18. - 25.02.2014: Hsipaw - Yangon

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Steintore

Di, 18.02.2014: Pyin Oo Lwin −> Hsipaw, wolkig, Regen, 25°C

Ursprünglich war geplant, dass wir den Bus von Pyin Oo Lwin nach Hsipaw erst am Nachmittag nehmen. Da es hier aber nicht viel zu sehen gab, hatten wir gestern mit Kelvin abgesprochen, dass wir doch lieber den Bus am frühen Morgen nehmen wollen, um mehr Zeit in Hsipaw zu haben. Eine gute Entscheidung!

Die Fahrt dauerte nur drei Stunden und war relativ entspannt. Vorne lief zwar der Fernseher mit Burmesischen Filmen und lauter Musik - wir setzten uns unsere MP3-Spieler auf und wippten im Takt mit. Viel zu sehen gab es auf der Strecke nicht. Es ging über die Berge und wir bekamen ganz kurz mal die berühmte Gok Teik Brücke zu sehen. Sie ist aus Metall und wurde 1901 gebaut. Knapp 100m hoch und 700m lang überspannt sie ein tiefes Tal und war zur Zeit der Erbauung die zweithöchste Zugbrücke der Welt.

Nach gut zwei Stunden Fahrt hörten wir hinter uns Kotzgeräusche. Entsprechende Tüten befanden sich in jeder Sitztasche. Der junge Mann neben Kelvin in der letzten Reihe füllte die komplett. Armer Kelvin! Ja, die Strecke war kurvig und ging rauf und runter, aber Asiatische Mägen sind sehr viel empfindlicher, als unsere Europäischen. Wir mussten das auf vielen Bustouren feststellen. Insbesondere die Kinder können den Brechreiz nicht kontrollieren. Da kann man nur hoffen, dass man nicht was abbekommt oder die Leute aus dem Fenster kotzen und der Fahrtwind den Brei dann auf den Rest der Passagiere verteilt!

In Hsipaw ging es mit einer Motor-Rickshaw zum Hotel. Mr. Charles Guest House ist hier eine Institution und wir wurden von Mr. Charles persönlich mit Handschlag begrüßt. Nette Gestik! Er ist Halb-Burmese und Halb-Chinese und sein Hotel ist auch gleich die beste Touristen Information im Ort.

Wir bekamen ein großes Zimmer mit Panoramafenster im Neubau. Alles super sauber! Viel besser, als das Hotel in Pyin Oo Lwin.

Am Nachmittag haben wir dann einen Spaziergang durch Hsipaw gemacht. Ein netter kleiner Ort mit Märkten, Tempeln und guten Restaurants. Wir entdeckten eine Bäckerei mit leckeren Bananenbrot.

Abends hieß es Rucksack packen für die 2-Tage-Wanderung in eines der umliegenden Gebirgsdörfer. Der Himmel verdunkelte sich bedrohlich, aber ab morgen soll gutes Wetter sein.

Mi, 19.02.2014: Hsipaw −> Pang Kam, sonnig, 30°C

Es war noch neblig, als unser Wecker um 7 Uhr klingelte. Das Frühstück war ausgesprochen vielfältig. Pfannenkuchen, Obst, Reis, Bohnen, Kartoffelcurry, Spiegeleier, Marmelade und Toast. Fast alle Tische waren besetzt, scheinbar starten heute viele Touristen ihre Wanderung in eines der umliegenden Shan Dörfer.

Unser Guide heißt Jo-Jo. 66 Jahre alt, sehr humorvoll und vor allem spricht er sehr gutes und verständliches Englisch. Er erzählte mir auf der langen Wanderung, dass er in seiner Jugend eine christliche Schule in Hsipaw besuchte, die von englischen Priestern geleitet wurde. Bevor das Militär 1962 in Burma die Macht übernahm, war die Schulausbildung sehr gut. Anschließend wurde alles verstaatlicht. Ausländische (überwiegend Britische) Geschäftsleute, Missionare und Lehrer flohen das Land. Die Englische Sprache wurde aus dem Schulprogramm gestrichen und entsprechend schlecht ist heute die Verbreitung von Englisch und vor allem die Aussprache.

