01.-06.05.2007: Coyote Buttes - Fredonia - White House Canyon
Am nächsten morgen fand dann die Verlosung der 10 Permits statt. Wir trugen uns als zweites in die Liste ein und bekamen entsprechend die Nummer 2. An der Eingangstür zur Rangerstation konnten wir die Anzahl der Bewerber aus der letzten Woche sehen, im Schnitt 50-60 pro Tag. Wir hatten aber wie beim letzten Mal das Glück, dass wir den Tag mit den wenigsten Bewerbern erwischt hatten. 2004 waren es 11 und wir wurden als erstes aus dem Hut gezogen. Damals standen unsere Namen noch auf einem zusammengefalteten Papier. Inzwischen war man modern geworden und jeder Bewerber bekam eine Kugel mit einer Zahl, die wie beim Lotto in einem runden Gefäß landete.

Um Punkt 9 Uhr stieg die Spannung und die Kugeln rollten. Unsere Kugel rollte als zweites aus dem Gefäß. Yeehhaaa ... wir hatten es erneut geschafft. Am Ende waren es 5 Deutsche, 1 Engländerin (Helen), 2 Franzosen und 2 Amis. Europa sackte ein und entsprechend sauer waren die Amerikaner. Es kamen sogar Vermutungen auf, dass die Deutschen sich alle kannten und eigentlich eine Gruppe waren, sich für die Verlosung aber aufgeteilt hatten. Das stimmte aber nicht.

Da das Wave-Permit für den nächsten Tag galt, suchten wir nach einer Alternative für den heutigen Tag. Wir hatten draußen am Informationskasten gesehen, dass man für die South Buttes ebenfalls ein Permit benötigt. Die Wave war in den North Buttes und wir fragten die Rangerin, was denn in den South Buttes zu sehen sei. Es stellte sich heraus, dass es dort ebenfalls eine etwas kleinere Wave gibt und das umliegende Gebiet im Prinzip genauso schön ist, wie die North Buttes Gegend.

Na, das hörte sich doch gut an. Wir bekamen ohne Probleme und ohne Lotterie das Tagespermit für die South Buttes, da niemand anderes danach fragte. Pro Permit zahlt man 5 US$, aber die sind das Geld wirklich wert!

Leider war das Wetter inzwischen wolkig und die Luft recht schwül geworden, als wir uns zu den South Buttes aufmachten. Vom Highway 89 geht es 16 Meilen lang auf der Houserock Road (eine Sand-/Schotterstraße) bis zur Abzweigung zum Paw Hole. Mit einem Allrad-Fahrzeug hätten wir die nächsten 2,5 Meilen auf der Sandstraße zum Paw Hole fahren können, aber mit Winnie hatten wir keine Chance. Direkt bei der Abzweigung scheiterten wir schon an einer tiefen Delle und ließen den Winnie deshalb lieber neben einem ausgetrockneten Wasserloch für die Kühe stehen.

Wir zogen und die Wanderschuhe an und stampften in einer Stunde die Sandstraße hoch. Ein junger Mann erklärte uns kurz vor dem Parkplatz für die South Buttes, wo genau sich die Wave II befand und wir hatten keine Probleme sie zu finden.

Sie ist bei weitem nicht so spektakulär wie die Wave in den North Buttes, aber die umliegenden Sandsteinformationen sind fantastisch. Wir stapften durch den recht tiefen Sand bis auf ein Plateau hoch und trafen dort einen Deutschen Profi-Fotografen, der mit seiner schweren Kameraausrüstung unterwegs war (zur Achim Fischer Webseite). Er gab uns den Tipp noch bis auf das nächste Plateau hoch zu laufen, dort konnte man Haifischartige Gesteinsformationen sehen. Wir schnackten gut zwei Stunden mit ihm und tauschten Tipps zu weiteren Sehenswürdigkeiten aus.

Da es langsam spät und der Himmel inzwischen bedrohlich grau aussah, machten wir uns im Eilschritt zum nächsten Plateau auf und sahen rot blühende Kakteen inmitten von fantastischen Gesteinserosionen. So etwas hatten wir bis dato noch nicht gesehen - teilweise erinnerten uns die Formationen an Kartoneinsätze für Weinflaschen. Irre!

Auf dem Rückweg verliefen wir uns ein bisschen, aber das führte uns nur zu weiteren sehenswerten Sandstein-formationen und Kirsten klickte, was das Zeug hielt. Kurz vor Sonnenuntergang erreichten wir dann wieder Winnie. Dieser sah etwas anders aus, als wir ihn vor ein paar Stunden verlassen hatten. Die Außenspiegel waren verbogen, die Motorhaube war überseht von schlammigen Drecksspuren und wir hatten perfekte Kuhnasen-Abdrücke auf unseren Scheiben! Scheinbar war Winnie die Attraktion des Tages für die "lokale Bevölkerung" während unserer Abwesenheit.

