29.05.2014: Tibet Tour: Lhasa

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Steintore


Do, 29.05.2014: Lhasa, sonnig, vereinzelnd Wolken, 24°C

Das Frühstück im Hotel war immer das gleiche. Zwei Eier (gekocht, gebraten oder Omelette), dazu zwei kleine Brötchen mit Butter und Marmelade. War okay.

Vor uns lagen zwei Tage Sightseeing in Lhasa. Heute Vormittag stand der berühmte Potala Palast auf dem Programm. Peldons Agentur hatte die Tickets für uns im Vorfeld organisiert. Da jährlich Millionen von Besuchern hierher kommen, ist der Einlass zeitlich genau festgelegt. Beim Besuch heißt es also pünktlich zu sein, da die Eintrittskarten nur für 1 Stunde Besichtigungszeit gelten. Diese beginnt oben beim Eintritt in den Weißen Palast. Überzieht man die Zeit, soll es angeblich hohes Strafgeld geben. Peldon erzählte uns, dass sie 1.000 Yuan (etwa 150 Euro) für jede extra Minute zahlen müsste.

Unser Fahrer setzte uns direkt vor dem Palast ab und wir waren überrascht über den Massenandrang an diesem Vormittag. Tausende von Pilgern liefen im Uhrzeigersinn um den Palast. Man nennt diese Umrundung einer heiligen Stätte "Kora" und in der Regel macht man drei Umrundungen pro Tag. Das sind am Potala Palast viele Kilometer!

Wir mussten zunächst durch eine Sicherheitskontrolle am Eingang des abgesperrten Palastgeländes. Wie am Flughafen mussten Taschen, Rucksäcke usw. durch die Röntgenanlage und wir wurden abgetastet. Wir hatten ein paar Minuten Zeit für Fotos von draußen. Unsere Einlasszeit war exakt 11.20 Uhr morgens und keine Sekunde früher!!!

Der Potala Palast war zwischen 1642 und 1959 die offizielle Residenz und Regierungssitz der Dalai Lamas. Der riesige Palast liegt auf dem Berg "Mar-po-ri" (Roter Berg), der sich 130 Meter über Lhasa erhebt. Er erstreckt sich in Ost-West Richtung auf ca. 350 Metern und in Nord-Süd Richtung auf weiteren 300 Metern. In der Anlage verteilen sich auf 13 Stockwerken 999 Räume. Die Grundmauern sollen 5m stark und teils mit Kupfer verstärkt sein. Nur die oberen 5 Stockwerke dienten Wohn- bzw. Repräsentationszwecken, in den unteren Stockwerken waren Lagerräume für Getreide und Yak-Butter.

Der erste Palastbau wurde im Jahr 641 von Songtsen Gampo für seine Frau Wen Cheng auf dem "Roten Berg" fertiggestellt. Im 8. Jahrhundert zerstörten ihn chinesische Truppen weitgehend.

Im 17. Jahrhundert ordnete der 5. Dalai Lama den Bau eines Palastes auf dem "Roten Berg" an. Die Überreste von Songtsen Gampos Palast wurden in den Bau der größeren Anlage integriert. Die Konstruktion des ersten Teils des heutigen Palastes, dem Weißen Palast, wurde im Jahr 1648 unter der Herrschaft des 5. Dalai Lama abgeschlossen. Der Rote Palast wurde erst 1694 nach dessen Tod fertiggestellt. Die letzte größere Veränderung fand im Jahr 1922 statt. Unter dem 13. Dalai Lama wurden mehrere Räume renoviert und dem Roten Palast noch zwei weitere Stockwerke hinzugefügt. Seit 1994 steht der Potala Palast als Weltkulturdenkmal auf der UNESCO-Liste.

Die chinesische Kulturrevolution überstand der Potala-Palast als eines der wenigen Kulturdenkmale in Tibet vergleichsweise unversehrt, da der Palast als Unterkunft der chinesischen Besatzungsarmee dienen musste.

