18. - 23.10.2016: Vancouver - Mexico City - Havanna

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18.10.2016: Ankunft Vancouver - Flug nach Mexico City

Wir lagern Winnie wie im letzten Jahr bei unseren Freunden ein und nehmen dann eine halbe Stunde nach Mitternacht den Bus nach Vancouver. Wir sind schon jetzt todmüde und ich versuche etwas Schlaf in der letzten Reihe auf einem freien Doppelsitz zu bekommen, döse dann aber hier und da nur ein wenig.

Gegen 6 Uhr kommen wir in Vancouver an und Helen holt uns einen Milchkaffee im Bahnhofsrestaurant, damit wir wach bleiben. Gegen 9.30 Uhr treffen wir uns mit Brian und Lily in North Vancouver zu einem Brunch und unterhalten uns über das vergangene Jahr. Wir haben viel erlebt.

Um 14 Uhr sind wir dann pünktlich am Flughafen. Am Gate hören wir eine Durchsage, dass für unseren Flug nach Mexico City Freiwillige gesucht werden, die erst die 23 Uhr Maschine nehmen. Unsere Maschine ist offensichtlich überbucht. Dafür gibt es einen Gutschein von je 800 CAD$ pro Person für einen neuen Flug mit Air Canada. Wir erklären uns bereit, aber es gibt noch diverse andere und wir bekommen das Angebot nicht. Schade, denn unser Flieger nach Havana geht sowieso erst am nächsten Morgen und wir hätten uns die Übernachtung in Mexico City ersparen können. Ganz zu Schweigen von dem Gutschein auf den nächsten Flug. Hätten wir auch gut gebrauchen können.

Der Flug dauert fünf Stunden und ist ereignislos. Wegen der Zeitverschiebung landen wir um 23.30 Uhr. Bis das Gepäck vom Karussell kommt ist es bereits kurz vor Mitternacht. Wir haben via Booking.com ein Hostel in unmittelbarer Nähe zum Flughafen gebucht, das wir schon von unserer letzten Flugreise nach Südamerika kennen. Statt uns ein Taxi zu nehmen, laufen wir die 10 Minuten. Es geht den Berg hoch und wir kommen mit unseren schweren Rolltaschen ins Schwitzen. Trinidad, die Besitzerin vom Hostel, wartet aber noch hellwach auf uns.

Da wir morgen schon früh raus müssen, bezahlen wir für die Nacht und machen alles klar, um eine unserer Rolltaschen bei ihr für die nächsten vier Wochen zu lassen. Dann noch schnell unter die Dusche und ab ins Bett. Wir haben seit etwa 38 Stunden nicht mehr geschlafen und uns ist schon ganz schwindlig im Kopf.

Mi, 19.10.2016: Mexico City nach Havanna - sonnig, 28°C

Der Wecker klingelt erbarmungslos um 7 Uhr. Wir packen unsere Sachen und verzichten auf das Frühstück im Hostel. Ich schnappe mir nur schnell zwei Bananen und dann sagen wir Tschüss zu Trinidad. Ich gebe ihr noch meine kleine Tasche mit wertvolleren Elektronikteilen und die große Tasche mit Klamotten und Lebensmitteln stellen wir in der Eingangshalle ab. Hoffentlich steht sie dort sicher für die nächsten 28 Tage.

Mit nur einer Rolltasche kommen wir schnell voran. Es geht zum Glück die Straße runter zum Flughafen und wir kommen dieses Mal nicht ins Schwitzen. Vom Terminal 1 geht es mit der Schwebebahn zum Terminal 2. Die Check-In Schlange von Aero Mexico ist nicht sehr lang und gegenüber liegt das Büro, wo wir unsere Touristen Visas für Kuba (314 Mex Pesos pro Person) ohne Probleme kaufen können. Alles super easy und schnell. Wir haben Zeit und kaufen uns eine Tasse Tee. Dazu essen wir unsere letzten Muffins aus Kanada und die Bananen. Auch bei der Sicherheitskontrolle kommen wir ohne Warten durch. Ratzfatz, super!

Unser Flieger nach Havanna wird pünktlich um 10 Uhr aufgerufen, der Abflug verzögert sich allerdings ein wenig, da ein paar Gepäckstücke wieder ausgeladen werden müssen, deren Passagiere den Flug verpasst haben. Wir sitzen in der allerletzten Reihe, die Stühle neigen sich leicht nach vorne und können nicht verstellt werden. Unbequem. Der Flug dauert nur 2 Stunden und 15 Minuten. Wir fliegen quer über den Golf von Mexiko bei strahlendem Sonnenschein. Kaum haben wir Kuba erreicht nehmen die Wolken zu, aber hier und da entdecken wir von oben super aussehende, weiße Karibikstrände. Ansonsten ist das Land im Westen platt und mit grünen Feldern überzogen.

Pünktlich landen wir in Havanna. Durch die Immigration geht es zügig und unser Gepäck ist auch da. In der Empfangshalle drängeln sich die Menschenmassen. Draußen gibt es ein Geldwechselbüro. Hinter uns in der Warteschlange steht ein junger Mann und ich frage ihn, ob er auch mit dem Taxi in die Stadt fährt. Ja, sagt er, allerdings hat er einen privaten Fahrer. Dieser steht direkt neben ihn. Er kennt andere Taxifahrer und erklärt uns auf Englisch, dass wir ein paar Minuten warten sollen. Er kennt einen sehr guten Fahrer hier, der uns gerne in die Stadt fährt. Wir holen inzwischen CUC (Convertible Pesos, 1 CUC = 1 US$) mit unseren Kanadischen Dollars. US$ unterliegen nämlich einer 10%igen Tauschgebühr. Wir müssen nur unseren Reisepass zeigen. Mit dem neuen Geld kaufe ich uns eine Straßenkarte für 3 CUC. Anschließend wartet unser Taxifahrer schon auf uns. Ein sehr netter junger Mann. Wir verstehen sein Spanisch ausgezeichnet und unterhalten uns mit ihm auf der ca. 30-minütigen Fahrt in die Altstadt von Havanna. Yohandry hat eine Verlobte in Deutschland. Meike aus Hannover. Sie ist Englischlehrerin und kommt häufiger nach Kuba zu Besuch.

