17.-23.09.2007: Campbell Highway - Cassiar Highway - Stewart/Hyder

Klicken Sie auf ein Bild, um es größer anzuzeigen.

An unserem letzten Tag im Campingplatz von Faro schnitt Kirsten Helen noch schnell die Haare. Trotz der nicht sichtbaren Fanninschafe musste eine Schur her! Am späten Nachmittag machten wir uns dann wieder auf den Cambell Highway und tankten in Ross River erst einmal voll. Die letzte Tankstelle für die nächsten 100%km auf der Schotterstraße nach Watson Lake war erstaunlich günstig. Sie lag in einem First Nation Reservat und damit fallen in der Regel die Steuern weg. Der Ort selbst sah sehr dröge aus und wir hielten uns nicht weiter auf.

Da die Sonne langsam am untergehen war, suchten wir einen Stellplatz für die Nacht am nahe gelegenen Coffee Lake und landeten versehentlich auf einem Privatgrundstück. Zwei schneeweiße Eskimohunde bellten was das Zeug hielt und wir wollten schnell wieder die Biege machen.

Doch ehe wir Winnie umdrehen konnten öffnete sich die Haustür und die Besitzerin kam Freudestrahlend auf uns zu. Wir merkten sofort, dass sie uns mit jemand anderes verwechselte, kamen aber schnell ins Gespräch. Am Akzent hörte man deutlich, dass sie Deutsche war und wir wechselten schnell die Sprache. Wir erklärten ihr, dass wir eigentlich den Rastplatz am Coffee Lake suchten und uns verfahren hatten. Kurze Rede, langer Sinn ... wir kamen so herzlich ins Schnacken, dass wir den Winnie nach 10 Minuten auf dem Grundstück parkten und ins Haus zu einer Tasse Tee eingeladen wurden.

Daraus wurde dann eine lange Nacht und wir kamen erst um 1.30 Uhr ins Bett. Es war bitterkalt draußen! Am nächsten morgen loderte schon ein Feuer im Kamin und wir genossen ein ausführliches Frühstück mit dem Deutschen Paar. Die beiden hatten das gemütliche Holzhaus mit Grundstück vor ein paar Jahren gekauft und verbringen jedes Jahr ein paar Monate hier. Während wir einen Rundgang auf dem Grundstück machten, flogen die Kanadakraniche on Formation über uns hinweg. Ein deutliches Zeichen, dass der Schnee kommt und alles gen Süden zieht. Helen fütterte noch ein paar Whiskey Jacks mit Hundefutter aus der Hand, unsere Kartoffelvorräte wurden mit selbst angebauten Kartoffeln aufgefüllt (KÖSTLICH!) und dann mussten wir uns leider gegen 16 Uhr von den beiden verabschieden. Was für eine nette und herzliche Begegnung in der Wildnis von Kanada! Von solchen Momenten leben wir!

Die ersten 60km auf dem Cambell Highway von Ross River ins Richtung Watson Lake sind die härtesten. Die Straße ist in einem schlechten Zustand und wir schlichen im Schnitt mit 30km/h über den Schotter. Außer ein paar Bergbauarbeitern sahen wir weit und breit keinen Menschen und hofften ohne Reifenpanne davon zu kommen.

Das Wetter wurde von Tag zu Tag schlechter. Regen machte die Straße seifig und matschig und Winnie sah schnell aus wie Sau. Viel zu sehen gab es auf dem Cambell Highway nicht. Angeblich soll dieser Highway insbesondere von Bären, Elchen und Grauwölfen umgeben sein, aber wir sahen keine. Kurz vor Watson Lake schneite es dann riesige Schneeflocken vom Himmel und die Sicht war gen Null. Der Schnee war aber zum Glück feucht und blieb zumindest auf der Straße nicht liegen.

Wir stockten in Watson Lake noch schnell unsere Vorräte auf und fuhren dann auf dem Cassiar Highway weiter in Richtung Süden. Mehr und mehr türmten sich schneebedeckte Berge um uns herum auf, aber die Sicht war meistens durch die tiefen Wolken verdeckt. Es regnete und schneite im Wechsel und die Nächte waren bitterkalt.

