17.-24.7.2008: Woodward - Alabaster Caverns SP - Great Salt Plains SP - Little Sahara SP - Gloss Mountains SP - Red Rock Canyon SP - Oklahoma City - Arcadia - John Hall Lake (Henryetta)
Eigentlich wollten wir ursprünglich durch Oklahoma nur durchfahren, aber dann erfuhren wir beim ersten Visitor Center an der Autobahn, dass sämtliche State Parks
in Oklahoma kostenlos sind. Die beiden älteren Damen machten uns richtig heiß auf ihren Staat und so änderten wir spontan unseren Plan. Statt direkt nach Oklahoma City zu fahren,
fuhren wir nach Norden und verbrachten die Nacht in Woodward. Hier fand gerade das 3-tägige Rodeo statt und Kirsten schaute sich für 10$ Eintritt das 3-stündige Spektakel an -
schließlich waren wir im Cowboy Country und Rodeos sind hier ein Muss.
Neben den Hightlights wie Bull Riding, Calf Roping, Steer Wrestling und Bronc-Riding (was für Namen!), waren eigentlich die Besucher das Spannendste. Ob nun ein paar Monate oder 95 Jahre alt, alle tragen steife Jeans, Cowboy Boots,
Weste und natürlich den Cowboy Hut. Der Ledergürtel mit der breiten Metallschnalle darf auch nicht fehlen. Die Girls - aber auch älteren Damen - zeigten viel Ausschnitt und so richtig elegant konnte eigentlich keiner auf den
harten Cowboy Stiefeln laufen. Bei der National Hymne (live gesungen) standen alle auf und sangen lauthals mit. Das gehört in den USA zu jeder Veranstaltung dazu.
Am nächsten Tag fuhren wir dann von einem State Park zum nächsten. Boiling Springs State Park war ziemlich langweilig - eine kleine Unterwasserquelle blubbert heißen Dampf. Anschließend ging es gleich weiter zum Alabaster Caverns State Park. Bei 38°C war Kirstens 45-minütige Tour in den ca. 17°C kalten Alabaster Höhlen eine echte Wohltat. Helen hatte keinen
Bock auf eine weitere Höhlentour und schmorte lieber im Winnie dahin (auch bei einer solchen Hitze darf ihre Tasse Tee nicht fehlen!). Die Alabaster Caverns sind nur eine von weltweit drei begehbaren Alabaster Höhlen. Die beiden anderen sind in Italien und China. Hierbei handelt es sich um Gipshöhlen, die keine
Stalagmiten und Stalaktiten haben, sondern riesige Alabaster Brocken, die weißlich und transparent sind. Die Griechen und Römer nutzten Alabaster viel in ihren Tempeln.
Die Nacht verbrachten wir direkt an einem See beim Great Salt Plains State Park. Hier konnten wir endlich mal wieder kostenlos duschen, ansonsten hat sich dieser Abstecher nicht gelohnt. Der riesige Salzsee war zu weit von der Straße weg und man konnte ihn nur in der Entfernung erhaschen. Die Zufahrt zu den Salzkristallen war gesperrt.
Die Hitze machte uns zu schaffen. Null Hunger und Kochen im Winnie ging gar nicht! Tagsüber hatten wir 48°C im Winnie und auch nachts waren es nie unter 30°C. Das schlauchte ganz schön. Trinken, trinken, trinken war die Devise.
Südlich vom State Park lag das letzte noch erhaltene Sod House von Oklahoma. Diese Häuser wurden vor über 100 Jahren aus einem Gemisch von Lehm und Gras gebaut, da es in der Oklahoma Panhandle keine Bäume gibt und somit auch kein Baumaterial. Die Lehmhäuser waren einfach zu bauen und im Sommer kühl. Allerdings mussten die Bewohner acht geben vor Spinnen und
Schlangen, die immer wieder ihren Weg durch die löchrigen Wände und Decken fanden.
Wir fuhren anschließend in den Little Sahara State Park. Der Name ist Programm, denn hier befinden sich hohe Sanddünen, die von Allradfahrzeugen befahren werden dürfen. Der Krach der röhrenden Motoren auf dem Campingplatz war unglaublich. Leider waren die ganz hohen Dünen aber nicht
zu Fuß zu erreichen - zumindest nicht bei dieser Sahara Hitze - und wir konnten die Fahrer nicht bei ihren Höhenflügen beobachten. Schade! Nach unserer kurzen Wanderung füllten wir Schüsseln mit kaltem Wasser, um uns wieder abzukühlen.
