01.-30.04.2007: Roosevelt Lake - Payson - Sedona
Wir brauchten 2,5 Fahrtage, um den Grenzübergang in Mexicali zu erreichen. Laut unserem Campingführer gab es hier zwei Übergänge in die USA und Wohnmobilbesitzer sollten den ersten nehmen, da es dort das Banjercito für die Aus- und Einreisepapiere für Mexiko gab. Über ein Gewirr von Einbahnstraßen fanden wir endlich die richtige Straße für den US-Übergang. Leider war die Autoschlange dort über einen Kilometer lang - und das zweispurig! Während Helen den Winnie in der Affenhitze Meter für Meter in der Schlange vorwärts bewegte, machte sich Kirsten zu Fuß auf, um unsere und Winnies Ausreise aus Mexiko abzustempeln. Schweißgebadet kam sie bei der Immigration an und konnte ohne Probleme unsere Touristenvisa abgeben. Die Ausreisepapiere für Winnie konnte man aber seit dem 1. April nicht mehr an diesem, sondern nur noch am zweiten Grenzübergang abfertigen. Der lag 8km entfernt. Kirsten hetzte sich mit Latschen ab und rannte so schnell sie konnte zum Winnie zurück, um Helen aus der Schlange zu holen. Aber es war schon zu spät - Helen hatte bereits den Bereich erreicht, in dem schwere Betonwände die "Rückreise" nach Mexiko verhinderten. Ob wir da nun ein Problem für die nächste Einreise nach Mexiko bekommen, werden wir erst wieder in 6-7 Monaten erfahren. Insgesamt hat der gesamte Grenzprozess dann drei Stunden gedauert! Nie wieder Mexicali!

Die Fahrt nach El Centro in Kalifornien dauerte dann nur eine halbe Stunde und wir erreichten das DMV (Departement for Motor Vehicles) gerade noch 15 Minuten vor Torschluss. Ohne einen weiteren Theorietest ablegen zu müssen, verlängerten wir unsere Führerscheine. Helen wäre dabei fast noch am Sehtest gescheitert. Ihr linkes Auge konnte die Buchstaben mal gerade eben so lesen. Da muss wohl demnächst eine Brille her. 2003 hat uns der Führerschein noch 12 US$ gekostet, jetzt waren es schon 27 US$! Die Preise steigen enorm in den USA. Das haben wir vor allem beim Benzin festgestellt. Anfang November 2006 haben wir in Yuma noch 2,15 US$ pro Gallone bezahlt. 5 Monate später lag der Preis in Kalifornien schon wieder bei 3 US$. In Mexiko hatten wir zum Glück unseren Tank noch für 2,50 US$ gefüllt.

Wir verbrachten die Nacht in El Centro auf einem Wal-Mart Parkplatz. Neben uns stand ein Wohnmobil mit eigenem WiFi-Internetanschluss und wir konnten ohne Probleme unsere Mails lesen. Am nächsten morgen haben wir dann mal eben für fast 200 US$ eingekauft. Darunter befand sich eine WebCam für die Telefonvideoübertragung, jetzt kann man uns über Skype auch live sehen.

Die nächsten beiden Tage verbrachten wir auf einem PA-Campground in den Imperial Sand Dunes nahe Yuma. Eigentlich wollten wir uns dort ein wenig länger entspannen, aber die Temperaturen lagen bei 36°C und es war so schwül, dass wir tagsüber draußen im Schatten sitzen mussten, mit den Füßen in kalten Wasserschüsseln. Immerhin schaffte es Kirsten die Energie aufzubringen, um Helen mal wieder die Haare zu schneiden.

Wir hatten genug von der Hitze und machten uns in die Berge nahe von Phoenix auf. Hier verbrachten wir 4 entspannte Tage direkt am Roosevelt Lake. Wir fanden einen kostenlosen Stellplatz und standen dort Mutterseelen allein für ein paar Tage.

Helen feierte dort ihre Geburtstag mit einer dicken Kerze in ihrem geliebten Bran-Muffin. Kirsten sollte für den Tag die Sklavin spielen, scheiterte dann aber schon nach nur wenigen Stunden. Morgens gab´s für Helen noch eine Massage und Frühstück und ein paar andere nette Dinge ... zum Nachmittag hin strauchelte der Sklaven-Service aber mehr und mehr. "Ich habe Lust auf eine Tasse Kaffee", ließ Helen verlauten. Kirsten, die bereits erschöpft von der Sklavenarbeit ein Nachmittagsschläfchen machte, murmelte nur: "Für mich nicht. Danke!". Es folgte ein ominöses Schweigen und als Kirsten den Blick hinüber zu Helen wagte, sagte das Gesicht mit hochgezogenen Augenbrauen ganz deutlich "I don´t care if you want a cup of coffee or not. You are supposed to make me one!"