Gegen 15.30 Uhr kommen wir bei unserem vorgebuchten Casa Particular an. Lourdes hat für diese Nacht noch kein Zimmer für uns frei und deshalb schlafen wir direkt nebenan bei Maria und ihrem Mann. Ihre Zimmer liegen im zweiten Stock und wir müssen unsere Tasche eine sehr steile Treppe hoch wuchten. Das Zimmer ist mit einem Doppel- und zwei Einzelbetten groß, das Badezimmer liegt direkt nebenan. Alles sehr sauber, nur eine Klobrille haben wir nicht.

Da Maria kein Abendessen für ihre Gäste zubereitet, buchen wir das bei Lourdes für 19 Uhr und erfahren, dass noch zwei andere Deutsche mit uns essen werden. Ich ziehe erst einmal meine langen Hosen aus. Die Luftfeuchtigkeit ist enorm und bei ca. 28° im Schatten sind wir ganz schön ins Schwitzen geraten. Daran müssen wir uns jetzt erst einmal gewöhnen. Maria kocht uns netterweise eine Tasse Tee, aber das heiße Wasser ist in eine Kaffee-Thermoskanne abgefüllt und der Tee schmeckt entsprechend. Ich laufe deswegen zum nächsten Supermarkt um die Ecke und kaufe uns für 1,90 CUC eine 5 Liter Flasche Trinkwasser. Mit unserem elektrischen Wasserkocher aus Indien können wir dann unsere eigenen Tassen Tee machen.

Wir packen aus und um und genießen dann eine Dusche. Ich stelle den Durchlauferhitzer auf mehr oder wenige kalt, es ist zu heiß für eine heiße Dusche. Ich brauche Abkühlung! Anschließend lege ich mich aufs Bett. Der Ventilator läuft auf vollen Touren und ich bemühe mich nicht einzuschlafen. Helen duscht ebenfalls und pünktlich um 19 Uhr gehen wir dann runter zu Lourdes zum Abendessen. Wir lernen Uta und Olaf aus Berlin kennen. Sie haben ihren letzten Abend in Havanna. 7 Wochen lang waren sie mit dem Klappfahrrad in Kuba unterwegs und wir bekommen tolle Tipps und Eindrücke von den beiden.

Ich finde das Abendessen total lecker. Okay, die Nudel-Kürbis-Suppe ist nicht so mein Ding. Die Nudeln sind einfach zu weich gekocht. Aber das Hauptgericht mit Fisch (weißes Fleisch von einem Fisch mit dem Namen Cherna), Reis, Maistamales, aufgeschnittene Avocado und frisch zubereitetem Limonensaft ist sehr schmackhaft und reichhaltig. Helen mag den Fisch nicht (zu fischig) und hat mehr oder weniger nur Reis gegessen. Sie hat anschließend noch Hunger.

Lourdes setzt sich nach dem Abendessen noch zu uns und gibt uns ein paar Tipps zum Reisen in Kuba. Sie ist beeindruckt, wie gut Helen vorbereitet und organisiert ist und wir verabreden uns für einen der nächsten Tage zur genaueren Planung der restlichen Kubareise. Todmüde fallen wir dann gegen 22 Uhr ins Bett. Nach drei Tagen mit nur 5 Stunden Schlaf ist das Akku leer.

Do, 20.10.2016: Havanna - morgens Regen, nachmittags sonnig, 28°C

Hin und wieder bin ich in der Nacht mal kurz aufgewacht. Der Ventilator ist am Brummen und Helen schnorchelt neben mir laut vor sich hin. Ein Zeichen, dass auch sie total erschöpft von der langen Anreise ist. Ich schlafe immer sofort wieder ein. Um 9.39 Uhr bekomme ich ein Auge auf und gucke auf den Wecker. Wir haben mehr als 11 Stunden geschlafen!!! Und ich fühle mich heute morgen noch müder, als gestern oder vorgestern. Wir werden zu alt für solche Strapazen!

Helen bekommt den Hintern als erstes hoch. Im Badezimmer haben wir kein Wasser. Marias Mann kümmert sich aber gleich um das Problem und wenige Minuten später ist alles wieder gut. Draußen fängt es heftig an zu regnen. Soll das etwas ein schlechtes Omen für diese Reise sein?

Wir frühstücken erst einmal ganz gemütlich. Maria kredenzt uns zwei perfekt zubereitete Spiegeleier, gebratene Bananen (schmecken wie Kartoffeln), einen Obstsalat aus Guave (Guayaba) und Ananas, süßliche Brötchen mit Butter und frittierte Schweinerinde. Letztere ist so hart, dass wir um unsere Zähne fürchten müssen, deshalb lassen wir sie vorsichtshalber weg. Helen hat beim Aufspießen der Rinde ihre Gabel total verbogen. Alles andere hat sehr gut geschmeckt, nur das heiße Wasser für unseren Tee in der Kaffee-Thermoskanne kommt nicht gut an. Für 3 CUC pro Person aber sehr reichhaltig und günstig. Ach ja, es gab auch noch einen ganzen Liter frisch ausgepressten Guavesaft hinzu. Vitamine ohne Ende! Super!

Nach dem Frühstück haben wir ein bisschen Zeit, um mal in den digitalen Lonely Planet zu gucken. Helen hat sich die letzten Tage in Kanada hingesetzt und schon einmal einen ungefähren Plan ausgearbeitet. Ich bin zu nichts gekommen und muss mich erst einmal nach und nach mit den Attraktionen in Kuba vertraulich machen. Schritt für Schritt ist die Devise.