Unsere Wanderung sollte um 8.30 Uhr beginnen, aber es gab leichte Verzögerungen. Tom aus England und Jasper aus Holland vervollständigten unsere Gruppe. Ziel war Pang Kam, ein Shan Dorf mit 700 Einwohnern. Hsipaw liegt auf 450 Höhenmetern, Pang Kam lang auf ca. 1200m. Es ging also ständig bergan. Fünf Stunden sollte die Wanderung dauern, wir brauchten aber fast sechs Stunden. Nicht, weil wir unfit waren! Es gab einiges zu sehen und wir legten diverse Fotostopps ein. Tom und Jasper waren mit teuren Canon Kameras unterwegs und Tom arbeitet u.a. als halbprofessioneller Fotograf in England.

Wir kamen an einer Reisnudelfabrik vorbei. Leider liefen heute die Maschinen nicht, aber wir konnten die Mitarbeiter beim Trocknen der Nudeln beobachten. Unser Wanderpfad führte zunächst durch die umliegenden Tomaten-, Blumenkohl- und Broccolifelder. Später ging es durch mehrere Shan Dörfer. Jo-Jo brachte uns "Hallo" (Mei suum kha) und "Danke" (Zuum Kha) in der Shansprache bei und das kam bei der Bevölkerung gut an.

Überall kamen die Kinder fröhlich angerannt und winkten uns zu. Die Shans ließen sich gerne fotografieren. Wir machten mehrere kurze Trinkpausen. Die Sonne brannte vom Himmel und wir liefen in einem relativ gemütlichen Schritt die 15km bis Pang Kam hoch.

Leider sah man weit und breit nur gerodete Hügel und Felder. Vom ursprünglichen Regenwald ist nichts mehr übrig. Auch Tiger und Schwarzbären findet man in dieser Gegend heute nicht mehr. Wir mussten uns mit Wasserbüffeln und Schweinen begnügen.

Wir erreichten Pang Kam gegen 15 Uhr und wurden im Haus des "Bürgermeisters" mit Tee und einem verspäteten Mittagessen begrüßt. Hier sollten wir auch die Nacht verbringen. San Ou, die junge Frau vom "Chief", war eine gute Köchin, sprach gutes Englisch und war eine echte Frohnatur. Ihr Mann arbeitet ebenfalls als Guide und war zur Zeit auf Tour. Ihre beiden Kinder (6 und 8) leben bei der Tante in Hsipaw, wo sie zur Schule gehen. Nächsten Monat beginnen die Ferien (3 Monate lang) und die Kinder kommen nach Hause.

Nach dem Essen genossen wir auf Liegestühlen in der Sonne eine Ruhepause. Hier konnte man es gut aushalten. Einige von uns machten auch ein kurzes Nickerchen. Gegen 16.30 Uhr führte uns Jo-Jo dann durchs Dorf. Wir bekamen einen Einblick in die total verrußten Wohnräume. Die offene Holzkochstelle ist in der Mitte der Räume. Abzugsrohre und Durchlässe für den Qualm gibt es nicht. Entsprechend schwarz sind die Wände und Fußböden. Wir sahen ein Baby in einer Wiege, dass vom Rauch nur so umzingelt war. Jo-Jo bestätigte, dass viele Burmesen Lungenprobleme haben. Kein Wunder!

In der Schule hatten wir viel Spaß mit den vier Lehrerinnen. Bis vor kurzem gab es nur eine für die etwa 60 Kinder, die hier im Dorf unterrichtet werden. Durch eine Initiative von Aung San Suu Kyi wurden die Lehrkräfte in Burma aufgestockt und nun unterrichten vier junge Damen hier. Helen fand ein Schreibbuch und gab Nigel und Cynthia eine Unterrichtsstunde. Die Lehrerinnen wollten sich fast wegschmeißen, als Helen Nigel mit dem Buch auf den Kopf haute. Helen las auch laut aus dem Buch vor - in Burmesisch! Frei erfunden und es hörte sich ziemlich authentisch an. Die Lehrerinnen bogen sich vor Lachen.

Ich malte in der Zwischenzeit ein Smileface auf die Tafel und Nigel hinterließ seine Lieblings Mathematikformel (Euler's Identity). e^{i \pi} + 1 = 0. Ich habe die Formel nicht verstanden, aber die vier jungen Damen kannten sie scheinbar. Jo-Jo musste dann noch ein Gruppenfoto von uns allen auf dem Handy einer der Lehrerinnen machen.

