01.-12.08.2007: Calgary - Kananaski Mountains - Banff NP - Grand Prairie - Dawson Creek - Fort St. John

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Am Montag, den 6. August hieß es dann Abschied nehmen von Anna und unserem Calgary-Zuhause. Es war schon ein wenig traurig, aber es wurde Zeit, dass wir uns auf die nächsten 6000km in den Yukon und wieder zurück machten - schließlich wollten wir am Ende nicht im Schnee stecken bleiben.

Es ging am selben Tag aber nur ein paar wenige Kilometer in den Nordwesten Calgarys. Hier wohnten Jacques und Heidi in einer super schönen Appartement-Anlage neben einem Golf-Kurs. Die beiden hatten wir zuletzt vor gut 18 Monaten in Teacapan, Mexiko am Strand getroffen. Sie luden uns zu einem sehr, sehr leckeren Lamm-BBQ ein und wir klönten den ganzen Abend über unsere Reisepläne. Wir verbrachten die Nacht auf dem Parkplatz hinter ihrem Haus. Am nächsten Morgen servierte Jacques uns dann "Budwig" zum Frühstück. Das ist eine Art Müsli mit frisch gemahlenen Linsen, Yoghurt, Honig, Zitronensaft, etwas Olivenöl und frischen Erdbeeren - sehr lecker und nahrhaft. Genau das richtigen für eine lange Wanderung in den Kananaski Mountains.

Die Kananaskis - oder auch "K-Country" genannt - liegen gut 100km westlich von Calgary, südlich vom Banff National Park. Sie sind ein echter Geheimtipp und die Calgary-Bewohner fahren dort zum Campen und Wandern hin. Im Vergleich zum Banff National Park, muss man nämlich keinen Eintritt zahlen und die Berge sind genau so schön - außerdem trifft man keine Japaner!

Wir fuhren im Konvoi dort hin. Die arme Heidi musste in ihrem PKW immer abbremsen, denn wir kamen mit Winnie wegen eines starken Gegenwindes nicht hinterher. Prompt gab es bei der Ausfahrt zu den Kananaskis Verständigungsprobleme. Die beiden hatten gut 100m vor der Ausfahrt auf dem Seitenstreifen geparkt und auf uns gewartet. Wir sahen sie, winkten und fuhren dann an ihnen vorbei und bei der Ausfahrt raus. Vor und hinter uns fuhren jeweils zwei weitere Wohnmobile. Insofern konnte Heidi uns nicht sehen und dachte zunächst, dass wir die Ausfahrt verpasst hatten. Sie fuhr entsprechend an der Ausfahrt vorbei, sah uns dann aber in letzter Sekunde noch auf der Autobahnbrücke. Wir wunderten uns wo die beiden waren und wussten erst nicht, ob wir nun falsch oder richtig waren. Aber alle Hinweisschilder zeigten zu den Kananaskis und so fuhren wir direkt zum Visitor Center, dass uns Jacques empfohlen hatte. Die beiden rollten keine 2 Minuten später ebenfalls dort an und wir waren wieder vereint.

Bei anfänglich strahlendem Sonnenschein machten wir uns auf eine 6-stündige Wanderung zum Lilian Lake und den Galatea Lakes. Laut Jacques sollte es sich um eine leichte Wanderung handeln. Da wir aber die letzten 4 Wochen in Calgary nur auf unserem Allerwertesten gesessen hatten, kam uns das nicht wirklich so vor.

Die ersten paar Kilometer ging es langsam aber stetig den Berg hinauf. Kurz vor dem Lilian Lake gab es dann mehrere sehr steile Anstiege, die unsere Beine blau werden ließen und das Blut zum Rasen brachten. Himmel und Hölle, wir kann man nur so schnell seine Fitness verlieren?!

Die Lunchpause am Lilian Lake tat richtig gut! Heidi stellte fest, dass sie zwar Käse und Wurst, aber kein Brot mitgebracht hatte. Wir tauschten unseres gegen ihre köstlichen selbst gemachten Müsliriegel und den Zucchini-Kuchen und machten damit einem super Deal!

