01.-16.7.2008: Ciudad Obregon - San Carlos - El Paso - Texas Panhandle
Die Flüge zurück nach Mexiko waren alle super pünktlich. Auf dem langen Flug von Amsterdam nach Mexico City lief ein sehr trauriger Film mit Morgan Freeman und Jack Nicholson - zwei ältere Herren, die beide an einem Gehirntumor erkranken und zusammen noch einmal die Welt erkunden. Kirsten liefen die Tränen ... und das auf einem Tagesflug, wo alle sehen können, wenn man vor sich hinschluchzt.

Sie kam um 18 Uhr in Mexico City an. Da der nächste Flug nach Ciudad Obregon erst am nächsten morgen um 8 Uhr war, verbrachte sie die Nacht in einem nahe gelegenen Hotel. Ihr Gepäck, welches eigentlich direkt nach Ciudad Obregon durchgecheckt war, rollte aber auf dem Fließband vorbei. Irgendwie hatte Kirsten da eine Vorahnung und wartete schon drauf. Was nun? Die beiden Taschen wogen je 25kg und Kirsten hätte die im Leben nicht mit zum Hotel schleppen können. Sie lief zum Gepäckschalter und das dortige Personal versprach das Gepäck am nächsten morgen auf den Flieger nach Obregon zu packen. 100%ig sicher war das aber nicht.

Der Weg zum Hotel auch nicht. Draußen war es inzwischen dunkel geworden und Kirsten sollte eigentlich am Flughafen vom Hotelmanager angeholt werden. Dieser war aber alleine und konnte das Hotel nicht verlassen. Zum Glück hatte Kirsten Helens Hinweiszettel, wie man zu Fuß zum Hotel kommt. Das lag keine 5 Minuten vom Flughafen entfernt, man musste aber über eine lange Fußgängerbrücke, die über diverse Highways führte, rüber. Kirsten war mit Rucksack und Computertasche unterwegs und auf der Brücke folgten ihr zwei dubiose Gestalten. Zum Glück waren noch andere Fußgänger unterwegs und Kirsten schaffte es sicher zum Hotel.

Das Hotelzimmer war altmodisch aber sauber und Kirsten ging gleich nach der Dusche schlafen. Morgens um 3 Uhr machten dann zwei Männer und eine Frau lauten Krach und mit dem Schlafen war es vorbei. Kirsten beschloss gleich um 5 Uhr zum Flughafen zu laufen. Es war immer noch stockdunkel draußen und dieses Mal war keine Menschenseele auf der Straße - gruselig in einer 30 Millionen Einwohner Stadt! Kirsten hatte vorsichtshalber alle wichtigen Dinge in den Rucksack gepackt und in die Computertasche nur die Klamotten.

Der Flug nach Ciudad Obregon dauerte 2,5 Stunden. Beide Gepäckstücke waren zum Glück da und Helen und Winnie auch! Helen war am vorherigen Abend zum Flughafen gefahren und hatte dort die Nacht auf dem Parkplatz verbracht. Ein schweres Gewitter zog in der Nacht über den Flughafen und Winnie wurde von einem Blitz getroffen. Helen hatte bei dem lauten Knall fast eine Herzattacke, aber alles ist heil geblieben.

Nach dem Wiedersehen musste wie üblich erst einmal eine Tasse Tee her und Kirsten stellte fest, dass ihre beiden Taschen in Mexico City komplett überprüft worden waren. Es fehlte aber nichts und Helen packte glücklich ihre Goodies in den Kühlschrank.

Da sie aufgrund des Gewitters nachts kaum ein Auge zugemacht hatte und Kirsten noch voller Wiedersehen-Adrenalin war, fuhr Kirsten die gesamte Strecke nach San Carlos. Hier verbrachten wir erst einmal zwei entspannte Nächte. Tagsüber war es Monsterheiß und Kirsten lief gleich wieder im Bikini rum. Das Meer war total warm und schaffte Null Abkühlung. Abends zogen dann heftige Gewitter auf - eine echte Lichtshow.

Wir benötigten zwei lange Fahrtage und überquerten ohne Probleme die Grenze nach El Paso. Da das Benzin in den USA mit 4 US$ pro Gallone inzwischen fast doppelt so teuer ist wie in Mexico, fuhren wir so lange wie möglich auf der Mex 2 entlang.