In Jade City machten wir einen kurzen Stopp und schauten uns die Jadeschleiferei und den dazugehörigen Laden an. Von dem Besitzer erfuhren wir, dass 85% der weltweiten Jade aus Kanada kommt und in riesigen Blöcken nach Neuseeland und China verkauft wird. Sämtliche handgefertigten Schmuckstücke, die man weltweit kaufen kann, werden in China gefertigt. Dort sind die Stundelöhne so niedrig, dass man die Sachen für nur wenige Dollar kaufen kann. In der Auslage des Ladens lagen zwei Kettenanhänger für die Olympiade in Beijing 2008 mit dem offiziellen Olympia-Logo. Diese waren leider nicht zum Verkauf und sollen während der Olympiade dann für 80-100 US$ verkauft werden. Insgesamt wurden davon schon 4 Millionen Stück produziert und die Jade dafür kommt komplett aus British Columbia.

Am Samstag sind wir dann vom Cassiar Highway auf den Highway nach Stewart und Hyder abgebogen. Wir hatten ausnahmsweise mal Glück mit dem Wetter und die Sonne lachte vom Himmel, als wir am Bear Gletscher einen Fotostopp einlegten. Stewart und Hyder sind kleine Dörfer mit bunten Holzhäusern und liegen direkt an einem Meeresarm. Zwischen den beiden Dörfern verläuft die Grenze zwischen Kanada und den USA, aber es gab zum Glück keinen offiziellen US Grenzübergang, an dem wir unser 90-Tage Visum hätten beantragen können. Insofern war der Weg frei für uns zum gigantischen Salmon Gletscher. Dieser liegt gute 40km von Hyder entfernt und man kann ihn nur über eine Schotterstraße erreichen, die steil die Berghänge hochführt. Aber die Fahrt lohnte sich. Am Ende erreicht man einen Aussichtspunkt, der oberhalb des Salmon Gletschers liegt. Der Blick ist fantastisch. So etwas sieht man normalerweise nur, wenn man einen teuren Hubschrauberflug über Gletscher bezahlt.

Auf dem Rückweg nach Stewart machten wir noch schnell kurz vor der Dunkelheit einen Stopp am Fish Creek. Hier hat der National Park Service einen Holzsteg gebaut, von dem aus man die Braun- und Schwarzbären beim Lachsfischen beobachten kann. Normalerweise muss man Eintritt zahlen, aber die Ranger hatten die Kasse schon angebaut und so durften wir kostenlos rein. Und wir hatten richtig Glück, denn ein Grizzly Weibchen watschelte gemütlich durch den flachen Strom auf der Suche nach Beute. Sie nahm überhaupt keine Notiz von den ca. 20 Menschen auf dem Holzsteg, die wie wild Fotos und Videos machten. Wir beobachteten mit Faszination, wie schnell ein Grizzly von Null auf Hundert kommt, wenn ein Lachs frech an ihnen vorbei schwimmt. Die Bärin hatte leider kein Glück, die Lachse waren einen Tacken zu schnell und sprangen aus der Gefahrenzone.


Grizzly im Fish Creek.

Irgendwann gab sie auf und kletterte aus dem Wasser. Sie lief direkt unter uns auf die andere Seite des Holzsteges und pieschte keine 5 Meter von uns entfernt erst einmal auf den kleinen Trampelpfad. War das ein Zeichen ihrer Wertschätzung für uns? Anschließend ging sie seelenruhig an den parkenden Autos vorbei und verschwand im Dickicht.

Es war bereits dunkel, als wir die Grenze nach Kanada wieder überfuhren. In Stewart parkten wir für die Nacht auf dem dortigen Stadtcampingplatz. Dieser war für die Saison eigentlich schon geschlossen, aber es gab keine Schranke und so stellten wir uns einfach auf einen Platz. Wir waren nicht die einzigen Camper dort.

Am nächsten Tag gönnten wir uns eine Take-Away-Pizza zum Mittagessen und fuhren wieder zurück zum Cassiar Highway. Wir sahen mehrere Schwarzbären, die am Straßenrand das Gras fraßen. Leider entdeckten wir auch einen toten Schwarzbären mit blutigem Kopf. Ein trauriger Moment für uns! Die Kanadier nehmen leider keine Rücksicht auf Verluste und rasen in ihren Pickups viel zu schnell.
Schwarzbären am Cassiar Highway.