03.-16.09.2007: Dawson City - Dempster Highway - Moose Creek - Campbell Highway - Faro |
Wir hatten hinter den Baseball-Tribünen einen ruhigen Platz für die Nacht gefunden - keine 2km vom Ortkern entfernt. Direkt am Baseball-Stadion führt eine steile Bergstraße hoch zum Dome Hill. Von hier oben
hat man einen schönen Blick auf Dawson City sowie den Klondike und Yukon River. Das klare Wasser des Klondike, der in den schlammigen Yukon mündet, sieht von hier oben fast wie Alt-Öl aus.
Wir nahmen anschließend die Fähre rüber zum Top-Of-The-World Highway. Dieser führt direkt nach Alaska, aber so weit wollten wir nicht fahren. Die Schotterstraße ist im recht guten Zustand und verläuft oben auf den Bergkämmen. Teilweise
hat man einen hübschen Blick in die Täler, aber wirklich spektakulär war das Ganze nicht. Da das Wetter eh immer schlechter wurde, drehten wir nach gut 40km wieder um und fuhren zurück nah Dawson City.
Da Winnie nicht gleich auf die erst Fähre passte, huschte Kirsten als Fußgänger mit rüber und machte anschließend Fotos von Winnies zweiter Fährfahrt - und wir bestellt, stand er ganz vorne!
Abends schauten wir uns dann ein zweites Mal die Cancan Show im Diamond Tooth Gertie's Casino an. Wir trafen Pat und Barbara aus Michigan an einem der Blackjack Tische und Pat gab Kirsten ein paar gute Tipps. Kirstens 20 $ hielten gut eine halbe Stunde und dann
waren sie weg ... und sie hatte in der Nacht davor im Traum doch schon die vielen Chips vor sich aufstapeln sehen ... träum weiter, Kirsten! Der Dealer hatte aber Mitleid mit ihr und schenkte ihr einen Getränke-Gutschein. Diesen gaben wir aber an Pat weiter, die konnte den
alkoholischen Drink besser gebrauchen.
Pat, ihr Mann und Barbara waren auf einer kombinierten Bus-/Schiffstour von Vancouver nach Alaska unterwegs und hatten ihren Spaß. Pats acht Blackjack Karten (siehe Foto) gehen wohl in die Geschichte ein ... und sie verlor dennoch, denn ihre 18 Punkte reichten nicht -
der Dealer hatte 19!
Wir genossen erneut die Show und Helen durfte am Ende sogar mit den Damen auf ein Foto ... man beachte ihre professionelle Haltung ... nur am Lächeln muss noch gearbeitet werden. Okay, die Beine sind auch nicht sexy genug!
Helen meint gerade, dass ihre Beine ins Netzstrumpfhose, Tanzschuhen und Strumpfband SEHR SEXY aussehen würden! Träum weiter, Helen!
Für uns hieß es am nächsten Tag Abschied nehmen aus Dawson City. Es war schön hier und die lange Anreise hatte sich gelohnt. Wir fuhren noch schnell zum Dredger No.4 - dem "größten hölzernen Schwimmbagger der Welt". Diese Schwimmbagger wurden hier oben bis in die frühen 60iger Jahre zum Goldsuchen verwendet.
Anschließend fuhren wir auf den Dempster Highway. Diese Schotterstraße ist 735km lang vom Alaska Highway bis Inuvik. Sie war im relativ guten Zustand, wir schafften dennoch nur 30km/h im Durchschnitt, da der Belag ständig wechselt, zwischen groben und spitzen Kies über festen Lehmboden, der bei Regen seifig wird, bis zu sandig. Man
musste ständig auf der Hut sein. Außerdem rasen die Laster mit über 80km/h von vorne und hinten an einem vorbei - ohne den Fuß vom Gaspedal zu nehmen. Dafür ist man anschließend in eine dichte Staubwolke eingehüllt und sieht nada! Da heißt es anhalten und gaaaanz weit an den Straßenrand zu fahren!
Trotzdem waren die Herbstfarben am Straßenrand und in den Weiten einfach fantastisch und eine Reise wert.
Kurz vor dem Tombstone Campground fanden wir den kleinen Teich, an dem Ray eine Biberfamilie beim Bau ihres Hauses gesehen hatte. Und tatsächlich, sie waren auch an diesem Abend aktiv und paddelten durch das spiegelglatte Wasser.
Wir verbrachten die Nacht auf dem Viewpoint für die Tombstone Mountains. Leider zogen dunkle Wolken auf und kurze Zeit später hagelte es heftig. Es wurde immer kälter und wir mummelten uns immer mehr ein und holten die Wärmflaschen raus.
Eigentlich hatten wir nur vor, die ersten 100km vom Dempster Highway zu fahren, aber an einem der Viewpoints trafen wir einen Schweizer, der uns begeistert von der blutroten Tundra weiter im Norden erzählte. Wir fuhren also weiter und entdeckten einige Elche in den flachen Flussläufen.