Im Roten Palast befinden sich in den obersten Stockwerken die privaten Räume des Dalai Lama. Neben großen Zeremonien- und Meditationshallen und vielen kleineren Kapellen befinden sich in der Anlage die Grab-Chörten der bisherigen Reinkarnationen des Dalai Lama. Es wurden acht Dalai Lamas in jeweils eigenen Grabstätten beigesetzt, beginnend mit dem 5. Dalai Lama, dessen Grab das prachtvollste ist. Hierfür wurden auf einer Höhe von 17,4 Meter über drei Stockwerke ca. 3700 Kilogramm Gold verarbeitet.

Fotografieren im Inneren war absolut verboten und eine Stunde ist wirklich zu kurz, um alles zu sehen, zu verstehen und im Detail zu genießen. Wir hetzten mehr oder weniger von Raum zu Raum. Blieb man mal ein paar Sekündchen stehen, dann kam entweder ein Offizieller oder Peldon und schubste uns ein paar Meter weiter. Stress!

Nach der Besichtigung des Potala Palasts ging es zu Fuß in Richtung Altstadt. Zeit zum Mittagessen. Das Restaurant, das Peldon vorschlug war gut besetzt, aber der frittierte Reis war etwas fade und die Frühlingsrollen zu fettig. Für Bar und Claudie stand anschließend die Besichtigung des Jokhang Tempels auf dem Programm. Laut Lonely Planet ist die Besichtigung am Vormittag besser, da einige Kapellen am Nachmittag geschlossen sind. Da Helen und ich einen Tag länger in Lhasa sind, konnten wir unsere Tickets für den letzten freien Vormittag nutzen. Das war uns viel lieber, als die zeitlich begrenzten 45 Minuten, die Bar und Claudie hier hatten.

Wir verabredeten uns entsprechend mit den Dreien wieder vor dem Tempel und liefen stattdessen einmal rund um den Tempel. Der Jokhang Tempel ist die mit Abstand wichtigste Gebetsstätte in Tibet und der sogenannte Barkhor Kreislauf ist eine weitere Kora, die viele Pilger dreimal pro Tag machen. Die Steinplatten auf dem Boden sehen blank geschliffen aus. Seit Jahrhunderten schmeißen sich die Pilger hier mit dem ganzen Körper ausgestreckt auf den Boden, kommen wieder hoch, machen drei Schritte und dann legen sie sich wieder hin. Menschen aus allen Teilen des Landes kommen hierher und man sieht viele verschiedene Klamottenvarianten und Kopfbedeckungen. Erneut wurden wir überall freundlich angelächelt und fotografieren war überhaupt gar kein Problem.

Die Altstadt von Lhasa ist interessant und gleicht einem Irrgarten. Wir hatten den Lonely Planet auf dem eBook Reader dabei und folgten den Anweisungen zum Barkhor Circle. Helen drehte das große Gebetsrad im Mani Lha Khang Schrein. Anschließend schauten wir uns das alte Gefängnis von draußen an und besuchten den Jampa Lha Khang Schrein und das Meru Nyingba Kloster. Es machte Spaß einfach mal in aller Ruhe zu bummeln.

Ich brachte leider eine Frau zu Fall. Die Kamera vor dem Auge mit Blick auf das Motiv, machte ich ohne zu gucken einen Schritt zurück, um einen besseren Ausschnitt zu haben. Genau in diesem Moment kreuzte eine ältere Pilgerin meinen Weg und viel über meine Füße. Ausgestreckt mit Vollschwung auf die Nase. Zum Glück hatte sie sich nicht ernsthaft verletzt. Ich entschuldigte mich bei ihr und half ihr wieder auf die Beine, erntete aber einen sehr bösen Blick. Sorry, aber das war wirklich nicht mit Absicht!

Zu Fünft sind wir dann weiter zu Fuß durch die Altstadt zum Barkhor Markt gelaufen. Wir hatten gehofft, es handelt sich hier um einen Obst-, Gemüse- und Fleischmarkt, stattdessen waren aber über drei Etagen kleine Souvenirstände mit Chinesischem Kitsch verteilt. Keiner von uns kaufte was und wir sind nach fünf Minuten wieder raus gegangen. Peldon gab uns den Rest des Nachmittags frei und wir vier beschlossen noch einmal zum Potala Palast zu fahren. Inzwischen war es nämlich herrlich sonnig geworden und von einem Aussichtspunkt beim Chagpo Ri Berg sollte man einen spektakulären Blick auf den Palast haben.

