29.3.-10.4.2008: Álamos

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Ende März haben wir dann Teacapan verlassen. Im nächsten Ort - Esquinapa - kauften wir uns zum Mittagessen ein so genanntes "Diesel-Hähnchen". Seit Wochen hatten uns Edith und Wolfgang davon vorgeschwärmt und jedes Mal, wenn Wolfgang Einkaufen gefahren ist, hat er ein Diesel-Chicken mitgenommen. Was ist das?

An der Hauptkreuzung von Esquinapa wurden Hähnchen direkt am Straßenrand gegrillt und mit den Auspuffgasen von den an der Ampel stehenden Fahrzeugen überzogen. Laut Wolfgang trug diese besondere Würze zum außerordentlichen Geschmack bei.

Während wir also an der roten Ampel standen, duftete es durch die geöffneten Fenster lecker nach Grillhähnchen. Kurz entschlossen sprang Kirsten raus und kaufte eines, während Helen den Winnie direkt hinter der Kreuzung am Straßenrand parkte. Und wirklich ... das Diesel-Hähnchen war köstlich!

Anschließend lief Kirsten mit den abgenagten Knochen zum Laden zurück, um den Müll dort zu entsorgen. In der Zwischenzeit war die Ampel ausgefallen und ein Straßenpolizist regelte den Verkehr. Kirsten hatte an diesem Tag ihren 25-Jahre alten Schlabber-Short an. Das Bündchen ist oben so ausgeleiert, dass sie den Short unter dem T-Shirt aufrollen muss, damit ihr das Teil nicht von den Hüften rutscht. Obendrein ist die Farbe am Hintern total verblasst und der Short ist fast durchsichtig.

Aber im Short steckten braungebrannte Beine und das fiel dem Polizisten natürlich auf. Er stoppte den gesamten Verkehr für Kirsten und grinste von einem Ohr zum anderen. Mexikanischer Macho eben! Kirsten warf ihren Müll in die Tonne und war auf dem Rückweg zum Winnie. Dieses Mal stoppte der Polizist Kirsten und nicht den Verkehr und verwickelte sie in ein Gespräch. Ob sie Amerikanerin sei? Nein, Deutsche! Ahhh, Alemania ... trinkst du auch Bier? Das Übliche eben ... das aber alles auf Spanisch. Kirsten schnackte fröhlich mit ... man ist ja nett zur Polizei. Dann folgte vom Polizisten ein langer Brabbelsatz. Kirsten verstand kein Wort, sagte aber "Si, si!" - und fragte dann aber noch einmal nach, als der Polizist sie ganz verdattert anschaute. Nachdem er den Satz noch einmal langsam wiederholt hatte, verstand Kirsten dann doch, dass der Polizist mit ihr nach seiner Schicht um 16 Uhr ein Bier trinken gehen wollte. Da wir aber weiter mussten, war das natürlich nicht drin.

Als Kirsten wieder am Winnie war, saß Helen auf dem Klo. "Babes, ich geh mal eben mit dem Polizisten ein Bier trinken. Bin gleich wieder da!", scherzte Kirsten. Helen glaubte das tatsächlich und schimpfte später auf den Short. "Man kann Dich keine zwei Minuten alleine lassen, und du wirst angeschnackt. Den Short verbrenne ich!"

Wir fuhren bis Culiacan und verbrachten die Nacht dort auf dem Wal-Mart Parkplatz. In Culiacan gibt es an jeder Kreuzung Fensterputzer. Da kann die Scheibe noch so sauber sein, eh man sich versieht, wird die Schreibe aus 4 Meter Entfernung mit dreckigem Wasser voll gespritzt und der Fensterputzer sitzt auf deiner Motorhaube, um die vorher saubere Scheibe zu säubern. Uns geht das sooooo auf den Keks! Nicht nur, dass wir ständig eine Beule in der Motorhaube haben. Nein, die Scheibe hat anschließend immer dreckige Schlieren und dann wollen sie auch noch Geld dafür haben. Da kannst du nichts machen, das Fahrzeug steht noch nicht einmal, dann springen sie schon vorne drauf!