Bis zum Lilian Lake hatten Heidi und Jacques die Wanderung schon mehrfach mit anderen Leuten gemacht, diese waren aber nie fit genug für den weiteren und sehr steilen Anstieg zu den Galatea Lakes. Fast zwanzig Jahre jünger als die beiden, wollten wir uns natürlich keine Blöße geben und so kletterten und stapften wir über Geröll zum unteren Galatea Lake hoch. Dieser strahlte in einem klaren Eisblau und machte uns Mut noch weiter bis zum oberen Galatea Lake zu laufen. Jacques hatte aber auf dem steilen Anstieg Kräfte gelassen und so zogen nur wir drei Frauen weiter, während es sich wieder auf den Abstieg zum Lilian Lake machte. Inzwischen war das Wetter umgeschlagen und die Wolkendichte nahm zu. Vereinzelte Regentropfen rieselten auf uns hinab und die Luft wurde spürbar kälter.

Wir nahmen eine andere Route vom oberen Galatea Lake zum Lilian Lake und landeten auf einem noch steileren Abstieg, der obendrein sehr sandig war. Kirsten rutschte zweimal aus und landete auf dem Hosenboden in einer riesigen Staubwolke.

Nachdem wir Jacques am Lilian Lake aufgegabelt hatten, machte wir uns wieder zurück zum Auto auf. Jacques war so kaputt, dass er hinfiel und sich das Knie aufschürfte. Nach gut 19,5km Wanderung krabbelten wir erschöpft ins Auto und Jacques lud uns zu einem Eis ein. Ein leckeres Ende dieses schönen, aber sehr anstrengenden Tages. Während die beiden zurück nach Calgary fuhren, machten wir uns nach Dead Man's Flat auf. Hier verbrachten wir die Nacht neben einer Sandgrube. Man taten uns die Beine weh!

Am nächsten morgen weckte uns der Regen auf. Wir waren froh eine Ausrede für weitere Wanderungen zu haben und fuhren stattdessen gemütlich zum Lake Louise in den Banff National Park. Wir hatten Banff und Jasper 2002 schon einmal mit einem Mietwagen besucht und waren insofern über das schlechte Wetter nicht sonderlich enttäuscht. Trotz des Regens war Lake Louise mit Touristen überfüllt - Deutsch und Japanisch waren hier die Landesprachen! Wir machten nur einen kurzen Stopp beim See, um uns das berühmte Lake Louise Hotel anzuschauen und fuhren anschließend dann noch zum Peyto Lake weiter. Die Nacht verbrachten wir außerhalb des Parks nahe Saskatchewan Crossing.

Am Donnerstag ging es weiter über den Ice Fields Parkway zum Athabasca Glacier. Wir zogen uns erneut die Wanderschuhe an und liefen direkt auf den Gletscher rauf. Mit den neuen Sohlen hatten wir keine Probleme auf dem griffigen Eis und es ging wunderbar auch ohne Steigeisen. Mit zunehmender Höhe wurde es kälter und Kirsten taten die Ohren weh - schon irre, wenn man bedenkt, dass es noch Sommer ist.

Nach gut einer Stunde verließen wir wieder den Gletscher. Kirsten wollte noch ein paar Fotos von den steileren Seiten schießen und verließ den vorgegebenen Trampelpfad. Prompt sank sie bis zum Knöchel im Gletschermatsch ein und eierte ein paar Sekunden mit beiden Füßen darin rum, bis sie wieder festen Boden unter den Schuhen hatte. Der graue Matsch klebte wie Beton an den Schuhen und Kirsten brauchte 10 Minuten, um sie wieder einigermaßen sauber zu bekommen. In dieser Zeit löste sich ein riesiges Stück Eis an der Seite des Gletschers. Wir hörten nur das Donnern. Wäre Kirsten nicht in den Matsch getreten ... dann hätten wir dieses Naturschauspiel mit eigenen Augen mitbekommen ... Hätte, Wäre, Wenn ... Seufz!

