06.-13.10.2003: Hamburg - San Diego

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06.10.2003: Hamburg - San Diego

Wir sind um 3.45 Uhr aufgestanden, um rechtzeitig 2 Stunden vor Abflug am Flughafen zu sein. Unsere 4 Kindersärge (3 große Reisetaschen und ein großer wasserdichter Seesack) passten zum Glück in Papa´s Golf und wir hatten noch genügend Platz zum Sitzen. Nach all dem Stress mit der Wohnungsrenovierung und den letzten Vorbereitungen waren wir froh endlich in unsere neues Abenteuer zu starten.

Leider war der 11 Stunden Flug von London nach San Diego total ausgebucht. Also nichts mit Durchschlafen! Zum Glück war jedoch Kirstens Sitz defekt - die Lehne ließ sich nicht zurückstellen. Eine junge Frau, die in unserer 3er-Reihe am Gang saß, erklärte sich jedoch bereit auf einen anderen Platz zu gehen, so dass wir zumindest einen freien Platz zum Ausstrecken hatten. Das Essen war ausgesprochen lecker (Indisches Curry Huhn) und wir konnten 3 Filme sehen (Pirates of the Carribean, Charlies Angels und The House in Umbria).

Wir sind pünktlich um 14.30 Uhr in San Diego gelandet. Michael und Michèle standen schon zur Abholung bereit. Obwohl wir uns vorher noch nie persönlich getroffen haben und uns bis dato nur vom Telefon her kennen, war die Begrüßung wie unter alten Freunden.

Unser erster Eindruck von unserem neuen Zuhause - dem Winnie - war sehr positiv. Von außen wirkt er eigentlich relativ klein - für amerikanische Verhältnisse ist er winzig. Drinnen gibt es jedoch sehr viel Stauraum und auch die Aufteilung ist super. Auf den Fotos sieht er immer schneeweiß aus, in Natura ist die Außenhaut allerdings doch etwas vergilbt und man sieht die ein oder andere kleine Delle - na ja, er ist immerhin 17 Jahre alt!

Das Wetter in San Diego war wolkig und etwas stickig. Wir hatten Bedarf nach frischer Luft und mussten unbedingt was trinken. Also ging es direkt ans Meer und wir haben einen kleinen Spaziergang auf der Promenade gemacht - die Brandung des Pazifiks war ganz beachtlich und wir hatten Spaß daran die Surfer zu beobachten.

Dann haben wir unsere ersten Erfahrungen mit dem Tanken und Gasauffüllen gemacht. Das Benzin ist hier super billig - ca. 50 Cent pro Liter. Gas zum Kochen kostet hier zwischen 1-3 US$ pro Gallon (3,78 Liter). Danach sind wir zum Kumeyaay Campground (Mission Gorge Trail) gefahren. Während M&M ein leckeres Abendessen (Salat und Pasta mit Tomatensauce) zubereiteten, haben wir unsere Taschen ausgeräumt und erst einmal alles in die vielen Fächer verstaut.

Gegen 18.30 Uhr wird es hier sehr schnell dunkel und die zahlreichen Mücken kommen dann auch aus ihren Löchern gekrochen. Der Abend war sehr gemütlich und genau das richtige für uns zur Entspannung. Helen konnte dann um 21.00 Uhr die Augen nicht mehr aufhalten - nach 26,5 Stunden und nur knapp 4 Stunden in der letzten Nacht kein Wunder.

M&M schlafen in ihrem Zelt, so dass wir gleich in unserem Alkovenbett im Winnie übernachten können. Kaum lagen wir in den Kissen waren wir auch schon eingeschlafen!

07.10.2003: San Diego

Zu unserer Überraschung sind wir beide bereits um 3 Uhr morgens hellwach gewesen - wir fühlten uns nach nur 5 Stunden Schlaf topfit. Da es draußen noch zu dunkel war haben wir uns flüsternd im Bett unterhalten, um M&M nicht aufzuwecken.