In den Ogilvie Mountains, trafen wir dann Katrin und Frank. Die beiden lagen mit einem Platten am Straßenrand und hielten uns an, da sie dringend einen Wagenheber benötigten. Sie hatten kurz vor uns schon einen Schweizer in einem PKW angehalten. Dieser entdeckte aber beim rausholen seines Wagenhebers, dass er selbst hinten einen
Plattfuß hatte! "Oh, oh!", dachten wir uns ... und fuhren anschließend noch langsamer.
Katrin und Frank waren ganz bis Inuvik hochgefahren und hatten auf dem Rückweg jetzt schon ihren zweiten Platten. Beim ersten hatten sie sich ihren eigenen Wagenheber verbogen. Wir hatten unseren ja noch nie benutzt, stellten aber fest, dass er gut funktioniert ... man weiß ja nie ...
Frank hatte nach 15 Minuten den Ersatzreifen aufmontiert. Zum Glück hatten die beiden ihren ersten kaputten Reifen in Eagle Plains flicken lassen! Wir unterhielten uns nett und machten uns dann irgendwann wieder auf den Weg. Der Dempster Highway war voll in Deutscher und Schweizer Hand. Wir trafen sie überall!
Wir fanden einen sehr schönen Stellplatz für die Nacht auf dem Ogilvie Ridge. Von oben hatte man einen 360°-Blick auf die umliegenden Hügel, die von der letzten Eiszeit verschont blieben und u.a. auch Beringia genannt werden.
Am nächsten Tag quälte sich Winnie dann fast im Schritttempo die letzten 60km vor Eagle Plains über die Hügel, die Schotterstraße war hier im katastrophalen Zustand und wir warteten förmlich auf den Reifenplatzer. Bei jedem Stopp checkten wir erst einmal die Reifen und atmeten tief durch, wenn die noch OK waren.
Eagle Plains liegt 363km vom Alaska Highway entfernt und ist der Halbstreckenpunkt nach Inuvik. Hier gibt es ein Motel mit angrenzenden RV Park und Restaurant, eine Tankstelle und eine Autoreparatur. Ständige Einwohnerzahl ist 8! Hier möchte man wirklich nicht begraben sein!
Wir rollten auf dem letzten Benzintropfen in die Tankstelle und tankten für den Rekordpreis von fast 80$ (das entspricht ca. 5-20 US$ pro Gallone).
Auf dem Weg zum Arctic Circle - dem nördlichen Wendekreis - mussten wir an einem Buschfeuer vorbei. Dieses schien aber gezielt von Rangern gelegt worden zu sein und brachte uns nicht in Gefahr. Der Wendekreis liegt ca. 37km nördlich von Eagle Plains und markiert den südlichsten Punkt der Mitternachtssonne (24 Stunden Tageslicht am 21. Juni).
Wir schossen das obligatorische Foto und drehten dann wieder um. Weiter wollten wir Winnie die Strapazen nicht zumuten, wir mussten ja noch 100%km wieder auf der Schotterstraße zurück - hoffentlich ohne Platten! Dennoch hatten wir hier oben einen schönen Blick auf die Orange-Rote Tundra.
Wir benötigten zwei volle Tage für den Rückweg und genossen erneut die bunten Herbstfarben. Wir haben leider keine Grizzly Bären gesehen, kamen dafür aber OHNE PLATTEN davon. Gott, sei Dank! Winnie sah aber wie alle Dempster Fahrzeuge wie Sau aus!
Das Wetter hatte sich inzwischen leider verschlechtert: Regen und es wurde immer kälter. Zeit, dass wir uns in Richtung Süden aufmachten. Da wir nicht die gleiche Strecke wie auf dem Hinweg nach Watson Lake nehmen wollten, beschlossen wir den Winnie ein zweites Mal über eine lange Schotterstraße zu fahren - dem Campbell Highway. Dieser ist 586km lang zwischen Carmacks und Watson Lake.
Da der Regen die Schotterstraße glitschig werden ließ, beschlossen wir in Faro eine längere Rast auf dem hiesigen Campingplatz zu machen. Hier kann man für nur 10$ auf einem fantastischen Full-Hook-up Campingplatz mit sehr sauberen Duschen und Waschmaschinen stehen.
Wir bezahlten zunächst für drei Nächte (sollten am Ende aber sechs Nächte dort bleiben) und machten als erstes erst einmal die elektrische Heizung an. Herrlich! Wir nutzten die Zeit in Faro zum Wäschewaschen, Webseite schreiben und Winnie bekam erst einmal eine Volldusche, um dem Schlamm vom Dempster und Campbell Highway loszuwerden.
Faro ist eine alte Bergbaustadt und bietet ein paar kleine Wanderungen, um die berühmten Fanninschafe zu sehen, die es nur in dieser Gegend gibt. Wir haben sie nicht gesehen auf unserer Wanderung zum Gorder Wasserfall. Der Ort selbst gibt nicht viel her. Es gibt einen Golfplatz und man kann sich im Visitor Center für 7$ die Schläger und Bälle ausleihen. Die Tankstelle war vor einer Woche abgebrannt und es gab kein Benzin im Ort.
Zum Glück reichte unser Tank aber noch bis Ross River - in diesem First Nation Ort war das Benzin eh billiger.
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