Das Abendessen ähnelte dem Mittagessen. Reis mit Gemüse und einigen undefinierbaren Gerichten. Wir wurden anschließend in die Dorfhalle zum Tanzen eingeladen. Keiner von uns hatte so richtig Lust darauf, aber wir konnten zu dieser Einladung kaum Nein sagen. Die "Party" war im vollen Gange, als wir dort ankamen. 6 Jungs schwangen Arme und Beine zu technoartiger Musik. Hah, wer hätte das gedacht?! Anschließend wurde die Musik ruhiger und traditioneller. Die Mädels waren dran und tanzten mit wunderbaren Hand und Fußbewegungen. Mehrfach wiederholte sich das gleiche Lied und der gleiche Tanz und wir erfuhren, dass die Jugend sich zum Üben trifft. Im März findet hier ein großes Treffen aller Shan Dörfer statt und jedes Dorf präsentiert sich.

Um 21 Uhr lagen wir alle im Bett. Ein langer Tag und wir waren sehr müde. Geschlafen haben wir auf dicken Decken auf dem harten Holzfußboden. Ich habe für uns noch einmal zwei Decken extra drauf gelegt. Wir haben mit Kelvin, Tom und Jasper den großen Raum geteilt, Nigel und Cynthia bekamen das kleine Nebenzimmer.

Helen hatte Probleme einzuschlafen, ihre Hüften taten auf dem harten Boden etwas weh. Ich hingegen habe durchgeschlafen! Es war erstaunlich warm und leise.

Do, 20.02.2014: Pang Kam −> Hsipaw, sonnig, 28°C

Wir erwachten alle so nach und nach. Einen Wecker gab es nicht. Draußen schien die Sonne. Jasper ging zum nebenan liegenden Kloster und übernahm die ehrenvolle Aufgaben, den Boden des Klosters zu fegen. Gebete gab es zu dieser Zeit nicht, denn in der Küche war man am Essenskochen. Die Armen und auch viele Ältere kommen hier jeden Morgen her, um sich kostenlos Essen zu holen. Hier wird wirklich für jeden gesorgt!

Für uns wurde auch wieder gut gesorgt. Das Frühstück war reichhaltig, wenn auch etwas gewöhnungsbedürftig. Anschließend verabschiedeten wir uns von San Ou und ihrer Mutter und machten uns wieder auf den Weg zurück nach Hsipaw. Wir nahmen einen etwas anderen Weg aus dem Dorf raus, kamen später aber wieder auf den selben Pfad durch die selben Dörfer, wie beim Hinweg. Es war noch heißer als gestern und der Weg war ziemlich steil.

Nach vier Stunden kamen wir wieder in Hsipaw an und Kelvin lud uns alle zu einem kalten Getränk und einer Shan-Nudel-Suppe ein. Lecker! Den Nachmittag verbrachten wir dann mit Wäschewaschen.

Leider bekamen wir beim Mr. Charles Guest House andere Zimmer. Dieses Mal im älteren Teil. Sie waren wesentlich kleiner und nicht so modern, dafür hatten wir einen Balkon. Ideal zum Wäsche trocknen.

Fr, 21.02.2014: Hsipaw, sonnig, 30°C

Treffpunkt heute morgen war um 8.30 Uhr. Jo-Jo war erneut unser Guide für die Bootstour entlang des Dokthawady Rivers. Kelvin musste etwas organisieren und war heute morgen nicht mit dabei. Dafür begleitete uns Karen aus England. Sie hat gerade zwei Monate Meditation in einem Buddha Kloster nahe Yangon hinter sich und ist noch einige Tage am reisen.

Sie ist seit 30 Jahren Buddhistin und hat das Buddha Zentrum nahe Cambridge geleitet. Wir hatten interessante Gespräche mit ihr und mussten feststellen, dass es auch im Buddhismus diverse Richtungen gibt, die sich teilweise sehr widersprechen. Hier in Myanmar glaubt man z.B., dass Frauen nicht das Nirwana erreichen können. Sie müssen erst als Mann reinkarniert werden bevor sie überhaupt die Chance zur Erleuchtung haben. In Karens westlichen Buddhismus herrscht dieser Glaube nicht.

