25.-31.7.2008: Robbers Cave SP - Oachita Mountains - Hot Springs NP - Little Rock - Memphis (Graceland) - Natchez Forest - Nashville |
Frisch gestärkt ging es am großen Lake Eufaula vorbei in den Südosten von Oklahoma. Im Robbers Cave State Park waren wir auf den legendären Spuren von Jesse James und Bell Starr - Bankräuber und Banditen, die sich um 1880 in der Robbers Cave versteckten.
Die Höhle ist auch heute noch so gut versteckt, dass wir sie im ersten Anlauf nicht gefunden haben.
Obwohl es schon nach 17 Uhr war, sorgte die Hitze nicht nur für geschmolzene Schuhsohlen (unsere hagelneuen Wal-Mart
Latschen waren gleich dahin), sondern auch für klatschnasse T-Shirts. Vom Parkplatz aus mussten wir über Steine klettern, der ca. 1,5km Rundweg ging steil nach oben. Wir glaubten den Markierungen durch das Felsenwirrwarr zu folgen und verpassten dann doch
irgendwie die eigentliche Höhle. Zurück am Parkplatz, sahen wir uns die Karte noch mal genauer an und im zweiten Anlauf fanden wir dann die eigentlich recht langweilige Höhle.
Anschließend parkten wir Winnie unweit vom State Park direkt neben einem See und genossen erst einmal eine kalte Solardusche. Laut unserem Campingbuch sollte dieser Platz kostenlos sein, aber kurz vor Sonnenuntergang kam ein
State Park Ranger vorbei und wollte 10$ von uns kassieren. Nicht ein Hinweisschild am See deutete darauf hin, dass dieser See immer noch zum State Park gehörte - normaler Weise sind kostenpflichtige Campingplätze auch immer mit eine
Gebühren-Hinweisschild versehen. Wir zeigten dem Ranger den Eintrag in unserem Campingbuch und da es schon dunkel wurde, lies er uns kostenlos die Nacht dort verbringen.
Am nächsten Tag ging es über den Talimena Scenic Drive rüber nach Arkansas. Der Talimena Drive führt durch die Ouachita Moutains und soll vor allem im Herbst spektakulär sein. Die Straße verläuft oben auf den Hügelkämmen und geht rauf und runter.
Aufgrund der Hitze waren die Täler durch den Hitzedunst kaum zu erkennen und wir hätten uns diesen Weg auch sparen können.
Hot Springs war eine nette Überraschung für uns. Dieser thermale Kurort ist seit 1921 ein National Park mit vielen wunderschön verzierten Badehäusern. Das heutige Visitor Center befindet sich im ehemals beliebtesten Badehaus von Hot Springs - dem Fordyce Bathhouse. Man
kann eine kostenlose Besichtigung durch das komplett renovierte Badehaus machen. Dampfbäder, Massageduschen, Umkleide-kabinen, Badezimmer, Therapiezimmer, Schönheitssalon, die Turnhalle und die gesellschaftlichen Räume sind alle in den Originalzustand von 1915 zurückversetzt worden. Die
Badehäuser liegen alle am Hot Springs Creek. Dieser verläuft unterirdisch und jedes Badehaus hat seine eigene Quelle, von der aus das 56°C heiße Wasser über riesige Pumpen im Badehaus verteilt wird. Im Sommer sind wenige Gäste hier - welch Wunder bei diesen Außentemperaturen. Im Winter ist
dieser Kurort aber auch heute noch sehr beliebt.
Uns war nach dem Sightseeing erneut so heiß, dass Kirsten auf dem Weg nach Little Rock sogar im Bikini am Steuer saß! Wir hatten nachts den gesamten Parkplatz vorm Bill Clinton Presidential Center für uns alleine und Kirsten konnte in aller Ruhe ein paar Nachtaufnahmen von dem Glaskasten machen.
2004 wurde dieses Gebäude, das eine Brücke ins 21. Jahrhundert (Bill Clintons Motto) darstellen soll, in Little Rock fertig gestellt. Bill Clinton - geboren in Hope, Arkansas - war insgesamt 10 Jahre lang Governor von Arkansas bevor er zum Präsidenten der USA gewählt wurde.
Wir brauchten insgesamt 5 Stunden, um uns die Ausstellungen auf den beiden Stockwerken anzuschauen. Nachdem man 7$ (Studenten zahlen 5$) Eintritt zahlt, geht es vorbei an der gepanzerten Staatslimousine in den ersten Stock. Der 15-minütige Einführungsfilm über Bill Clinton drückt ein wenig auf
die Tränendrüsen (Hollywood ist eben überall). Wir saßen mit zwei farbigen Familien im Film und diese klatschten nach dem Film laut Beifall. Bill Clinton war bei den Farbigen und anderen Minderheiten immer sehr beliebt gewesen, da er sich für ihre Rechte während seiner Amtszeiten (als Governor und US Präsident) einsetzte.
