13.-19.08.2007: Fort Nelson - Muncho Lake - Whirlpool Canyon - Watson Lake - Teslin

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Außer uns waren noch einiger andere uns bekannte Reisende in Alaska und im Yukon unterwegs und wir schickten regelmäßig Emails an alle raus, um sie wissen zu lassen, wo wir sind. Wir hofften alle irgendwann, irgendwo auf der Strecke zu treffen. Und so saß Kirsten in Fort Nelson im Visitor Center und war gerade dabei eine Email an Ingelore und Rolf rauszuschicken mit dem genauen Stellplatz für unsere nächste Nacht. Wir wussten, dass die beiden knapp nördlich von uns unterwegs waren und befürchteten, dass wir unbemerkt aneinander vorbei fuhren. Helen war zum Winnie zurückgelaufen, um den Milepost mit den genauen Angaben für das Email zu holen. Kaum trat sie vor die Tür, fuhren Ingelore und Rolf in ihrem gelben MAN-Truck vor das Visitor Center. Was für eine Freude, die beiden wieder zusehen! Wir konnten es gar nicht fassen, dass wir uns tatsächlich zur gleichen Zeit am selben Ort trafen!

Nachdem wir noch schnell Kuchen im Supermarkt gekauft hatten, fuhren wir keine zwei Kilometer außerhalb von Fort Nelson zum Muskwa River. Wir hatten beim Vorbeifahren gesehen, dass einige Camper unten am Fluss auf den Steinen standen. Ein idealer Platz für ein gemütliches Lagerfeuer und eine ruhige Nacht in der Natur. Nach guter alter Deutscher Manier, kochte Ingelore einen Cappuccino für alle und es gab traditionellen "Kaffee und Kuchen" im Sonnenschein (den ersten, seit wir Calgary verlassen hatten!!!).

Wir hatten uns natürlich viel zu erzählen. Wir hatten die beiden zu Weihnachten in Álamos getroffen und waren seit dem im stetigen Emailkontakt geblieben. Nach drei Jahren Süd- und Nordamerika waren die beiden auf dem Rückweg nach Deutschland. In drei Wochen sollte das Schiff mit ihrem Truck von der Ostküste ablegen und die beiden hatten noch über 7000km vor sich!

Rolf nutze sein letztes Holz für ein gemütliches Lagerfeuer und wir legten zum improvisierten Abendessen einfach ein paar Kartoffeln in Folie dort hinein. Zwischendrin verpesteten ein paar ATV-Fahrer die Luft mit ihren Quadbikes und machten viel Lärm - einer blieb sogar im Fluss stecken, nachdem sein Motor mit Wasser voll gelaufen war. Amerikanisch-Kanadischer Sport eben!

Am nächsten morgen hieß es schon früh Abschiednehmen von Rolf und Ingelore - gut 500 Tageskilometer lagen vor ihnen. Wir setzten dagegen gemütlich unsere Fahrt auf dem Alaska Highway fort, sahen einen Schwarzbären vor einem geschlossenen Restaurant, aßen eine Sausage Roll (Wurst in Blätterteigmantel) am Tetsa River Campground, und schauten uns am späten Nachmittag die 6.800 Baseball-Kappen an der Decke der Toad River Lodge an - ein weiteres "Highlight" aus dem Milepost.

Inzwischen gefiel uns aber der Alaska Highway wesentlich besser. Es ging durch die nördlichen Ausläufer der Rockies und die bergige Landschaft war wirklich schön. Und dann entdeckten wir am Straßenrand ein echtes Highlight unserer Reise - einen jungen Elch. Dieser ließ sich von Winnie nicht stören und trank ohne Scheu sein Wasser. Süß, wie er sich immer wieder die Lippen leckte. Man möchte die weiche Schnauze der Elche einfach nur streicheln - aber das geht natürlich nicht! Elche sind brand gefährlich, insbesondere Mütter mit ihren Elchbabies. Die trampeln einen ohne mit der Wimper zu zucken, zu Boden.


Junger Elch auf dem Alaska Highway.

Den nächsten Tag verbrachten wir dann komplett an den Liard Hot Springs. Hierbei handelt es sich um natürliche, thermale Quellen mitten im Busch. Ein Holzsteg führt über den Sumpf zu den Quellen. Der Eintritt für den Tag kostet 5Can$. Helen kann aufgrund ihres niedrigen Blutdruckes die Quellen leider nicht genießen und so machte sich Kirsten alleine dahin auf. Die unteren Hot Springs sind mit einem Holzsteg und mehren Treppen, die direkt in Wasser führen umgeben. Der Weg zu den oberen Quellen war geschlossen, wegen Bären, die scheinbar ebenfalls ein heißes Bad genießen.