Um 7.00 sind wir dann duschen gegangen. Die sanitären Anlagen auf amerikanischen Camping Plätzen sind alle für Rollstuhlfahrer ausgerichtet, insofern hat man sehr viel Platz, um seine sieben Sachen abzulegen. Die Toiletten sind immer sauber, da sie stets halb gefüllt mit Wasser sind und so gar nicht erst Bremsspuren entstehen können. Es gibt ausreichend Klopapier - und das Ganze für nur 13 US$/Nacht für 4 Personen und ein Fahrzeug. Da kann man nicht meckern!

Es gab leckeren Obstsalat und Toast vom Grill zum Frühstück. Michael hat uns dann die ersten wichtigen Dinge zu Winnie erklärt. Damit wir uns das merken können, hat Helen sich Notizen gemacht und ich habe die schwierigen Dinge auf Video aufgenommen. M&M mussten sich das alle selbst erarbeiten, insofern profitieren wir nicht nur von ihren Erfahrungen, sondern die ganzen Kinderkrankheiten wie neue Zündkerzen, Filter, Öl usw. sind bereits alle beseitigt. Wenn wir Glück haben, müssen wir da nichts mehr machen.

Gegen Mittag sind wir dann nach Downtown San Diego gefahren. Um das Motorhome auf unseren Namen überschreiben zu können, benötigen wir eine feste Adresse in San Diego. Man kann ganz einfach bei einem der vielen UPS-Läden ein Postfach einrichten lassen (35 US$ pro Quartal). Auf der Adresse erscheint dann nicht die Postfach-Nummer, sondern die Straße, in der man das Postfach eingerichtet hat. Praktisch, so weiß niemand, dass man nicht wirklich eine Wohnung hat. Die Postfach-Nummer wird dann einfach zur Appartement Nummer und ist somit unique!

Leider war die Warteschlange beim DMV (Department of Motor Vehicles) zu lang, sonst hätten wir gleich den Titel überschreiben lassen. Aber da wir eh noch eine Autoversicherung benötigen, können wir das auch morgen machen. Dafür sind wir dann noch zu Michaels Bank gefahren und haben die 8000 US$ Travellercheques für den Winnie auf sein Konto eingezahlt (ohne Gebühren).

Auf dem Weg zum nächsten Campground sind wir dann noch zu einem riesigenen Supermarkt gefahren. Für jede Supermarktkette gibt es hier Discount-Marken, die man umsonst bekommt, wenn man sich registrieren lässt. Die lohnen sich in jedem Fall, da man auf viele Artikel sogar bis zu 50% Rabatt bekommt. M&M haben uns ihr gesamtes Karten-Arsenal gegeben, sodass wir bestens ausgerüstet sind.

Unser erster Eindruck war schockierend. Oh Gott, was sollen wir bloß kaufen??? Alles wirkt hier überdimensional. Die Kartoffeln sind Handgroß, die Getränke-Flaschen fangen hier bei 2 Litern an, Eier gibt es nur im 12er oder 18er Pack. Bei den Würstchen sind wir dann völlig ins Schleudern gekommen. Es gibt hier ca. 100 verschiedene Sorten und alle sehen ziemlich ekelhaft aus. Sollten wir Besuch aus Deutschland bekommen, dann bringt uns bitte Schinken- und Thüringer Würste mit, ja! Das Brot ist lapprig und häufig gesüßt. M&M haben immer Brot in den sogenannten Organic-Stores (Bioläden) gekauft, ein Brot kostet dann aber ca. 4-5 US$!!!

Viele der Grundnahrungsmittel sind hier verhältnismäßig teuer - Kartoffeln liegen bei 3-4 US$/5 Kilo, Käse liegt bei 4-5 US$ je 100% Gramm, Sour Cream bei fast 3 US$ für einen 500g Becher, 200ml Sahne kostet 1,50 US$. Günstig dagegen sind hier Fleisch, Chips und Soft Drinks - also alles, was so richtig fett macht und amerikanisch ist. Außerdem bekommt man hier Wein in 2 Liter Flaschen für nur 5 US$ - und das ist der gute Californische Rot- und Weißwein!

