21.-27.05.2007: Mesa Scenic BW - Craters of the Moon National Monument - Sun Valley

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Die Temperaturen sanken am Montag beachtlich und auf knapp 2500m Höhe hagelte es um uns herum. Am Nachmittag rollte ein Weißer Pickup mit 4 jungen Männern in die Sandgrube. Sekundenspäter hörten wie das Ballern von mehreren Pumpguns. Keine 10 Meter vom Winnie entfernt warfen die Männer Gegenstände in die Luft und knallten mit Live-Munition, was das Zeug hielt. Wir waren erneut im "Krieg" und zuckten bei jedem Schuss zusammen. Beängstigend! Kein Wunder, dass es in den USA so viele Tote durch Schusswaffen gibt!

Am Dienstagmorgen wurden wir dann von einem "Wusch" und einem darauf folgenden dumpfen Aufschlag geweckt. Was war das denn? Helen sprang alarmiert aus dem Bett und schaute durchs Fenster. "Oh, Scheiße! Es hat geschneit!" Rund um den Winnie war es über Nacht schneeweiß geworden und Winnie lag unter einer 10cm hohen Schneehaube. Das Geräusch kam von dem Abrutschen des Schnees von unserem Alkovenfenster auf die Motorhaube.

Da wir es nicht riskieren wollten, hier oben für mehrere Tage eingeschneit zu werden, machten wir uns auf den Weg und suchten einen angemessenen Campingplatz, um der Kälte (gerade mal 10°C) zu entgehen und die Elektro-Heizung in Winnie anschmeißen zu können. Aber der einzige PA-Campground in der Gegend zeigte sich nicht gerade von seiner besten Seite. Uralte Trailer mit dubiösen Männern und ihren Hunden ließen den Park wie einen Platz für Obdachlose aussehen. Einen Manager konnten wir auch nicht finden und so musste dann am Ende des Tages doch wieder mal ein Wal-Mart Parkplatz herhalten. Im Laufe des Nachmittags waren die Temperaturen allerdings wieder auf gute 20°C gestiegen.

Am nächsten morgen wollten wie beim angrenzenden Flying J unser Abwasser dumpen, aber das Rohr war verstopft und stank bis zum Himmel - Ekelhaft! Immerhin konnten wir dort mal wieder duschen. Auf dem Weg nach Westen kamen wir an dem allerersten Atomreaktor der USA vorbei. Hier fanden in den 50iger Jahren Test zu atombetriebenen Flugturbinen statt. Die Amis haben Milliarden in den so genannten "Atombomber" gesteckt, der aber nie vom Boden abgehoben hat. Kennedy stellte Anfang der 60iger dieses unsinnige Programm ein. Wir staunten auf dem Gelände über die beiden originalen Testturbinen. Wie groß hätte das Flugzeug sein müssen? Der Atomreaktor wurde vor Jahrzehnten aus dem Betrieb genommen. Im Sommer kann man da aber an einer Führung teilnehmen. Als wir da waren, war noch alles geschlossen und die gruseligen Warnschilder luden nicht gerade zum langen Verweilen ein.

In Arco - einem sehr kleinen Dorf, bestehend aus einer Tankstelle, einem Restaurant und ein paar Holzhütten - konnten wir dann kostenlos dumpen und da wir hungrig waren, gönnten wir uns ein Mittagessen im "Pickles Place" Restaurant. Das Essen war überraschend gut und wir entdeckten ein neues Gewürz. Der Besitzer hat über Jahrzehnte die ideale Gewürzmischung für seine Steaks ausprobiert und offensichtlich gefunden. Wir waren nicht die einzigen Gäste, die das Restaurant mit dem Spezial-Gewürz (Paprika, Knobi, Pfeffer usw.) verließen. Es ist ideal für Fleisch, Suppen, Dressings und Saucen und wir benutzen es im Moment nur noch.

Am späten Nachmittag erreichten wir das Craters of the Moon National Monument. Regen, Hagel, Schnee prasselte auf uns runter und wir rannten in das Visitor Center. 10 Minuten später schien wieder die Sonne. Die Rangerin brachte folgenden Spruch zum ewig wechselnden Wetter: "Well ... welcome to Idaho!"

