07.-13.05.2007: White House Canyon - Antelope Canyon - White Hoodoos - Hackberry Canyon
Nach unserem Fehlschlag am Buckskin Gulch, wollten wir es nun von der anderen Seite versuchen. Dazu muss man aber erst einmal über 11km den Whitehouse Canyon entlang laufen, der dann am unteren Ende auf den Buckskin Gulch und den Paria Canyon trifft.

Die ersten 6,5km des Whitehouse Canyons führen durch ein relativ breites Flussbett und bereits morgens um 8 Uhr knallte die Sonne auf uns runter. Die letzten 5km des Whitehouse Canyons verengen sich dann immer mehr bis zum Zusammenfluss mit dem Buckskin Gulch und dem Paria Canyon.

Die Ranger hatten uns den Paria Canyon ans Herz gelegt. Dieser sollte sich in den so genannte "Narrows" schlangenförmig verengen und spektakulär sein. Wir liefen von der Confluence (dem Zusammenfluss der drei Canyons) etwas über 3km in den Paria, fanden den aber dann doch überraschend breit und nicht wirklich sehenswert. Wir drehten um und machten uns stattdessen in das untere Ende des Buckskin Gulchs auf. Das war dann ein ganz anderer Schnack! Fantastisch wie eng sich der Canyon in fein geschliffenen Sandsteinwellen zeigte. Riesige Felsbrocken klemmten zwischen den senkrechten Wänden und man musste unter durch laufen oder krabbeln. Hinter jeder Biegung tat sich etwas Neues auf. Der Wahnsinn!

Nach gut 4km drehten wir dann aber um. Eine Steinblockade (gut 7m hoch) versperrte uns den Weg. Man hätte sich über ein Seil die Felsen hoch hangeln können, aber uns fehlte nach bereits zurückgelegten 16km Wandern die Kraft dafür und wir mussten ja noch ganz wieder zurück.

Die letzten 6,5km in der sengenden Spätnachmittagssonne im Whitehouse Canyon waren dann eine echte Qual. Durch den tiefen Sand stapften wir wie zwei Automaten Schritt für Schritt in Richtung Winnie. Die Füße taten sooooooooooo weh und die Hitze verursachte Kopfschmerzen. Warum tut man sich das nur an, fragten wir uns mehrfach und trieben einander an. Wir schaffen das ... wir schaffen das!

Und ja, völlig am Ende mit unseren Kräften erreichten wir den Winnie (nie sah er schöner und besser aus!!!) nach über 10 Stunden und über 30km Wandern und zogen erst einmal die Schuhe aus! Der Kühlschrank zog uns an wie eine Fatamorgana und wie hätten uns an den kalten Getränken tot saufen können.

Nach einer Stunde Pause waren wir dann wieder erholt und waren glücklich über einen weiteren spektakulären Tag!

Am nächsten Tag fuhren wir dann zum Einkaufen und Benzin tanken nach Page. Anschließend ging es weiter zum berühmten Antelope Canyon. Dieser liegt im Reservat der Navajo Indianer und kostet richtig Schotter. In den Upper Antelope Canyon kommt man nur, wenn man an einer Gruppenführung teilnimmt, die gut 1,5 Stunden dauert und 26 US$ kostet. In den Lower Canyon kann man auf eigene Faust rein laufen und sich Zeit beim Fotografieren lassen. Der obere Canyon soll breiter und leichte begehbar sein. Außerdem gibt es Sonnenstrahlen, die durch enge Stellen auf den Boden scheinen. Im unteren Canyon muss man sich zum Teil seitwärts durch die enge Spalte zwängen und an einigen Stellen geht es über Metallleiter steil bergab - nichts für Menschen mit Höhenangst.

Da Helen nicht noch einen weiteren Slot Canyon für teures Geld sehen wollte, machte sich Kirsten mit der Kamera auf in den unteren Antelope Canyon (21 US$). Außer ihr waren noch fünf Profi-Fotografen in der 500m langen Spalte unterwegs. Man nahm Rücksicht aufeinander und jeder konnte in aller Ruhe seine Fotos machen. Helen fehlte natürlich als ansonsten allseits bereites Fotomodell, aber Kirsten genoss dennoch die spektakulären Farben dieses Slot Canyons. Von Orange, über Rosarot, hin zu Lila ... das sieht man sonst nirgendwo. Trotz des Geldes wirklich sehenswert! Die Fotos sagen mehr als Worte.