Wir verbrachten die Nacht auf dem kostenlosen Campingplatz auf der Houserock Road. Am nächsten morgen lachte die Sonne vom Himmel und wir entschlossen uns die Wave dieses Mal von einer anderen Seite anzugehen. Schon beim letzten Mal trafen wir jemanden in der Wave, der über den Notch, statt über die ansonsten übliche Rute gelaufen war. Wir hatten uns bei der Rangerstation erkundigt, wie man vom Notch zur Wave kommt, wurden dort aber mit den Worten abgewiegelt, dass das zu schwer sei und man aus diesem Grunde gar nicht erst detaillierte Informationen rausrücken wollte. Stattdessen bekamen wir die farbig markierte Wegkarte mit allen Details und Bildern für die reguläre Strecke in die Hand. Vor drei Jahren musste man noch Fotos von den Fotos in der Rangerstation machen und sich die verbalen Erklärungen des Rangers mit der Hand notieren. Aber der Hype für die Wave hatte in den drei Jahren deutlich zugenommen und insofern war man auch bei der Rangerstation professioneller geworden.

Trotz nicht vorhandener Information zum Notch, machten wir uns frohen Mutes auf den Weg. Alle Wege führen nach Rom bzw. zur Wave, dachten wir uns. Into the Unknown!

Auf einer recht groben Umgebungskarte sahen wir eine Verengung zwischen den hohen Bergwänden und nahmen diese als Orientierung. Vom Campingplatz aus liefen wir gut eine halbe Stunde auf der Straße in Richtung Süden und kamen zu einem kleinen Platz, von dem ein Trampelpfad über einen Kamm führte. Oben angekommen, breitete sich eine Grasfläche von ca. 500m Tiefe vor uns auf. Wir sahen mehrere Verengungen zwischen den hohen Bergen und wussten nicht recht, in welche wir nun gehen sollten. Die Ranger hatten uns aber gesagt, dass es Steinzeichnungen in dieser Gegend gibt und der Notch links davon liegt. Kirsten entdeckte aus weiter Entfernung einen großen Felsen in den Bergen mit einer abgeflachten Fläche und dachte sich, dieser Felsen könnte ideal für Petroglyphs sein. Wir staksten durch die Gräser und kleinen Büsche direkt darauf zu und siehe da, die Petroglyphs waren tatsächlich auf dem Felsen.

Vom Felsen aus bewegten wir uns nach links und landeten auf einem recht sichtbaren Trampelpfad, der steil nach oben und scheinbar über einen schmalen Sattel über die Berge führte. Wir folgten dem Pfad so weit es ging, verloren dann aber zwischen riesigen Felsbrocken die Orientierung. Von nun an hieß es über Felsen klettern und sich irgendwie einen Weg nach oben finden. Wir standen schließlich auf dem Sattel und hatten einen fantastischen Blick auf die North Buttes.

Noch komplizierter als der Aufstieg, erwies sich dann aber der Abstieg auf der anderen Seite. Vor uns lag eine steile Sanddüne. Es war wie beim Skifahren ... man rutschte einfach auf den Füßen runter. Na ja, Helen musste natürlich noch einen Stunt hinlegen und verletzte sich dabei den Ellenbogen. Nach der Sanddüne folgte dann aber ein tiefer Abgrund, den wir von oben nicht sehen konnten. Keine Chance darunter zukommen, und so mussten wir den Sand ein gutes Stück wieder hoch stapfen, um dann anschließend einen anderen Weg durch die Felsen zu finden. Insgesamt mussten wir dreimal umkehren und andere Wege finden. Ganz schön anstrengend. Schließlich kamen wir dann aber unten im ausgetrockneten Flussbett an und konnten von dort aus sehen, dass wir statt der Sanddüne besser ganz oben noch ein Stück weiter nach links hätten laufen sollen. Von unten sah man einen kleinen Trampelpfad, den offensichtlich andere Wanderer benutzt hatten.

An diesem Tag waren wir aber weit und breit die einzigen, die über den Notch zur Wave liefen. Ein herrliches Gefühl in dieser einmaligen Landschaft. Unglaublich wie vielfältig und spektakulär diese Sandsteinformationen über Millionen von Jahre durch Wind und Wasser geformt wurden. Wo man nur hinschaute, sah man Wellen und bunte Streifen!

Nach mehr als 3,5 Stunden fanden wir dann die Wave, blieben dort aber nur 20 Minuten, da wir das letzte Mal dort schon Stunden verbracht und Hunderte von Fotos geschossen hatten. Da die roten Felsen in der Hitze nur so glühten, entschlossen wir uns über den konventionellen Weg zurück zum Campingplatz zu laufen. Wir trafen die anderen Deutschen und Franzosen und man sah das begeisterte Glühen in ihren Augen. Diese Gegend ist weltweit eine der besten und einfach ein Muss für Reisende!!!

Erschöpft, aber sehr, sehr glücklich erreichten wir nach über 6 Stunden und 14,5km wandern, unseren Winnie. Ahhhh ... die eiskalte Sprite mit Zitronenspritzer tat ja so gut! Schuhe aus, Beine und Seele baumeln lassen und am Ende eine heiße Solardusche! Was will man mehr an solch einem Tag?!