Anschließend ging es für zwei Nächte auf einen Campingplatz mit sehr schnellem Internetanschluss in Payson. Das Wetter hatte sich verschlechtert. Ein starker Wind ließ die harten Beeren von den Bäumen auf Winnies Dach prasseln und am zweiten Tag hatten wir sogar kurz Hagel! Der Mogollon Rim war wegen Schneematsch leider gesperrt.

Auf dem Weg nach Sedona hielten wir kurz beim Montezuma Castle National Monument an. Dabei handelt es sich um ein 6-stöckiges Gebäude, dass im frühen 12ten Jahrhundert von Sinagua Indianern in die Felswand gebaut wurde - 30 Meter über dem Talboden! Es hatte ursprünglich 45 Zimmer und das Leben darin muss idyllisch gewesen sein.

Wir waren ja bereits Weihnachten 2003 mal kurz in Sedona gewesen, aber es war damals zu kalt, um Wanderungen in die super schönen roten Felsen zu machen. Dieses Mal nahmen wir uns 14 Tage zum Wandern Zeit.

Unsere erste Anlaufstelle war eines der vielen Visitor Center. Hier bekamen wir eine Karte mit allen Wanderwegen. Leider darf man innerhalb der roten Zone rund um Sedona nirgendwo kostenlos über Nacht stehen. Selbst das normale Parken bei den vielen Wanderwegen kostet 5US$ pro Tag oder 15 US$ pro Woche. Wir hatten allerdings mal wieder Glück, denn unser Golden Eagle National Pass, erlaubte uns das kostenlose Parken. Außerhalb der roten Zone, fanden wir dann auf einer Schotterstraße einen tollen Stehplatz für die Nächte. Die Full-Hookup-Campingplätze innerhalb und rund um Sedona liegen bei 30 US$ und mehr und das konnten und wollten wir uns nicht leisten. Und die primitiven (nur mit einer Toilette ausgestatteten) Campingplätze im Wald lagen auch schon bei 18 US$ pro Nacht. Wir standen da lieber kostenlos, mussten allerdings dafür immer gut 13 Kilometer rein und wieder raus aus Sedona fahren. Dafür flogen morgens um 6 Uhr die Heißluftballons über uns rüber und wir konnten nach den anstrengenden Wanderungen nackt draußen unter unserer heißen Solardusche duschen.

Unsere erste Wanderung führte uns gleich gut 200 Höhenmeter auf das Brins Mesa rauf. Von dort oben hatten wir einen schönen Blick auf Sedona. Über den Soldier Pass und den Jordan Trail ging es zurück zum Winnie. Am Ende hatten wir bei sehr schönem Wetter gut 13km in den Beinen.

Zurück im Ort suchten wir das Haupt-Visitor-Center, um detaillierte Karten für die Wanderungen zu bekommen. Das befand sich aber nicht mehr an der in der Ortskarte eingezeichneten Lage, sondern war drei Straßen weiter gezogen. An der ursprünglichen Stelle befand sich jetzt ein kleiner Informationsstand, an dem Todd (ein blonder Jüngling mit feucht-weichem Händedruck) Ballon- und Hubschrauberflüge verkaufte.

Wir erkundigten uns nach den Preisen für Ballonflüge, da wir ja morgens erst welche über dem Winnie gesehen hatten. Pro Person sollte es aber 195 US$ kosten. Der günstigste Hubschrauberflug lag bei 60 US$ pro Person für einen 12 Minuten Flug. Wir diskutierten unter uns eine Weile, sagten dann aber "Nein" zu Todd. Uns war das insgesamt zu teuer. Er grinste uns an und meinte, er hätte da eine Möglichkeit uns was Günstigeres anzubieten. Wie viel wir denn am liebsten ausgeben möchten. Kirsten machte einen Scherz und sagte "gar nichts". Woraufhin Todd sagte, dass könnte er leider nicht machen, aber wie wäre es denn mit einem Hubschrauberflug für nur 10 US$ pro Person? Ähhh, jaaaa! Das ganze hatte natürlich einen Haken. Wir mussten am nächsten Tag um 9 Uhr zu einer 90-minütigen Timeshare Präsentation vom Sunterra Golf Resort. Aber hey, für einen 10 US$ Hubschrauberflug kann man das doch mal mitmachen, oder?