Kurz vor Sonnenuntergang fuhren wir dann zum nahe gelegenen Gloss Mountains State Park. Orange-Rote Felsen mit einer glitzernden Gipshaube gaben diesem Park ihren Namen. Kirsten machte sich in der Abendhitze noch auf das Plateau hoch und entdeckte von oben einen schönen Stellplatz für die Nacht weg von der Hauptstraße. Auf dem offiziellen Parkplatz darf man
nämlich nachts nicht stehen. Auf dem Rückweg zum Winnie entdeckte sie eine Handtellergroße Hornechse. Helen, die sich in der Zwischenzeit mit einer Tasse Tee (was sonst?) vergnügt hatte, entdeckte beim Rauchen ein paar Schwalbennester mit Schwalbenküken.
Am nächsten Morgen standen wir früh auf, um den Sonnenaufgang zu beobachten. Aber die Sonne kam nur kurz durch und verschwand dann gleich hinter einem Wolkenband.
Den Nachmittag verbrachten wir entspannt im Red Rock Canyon State Park. Hier kann man wunderschön zwischen den roten Canyonwänden stehen und die Duschen sind ebenfalls kostenlos.
Dann war volles Programm in Oklahoma City angesagt. Unser erster Stopp war die Stockyard City. Hier findet seit 1910 jeden Montag und Dienstag ab 9 Uhr morgens die größte Viehauktion der Welt statt. Der Holzsteg zur Auktionshalle führt direkt über hunderte von Viehboxen rüber (die Fläche ist geschätzte zwei Fußballfelder groß) und es riecht "köstlich"! Wir waren fasziniert davon, wie schnell
ganze Kuhherden in Minutenschnelle versteigert wurden.
In der fast 100-Jahre alten Auktionshalle gibt es ca. 100 Klappsitze, die zur Hälfe mit Männern in Cowboy Tracht gefüllt waren. Diese hatte Karteikarten in der Hand und notierten Preise, Anzahl Kühe etc. Der Auktionator saß vorne hinter einer Stahlbarrikade und teilte die Daten sowie das Mindestgebot mit. Dann ging links das Tor auf und
die Kühe wurden reingetrieben. Der Auktionator fing mit seinem Kauderwelsch an und eh wir uns versahen, liefen die Kühe rechts durch das Tor wieder raus und irgendjemand war neuer Besitzer dieser Herde. Wir haben keine Ahnung, wie der Auktionator wusste, wer wann was bot. Wir konnten nicht ein Augenzwinkern, Ohrenzupfen, Nicken oder sonst irgendeine Bewegung sehen. Helen juckte die Nase, aber sie
traute sich gar nicht den Finger zu heben.
Neben der Auktionsfläche befinden sich in der Stockyard City aber auch noch renommierte Steakrestaurants und Cowboy-Läden. Cowgirl Helen war anschließend am verhungern und fraß sich bei IHOP durch ihre Sausages und Eggs und anschließend drei Pancakes!
Ein alter Straßenbahnbus brachte uns dann bei der Hitze für nur 25 US-Cent zum Oklahoma City National Memorial und Museum. Am 19. April 1995 zerstörte um 9.02 Uhr eine Explosion das Alfred P. Murray Regierungsgebäude. 168 Menschen, davon 19 Kinder, kamen ums Leben. Über 700 wurden verletzt. Timothy McVeigh verübte diesen bis dahin schlimmsten Terroranschlag in den USA. Er mietete einen Laster und füllte diesen mit 2 Tonnen Sprengstoff. Die Videoüberwachungskamera von damals zeigt noch den vorm Haupteingang geparkten Laster. Fast die Hälfte des
9-stöckigen Gebäudes wurde durch die Explosion weggesprengt, parkende Autos gerieten in Brand und die Fensterscheiben sowie einige Wände in den umliegenden Gebäuden wurden ebenfalls zerstört.
Dort, wo ehemals das Gebäude stand, stehen heute 168 Bronzestühle. Die 9 Stuhlreihen stehen für die 9 Stockwerke des Gebäudes und jeder Stuhl ist dort platziert, wo jemand zu Tode gekommen ist. 5 Stühle stehen am Rande. Sie stehen für die Opfer, die außerhalb des Gebäudes starben.