Von M&M haben wir dann den Tipp bekommen, uns eine große Plastikflasche mit Drehverschluss zu besorgen, die man zur Piss-Flasche umfunktionieren kann. Man schneidet einfach ein Loch in den Plastik, verrichtet Nachts im Winnie seine Notdurft (natürlich nur das kleine Geschäft) und füllt am nächsten morgen den Inhalt in eine andere Flasche. Das Ganze nimmt man dann unauffällig in einer blickdichten Tragetasche mit zur Camping-Toilette. Praktisch!!!

Gegen 17.00 Uhr sind wir dann auf den San Elijo State Park Campground angekommen. Dieser liegt direkt am Pazifik - leider aber auch an der Hauptbahnstrecke zwischen San Diego und LA direkt am Bahnübergang. Die Züge hupen schon von weitem und das alle viertel Stunde! Ganz schön laut! Außerdem machten die Stromgeneratoren von den riesigen amerikanischen Wohnmobilen (mindestens doppelt so lang wie der Winnie) laute Knattergeräusche. Das hat ziemlich genervt.

Michael schmiss den Grill an, Helen marinierte das Hühnchen in Currypaste, Kirsten kümmerte sich um die gebackenen Kartoffeln und das Wurzel-Zucchini-Gemüse in Knoblauch und Currysauce. Einfach lecker! Es wurde wieder ein gemütlicher Abend mit vielen interessanten Reise-Geschichten.

Michael hat uns von seinem Alptraum erzählt. Er schlief in der abgeschrägten Ecke des Alkovens und hat nachts geträumt, dass eine Mauer auf ihn rauffällt. Im Traum hat er Hände und Füße gegen die Alkoven-Glasscheibe gestemmt und laut "Michèle, HILFE!!!" geschrien. Dabei platzte die Scheibe und zerbrach in kleine Stücke. Zum Glück war der Vorhang vor der Scheibe und hat verhindert, dass Michael sich an den Glassplittern verletzte. Am nächsten Tag mussten sie dann die Scheibe bei einem Autoglaser erneuern lassen. Statt Glas wurde nun eine dicke Kunststoffscheibe eingesetzt.

Michael kam dann gegen 22.30 Uhr von der Toilette zurück und sagte, dass am Strand magische Dinge passierten (wir hatten uns gerade über Harry Potter unterhalten). Und tatsächlich, der Strand und das Wasser waren von elektrisch-blauen Plankton übersäht. Bei jedem Schritt auf dem Sand leuchtete der Sand auf wie beim Gewitter. Die Wellen brachen sich im leuchtenden blauen Licht. Unglaublich schön!

Wegen der lauten Züge sind wir dann erst um 23.15 ins Bett gegangen - dann war endlich Ruhe!

08.10.2003: San Diego

Die Züge haben uns dann morgens gleich wieder so gegen 7.00 Uhr aufgeweckt. Michael ist nach dem Frühstück (Rührei, Toast und Obstsalat) zur Rezeption gegangen und hat gefragt, ob wir nicht auf einen anderen, etwas Lärm-geschützteren Platz wechseln können. Wir haben dann einen nahe am Strand bekommen, dieser war aber noch besetzt und das Zelt musste erst bis 12.00 Uhr (plus 1 Stunde Karenzzeit) abgebaut werden.

Wir haben die Zeit genutzt, um mal Zuhause anzurufen. Außerdem hat Helen bei Michaels Autoversicherung einen Termin für den Nachmittag vereinbart. M&M haben die Zeit genutzt, um die Sachen, die sie nicht mit nach Australien nehmen wollten, in große Kartons zu packen.

Der Termin bei der Autoversicherung war eine glatte Farce. Cindy (der Name sagt schon alles - blondiert, zickig, genervt) hatte nur bis 14.15 Uhr Zeit und war entsprechend gehetzt. Gleichzeitig fand im Hause eine Schulung statt, so dass andere Mitarbeiter uns leider nicht zur Verfügung standen. Es fing damit an, dass Cindys Computer nicht funktionierte. Nur Helen durfte mit in ein anderes Office (direkter unfreundlicher Befehl an den Rest von uns). Michael war darüber nicht glücklich und ist dann kurze Zeit darauf einfach in das andere Office gegangen.

