26.6.-02.07.2006: Hamburg

Klicken Sie auf ein Bild, um es größer anzuzeigen.

Am Freitag schauten wir dann mit Mutti, Göran, Sabine und den Kindern sowie Sabines Familie das Viertelfinalspiel Deutschland gegen Argentinien im Schweinske in Rahlstedt. Argentinien machte von Anfang an den besseren Eindruck und schoss dann auch verdient das 1:0 in der 49. Minute. Im Schweinske war es totenstill und das große Zittern begann. Irgendwie hatte man schon vor dem Spiel ein schlechtes Gefühl im Magen. Die Argentinier waren bis dato eine der besten Mannschaften im Turnier und wir waren in früheren WMs schon das ein oder andere Mal an ihnen gescheitert.

Doch Klose (immer wieder Klose) erlöste uns in der 80. Minute - zumindest vorläufig - und erzielte mit einem tollen Kopfballtreffer das 1:1. In der Verlängerung passierte nicht viel und wir bereiteten uns alle auf ein Elfmeterschießen vor. Kilian hielt die Anspannung nicht mehr aus und musste sich draußen erst einmal ein bisschen abreagieren. Aber wir waren guten Mutes, denn Deutschland hat noch nie ein Elfmeterschießen bei einer WM verloren.

Und was sehen wir da? Da geht doch Olli Kahn auf den Lehmann zu und spricht aufmunternd auf ihn ein. Man gibt sich die Hand und Lehmann ist sichtlich gerührt. Uns kommen bei dieser Geste auch fast die Tränen! Der Titan mit einer ganz großen Aktion! "Olli, Olli" - ertönt es im Schweinske. Und dann geht es los.

Neuville schießt das 1:0. Argentinien schafft prompt den Ausgleich. Dann macht Ballack den Ball zum 2:1 rein. Das Schweinske rastet aus, als Lehmann den Ball von Ayala hält! Podolski haut den Ball zum 3:1 rein. Argentinien bleibt dran und verkürzt zum 2:3. Dann triff Borowski zum 4:2. Die Spannung steigt ins Unermessliche ... wenn Lehmann jetzt hält, sind wir im Halbfinale. Man sieht Lehmann ins Tor gehen und er zieht einen Zettel aus dem Stutzen, liest, faltet das Ding wieder zusammen und stellt sich auf die Linie. Cambiasso läuft an und ... Lehmann hält!!!

Wir liegen uns in den Armen, schreien wie wild und tanzen auf den Tischen und Stühlen. Die ganze Anspannung der letzten knappen drei Stunden fällt von uns ab. Wir sind erleichtert und erschöpft! Kilian kann kaum noch sprechen!

Anschließend laufen wir von Rahlstedt zu Fuß nach Barsbüttel und begegnen immer wieder fröhlichen Fans auf den Straßen. Autos hupen und die Menschen in den Schrebergärten singen lauthals "Oh, wie ist das schön ...!" Wir schwenken unsere Fahne und trillern auf unserer Trillerpfeile, was das Zeug hält. Eine tolle Stimmung!

Zuhause bekommen wir dann mit, dass es nach dem Spiel Ausschreitungen zwischen den Argentinischen und Deutschen Spielern gegeben hat. Ein Argentinier tritt mit Anlauf Mertesacker in den Oberschenkel und Frings haut darauf hin einem Argentinier ins Gesicht. Italienische Fernsehbilder dokumentieren Frings "Tätlichkeit" und dieser wird darauf hin für das Halbfinale gegen Italien gesperrt, obwohl Frings Gegner behauptet, dass Frings ihn gar nicht getroffen hat.

Am nächsten Tag ging es dann wieder zum Heiligen Geistfeld. England trifft auf Portugal und macht sein bestes Spiel während dieser WM. Nach 120 Minuten steht es aber immer noch Torlos 0:0 und das von Helen befürchtete Elfmeterschießen kommt. Im Gegensatz zu den Deutschen haben die Engländer noch nie bei einer WM ein Elfmeterschießen gewonnen und Helen überlegt, ob sie schon vorher nach Hause geht. Sie hat die Hoffnung auf ein Weiterkommen der Engländer bereits aufgegeben.

Portugal erzielt das 1:0 und dann kommt es wie es kommen muss ... schon der erste Schuss durch Lampard wird von Ricardo gehalten. Helen schüttelt nur den Kopf. Doch dann trifft Portugals nächster Schütze nur den Pfosten und Owen Hargreaves (bester Engländer an diesem Tag) trifft zum 1:1. Helen hat wieder Hoffnung, zumal der nächste Portugiese am Tor vorbei schießt. Sollte es dieses Mal anders kommen? Nein! Ricardo hält gegen Gerrard und anschließend gegen Carragher und die Portugiesen treffen noch zweimal. England fährt nach Hause! Helen ist nicht sonderlich traurig und verspricht nun der Deutschen Mannschaft die Daumen zu drücken.

Sie fliegt eh am Montag nach Schottland, um in den nächsten 4 Wochen 500km von Schottland nach England zu wandern. Sie hat den berühmten Pennineway vor 16 Jahren schon einmal in die andere Richtung gemacht und trifft am Wochenende ihre letzten Vorbereitungen.

Am Sonntag gibt es zu ihrem Abschied dann bei Kirstens Bruder Ralf im Garten noch eine kleine Grillparty. Anna, Torben und Ole sind in Topform und unterhalten uns prächtig. Ole, der im Dezember 4 wird, kickt bereits wie ein Großer. Besonders sein Torabstoß (das Schussbein geht fast bis zu seiner Nase hoch) ist beeindruckend.

Ralf veräppelt seinen Sohn Torben und der landet gleich zweimal unfreiwillig im kleinen Swimmingpool. Wir haben wie immer viel Spaß!