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Fakten zu Tibet:
Das Hochland von Tibet, das in seinem äußersten Süden einen großen Teil des Himalaya-Gebirges umfasst und sich auf einer durchschnittlichen Höhe von 4500 Metern erstreckt, gilt als die höchstgelegene Region der Welt und wird deswegen oft als "Dach der Welt" bezeichnet.
Tibet ist der Mittelpunkt des tibetischen Buddhismus, der als Vajrayana bekannt ist. Der Buddhismus in Tibet hatte sich zunächst seit dem 8. Jahrhundert und später ab dem 11. Jahrhundert in vier großen buddhistischen Schulen (Nyingma, Kagyü, Sakya und Gelugpa) entwickelt. Der international bekannteste Lama des tibetischen Buddhismus ist der im indischen Exil lebende 14. Dalai Lama. Er ist zugleich bedeutender Repräsentant einer Mahayana-Schule (Gelugpa) und wird von der tibetischen Exilregierung als Staatsoberhaupt anerkannt.
Die Annexion durch China
Der chinesische Revolutionär Mao Zedong hatte bald nach der Machtergreifung und der Ausrufung der Volksrepublik China am 1. Oktober 1949 die "Heimkehr Tibets ins chinesische Mutterland" zu einem der wichtigsten politischen Ziele Chinas erhoben. Bereits im Oktober 1950 fiel die chinesische Volksbefreiungsarmee in Tibet ein, um die "friedvolle Befreiung Tibets" zu bewirken, so die geschönte Formulierung im chinesischen Politjargon. Tatsächlich marschierten 80.000 Soldaten Maos in Tibet ein und annektierten das Land, um es der Volksrepublik einzuverleiben.
Tibet hatte der chinesischen Waffengewalt nichts entgegenzusetzen. Es musste Zwangsverhandlungen mit dem chinesischen Aggressor aufnehmen, die in einem Abkommen mündeten, das das tibetische Oberhaupt, der Dalai Lama, nur widerwillig unterzeichnete. Das Abkommen sicherte China die volle Souveränität über den Staat Tibet zu. Dem Dalai Lama gelang die Flucht nach Indien, wo er am 30. März 1959 ankam. Seither lebt er in Indien im Exil und versucht von dort aus, politisch und religiös auf Tibet einzuwirken.
Die chinesische Kulturrevolution
Als Mao Zedongs Macht in der kommunistischen Partei aufgrund gravierender politischer Fehler und Verbrechen zu schwinden begann, löste er Ende 1965 die "Große Proletarische Kulturrevolution" aus. In den Jahren 1966 bis 1969 fielen die Chinesen mit unermesslicher Zerstörungswut über das Land Tibet und seine Jahrtausende währende Kultur her. Der Terror der Kulturrevolution erfasste Land und Menschen, Gebäude und Traditionen. 6500 Tempel und Klöster wurden geplündert, gebrandschatzt und bis auf die letzten Fundamente zerstört. Etwa 1,2 Millionen Tibeter fanden den Tod.
Mönche und Nonnen wurden geschlagen, gefoltert, vergewaltigt und öffentlich ermordet. Etwa 80 Prozent der buddhistischen Stätten wurden vernichtet, über 93 Prozent der Mönche und Nonnen an der Religionsausübung gehindert.
Aktuelle Lage
Ein Ende der leidvollen Geschichte Tibets ist auch heute noch nicht abzusehen. Aufgrund der durchweg positiven Wahrnehmung Tibets im Ausland ist die Unterdrückungspolitik Chinas subtiler geworden. Mittlerweile siedeln sich in Tibet so viele Chinesen an, dass die Tibeter zur Minderheit im eigenen Land werden. Der Dalai Lama schätzt, dass sechs Millionen Tibetern 7,5 Millionen Chinesen im eigenen Land gegenüberstehen.
Die Exiltibeter bewerten die massive Einwanderungspolitik Chinas als schleichenden Völkermord am tibetischen Volk. Die eingewanderten Chinesen verfügen über das größere Bildungspotenzial und besetzen auch weiterhin die Schlüsselpositionen in Politik und Wirtschaft.
Das religiöse Leben in Tibet wird auch heute streng überwacht, die Anzahl der buddhistischen Klöster, Mönche und Nonnen auf ein Mindestmaß begrenzt. Seit Mitte der 1990er Jahre verschärft China den Ton gegenüber dem Dalai Lama. Besitz und Verbreitung von Bildern des Dalai Lama sind in Tibet verboten.