Kurze Rede - langer Sinn, es stellte sich heraus, dass Michael nicht nur total unterversichert war, sondern eigentlich überhaupt nicht, denn John (Michaels Freund) hatte das Motorhome als Pickup und Zweitwagen angemeldet, um Kosten zu sparen. Uuupps! Gott sei Dank hatten die beiden keinen Unfall!

Helen hat dann einen Preis von 856 US$ für 6 Monate bekommen. Das war schon mehr als doppelt so viel wie Michael fürs ganze Jahr bezahlt hat. Und das bei der gleichen superschlechten Versicherungsleistung. Wir fühlten uns nicht wohl dabei und wollten doch erst einmal im Internet nach einer besseren Lösung suchen.

Nach einem kurzen Snack in einem Mexikanischen Fastfood Shop sind wir dann in die nächste Bibliothek gefahren. Hier kann man grundsätzlich eine Stunde lang ohne Kosten im Internet surfen. Wir haben gleich 2 Rechner belegt und wurden fündig bei einer Auto-Versicherung, die sich explizit auf Ausländer spezialisiert hat. Leider war es schon zu spät, um dort noch anzurufen - also morgen!

Zurück im Camp haben wir Helen mit dem Kochen des Abendessen (Kartoffelbrei mit Würstchen, Blumenkohl und Käsesauce) betraut. M&M und Kirsten sind am Strand joggen gegangen. Kirsten hatte Mühe mit den beiden mitzuhalten und ist dann entsprechend früher umgedreht. Es wurde langsam dunkel, als Kirsten sich in den Pazifik traute (wirkte mit ca. 17°C relativ warm). Die Wellen waren ziemlich hoch und ohne Brille war es Kirsten doch etwas unheimlich da draußen - zumal sonst keiner badete. Also nur ein kurzes Eindippen und wieder raus!

Gegen 10-30 Uhr sind wir dann ins Bett gegangen.

09.10.2003: San Diego

Erneut haben wir Rühreier und Obstsalat zum Frühstück gemacht. Gegen 9.00 Uhr hat Michael uns dann gezeigt, wie man die Abwassertanks entleert und den Frischwassertank neu auffüllt. Während M&M in La Jolla ihre Pakete aufs Postamt brachten, hat Helen per Telefon unsere AAA-Mitgliedschaft (entspricht dem Deutschen ADAC und kostet 64 US$/Jahr) klargemacht und dann die Thum Versicherung angerufen.

Na, das war schon einmal ein anderer Schnack als bei Michaels Versicherung. Mit einem Californischen Führerschein würden wir nur 443 US$ pro Jahr bezahlen. Die Auto-Versicherung gilt für die USA, Kanada und Mexiko und beinhaltet pro Schadensfall 100.000 US$ für Personenschäden (bis max. 300.000 US$) und 50.000 US$ für Sachschäden. Das Ganze bei einer Selbstbeteilung von 100 US$. Außerdem bekommen wir bei einem Totalschaden für den Winnie noch 5.000 US$ sowie 750 US$ beim Notfall (für z.B. Hotelunterkünfte).

Damit sind wir 10-mal mehr versichert, als Michael es war und zahlen ca. 300 US$ weniger im Jahr. Ohne den Californischen Führerschein kostet uns die Versicherung aber schon 1.063 US$ im Jahr. Da der Führerschein aber nur einmalig 12 US$ kostet, war klar, was wir als nächstes machen müssen.

M&M wollten sich für ihre letzte Woche in den USA einen Mietwagen nehmen. Wir haben uns ebenfalls als Fahrer bei der Avis-Vermietung eintragen lassen, in der Hoffnung, das wir noch heute oder morgen die praktische Fahrprüfung damit machen können. Im Winnie wollten wir das dann doch nicht machen.

Dann ging es zum DMV. Eine große Behörde und man muss zunächst eine Nummer ziehen. Es dauerte ca. 1 Stunde bevor wir dran kamen. Diese haben wir aber fleißig genutzt, um uns mit den Verkehrsregeln aus dem Californischen Handbuch vertraut zu machen.