Der Regen hat inzwischen aufgehört und wir schauen uns das Treiben auf der Straße von der Dachterrasse an. Die Presslufthammer donnern laut an der linken Straßenecke in den Boden. Es werden neue Rohre verlegt. Die Hunde bellen auch wie wild. Was für ein Lärm!!! Nach Monaten absoluter Ruhe in Kanada müssen wir uns erst einmal an diesen Krach gewöhnen. Man versteht wirklich kaum sein eigenes Wort.

Gegen 12 Uhr packen wir unsere Sachen und ziehen nebenan bei Lourdes und José ein. Wir bekommen das kleinste Zimmer mit zwei Einzelbetten, aber mit eigenem Badezimmer und hier gibt es dann auch eine Klobrille! Die Matratzen der Betten sind wunderbar bequem, eine Klimaanlage gibt es auch, aber wir lassen eh lieber nur den Ventilator laufen. Durch den Regen steigt allerdings die Luftfeuchtigkeit. Wir sind das gar nicht mehr gewohnt und ein leichter Schweißfilm legt sich auf unsere Haut. Unsere Füße sind auch noch leicht angeschwollen von der langen Anreise.

Lourdes gibt uns einen Stadtplan für Havana Vieja und José erklärt uns, wo die nächste Bank ist, wo ich Limonen für meinen Tee kaufen kann, wo wir eine Bäckerei finden usw. Sehr nette und hilfsbereite Unterstützung. Sie erzählen uns außerdem, dass sie zwei erwachsene Töchter haben. Claudia lebt in Havanna mit Mann und Kind und ist die Leiterin eine Krebsklinik hier. Carolina, die um 15 Monate ältere Schwester, ist Balletttänzerin und macht gerade ein 6-monatiges Training in Mexico City. Ich bin beeindruckt und sage zu Lourdes, dass ihre Töchter gutes Geld verdienen müssen. Sie erzählt mir anschließend, dass beide nur so um die 25 CUC im Monat bekommen. 25 US$ im Monat ist weniger als 1 US$ pro Tag. Wie kann man davon hier leben?

Wir bezahlen 46 CUC pro Tag für Übernachtung mit Frühstück und Abendessen und fragen uns, wieviel davon an die Regierung geht? Die Casa Particulares sind zwar Privathäuser, aber die Besitzer müssen nicht nur eine Lizenz bei der Regierung beantragen, sondern genau Buch über jeden Gast führen. Wir müssen unsere Passnummern abgeben, dann ruft der Besitzer bei der Behörde an und jeder Gast bekommt eine Nummer. Alles wird in ein Buch eingetragen und wir müssen beim Bezahlen unseren Eintrag unterschreiben. Mit anderen Worten, über diese Bücher kann die Regierung genau sehen, wo sich jeder Ausländer zur Zeit gerade in Kuba befindet und welche Ziele er auf seiner Reise ansteuerte. Big Brother is watching you! Uns ist das aber mehr oder weniger egal. Hauptsache, es ist sicher und wir haben alles, was wir brauchen und wirklich teuer ist das für Ausländer hier nun auch wieder nicht. Das passt schon.

Gegen 1.30 Uhr machen wir uns auf zur Bank. Draußen gibt es eine Schlange, denn jeder Kunde darf nur in die Bank, wenn der vorherige sie verlassen hat. Wir sind sofort umzingelt von jungen Männern, die uns Geld tauschen wollen. Wir bedanken uns, lassen aber davon ab. Man(n) bedrängt uns anschließen auch nicht weiter. In der Bank wechsle ich dann 10 CUC in 240 CUP (die eigentliche Nationalwährung der Kubaner), damit wir damit in kleinen Läden, auf dem Markt, bei den öffentlichen Toiletten usw. bezahlen können. In der Bank bekomme ich auch ohne Probleme kleine Scheine, draußen hätten wir bei den Wechselmännern nur zwei mal 100 CUP und zwei Zwanziger bekommen, das macht es den kleinen Straßenhändlern aber schwierig Wechselgeld rauszugeben und da wir diese Währung noch nicht richtig kennen, könnte es zu Problemen kommen.

Wir schlendern anschließend ganz gemütlich in Richtung Kapitol. In unmittelbarer Nähe soll es eine gute Bäckerei im Hotel Inglaterra geben. Dieses ist das älteste in Havanna, aber die Backwaren sagen uns dort nicht wirklich zu. Helen hat schon wieder Hunger. Wir gehen weiter und entdecken eine ganze Reihe an Oldtimer Taxis. Ein tolles Teil neben dem anderen. Wirklich sehenswert. Für 30 CUC kann man damit eine 1-stündige Rundfahrt in Havana Vieja und Centro machen. Man sieht sie auch überall in und auf den Straßen. Überhaupt herrscht hier wenig Verkehr. Ohne große Probleme kann man hier auch die 4-spurigen Hauptstraßen überqueren.

Havanna macht auf uns von Anfang an einen sehr sympathischen Eindruck. Die Leute auf den Straßen sind gelassen und überhaupt nicht aufdringlich. Natürlich wird man ständig angesprochen "Taxi?", aber ein "No, gracias!" reicht vollkommen. An jeder Ecke gibt es was zu Fotografieren - Oldtimer, alte Hausfassaden, Menschen auf den Straßen. Unsere Casa Particular liegt wirklich sehr zentral. Wir können von hier aus alles locker zu Fuß erreichen.

Wir beschließen Limonen für mich, Bananen für Helen und ein paar Süßigkeiten zu kaufen und dann zurück zu unserer Casa Particular zu gehen, um dort eine Teepause einzulegen. Wir haben Durst ohne Ende. Gut, dass wir den Wasserkocher dabei haben. Am späten Nachmittag ziehen wir uns dann unsere Turnschuhe statt Badelatschen an und laufen den Prado (den Boulevard von Havanna) zum Malecón (der Promenade am Meer) runter. Angler sitzen auf der Mauer, aber einen Fisch sehen wir an keinem Haken. Die Brandung ist nicht sehr hoch, dennoch spritzt es hier und da über die Mauer, wir müssen also aufpassen nicht nass zu werden. Auf der anderen Seite der Bahía de La Habana liegt die große Festung. Wir schlendern immer am Wasser entlang zurück in Richtung Altstadt-Zentrum. Die leichte Brise tut gut!