Die chinesische Polizei- und Militärpräsenz in Tibet ist enorm, die Bevölkerung steht unter ständiger Kontrolle und wird stark unterdrückt. Die Grundrechte der Tibeter sind beschnitten, was sich unter anderem darin äußert, dass sie keinen Reisepass besitzen (und somit auch nicht aus Tibet ausreisen dürfen) sowie kein Recht auf freie Meinungsäußerung haben. Verstöße werden streng (häufig bis hin zu Folter oder Todesstrafe) geahndet. Menschenrechtsorganisationen beklagen des Weiteren die fehlende Religions- und Pressefreiheit, die strenge Geburtenkontrolle, außergerichtliche Hinrichtungen und Verschwindenlassen.
Neben die schleichende, aber offenkundige Zerstörung der tibetischen Kultur tritt der ökologische Raubbau im Land. Die Uniformität einfallsloser Betonbauweise prägt zunehmend die Architektur der Städte. Rücksichtslos betriebener Tagebau, die Verkarstung großer Landstriche, die großflächige Abholzung ohne Wiederaufforstung und die Errichtung atomarer Endlager haben zu irreparablen Schäden in der einzigartigen Landschaft Tibets geführt.
Sa, 24.05.2014: von Kathmandu, Nepal nach Nyalam, Tibet, (3.700m), 156km, wechselnd/Regen, 18 - 36°C
Frühes Aufstehen um 5.30 Uhr war angesagt. Viel Schlaf hatten wir nicht bekommen. Wir schleppten unsere Sachen aus dem dritten Stock in die Hotellobby und warteten ein paar Minuten auf den Mitarbeiter von der Tibet Tour. Man holte uns mit einem Jeep ab und anschließend wurden auch die beiden anderen Mitstreiter unserer Tour aufgegabelt.
Claudie, Französin, die seit 40 Jahren in England lebt und Bar aus Israel, der aber viele Jahre in Thailand gelebt und gearbeitet hat. Claudie war erst vor kurzem nach Nepal gereist und wir merkten schnell, das sie sich überhaupt nicht auf diese Reise vorbereitet hatte. Nicht umsonst nennt man Tibet "das Dach der Welt". Das wir über eine Woche auf 3.600m und höher verbringen werden, war ihr wohl nicht bewusst. Sie kam frisch aus dem Flachland und hatte Null Höhenanpassung. Bar war - wie wir - einige Wochen in Nepal unterwegs und ist ebenfalls in eisigen Höhen trekking gewesen. Wir waren zwar schon seit zwei Wochen wieder unterhalb der 3.000 Meter Marke, hatten aber das Gefühl, das sich noch ausreichend rote Blutkörperchen in unseren Adern befanden. Von Kathmandu sollte es gleich am ersten Tag direkt auf 3.700m Höhe gehen und am nächsten Tag folgte schon der Tong La Pass mit 5.153m. Kein Pappenstiel für Nicht-Höhen-Akklimatisierte!
Die Tour fing aber zunächst mit einem guten Frühstück in Kathmandu an. Bei einer Fuhre Spiegeleier, Bratkartoffeln, Toast und Tee machten wir uns miteinander bekannt, während man in der Zwischenzeit unser Gepäck aufs Jeepdach verlud. Da wir davon nichts wussten, mussten unsere beiden großen Gepäckstücke nach dem Frühstück noch einmal runter geholt werden, damit wir sie mit unseren Regenschutz einwickeln konnten. Wir kannten einen großen Teil der Strecke bis zur Tibet-Grenze schon, da die Fahrt bis auf die letzten 30 Minuten identisch war mit unserer Jeepfahrt nach Jiri, dem Ausgangspunkt zu unserer Everest Wanderung. Nicht immer lag Asphalt auf der Straße und am Himmel waren auch die ein oder andere Wolke zu sehen. Regen und Staub wollten wir nicht an unser Gepäck lassen!
Wir verließen Kathmandu um 7.30 Uhr und die Fahrt zur Grenze dauerte insgesamt vier Stunden inklusive eines kurzen Toilettenstopps und einem Fotostopp an der zweithöchsten Bungee-Brücke der Welt. Keiner von uns traute sich zum Absprung!