Auf der Rundfahrt durch die Lava-Formationen waren wir fast die einzigen. Vor ca. 15.000 Jahren hatte sich der Magma-Hotspot, der sich heute unter dem Yellowstone National Park befindet, durch dieses Gebiet bewegt und ca. alle 2000 Jahre kam es hier zu Vulkanausbrüchen. Die gesamte Gegend ist eine zerklüftete Lavamasse mit diversen Kratern. Die letzte Eruption liegt 2000 Jahre zurück. Wir stehen also vor dem nächsten Ausbruch!

Wir fuhren in aller Ruhe in der Abendsonne die 11km lange Rundschleife entlang, machten diverse kleine Spaziergänge durch die Lava, scheiterten dann aber am Ende erneut am Wetter. Der nächste Hagelsturm rollte mit Affengeschwindigkeit auf uns zu. Eigentlich wollten wir uns noch die Eiszapfen in einem Lavagang anschauen. Dafür hätte man sich aber auf dem Bauch liegend durch eine Lavaspalte zwängen müssen und unsere Taschenlampe hatte nicht mehr genügend Licht. Wohl wissend, dass die nächste Eruption "kurz bevor stand", ließen wir von diesem Abendteuer ab und fuhren stattdessen nur ein paar Kilometer weiter, um direkt neben einem alten Lavastrom die Nacht zu verbringen.

Es war wunderbar ruhig dort und wir legten gleich noch einen Ruhetag ein und bekamen kurz Besuch von ein paar Schafen.

Am Freitag ging es weiter nach Sun Valley - dem Touristenort in Idaho. Bruce Willis und Demi Moore haben hier einen ganzen Skiberg für das eigene Vergnügen gemietet.

Seit Wochen versuchten wir uns mit Barry zu treffen, den wir auf der Baja California kennen gelernt hatten (zur Erinnerung: auf einer Bootstour mit ihm fanden wir eine Leiche am Strand - siehe unseren Bericht vom Februar 2004). Er war zur gleichen Zeit in Arizona und Utah unterwegs wie wir. Aber irgendwie haben sich unsere Reiserouten immer nur um ein paar Tage versetzt überschnitten. Er hatte uns aber vor ein paar Tagen eine Email mit seinem Standort in der Nähe von Sun Valley geschickt. Ohne Probleme fanden wir dann auch sein Wohnmobil auf einem kostenlosen Campingplatz knappe 10km außerhalb von Sun Valley. Ein toller Platz mitten in den Bergen und direkt am Fluss gelegen. Barry war allerdings nicht zu Hause, kam dann aber kurz vor 20 Uhr und wir schnackten noch über Stunden im Winnie.

Am nächsten morgen mussten wir früh aufstehen - 6 Uhr!!! Barry ist ein Frühaufsteher (4.30 Uhr!!) und wollte uns auf eine kleine Spritztour mit seinem Allradauto mitnehmen. Es wurde eine Fahrt in die Hölle! Barry liebt es buchstäblich über Stock und Stein (mehr Felsen als Stein!) zu fahren und seinem Fahrzeug das Maximum abzuverlangen. Noch während wir über eigentlich nicht vorhandene Wege schaukelten, hüpften und an beängstigend nahen Abgründen vorbeischrammten, erzählte er uns von seinen beinahe tödlichen Abenteuern.

Und das früh morgens auf leeren Magen! Wir klammerten uns aneinander und an den Griffen fest und bissen die Zähne zusammen. Halsbrecherisch! Das Schlimmste war, dass man über die lange Motorhaube die Wege gar nicht sehen konnte und im Prinzip blind um die Kurven fuhr. Kirsten stieg zwischendrin mal aus, um Fotos zu machen. Irgendwie überstanden wir lebend den Morgen.