Dort, wo ehemals die 5th Avenue war und der Laster von McVeigh geparkt wurde, befinden sich heute zwei Tore. Das Osttor zeigt 9:01 (die Minute vor dem Anschlag, als noch die Arglosigkeit in Oklahoma City herrschte), das Westtor 9:03 (die Minute nach dem Anschlag, der Moment, der diese Stadt für immer veränderte). Noch heute ist der Zaun rund um das Memorial mit Blumen und Andenken behangen.
Das sehr eindrucksvolle Museum befindet sich direkt nebenan im ehemaligen Journal Record Gebäude. Dieses wurde beim Anschlag ebenfalls beschädigt und die Ostwand zeigt immer noch deutliche Spuren der Explosion auf. Im allerersten Museumsraum bekommt man gleich eine Gänsehaut. Hier steht der Konferenztisch des ehemaligen Journal Record Gebäudes. Um 9 Uhr hatte am Tage des Anschlages hier ein Meeting stattgefunden und
man hört über Lautsprecher den Tonbandmitschnitt von damals. Die Vorsitzende liest die Tagesordnung vor und auf einmal hört man den lauten Explosionsknall und die anschließende Panik unter den Teilnehmern. Wir sind beide bei der Explosion zusammengezuckt. Man hat fast das Gefühl, das Ganze findet gerade erst statt. Erschreckend real!
Im nächsten Raum sieht man dann Videoaufnahmen von den ersten Minuten nach dem Anschlag. CNN-Berichte, Augenzeugen-Berichte, panische Menschen, die nach ihren Angehörigen suchen. Sehr, sehr beklemmend! Insbesondere die Aussagen der Eltern, die keine zwei Minuten vor dem Anschlag noch ihre Kinder (teilweise noch Babys) in den Kindergarten des Gebäudes gebracht hatten. Da kommen einem heute noch die Tränen!
Chronologisch aufgebaut erzählen die Räume dann die Geschehnisse der Bergungsaktionen und der Suche nach den Tätern. Timothy McVeigh wurde noch am selben Tag von einem Highway Polizisten festgenommen. Allerdings nicht wegen des Verdachts am Anschlag, sondern weil er in einem Wagen ohne Nummernschild fuhr. Außerdem entdeckte der Polizist eine Waffe bei McVeigh, die nicht registriert war. Das FBI vermutete zunächst, dass Islamisten den Anschlag begangen hatten, aber innerhalb von nur zwei Tagen fand man an einem Wrackteil die Fahrzeugnummer des
Mietlasters und die Stellungnahmen des Vermieters deuteten auf McVeigh und Terry Nichols hin. Beide waren ehemaligen US Soldaten und extrem rechts orientiert. McVeigh wollte mit dieser Tat die 70 Toten von Waco rächen (das FBI hatte 1993 in Waco ein Sektengebäude gestürmt). McVeigh wurde zum Tode verurteilt und 2001 hingerichtet. Nichols bekam eine lebenslange Haftstrafe.
Am späten Nachmittag sind wir dann noch zum Oklahoma State Capitol gefahren - das einzige Capitol in den USA mit einer Ölquelle. Leider war es schon geschlossen. Wir verbrachten die Nacht in Arcadia auf der Route 66. Hier steht "POPS" - eine Tankstelle/Rastplatz. Eine 22-Meter hohe Cola-Flasche leuchtet nachts in bunten Farben vor der Tankstelle. Im Restaurant/Shop befinden sich 12.000 Limonaden, darunter sehr exotische Sorten, die Lust aufs Ausprobieren machen.
Wir brauchten eine Pause und fuhren am nächsten Tag zum Jim Hall Lake nahe Henryetta. Hier standen wir für 6,50 $ pro Nacht auf einem Hookup-Platz direkt am See. Hohe Bäume spendeten Schatten, aber bei 41°C war es trotzdem im Winnie nicht auszuhalten. Kalte Solarduschen sorgten für ständige Abkühlung und der Abwasch musste auch draußen gemacht werden. Helen verbrannte sich ihre zarte Haut, obwohl sie nur im Schatten war. Ansonsten machten wir drei Tage lang auf lau. Herrlich!