Helen und Michael haben den Winnie dann für 93 US$ auf unseren Namen überschrieben. Danach haben Helen und ich die theoretische Fahrprüfung gemacht. Die besteht aus 36 Fragen im Multiple-Choice-Verfahren (nur 1 Kreuz von 3 Möglichkeiten ist richtig). Kirsten hatte Glück und genau den gleichen Fragebogen wie Michael, den sie sich gerade kurz vorher noch einmal durchgelesen hatte. Es dauerte keine 10 Minuten und sie war fertig damit. Helen dagegen bekam einen anderen Fragebogen mit vielen Detailfragen, auf die wir nicht vorbereitet waren. Man darf 6 Fehler insgesamt machen, Helen wusste aber bei 7 Fragen die Antwort nicht. Da bleibt dann nur noch raten und das hat ca. 45 Minuten gedauert.

Aber das hat Helen super gemacht und nur mit 2 Fehlern bestanden!!! Kirsten hätte bei Helens Test 5 Fehler gemacht, also auch bestanden. Zu unserem Bedauern konnten wir die praktische Fahrprüfung in dieser Woche nicht mehr machen. Der nächste freie Termin war der 5. November! Dafür müssen wir dann wieder nach San Diego zurück.

Für die Auto-Versicherung reicht aber der Provisorische Führerschein, den wir nach bestandener Theorie-Prüfung bekommen haben. Da wir für den Winnie noch keine Versicherung haben (erst ab morgen), ist Kirsten mit dem AVIS-Mietwagen zum Camping-Platz gefahren.

Für die nächsten 5 Nächte sind wir wieder zum Kumeyaay Campground gefahren. Dort ist es einfach ruhiger und gemütlicher. Während Michèle Reis mit Gemüse in Soyasauce kochte, hat uns Michael alle Details zum Motor und die Warmwasserzubereitung gezeigt. Helen hat bei ihrer Advanced Driver Ausbildung bei der Englischen Polizei zum Glück auch die handwerklichen Sachen gelernt und konnte alle Motorteile ohne Probleme identifizieren und wusste auch, wie man was macht.

Nach diesem anstrengenden Tag brummte uns der Schädel und wir sind um 22.30 Uhr ins Bett gegangen. Der Vollmond blendete uns durch die Dachluke.

10.10.2003: San Diego

Nach dem Frühstück (Brot und Obst) hat Helen dann die Autoversicherung angerufen und unsere Führerschein-Nummern durchgegeben. Die Versicherung hat uns dann den Vertrag per Fax ins Camp geschickt. Leider konnten wir den unterschriebenen Vertrag aus technischen Gründen nicht wieder an die Versicherung in Michigan schicken.

Deshalb mussten wir mit dem Mietauto erst ein paar Meilen zum nächsten Kinko´s fahren. Das Fax und die Bestätigung von der Versicherung hat uns dann gleich 10 US$ gekostet, aber was ist das schon im Vergleich zu den niedrigen Versicherungskosten. Jetzt haben wir endlich alles zusammen, um mit dem Winnie sicher zu fahren. Super!!!

Auf dem Rückweg zum Camp waren wir dann schnell fürs Wochenende shoppen und haben auch eine gute Straßenkarte von San Diego gekauft. M&M wollten das Wochenende bei John verbringen, da sie ihn auch seit einem 3/4 Jahr nicht mehr gesehen haben.

Bevor die beiden mit dem Mietwagen weggefahren sind, haben sie uns noch gezeigt, wie wir das Kanu und die Fahrräder vom Dach respektive Fahrradständer bekommen und auch wieder zurück. Puuh, das Kanu wiegt mit 34 kg richtig viel. Ob wir das jemals sicher runter und vor allem wieder aufs Dach bekommen??? Na ja, es gibt überall hilfsbereite und starke Männer.

Um 18.00 Uhr waren wir dann ganz allein mit unserem neuen Zuhause. Wir hatten keine Lust zu kochen und haben statt dessen einen kleinen Spaziergang gemacht, um die Umgebung des Campgrounds zu erkunden. Die Woche hatte uns insgesamt doch ganz schön geschlaucht und so sind wir gegen 21.30 Uhr bereits im Bett gewesen.