Wir sind in eines der hölzernen Langboote gestiegen und erneut mussten wir das laute Rattern des Dieselmotors ertragen. Helen und ich saßen ganz hinten, also nahe des Motors, und wir haben uns die Ohren mit Taschentuch vollgestopft. Anders war der Krach nicht auszuhalten. Schade, dass der Motorlärm die ansonsten sehr entspannte Bootstour störte. Der Fluss war fast spiegelglatt und es gab wenig Bootsverkehr. Wir passierten einige der Shan Dörfer, ansonsten war wenig Spannendes zu sehen. Mir ist mal wieder aufgefallen, dass es in Myanmar kaum Vögel gibt. Normalerweise müsste es an den Flussufern viele zu sehen geben, aber insbesondere in dieser Gegend ist der ehemalige Regenwald total abgeholzt, um Ackerland zu schaffen.

Nach gut einer Stunde sind wir an Land gegangen und zu einem Mönchskloster gelaufen. Bis auf die super leckere Ananas ist bei mir nicht viel davon hängen geblieben. Ein netter Spaziergang durch die Ananasfelder, den man sich aber auch hätte sparen können. Cynthia ging es heute gar nicht gut. Sie hatte gestern bei einem der Straßenstände offensichtlich schlecht gegessen und das kam oben wie unten wieder raus. Während wir zum Kloster gelaufen sind, hat sie auf den Schwimmwesten liegend am Flussufer geschlafen. Hätte ich heute auch gerne gemacht. Irgendwie war mein Energieniveau sehr weit unten.

Auf dem Rückweg nach Hsipaw sind wir noch bei einem Shan Dorf ausgestiegen, haben eine leckere Shansuppe gegessen, ansonsten nichts weiter Spannendes zu sehen. Gegen 14 Uhr waren wir wieder zurück im Hotel. Eigentlich sollte um 15 Uhr schon wieder die Nachmittagstour losgehen, aber es war tierisch heiß und wir hatten alle keine Lust dazu. Ich habe Jo-Jo und Kelvin gefragt, ob wir das nicht auf morgen früh verschieben können. Es ist dann deutlich kühler und unser Nachtbus nach Yangon geht eh nicht vor 17 Uhr. Wir haben also genügend Zeit. Der Vorschlag kam gut an und so hatten wir den Rest des Tages frei. Mir war das gerade Recht, ich wollte endlich mal mein Buch zu Ende lesen.

Abendessen im Hotel war mal wieder teuer und leider auch nicht gut. Wir hatten kaum unser Rührei mit Kartoffeln und eine Fuhre Pommes bestellt, da wurde schon ein Teller Pommes auf unseren Tisch gestellt. Helen war nach der Bestellung noch mal kurz ins Zimmer gegangen. Ich habe mir einen Pommes geschnappt und wie erwartend war der kalt. Ich hab den Teller zurück in die Küche gebracht. Für uns kann die Portion nicht gewesen sein, denn zwischen Bestellung und Bedienung lag nicht einmal eine Minute. Es kam wie es kommen musste, 20 Minuten später stand die selbe Fuhre nur noch einmal wieder aufgewärmt vor uns. Pappig! Mich macht so eine Verarschung ja immer sauer, aber Helen hatte richtig Hunger und wir haben sie dann gegessen. Unser Rührei ließ weitere 10 Minuten auf sich warten. Warum schaffen die es hier im Hotel nicht, beides gleichzeitig zu liefern? Kartoffeln waren im Rührei nicht drin, auch kein Käse, dafür viele Zwiebeln und ganz wenig Tomaten. Na ja, dass Restaurant ist noch neu hier und die werden hier hoffentlich schnell dazu lernen.

Sa, 22.02.2014: Hsipaw, meistens sonnig, 30°C

Treffpunkt war heute um 9 Uhr und Jo-Jo begleitete uns zu zwei alten Teakholzklöster und zum ehemaligen Shan Palast. Hier lebt heute noch der Neffe des letzten Shan Prinzen von Hsipaw mit seiner Frau. Mr. Donald war heute nicht da. Er verwaltet im Moment den Besitz seines Vaters, der vor kurzem gestorben war. Von seiner Frau erfuhren wir in einem hervorragenden Englisch die ganze Geschichte der letzten Shan Dynastie in Hsipaw.