Wir verbrachten eine Nacht in El Paso bei Wal-Mart, machten dort noch schnell einen Ölwechsel und dann ging es gleich weiter in Richtung Guadalupe Mountains. Hier verbrachten wir die Nacht auf einem ruhigen Rastplatz. Kirsten war gerade dabei sich zu waschen, als ein tätowierter Ami mit langem Pferdeschwanz vorbei kam und uns fragte, ob wir ihm Benzin verkaufen können. Sein Tank war leer und er war mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen unterwegs. Wir hatten unseren Extratank vor zwei Tagen noch mit günstigem Mexiko-Benzin gefüllt, halfen aber selbstverständlich aus.

Am nächsten Tag fuhren wir über Carlsbad und Hobbs nach Texas rüber. Hier fanden wir durch Zufall einen kostenlosen RV Park mit Hookups in Brownfield. Man durfte 5 Nächte dort bleiben und das nutzten wir natürlich gleich aus. Wir brauchten eh eine Pause. Kirsten verwöhnte Helen gleich mit einer Fuhre Franzbrötchen und nebenbei wurde auch am Computer gearbeitet.

Wir stellten fest, dass es in Texas eine ganze Menge von kostenlosen RV Parks gibt - insbesondere entlang des Highways 385. Jedes kleine Pupsdorf hat einen so genannten City Park und da sonst weit und breit nichts zu sehen und zu tun ist, locken diese Orte mit kostenlosen Hookup-Campingplätzen. Das war uns natürlich recht, denn die hohen Benzinkosten machten unserem Budget zu schaffen.

Auf dem Weg nach Amarillo ging es vorbei an vielen Ölfeldern. Überall "Nickende Esel" - Nodding Donkeys, sagen die Engländer zu Ölpumpen. Diese stehen inmitten von Getreidefeldern und man muss sich schon fragen, wie umweltfreundlich das noch ist. Ab und an kamen wir auch an riesigen Viehfarmen vorbei. Tausende von Schafen und Rinder werden hier gemästet. Es stank zum Himmel! Aber Rindfleisch ist neben Öl das wichtigste Produkt in Texas.

Kurz vor Amarillo findet man dann 10 alte Cadillacs, die Kopfüber in einem Feld stecken - die Cadillac Ranch. Eine richtige Touristenattraktion! Wir verzichteten auf die Spraydose und verewigten uns nicht auf den bunten Karossen. Neben einem Cadillac lag sogar eine bunte Bombe!

Amarillo ... hier gibt es nichts zu sehen, aber wem kommt bei diesem Namen nicht der Tom Jones Schlager "This Is The Way To Amarillo" in den Kopf? Kirsten ist damit groß geworden. Es war ihre erste Single! Und entsprechend ging ihr dieser Ohrwurm tagelang nicht aus dem Kopf! "... all the way to Amarillo ... my sweet Mary who waits for me ... schalalalalalalala ... bumm bumm ... schalalalalalalala!

Wir hielten uns dennoch nicht dort auf. Stattdessen ging es gleich weiter nördlich zur Lake Meredith National Recreation Area. Hier sind ebenfalls alle Campingplätze kostenlos, wenn auch primitiv. Der See war allerdings ein trauriger Anblick, da kaum noch Wasser drin war. Die Bootsrampen endeten nicht im Wasser, sondern im hohen Gras. Eine ökologische Katastrophe!

Das Wetter war teilweise bescheiden und sehr wolkig und wir verbrachten deshalb noch einmal 3 Nächte in einem kostenlosen RV City Park (Borger) in unmittelbarer Nähe zu einem Güterbahnhof. Die Waggons krachten mit voller Wucht aufeinander und die Erde bebte buchstäblich. Na ja, für umsonst muss man das wohl in Kauf nehmen.

Helen hatte in einem Auge etwas Zug bekommen und lief ein paar Tage mit Augenklappe rum. Ist das Foto nicht herrlich?! Schaut mal auf den Mund! Sieht doch aus wie Angela Merkels nach dem verlorenen EM Finale, oder?