11.10.2003: San Diego

Heute morgen sind wir früh aufgestanden, um den kostenlosen Guided Walk gegen 8.30 Uhr mitzumachen. Wir hatten Glück und waren die einzigen. Somit bekamen wir eine private Führung durch die lokale Botanik.

Linda war uns auf Anhieb sympathisch. Sie ist ca. 70 Jahre alt aber immer noch mordsfit. Nach ihrer Pensionierung hat sie sich in einem 70 Stunden Kurs an der Uni alle Kenntnisse zur lokalen Flora und Fauna angeeignet und ist seit dem kostenlos für die verschiedenen State und National Parks tätig.

Sie hat sich über uns amüsiert. Morgens gibt es hier in San Diego häufig Nebelwolken, die erst zum Mittag hin durch die Hitze verschwinden. Wir waren uns nicht sicher, ob es regnen wird und haben vorsichtshalber unsere Regencapes mitgenommen. Linda erzählte uns, dass Regen eine echte Rarität in San Diego ist. Es regnet hier nur im Januar und das auch nur sehr spärlich. Die Leute gehen dann vor Begeisterung auf die Straße!

Die Wanderung ging über 2 Stunden und Linda hat uns viel über die Wüstenpflanzen und deren Nutzung und Bedeutung für die Indianer erzählt. Einige Pflanzen sind hier hoch giftig. Ein paar Spinnenarten, Berglöwen und Klapperschlangen können einem das Leben hier schon schwer machen.

Interessant waren auch ihre politischen Ansichten. Arnie ist ja nun gerade zum Gouveneur von Californien gewählt worden. "America lost it!", war Lindas Kommentar. Sie findet Gorge Bush extrem gefährlich für die Nation und den Weltfrieden und hofft, dass er nächstes Jahr abgewählt wird.

Den Rest des Tages haben wir dazu genutzt, uns den Winnie auf unsere Bedürfnisse einzurichten. Endlich konnten wir die Klamotten aus den Plastiktüten nehmen und vernünftig in die Fächer verstauen, das ganze Geschirr und das Essen haben wir umrangiert, so dass man insgesamt einen besseren Überblick hat und die Sachen, die man am meisten benötigt immer vorne an stehen.

Von M&M haben wir so nützliche Sachen wir eine elektrische Stichsäge, einen Adapter für den Betrieb des Computers am Feueranzünder, ein Kamera-Stativ, eine Gaslampe mit mehreren Katuschen, Kerzenständer, einen Elektro-Ofen, einen Staubsauger, ein Toast-Ständer für den Gasherd, ein Beil zum Holzhacken, eine Handsäge und diverses Werkzeug bekommen. Genial!

Helen hatte dann die tolle Idee aus einer großen Apfelsaft-Flasche eine Pinkelflasche für die Toilette zu machen. Jetzt müssen wir nicht mehr unbequem knien, sondern können uns ganz gemütlich auf die Brille setzen ohne, dass wir am nächsten Tag gleich die ganze Toilette sauber machen müssen. Die Pinkelflasche wird wie gehabt einfach in eine andere umgefüllt und der Inhalt wird diskret entsorgt. Man könnte natürlich auch die Toilette komplett nutzen, das bedeutet aber, dass wir regelmäßig den Tank entleeren müssten und das riecht dann doch etwas.

Gegen 17.00 Uhr waren wir fertig. Jetzt ist alles so, wie wir es uns wünschen und wir fühlen uns wirklich Zuhause. Man wird doch enorm kreativ auf so kleiner Fläche, aber wir lieben es bereits sehr!

Zum Abendessen haben wir uns Hähnchen mit Karotten und Zwiebeln in einer leckeren Sauce mit Kartoffelbrei gemacht.

Als es gegen 18.30 dunkel wurde, sind wir mit unseren bequemen Campingstühlen zum Parkplatz des Campgrounds für die Star-Party gegangen. Ein Ehepaar hatte ein großes Teleskop und ein super Fernglas aufgestellt und wir haben erneut den kostenlosen Service genossen.