Am späten Vormittag haben wir dann eine 13km lange Wanderung am Fox Creek und durch den Chocolate Gulch gemacht. Es ging in der strahlenden Sonne ziemlich steil die Berge hoch und war ganz schön anstrengend. Kirsten verlor dann kurz die Fassung und schrie hysterisch auf, als direkt vor ihren Füßen eine Schlange den Weg kreuzte. Wahrscheinlich lagen aber immer noch die Nerven von der morgendlichen Höllentour blank.

Zurück im Winnie machten wir schnell ein paar Quesadillas heiß und servierten die Chilli-Con-Carne-Reste dazu. Barry freute sich sichtlich über eine warme Mahlzeit. Er lebt ansonsten von Müsli und Brot - Männer!

Abends fand dann in Sun Valley der monatliche Galerie-Walk statt. Hierzu wird die Bevölkerung eingeladen, die vielen kleinen Galerien kostenlos in einer Abendtour zu besuchen. Überall gab es Speis und Trank und die Atmosphäre war locker. Es gab frische Erdbeeren mit Vanillecreme, Gemüse und Dips, Lachs in einem sehr leckeren Dill-Dip, Camembert und frische Himbeeren und sehr leckere Brownies (ein sehr saftiger Schokokeks). Vom leckeren Essen ist viel bei uns hängen geblieben, von der Kunst eher weniger! Helen wusste am Ende aber wenigstens, wie teuer das teuerste Ausstellungsstück war - 65.000 US$ für ein Science-Fiction Gemälde aus dem Jahre 1951. Wir hatten trotzdem einen lustigen und kulinarischen Abend - und das alles für umsonst!

Am Sonntag hieß es erneut früh aufstehen. Um 9 Uhr startete der jährliche Sun Valley Halbmarathon und wir erwarteten einen Massenstart. Den Start konnten wir aber zunächst nicht finden und mussten bei einem Golfhotel erst einmal nachfragen. Direkt vor der Tür standen zwei Rennschlitten im Gesamtwert von 2 Millionen US$ - ein Porsche Carrera für schlappe 600.000 US$ und ein sehr seltener Ferrari Enzo für 1,4 Millionen US$ (davon soll es angeblich nur 50 in der Welt geben). Diese Informationen bekamen wir vom Hotelpagen und der hatte doch tatsächlich den Namen M. Schumacher!!! Ein Kölner, der seit Jahren in den USA lebt. Die Besitzer zu den Autos haben wir leider nicht gesehen.

Der Halbmarathon war dann mit nur ca. 40 Läufern spärlich bestückt und Helen beschloss spontan mitzulaufen. In nur einer Minute und 30 Sekunden rannte sie dann als Erste wieder durchs Ziel. Man sind wir fit!

Wir sind dann anschließend zum "Frühlingsfest" nach Hailey gefahren. Hier gab es neben ca. 30 Kunst- und Fressständen eine Demonstration der Feuerwehr und Helen wurde als Fahrerin eingestellt - nicht umsonst hatte sie vor Jahrzehnten bei der Polizei eine 30.000 Pfund Fahrausbildung gemacht, oder? Kirsten konnte vor lauter Lachen kaum die Fotos schießen!

Zwei Männer versuchten uns mit viel Humor zur Teilnahme an einer Tombola zu bewegen. Hier sollte man Geld auf ein Quadrat in einem großen Feld setzen. Am 4. Juli werden dann Pferde über dieses Feld geschickt und wenn eines in dein Quadrat scheißt, dann gewinnst du! Die Chancen sind wahrscheinlich größer als im Lotto, aber da wir bereits am 2. Juli die USA verlassen müssen, sahen wir von einer Teilnahme ab.

Am Nachmittag fuhren wir dann noch einmal mit Berrys Allradauto in die Berge. Zum Glück ging es dieses Mal weniger wild zu. Wir fuhren so weit es ging in die Berge hoch und wanderten dann ein paar Meilen an einem Fluss entlang, den wir zweimal auf Baumstämmen überqueren mussten. Am Ende sollte dann ein Zick-Zack-Pfad bis zu einem Sattel hochführen. Von Zick-Zack war nicht viel zu sehen. Der Trampelpfad führte schnurstracks die gut 70 Grad steile Bergwand hoch. Wir ersparten uns diese Strapaze und kehrten um.