05. - 11.05.2014: Annapurna Base Camp

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Steintore


Tatopani (1189m) war unser Ausgangspunkt für die Wanderung zum Annapurna Base Camp. Man könnte denken, dass die niedrige Höhe und die vielen roten Blutkörperchen in unseren Adern uns nur so voran puschen würden, aber das war leider nicht der Fall. Das Wetter war schwül und zum Glück leicht bedeckt. Dennoch war der Anstieg nach Chitre (2390m) mit 1200m Höhenmetern anstrengend. Mittags fing es dann auch noch an zu regnen und wir konnten zum ersten Mal unsere neuen Regenjacken ausprobieren. Wasserdicht!

Der nächste Tag nach Chuile (2245m) war noch anstrengender - 1080m hoch und dann 1240m wieder runter. Da das Wetter erneut nicht berauschend war, haben wir uns den Sonnenaufgang am berühmten Poon Hill (3210m) erspart. Man muss zu dieser Jahreszeit schon extrem früh aufstehen, um die Annapurna Gebirgskette im klaren Licht zu sehen, denn spätestens ab 9 Uhr zogen idR die ersten Wolken auf und die Hitze überdeckte alles mit einem diffusen Hitzeschleier. Nicht gerade ideal zum Fotografieren.

Wir saßen an diesem Abend einem Französischen Paar gegenüber, die auf Hochzeitsreise waren. Die beiden lebten in Paris und hatten sich Nepal mit seinen einfachen Hütten (Doppelbetten sind selten!!!), Papierdünnen Wänden und den vielen Tausenden von Steinstufen ausgesucht. Sie waren bereits auf dem Rückweg nach Pokhara und die junge Frau war beim Base Camp gestürzt. Die gesamte linke Gesichtshälfte war aufgeschrammt und ihr Mann betonte mit einem Augenzwinkern, dass er seine Frau nicht geschlagen hatte. Dann kam auch noch schlechtes Wetter hinzu und die beiden haben nicht einmal einen der hohen Gipfel im Annapurna Gebiet gesehen. Was für eine Hochzeitsreise! Vielleicht hätten sie lieber in Paris bleiben sollen ... jeder andere träumt von einer Hochzeitsreise in diese Stadt, oder?

Unser dritter Tag führte uns via Chhomrong nach Bamboo (2400m). Tausende von Steinstufen machten diesen Tag zur Qual! Rauf und runter und wieder hoch. Der Schweiß lief nur so an unseren Körpern runter. Einziges Highlight war die Deutsche Bäckerei in Chhomrong, wo wir mittags eine längere Pause einlegten.

Von Bamboo aus hatten wir gehofft, direkt bis zum Annapurna Base Camp laufen zu können, aber kurz hinter Deorali war der Pfad wegen einer Schneelawine blockiert. Wir folgten den Markierungen für die Umleitung und gelangten über eine kleine Brücke auf die andere Seite des Flusses. Wir liefen und liefen und kamen nach gut 30 Minuten zu einer Markierung, die deutlich den Weg über ein paar Steine wieder auf die andere Seite des Flusses zeigte. Der Wasserpegel war aber viel zu hoch und im Leben wären wir da nicht trocken rüber gekommen. Das Wasser war extrem kalt von der Schneeschmelze und ziemlich reißend. Wenn man da auf den Steinen abrutscht, kann das lebensgefährlich werden. Wir sahen weit und breit keine andere Furt, dafür aber auf der gegenüber gelegenen Seite ein paar Porter die Schneelawine überqueren. Häh, der Pfad war also offen und die Porter wissen garantiert den besten Weg. Sie schleppen 50 bis 100kg und da wird immer der kürzeste Weg gewählt! Okay! Wir drehten wieder um und trafen auf ein paar andere Wanderer, die genau wie wir den Markierungen gefolgt waren.

Das ganze hat uns über eine Stunde gekostet, die uns dann am Ende des Tages fehlte. Der schmale und sehr eisige Pfad über die Schneelawine war auch nicht ohne und als wir beim MBC (Machhapuchhre Base Camp - 3700m) ankamen, zogen tiefe und feuchte Schneewolken auf. Ich konnte nicht mehr und hatte Null Lust in dieser Wolkenbrühe auch nur einen Meter weiter zu laufen. Wir verbrachten also die Nacht in einer Lodge beim MBC und stellten uns für den nächsten Morgen den Wecker. Noch vor Sonnenaufgang waren wir startbereit. Der Himmel war sternenklar und es war mit unter Null Grad eisig hier oben. Die zwei-stündige Wanderung zum Annapurna Base Camp (ABC - 4130m) hoch war mit Abstand der beste Teil der Annapurna Base Camp Wanderung. Keine Steinstufen!!! Ab und zu ging es durch den Schnee, aber keine von uns legte sich lang. Die 360 Grad Blicke auf das Annapurna Gebirge (Annapurna South und Annapurna 1 lagen direkt vor uns!) waren an diesem Morgen spektakulär! Wir hatten mal wieder Glück mit dem Wetter zur absolut richtigen Zeit.

