24. - 28.10.2016: Viñales - Cayo Levisa

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Mo, 24.10.2016: Havanna nach Viñales, 173km - meistens sonnig, 29°C

Wir können ohne Probleme ausschlafen, denn unser Taxi Collectivo nach Viñales kommt erst so gegen 11.20 Uhr. Also frühstücken wir wieder gemütlich und verabschieden uns dann ganz herzlich von Lourdes und José. Die beiden sind unglaublich freundlich und hilfsbereit. Wir können sogar eine Tasche mit unseren schweren Fleeceklamotten bei den beiden lassen, die wir hier bei der Wärme garantiert nicht gebrauchen werden. Das macht unsere Rolltasche einen ganzen Tacken leichter. José strahlt, als ich die Rechnung bezahle und gleich noch 10 CUC Trinkgeld obendrauf lege. Das entspricht hier einem halben Monatslohn und muss auch nicht offiziell bei der Regierung angegeben werden. Lourdes - ich nenne sie inzwischen schon Mamacita - hat unsere weitere Reise durch Kuba so wunderbar unkompliziert und mit Herz organisiert und das wissen wir natürlich zu schätzen. Wir freuen uns auch schon auf das Wiedersehen in ein paar Wochen.

Das Taxi kommt überpünktlich und es sitzen schon Christian und Annette aus Dänemark drin. Die beiden haben hier in Havanna in einem Luxushotel übernachtet, für 120 Euro inkl. Frühstück. Unser Taxifahrer trinkt noch schnell einen Kaffee bei Lourdes und schnappt sich dann unsere Tasche zum Einladen. Lourdes sagt ganz leise zu uns, dass wir den beiden Dänen nicht sagen sollen, dass wir nur 20 CUC pro Person für die Fahrt bezahlen, denn der Taxifahrer hat 25 CUC pro Person mit den anderen beiden ausgemacht. Ja, so geht das hier. Der offizielle Preis ist vermutlich 20 CUC nach Viñales, aber wenn jemand in einem teuren Hotel absteigt, dann kommen gleich ein paar CUC obendrauf, die dann beim Taxifahrer in der Tasche landen. So macht hier in Kuba jeder nebenbei ein wenig Geld. Geht für uns total in Ordnung. Die Leute verdienen hier eh nicht viel und unser Taxifahrer spricht sogar überraschend gut Englisch. Er ist eigentlich ausgebildeter Ingenieur, findet aber in Kuba keine passende Arbeit - ganz zu Schweigen, dass er mit den Taxifahren mehr verdient.

Wir hätten auch mit dem ViaAzul Bus nach Viñales fahren können, aber das Ticket dafür muss man bereits einen Tag vor der Reise beim ViaAzul Schalter kaufen. Der Busbahnhof und Schalter liegt in Havanna aber weit von Havana Vieja entfernt. Mit öffentlichen Stadtbussen ist er nicht zu erreichen und man muss sich für 10 CUC ein Taxi nehmen. Das bedeutet: 3 x 10 CUC fürs Taxi (Hin- und Rückfahrt für das Ticket und dann nochmals Hinfahrt am nächsten Tag) plus 15 CUC für die Fahrt. Da kann man auch gleich das Taxi Collectivo nehmen. Das holt einen direkt bei der Unterkunft ab und lädt einen bei der nächsten Unterkunft wieder aus. In anderen Orten lohnt sich allerdings auch wieder der ViaAzul Bus. Wir werden das von Mal zu Mal entscheiden.

Die Fahrt durch Havanna ist zügig, die Sonne scheint, es weht eine leichte Brise, wir haben die Fenster weit auf bis wir zur Autobahn kommen. Dann ist der Fahrtwind zu heftig und unser Taxifahrer schmeißt die Klimaanlage im Auto an. Wir sind überrascht, dass es in diesem alten Peugout überhaupt eine gibt. Die Autobahn ist fast leer. Privatautos sind fast gar nicht zu sehen, stattdessen braust der ein oder andere Oldtimer (ebenfalls als Taxi) an uns vorbei. Dann sehen wir die erste Pferdekutsche und einige Minuten später einen Ochsenkarren und diverse Fahrradfahrer. Keine Seltenheit, wie wir auf unserer Reise durch Kuba feststellen. In Deutschland würde es gleich eine Verkehrsdurchsage geben: Achtung, Fahrradfahrer auf der A7 zwischen x und y. Das ist hier wesentlich entspannter. Dazu muss man natürlich auch sagen, dass das Verkehrsaufkommen auf den Kubanischen Autobahnen fast Null ist.