Wir fuhren an Jasper vorbei zum Wal-Mart Parkplatz in Hilton und verbrachten die Nacht dort. Am nächsten Tag ging es weiter nach Grand Prairie, die wohl letzte wirklich größere Stadt auf unserer Reise in den Yukon. Wir hörten im Visitor Center, dass man im nahe gelegenen Leisure Center (eine Sporthalle mit Swimmingpool) für 1,75$ duschen konnte. Als wir dort ankamen, sahen wir schon 10 weitere Wohnmobile auf dem Parkplatz und wir gesellten uns für die Nacht dazu. Am späten Abend zog dann noch ein gewaltiges Gewitter direkt über uns rüber.

Am nächsten morgen stockten wir dann noch einmal unsere Vorräte bei Superstore auf und machten uns anschließend auf den Weg nach Dawson Creek. Auf dem Weg dorthin befand sich der "größte Biber" in Beaverlodge.

Dawson Creek ist der Ausgangpunkt - die Meile "0" - für den berühmten Alaska Highway. Dieser wurde 1942-43 in nur 8 Monaten in die völlig unerschlossene Wildnis geschlagen, um Alaska mit den restlichen USA zu verbinden. Man befürchtete einen Angriff der Japaner, der aber nie stattfand. Stattdessen wurden die 2417km lange Straße zwischen Dawson Creek und Delta Junction zu einer Traumstraße für Abenteurer.

Um auch ja nichts auf dieser Strecke zu verpassen, hatten wir uns in Calgary das "Milepost"-Buch gekauft. Dieses ist Telefonbuch-dick und beschreibt jeden Kilometer auf den berühmten Highways durch British Columbia, Alberta und dem Yukon. Wie bei Nordamerikanern (Amis und Kanadier) so üblich ist alles Höher, Schneller, Weiter, Größer, Länger oder sonst wie in der Welt - und wenn es das nicht ist, dann wird eine neue Kategorie erfunden!

Da der Alaska Highway an sich nicht wirklich spannend ist - eigentlich nur eine lange Asphaltstraße durch die riesigen Nadelwälder Kanadas - freuten wir uns auf diese "Highlights" entlang der Strecke. Und wurden meistens enttäuscht! Der "größte Golfball der Welt" entpuppte sich als hässlicher und heruntergekommener Plastikbau. Vom "größten gläsernen Bienenstock der Welt" hatten wir die Vorstellung, dass ein Glashaus in Form eines Bienenstockes mit vielen Waden zu sehen war. Stattdessen handelte es sich um drei Glaskästen (ca. 1m x 0,7m x 0,2m) mit jeweils Tausenden von Bienen drin. Immerhin hatten die Besitzer der jeweiligen Königin einen weißen Fleck zur besseren Erkennung auf den Rücken gemalt. Diese sah allerdings nicht anders aus, als die anderen Bienen und wir vermuteten, dass man einfach nur irgendeiner Biene den Farbklecks verpasst hatte.

Das Wetter trug auch nicht gerade zu einer guten Stimmung bei uns bei - es regnete und regnete ... und im Winnie tropfte es mal wieder. Unser Alkovenfenster hatte drei feine Risse, die leckten und irgendwie fand Wasser auf dem Dach seinen Weg durch unsere Alkovenbeleuchtung. Helen wachte morgens um 4 Uhr auf, als ihr eiskaltes Wasser ins Gesicht tropfte. Das Leben ist manchmal hart!

Am nächsten Tag brachte uns eines unserer Reifenventile zum Platzen (vor Wut ... nicht den Reifen!). Statt Luft rein zulassen, ließ es Luft raus und wir versuchten eine Stunde lang einen vernünftigen Reifendruck zu bekommen. Da wir noch nicht gefrühstückt hatten, sank der Zuckerspiegel und damit beträchtlich die Laune bei uns! Grrrrrrrr!!!!

Wir kauften uns bei Safeway erst einmal einen leckeren Kuchen, der Zuckerspiegel und Laune gleich wieder ansteigen ließ! Von Fort St. John aus ging es weiter bis Beaver Creek. Die Temperaturen sanken nachts auf 4°C ... und unsere Laune ... ach, was soll's!