Die Präsentation am nächsten morgen dauerte dann für uns aber fast vier Stunden. Außer uns waren noch ca. 10 weitere Paare anwesend und jedes bekam einen persönlichen Verkäufer. Wir hatten Glück und bekamen Kory - einen knapp 30-jährigen Sedonier, der als Marine 4 Jahre lang um die Welt segelte und selbst das Reisen liebte. Er fuhr uns gleich am Anfang in einem Golfauto um die Anlage und wir durften einen Blick in eines der sehr schönen Appartements werfen. Helen hatte vor 17 Jahren mal ein Timeshare in einer Golfanlage in Portugal und konnte also vergleichen.

Anschließend ging es in den großen Verkaufssaal mit kostenlosen Getränken. Die erste Stunde verbrachten wir drei damit uns über Reisen zu unterhalten. Kory zeigte uns ein Fotoalbum mit Hochzeitsfotos und einer Reise nach Costa Rica. Alle anderen Paare waren schon bei den Verkaufsgesprächen. Na ja, dem konnten wir uns am Ende natürlich nicht entziehen. Man muss schon sagen, dass das Timeshare-Angebot nicht schlecht war, aber wir sagten zu allem natürlich "Nein", da wir im Leben im Moment nicht den Winnie gegen etwas anderes eintauschen würden. Je mehr wir "Nein" sagten, um so besser und günstiger wurden die Angebote. Die Verkäufer hatten das Ein-Mal-Eins des Verkaufens schon drauf. Am Ende knallte aber nur eine Champagnerflasche irgendwo an einem Nebentisch. Wir hatten dennoch einen sehr netten Vormittag mit Kory und bekamen in Anschluss unseren Voucher für den Hubschrauberflug. Der sollte eigentlich am selben Nachmittag stattfinden, aber der Wind nahm böig zu und alle Flüge wurden für den Tag gecancelt. Stattdessen wurden wir auf den nächsten Tag gebucht.

Ganz in der Nähe vom Golf Resort lag der Bell Rock - eine berühmte Gesteinsformation in Sedona. Wir machten eine Rundwanderung von 8km und genossen die frische Luft nach 4 Stunden Gequatsche.

Plötzlich rasselte es neben uns und wir sprangen reflexmäßig im Tandem drei Meter nach rechts. Eine ca. 1 Meter lange Klapperschlange lag nur 30 cm von unserem ursprünglichen Pfad entfernt und hatte uns eine deutliche Warnung verpasst. Ist schon komisch, dass man weiß, dass dieses Klapper-Geräusch Gefahr bedeutet. Wir hatten beide im Leben noch nie eine Klapperschlange in der Natur gehört und ein genetischer Reflex muss unsere Reaktion ausgelöst haben. Zum Glück beißen Klapperschlangen nur sehr selten, man muss schon auf sie drauf treten. Sie schlängelte gemütlich in die Büsche und Kirsten konnte, nachdem sie sich einigermaßen vom Schock erholt hatte, noch ein paar schöne Fotos schießen.

Am späten Nachmittag sind wir dann noch zur Chapel of the Holy Cross gefahren. Diese katholische Kirche ist in die roten Felsen gebaut und bietet einen traumhaften Blick durch die riesige Fensterfront hinter dem Altar.

Am nächsten Tag machten wir dann bei strahlendem Sonnenschein und relativer Windstille unseren Hubschrauberflug über die roten Felsen. Für unsere 10 US$ pro Person hatten wir dann auch noch das Glück auf einen längeren Flug (20 Minuten) upgegraded zu werden. Dieser führte durch die tiefen Schluchten von Boynton und Long Canyon. Außerdem schwebten wir vor den Felsruinen der Sinagua Indianer. Dorthin gelangt man ansonsten nur mit einem Allradfahrzeug. Auf dem Rückflug ging es dann noch über die Villen von Sharon Stone und Al Pacino. Wir winkten, aber scheinbar war niemand zu Hause.

Begeistert vom Flug fuhren wir am selben Nachmittag zum Boynton Canyon und machten eine 9km lange Wanderung. Die ersten paar Meilen im Canyon führten aber leider direkt an einer Golfanlage vorbei. Warum man so etwas in der wunderschönen Natur erlaubt, bleibt uns ein Rätsel. Sedona hat mit seinen knapp 10.000 Einwohner mindestens vier Golfplätze. Alleine die Wasserverschwendung für den Rasen ist eine Katastrophe! Wir haben mal gerade ein Golfauto während unserer Wanderung gesehen! Am Ende des Canyons trafen wir vier Amerikanerinnen, die sich eine Woche lang in dem besagten Timeshare Resort aufhielten. Zwei davon waren als Veterinäre bei der Armee beschäftigt und eine erzählte uns, dass sie sogar schwanger in den Irak musste. Was sie dort erlebt hat, lässt sie heute eine totale Gegnerin dieses unsinnigen Krieges sein. Sie hofft, dass sich die Amis nach den nächsten Präsidentschaftswahlen aus dem Irak zurückziehen.