Es dauert nicht lange und unser Fahrer verringert die Geschwindigkeit. Zu unserer Überraschung biegen wir von der Autobahn auf einen ruppigen Feldweg ab, es geht einen Hügel hoch. Häh? Werden wir jetzt hier entführt und ausgeraubt? Wir vier gucken uns etwas ratlos an und Christian fragt den Fahrer auf Englisch, was los ist. Er antwortet: Ich muss schnell noch etwas Benzin holen. Häh, wo ist denn hier eine Tankstelle? Wir biegen auf einen Bauerhof ein und ein alter Mann wartet schon. Ein anderer PKW steht vor dem Haus. Er bekommt das letzte Benzin aus ein paar Kanistern. Wir gehen leer aus. Oh, oh.

Ich frage unseren Fahrer auf Spanisch, ob wir überhaupt genügend Benzin bis Viñales haben. Keine Sorge! Der Tank reicht bis dahin. Wir schaukeln wieder den Feldweg bis zur Autobahn runter und weiter geht die Fahrt. Annette spricht fließend Deutsch und wir fachsimpeln über das, was gerade passiert ist. Meine Vermutung ist, dass die Bauern vom Staat vergünstigstes Benzin bzw. Diesel bekommen und die Überbleipsel privat an Taxifahrer mit einem Aufpreis verkaufen. Der Preis ist offensichtlich immer noch geringer, als an den Staatlichen Tankstellen. Wieder so ein Beispiel, wie die Leute in Kuba die strengen Richtlinien der Regierung umgehen und hier und da einen extra CUC in ihre Tasche wirtschaften.

Eine Geschwindigkeitsbegrenzung scheint es hier nicht zu geben. Es wird so schnell gefahren, wie die alten Autos hergeben. Nach gut einer Stunde halten wir neben der Autobahn an einer Art Rastplatz mit einer Bar an. Hier kann man etwas trinken und essen. Unser Fahrer kauft eine echte Coca Cola. Coca Cola und Sprite findet man ab und zu in den Läden, Restaurants und Hotels hier. Wir vermuten, sie werden aus Mexiko angeliefert, denn die USA hat keine Wirtschaftsbeziehungen mit Kuba, im Gegenteil, das Embargo läuft immer noch und das schon seit mehr als 50 Jahren. Pepsi Produkte haben wir hier deswegen nicht gesehen. Es gibt auch Refrescos Nacional, das sind dann die Kubanischen Brausen und Colas. Sie kosten etwa die Hälfte und schmecken eigentlich auch sehr gut.

Wir fahren weiter und 20 Minuten später steht die Polizei unter einer Autobahnbrücke. Unser Fahrer geht vom Gas und hält dann auf dem Seitenstreifen an. Er steigt aus, gibt dem Polizisten einen freundlichen Händedruck und die Coca Cola wechselt den Besitzer. Aha, so wird also hier die Polizei bestochen. Der Polizist ist sichtlich erfreut, es ist heiß. Dann checkt er noch schnell den Führerschein unseres Fahrers - reine Show für uns und wir sind wieder auf dem Weg.

Christian versucht während der gesamten Fahrt Informationen von unserem Fahrer über das wahre Leben hier in Kuba zu erfahren. Seine Fragen werden immer konkreter, unser Fahrer immer wortkarger. Man merkt, dass die Kubaner, wenn es um politische Dinge geht, sich eher waage zu den Verhältnissen hier äußern. Jahrzehntelang wurden hier Gegner von Fidel ins Gefängnis geworfen und unterdrückt. Da ist die Vorsicht verständlich, auch wenn sich Kuba langsam zu öffnen scheint. Die Leute haben hier eben schon viel durchgemacht.

Christian ist Zigarrenraucher und er fragt unseren Fahrer, ob wir er einen Tabakbauern und Zigarrenproduzent kennt, der günstige, aber qualitativ gute Zigarren an Touristen verkaufen würde. Und so landen wir kurz vor Viñales bei der Tabakplantage Vegueros. Unser Fahrer kennt den Besitzer und der demonstriert vor unseren Augen, wie eine echte Kubanische Zigarre gerollt wird - siehe folgendes Video.


Tabakplantage Vegueros nahe Viñales

Im Moment werden die Felder aber erst für die Aussaat vorbereitet. Gepflanzt wird erst in etwa einem Monat, die Ernte ist dann noch einmal 2-3 Monate später.