Durch das Teleskop haben wir uns den Mars (der kommt nur alle 58.000 Jahre so dicht an die Erde), das M13 Sternensystem (kann man mit bloßem Auge nicht erkennen, es besteht aber aus 75.000 Sternen und sah durch das Teleskop wir eine runden Nebelwolke aus), Alberia (mit dem bloßem Auge sieht es aus wie ein Stern, es sind aber zwei die direkt nebeneinander liegen), M17 (eine astronomische Wolke) und den Vollmond angeschaut.

Vom Vollmond haben wir einen kleinen Randausschnitt gesehen. Die Vergrößerung war so enorm, dass man das Innere der Krater sehen konnten. Mit dem Fernglas (!) konnten wir dann unsere Nachbar-Galaxie Andromeda als sehr blassen weißen Schimmer ausmachen. Die ist Millionen von Lichtjahren entfernt! Sehr beeindruckend!!!

Ein sehr entspannter und toller Tag ging zu Ende und wir lagen schon um 21.00 Uhr im Bett. In Hamburg sind wir zu dieser Zeit erst richtig auf Touren gekommen!

12.10.2003: San Diego

Schon früh morgens war es ziemlich heiß draußen. In der Nachbardusche war ein lebender Skorpion, der zwei Ami-Mädels in Trapp hielt. Wir hatten in unserer Dusche nur ein paar Ameisen.

Zum Frühstück haben wir uns heute Pfannekuchen mit Banane gemacht. Lecker - mal was anderes! Nach dem Abwasch - der Geschirrspüler fehlt nicht wirklich - haben wir dann noch einmal mit unseren Eltern telefoniert. Das öffentliche Telefon vom Camping-Platz kann von extern angerufen werden. Kirstens Eltern konnten also den günstigen Call-by-Call für nur 3,2 Cent die Minute von Hamburg aus nutzen und mit uns ausführlich reden. Wo gibt es solche Telefonzellen in Deutschland?

Um 10.00 Uhr war es bereits so heiß, das wir mit unseren Camping-Stühlen und Tisch auf die Schattenseite von Winnie mussten. Es wurde Zeit, dass wir für die Markise (bestehend aus einer wasserfesten blauen Plane und 3 Kupferstangen) noch die 3 Endstücke für die Kupferstangen fertig bekommen.

Die Stangen waren zu groß, um durch die Einstecklöcher der Plane zu passen. Michael hatte schon angefangen aus einem Stück Holz einen dünneren Kegel zu schnitzen, der dann in die Kupferstange gesteckt wird. Kirsten nahm sich also das schärfste Messer und vollendete die anderen beiden Holzkegel.

Helen studierte während dessen alle Handbücher für den Gebrauch von Winnie. Gegen 13.00 Uhr hatten wir dann die Markise fertig und genossen die schattige Briese unter der Plane.

Kirsten konstruierte dann noch eine Art Gardine für die Dachluke, damit wir nicht immer vom grellen Morgenlicht bzw. dem Mond geblendet werden. Man wird erfinderisch, wenn es sein muss. Den Rest des Tages haben wir mit Tagebuchschreiben und Lesen verbracht. Im Bett waren wir um 22.30 Uhr.

13.10.2003: San Diego

Wir waren um 9.00 Uhr mit M&M zum Frühstück verabredet, um die letzten Dinge zu besprechen und uns zu verabschieden. Die beiden fliegen am Mittwoch von LA nach Brisbane und beginnen ihr neues Abendteuer.

Erneut war es so heiß, dass wir die Markise aufspannten. M&M waren begeistert von unseren Werken und wir haben einen gemütlichen Vormittag miteinander verbracht. Michael hat Helen kurz gezeigt, wie man die Reifen bei einer Panne am besten wechselt und die beiden haben uns noch viele Tipps zur Baja Carlifornia und nützlichen Geschäften in San Diego gegeben.

Gegen 14.00 Uhr haben wir dann noch ein gemeinsames Abschiedsfoto gemacht. Obwohl man sich nur so kurz kannte, war der Abschied schon traurig - wie bei langjährigen Freunden. Aber wir bleiben bestimmt im Kontakt.