Direkt an der Quelle konnte man fast gar nicht im Wasser stehen. Die Temperaturen lagen dort bei 58°C - zu heiß für Kirsten. Aber je weiter man von der eigentlichen Quelle weg war, umso kühler wurde es. Herrlich! Insbesondere die "Rückenmassage" am Wasserfall! Wenn nur nicht so viele Mücken da gewesen wären ...

Abends sind wir dann nur ein paar Kilometer weiter zum Whirlpool Canyon gefahren, um dort die Nacht auf einem kostenlosen Campingplatz zu verbringen. Hier schießt der Liard River durch ein paar Felsen und erzeugt diverse Strudel. Ein schönes Fleckchen!

Aber die vermeintlich ruhige Nacht in der Natur entpuppte sich als schlaflose. Kaum lagen wir gegen Mitternacht im Bett hörten wir komische Geräusche - es raschelte, es knisterte und wir fragten uns erst gegenseitig, ob der jeweilig andere diese verursachte. Die Geräusche kamen unserem Bett immer näher und Helen stand schließlich auf und machte das Licht an. Wir sahen und hörten nichts! Hmmmm ... okay, Licht wieder aus und weiterschlafen. Knischer, Raschel, Tapp, Tapp, Tapp ... Licht wieder an ... nichts! Aber Helen schnappte sich die Taschenlampe auf dem Weg ins Bett. Licht aus ... Knister, Raschel ... Taschenlampe an ... und da sahen wir sie! Eine kleine Maus lief über unsere Spüle, runter am Herd, auf die Toilette zu und verschwand hinter dieser unter der Dusche!

Und was nun? Schreien? Käsefalle auslegen? Helen hatte inzwischen die Wut erfasst und sie stopfte massenhaft Plastiktüten in das Loch zwischen Toilette und Dusche. Soll das Teil doch unter der Dusche verhungern!!! Nach getaner Arbeit ging das Licht wieder aus ... wir hörte noch ein leises Knistern an den Plastiktüten, aber die Maus konnte nicht wieder rein. Wir lauschten und lauschten und schliefen dann endlich irgendwann ein.

Am nächsten morgen schraubte Kirsten das Brett an der Dusche ab und checkte, ob eine tote Maus dort lag, aber von der war weit und breit nichts zu sehen. Wo kam die bloß rein? Oder hatte sie sich jetzt irgendwo anders im Winnie versteckt? Wir packten vorsichtshalber alles Essbare in die oberen Hängeschränke, durchsuchten unseren Motorblock inklusive Luftfilter und machten uns dann wieder auf dem Weg.

Knall-Orange-Rote-Hinweisschilder warnten uns vor Bisons auf der Straße und es dauerte nicht lange und der erste Koloss stapfte grummelnd an uns vorbei. Uns war nach der schlaflosen Nacht nicht nach langem Fahren zu Mute. Die Sonne lachte vom Himmel und es war ausnahmsweise mal richtig warm. Wir fanden einen einsamen Spot in einer Kiesgrube und legten die Solardusche raus. Drei Stunden später war das Wasser heiß und wir genossen seit langem mal wieder eine Dusche in der Natur! Herrlich!

Unsere kleine Besucherin hatte offensichtlich einen Weg nach draußen gefunden und war weit und breit nicht zu sehen. Gut!

Dafür strahlte nachts ein toller Sternenhimmel über uns. Hier - hoch im Norden und weit und breit kein künstliches Licht - kommt einem der Himmel wirklich zum Greifen nahe vor. Gegen 1 Uhr morgens, schaute Kirsten noch einmal aus dem Fenster raus. Wir hofften auf eine Aurora Borealis - dem Nordlicht, dass man hier oben zwischen Herbst und Frühjahr sehen kann. Und tatsächlich - ein schwach grünes Band war am nördlichen Horizont zu sehen. Helen, die schon eingemummelt im warmen Bett lag, wollte Kirsten erst nicht glauben. Als diese sich dann aber eilig die Skiklamotten anzog (draußen war es nur knapp über Null Grad) und ihre Kamera schnappte, konnte Helen nicht anders und stand ebenfalls auf. Wir hatten noch nie eine Aurora Borealis gesehen und freuten uns wie Schneekönige. Sie war allerdings nur sehr schwach und dauerte keine halbe Stunde. Das Licht reichte nicht einmal, um Fotos zu machen. Aber wir bekamen schon einmal einen Eindruck von diesem gigantischen Naturschauspiel.