Vom Markt bis zum Palast waren es einige Kilometer und da wir alle keinen Bock zum Laufen mehr hatten, beschlossen wir ein Taxi zu nehmen. Taxifahrer sprechen hier fast gar kein Englisch, aber in der Regel reicht es den Namen einer Sehenswürdigkeit zu geben. Wir haben es mit Fingerzeigen auf unsere Lhasakarte versucht, aber wie in anderen Teilen der Welt können die hier nicht Karten lesen. Einige Taxifahrer schüttelten nur den Kopf und fuhren ohne uns einfach davon. Wir lernten unsere Lektion und hielten fortan unseren Mund. Einfach einsteigen und Helen vorne die ehemalige Polizistin spielen lassen. Mit strengem Gesicht wies sie den Fahrern die Richtung an, immer mit Blick auf unsere Karte, denn wir können Karten lesen! Funktionierte wunderbar!

Beim Aussichtspunkt mussten wir 2 Yuan pro Person bezahlen und der Blick war wirklich schön. Ein Reh, oder war es eine Ziege??? ... whatever ... suchte nach Futter. Ein aggressiver Tourist mit großer Kamera versuchte von sich und dem Teil ein Foto zu machen und grapschte es bei den Hörnern. Das Tier war nicht gerade froh darüber und rammte den Mann mit den selbigen!

Wir schlenderten anschließend über den großen Platz vor dem Potala Palast und durch einen kleinen Park und nahmen dann ein weiteres Taxi (die kosten hier 1,50US$ pro Fahrt) zu der Holiland Bäckerei, die wir nahe des Barkhor Marktes gesehen hatten. Uns war nach Cappuccino und Kuchen zumute und beides konnte man da - wenn auch zu stattlichen Preisen - bekommen. Helen und Claudie waren im Himmel!

Bar ist extrem spartanisch in seiner Nahrung. Reis und Gemüse und ansonsten nichts. Während wir also im Zuckerrausch waren, guckte er blass in der Gegend herum. Mannomann, manche Dinge im Leben muss man einfach mal genießen! Ist ja nicht so, dass wir das jeden Tag essen! Wir hatten schon das ein oder andere Mal auf dieser Tour bemerkt, dass Bar extremen Zuckerabfall bekommt und statt einfach mal ein Snickers oder einen Keks zu essen, sich hinlegen musste. Gesicht total blass und in Schweiß gebadet. Also, das kann ja nun wirklich nicht gesund sein!

Von der Bäckerei aus ging es dann zu Fuß zurück zum Hotel. Wir brauchten eine Pause! Zum Glück gibt es in der Altstadt von Lhasa Hinweisschilder, wo man sich gerade befindet. Die Straßen sind nämlich alle gekrümmt und man verläuft sich ständig. Im Hotel gönnten wir uns mehrere Tassen Tee. Ich arbeitet an den Bildern, Helen nutzte die Zeit, um alles im Tagebuch zu verewigen.

Kurz vor Sonnenuntergang haben wir zwei uns dann noch einmal ein Taxi genommen, um Fotos beim Potala Palast zu machen. Kaum war die Sonne untergegangen, spritze Wasser aus vielen Düsen auf dem großen Platz vor dem Palast. Eine einstündige Wasserschau! Hah, das wussten wir gar nicht. Sah zwar nett aus, aber erinnerte doch gewaltig an Las Vegas. Die Chinesen machen Tibet zu einer kitschigen Touristenattraktion. Bedenklich!

Wir harrten bis zum Ende aus, da ich noch ein paar Spiegelfotos vom Palast machen wollte. Die Restaurants waren auf unserem Rückweg zum Hotel alle schon geschlossen. Ich zog mir bei einem Fastfoodrestaurant noch schnell einen Hühnerburger rein. War ziemlich gut, muss ich sagen. Helen hatte immer noch ab und zu Probleme mit ihrem Indien-Magen und setzte auch lieber auf Vegetarisches. Joghurt und Toblerone war dann ihr Abendessen.


Tibet Tour Teil 3 - Lhasa (Potala Palast, Lichtschau am Abend)