Nach vier Stunden Fahrt erreichen wir dann Viñales. Christian und Annette werden als erstes bei ihrer Casa Particular abgesetzt. Ihre liegt direkt an der Hauptstraße. Unsere liegt etwa 5 Minuten zu Fuß vom Stadtkern in einer Nebenstraße. Hier gibt es keinen Durchgangsverkehr und es scheint wunderbar ruhig hier zu sein.

Nirma und Lucilo begrüßen uns herzlich und wir bekommen ein sehr schön großes Zimmer mit modernem Bad. Sieht alles sehr gemütlich und sauber aus. Im begrünten Innenhof gibt es bequeme Gartenstühle, die Vögel zwitschern. Danke für den Tipp, Lourdes. Wir fühlen uns gleich sehr wohl hier. Gut, denn wir bleiben fünf Nächte in Viñales.

Nirma kocht uns eine Tasse Tee. Wir machen anschließend einen kleinen Spaziergang im Ort und decken uns mit Trinkwasser und Mangosaft ein. Gegenüber von der Kirche sind die Büros der Tourveranstalter und wir sammeln ein paar Informationen zu den möglichen Aktivitäten rund um Viñales ein. Das Dorf ist mit etwa 17.000 Einwohner überschaulich und macht einen ruhigen und entspannten Eindruck auf uns. Es scheint viele gute Restaurants hier zu geben und auch sehr viele Casas Particulares.

Seit der Öffnung Kubas für den Tourismus hat sich Viñales zum meistbesuchten Ort der Provinz entwickelt. Aus dem fruchtbaren Talboden ragen unwegsame Kegelkarstberge auf, die "Mogotes", die der Landschaft das typische Aussehen geben. Viñales ist ein Nationalmonument und wurde 1999 von der UNESCO zusammen mit dem Tal Valle de Viñales und dessen landwirtschaftlicher Anbautradition zum Weltkulturerbe erklärt. Nach der Landwirtschaft und der herstellenden Industrie, ist der Tourismus die wichtigste Einnahmequelle der Bewohner. Neben Gemüseanbau spielt vor allem der Tabakanbau eine bedeutende Rolle, die Qualität des Tabaks aus dem Viñalestal ist international bekannt.

Wir haben unser Abendessen bei Nirma in Auftrag gegeben, denn Lourdes hat uns erzählt, dass Nirma eine fantastische Köchin ist. Und das können wir auch nur bestätigen. Der Tisch ist reichhaltig gedeckt. Es gibt eine leckere Kartoffel-Suppe, anschließend leckeres Curry-Chicken mit Frijoles und Reis, dazu einen frischen Salat mit Gurken, Tomaten, Avocados und Bohnen sowie frisch gebackenes Brot. Köstlich!

Di, 25.10.2016: Viñales - meistens sonnig, 28°C

Die Mücken haben mich die halbe Nacht wachgehalten. Eine hat mich in die Stirn gestochen, eine andere ... oder war es die selbe? ... in die Hand. Entsprechend müde bin ich, als uns die Amerikaner aus dem anderen Zimmer aufwecken. Sie verlassen die Casa um 8 Uhr und frühstücken entsprechend früh direkt vor unserer Tür. Ich versuche noch eine Runde Schlaf zu bekommen, aber Helen hat Hunger und sie braucht ihre erste Tasse Tee.

Dennoch lassen wir den Tag ruhig angehen und frühstücken erst nach 9 Uhr ganz gemütlich. Obstsalat, Omelette mit Tomate und Jalapeño, Mango-Saft und hausgemachtes Toastbrot. Nirma ist so nett und macht uns noch ein Sandwich für das Mittagessen, denn heute wollen wir rund ums Dorf wandern gehen. Die Täler rund um Viñales erinnern uns an den Süden von China. 1997 waren wir in Guilin. Die Kalksteinformationen hier sind nicht ganz so abgerundet und spektakulär wie in Guilin, aber nicht minder berühmt. Denn neben denen in China und Kuba gibt es solche Formationen nur noch in Venezuela. Kein Wunder, dass der Tourismus hier boomt.