Der vorletzte Shan Prinz starb im Alter von 40 Jahren an Tuberkulose. Da er keine Kinder hatte, ging die Nachfolge an den jüngeren Sohn seines Bruders. Dieser lernte beim Studium in den USA (Colorado) eine Österreicherin kennen und heiratete sie. Mann und Frau gingen nach Myanmar und sie lebten in der Shan Villa, die wir heute besuchten. Inge, die Frau, lernte die Sprache der Burmesen und der Shan und war sehr beliebt bei der Bevölkerung. Die beiden haben zwei Töchter. Als 1962 das Militär an die Macht kam, wurde der Shan Prinz zusammen mit etwa 1000 anderen hochrangigen Burmesen ins Gefängnis gesteckt. Alle wurden zu einem späteren Zeitpunkt wieder freigelassen, nur der Shan Prinz nicht.

Inge versuchte über Kontakte in der US und der Österreichischen Botschaft Informationen zum Schicksal ihre Mannes zu bekommen, er gilt aber bis heute offiziell als vermisst. Das Militär bestritt zunächst ihn überhaupt festgenommen zu haben, aber andere Gefangene, darunter Familienmitglieder des Prinzen, bestätigten die Inhaftierung. Was genau passiert ist, weiß kaum jemand, aber Inge vermutete, dass ihr Mann tot ist und floh mit ihren beiden Töchtern 1964 in die USA. Dort schrieb sie das Buch "Twilight Over Burma: My Life as a Shan Princess."

Donalds Frau erzählte uns, dass sie seit über 40 Jahren keinen Kontakt mehr zu Inge und ihren Töchtern hat. Bis 2010 war es einfach zu gefährlich Kontakt aufzunehmen, hohe Gefängnisstrafen drohten. Donald und seine Frau haben aber seit dem Weggang von Inge auf die Shan Villa aufgepasst und auch schon lange vor 2010 Touristen über die Geschichte der letzten Shan Dynastie erzählt. Donald wurde 2005 aufgrund seiner Kontakte zu Ausländern festgenommen und verbrachte 4 Jahre lang im Gefängnis. Während dieser Zeit war die Shan Villa geschlossen. Erst nach Wegfall der Sanktionen und nach der Freilassung von Aung San Suu Kyi aus dem Hausarrest, war es Donald und seiner Frau wieder möglich Touristen in der Villa zu empfangen. Eine bewegende Geschichte, die viel Einsicht in die Vergangenheit von Burma gibt.

Wir kehrten gegen 11.30 Uhr zum Hotel zurück, packten unsere Sachen und checkten aus. Anschließend sind Helen und ich noch zu einem Nonnenkloster gelaufen. Bis dato haben wir nur Kloster mit Mönchen gesehen. Wir stellten fest, dass das Klostergelände und die täglichen Rituale sich nicht vom Mönchskloster unterscheiden, nur die Farbe der Roben ist Rosa und Rot. Wir wurden herzlich begrüßt. Offensichtlich verirren sich nicht viele Touristen hierher.

Wir mussten um 17 Uhr bei der Busstation in Hsipaw sein und Kelvin lud uns vorher noch zu einem kalten oder warmen Getränk in eines der Flussrestaurants ein. Er macht seine Sache wirklich gut und wir waren alle schon am überlegen, was wir ihm denn als Dankeschön zum Abschied schenken sollten.

Der Nachtbus nach Yangon war super bequem. Breite Sitze, viel Beinfreiheit, Toilette an Bord, Kopfhörer und Musiksystem, Toilettentäschchen mit feuchtem Lappen und Zahnbürste, Kopfkissen und eine warme Decke. Nur das Fenstern hat geklappert und ich habe es mit gefalteter Pappe so gut es ging befestigt.

Die Fahrt sollte insgesamt 14 Stunden dauern und startete relativ pünktlich um 17.45 Uhr. Wir fuhren die gleiche Strecke wieder zurück nach Pyin Oo Lwin und kamen bei dem steilsten Serpentinenstück in einen einstündigen Stau. Ein Laster hatten mitten auf dem Hang seine Ladung verloren und es ging nur einspurig an ihm vorbei. Hunderte von Busse und Laster aus beiden Richtungen quälten sich im Schneckentempo an der Unglücksstelle vorbei.

Es gab vor Pyin Oo Lwin einen Essens- und Toilettenstopp und dann später direkt bei der Busstation in Pyin Oo Lwin noch einen weiteren. Anschließend machten wir uns zum Schlafen fertig.