Kirsten versuchte noch mit abwehrenden Handbewegungen das Unheil zu vermeiden, aber nein, die Mexikaner sehen das Kalifornien-Nummerschild und lassen sich nicht beirren. Noch im Rollen war der Fensterputzer auf die Motorhaube gehüpft und Kirsten machte eine Vollbremsung, damit er vorne gleich wieder runterrutscht. Hätte fast geklappt aber er konnte sich irgendwie halten und grinste uns frech an! Kirsten platzte der Kragen. Da ihr Hirn vor Wut blockiert war, fiel ihr nicht ein Spanisches Wort ein und so schrie sie den Fensterputzer an. "Get off the f...ing ... (ihr fiel das Englische Wort bonnet für Motorhaube nicht ein) ... thing!"

Helen war entsetzt über diese Fäkalsprache ("Das hast du nicht von mir gelernt!"), aber es half - der Fensterputzer machte sich von Dannen und hinterließ eine dreckige Scheibe! Grrrrr!

Die Nacht bei Wal-Mart war erstaunlich ruhig und am nächsten morgen deckte sich Helen beim Sam´s Club mit Zigaretten ein. Wir schlenderten so durch die Gänge und überlegten, was wir denn noch so brauchen und auf einmal ließ Helen einen Freudenschrei los. Cadbury Chocolate Fingers! Und das in der Monsterpackung! Nicht einmal in England gibt es solche Packungen. Helen kaufte natürlich gleich zwei davon und war für den Rest des Tages glücklich. Kirsten, die nicht so eine Süße ist, gönnte sich dafür eine Monster-Leberwurst!

Auf dem Weg in Richtung Álamos muss man durch die Frucht- und Drogenkontrolle an der Grenze von Senora. Für Pkws und Wohnmobile in der Regel kein Problem, denn hier werden vor allem die Laster kontrolliert.

Drei Kilometer vor der Kontrolle mussten wir durch eine lange Kurve fahren und wir stießen auf das Ende der wartenden Laster. Auf der zweispurigen Strecke müssen sich diese auf der rechten Fahrbahn einordnen und die linke freilassen, um den PKW Verkehr durchzulassen. Kaum waren wir um die Kurve rum, versperrten uns aber Laster die linke Fahrspur und wir mussten dahinter stoppen. Kirsten wollte schon immer einmal die gut 600 hintereinander aufgereihten Laster fotografieren und nutzte die Situation, um Fotos zu machen. Zu Fuß lief sie an den vor uns parkenden Lastern vorbei und stellte fest, dass das nur zwei waren. Davor war die gesamte linke Spur frei. Was sollte das denn? Sie lief zu Winnie zurück, um Helen die Lage zu schildern. Ein Mexikaner der hinter uns stand winkte sie ran und fragte was los sei. Kirsten bat ihn doch mal mit den Fahrern der beiden Laster zu sprechen, schließlich sprach er ja fließend Spanisch. "No!" war die Antwort - er wollte wohl bei 38°C nicht sein gut gekühltes Fahrzeug verlassen.

Was nun? Es war schweineheiß draußen und wenn die Laster den Weg nicht frei machen, dann stehen wir hier über Nacht, dachte sich Kirsten. Man konnte an den Lastern nicht vorbei fahren, da sich links neben der Fahrbahn ein tiefer Mittelgraben befand, der die beiden Autobahnrichtungen trennte. Ca. 100 Meter hinter uns gab es einen asphaltierten Durchlass, aber da kamen wir nicht mehr hin, da sich bereits weiterer Verkehr hinter uns gestaut hatte. Einige Mexikaner durchfuhren den Graben mit ihren Pickups und fuhren dann auf der Gegenspur an den Lastern vorbei. Kamikaze! Lebensgefährlich! Und das mit Kindern hinten auf der Ladefläche! Die Polizei war aber weit und breit nicht zu sehen!

Kirsten - immer noch in ihren durchsichtigen Sexy-Shorts - machte sich nun daran mit den Fahrern der beiden Laster zu sprechen. Dafür musste sie erst einmal die Stufen hochklettern, um oben an die Fahrerfenster zu klopfen. Die Fahrer schauten etwas verdattert, dass da nun eine Frau zum Gespräch bat und grinsten von einem Ohr zum anderen. Kirsten holte ihr bestes Spanisch raus und erfuhr, dass der erste Laster auf der linken Spur versuchte, den zweiten Laster hinter sich daran zu hindern weiter zu fahren. Dieser hatte nämlich ganz frech versucht an allen anderen Lastern vorbei zu donnern und das war verständlicherweise ein absolutes Verbrechen.