Annapurna Base Camp - 360° Panorama
(mit gedrückter Maus über das Panorama fahren oder auf die Pfeiltasten klicken)


Annapurna Base Camp - 360° Panorama
(mit gedrückter Maus über das Panorama fahren oder auf die Pfeiltasten klicken)


Wir machten unsere Fotos und Videos und genossen ein Frühstück in einer der ABC Lodges. Anschließend hatten wir genügend Zeit, um wieder bis Bamboo runter zu laufen. Helen rutschte auf dem Rückweg durch die Schneelawine aus und schrammte sich den kompletten linken Arm auf. Gut, dass wir Verbandszeug und Jodsalben dabei haben! Kurz hinter Doban zog urplötzlich ein heftiger Hagelsturm auf. Wir fanden gerade noch rechtzeitig Schutz unter einem großen, vorstehenden Felsen. Der Hagel wurde immer größer, man konnte die andere Seite des Tals schon gar nicht mehr sehen! Ein Porter mit seinen zwei Russischen Frauen zwängte sich mit unter den Felsen. Die Damen waren nur in Shorts und T-Shirt unterwegs und - völlig durchnässt - halb am erfrieren. Wie kann man in so einer Region keine Regenjacken und warme Sachen dabei haben??? Als der Hagel dann nach gut 40 Minuten in Regen überging, liefen wir weiter und fanden in Bamboo zum Glück noch ein Zimmer.

Am nächsten Tag knallte die Sonne vom Himmel. Da es die ganze Nacht über geregnet hatte, war es extrem schwül und vor uns lagen die 2500 Steinstufen nach Chhomrong hoch. Ächz! Gut, dass es auf dem ersten Drittel einen kleinen Laden gab, der uns eiskalte Coca Colas und eine Tüte Chips verkaufte. Ich schwöre es ... ohne diese Stärkung und das Wissen, dass oben in Chhomrong die Deutsche Bäckerei auf mich wartet, hätte ich die vielen Stufen an diesem Tag nicht geschafft!

Wir stärkten uns zu Mittag in der Bäckerei und nahmen anschließend einen neuen Pfad nach New Bridge (1340m) runter. Das Zählen der Steinstufen haben wir uns geschenkt, aber es waren locker wieder über 2000. Das kostet extrem viel Konzentration und geht voll auf die Knie ... abgesehen davon, dass es einfach Null Spaß macht. Wir trafen kurz vor New Bridge ein Nepalesisches Paar und die erzählten uns, dass man nur noch zwei Stunden am Fluss entlang laufen muss, um dann per Bus oder Taxi direkt nach Pokhara fahren zu können. Auf keiner Wanderkarte und in keinem Reiseführer findet man diese Information! Aber der Lodgebesitzer in New Bridge bestätigte uns das ebenfalls und wir beschlossen am nächsten Tag diesen Weg zu wählen. Wir hatten keinen Bock mehr auf die Hitze und die vielen Steinstufen!!!

Von der New Bridge Lodge aus ging es ohne großes Auf und Ab am Fluss entlang nach Siwu. 30 Minuten vor dem Dorf trafen wir einen Australier, der laut am Fluchen war. Er war mit einem super schweren Rucksack unterwegs und stand an einer Abzweigung und hatte die Qual der Wahl. 600m nach Ghandruk oder 600m nach Landruk hoch. Es war erneut ein super heißer Tag und er hatte keinen Bock mehr. Wir erzählten ihm von der Möglichkeit mit dem Bus oder Taxi nach Pokhara zu fahren. Keine zwei Minuten später hatte er uns eingeholt und grinste über alle Backen.

Wir sind dann alle drei in Siwu erst einmal zu einem Laden hin und haben uns die beste eiskalte Cola unseres Lebens gegönnt. Es waren locker 36°C im Schatten! Ohne Probleme fanden wir anschließend ein Taxi und teilten uns die Kosten. Eine weise Entscheidung, denn sogar die Wasserbüffel lagen den ganzen Tag im Wasser. Das Taxi hat uns mindestens 1,5 Tage Wandern erspart!


Annapurna Trail - Part 3: Mukthinath nach Pokhara

Wir sind der Meinung, dass sich der Annapurna Base Camp Trek nicht lohnt! Zu viele Steinstufen und die Wanderung durch das enge Tal lässt keine tollen Blicke auf die umliegenden Berge zu. Hat man unter Umständen dann noch Wetterpech am MBC und ABC, dann sind das 6-8 qualvolle Wandertage für Nichts! Der Annapurna Circuit ist besser, aber bei weitem nicht so spektakulär, wie die Everest/Khumbu Region!