Hsipaw Wanderung und zurück nach Yangon

So, 23.02.2014: Yangon, sonnig, 34°C

Tief geschlafen haben wir nicht, aber wir kamen dennoch recht ausgeruht um 7.45 Uhr beim Nord-Busbahnhof in Yangon an. Nigel und Cynthia nahmen gleich den nächsten Bus weiter bis zum Golden Rock südlich von Yangon. Sie hatten noch vier weitere Tage in Myanmar und wollten noch was sehen. Das Busgelände war mehrere Straßenblöcke groß und selbst die Einheimischen hatten Probleme den richtigen Bus unter Hunderten zu finden. Am Ende nahmen wir die beiden in unserem Taxi noch mit (Helen saß auf meinem Schoß) und brachten sie zum richtigen Ort und Bus. Den hätten sie zu Fuß nie gefunden!

Nun hieß es Abschiednehmen von den beiden. Zu viert haben wir wirklich eine tolle 17-Tage-Tour hier in Myanmar gehabt und kamen wunderbar miteinander aus. Wir wünschten uns gegenseitig eine gute Weiterreise und man wird sicherlich im Kontakt bleiben.

Die Taxifahrt zu unserem Hotel dauerte etwa 45 Minuten. Wir checkten wieder beim Hotel Bliss nahe des Irrawaddy Flusses ein. Leider war zu dieser Zeit unser Zimmer noch nicht fertig und so haben wir unten im Restaurant erst einmal gefrühstückt. Anschließend haben wir um die Ecke Passbilder machen lassen. Der Zehnerpack kostet hier keinen Euro und wir werden noch diverse Passbilder auf unsere Reise durch Nepal, Tibet und China brauchen. Gegenüber entdeckten wir eine fantastische Bäckerei. Irgendwie hatten wir die beim ersten Mal in Yangon übersehen. Ich sage nur ... Erdbeertörtchen vom Feinsten!!!

Nachdem wir dann endlich unser Zimmer beziehen konnten, sind wir mit dem Bus zur Sule Pagoda gefahren, um für Kelvin ein Geschenk zu finden. Einen Wecker (sein Handy hat ihn das ein oder andere Mal auf unser Tour in Stich gelassen!) hatten wir schon in Hsipaw für ihn gekauft. Nun suchten wir einen kleinen, handlichen Tripod. Wir klapperten mehrere Läden ab und wurden am Ende fündig. Zusammen mit einigen US Dollar Trinkgeld ist das ein gutes Geschenk für seine tolle Arbeit!

Die im übrigen noch nicht beendet war. Da Helen ja ihren Umfaller in Yangon vor 16 Tagen hatte und wir das Tagesprogramm dadurch verpassten, holte Kelvin das am heutigen Nachmittag mit uns nach. Mit der Bimmelbahn ging es rund um Yangon. Cynthia und Nigel fanden die 2,5 Stunden lange Fahrt toll, da man auch einen Einblick in die Außengebiete von Yangon bekommt. Da wir aber jetzt schon Myanmar hinter uns hatten, war der Begeisterungseffekt bei uns nicht mehr ganz so hoch, da vieles doch bekannt vorkam. Wir lernten aber ein paar nette Touristen an Bord kennen und die freuten sich über unsere guten Ratschläge zum Bereisen des Landes.

Kelvin verließ gleich zwei Mal den Zug. Das erste Mal, um sich was zu trinken zu holen. Wir behielten ein Auge auf ihn, denn bei der Fahrt mit Cynthia und Nigel musste er mal zum Klo und hat dann anschließend den Zug verpasst. Mit dem Taxi ist er dann zur nächsten Station gerast und wieder eingestiegen. Beim ersten seiner heutigen Ausstiege schaffte er es gerade noch rechtzeitig. Das er dann anschließend noch ein zweites Mal ausgestiegen war, haben wir gar nicht mitbekommen, denn wir waren am Schnacken mit den anderen Touristen.

Irgendwann erreichten wir wieder die Station, bei der wir ursprünglich eingestiegen waren. Da alle anderen ausstiegen, taten wir es auch. Wo war denn Kelvin? Weit und breit nicht zu sehen! Waren wir bei der richtigen Station? Ja, da ist der Turm, bei dem Kelvins Wagen steht. Na ja, wir gehen da mal hin. Er wird schon irgendwann kommen!