Am nächsten Tag erreichten wir Watson Lake und schauten uns zunächst in der Abendsonne den gigantischen Schilderwald am Visitor Center an. Angefangen hat es mal damit, dass 1942 einer der Alaska Highway Bauer wegen Heimweh ein Schild seines eigentlichen Wohnortes an einen Pfahl nagelte. Inzwischen hängen mehr als 68.000 Schilder aus aller Welt an Hunderten von Holzpfählen und es dauert gut eine Stunde, um sich einen Überblick von diesem Schilderwald zu machen. Beeindruckend und ein echtes Highlight unserer Yukon-Reise.

Anschließend sind wir zur Abendvorstellung ins Northern Lights Center gegangen. In einem Rundkino werden hier zwei Filme gezeigt. Der erste beschäftigt sich mit dem Weltall an sich und den verschiedenen Galaxien und Planeten. Der zweite ist voll und ganz dem Nordlicht gewidmet.

Es hat eine ganze Weile gedauert, bis Wissenschaftler hinter das Geheimnis dieses Himmelsphänomens kamen. Heute weiß man, dass das Polarlicht entlang zweier kleiner, ovaler Bänder, die sich um den nördlichen und südlichen (Aurora Australis) magnetischen Pol anordnen, auftritt. Jedes Mal wenn auf der Oberfläche der Sonne Stürme auftreten, werden stromgeladene Partikel in Form eines Sonnenwindes mit bis zu 1000km/s von der Sonne weggeschleudert. Das Polarlicht tritt auf, wenn dieser geladene Sonnenwind auf die obere Atmosphäre der Erde trifft und anschließend dem Magnetfeld der Erde folgt.

Die Stärke und Großenordnung dieses Windes bestimmt die Leuchtkraft und Dauer der daraus entstehenden Aurora. Die Form der Aurora richtet sich danach, wie sich die geladenen Partikel im Magnetfeld der Erde verhalten. Die Geschwindigkeit des Windes bestimmt, in welche Schichten der Erdatmosphäre die geladenen Partikel vordringen. Die unterschiedlichen Farben der Aurora werden durch die unterschiedlichen Sauer- und Stickstoffwerte in diesen Schichten durch Reaktion mit den geladenen Partikeln erzeugt. Eine gewöhnliche Aurora ist etwa einen Kilometer dick und tritt zwischen 100 und 1000km über der Erde auf. Am häufigsten tritt das Polarlicht als Grün auf, was geschieht, wenn die Partikel mit Sauerstoff in etwa 100%km Höhe reagieren. Sehr spannend das ganze und wir hoffen, die Aurora in ihrer vollen Stärke mit eigenen Augen in den nächsten Tagen und Wochen sehen zu können.

Am nächsten morgen konnten wir unser Abwasser am Wye Lake Park kostenlos dumpen. Nebenan fand ein Kinderfest statt und man hatte auf einem Hang eine Rutschbahn für die Kinder aufgebaut. Die Kleinen hatten Spaß im Schaum und wir bekamen kostenlose Unterhaltung während des Dumpens!

Nicht weit von Watson Lake entfernt machten wir eine kleine Wanderung beim Rancheria Falls Recreation Site. Über einen Holzsteg ging es zu einem kleinen Wasserfall. Nichts Spektakuläres! Dafür sahen wir aber ein Ptarmigan-Männchen beim Paarungstanz. Drei Damen schwänzelten um ihn herum und es stolzierte mit aufgeplusterter Brust und Fächerförmigen Schwanzfedern durch die Gegend. Männer!

Am Sonntag stoppten wir beim Dawson Peaks Resort. Laut Milepost sollte es hier den besten Rhabarberkuchen - nein, nicht der Welt, aber im Yukon - geben. Und tatsächlich ... er war köstlich ... und teuer! Dafür konnten wir aber kostenlos im Internet surfen.

Kostenlos kann man dagegen in Teslin die Wildlife Gallery im Yukon Motel besuchen. Hier sieht man ausgestopfte Elche, die von Wölfen gejagt werden, Grizzlies, Schwarzbären, Eisbären, Moschusochsen usw. Sehr sehenswert! Die Nacht haben wir anschließend am Salmo Lake verbracht.