Unser erster Stopp im Ort ist das Reisebüro und wir buchen uns eine Tour zur Cayo Levisa (eine Insel, die an der Küste von einem tollen Korallenriff umgeben ist und mit traumhaft weißen Strand Touristen aus aller Welt anlockt. Wir zahlen 29 CUC pro Person für den Bus, die Bootsfahrt zur Insel und einen Sandwich als Mittagessen. Helen will mit zwei 50 CUC Scheinen bezahlen, aber das geht nur, wenn wir unseren Reisepass zeigen. Den haben wir natürlich in der Casa gelassen und so renne ich noch einmal zurück, um Helens zu holen.

Gegen 11.45 Uhr erreichen wir dann den Trampelpfad am Rande des Dorfes, der durch die Tabakfelder zu einigen Höhlen im Kalkstein führt. Unser erstes Ziel ist die Cueva de la Vaca. Sie ist in keine Karte eingezeichnet und es stellt sich später heraus, dass der Abzweiger zu der Höhle ganz am Anfang des Pfads ist. Wir müssen direkt daran vorbei gelaufen sein, kein Wunder, denn Schilder gibt es hier nicht. Die meisten Touristen machen eine geführte Wanderung oder einen geführten Ausritt, aber wir sind nicht die einzigen, die ohne Guide unterwegs sind und es auf eigene Faust versuchen. Nicht einfach, denn vom Hauptpfad (wenn man den überhaupt so bezeichnen kann) gehen ständig Seitenpfade ab, die entweder zu einer kleinen Finca oder zu einem Feld führen. Am besten man folgt der Pferdescheiße!

Wir sehen viele bunte Schwalbenschwanzschmetterlinge, tropische Pflanzen und Blüten und dann und wann kommt uns eine Reiter- oder Wandertruppe entgegen. Ein Zeichen, dass wir noch auf dem Hauptpfad sind. Nach etwa einer Stunde holen uns zwei junge Frauen aus Irland ein. Sie erzählen uns, dass sie die letzte Nacht in einem teuren Hotel geschlafen haben, dass den besten Sonnenuntergangsblick über das gesamt Tal hat. Für 43 CUC pro Person inkl. Frühstück bekommt man aber auch noch ein paar kostenlose Bisse von Bettwanzen dazu. Nicht zu empfehlen, obwohl der Blick gigantisch ist. Aber den kann man auch sehen, ohne dort zu übernachten. Victoria hat sich außerdem eine Lebensmittelvergiftung in einem Fischrestaurant geholt. Ihr Hummer war nicht richtig durchgekocht und sie war die ganze Nacht am kotzen.

Zusammen mit den beiden kommen wir bei einer kleinen Finca an. Hier gibt es einen kleinen Badesee. Wir haben keine Badesachen dabei, machen aber ein paar Fotos von der tollen Spiegelung im See, bevor die anderen rein hüpfen.

Ein netter Tabakbauer hat uns auf dem Weg von der Cueva del Silencio erzählt. Diese Höhle kann man für 2 CUC pro Person besuchen. Auf dem Weg dahin treffen wir zwei Mexikanerinnen, die mittags mit uns zur gleichen Zeit auf dem Wanderpfad gestartet waren. Sie erzählten uns dann auch, wo genau die Cueva de la Vaca war. Aber sie soll nicht besonders interessant sein. Es gibt kein Licht drinnen und ohne gute Taschenlampe sieht man nicht viel. Dann haben wir ja nicht verpasst!

Bei der Cueva del Silencio gibt es sehr nette Guides, die mit guter Taschenlampe ausgestattet sind. 250m kann man in die Höhle voller Stalagtiten und Stalagmiten gehen. Ein Fluss hat diese Höhle über Jahrtausende geformt. Im Moment ist das Wasser sehr niedrig, überall bilden sich kleine Wasserbecken auf dem Kalksteinboden. Ein- bis zweimal im Jahr schiesst hier aber der Fluss durch und das Wasser geht bis an die Höhlendecke, die schätzungsweise 5m hoch ist. Da außer uns nur die beiden Mexikanerinnen mit uns in der Höhle sind, lässt sich der Guide Zeit und wir können in aller Ruhe die Formationen bewundern. Eine der Mexikanerinnen ist professionelle Fotografin, aber sie hat kein Stativ dabei und den externen Blitz für ihre Kamera auch nicht. Ich habe zum Glück immer mein Mini-Stativ dabei und mache ein paar Langzeitaufnahmen. Am Ende der Höhle gibt es ein großes natürliches Schwimmbecken. Das Wasser hat etwa 18-20°C und eine der beiden Mexikanerinnen traut sich rein. Muss herrlich erfrischend gewesen sein. Denn in der Höhle ist es ziemlich schwül und wir schwitzen ein wenig.