Tat er auch! Noch bevor wir den Wagen erreichten kam er winkend auf uns zu gerannt. Erneut hatte er den Zug nach einer Pinkelpause verpasst und war mit dem Taxi direkt hierher gefahren. Wir lachten! :-)

Anschließend genossen wir mit ihm ein Abendessen und überreichten unser Geschenk. Er hat sich sichtlich darüber gefreut. Wir verabredeten uns mit ihm für den 25. Februar. Er wollte uns mit dem Wagen zum Flughafen bringen. Service bis zur letzten Minute! Toll!

Mo, 24.02.2014: Yangon, sonnig, 34°C

Wir haben endlich mal wieder ausgeschlafen und ich bin dann anschließend unten neben dem Hotel zum Friseur gegangen. Ratz-fatz-kurz für 4 Euro. Quadratisch, praktisch, gut! Bei der Hitze hier herrlich!

Apropos Hitze ... eigentlich wollte ich mir in aller Ruhe noch mal die fantastische Shwedagon Pagode anschauen, aber ich konnte einfach die Energie dafür nicht mehr aufbringen. Wir verbrachten den ganzen Tag im kühlen Hotelzimmer und arbeiteten an unserer Webseite und den vielen Fotos und Videos aus Myanmar. Außerdem hieß es Taschen packen. Ab morgen sind wir wieder auf eigene Faust unterwegs. Schluss mit entspannten Tourreisen!

Fazit zu Myanmar:

Ein tolles Land mit wunderbaren Menschen! Wenn man bedenkt, dass es bis 2010 wirklich schwierig war hier überhaupt zu reisen und in Kontakt mit den Menschen zu kommen, dann kann man nur sagen, dass das Land in der kurzen Zeit wahnsinnige Fortschritte gemacht hat. Ja, vieles ist noch in der Hand des Militärs oder der Chinesen, aber man spürt bei den ganz normalen Menschen hier die Hoffnung und den Glauben an eine viel bessere Zukunft.

Wir haben, glaube ich, noch nie ein Land in der Welt bereist, wo die Menschen so ehrlich und zuvorkommend waren. Hier wirst du nicht ums Geld beschissen (jedenfalls nicht von den Menschen, die nicht der Regierung oder dem Militär angehören) und könntest ohne Probleme deinen Laptop im offenen Restaurant stehen lassen. Niemand würde dir hier was klauen und Frauen werden hier genauso respektiert, wie Männer. Erfrischend, entspannt, sicher!

Und was ganz oben bei uns stand ... war ... wie unglaublich sauber das Land ist. Alle Hotels waren sauber! Von der weißen Bettwäsche bis zum Klositz! Im Straßenverkehr geht es geordnet zu, die Menschen lassen die eine Privatsphäre, ein 'Nein' von uns wurde auch als solches angenommen! Niemand schreit dich den ganzen Tag an. Ganz im Gegenteil. Du wirst natürlich höflich und neugierig beobachtet, aber erst wenn wir selbst ein fröhliches "Minga lar ba" (Hallo) an den Mann oder die Frau gebracht haben, leuchteten die Gesichter auf und die Leute suchten aktiv Kontakt zu uns.

Landschaftlich ist das Land durch die vielen abgeholzten Urwälder nicht unbedingt so attraktiv, wie andere Süd-Ost-Asien-Staaten. An der Westküste soll es aber noch Hunderte von Kilometerlangen Stränden geben, die schlichtweg paradiesisch sind. Wir waren leider auf dieser Tour nicht da, kommen aber ganz sicher eines Tages wieder.

Wir können nur hoffen, dass Myanmar nicht den gleichen Fehler in Bezug auf Tourismus macht, wie alle umliegenden Länder. Ja, Fortschritt und Konsum lassen sich nicht stoppen und die Menschen brauchen Geld hier. Dennoch bleibt die Hoffnung, dass die Burmesen Touristen gegenüber entspannt und unaggressiv bleiben. In einem Land mit 86% Buddhisten ist das sehr wahrscheinlich. Mit dem Tourismus kommt auch viel Umweltverschmutzung und -zerstörung. Auch hier findet das Land hoffentlich ein gutes Gleichgewicht. Die Chancen stehen groß, wenn sich die Verantwortlichen die richtigen Gedanken machen und die Fehler der anderen Länder vermeiden können. Man darf gespannt sein!

