platz an Bord war. Uns kam das alles sehr wischiwaschi vor und da es nur 14 Uhr war, versuchten wir es auf der Straße unterhalb von Kagbeni per Anhalter. Mehrere Jeeps fuhren an uns vorbei und einige hatten auch noch Platz für uns, aber niemand wollte uns mitnehmen. Keine Ahnung, warum?

Nach zwei Stunden war klar, so wird das nichts. Wir liefen nach Kagbeni zurück, in der Hoffnung, dass wir Platz auf den 17 Uhr Jeeps bekommen würden. Wir trafen auf eine Nepalesische Familie aus Pokhara. Der Mann sprach hervorragendes Englisch und es stellte sich heraus, dass er der Nepalesische Leiter von den Deutschen SOS Kinderdörfern hier ist. Die Familie war zu einem religiösen Fest nach Muktinath gekommen und hatte genau wie wir Probleme einen Bus oder Jeep nach Jomsom zu finden. Wir überlegten, ob wir in Kagbeni gemeinsam einen Jeep mieten, aber es fand sich keiner.

Während wir hin und her überlegten, sahen wir auf einmal einen Bus aus Richtung Muktinath kommen. Wir liefen zur Straße zurück und unser Mann hielt den Bus an. Der war zwar schon gut besetzt, aber wir acht fanden alle noch einen Platz. Helen und ich saßen mit Mutter und Tochter in der letzten Reihe und das wurde unseren Zähnen fast zum Verhängnis. Bloody Hell! What a bumpy ride! Der Bus nahm jedes Schlagloch mit, es ging durch ausgetrocknete und wassergefüllte Flussläufe und wir flogen mehrfach 40cm hoch aus unseren Sitzen. Zähne zusammen beißen hieß es hier und bloß nicht reden. Nicht, dass wir uns die Zunge abbeißen.

Zum Glück dauerte die Fahrt nur 40 Minuten, kostete uns aber 350 Rupien pro Person. Macht nichts, denn gegen diesen Wind zu laufen, wäre der Horror gewesen. In Jomsom (2713m) suchten wir für Yu erst einmal einen Geldautomaten. Sie hätte sich nicht einmal mehr die Nacht in der Lodge oder was zu essen leisten können und die vier Amis (sie hatten Yu auf dem Trek als Maskottchen adoptiert) waren irgendwo in einer der Luxusherbergen hier. Auf dem Weg fanden wir eine kleine Bäckerei. Köstlicher Kuchen!

Beim Flughafen gab es dann auch tatsächlich einen funktionierenden Geldautomaten. Wir schauten uns anschließend einige Lodges an und wählten die am dichtesten zum Busbahnhof liegende. Yu bekam das Jimi Hendrix Zimmer und wusste gar nicht, wer das überhaupt war. Na ja, sie ist nur 28 Jahre alt und Jimi Hendrix gastierte hier 1967 ... da war ich gerade mal ein Jahr alt.

Am nächsten Morgen trafen wir unsere Nepalesische Familie wieder und unser Mann versuchte einen Jeep für uns zu organisieren. Der wollte aber nur aus Jomsom abfahren, wenn 12 Passagiere an Bord sind. Wir warteten und warteten und hofften auf weitere Mitfahrer. Zwischendrin stieg auch noch eine Frau mit Kind ein, aber denen dauerte das Warten zu lange und sie stiegen wieder aus. Wir überlegten, ob wir einfach den Differenzpreis für die fehlenden vier Passagiere zahlen sollten, aber die Nepalesische Familie hatte schon genug für ihren Kurzausflug ausgegeben. Am Ende fand sich dann folgende Lösung. Wir stiegen zusammen mit Yu in den Bus um und vier Männer aus dem Bus stiegen in den Jeep. Der Preis für Bus und Jeep war der gleiche, aber natürlich war der Jeep viel schneller unterwegs. Aber nur durch diese Lösung konnte beide Jomsom überhaupt verlassen.

Wir drei quetschten uns in die letzte Reihe. Seufz! Nach der gestern gemachten Erfahrung, wussten wir schon, was in den nächsten 5 Stunden (!) auf uns zukam. Ich mache es kurz ... Helen verließ in Tatopani (1189m) den Bus mit aufgeschürftem und geschwollenen Ellenbogen. Unsere Zähne und Zungen waren noch alle dran. Die Reifenpanne dauerte auch nur 20 Minuten. Gesehen haben wir fast gar nichts. Nie waren wir so froh, wieder aus einem Bus auszusteigen!

Tatopani ist ein wirklich netter kleiner Ort in einem engen Tal. Das Klima ist subtropisch und Regen lag in der Luft. Wir hauten uns ein leckere Mittagessen (Nudeln in Carbonara-Soße) rein, duschten genüsslich und machten anschließend unsere Wäsche. Am späten Nachmittag fing es an zu donnern und heftiger Regen prasselte auf uns herab. Es dauerte nicht lange und in unserem Zimmer tropfte es von der Decke direkt auf Helens Bett. Madame was not amused und fragte nach einem neuen Zimmer. Es gab nur noch eines zur Auswahl und das war nicht besser und so blieben wir in unserem und stellten ein paar Schüsseln unter die tropfenden Stellen.


Annapurna Trail - Teil 3: Mukthinath nach Pokhara

P.S. Ich habe diesen Bericht erst im Oktober 2014 geschrieben und vor ein paar Tagen hat es im Annapurnagebiet einen heftigen Schneesturm gegeben, bei dem mindestens 30 Menschen ums Leben kamen, darunter auch Wanderer auf dem Weg zum Thorung La Pass. Der Sturm (ein Ausläufer eines Wirbelsturmes, der auf die Indische Westküste traf) war zu dieser Jahreszeit nicht zu erwarten. Normalerweise ist Oktober mit die beste Jahreszeit für den Annapurna Circuit. Wir haben in einigen TIMs Büro die Listen mit registrierten Wanderern gesehen und die Zahlen waren dreimal so hoch, wie im Frühjahr.

Wir haben selbst mitbekommen, wie rasant sich das Wetter hier in dieser Region von einer Minute auf die nächste ändern kann und wie brandgefährlich die Situation schlagartig wird. Unsere Videos vom Tilicho Lake und dem Thorung La Pass zeigen das. Eine Vorauswarnung ist hier kaum möglich, denn einen Wetterbericht bekommt man idR nur in den Lodges mit Fernseh- oder Internetanschluss oder in den TIMs Büros. Man muss sich auf seinen eigenen Menschenverstand verlassen und wie wir selbst nur bestätigen können, einfach Glück haben.