Calle Obispo ist eine berühmte Fußgängerzone in Havana Vieja. Hier reiht sich ein Restaurant an das andere. In einem hören wir zum ersten Mal eine kubanische Band live. Mannomann, was für eine Lautstärke. Die armen Leute, die ihren Tisch direkt neben der Band haben. Die gehen anschließend taub nach Hause!

Wir finden eine Bäckerei, die im Lonely Planet als beste Havannas bezeichnet wird und Helen kauft sich vorsichtshalber ein Stück Kuchen, falls ihr das Abendessen nicht schmeckt. Die Auswahl ist am späten Nachmittag schon etwas bescheiden, aber hierher kommen wir ganz sicher Vormittags noch einmal.

Den Kuchen hätte Helen nicht kaufen müssen, denn das Abendessen bei Lourdes und José ist sehr lecker. Schwarze Bohnensuppe, frittiertes und mit Schinken gefülltes Hähnchen, frittierte Süßkartoffeln, Reis, Weißkohl und eine grüne Variante davon, dazu ein Glas Papayasaft. Wir schaffen nur jeweils eines von zwei Hähnchenteilen und sind anschließend pappsatt. Wir sind heute Abend die einzigen Gäste hier und so sitzen Lourdes, José und die ältere Dame (Reina hilft beim Kochen und Putzen im Haus) mit uns am Tisch. Der Fernseher läuft, eine Mexikanische Soap Opera. In Kuba kann man in Privathäusern außer dem Mexikanischen und dem Kubanischen Fernsehen keine anderen internationalen Fernsehkanäle empfangen. In den größeren Hotels empfängt man dann auch CNN, ESPN und andere US Sender.

Wir ziehen uns anschließend in unser Zimmer zurück. Ich schreibe meinen Webbericht. Die Fotos und Videos sind schon heruntergeladen. Jetzt muss noch das Webdesign für den Kuba-Trip vorbereitet werden und dann geht es ins Bett.

Fr, 21.10.2016: Havanna - meistens sonnig, ein kurzer Schauer, 28°C

Erneut wachen wir erst so gegen 9.30 Uhr auf. Das Frühstück ist ebenfalls sehr lecker. Käse-Omelette, Toastbrot, fünf verschiedene Obstsorten zur Auswahl (Guave, Papaya, Ananas, Banane, Pampelmuse), Kokosnuss- und Guave-Pie, dazu sehr guten schwarzen Tee und frisch ausgepressten Papaya-Saft.

Anschließend haben wir uns etwas Zeit genommen noch einmal durch die eBooks für Kuba zu gucken, um ja nichts Spannendes oder Interessantes in Havanna zu verpassen. Gegen 12.30 Uhr machen wir uns auf bei sonnigem Wetter. Wir halten uns im Schatten, um der Hitze zu entgehen. Zum Glück weht aber auch eine leichte Brise.

Unser erster Anlaufpunkt ist das Museo de la Revolución. Das Museum erzählt die Geschichte der Kubanischen Revolution unter Fidel Castro und Che Guevara. Das Gebäude entstand zwischen 1913 und 1920 und war bis zur Machtübernahme von Fidel Castro der Präsidentenpalast, indem am Ende auch der Diktator Batista gewohnt hat. Die Innenausstattung wurde durch Tiffanys gestaltet. Wir haben uns den Besuch gespart und nur einen kurzen Blick in die Eingangshalle geworfen. Museumsbesuche sind nicht so unser Ding. Draußen stehen aber wieder einmal tolle Oldtimer und der Panzer, den Fidel Castro 1961 in der Schweinebucht gegen die Amerikanische Invasion gefahren ist, ist auch ein kurzes Foto wert.

Weiter geht es an der Spanischen Botschaft vorbei zurück in Richtung Prado Boulevard. Wir wollen uns zwei berühmte Hotels in Havanna anschauen, müssen dann aber feststellen, dass wir uns die falschen Markierungen in der Karte gesetzt haben. Statt in Havana Vieja liegen diese nämlich in Havana Centro. Dieser Fehler kann jedem leicht passieren, denn im Lonely Planet sind die Grenzen für Vieja und Centro irgendwie anders, als sie hier in der Realität sind. Das verwirrt das ein oder andere Mal. Nicht so schlimm, wir können uns die Hotels in den nächsten Tagen noch anschauen.

Stattdessen laufen wir zur Kathedrale rüber. Sie liegt an einem schönen Platz. Ich hole meinen Sarong raus, denn mit super kurzen Shorts sollte man diese Katholische Kirche nicht betreten. Für alle Fälle gibt es aber auch Röcke am Eingang. Wir schauen uns kurz die Kathedrale von drinnen an und entschließen uns dann den Glockenturm zu besteigen. Das kostet uns pro Person 1 CUC. Wir bezahlen mit einem Fünfer und bekommen einen 3 CUC Schein zurück. Ich gucke etwas misstrauisch und der nette Mann bemerkt das sofort. Kuba ist tatsächlich das einzige Land der Welt mit einem Drei-xx-Schein. Wir kennen ja sonst nur 1,5, 10 usw. Es gibt auch eine 3 CUP Münze. Die Münze und der Schein haben beide ein Abbild von Che Guevara.

Die Aussicht vom Glockenturm ist schön. Man hat einen Blick von oben auf die Altstadt, die Festung und den Platz. Zum Glück läutet keiner die großen Glocken. Wir müssen nämlich direkt daran vorbei. Die Treppen sind steil und ich stoße mir heftig den Kopf, da ich nur auf die Füße statt nach oben gucke. Aua! Helen ist kleiner als ich und passiert die gleiche Stelle ohne anzustoßen.