Nicht weit von Page entfernt befinden sich die White Hoodoos - unsere nächste Attraktion. Wir fuhren mit dem Winnie auf einer Schotterstraße bis zum Wahweah Creek. Da dieser noch ein wenig Wasser hatte, parkten wir auf einer kleinen Anhöhe neben dem Fluss. Am nächsten Tag machten wir uns dann zu einer erneut mörderisch heißen 15km langen Wanderung auf. Wir hatten von der Rangerstation ein paar Karten bekommen, die uns aber mehr verwirrten, als klar den Weg zeigten. Und so verliefen wir uns prompt in den falschen Flusslauf. Wir wunderten uns nach ein paar Kilometern, dass kaum noch Fußspuren im Sand zu sehen waren und schauten etwas dumm aus der Röhre. Waren wir falsch? Sollen wir umkehren? Oder sind wir doch auf dem richtigen Weg? Plötzlich hörten wir das Knattern eines ATVs (All-Terrain-Vehicle) und Sekunden später bog ein Mann mit Hund auf der Motorhaube um die Ecke. Ein Farmer, der über den Winter seine Kühe von Flagstaff aus hierher zum Weiden bringt. Er kannte sich bestens in dieser Walachei aus und schickte uns auf den richtigen Weg.

Natürlich mussten wir erst einmal ganz zu unserem Ausgangspunkt zurück. Aber wir waren nicht die einzigen, die sich an diesem Tag verliefen. Um 7 Uhr war ein junger Mann gestartet und der verlief sich 5 Stunden lang in einem anderen Flusslauf, bevor ihm das Ganze Spanisch vorkam. Wir trafen ihn auf dem Rückweg von den Hoodoos und da hatte er noch gut zwei Stunden vor sich, um die Hoodoos zu erreichen.

Nach unserem Umweg benötigte wir dann immerhin noch drei Stunden, um zu den Hoodoos zu kommen. Keine leichte Wanderung durch den extrem tiefen Sand - kein Baum spendete Schatten in dem breiten Flussbett und die Hitze setzte uns erneut zu. Aber die Hoodoos waren diese erneute Strapaze wert.

Wir trafen ein Deutsches Ehepaar aus Stuttgart, das erst am Nachmittag zu den Hoodoos aufgebrochen war. Beide waren um die 70 Jahre alt und die Frau hatte deutliche Hüftprobleme. Wir befanden uns bereits auf dem Rückweg und erklärten ihnen, wie man am besten zu den Hoodoos kommt. Es gibt insgesamt drei verschiedenen Hoodoo-Formationen, die aber alle innerhalb eines halben Kilometers liegen. Die besten - die White Hoodoos mit dem berühmten "Tower Of Silence" - sind die letzten in dieser Kette und wir empfahlen den Stuttgartern dort zuerst hinzugehen und sich die anderen dann auf dem Rückweg anzuschauen. Denn die Sonne ging gegen 19 Uhr unter und dann ist es zappenduster in dieser Wildnis.

Kurze Zeit später stießen wir auf zwei jüngere Männer aus München, die jeweils nur eine 33ml-Wasserflasche mit sich trugen (und das für eine 5-6-stündige Wanderung!!!). Da wir selbst kaum noch was zu trinken hatten, konnten wir auch nichts abgeben.

Wir erreichten Winnie gegen 16 Uhr und warteten auf die anderen Deutschen. Man macht sich ja schon Sorgen! Die beiden Münchner kamen gegen 18.30 Uhr zurück und hatten nicht einmal mehr die Kraft "Hallo" zu sagen. Ähnlich wie bei unserem 30km Marsch durch den Whitehouse Canyon waren sie total dehydriert und rissen förmlich die Tür ihres Mietwagens auf, um aus der inzwischen heißen 2L-Fantaflasche zu trinken. Waasssserrrrr!!!

Die Stuttgarter kamen dann kurz vor Sonnenuntergang zurück und mussten leider noch vor den White Hoodoos umdrehen, da sie nicht die totale Dunkelheit riskieren wollten. Sehr vernünftig, aber dennoch sehr schade, da sie am Ende nur 100m von den White Hoodoos entfernt waren. Kirsten kamen da fast die Tränen - diese Wanderung war ja nicht gerade ein Spaziergang und wenn man dann am Ende nicht das Ziel erreicht, ist das schon dramatisch. Aber Hut ab! Ob wir das mit 70 auch noch schaffen ...

Am nächsten Tag war es noch heißer und wir beschlossen nach all den Strapazen einen Ruhetag einzulegen. Wir genossen unsere Einsamkeit neben dem Fluss ... aber nicht für sehr lange. Ein schwarzer Pickup fuhr an uns vorbei und parkte auf der anderen Seite des Flusses. Kurze Zeit später hörten wir Pistolenschüsse. Vater und Sohn (ca. 10 Jahre alt) machten in der Wildnis ihre Schießübungen. Die Schüsse kamen immer näher und wir zuckten bei jedem Knall zusammen. Es war wie im Krieg! Dann sahen wir Sohnemann auf uns zukommen. Er lud eine Kugel nach der anderen und feuerte sie dann unmotiviert in die kleinen Wasserlöcher im Fluss. Bei uns stellten sich die Nackenhaare hoch. In einem Land mit so vielen Verrückten ist es nicht unbedingt auszuschließen, dass da von einer Sekunde auf die nächste irgendwo eine Birne durchknallt und wir womöglich zum Ziel der Schießübungen werden. Nach gut einer Stunde Geballere zogen die beiden dann aber zum Glück wieder ab und wir hatten unsere Ruhe!