Kurz vor der Grenze fing es heftig an zu regnen. Gut, dass wir unsere Taschen abgedeckt hatten!!! Nepal und Tibet sind durch eine Brücke ("Friendship Bridge") getrennt. Für uns hieß das Fahrzeugwechsel. Im strömenden Regen rollten und schleppten wir unsere Taschen und Rucksäcke durch die Schlammlöcher. Die Ausreise aus Nepal war kurz und knackig. Ausreisestempel in den Pass und ab nach Tibet. Dort mussten wir durch zwei Passkontrollen durch. Bei der zweiten wurde dann auch unser gesamtes Gepäck durchgecheckt. Erst per Maschine und dann durch eine junge Chinesische Beamtin per Hand. Alles musste ausgeräumt und auf einen Tisch gelegt werden. Grrrr ... wir hatten schon Mühe in Kathmandu alles Platzgenau verstaut zu bekommen ...
Sie suchte nach Lonely Planet und anderen Reiseführern. Diese beschreiben die Chinesische Invasion Tibets kritisch und enthalten Bilder des Dalai Lamas. Mit anderen Worten, sie sind verboten und werden im Zweifelsfalle konfisziert. Wir hatten sie dabei, allerdings in elektronischer Form auf unserem Computer und eBook Reader und da die meisten Chinesen kein Englisch können, wurden diese Dateien auch nicht entdeckt. In einer Stunde waren aber alle Grenzformalitäten erledigt und wir wurden auf der Tibet-Seite von einem neuen Reiseleiter und Fahrer begrüßt.
Nur wenige Minuten später hielten wir bei einem Restaurant an. Fahrer und Reiseleiter verschwanden spurlos für zwei Stunden. Keiner von beiden sagte ein Wort. Nur, dass wir was essen sollen. Also bestellten wir eine Tomatensuppe und Tee und aßen unser letztes Brot aus Kathmandu dazu.
Irgendwann kamen Fahrer und Guide dann wieder zurück mit einer weiteren Reiseleiterin. Peldon, ausgesprochen wurde es wie "bedroom", eine junge Frau aus Lhasa stellte sich uns vor. Sie sollte bis zum Ende der Tour unsere Reiseleiterin bleiben. Alles etwas verwirrend. Wir mussten uns auch erst einmal an das sehr stark akzentuierte Englisch gewöhnen.
Es wurde eng im Jeep. Peldon nahm Platz im Heck, eingequetscht zwischen unseren Gepäckstücken. Die Fahrt zum ersten Übernachtungsort Nyalam sollte aber nur eine Stunde dauern. Daraus wurde aber nichts, denn noch vorm Verlassen der Grenzstadt blieben wir in einem Stau stecken. Ein Laster war mit Motorschaden liegen geblieben und versperrte die enge Dorfstraße in beide Richtungen. Es dauerte 90 Minuten (!) bis sich die vielen Fahrer darauf geeinigt hatten, wer denn nun wann langsam am Laster vorbeifährt. Indien ließ hier mal wieder grüßen! Hindus und Chinesen - das konnte nicht gut gehen! Typisch Asien!
Tibet fing nicht gerade gut für uns an, aber gegen 19.30 Uhr erreichten wir dann endlich Nyalam. Unser Hotel war einfach, rustikal, sauber und in Ordnung. Besser als die Trekkinglodges in Nepal. Wir teilten uns das Zimmer mit Claudie. Eine 2 Liter-Thermoskanne mit heißem Wasser stand zur großen Freude von Helen schon bereit und natürlich musste nach dem langen Fahr- und Wartetag eine schöne Tasse Tee her! Wir hatten unsere Teebeutel und Zucker ja dabei. Claudie merkte schnell, dass wir genau wussten, wo der Pfeffer wächst und erfahrene Weltreisende waren.
Frühstück war im Tourpreis inbegriffen, alle anderen Mahlzeiten mussten wir selbst bezahlen. Natürlich waren die Mahlzeiten in unseren Unterkünften etwas teurer, als auf der Straße oder in den einheimischen Restaurants, aber auch nicht wirklich unbezahlbar. Der frittierte Reis im Hotel war genießbar. Tiziana und Laurent aus der Schweiz saßen am Nebentisch. Sie mussten fünf Stunden in der Grenzstadt in einem Restaurant warten und wussten auch nicht warum!