Anschließend mache ich noch ein paar Fotos auf dem Platz. Dunkle Wolken ziehen auf und es fängt an zu nieseln. Wir beschließen unser Sightseeing Programm abzubrechen. Uns knurrt eh der Magen. Holen wir uns was von der Bäckerei und gehen zum Casa Particular zurück, oder gehen wir irgendwo was essen? Wir können uns erst nicht entscheiden und kaufen vorsichtshalber beim Bäcker vier Eclairs. Durch Zufall entdecken wir auf dem Rückweg zur Casa Particular eine Crêperie. Ein junger Mann erklärt uns die Speisekarte und wir finden auch endlich mal was anderes als, Fleisch mit Reis und Bohnen oder Hummer und Garnelen. Unten bei der Straße wollen wir nicht sitzen, es ist zu laut, aber das Restaurant hat in der zweiten Etage einen sehr nett gemachten Raum mit Sofas und Glastischen. Wir bestellen einen Crêpe Schweizer Art mit drei Käsesorten (u.a. Roquefort) und einen mit Gemüse und Huhn. Dazu bestelle ich eine Limonada Natural (nur Limone) und Helen lässt sich auf den Tipp des jungen Kellners ein und bestellt eine Limonada Habanera (mit Limone und frischem Basilikum).

Wir sind die einzigen Gäste und das Essen wird direkt neben uns in der kleinen, offenen Küche zubereitet. Sieht alles sehr sauber und gepflegt aus. Ricardo, unser Kellner, serviert es uns stolz und wir machen schnell ein paar Fotos. Man, sehen die Crêpes lecker aus. Und sie schmecken fantastisch! Ein echter Geheimtipp hier. Ricardo erzählt uns auf Spanisch, dass er auf einer Finca nahe Havanna lebt, in der Obst, Mais und anderes Gemüse angebaut wird. Sein Anfahrtsweg jeden Tag in die Stadt ist fast 90 Minuten. Dennoch lohnt es sich, denn er verdient im Restaurant einiges mehr, als auf der Farm. Wir erzählen von unseren Erfahrungen in Kanada und er verspricht uns für den morgigen Tag eine ganz besonders köstliche Banane von der Finca mitzubringen. Die Sorte kann man in Havanna nicht kaufen. Wir versprechen zu kommen. Das haben wir eh schon während der Mahlzeit beschlossen. Entweder gibt es hier für uns ab heute täglich Mittags- oder Abendessen. Die Speisekarte ist reichhaltig und da müssen wir noch anderes ausprobieren. 9.35 CUC steht auf der Rechnung, keine 9 EURO. Wir geben 2 CUC Trinkgeld obendrauf. Helen freut sich schon jetzt auf den Crêpe mit Finca-Banane und Schokolade!!!

Für alle Kubareisende hier unser erster Restaurant-Tipp:

Crêperie Oasis Nelva
Calle Muralla, Ecke Habana
Geöffnet: 12 bis 22 Uhr
Web: http://oasisnelva.wordpress.com

Gut gelaunt und mit vollem Magen schlendern wir wieder durch die Straßen der Altstadt. Inzwischen scheint auch wieder die Sonne. Hinter dem Kapitol liegt die berühmte Zigarrenfabrik von Partagas. Für eine Tour ist es heute zu spät. Am Wochenende findet keine statt, also müssen wir das bei unserer Rückkehr nach Havanna in einigen Wochen machen. An der Seite des Kapitols liegt das schöne Gran Teatro de la Habana. Die barocke Außenfassade des Theaters ist wirklich beeindruckend. Drinnen gibt es Platz für 2000 Besucher.

Wir gönnen uns eine Tee und Eclair Pause am Nachmittag in unserem Zimmer. Anschließend setzen wir uns mit Lourdes zusammen und geben ihr einen Überblick darüber, was wir alles noch in Kuba machen wollen. Sie hat gute Verbindungen zu anderen Casas Particulares und kennt die Häuser und Besitzer zum größten Teil persönlich. Sie wird für uns alle CPs bis zu unserer Rückkehr per Telefon buchen und mit den Besitzern absprechen, wie wir am besten zu ihnen und dann weiter zum nächsten Ort kommen. Wir müssen nichts weiter mehr machen. Super praktisch! Das erspart uns viel Zeit beim Organisieren. Wir können hier eh nicht telefonieren, da das Internet ohne teure Karte nicht funktioniert. Freies WiFi gibt es nirgendwo. Und 4 bis 6 CUC wollen wir dafür pro Stunde auch nicht zahlen. Da wir am Ende unserer Kubareise noch einmal zu Lourdes und José für drei Nächte kommen, wird sie uns sicherlich bei ihren besten Empfehlungen unterbringen. Das macht das Ganze wunderbar entspannt für uns und wir können uns auf die Attraktionen konzentrieren.

Gegen 19.30 Uhr verlassen wir unser Casa noch einmal, um Havanna bei Nacht mal mitzuerleben. Die meisten Kubaner befinden sich ebenfalls auf der Straße und genießen die frische Abendluft. Ohne Probleme können wir aber immer noch in Shorts und T-Shirt umherlaufen. Selbst in den dunkelsten Gassen kann ich meine neue Kamera um den Hals baumeln lassen. Havanna ist absolut sicher! Die Kubaner sind extrem freundlich und respektieren auch, das Ausländer vielleicht etwas reicher und besser ausgestattet sind. Niemand neidet uns hier was und man muss auch nicht um seine sieben Sachen fürchten. Wir sind ganz begeistert, wie entspannt und locker es hier zugeht. Inzwischen reagieren wir auch sehr freundlich, wenn wir mal angesprochen werden. Am Anfang kam bei uns immer noch unser Indienmodus (totale Ignorierung) durch. Aber die Menschen sind hier wirklich nicht aufdringlich und freuen sich, wenn man ihnen freundlich antwortet und zulächelt.

