29. - 30.10.2016: Playa Girón

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Sa, 29.10.2016: Viñales nach Playa Girón 330km - wolkig, Regen, sonnig in Playa Girón, 28°C

Wir quälen uns um 7 Uhr aus dem Bett. Erneut gibt es Pfannkuchen und Obst zum Frühstück, dann werden schnell die letzten Sachen gepackt, denn unser Taxi steht pünktlich um 8.30 Uhr vor der Tür. Es ist ein Orangefarbener Oldtimer! Vier andere Reisende sitzen schon drinnen und wir holen noch zwei weitere ab. 9 Personen passen tatsächlich hier rein. Wir sitzen ganz vorne, denn hinten bekommt man die Auspuffgase ab und da ich mich immer noch nicht 100% gut fühle, schnappe ich lieber frische Luft durch das offene Beifahrerfenster. Der Schalthebel ist mit einer Jesusfigur geschmückt - müssen wir da etwas besorgt um die Fahrkünste unseres Fahrers sein? Nein, er macht seine Sache gut.

Uns wurde gesagt, dass die 330km lange Fahrt bis Playa Girón gut fünf Stunden dauern wird. Nach etwas über zwei Stunden halten wir südlich von Havanna auf einem Rastplatz an. Überraschend teilt uns der Fahrer mit, dass wir hier das Fahrzeug wechseln müssen. Das scheint hier üblich zu sein, denn es stehen diverse andere Taxis auf dem Parkplatz. Welches sollen wir jetzt nehmen? Es ist etwas chaotisch, denn mehrere fahren in die gleiche Richtung, aber nicht unbedingt bis nach Playa Girón. Am Ende ist es dann ein Blaugrüner Oldtimer. Vorne nehmen neben dem Fahrer zwei Passagiere Platz. Dahinter gibt es eine Bank, auf der wir mit zwei anderen sitzen und im Heck des Autos gibt es noch Platz für 8 Leute, die sich auf zwei Bänken gegenüber sitzen - 15 Leute! Eng aneinandergedrängt sitzen wir alle nebeneinander. Neben Helen sitzt ein sehr fülliger Franzose, der wie Sau schwitzt. Helens rechte Körperhälfte ist entsprechend feucht und stinkt! Viehtransporter, nennen wir diesen Oldtimer!

Unser Gepäck muss nach oben aufs Dach. Dunkle Wolken sind am Himmel und der Fahrer macht vorsichtshalber eine Plastikplane drüber. Unsere Rolltasche ist eingequetscht zwischen all den Rucksäcken. Gut, denn auf der Fahrt nach Playa Girón fängt es heftig an zu regnen - unsere Tasche bleibt trocken!! Nervig ist die super laute Musik des Fahrers. Es scheint immer das gleiche Lied zu sein und das hören wir 3,5 Stunden lang!

Der Scheibenwischer - es gibt nur einen auf der Fahrerseite!!! - funktioniert auch nicht richtig. Er wischt soooooo laaaaangsam, dass die Scheibe undurchsichtig im heftigen Regen ist. Aber der Fahrer nimmt nicht eine Sekunde lang den Fuß vom Gaspedal! Er ist mehr an der jungen Deutschen Frau, die neben ihm sitzt, interessiert. Zum Glück gibt es wieder kaum Verkehr auf der Autobahn und somit auch keinen Unfall. Kein Wunder, dass Jesus bei den Kubanern mitfährt!

In Playa Larga steigen vier Passagiere aus und der Fahrer ist so nett, sie bei einer netten Casa Particular abzusetzen, denn keiner von den Vieren hatte etwas vorab gebucht. Nach Playa Girón ist es nur noch eine halbe Stunde und wir werden um 15.25 Uhr bei Carlos und Coralia, unsere Casa Particular, abgesetzt. Wir bekommen ein großes Zimmer mit zwei Doppelbetten, Fenster, Klimaanlage, Ventilator und einen Kühlschrank. Das Badezimmer ist sauber, allerdings ist die Klobrille gepolstert und auf dem Gummibelag bleiben wir bei dieser Hitze immer kleben. Unangenehm!

Wir sind durchgeschwitzt und uns dröhnen die Ohren nach der langen Taxifahrt. Coralia ist so süß und macht uns einen frisch ausgepressten Guavesaft und einen Obstsalat. Es ist deutlich heißer in Playa Girón, als in Havanna und Viñales, und wir fühlen uns gleich etwas schlapp. Wir ruhen uns deswegen in der Nachmittagshitze zwei Stunden lang im Zimmer aus.

Wir haben das Abendessen schon vorab bei Coralia bestellt. Es ist rein vegetarisch. Sie hat uns gefragt, ob wir Huhn oder Schwein oder Fisch wollen, aber wir haben nicht wirklich Hunger. Eine Suppe würde uns schon reichen. Das schien Coralia aber zu wenig zu sein und so gab es noch gekochte Yucca und Kartoffeln, sowie Reis mit Chorizo. Viel zu viel für 6 CUC pro Person.