Das Oval Office und der Kabinettssaal (mit den originalen Stühlen und Tisch - Helen saß auf Bills Stuhl) aus dem Weißen Haus sind in Originalgröße zu bewundern. Foto- und Videowände erzählen chronologisch alles Wesentliche zu seiner 8-jährigen Amtszeit als Präsident. Ausstellungen in den Nischen rechts und links von den Foto-/Videowänden sind nach Themen geordnet.
Hier findet man auch Informationen zum Impeachmentversuch nach dem Skandal mit Monica Lewinski. Sie ist aber nur kurz mit Namen erwähnt - weitere Details zur Affäre sind nicht vorhanden. Das fanden wir gut, denn ein Politiker sollte nicht auf sein Privates Leben reduziert werden.
Der zweite Stock ist dann den Staatsgeschenken und gesellschaftlichen Anlässen im Weißen Haus gewidmet. Hier findet man u.a. einen der beiden Millennium Lichtbäume (Crystal Tree of Lights), die Dale Chihuly für den Sylvesterabend 1999/2000 dem Weißen Haus zum Geschenk machte.
Nicht besichtigen kann man das Archiv. Hier befinden sich ca. 28 Millionen Schriftstücke und Emails, die Bill Clinton während seiner Amtszeit unterzeichnet hat. Außerdem gibt es im obersten Stockwerk des Glasgebäudes auch eine Suite, die Bill Clinton zu privaten Zwecken zur Verfügung steht.
Uns rauchte der Kopf nach so vielen interessanten Informationen. Nach einer Tasse Tee (und das bei 41°C draußen) machten wir uns dennoch auf den Weg nach Memphis, wo wir die Nacht auf einem Supermarkt Parkplatz verbrachten. Mutterseelen alleine standen wir da und gönnten uns im Stockdunkeln eine kalte Solardusche. Vorsichtshalber zogen wir einen
Bikini an, denn wer weiß, wo überall die Überwachungskameras versteckt waren. Trotz kalter Dusche saß man um Mitternacht wieder in seinem eigenen Schweiß. Winnie hatte immer noch Temperaturen von 35°C! Nicht auszuhalten!
Am nächsten Tag war dann das berühmte Graceland angesagt. Helen wollte eigentlich nicht mit rein. Sie ist Null Elvis Fan und wollte die 26$ nicht ausgeben. Die Alternative dazu wäre aber ein 50°C heißer Winnie gewesen. Sie "gönnte" sich also für das Geld zumindest ein paar Stunden in klimatisierten Räumen.
Für Kirsten war Graceland ein Muss. Noch heute kann sie sich genau daran erinnern, wie ihre Eltern am 16. August 1977 heulend vorm Fernseher saßen, als in der Tagesschau die Nachricht von Elvis Tod verlesen wurde. Er starb im Alter von 42 Jahren an Herzversagen in seinem Badezimmer in der Graceland Mansion. Eigentlich sollte er am selben Tag noch zu einer
weiteren Konzerttour aufbrechen, konnte aber die ganze Nacht nicht schlafen.
Elvis kaufte Graceland im Alter von 22 Jahren für 100.000 US$. Einer seiner Lebensträume war es seinen Eltern ein besseres Leben zu ermöglichen und sie wohnten bis zu ihrem jeweiligen Tod in der Mansion.
Das Visitor Center, Automobile Museum, die beiden Flugzeuge und mehrere Ausstellungsräume liegen auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Von hier fahren alle 15 Minuten Shuttlebusse durch die berühmten Eingangstore die lange Auffahrt zum Haus hoch.
Jeder Besucher bekommt einen Kopfhörer, auf dem eine selbst ablaufende Tour läuft, die man jederzeit selbst stoppen und weiter laufen lassen kann. Video und Blitzfotografie ist auf der gesamten Tour verboten. Obwohl eigentlich nicht erlaubt, holte Kirsten ihr Stativ raus und machte so gut es in den engen Räumen und Korridoren ging ihre Fotos.
Elvis liebte sichtlich Farben. Wenn man bedenkt, dass in den 70iger Jahren Kackbraun Mode war, kommen einem die verschiedenen Räume in der Mansion doch sehr bunt vor. Überall hängen Spiegel, die optisch die eigentlich recht kleinen Räume vergrößern. Das gesamte obere Stockwerk, in dem Elvis zu seinen Lebzeiten seine Privaträume hatte, ist für die Öffentlichkeit nicht
zu besichtigen. Dennoch werden einzelne Gegenstände aus diesen Räumen immer wieder in Ausstellungen gezeigt.