Ich mache Nachtfotos vom Hotel Inglaterra, der San Francisco Kirche, dem Castillo de la Real Fuerza (eine der ältesten Festungen auf dem Amerikanischen Kontinent, 1558 - 1577), dem großen Christus auf der anderen Seite der Bay und der Kathedrale und bin ganz begeistert von der neuen Kamera. Helen stellt auch erleichtert fest, dass ich jetzt viel schneller die Bilder mache, als noch mit der alten. Warum wir nicht vor 10 Jahren schon so eine Kamera hatten? :-)

Anschließend setzen wir uns am Wasser auf eine Mauer und warten die 15 Minuten, bis es pünktlich um 21 Uhr zum Kanonenschuss kommt. Jeden Abend findet auf der großen Festung (Fortaleza de San Carlos de la Cabaña) diese Zeremonie statt. Schauspieler in nachgemachten Militärkostümen aus dem 18. Jahrhundert feuern eine Kanone ab. Das kann man sich für 8 CUC pro Person vor Ort anschauen. Wir wollen aber erst einmal HÖREN, ob sich das überhaupt lohnt. Natürlich können wir von der Altstadt aus die Zeremonie nicht sehen, aber den Kanonenschuss hört man deutlich. Boom!

Wir sind mittel beeindruckt und gehen anschließend nach Hause. Zeit fürs Tagebuch, Duschen und Wäschewaschen. Nun ist es 20 Minuten nach Mitternacht. Das wird wieder nichts mit frühem Aufstehen. Aber unsere Kubanischen Gastgeber sind da ganz entspannt. Das Frühstück wird auch noch um 11 Uhr serviert, wenn gewünscht.

Sa, 22.10.2016: Havanna - vormittags sehr sonnig, um 15 Uhr ein heftiger Schauer, dann wolkig, 30°C

Helen ist durstig und macht uns um 8.40 Uhr eine Tasse Tee. Anschließend geht es gleich zum Frühstück. Heute gibt es ein Rührei mit schmackhaftem Salat, dazu wieder Obstsalat und Kokosnuss-Pie. Zu unserem Erstaunen sind wir anschließend schon um 10.40 Uhr abmarschbereit zum Sightseeing. Heute steht Havana Vedado und Havana Centro auf dem Plan.

Der Malecón ist nur drei Straßenblöcke entfernt. Hier weht heute aber Null Wind und es ist sehr heiß in der Sonne. Wir wechseln schnell wieder auf die schattige Straßenseite. Nach etwa einem Kilometer ist die Hauptstraße neben der Promenade gesperrt. Es findet heute ein Fahrradrennen hier statt. Wir erfahren von einem jungen Fahrer, dass man in verschiedenen Klassen startet und gleich der Startschuss für die Kubanischen Profis (Equipo National) fällt.

Während wir uns noch orientieren, sprechen uns zwei junge Frauen auf Englisch an. Die eine ist Australierin mit Polnischem Pass und arbeitet in London, die andere ist Engländerin. Beide wollen wissen, wie weit es bis zur Altstadt ist. Wir schnacken für etwa 15 Minuten miteinander und tauschen Tipps zu Kuba aus.

Wir setzen anschließend unseren Weg zur Amerikanischen Botschaft fort. Laut Lonely Planet soll es hier diverse lustige und ernst gemeinte Graffiti mit Kubanischen Sprüchen gegen den Erzfeind USA geben, aber der Platz vor der Botschaft ist im Einheitsgrau gestrichen. Vermutlich wurden die Malereien bei Obamas Besuch in diesem Jahr vernichtet. Die Beziehung der beiden Länder wird sich sicherlich in der Zukunft verbessern. An den 138 Fahnenmasten hängen auch nicht mehr die Fahnen der 138 Dörfer und Kommunen Kubas. Eine Tafel weißt darauf hin, dass die Fahnen ein Protestdenkmal der Regierung sind, um den Amerikanern zu zeigen, das Kuba den Kubanern gehört.

Wir laufen weiter zum Edificio Focsa, einem von sieben modernen, ingenieurtechnischen Wundern in Kuba. Das super hässliche Hochhaus war 1956 das zweitgrößte Gebäude der Welt, dass mit Hilfe von Computertechnologie und ohne Einsatz von Baukränen fertig gestellt wurde. Ich mache nicht einmal ein Foto davon!

Unser nächster Stopp ist das Hotel National. Es wurde 1930 gebaut und ist eine Kopie des Breakers Hotel in Palm Beach, Florida. 1946 trafen sich hier alle Nordamerikanischen Mafiabosse unter dem Vorwand ein Frank Sinatra Konzert zu besuchen. Es liegt auf einem Hügel direkt am Meer mit schöner Terrasse und hübscher Innenausstattung. Weltberühmte Schauspieler, Sänger, Politiker (darunter auch Winston Churchill) und anderen VIPs haben hier schon übernachtet. Wir hinterlassen unsere Exkremente in der hiesigen Toilette, da man die öffentlichen in Kuba kaum empfehlen kann.

Die Hitze setzt uns zu und wir sind heftig am Schwitzen. Was zu trinken muss her. Wir finden ein paar Straßenblöcke weiter die sehr gute Bäckerei Dulcinea und gönnen uns ein Stück Kuchen mit einer kalten Brause. Nach einer halben Stunde Pause raffen wir uns erneut auf und laufen weiter zum Hotel Habana Libre. Das ehemalige Hilton wurde 1959 - neun Monate nach der Eröffnung - von Fidel Castro und seinen Truppen eingenommen und prompt mit dem jetzigen Namen versehen. Von außen ist es ein hässlicher Klotz, drinnen sieht es dann schon etwas moderner aus. In der Empfangshalle befinden sich ein paar Schwarz-Weiß-Fotos mit Fidel Castro in der Suite, die er für drei Monate als Hauptquartier genutzt hat. Erneut mache ich nicht ein Foto.