Wir haben Myanmar dieses Mal auf einer geführten Tour besucht, weil wir nach den ganzen Indienstress keine Lust auf Eigenorganisation hatten. Aber man kann das Land auch sehr gut alleine bereisen. Wir haben diverse Individualreisende getroffen, die das bestätigen. Inlandsflüge, Bootstouren, Überland-Busfahrten, Tagesausflüge ... alles kann in jedem Hotel vor Ort organisiert werden und kostet nicht sehr viel. Hier und da werden auch inzwischen Geldautomaten aufgestellt (Yangon, Mandalay, Bagan), die westliche Karten akzeptieren. Man muss nicht mehr brandneue US Dollarscheine mit sich herumtragen.

Das Einreisevisum bekommt man zur Zeit noch nicht bei der Ankunft im Land, sondern muss es entweder vorab bei einer Myanmar-Botschaft beantragen oder per Internet über einen Reiseveranstalter in Myanmar organisieren. Wir haben das problemlos über die Botschaft in New Delhi gemacht. Dauer 3 Tage, Kosten etwa 15 Euro. Flugticket nach und von Yangon muss vorab schon gebucht sein!

Wir können wärmsten Starfish als unseren Tourveranstalter empfehlen. Dan Moore (Email: dan.moore@starfishgroupasia.com), der Gründer und Besitzer mit Sitz in Bangkok, und sein Vorort-Mann Kelvin in Yangon liefern einen fantastischen Service für einen wirklich akzeptablen Preis. Entspannter und besser aufgehoben kann man nicht reisen! Für uns nach drei Monaten Indien eine absolute Wohltat!

Kontaktdaten:
Webseite: www.starfishvolunteers.com
Kontakt: Joe Stromanis (Sales Executive & Special Projects)
Email: joe.stromanis@starfishventures.co.uk
Telefon: +66 (0)819008758
Skype: Starfish_Joe

Wir hatten eine tolle Zeit und können Myanmar nur empfehlen!

Di, 25.02.2014: Yangon, Myanmar via Kuala Lumpur nach New Delhi, sonnig, 34°C (Yangon) - 19°C (Delhi)

An meinem 48. Geburtstag flogen wir durch drei Länder. Kelvin brachte uns wie versprochen zum Flughafen in Yangon. Der Flug nach Kuala Lumpur ging schnell und war ereignislos. Zwei Stunden später saßen wir schon wieder im Flieger nach New Delhi. Ursprünglich hatten wir ja vorgehabt Indien noch einmal für 2-4 Wochen zu bereisen, aber die Lust war uns vergangen und unser Flug nach Kathmandu, Nepal war bereits für den nächsten Tag gebucht. Ich hatte in letzter Sekunde vor dem Abflug aus Yangon noch gesehen, dass unser Morgenflug nach Kathmandu gecancelt wurde und wir stattdessen auf einem sehr späten Abendflug waren.

Ohne Probleme kamen wir gegen 23 Uhr in New Delhi an und die Wiedereinreise auf dem alten Visum war kein Problem. Beim JetAir Schalter erkundigten wir uns noch einmal nach dem Flug nach Kathmandu und Helen schaffte es uns ohne Umbuchungsgebühren auf einen Mittagsflug zu bekommen. Super!

Wir hatten ein Hotel für die Nacht nahe des Flughafens gebucht und fuhren mit der Metro eine Station. Draußen warteten die Tuc Tucs, aber für die 500m Fahrt zum Hotel wollten die schon wieder mehr haben, als ein vorbezahltes Taxi direkt vom Flughafen. Also gingen wir 10 Minuten oder weniger zu Fuß! Grrrr ... wir werden diesen ewigen Beschiss in Indien nicht vermissen!

Das Hotel De Aura entpuppte sich dann als echte Überraschung. Unter 1000 Rupien für die Nacht und sogar die Klobrille war sauber! Das einzige und letzte Hotel in Indien!!! Der Manager war super nett und kümmerte sich wirklich. Warum geht das in Indien nicht immer so? Bloß sich nicht gleich wieder über Indien aufregen, Kirsten!

Nepal wir kommen!