Die Küche und der TV Raum zeigen "modernste" elektronische Geräte. Elvis war ein Fanatiker für alles Moderne. Der berühmte Dschungel Raum (war zum Fotografieren zu dunkel) hat einen künstlichen Wasserfall und handgeschnitzte Holzmöbel, die Elvis an Hawaii erinnerten. In seiner Biografie ist zu lesen, dass Elvis selbst die Möbel, Lampen und Dekorationen für sein Haus aussuchte und kaufte.
Im Dschungel Raum produzierte er 1976 auch zwei Alben ("From Elvis Presley Boulevard, Memphis" und "Moody Blue"), da er aus gesundheitlichen Gründen für Studioaufnahmen nicht mehr nach Nashville reisen konnte.
Nach der Tour durchs Haus folgt die ehemalige Garage und das Büro seines Vaters, die Schießanlage und auf dem Gelände sieht man Pferde vor sich hingrasen (Ebony´s Double, eines von Elvis 5 Pferden ist heute noch am Leben). Es folgt das Trophäen Gebäude mit dem berühmten Goldenen Anzug, den Colonel Parker 1957 für Elvis anfertigen ließ. Elvis selbst hasste ihn, da das Material kaum Luft durchließ.
Außerdem sind zu sehen goldene Schallplatten, Auszeichnungen, Filmkostüme (Elvis drehte 31 Filme und war einer der bestbezahlten Schauspieler Hollywoods), Priscillas Hochzeitskleid und Elvis´ Hochzeitsanzug, Zeitungsausschnitte und vieles mehr.
Im ehemaligen Racquetball Gebäude steht das Klavier, auf dem Elvis noch am Morgen seines Todestages für seine Freundin Ginger Alden ein paar Lieder klimperte. Die ehemalige Racquetballhalle zeigt heute die Anzüge, Trophäen, Konzertanzüge und Platin/Goldschallplatten von 1972-1977. Konzerte gab er bis auf 5 Stück in Kanada nur in den USA. Man schätzt, dass Elvis weltweit über eine Milliarde Schallplatten verkauft hat. Allein in den USA veröffentlichte er 140 LPs und Singles, die
mit Gold und Platin ausgezeichnet waren. Und noch heute - lange nach seinem Tod - rieselt es Goldene Schallplatten und Auszeichnungen. Elvis lebt! In den Herzen junger und alter Menschen. In Memphis gibt es sogar einen Radiosender, der 24 Stunden lang Elvis Lieder spielt. Pro Jahr besuchen über 600.000 Menschen Graceland.
Am Ende der Graceland Tour steht man dann im Meditations-Garten vor den Gräbern von Elvis, seinen Eltern und seiner Oma. Eine kleine Plakette weist auf Jessie Garron hin - Elvis´ Zwillingsbruder, der bei der Geburt starb. Elvis Vater - Vernon Presley - lies folgende Worte auf Elvis´ Grabstein verewigen:
He was a precious gift from God
we cherished and loved dearly.
He had a God-given talent that he shared
with the world. And without a doubt,
he became most widely acclaimed.
Capturing the heart of young and old alike,
he was admired not only as an entertainer,
but for as the great humanitarian that he was.
For his generosity, and his kind feelings
for his fellow man.
He revolutionized the field of music and
received it´s highest awards.
He became a living legend in his own time.
Earning the respect and love of millions.
God saw that he needed some rest and
called him home to be with Him.
We miss you. Son and Daddy. I thank God
that he gave us you as our son.
Vernon Presley
Darunter ist Elvis TCB-Logo mit dem Blitz zu sehen. Es steht für Elvis´ Motto "Taking care of business in a flash".
Nach gut 1,5 Stunden brachte uns der Shuttle Bus zurück zum Visitor Center. Mit unserem Premium-Ticket konnten wir uns dann noch die beiden Flugzeuge,
die "Private Presley-Ausstellung" zu Elvis´ Währdienst in Deutschland, eine Ausstellung mit seinen berühmten Konzert-Overalls sowie das Automobil-Museum anschauen.
Ob nun Elvis Fan oder nicht ... Graceland ist eine Reise wert. Das fand am Ende sogar Helen!
Für sie sollte dann aber noch der Highlight des Tages folgen. Wir entdeckten einen ALDI. Ja, hier in Memphis und er sah von drinnen genauso aus wie in Deutschland. Kirsten fand sogar die
200 Gramm Schokoladentafeln im Regal und sehr, sehr leckere Bratwürste!
Memphis selbst hat in den reichen Stadtteilen ein paar schöne Südstaatenvillen. Downtown - rund um die berühmte Beale St (die Geburtsstätte des Blues) - sieht es jedoch recht heruntergekommen aus. Ein Obdachloser versprach für ein
paar Groschen auf unseren Winnie aufzupassen und wir machten einen kurzen Rundgang über die Beale St und besuchten die Gibson Gitarren Fabrik.
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