Carlos ist als Vogelexperte bekannt und er stellt uns eine Tour für morgen Vormittag vor. Unweit vom Dorf gibt es ein Naturreservat, wo man wunderbar Vögel beobachten kann. Kuba hat alleine 25 Vogelarten, die nur hier einheimisch sind. Ca. 11 davon kann man rund um Playa Girón sehen. Die Tour ist für 2,5 Stunden angesetzt und kostet uns nur 15 CUC pro Person. Er hat ein kleines Fotoalbum, dass mit Bildern von anderen Reisenden, die die Tour mit ihm schon gemacht haben, gefüllt ist. Wir stimmen begeistert zu. Alternativ kann man in Playa Girón tauchen oder schnorcheln gehen. Da wir aber nur einen vollen Tag hier haben und später noch zu weiteren Stränden kommen, schauen wir uns lieber die Vögel an.

Nach dem Abendessen ist es deutlich kühler und auch noch hell genug für einen Spaziergang. Wir laufen zum Strand runter. Der ist klein und eine Betonmauer bildet eine Barriere zur offenen See, sodass sich eine Art natürlicher Pool neben dem Strand gebildet hat. Auf dem Rückweg zur Casa kommen wir am berühmten Kriegsmuseum vorbei. Es ist natürlich schon geschlossen.

Nahe Playa Girón landeten im April 1961 während ihrer Invasion in der Schweinebucht (Bay of Pigs) von den USA ausgerüstete und unterstützte Exilkubaner. Fidel Castro hatte bei seiner Machtübernahme 1959 die Ländereien der United Fruit Company (seit 1984 Chiquita) verstaatlicht und sich anschließend geweigert dafür finanzielle Entschädigung an die Besitzer der Fruit Company zu zahlen. Zwei Jahre später (sprich April 1961) stellte die Firma zwei Schiffe aus ihrer Great White Flotte (die größte, private Navy in der Welt zu diesem Zeitpunkt) den 1400 Exilkubaner zur Verfügung, die von der CIA trainiert und mit Waffen ausgerüstet wurden. Offiziell sollte es keine Beteiligung von US Soldaten geben. Die Invasion scheiterte katastrophal. Fidel Castro persönlich und seine Truppen stellten sich mit Panzern und Artillerie der Invasion entgegen, versenkten die beiden Schiffe und gewannen so die Schlacht bei Playa Girón. 1189 Exilkubaner wurden dabei gefangen genommen und dann ein Jahr später für umgerechnet 53 Millionen US$ im Form von Essen und Medikamenten als Gegenleistung wieder in die US zurückbefördert. Die Schlacht in der Bay of Pigs wird auch heute noch von den Kubanern als "erste Niederlage des US Imperialismus auf den Amerikanischen Kontinenten" bezeichnet.

So, 30.10.2016: Playa Girón - morgens neblig, dann sonnig, Regen, 99% Luftfeuchtigkeit, 28°C

Wir frühstücken schon um 7.30 Uhr. Der Tisch ist voll. Wie sollen wir das alles essen? Es gibt Brot, kleine Pfannkuchen, Flan Crême Caramel, Obstsalat, Käse und Schinken. Dazu frischen Papayasaft, Tee und Kaffee. Helen schmiert uns ein paar Brötchen mit Käse und Schinken, die wir in den Kühlschrank im Zimmer legen (unser Mittagessen für später) und wickelt auch noch die restlichen Pfannkuchen in eine Serviette ein.

Um 8 Uhr besteigen wir Carlos' Jeep. Ein cooles Fahrzeug aus den 50iger Jahren. Wir fahren etwa 20 Minuten und steigen dann aus. Es ist total neblig an diesem Morgen. Die Luftfeuchtigkeit liegt bei 100% und wir haben lange Klamotten an, denn das Naturreservat ist voller Mücken. José (unser Gastvater in Havanna) hatte uns noch eine Dose Mückenspray mitgegeben, die wir auch gleich benutzen müssen. Es ist total windstill und mich attackieren die Mücken wie wahnsinnig. In wenigen Sekunden sind meine Hände zerstochen. Ich sprühe sie ein, denn nur so kann ich in aller Ruhe fotografieren.

Carlos hat ein Aufnahmegerät dabei, dass laut das Vogelgezwitscher von diversen, hier ansässigen Vögeln abspielt. So lockt er nach und nach die Vögel an und wir sind ganz begeistert. Carlos selbst ist auch nach 25 Jahren Tourguide nicht müde nach den Vögel zu suchen und er vermittelt wunderbar sein Fachwissen.

Wir sehen auf unserer 3-stündigen Wanderung in drei verschiedenen Gebieten 9 der 25 nur in Kuba einheimischen Vögel. Hinzu kommen diverse andere. Wir lassen da mal unsere Fotos sprechen.