Für den nächsten Tag war ein weiteres Highlight geplant - der Buckskin Gulch. Vor drei Jahren waren wir schon einmal gut 10km in den engen Slot Canyon gelaufen und wir wollten dieses Mal noch weiter. In der Rangerstation hatte man uns aber gesagt, dass an einer Stelle das Wasser bis zur Hüfte geht. Wir hofften, dass die starke Sonne inzwischen den Wasserstand etwas gesenkt hatte. Die ersten 3km waren kein Problem, dann tauchte aber der erste Pool vor uns auf, den man noch ohne Probleme über ein paar Steine überqueren konnte. Beim nächsten Pool waren die Steine dann schon etwas weiter voneinander entfernt und wir schafften es trocken auf die andere Seite nur mit Hilfe unserer Wanderstöcke, die wie ein drittes Bein funktionieren. Beim dritten Pool hieß es dann Schuhe ausziehen. Helen hatte ihre Tevas dabei und watete ohne Probleme durch das überraschend eiskalte Wasser. Kirsten musste barfuss durch - keine leichte Aufgabe, da das Wasser im Pool schlammig war und man den Boden nicht sehen konnte. Überall lauerten spitze Steine und man hätte sich leicht den Knöchel bei einem unüberlegten Schritt brechen können.

Wir dachten "das war´s" - keine weiteren Pools und zogen uns die Wanderstiefel wieder an. Kaum waren wir um die nächste Biegung gelaufen, taten sich weitere Pools auf und sie wurden immer tiefer. Eine Männergruppe, die uns inzwischen überholt hatte, gab uns Pool für Pool einen Lagebericht. Wir benötigten über eine Stunde, um durch 6 Pools zu waten und unsere Füße wurden immer blauer. Kirstens Füße hatten inzwischen aufgeraute Fußsohlen, da sie sich schon gar nicht mehr die Mühe machte, zwischen den Pools ihre Schuhe anzuziehen.

Am siebten Pool endete dann unser Tagesabenteuer. Einer der Männer war extra zu uns zurückgekehrt und meldete "Wasser bis über die Hüfte!". Na super! Wir sahen uns mit Blasenentzündung und am Tropf hängend und entschieden uns umzukehren. Hätten wir einen extra Satz an Klamotten dabei gehabt, währen wir diese letzte Hürde wohl noch angegangen, denn danach gab es keine weiteren Pools mehr. Aber mit nassen Hosen und erfrorenen Beinen wollten wir die Gefahr einer Krankheit nicht eingehen. Manchmal muss man seine Grenzen einfach erkennen und es sein lassen.

Etwas enttäuscht machten wir uns durch die 6 Pools wieder auf den Rückweg, sonnten unseren erfrorenen Füße und Beine an einer breiten Stelle im Canyon und freuten uns am Ende durch über unser kleines Abenteuer. Man stapft ja nicht alle Tage in einem Slot Canyon durchs Wasser. Wir erfuhren später, dass die Pools bereits vor zwei Monaten durch schwere Regenfälle erzeugt worden waren. Interessanterweise aber nicht durch eine Springflut im Canyon, sondern durch Überläufe. Die Regenmassen waren vom Plateau aus über die Kante in Form von Wasserfällen in den Canyon gelaufen. Da die Sonne den Canyonboden an dieser Stelle nicht erreicht, war der Wasserpegel in den Pools trotz der langen Zeit nicht zurückgegangen.

Und wo wir gerade beim Erzählen von Buckskin Gulch Geschichten sind ... hier noch eine, die wir uns anhören mussten. Kühe und Pferde verirren sich manchmal in den Gulch und verlieren im Gewirr der engen Spalten die Orientierung. Im Frühjahr fanden Ranger ein totes Pferd an einer sehr engen Stelle. Das Teil stank aufgrund der fortgeschrittenen Verwesung schon bis zum Himmel (im wahrsten Sinne des Wortes!). Da es keine Möglichkeit zum regulären Abtransport gab, musste das Pferd von Experten gesprengt werden - ohne dass die Canyonspalten zusammenstürzen. Man spickte den Pferdekörper mit Sprengstoff, vergas aber den Kopf. 5...4...3...2...SPRENGUNG! Der Pferdekopf schoss in die Luft und landete angeblich auf einem der Sprengmeister. Die Geschichte wurde uns so erzählt. Ob sie auch wahr ist ... ich weiß nicht. Aber bei den Amis ist alles möglich!

Wir verabschiedeten uns von den North und South Buttes und checkten die Wettervorhersage in der Rangerstation. Es war Regen und sogar Schnee für die nächste Tage vorausgesagt und so machten wir uns nach Fredonia auf, um diese Tage auf einem Campingplatz auszusitzen. Wir hatten uns auf eine richtige Dusche, Wäschewaschen und Schreiben unserer Webseite gefreut, mussten dann aber vor Ort feststellen, dass es in den letzten 6 Monaten zu einem Besitzerwechsel auf dem Campingplatz gekommen war und wir nicht mehr den 50%igen Rabatt über unsere Passport America Mitgliedschaft bekamen. Statt 10 US$ kostete uns die Nacht nun 20 US$. Wir blieben deswegen nur eine und mussten uns tierisch mit der Wäsche und allem anderen Drum- und Dran abhetzten.