Helen entdeckt am Ende beim Höhleneingang auch noch ein ganz komisches Insekt an der Decke. Sieht aus wie eine Mischung aus Spinne, Skorpion und Käfer. Keine Ahnung, was das ist. Haben wir noch nie in der Welt gesehen. Muss ich in Argentinien dann mal googeln. Uns hat die Höhle super gefallen. Jetzt müssen wir uns auch nicht mehr die teure Cueva de Santo Tomás angucken. Sie ist Teil des zweitgrößten Höhlensystems der Welt, nach den Mammoth Caves in Kentucky. Es sind aber nur 1000m begehbar und man muss teilweise durch enge Stellen klettern. Jeder Besucher wird mit Helm und Karabinerlampe ausgestattet. Inklusiver der Anfahrt kostet das 23 CUC pro Person. Und man sieht dort auch nur Stalagtiten und Stalagmiten.

Wir wählen einen anderen Rückweg ins Dorf und folgen den beiden Mexikanerinnen. Auf dem Weg sehen wir, wie die Bauern mit Ochsenpflug Kartoffelsetzlinge (Manniok) in den Boden pflanzen. Ist wie im Mittelalter, aber sehr effektiv. Und die Campesinos sehen total entspannt dabei aus. Der Nase nach nehmen wir eine Abzweigung nach der anderen und mehr oder weniger per Zufall erreichen wir wieder die Hauptstraße weiter nördlich von Viñales. Ein netter, älterer Bauer begleitet uns und wir schnacken eine Runde mit ihm. Macht wirklich Spaß mit den Kubanern hier.


Wanderung rund um Viñales

Gegen 18.15 Uhr erreichen wir wieder das Dorf und gehen zum Supermarkt, um uns ein Eis und Saft für morgen zu kaufen. Eigentlich wollen wir einen Schoko-Mandel-Becher, aber die Kassierin erklärt uns, dass der eingescannte Barcode nicht in der Kasse ist und der Preis nicht angezeigt wird. Moderne Elektronik in Kubas Touristengeschäften, die nicht immer funktioniert. Wir sind wie immer flexibel und nehmen den Mandel-Becher ohne Schokolade. Schmeckt auch. Hinter mir an der Kasse steht eine Deutsche und sie sagt zu mir "Man, Sie sprechen aber gutes Spanisch!". Na ja, wir können uns verständigen. Sprechen tun wir gut, mit dem Verstehen hapert es hier und da. Die Kubaner sprechen hier unglaublich schnell und lassen irgendwie das "S" total weg. Wir gucken dann immer etwas doof und schon wird das Ganze etwas langsamer wiederholt.

Wir haben anschließend gerade noch Zeit für eine Dusche, und schon steht das Abendessen in unserer Casa auf dem Tisch. Heute gibt es Fisch. Ich bekomme einen Pago (Rotbarsch) und Helen zwei Scheiben frischen Thunfisch. Lecker! Dazu wie immer Reis, schwarze Bohnensuppe, Salat und frisch gebackenes Brot.

Jetzt sitze ich am Rechner und tippe noch ganz schnell unseren Tagesbericht ein. Ich bin hundemüde und gehe jetzt ins Bett. Buenas noches! Hasta mañana!

Mi, 26.10.2016: Viñales nach Cayo Levisa - meistens wolkig, sehr windig, 23°C

Ich wache mit dickem Kopf auf. Migräne und dicke Nase. Na, super! Ich schätze ich habe mir eine Erkältung im Taxi geholt, denn es zog heftig durch die offenen Fenster. Eigentlich möchte ich am liebsten den Tag im Bett verbringen, aber wir sind ja für die Cayo Levisa Tour gebucht. Der Wecker klingelt entsprechend um 7 Uhr, eine halbe Stunde später sitzen wir beim Frühstück. Ich bekomme lediglich ein Stück Banane runter. Alle anderen Obstsorten haben zu viel Säure und ich habe das Gefühl, dass ich dann im Bus oder auf der Bootsfahrt die Kotztüte rausholen muss. Statt Eier gibt es heute morgen ein getoastetes Käse- oder Schinkenbrot. Schon der Geruch lässt meinen Magen ein wenig rumoren.