Wir erfuhren später, dass die beiden exakt die gleiche Tour wie wir gebucht hatten, mit der Extra-Übernachtung in Shigatse. Sie wurden gefragt, ob sie sich unserer Tour anschließen wollen, hatten aber fälschlicherweise die Info bekommen, dass wir direkt aus England kamen und nicht akklimatisiert waren. Genau wie wir hatten sie sich in Nepal auf die Höhe vorbereitet und hatten den Manaslu Trek gemacht. Da sie keinen Bock auf kranke Mitfahrer hatten, bestanden sie auf die Zwei-Personen-Privattour und bezahlten 200US$ pro Person mehr als wir. Also, da hat das Tibet Reisebüro in Kathmandu echt Mist gebaut. Eigentlich hätten sie Tiziana, Laurent, Helen und mich auf die selbe Tour buchen sollen und Claudie und Bar auf die Privattour (beide hatten eh den höheren Preis bezahlt).
Der Reiseleiter von der Grenze war jetzt der Reiseleiter von den beiden Schweizern. Ein arrogantes Arschloch, wie sich über die nächsten Tage herausstellte. Tiziana hatte sich mehrfach mit ihm angelegt und am Ende waren wir dann doch froh, dass wir nicht mit dem beiden unterwegs waren.
Nach dem Abendessen war uns nach Bewegung zumute. Das lange Sitzen im Auto hinterließ seine Spuren. Zu unserer Überraschung konnten wir uns frei in Nyalam bewegen. Viel gab es in dieser Chinesischen Stadt eh nicht zu sehen. Die langweiligen Chinesischen Kachelbauten waren kein Foto wert! Wir bummelten die Straße vorm Hotel entlang und stoppten in einigen kleineren Läden. Die Einheimischen waren sehr freundlich zu uns und wir lernten sogar das ein oder andere Tibetanische Wort. Und zu Helens Erleichterung gab es auch Englische Cadbury Schokolade zu kaufen. Wir deckten uns gleich ein. Eine Rolle Toilettenpapier kam für eventuelle Notfälle gleich noch mit hinzu.
Vor einem Laden wurde gerade ein Schwein mit einem Hackebeil zerstückelt. Umringt von streunenden Hunden, die immer mal wieder an einem der Fleischstücke leckten! Igitt! Wir beschlossen auch in Tibet weiterhin nur vegetarisch zu essen!
Um 23 Uhr sind wir dann todmüde ins Bett gefallen. Es gab ausreichend Decken und obwohl wir uns auf 3.700m befanden, war es erstaunlich warm im Zimmer, obwohl es nicht einmal eine Heizung gab.
So, 25.05.2014: Nyalam nach Tingri (4.300m), 252km, sonnig mit einigen Wolken, 12°C
Frühstück (Rührei im Chapatibrot) war um 8.30 Uhr und mit einem Glas Tee konnte man das ganz gut runter spülen. Um 10 Uhr verließen wir Nyalam und es ging auf einer sehr gut geteerten Straße durch die Ausläufer des Himalayas. Das Wetter war sonnig und wir machten einige Fotostopps. Die Landschaft ist hier oben wirklich abwechslungsreich und außer uns und dem anderen Jeep mit Tiziana und Laurent war kaum Verkehr unterwegs - hier und da mal ein Laster.
Auf 3.900m Höhe lag Yable, ein typisches Tibetanisches Dorf, und Bar fragte nach einem Fotostopp. Wir konnten uns frei bewegen und Bar und ich erforschten die engen Seitenstraßen im Dorf. Neugierige Kinder folgten uns auf Schritt und Tritt und auch viele ältere Dorfbewohner lächelten uns freundlich an. Ohne Probleme konnten wir unsere Fotos machen.
Weiter ging es zum Highlight des Tages, den Tong La Pass, der auf 5.153m Höhe (also nur 150m tiefer als das Everest Base Camp in Nepal) liegt. Von dort oben hatten wir einen 360 Grad Blick auf das Tibet Plateau. Im Hintergrund thronte Shisha Pangma, mit 8.013m der niedrigste der 14 Achttausender. Beeindruckend sind die vielen Gebetsfahnen hier oben.
Tong La Pass (5153m) - 360° Panorama
(mit gedrückter Maus über das Panorama fahren oder auf die Pfeiltasten klicken)
Die Luft war schon deutlich dünner und wir pafften ein wenig vor uns hin, aber außer Claudie hatte keiner Probleme mit der Höhe. Anschließend ging es auch gleich wieder runter auf 4.300m nach Old Tingri. Auf dem Weg dahin sahen wir Mount Everest und Cho Oyu. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass wir den höchsten Berg der Welt von der Tibetanischen Seite nur dieses eine Mal sehen sollten.