Da uns am morgen der Strom durch das lange Stehen im Winnie ausgegangen war, war es an der Zeit für uns das erste Mal mit Winnie zu fahren. Wir haben schnell die Markise abgebaut und alle Sachen ruckelfest verstaut. Helen hatte den Vortritt und ist zur Sicherheit erst einmal eine Übungsrunde auf dem Campingplatz gefahren. Auf dem Parkplatz hat sie dann noch kurz das Rückwärtseinparken geübt und los ging es.

Die Bremsen sind super. Helen ist immer ruckartig stehen geblieben, wenn sie auf die Bremse trat, aber mit der Zeit bekommt man da ein Gefühl für. Gewöhnungsbedürftig ist das Fahren mit den beiden Seitenspiegeln. Man hat keinen Rückspiegel mehr und muss sich erst an die Abstände zum nächsten Fahrzeug hinter einem gewöhnen.

Die Amis lassen einen auch nicht immer direkt die Fahrbahn wechseln, wenn man blinkt. Die fahren einfach zu - als ob es eine Beleidigung wäre, wenn man hinter einem Wohnmobil herfahren muss. Wir werden da aber nicht in Hektik verfallen. Im Zweifelsfall fährt man weiter, biegt rechts ab und fährt einmal um den Block. Geht super hier!

Helen hat uns ohne Probleme zu einem großen Shopping Center gefahren. Wir wollten unbedingt in ein Wasch-Center, hatten aber kein Waschpulver dabei. Also ging es erst einmal zum Supermarkt. Der hieß "Food 4 less" und entspricht einem Metroladen. Hier gibt es Großpackungen (noch größer als anderswo!!!) zum Großhandelspreis.

Das 8kg-Waschpulverpaket für 10 US$ war riesig und reicht für 145 Waschgänge (lt. Packungsangabe). Mit anderen Worten, wir kommen damit locker ein Jahr lang aus! Schon die Einkaufswagen sind hier größer als in Deutschland. Bei den ganzen Monsterpackungen, die sich darin befinden, kommt man sich proportional gesehen wie ein Zwerg vor.

Da wir endlich mal Zeit hatten, sind wir durch alle Gänge gegangen und haben uns in aller Ruhe die Waren angeschaut. Der Laden war so groß wie die Wallmart-Läden in Deutschland und wir waren bestimmt 1,5 Stunden drin.

Dann sind wir bewaffnet mit Waschpulver und zahlreichen 25 Cent Münzen (Quarters) ins Wasch-Center gegangen und haben zwei Maschinen angeschmissen. In den 30 Minuten Wartezeit sind wir auf dem Gelände zu einer Pizzeria gegangen und haben uns eine mittlere Take-Away-Pizza gekauft. Diese war größer als Joe´s Jumbo-Pizzen und hat nur 10 US$ gekostet.

Damit sind wir dann in den Winnie gegangen und haben mitten auf dem Parkplatz vom Shopping Center mit Teller, Messer und Gabel die Pizza gegessen. Kalte Getränke gab es aus dem Kühlschrank. Was will man mehr? Es ist schon super praktisch, wenn man seinen gesamten Hausstand immer dabei hat!

Während die Klamotten im Tümmler trockneten haben wir auf den Fernsehern im Wasch-Center noch die Nachrichten gesehen. Gehört alles zum Service dazu. Die Wäsche hat uns insgesamt 3,50 US$ gekostet.

Helen musste zwischendrin mal dringend zum Klo. Es gab aber keine Toilette im Wasch-Center, aber der Winnie mit dem Pinkelflaschenklo stand ja direkt vor der Tür.

Es war bereits dunkel als wir uns wieder auf den Weg zum Camp machten. Wir mussten noch mal dringend tanken und haben das dann gleich auf dem Weg gemacht. Jede Tankstelle hat hier in den USA ein anderes System und man muss erst einmal genau die Anweisungen auf der Zapfsäule lesen. Ganz schön kompliziert!

Helen musste den Winnie dann im Dunkeln noch rückwärts auf unseren Stellplatz einparken. Das war gar nicht so einfach, da man bei der Größe des Wohnmobils gar kein Gefühl dafür hat, ob man gerade fährt oder nicht. Aber auch das wurde perfekt gemeistert und wir hatten wieder genügend Strom für die Innenbeleuchtung.

Ins Bett ging es dann um 21.45 Uhr.