Pünktlich um 8.15 Uhr sind wir an der Bushaltestelle. Dort warten schon etwa 50 andere Touristen und wir bekommen ganz hinten im Bus die letzten beiden Plätze. Auf der anderen Seite des Ganges sitzt eine Familie aus Deutschland mit ihren drei Töchtern und die Jüngste (8) bekommt schon nach einigen Kilometern durch das Rütteln auf der wenig guten Straße das Kotzen. Mutti schafft es nicht rechtzeitig ihr eine Tüte unter die Nase zu halten und beide Sitze plus Kind und Mutter sind mit Kotze bedeckt. Wir halten uns die Nase zu! Nicht, dass ich mich gleich anschließe.

Die Fahrt zum kleinen Bootssteg dauert etwas über eine Stunde. Unser Guide spricht wenig, dafür aber im guten Englisch und wir folgen ihm aufs Boot. Das tuckert gemütlich für 35 Minuten durch die spiegelglatte See zur Insel Levisa rüber. Wir sitzen per Zufall wieder direkt neben der Familie und die Kleine muss noch mal über die Bordwand kotzen. Die Ärmste!

Über einen kleinen Bootssteg geht es durch die Mangroven auf die andere Seite der Insel. Sie ist nur 500m breit und etwa 3km lang. Es gibt ein paar Restaurants und Hütten zur Miete. Wir haben bis Viertel vor Fünf zur freien Verfügung. Die Toiletten haben kein Licht und wir müssen die Türen offen lassen. Am Strand bekommen wir aber jeder eine bequeme Strandliege unter einem Palmendach. Ich hole meinen Sarong und das Handtuch raus und lege mich gleich hin. Mir geht es gar nicht gut.

Helen nimmt an der geführten Wanderung zum Ende des Strandes Teil und holt uns später das Mittagessen. Ich bekomme gerade mal eine paar Pommes runter. Das mitgenommen Käsebrot vom Frühstück entsorgt Helen in einem Mülleimer und das neue Sandwich, dass zu unserem Mittagessen gehört bekomme ich auch nicht runter. Der Strand ist traumhaft weiß, aber mit jeder Stunde nehmen die Wolken und der Wind zu. Ich friere tatsächlich ein wenig und wickel mich in Helens Handtuch ein. Helen ist rastlos und erkundigt den anderen Teil des Strandes. In einem der Restaurant läuft Europäischer Fußball, was Helen eine Weile beschäftigt. Die Ärmste ist ja nicht wirklich eine Liebhaberin von Stränden und wir haben diese Tour für gut 60 US$ nur für mich gebucht und ich liege den ganzen Tag auf der Liege. Ich kann nicht mal baden gehen. Aber der frische Wind tut ehrlich gesagt gut und gegen 16.30 Uhr geht es mir schon viel besser.

Helen geht ein zweites Mal zur Toilette. Im Dunkeln sieht sie nicht, dass das Klo schon verstopft ist. Irgendjemand hat das Klopapier in die Schüssel geworfen. Helen drückt die Spülung und schafft es nicht mehr aus dem Weg zu springen. Die Toilette läuft über und Helens Schuhe und Füße sind mit Kloake bedeckt. Madame is so not amused!

Wir sind rechtzeitig wieder am Bootssteg, kommen aber wegen Überfüllung nicht mit. Mit uns müssen ca. 30 andere Touristen auf das nächste Boot warten. Kurz nach 17 Uhr kommt der Kapitän und wir gehen an Bord einer sehr bedenklich aussehenden Barkasse. Mit Schneckentempo verlassen wir den Steg, keine 10m weg fängt es hinten an der Schraube heftig an zu rußen. Schwarzer Qualm steigt auf und die Passagiere verlassen die Plätze bevor sie vergasen.

Der Kapitän guckt etwas besorgt, dreht dann aber den Geschwindigkeitshebel auf den zweiten Gang. Das Tempo ist auch nicht viel schneller und uns allen wird sofort klar, dass wir es dieses Mal nicht in 35 Minuten rüber schaffen werden. Um uns herum sitzt eine Deutsche Reisegruppe und die machen sich schon darüber lustig, was wohl passieren wird, wenn die Maschine ausfällt. Noch lachen sich alle tot, aber eine halbe Stunde später fängt unter uns der Motor an zu kochen. Wir spüren die Hitze durch unsere Schuhsohlen, die auf der Metallabdeckplatte für die Maschine platziert sind. Hinter mir und Helen kommt plötzlich auch weißer Rauch an der Bordseite raus und vorne steigt Rauch zwischen den Passagieren auf. Dann hören wir wie die Kolben anfangen zu rattern. Oh, oh, die Maschine hat eindeutig kein Öl mehr. Inzwischen sind Kapitän und Crew etwas weniger entspannt. Sie gucken besorgt über Bord und etwa einen Kilometer von dem Anlandeplatz geht der Motor dann ganz aus. Kann die Maschine eigentlich explodieren oder anfangen zu brennen? Rettungswesten gibt es keine an Bord!!! Wir dümpeln dahin. Der Gegenwind treibt uns langsam wieder in Richtung Cayo Levisa.