Kurz vor Tingri - 360° Panorama
(mit gedrückter Maus über das Panorama fahren oder auf die Pfeiltasten klicken)
Wir kamen gegen 13.30 Uhr bei unserem Hotel in Old Tingri an. Erneut teilten wir uns das Zimmer mit Claudie. Es war ein sehr kleines Zimmer und wir mussten fast rückwärts rein, um vorwärts wieder raus zu kommen. Zu den Plumpsklos musste man erst den Innenhof überqueren und sie waren nicht gerade sauber. Hinzu kam, dass inzwischen ein kräftiger Wind blies und da die Fäkalien offen unterhalb des Toilettengebäudes lagen, hieß es Luft anhalten und das Geschäft möglichst schnell erledigen.
Der Fußboden, die Matratzen, Bettdecken und Kopfkissen waren ziemlich verdreckt, wir hatten aber relativ saubere Bezüge dafür. Das Licht in unserem Zimmer ging auch nicht, aber immerhin bekamen wir eine Thermoskanne mit heißem Wasser auf Anfrage. Claudie fühlte sich nachwievor nicht gut, hatte Kopfschmerzen und ihr war leicht übel. Wir versorgten sie mit Tabletten, Tee und Keksen und ließen sie dann anschließend in Ruhe, damit sie etwas schlafen konnten.
Das Mittagessen im Hotelrestaurant wurde zur Farce. Wir bestellten Gemüsereis (immer eine sichere Variante). Unsere Reiseleiter und Fahrer hatten ihre Mahlzeiten gerade serviert bekommen und die Teller waren gut gefüllt. Helen und ich hatten keinen super großen Hunger und so beschlossen wir uns eine Portion zu teilen. Serviert wurde uns dann ein Teller, der nicht größer, als ein Frühstücksteller war. Wir lachten und fragten bei Peldon freundlich nach (mit vielsagendem Blick auf ihren eigenen gut gefüllten Essteller), ob wir hier die Touristenportion bekommen würden. Ihr war das auch peinlich und sie beorderte die Küche uns noch einen zweiten Teller zu bringen. Ähnlich gestaltete sich das mit Bars, Tizianas und Laurents Essen. Die beiden Schweizer waren eh schon angefressen mit ihrem Reiseleiter. Bei jedem Fotostopp mussten sie erst einmal argumentieren, meistens war das Fotomotiv dann schon wieder außer Reichweite. Ihr Zimmer im Hotel hatte sehr dreckige Bettwäsche und als Tiziana nach neuer verlangte, legte sich der Reiseleiter mit ihr an. Da lag böses Blut in der Luft! Aber wir alle zahlen für diese Tour im Vergleich zu anderen Ländern in Asien wirklich einen Schweinepreis und da müssen wir uns nicht mit halben Portionen abgeben, wenn die Fahrer und Guides ihr Essen kostenlos und auch noch mit Nachschlag bekommen, während wir dafür bezahlen müssen.
Nach dem Mittagessen hatten wir für den Rest des Tages Freizeit und konnten uns frei bewegen. Zu fünft (ohne Claudie) liefen wir zu Fuß zum Mount Everest Denkmal. Leider versteckte sich der Berg hinter den Wolken und wir konnten schon sehen, dass sich mehr und mehr Wolken am Himmel befanden - keine gute Prognose für die nächsten beiden Tage. Inzwischen hatten wir fast Orkanböen und der Staub wirbelte durch die Straßen von Tingri. Wir holten sogar unseren Mundschutz raus, um überhaupt atmen zu können.
Gut durchgepustet, sind wir dann für eine Tasse Kaffee in ein Dorfrestaurant gegangen. Mit dem Kaffee klappte es nicht ganz so, aber die Sprite war auch okay. Wir beschlossen hier abends noch mal gemeinsam essen zu gehen. Unserem Hotelrestaurant schieben wir keine Kohle mehr in den Hintern.
Das Menü im Restaurant war sogar in Englisch und das Essen war nicht schlecht und kostete die Hälfte im Vergleich zum Hotelrestaurant. Ein netter und entspannter Abend.