Um die Ecke liegt die berühmte Coppelia Speiseeis-Anlage. Wir haben einen Laden erwartet, stattdessen ist es eine Park-ähnliche Anlage und die Kubaner stehen draußen an den Eingängen Schlange. Wir laufen einfach durch, werden aber nach ein paar Metern von einem Sicherheitsmann angesprochen. Er rattert in Spanisch ein paar Anweisungen runter und wir verstehen nichts. Er wiederholt das Ganze etwas langsamer und wir glauben verstanden zu haben, dass Touristen nicht in den Teil für Einheimische dürfen. Er zeigt geradeaus zu einem kleinen Pavillon, wo ganze 2 Leute drinnen sitzen. Wir wollten eh kein Eis essen, nur mal schauen, was es denn alles für tolle Sorten gibt. Offensichtlich zahlen die Kubaner einen wesentlich günstigeren Preis hier, der nicht an Touristen weiter gegeben wird. Okay! Was solls!

Wochen später lese ich bei Freunden auf deren Webseite, dass wir schon in den "Kubanischen Teil" gedurft hätten, dann allerdings nur mit Anstellen in einer der langen Schlangen. Hier hätte man 7 Eiskugeln für umgerechnet 50 Cent essen können, alle schön mit Sprühsahne und bunten Streuseln bedeckt. Abends ist der Andrang nicht so groß, wie an einem sonnigen Nachmittag und das Eisessen soll sich lohnen.

Wir schlagen erneut eine andere Richtung ein und erreichen nach etwas über einem Kilometer den Plaza de la Revolución. Der Platz wird dominiert vom 138,5m hohen José Martí Turm/Denkmal. Hier fand 1998 auch die Messe von Johannes Paul II statt. Eine Million Menschen drängelten sich auf den Platz. Heute sind wir die einzigen. Der Platz ist umgeben von hässlichen Regierungsgebäuden. An der Hauswand des Innenministerium prangert der Kopf von Che Guevara. Mich zieht es wieder magisch zu den Oldtimers, die direkt neben dem Platz auf Touristen warten.

Wir fragen einen Coco-Taxifahrer, wieviel wir für eine 1km Fahrt zur einzigen Marmorkirche in Kuba bezahlen müssen. 10 CUC ist die Antwort! Rip-Off! Nein, danke! An der Hauptstraße hält ein altes Fiat Taxi an der Ampel an. Der Fahrer fragt uns durchs offene Fenster, ob wir ihn brauchen können? Nach kurzer Verhandlung machen wir 2 CUC (wahrscheinlich hätte es auch einer getan) aus und er bringt uns ratzfatz zur Iglesia del Sagrado Corazon. Sie ist von draußen sehr hübsch, lässt sich aber im dichten Häusermeer nicht ohne Gegenlicht und mit viel Halsverrenken fotografieren. Drinnen sind sehr schön bunt-verzierte Glasfenster.

Pechschwarze Wolken tauchen plötzlich am Himmel auf und kurze Zeit später fängt es an zu regnen. Wir schaffen es gerade noch bis zu einem Chinesischen Restaurant, aber die Warteschlange für einen der begehrten Sitzplätze ist an diesem Samstag extrem lang. Wir stellen uns ein paar Minuten unter und schauen uns das Menü an. Sieht gut aus, wir kommen ein anderes Mal wieder. Sechs Straßenecken weiter liegt das winzige Chinatown von Havanna. Hier sieht aber nichts Chinesisch aus, es gibt lediglich eine Ansammlung an Chinesischen Restaurants. Wir gönnen uns in einem ein paar Frühlingsrollen und ein kaltes Getränk bevor wir uns auf dem Weg nach Hause machen.

Drei Stunden Teepause in unserer Casa sind genau das Richtige für uns. Die Füße tun weh, die Haut riecht nach Schweiß und ist salzig und wir haben Durst ohne Ende. Nebenbei liest Helen noch einmal im Lonely Planet, ich schreibe an der Webseite und Lourdes macht den Frühjahrsputz. Wir fühlen uns hier wie zu Hause. Wenn draußen nur die Hunde nicht ständig bellen würden ...

Lourdes hat übrigens den Vormittag genutzt und für uns alle weiteren Übernachtungen bis zu unserer Rückkehr nach Havanna gebucht. Super!

Gegen 19 Uhr gehen wir dann noch einmal zur Crêperie. Helen nimmt wieder einen Hähnchen-Gemüse-Crêpe, ich entschließe mich heute für den Lachs-Crêpe, der anschließend auch köstlich schmeckt. Könnte in Deutschland nicht besser sein. Helen gibt mir noch einen halben Huhn-Crêpe, damit sie anschließend noch den Bananen-Schoko-Crêpe vertilgen kann. Allerdings ohne die köstliche Banane, die Ricardo uns von seiner Finca mitbringen wollte. Die waren noch zu klein, um geerntet zu werden, sollen aber fertig sein, wenn wir wieder nach Havanna kommen.

Wir sind wie beim letzten Mal pappsatt und gehen mit immer dicker werdenden Bauch nach Hause! Kubanische Frauen machen Kim Kadeshian, oder wie immer die Tante in den USA mit dem fetten Arsch heißt, Konkurrenz. Bei Dunkelhäutigen ist die Orangenhaut allerdings weniger sichtbar, als bei uns. Wenn das so weiter geht, können wir am Ende unserer Kuba-Reise in Varadero nicht baden gehen. Helen kommt in ihren neuen Badeanzug nicht rein und wir schämen uns unserer Röllchen. Dabei essen wir hier gar nicht so viel.

So, 23.10.2016: Havanna - vormittags sehr sonnig, später wechselnd bewölkt, 27°C

Heute morgen lernen wir beim Frühstück die Italienerin Valeria und den Spanier Xavier kennen. Die beiden sind gestern Abend sehr spät erst angekommen und wollen 14 Tage in Kuba bleiben. Wir unterhalten uns angeregt in Spanisch und sind uns gleich sympathisch. Lourdes hört mit halben Ohr zu, während sie das Frühstück für uns zubereitet. Heute morgen gibt es keine Eier, dafür einen Croque mit Schinken, Salami und Käse. Mir persönlich ist der etwas zu trocken.