Das andere Boot ist in Sichtweite, aber der Kapitän braucht gut 10 Minuten bevor er schnallt, dass wir ein Problem haben. Dann geht es ganz schnell. Das Boot kommt angerast. Vorne und hinten werden ratzfatz Leinen befestigt. Seite an Seite bewegen sich die beiden Boote dem Steg entgegen. Das Ganze ist so professionell, dass wir den Eindruck haben, diese Panne kommt häufiger vor. Ich erfahre dann aber von einem der Deutschen, dass jemand gerade erst gestern eine neue Dieselpumpe eingebaut hat. Sie wurde im Standgas getestet, aber nicht in voller Fahrt und die Pumpe hat sich offensichtlich gleich zugesetzt. Na ja, jetzt haben sie obendrein ein teures Maschinenproblem.


Strandtag und Motorschaden - Cayo Levisa

Um 18.20 Uhr besteigen wir den Bus. Gott, sei Dank, hat dieser auf uns gewartet. Wir erzählen den anderen Deutschen an Bord, dass der Motor gebrannt hat und wir "knapp" einer Katastrophe entkommen sind. Aventura en Cuba!

Es ist bereits dunkel, als wir gegen 19.30 Uhr wieder in Viñales sind. Gut, dass wir zum Abendessen nur eine Suppe mit Brot bestellt haben, die schnell wieder aufgewärmt werden kann. Ich lege mich anschließend ins Bett. Helen bleibt noch bis fast Mitternacht wach.

Do, 27.10.2016: Viñales - meistens sonnig, 25°C

Wir gönnen uns heute einen Ruhetag und frühstücken spät. Ich bekomme nur das Omelette und eine Banane runter. Mein Hals kratzt, die Nase kribbelt, wenigstens ist die Migräne weg. Nach dem Frühstück gehen wir ins Dorf und tauschen Geld. Bei der Tankstelle kaufen wir schnell noch Trinkwasser, die 5 Liter Flaschen sind im ganzen Dorf ausverkauft, deshalb müssen wir uns für den fast gleichen Preis mit einer 1,5 Liter Flasche begnügen.

Ich mache es mir in der Casa anschließend auf dem Bett gemütlich und lese mein Buch zu Ende, dass ich noch in Kanada angefangen habe. Helen ist etwas rastlos, sie langweilt sich und geht deswegen eine Runde in der Stadt laufen. Ich halte ein Nachmittagsschläfchen und bin zum Abendessen einigermaßen fit. Es gibt heute Abend Schweinefilet mit Kartoffelpüree. Jenes wird hier nicht mit echten Kartoffeln gemacht, sondern mit einer künstlichen Mixtur. Sehr salzig, aber mal was anderes als Reis.

In einer Kubanischen Zeitung lesen wir, dass es gestern eine UN Resolution zur Abschaffung der über 55 Jahre andauernden Wirtschaftsblockade von Kuba gegeben hat. 191 Länder haben mit Ja gestimmt, die USA und Israel haben sich enthalten. Eine Enthaltung der Amerikaner hat es in der UN Geschichte bis dato noch nie gegeben und es wird als Sieg für die Kubaner gewertet. Wir sind hier also in Kuba in einer historisch sehr wichtigen Zeit. Was und ob sich jetzt etwas für das Land ändert, wird sich zeigen. Wir unterhalten uns mit den Besitzern unserer Casa und ich mache Vergleiche zur Deutschen Wiedervereinigung. Der Umschwung von Sozialismus zu Kapitalismus hat sehr viele Vor- aber auch viele Nachteile. Man kann nur hoffen, dass sich der Lebensstandard für die 11 Millionen Kubaner insgesamt verbessert und sich nicht nur ein paar Bonzen an der Spitze reich machen. Kuba verfügt über keine Rohstoffe. Inwieweit hier überhaupt Investitionen aus dem Ausland kommen, wird man sehen müssen. Touristisch kann hier sicherlich noch einiges erschlossen werden, aber das muss auch nicht immer positiv sein. Dennoch haben die Menschen hier hoffentlich bald die Möglichkeit sich vielleicht etwas freier in ihrem Land und in der Welt zu bewegen und vielleicht mit ausländischen Kapital eine gute Existenz aufzubauen, die nicht von der Kubanischen Regierung gesteuert ist.