Die folgenden Vögel haben wir auch gesehen, aber mir ist leider kein gutes Foto gelungen:
Carpintero Chorroso - Kubaspecht (einheimisch in Kuba)
Totí - Kubastärling (einheimisch in Kuba)
Kubataube (einheimisch in Kuba)
Bijirita Comun - Palmenwaldsänger
Bijirita Trepadora - Baumläuferwaldsänger

Toll war, wie Carlos die Eulen gesucht hat. Sie verbringen den Tag in ausgehüllten Palmenstämmen und gehen dann nachts auf Jagt. Carlos gibt für die Eulen eine 100%ige Garantie sie zu sehen. Er klopft die erste Palme an, ich habe das Video laufen ... aber es ist keiner Zuhause. Wir gehen zur nächsten Palme, ich habe wieder die Kamera laufen ... aber wieder ist niemand Zuhause. So laufen wir eine Palme nach der anderen ab und nach der siebten gebe ich es auf, die Kamera laufen zu lassen. Carlos wird etwas hektisch. Komisch, wieso ist heute keine Eule zu sehen? Keine Sorge, er kennt noch ein paar andere Palmen. Aber nirgendwo scheint eine Eule zu sein. Bei der allerletzten Palme, ich habe schon die Hoffnung aufgegeben, schießt doch tatsächlich eine Eule nach oben und guckt mal nach, warum da jetzt gerade ein Klopfgeräusch war. Ich reiße panisch die Kamera hoch und schieße schnell ein Foto. Schwupps, ist die Eule wieder verschwunden. Carlos, kratz noch mal am Baum, ich brauche noch ein Video. Gesagt, getan ... ah, da ist die Eule wieder. Allerdings kommt sie nicht ganz so weit raus. Dieses Mal stört sie etwas und auf einmal fliegt sie davon. Vermutlich zu einer der anderen Palme, wo dann endlich wieder Ruhe ist. Carlos grinst breit über das ganze Gesicht. Ich hab's euch doch versprochen! Ja, Carlos, das war super!

Besonders süß fanden wir natürlich die Zunzuncitos (Bienenelfen), die kleinsten Vögel der Welt mit nur 6.5cm Körpergröße. Carlos hat uns dafür zu einer Finca von Freunden gebracht. Der kleine Kolibri ist nicht leicht zu fotografieren. Er schwirrt um unsere Köpfe herum - viel zu schnell, um ihn auf den Chip zu bannen. Ah, jetzt hat er sich mal auf einen Baumstamm gesetzt. Super! Es ist ein Männchen mit den schönen Blau-Türkisen Rückenfedern. Er putzt sich und gibt mir damit ausreichend Zeit zum Fotografieren. Ich mache gerade ein Video, da kommt auch noch das langweilig Braun-gefiederte Weibchen vorbei. Auf Französisch heißt der Zunzuncito übrigens Colibri d'Elena oder d'Helen. Damit will ich jetzt aber nicht andeuten, dass Helen langweilig ist ... :-)


Fantastischer Morgen mit Carlos

Eine wirklich tolle Tour! Nach drei Stunden ist dann auch der Nebel weg, die Sonne knallt vom Himmel, wir sind total zerstochen und durchgeschwitzt, haben aber auch ein breites Grinsen im Gesicht. Der Abstecher nach Playa Girón hat sich gelohnt.

Um 11.45 Uhr sind wir wieder in unserer Casa. Wir duschen kalt, schmeißen die Ventilatoren an, essen unsere Brötchen im Bett, trinken gefühlte 1000 Tassen Tee und entspannen uns in den heißen Mittagsstunden. Ich lade meine Bilder und Videos runter und zeige sie später Carlos. Mit Hilfe seines Vogelbuches bekommen die Vögel, die wir gesehen haben, auch einen Spanischen und Englischen Namen. Den Deutschen muss ich dann im Internet finden.

Heute haben wir kein Abendessen bei Coralia bestellt, wir wollen mal in einem Restaurant essen gehen. Um 17.30 kommen wir bei dem einzigen großen Hotel in Playa Girón an, aber das Restaurant ist noch bis 19 Uhr geschlossen. Stattdessen laufen wir zur Tankstelle runter und kaufen uns im kleinen Laden zwei große Eisbecher zur Abkühlung. Danach sind wir erst einmal satt und wir gehen zu unserer Casa zurück. Das Zimmer ist unglaublich warm und so sitzen wir ein paar Minuten draußen, aber die Mücken sind nicht auszuhalten. Also ab ins Zimmer und dieses Mal schmeißen wir die Klimaanlage an. Das bringt es!

Natürlich überkommt mich später noch einmal der Hunger. Gut, dass wir noch ein paar Erdnüsse mit Rosinen haben!