In den nächsten Tagen folgten Wanderungen in den Long Canyon (12km), Fay Canyon (4km) und Secret Canyon (20km). Um dort hin zu kommen, mussten wir 5,5km auf einer Sand-/Schotterstraße fahren. Wir benötigten schlappe 45 Minuten, um zum Parkplatz am Secret Canyon zu kommen.

Dann folgte ein Ruhetag, an dem wir im Auto sitzend die Red Rock Scenic Route entlang gefahren sind. Anschließend haben wir Bill und Polly besucht, die wir bereits in Álamos kennen gelernt hatten. Sie leben in einem selbstgebauten Adobehaus. Polly hat ein eigenes Atelier, denn sie ist eine bekannte Malerin in der Sedona Gegend und produziert u.a. Poster und Postkarten für Kinder.

Unsere letzte Wanderung am Bear Mountain war mit Abstand die schönste, aber auch anstrengenste. Die Länge betrug zwar nur 11km, dafür ging es aber direkt vom Parkplatz aus steil bergan. Bis ganz oben mussten 800 Höhenmeter überwunden werden und das alles in einer wirklich gleißenden Hitze. Kirsten hatte direkt am Anfang schon Probleme, da sie einen Tag vorher ihre Regel bekommen hatte und das führte zu wackeligen Beinen. Mehrfach musste sie im Schatten Ruhepausen einlegen, wollte partout aber nicht umdrehen. Denn die Aussicht von oben war wunderschön. Nach einer Weile schien sich ihr Körper auch an die Hitze gewöhnt zu haben und es lief besser.

Wir benötigten 3 Stunden, um den Gipfel zu erreichen. Auf den Weg dahin mussten wir immer wieder anhalten und Fotos von den verschiedenen Canyons machen, die unter uns lagen. Dieses Mal sahen wir sogar den Steinbogen im Fay Canyon, den wir vor ein paar Tagen ausgelassen hatten, da man da steil einen Geröllhang hoch musste.

Ganz oben angekommen, konnte man sogar die schneebedeckten Berge von Flagstaff sehen, die in gut 50km Entfernung lagen. Für den Abstieg benötigten wir dann nur zwei Stunden.

Und komischerweise machte Kirsten kurz vor Schluss erneut schlapp. Sie bekam Krämpfe im Magen und im Darm und hatte tierische Rückenschmerzen. Mehrfach vom Kotzreiz geplagt, schaffte sie es mit letzter Kraft zum Winnie zurück. Auf dem Klo wurde ihr dann so schwindelig, dass sie gerade noch die Hose wieder hochziehen konnte, bevor sie direkt vor dem Klo auf dem Fußboden von Winnie kollabierte (deshalb der offene Klodeckel auf dem Foto). Mit Hilfe von zwei Coolpacks kam der Kreislauf wieder in Schwung, dafür machte sich anschließend Schüttelfrost breit und Helen musste die eigentlich schwitzende Kirsten erst einmal mit einer Decke zudecken. Nach einer guten halben Stunde Ausruhen, war Kirsten dann aber wieder wie neu und konnte die Rückfahrt zu unserem Stellplatz für die Nacht ohne Probleme zurücklegen. Komisch, wie plötzlich die Beschwerden auftraten, dann aber auch wie im Fluge wieder weg waren. Dehydriert war Kirsten nicht, denn wir hatten ausreichend auf der Wanderung getrunken.

Wir gönnten uns einen weiteren Ruhetag in Sedona und machten uns dann nach Flagstaff auf. Nördlich davon, fanden wir einen sehr schönen kostenlosen Stellplatz für die Nacht in einem Nadelwald. Ein Ami stand neben uns mit einem selbstgebauten Schopper und dem dazu passenden Zeltanhänger. Er klimperte den ganzen Abend auf der Gitarre rum und sang Country und Volkslieder.

Am nächsten Tag ging es über Page zur Ranger Station auf dem Highway 89. Wir hofften am nächsten morgen erneut die Erlaubnis für die Wave zu bekommen.