Kirsten machte dem ersten Fahrer klar, dass er damit aber auch allen anderen die Weiterfahrt versperrte. Die Antwort war ein gleichgültiges Schulterzucken, schließlich würde er ja auch schon 4 Stunden hier in der Schlange stehen.

Da wir uns an diesem Abend noch in Álamos mit Debbie und Dewey verabredet hatten, brauchten wir aber eine Lösung und Kirsten flehte den Fahrer an, uns doch bitte vorbei zu lassen. "No!" - wenn er jetzt den Weg frei macht, dann fährt der andere Laster an allen vorbei und das kommt nicht in Frage.

Kirsten lief darauf hin zum zweiten Fahrer und befahl ihm auf die linke Spur zu wechseln. Dieser beschwerte sich dann aber, dass ihn ja keiner mehr reinlassen würde. Darauf hin lief Kirsten - inzwischen bei 38°C heftig am Schwitzen - wieder zum ersten Fahrer zurück und bat diesen doch bitte ein wenig vor zu fahren, damit sich der zweite Fahrer hinter ihm auf die linke Spur einordnen kann. Dieser weigerte sich zunächst und sagte, dass der zweite Fahrer das bestimmt nicht machen wird.

Kirsten kam dann auf die Idee, dass sie sich einfach auf der rechten Spur dem zweiten Fahrer in den Weg stellt und er sie schon umfahren müsse, um an den Lastern vorbei zu kommen. Fahrer 1 bekam Respekt vor Kirsten und stimmte der Aktion nach einigem Zögern dann zu. Er sprang hinters Steuer und fuhr ein paar Meter vor. Was macht Fahrer 2? Dieser Idiot fährt gerade aus auf Kirsten zu, anstatt gleich rechts rüber zu fahren. Fahrer 1 sieht das in seinem Rückspiegel und versperrt gleich wieder die Fahrbahn. Kirsten - inzwischen stinke sauer auf Fahrer 2 - klettert die Stufen hoch und holt nun ihr Fäkal-Spanisch raus und liest dem Fahrer die Leviten.

Kirsten lief anschließend wieder zu Fahrer 1. Dieser hatte sich aber inzwischen überlegt, dass Kirsten doch erst einmal den anderen Fahrer auf der rechten Spur fragen sollte, ob sich Fahrer 2 überhaupt vor ihm einordnen darf. In den Rückspiegeln sah Kirsten grinsende Gesichter. Endlich war mal was los beim Warten!

Das wollte Fahrer 3 dann natürlich nicht, Kirsten möchte doch bitte Fahrer 4 fragen. Zum Haare raufen! Männer! Und dazu noch Idioten! Fahrer 4 hatte dann Mitleid mit der flehenden Kirsten - vielleicht war es auch der Sexy-Short! - und erklärte sich bereit.

Nach 15-minütiger und sehr schweißtreibender Arbeit haben sie dann die Fahrbahn frei gemacht. Kirsten sprang nur in den Winnie und Helen gab Gummi! Hinter uns hatten sich nämlich auf der linken Spur inzwischen andere Laster aufgereiht, dass konnten Fahrer 1 und 2 aber nicht sehen. Wir kamen jedenfalls durch! Gut, dass Helen den Short nicht verbrannt hatte!

Kaum waren wir durch die Kontrolle durch und hatten wieder freie Fahrt, hupten uns andere Laster beim Überholen an. Über Funk hatten sie wohl von Kirstens Aktion gehört und zollten Respekt.

Wir kamen gerade noch vor Dunkelheit in Álamos an und erzählten die Geschichte kurze Zeit später am Lagerfeuer den anderen Campern.

Am nächsten Tag kochte Helen dann drei große Schalen Shepherds Pie. Debbie und Dewey hatten sich das zum Abschied gewünscht. Sie kam heftig ins Schwitzen, denn im Gegensatz zur Küste war es in den Bergen von Álamos 10 Grad wärmer und im Swimmingpool gab es kein Wasser, da die Pumpe kaputt war.