Wir beschlossen dennoch die Nacht woanders zu verbringen und fuhren zum Paria Movie Set. Hier wurden in den 60-iger Jahren berühmte Western mit Frank Sinatra und Sammy Davis Junior gedreht. Vor ein paar Jahren sind die alten Gebäude einem Brand zum Opfer gefallen, aber die Umgebung mit den farbig gestreiften Felsen ist dennoch ein Blick wert.

Die 8km lange Sand-/Schotterstraße führte am Ende steil zum Fluss hinunter und wir machten uns Sorgen, dass wir da nicht wieder hoch kommen - zumal sie auch noch sehr kurvig ist und man auf flachen Stücken nicht wirklich Schwung holen kann. Na ja, jetzt waren wir jedenfalls unten und mussten diese Sorgen auf den nächsten Tag verschieben. Der Sonnenuntergang auf den roten Felsen war aber spektakulär. Wir fanden einen sehr schönen Platz inmitten der Berge - währen aber vorher noch fast im tiefen Sand des Flusslaufes stecken geblieben. Und weit und breit waren wir erneut die einzigen vor Ort. Da hätte uns niemand rausziehen können. Aber Winnie schaffte es zum Glück von alleine! So viel zum Thema "Ruhetag"!

Am Freitag taten wir uns eine erneute 15km lange Wanderung an - inzwischen waren wir ja echt fit geworden und die 15km waren schon fast ein Spaziergang ... dachten wir jedenfalls. Früh morgens ging es vom Paria Movie Set durch den Box Canyon. Der Fluss musste mehrfach überquert werden und Kirsten strauchelte bei einem Übergang gewaltig und musste wohl oder übel mit dem ganzen Fuß ins Wasser, um ihre Kamera vor dem Ertrinken zu retten. Aber der Tag war erneut mörderisch heiß und der Schuh trocknete im Nu.

Auf dem Weg zum Hackberry Canyon (unser Tagesziel) mussten wir durch Kuh-Terrain. Überall weideten die behörnten Viecher im Canyon und wir suchten unseren Weg durch die Kuhscheiße. So hatten wir uns den Tag eigentlich nicht vorgestellt und stapften am Ende vom Fluss zur Cottonwood Road (eine Schotterstraße) hoch. Man hatte uns abgeraten diese mit dem Winnie zufahren, aufgrund der vielen tiefen Dellen nach den letzten Überschwemmungen. Die Straße zeigte sich aber in einem hervorragenden Zustand und war offensichtlich gerade erst von Raupen geebnet worden. Das hätten wir mit Winnie locker schaffen können.

Nach Stunden Kuhscheiße und Hitze erreichten wir dann den Eingang des Hackberry Canyons. Auf voller Breite hatte der Fluss ca. 2-3cm Wasser und wir warteten mit unseren Wanderschuhen da durch. Andere zogen die Schuhe aus und liefen über den weichen Sand. Nach gut 2,5km sollte man Dinosaurierspuren in einem Felsen entdecken können, aber wir fanden sie nicht, obwohl wir mit Händen und Füßen über die Felsen krackselten.

Im Canyon hatten wir Cathy und John kennen gelernt, die mit dem Auto direkt zum Hackberry Canyon gefahren waren. Wir holten sie am Parkplatz ein und fragten, ob sie uns ein Stück die Straße mit runter nehmen können. Es stellte sich heraus, dass sie auf dem Weg zum Paria Movie Set waren und so kamen wir in den Genuss eines kostenlosen Rücktransportes zum Winnie. Super! Und eine echte Erleichterung, denn der Rückmarsch in der Hitze hätte uns nicht wirklich Spaß gemacht.

Wir schafften sämtliche Wasserflaschen auf den Beifahrersitz von Winnie, um ihn den Berg hochzubekommen. Kirsten stapfte in der Hitze den steilen Anstieg hoch, um Fotos zu machen und Helen gab Gummi! Wir hätten uns keine Sorgen machen müssen. Winnie schaffte den Anstieg locker. Der Gute!

Noch vor der Hauptstraße hielten wir an, um schnell unter die Solardusche zu springen. Der Körperschweiß roch doch heftig und in der engen Fahrerkabine macht sich das nicht so gut.

In Kenab "genossen" wir McDonalds (Burger King gab es nicht) und fuhren in der Abendsonne dann weiter Richtung Norden. Kirsten war am Steuer und spürte etwas Nasses auf ihren Oberschenkeln. Sie dachte erst, dass Vogelscheiße durch das offene Fenster gekommen war. Es stellte sich aber heraus, dass eine Biene gegen das kleine Dreiecksfenster geprallt war und nun direkt in Kirstens Schritt lag. Kein guter Ort und folge dessen machten wir eine Vollbremsung, um das Teil zu entfernen. Kurze Zeit später wurde Kirsten dann doch noch von einer anderen Biene in den Fuß gestochen. Diese hatte sich in ihre Latschen verirrt.