Fr, 28.10.2016: Viñales - meistens sonnig, 25°C

Nirma hatte uns gestern Abend gefragt, was wir gerne Mal zum Frühstück essen möchten. Wir haben "Pfannkuchen" geantwortet. Sie war ganz erstaunt darüber und freute sich sichtlich diese für uns zu machen. Und die waren lecker. Etwas dünner, als wir sie machen und mit einem Schuss Kubanischen Rum, den man aber nicht geschmeckt hat. Dazu gibt es wie immer Obst und Honig.

Frisch gestärkt machen wir uns anschließend auf ins Zentrum des Dorfes. Da ich noch etwas wackelig auf den Beinen bin nach all dem Liegen, nehmen wir heute den Hop-On-Hop-Off-Bus. Er kostet 5 CUC pro Person und hält bei 18 Sehenswürdigkeiten an. Es gibt nur einen Bus und so dauert es immer so um die 1,5 Stunden, bis der Bus wieder bei der gleichen Sehenswürdigkeit vorbei kommt.

Wir fahren direkt zur Cueva del Indio - ein kleines Höhlensystem, dass ebenfalls 5 CUC pro Person Eintritt kostet. Durch die Höhle fließt ein kleiner Fluss und man steigt in ein Boot ein, um einen kleinen Teil der Höhle zu besuchen. Unser Boot ist voll mit lauten Russen und Italienern und die quatschen die ganze Zeit, anstatt die Stille der Höhle mal zu genießen. Die Formationen in der Höhle sind ganz nett, aber auch nicht weltbewegend. Da haben wir schon besseres gesehen.


Bootsfahrt durch die Cueva Del Indio nahe Viñales

Wir brauchen keine 45 Minuten für die Besichtigung und da wir noch ein wenig Zeit bis zum nächsten Bus haben, laufen wir draußen durch die Gartenanlage. Exotische Blüten sind zu sehen und während ich meine Fotos mache, sagt Helen auf einmal "Liegt da eine Schlange?". Tatsächlich, keine 1,50m von mir entfernt liegt eine etwa 1m lange Schlange gut getarnt im trockenen Laub. Super gesehen, Babes!

Mit dem Bus geht es dann auf die andere Seite von Viñales zum Hotel Jazmines Mirador. Von hier aus haben wir einen schönen Blick auf die Kegelkarstberge. Unser letzter Sightseeing-Stopp ist das Mural de la Prehistorica. Das 120m lange Gemälde wurde 1961 von Leovigildo González Morillo gestaltet und von 18 Malern in vier Jahren fertiggestellt. Die große Schnecke, die Dinosaurier, Seemonster und Menschen sollen die Evolutionstheorie symbolisieren. Morillos künstlerisches Vorbild war Diego Rivera, der Mexikanische Maler und Ehemann von Frida Kahlo.

Der Bus fährt durch das Eingangstor der Anlage und hält für 2 Minuten an. Die reichen uns, um schnell ein paar Bilder zu machen. Wir haben einfach keine Lust hier jetzt 90 Minuten bis zum nächsten Bus zu warten, um das Mural hautnah zu erkunden und so springen wir gleich wieder in den Bus.

In Viñales gehen wir anschließend Mittagessen im El Olivio Restaurant - ein Tipp aus dem Lonely Planet. Das Menü sieht sehr gut aus, das Ambiente im Restaurant ist ebenfalls ansprechend. Wir bestellen aber nur ein paar Kleinigkeiten, den abends wartet ja wieder ein großes Abendessen auf uns. Die Hähnchen-Croquettes mit Pommes sind so lala. Dafür ist der Apfelstrudel umso leckerer. Den Cappuccino hatten wir eigentlich dazu bestellt, er kommt aber weit vor dem Strudel und ist sehr stark und bitter. Herzattacke!

Auf dem Weg zur Casa machen wir noch das Taxi Collectivo zu unserer nächsten Station klar und dann entspannen wir uns bis zum Abendessen (Huhn, Reis, Salat und Hühner-Gemüse-Suppe) im Zimmer. Dann heißt es Reisetasche packen, Duschen und früher ins Bett, denn das Frühstück ist schon für 7.30 Uhr angesagt.