Später erzählt Lourdes den beiden, wie beeindruckt sie von Helen ist. Zum Frühstück kommt Helen schon mit den ausgedruckten Stadtplänen (hat sonst wohl noch nie ein Gast mitgebracht) und Lourdes ist ganz begeistert, wie gut Helen organisiert und vorbereitet ist. Wenigstens eine von uns beiden weiß was Sache ist. Helen und Lourdes sind ein gutes Team und ich kann mich ganz entspannt zurücklehnen und meine Fotos schießen. Das nenne ich mal echten Urlaub!

Gegen 11 Uhr verlassen wir unsere Casa. Heute steht Kubanische Musik auf dem Programm. Wir schlendern etwa einen Kilometer am Malecón entlang, bevor wir zur Callejón de Hamel abbiegen. Heute weht eine steife Brise und die Brandung schießt an der Mauer hoch auf die Promenade. Es ist sehr sonnig, aber durch den kühleren Wind gut auszuhalten.

Die Callejón de Hamel ist eine kleine Gasse, die von Straßenkünstlern bunt angemalt und mit Skulpturen versehen wurde. Man sitzt auf halb durchgeschnittenen Badewannen. Jeden Sonntag gibt es hier zwischen 12 und 15 Uhr Livemusik. Die Atmosphäre ist entspannt und es kommen auch sehr viele Kubaner hierher zum Tanzen und Mitsingen.

Punkt 12 Uhr fängt es laut hinter Helen an zu Trommeln und eine Gruppe von 10 oder mehr Frauen drängelt sich durch die Menge mit lautem Gesang und Trommelschlägen. Boah, ist das laut. Helen muss sich die Ohren zuhalten. Es gibt eine kleine, überdachte "Bühne", Platz genug für die Instrumente, Mikrophone und eine kleine Tanzfläche. 90 Minuten lang bieten uns die unglaublich talentierten Damen eine super Show mit toller Kubanischer Musik. Ihre Stimmen sind genial aufeinander abgestimmt. Jedes Band-Mitglied spielt diverse Instrumente, später schmeißen sich vier von ihnen in Kostüme und tanzen wild zum Rhythmus.

Das Publikum macht voll mit, überall schwingen die Arme und Hüften und die Kubaner singen lauthals mit. Offensichtlich handelt es sich um allgemein bekannte Lieder in Kuba. Der Ursprung dieser Musik liegt eindeutig in Afrika und wurde von den Sklaven in die Karibik gebracht. Wir sind total begeistert und Helen bringt die Leute um sich herum zum Lachen, als sie ebenfalls anfängt sich gehen zu lassen. Helen steht auf einer Brunnenkante, ich auf einem Absatz. Wir können also locker über die Menschenmenge gucken. Meine erste Kamerabatterie ist schnell leer. Gut, dass ich zwei neue 64GB Chips habe. Da passen 9000 Fotos drauf. Ich probiere heute mal die Serienfunktion aus. 12 Bilder oder so pro Sekunde. Super!

Wir gönnen uns eine Pause, bis die nächste Band spielt und laufen noch einmal zur Bäckerei Dulcinea, die nicht weit entfernt von der Callejón liegt. Kuchen und Brause stärken uns für den zweiten Durchgang. Dieses Mal besteht die Band aus Männern und Frauen. Hört sich anders, aber ebenfalls sehr gut an. Sie waren schon mitten im Programm, als wir wieder dort ankommen und wir drängeln uns durch die Menge, um einen guten Stehplatz zu finden.

Ein junger Kubaner schnappt sich Helen und fängt an mit ihr zu tanzen. Helen dreht begeistert mit ihm eine Runde und der junge Mann ist sichtlich erstaunt, wie gut eine weiße Frau ihre Hüften schwingen kann. Helen hat das sehr gut drauf. Busen und Arsch wackeln auch. Zu lustig! Von der Seite kommt ein anderer junger Kubaner und macht einen extrem tiefen Limbotanz. Mir tun beim Zugucken schon die Knie und Oberschenkel weh. Ich schieße ein paar Fotos von ihm und wir spenden alle Applaus, als er wieder hoch kommt. Komödiantin Helen deutet an, dass sie das auch kann und geht halb in die Knie. Ihr junger Tanzpartner stellt sich hinter sie und hält den Rücken und Madame geht doch tatsächlich bis fast auf den Boden runter. Zum Totlachen! Das finden auch alle Umstehenden. Mit etwas Mühe wuchtet der junge Kubaner Helen wieder hoch und gibt ihr dann ganz begeistert ein Küsken auf die Wange. Ja, so macht das Leben in Kuba Spaß! Erfrischend, unkompliziert, sympathisch, voller Lebenslust ... wir sind begeistert von den Menschen hier!


Live Musik in der Callejón de Hamel

Nach drei Stunden dröhnen unsere Ohren, aber wir sind total glücklich. Das hat einfach super viel Spaß hier gemacht! In unserer Casa lade ich erst einmal alle Videos und Fotos runter - 1500 Dateien! Das ist der Nachteil an der super schnellen Serienbildfunktion, man drückt nur kurz auf den Auslöser und schon sind 20 Bilder gemacht. Ich bin also fleißig am Löschen und es bleiben knapp unter 400 Dateien übrig.

Abends gehen wir zum Italiener La Domenica und die Pasta ist sehr schön al dente. Helen isst Carbonara, ich esse meine Spaghetti mit Garnelen und Champignons in einer Tomatensoße - sehr lecker. Dazu bekommen wir frisch ausgepressten Mangosaft. In den Straßen von Havannas Altstadt ist abends richtig was los am Wochenende. Überall gibt es in den offenen Cafés und Restaurants Livemusik. Morgen verlassen wir Havanna, aber wir freuen uns jetzt schon auf das Wiedersehen am Ende unserer Kuba-Reise. Und wieder sind wir an einem Sonntag hier. Die Callejón de Hamel steht ganz sicher wieder auf dem Programm. Jetzt sind wir gespannt, die Menschen, die Natur und die Kultur auf dem flachen Land kennen zu lernen.