Tibet Tour Teil 1 - Kathmandu bis Tingri
Mo, 26.05.2014: Tingri nach Rongbuk (4.980m), 90km, Schnee, 5°C
Ich habe die halbe Nacht nicht geschlafen. Unsere Fahrer und Reiseleiter waren offensichtlich in Partylaune und bis spät in die Nacht am Saufen und Feiern im Zimmer direkt neben uns. Ständig stand jemand vor unserem Fenster und quatschte oder lachte. Entsprechend schlecht gelaunt war ich am nächsten morgen.
Wieder gab es Rührei und Chapati zum Frühstück, scheint der Standard hier zu sein. Für heute war die Fahrt zum Rongbuk Kloster und dem Everest Base Camp angesagt. Claudie fühlte sich immer noch nicht gut und da wir die Nacht auf fast 5.000m verbringen werden, beschloss sie im Hotelzimmer in Tingri zu bleiben, um nicht höhenkrank zu werden. Eine vernünftige Entscheidung! Ich hatte 2002 in Bolivien die Höhenkrankheit und kann mich auch heute noch gut daran erinnern, wie schlecht es mir damals ging. Da ist Migräne nichts dagegen!
Wir verließen Tingri um 8.45 Uhr und auf der ungeteerten Straße ging es Stück für Stück höher in Richtung Everest. Die Straße war gar nicht mal so schlecht, wie wir gedacht hatten, aber unser Fahrer hatte heute schon wieder seine Rennfahrerschuhe an und drückte aufs Gaspedal. Ratter, ratter ... ach, dieses Schlagloch können wir doch auch noch mitnehmen ... Festhalten!!! Ich saß heute mal vorne, aber das Fotografieren und Videodrehen auf dieser Wellblechpiste war fast unmöglich. Obendrein war das Wetter Scheiße! Je näher wir dem Ziel kamen, desto niedriger waren die Wolken und es fing an zu schneien. So hatten wir uns das aber gar nicht vorgestellt!
Auf dem Weg zum Rongbuk Kloster - 360° Panorama
(mit gedrückter Maus über das Panorama fahren oder auf die Pfeiltasten klicken)
Gegen Mittag kamen wir bei unserem Hotel gegenüber vom Rongbuk Kloster an. Dieses Mal teilten wir uns ein großes Zimmer mit Bar. Inzwischen schneite es draußen mehr und mehr und die Temperaturen lagen bei etwa 5°C plus. Auch im Hotel war es a...kalt und wir zogen uns unsere gesamten Winterklamotten an. Die feuchte Kälte ging auf die Knochen. Kaum vorzustellen, dass wir vor zwei Tagen noch 38°C in Kathmandu hatten.
Wir hofften, dass sich das Wetter nach dem Mittagessen verbessern würde, denn geplant war die Busfahrt zum Everest Base Camp. Eigentlich hätte man den höchsten Berg der Welt schon von unserem Hotel aus sehen können, aber nicht heute. Wir konnten kaum das Kloster ausmachen!
Um 15.30 Uhr wurde dann die Fahrt zum Base Camp abgeblasen. Stattdessen besuchten wir das Rongbuk Kloster. Es liegt in einer Höhe von 4.980 Meter und gilt als höchstes Kloster der Welt. Es ist zudem einer der höchsten ständig bewohnten Plätze der Erde. Das Everest Basislager der Nordroute liegt vom Kloster aus noch ca. acht Kilometer südlich talaufwärts, vor der Gletscherzunge.
Rongbuk wurde 1974 in der sogenannten Kulturrevolution komplett zerstört und in Ruinen hinterlassen. Die gewaltigen Schätze des Klosters an Büchern und Kleidung, die vor der Kulturrevolution zur Sicherheit nach Tengboche verbracht worden waren, gingen zum großen Teil in einem Feuer 1989 verloren. Seit 1983 finden Renovierungsarbeiten statt.
Es beherbergt um die 20-30 Buddhistenmönche und ca. 10-30 Nonnen (die Zahlen variieren je nach Quelle). In früheren Zeiten sollen bis zu 500 Mönche und Nonnen im Rongbuk Kloster gelebt haben.