Wir waren nach Álamos zurückgekehrt, da Helen gerne zusammen mit Rosemary Geburtstag feiern wollte. Am selben Tag wurden sie zusammen 114 Jahre alt!

Doch die Feierlichkeiten sollten schon eine Woche früher starten. Joey - Rosemarys Nachbarin - hatte am Freitag einen Schokoladenkuchen gebacken und die beiden brachten den zum Campingplatz rüber. Super lecker. Gleichzeitig verabredeten wir uns für Montag zum gemeinsamen Mittagessen in einem der Hotels. Joey hatte die Spendierhosen an und lud uns drei ein.

Das Geburtstagslunch war köstlich und richtig lustig. Der reichste Bankier Montanas (um die 80 Jahre alt) saß am Nebentisch und kam rüber zum Schnacken. Er ist ein guter Freund von Andrew und flirtete mit Rosemary und Joey. Joey war super drauf und uns blieb der Mund offen stehen, als sie zu ihm sagte "I still remember your false teeth" (Ich erinnere mich immer noch an deine falschen Zähne). Wir brachen alle am Tisch zusammen. Am Ende ist Joey aber mit dieser fantastischen "Anmache" um das Zahlen herumgekommen. Sie fragte nach der Rechnung und der Ober grinste und sagte, dass der Bankier unsere Rechnung schon bezahlt hatte. Wir haben echt was dazu gelernt - wie Rosemary und Joey mit Mitte-Ende 60 die Männer um den kleinen Finger wickeln ... genial!

Am nächsten Abend waren wir bei Regina, Paul und den Kindern zum Biryani eingeladen. Paul ist Schriftsteller und die ganze Familie hatte vor kurzem 6 Monate in Indien verbracht, damit Paul Recherchen für sein neues Buch machen konnte. Biryani ist ein tolles vegetarisches Gericht. Wir sorgten wie immer für den Nachtisch - Karottenkuchen (was sonst?) mit Schlagsahne. Ein echter Hit bei den Kindern, denn in deren Haus gibt es keinen Ofen zum backen und in sofern war der Kuchen eine Rarität.

Am Donnerstag hatte Helen dann endlich Geburtstag. Sie telefonierte nach England und Deutschland und am frühen Nachmittag kam Annabelle mit einem 6er-Pack Bier vorbei. In den letzten beiden Tagen war der Swimmingpool endlich wieder mit Wasser gefüllt worden und wir genossen die Abkühlung an diesem warmen Tag. Das Bier haute bei der Hitze aber ganz schön rein!

Wir lagen noch auf den Liegestühlen, als Rosemary mit dem Auto vorfuhr. Sie wollte uns Bescheid geben, dass das geplante Restaurant leider bereits für die Saison geschlossen war und wir nun nach einer Alternative im Dorf suchen mussten. Sie wartete 25 Minuten auf uns, damit wir schnell duschen konnten. Bei Andrew und Rosemary gab es dann ein Glas Champagner. Bier und Wein auf leeren Magen ... der Kopf schwummerte leicht. Rosemary versorgte uns mit einem Snack - Käse-gefüllte Chillies im gebratenen Schinkenmantel.

Eine Stunde später sind wir dann durchs Dorf gefahren. Alternative 1 war leider auch geschlossen und so mussten wir dann doch ... oh Schande ... in das 7-Sterne Spahotel von Álamos - die Hacienda Todos Santos. Laut Andrew ist hier das Essen normalerweise teuer aber nicht unbedingt gut und in sofern war es eigentlich nur die dritte Wahl. Aber an diesem Abend war das Menü fantastisch - als hätten sie gewusst, dass Helen und Rosemary Geburtstag haben.

Wir bekamen zum Auftakt Hähnchen-Rollen im Blätterteig. Es folgten Salat, Melonensorbet, und das Hauptgericht. Helen hatte die Schweinerippen, Kirsten den gebratenen Lachs. Rosemary und Helen schafften zur Feier des Tages dann auch noch den Nachtisch. Andrew und Kirsten harmonierten zusammen ein perfektes "Happy Birthday" und später kam dann auch noch die Mexikanische Live-Band an unseren Tisch und sang den beiden ein Ständchen.

Ein toller Abend in einer super und sehr noblen Atmosphäre!