Wir durften uns den Gebetsraum und die Küche anschauen. Hier saßen Mönche und Nonnen um den heißen Ofen herum. Es gab eine Tibetsuppe mit Yak-Fleisch, Gemüse und Kartoffeln. Fotografieren ließen sich die Mönche und Nonnen auf Anfrage aber nicht. Vor ein paar Jahren wurde einige Rongbuk Mönche von der Chinesischen Regierung wegen "incorrect teaching" hingerichtet. Insofern sind sie sehr vorsichtig um Umgang mit Ausländern.
Da das Kloster im Moment im Umbau war, gab es auch keine Gebetsstunden. Es wurde fieberhaft an den Bauten gearbeitet. Kein Wunder bei dem Wetter! Zwei dick mit Wolle bestückte Schafe suchten zusammen mit uns Schutz vor den dicken Schneeflocken im Kloster. Wir verbrachten den Rest des Tages mit Kartenspielen und hofften auf besseres Wetter für morgen, denn dieser Ausflug zum Everest Base Camp sollte eigentlich das Highlight unserer Tour sein. Normalerweise ist dieser Abstecher nämlich nicht auf der sonst gängigen Tibet-Route.
Di, 27.05.2014: Rongbuk nach Shigatse (3.900m), 390km, Schnee/Regen, 12°C
Erneut habe ich kaum geschlafen. Mitten in der Nacht bekam ich Kopfschmerzen, die sich dann in eine Migräne ausweitete. Wie schon beim Wandern in Nepal, habe ich erneut bei knapp 5.000m Höhe meine Regel bekommen. Keine Ahnung, was sich da in meinem Körper anspielt, aber es nervte total.
Wir hatten uns den Wecker auf 6.30 Uhr gestellt, in der Hoffnung einen fantastischen Sonnenaufgang am Everest zu sehen. Pustekuchen! Ein Blick durch die Gardine machte klar ... es schneite immer noch! Draußen war alles Grau in Grau! Sh...t! Ich stellte den Wecker auf eine Stunde später und wir legten uns nochmals hin.
Mir ist dann kurz nach dem Aufstehen kotzübel geworden. Bar hielt mir gerade noch rechtzeitig eine Plastiktüte unter die Nase. Zum Frühstück (heute waren es mal Pfannenkuchen mit Marmelade) bekam ich aber nur eine Tasse Tee runter. Peldon machte sich Sorgen, dass ich höhenkrank war, aber dem war nicht so. Migräne ist zwar Scheiße, aber bei weitem nicht so schlimm wie die Höhenkrankheit! Den Unterschied kenne ich!
Nach dem Frühstück wurden die Jeeps beladen. Heute war die Sicht noch schlechter, trotzdem versuchte unser Fahrer in Richtung Base Camp zu fahren. Wir kamen aber nur 200m weit. Ein Mann mit Funkgerät stoppte unser Auto und lieferte sich mit unserem Fahrer einen heftigen Wortwechsel. Die Straße zum Base Camp war wegen zu hohem Schnee unbefahrbar. Einige Fahrzeuge waren bei der Ausfahrt schon in den Graben gerutscht. Wir mussten also umdrehen und diese Gegend, ohne Mount Everest gesehen zu haben, verlassen. Eine echte Enttäuschung, denn nur von der Tibet-Seite kann man den höchsten Berg der Welt in seiner vollen Pracht beobachten. Wirklich schade! Aber der Wettergott wollte einfach nicht mitspielen!
Und so hätte es aussehen sollen!
Trotz der schlechten Straßenverhältnisse raste unser Fahrer zurück nach Tingri - wir brauchten 30 Minuten weniger, als auf dem Hinweg! Wir holten Claudie im Hotel ab, machten einen kurzen Toilettenstopp und dann ging es gleich weiter nach Shigatse. Im Schneeregen ging es über drei hohe Pässe - 5.248m, 4.500m und 4.050m. Zwischendrin kam mal die Sonne zwischen den dunkelgrauen Wolken hervor und teilweise war die Landschaft mit ihren buntgestreiften Hügeln sehenswert. Hier und da mussten wir durch eine Baustelle durch. Wir sahen auch den Abzweiger für die neue geteerte Straße zum Mount Everest. Sie soll 2015 eröffnet werden und den Massentourismus aus China den Weg zum Everest erleichtern.
Zwischendrin machten wir eine einstündige Mittagspause. Auf dem Menü stand ein einziges Gericht für Ausländer: frittierter Gemüsereis. Gut, dass wir das gerne essen! Eine Toilette gab es im Restaurant nicht. Dafür musste erst einmal die Straße und ein Wasserkanal überquert werden. Irgendwo im Nichts stand dann ein Toilettenhäuschen. Drinnen befanden sich fünf Bodenöffnungen und ansonsten nichts - keine Zwischenwände oder Türen. Helen war die erste und noch alleine. Aber auf mich warteten schon zwei junge Mädels aus dem Dorf. Ohne Scheu folgten sie mir in die Toilette und zogen neben mir die Hosen runter. Ich teilte mein Toilettenpapier mit ihnen. Zum Glück hatte ich gleich die ganze Rolle dabei, denn die Mädels brauchten mehr als nur ein paar Blätter!!! Es fiel mir schwer, nicht laut zu lachen. Völkerverständigung der besonderen Art!
Auf der Strecke nach Shigatse gab es mehrere Polizeikontrollen. Wir mussten jedes Mal das Auto mit unseren Reisepässen verlassen und zur Kontrollstation gehen. Wir erfuhren von Peldon, dass Touristenautos zwischen den Kontrollstationen eine bestimmte Fahrzeit einhalten müssen. Die Durchschnittsgeschwindigkeit lag so bei etwa 40km/h.
Unser Fahrer war ein eigenartiger Typ. Seit Tagen raste und schleuderte er uns in den Kurven gegen die Türen. Claudie und Tiziana im anderen Auto wurde hinten fast regelmäßig schlecht. Heute auf dem Weg nach Shigatse raste er wieder, mit der Folge, dass wir kurz vor der zweiten Polizeikontrolle 45 Minuten am Straßenrand standen. Fährt man zu früh durch die vorgeschriebene Zeitkontrolle, zahlt man viel Strafgeld. Privatautos dürfen in Tibet übrigens so schnell fahren, wie sie wollen.
Wir fragten bei Peldon nach, ob wir nicht stattdessen vielleicht mehr Fotostopps auf der Strecke machen können, denn für das unnötige Warten am Straßenrand hatten wir diese teure Tour nun wirklich nicht gebucht. Sie muss was zum Fahrer gesagt haben, denn auf einmal fuhr er am Nachmittag extrem langsam und fast Schlangenlinien - nicht, dass wir viel Gegenverkehr hatten! Mir fiel das sofort auf und ich machte mir Sorgen, dass der Fahrer am Einschlafen war. Einen Unfall brauchten wir nun wirklich nicht! Aber nein, das war nur die unsympathische Art und Weise des Fahrers uns zu sagen, dass er diesen Wagen fährt, wie er lustig ist! Tiziana und Laurent ging es im anderen Jeep nicht anders und wir unterhielten uns abends noch darüber. Also Trinkgeld für die Fahrer wird es am Ende der Tour nicht unbedingt geben!!!
Wir erreichten Shigatse dann endlich um 18.45 Uhr. Bei normalen Fahrtempo hätten wir hier auch schon locker eine Stunde früher sein können. Eine wirklich unsinnige Straßenregelung, die sich die Chinesen da für ihre Touristen ausgedacht haben! Na ja, dafür war unser Hotelzimmer spitze. Das Hotel in der Tourenplanung war aus irgendeinem Grund nicht verfügbar und wir landeten in einem anderen. Unser Zimmer war groß, mit Bad, Dusche und Fernseher (der ging aber nicht!) ausgestattet. Ein echter Luxus, nach all den Zimmern in den letzten Tagen, die wir uns mit Claudie und Bar teilen mussten. Wir duschten erst einmal ausgiebig und sind dann abends mit Tiziana und Laurent im Hotelrestaurant essen gegangen. Mit 22$ für uns beide zwar recht kostspielig, aber dafür echt lecker und reichhaltig. Ich gönnte mir mal eine Portion Fleisch, irgendwie brauchte mein Körper das heute. Huhn, dass zischend auf einer heißen Steinplatte vor sich hinbruzelte, mit Kartoffeln und Gemüse. Helen hatte ein getoastetes Tomaten-Käse-Sandwich und zum Nachtisch frittierte Bananen.
Wenn man überhaupt was schlechtes über dieses Hotel sagen konnte, dann waren es mal wieder die sehr harten Betten! Helen musste sich erst einmal alle zusätzlichen Kopfkissen unter den Körper schieben, damit sie nicht wieder mit der Hüfte Probleme bekam.
Tibet Tour Teil 2 - Rongbuk Kloster bis Yamdrok See