20.-26.08.2007: Atlin - Tutshi Lake - Carcross - Whitehorse - Kluane National Park

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Die Straße nach Atlin runter war größtenteils nicht geteert, aber trotzdem im ganz guten Zustand. Es ging rauf und runter und an den großen Seen vorbei. Atlin Lake ist der größte natürliche See in British Columbia. Wir trafen ein paar Angler, die ihre Hechte im Wasser liegen ließen für das spätere Ausnehmen - man sah überall am Ufer die Eingeweide, Köpfe und Häute der Fische - ekelhaft und nicht sehr umweltfreundlich!

Atlin selbst ist ein kleines Fischerdorf mit vielen über 100 Jahre alten Gebäuden, die in bunten Farben restauriert waren. Hübsch anzusehen!

Etwas weiter südlich von Atlin fanden wir einen sehr schönen und kostenlosen Campingplatz direkt am Wasser. In der Ferne konnte man den gewaltigen Llewellyn Gletscher sehen.

Am nächsten morgen fuhren wir noch schnell zur "Grotte" - das hörte sich im Milepost erneut spannender an, als es tatsächlich war. Unterirdisches Wasser lief aus einem kleinen Felsloch und war nicht einmal ein Foto wert. Die nahe gelegenen Warm Springs waren tatsächlich schön warm, aber Baden konnten wir aufgrund der kalten Außentemperaturen nicht - Schade! Wir machten uns am selben Tag noch in Richtung Skagway auf und fanden einen sehr schönen und ebenfalls kostenlosen Campingplatz auf dem South Klondike Highway direkt am Tutshi Lake.

Laute Motorgeräusche weckten uns am nächsten morgen auf - 8 Tourbusse stoppten innerhalb von nur einer halben Stunde direkt neben uns und ließen Japanische, Deutsche und Amerikanische Touristen am See raus, die offensichtlich auf einer Inside Passage Cruise von Vancouver nach Alaska waren.

Das Wetter wechselte ständig an diesem Tag. Wir fuhren weiter südlich auf dem South Klondike Highway und machten Halt bei der Yukon Suspencion Bridge - angeblich die einzige Hängebrücke im Yukon. Für teures Geld hatte man hier ein Visitor Center mit Souvenirshop gebaut. Um das Geld wieder rein zu holen, verlangten die 18,50 Can$ pro Person, um einen Schritt auf diese eigentlich popelige Hängebrücke setzten zu dürfen. Eine Frechheit! Aber scheinbar bezahlen die Kreuzfahrt-Passagiere diese Preise - wir aber nicht! Von draußen war das ganze so geschickt mit Bretterzäunen umgeben, dass man die Brücke nicht mal von weitem sehen konnte.

Auf dem Weg zum Whitepass wurde das Wetter dann immer schlechter. Wir stoppten bei der Kanadischen Grenzpolizei und fragten, wie weit wir denn noch ohne US-Visum auf dem South Klondike Highway fahren konnten. Skagway selbst liegt in den USA und um dort hin zu kommen, muss man ein 90-Tage-Visum beantragen - auch, wenn man nur einen Tag dorthin will. Da wir schon so viele US-Stempel in unserem Pass hatten, wollten wir das vermeiden. Aber wir konnten immerhin noch bis zum White Pass hochfahren. Zu sehen gab es im dichten Nebel aber gar nichts!

Wir fuhren wieder zurück nach Carcross und sämtliche Tourbusse kamen uns entgegen. Der Landausflug hat mal gerade vier Stunden gedauert und viel zu sehen gab es für die Passagiere nicht wirklich. Das Highlight - und von jedem fotografiert - war das "Welcome to Yukon" Straßenschild!

Carcross ist ganz hübsch - ein kleines Dörfchen mit bunten Holzhäusern. Wir schnackten eine Runde mit den Einwohnern, die auf der Carcross Brücke angelten - ein typisches Bild in diesen Regionen. Anschließend stoppten wir bei der "Kleinsten Wüste der Welt" - ja, ausnahmsweise war es mal nicht das "Größte in der Welt". Unser Stopp dauerte keine Minute für das obligatorische Foto! Die Wüste war so klein, dass man das Foto aus dem Auto schießen konnte!

Gegen Nachmittag kamen wir in der Hauptstadt des Yukons an - Whitehorse. Wir machten einen Spaziergang zum historischen Canyon Village - eine ehemalige Goldgräberstadt während des Klondike-Goldrausches. Heute sieht man nur noch ein paar Holzleisten auf dem Boden, die den Umriss der ehemaligen Gebäude zeigen - gefüllt mit verrosteten Dosen. Aber der Spaziergang am Yukon River entlang war sehr schön und wir haben auch noch zwei Rot-Füchse gesehen. Ach ja, und über den Miles Canyon führte einen kostenlose Hängebrücke.

Kurz vor Whitehorse befindet sich der große Staudamm, durch den gewaltige Wassermassen schossen. Hinter dem Damm befindet sich die "Längste, hölzerne Lachstreppe der Welt". Jedes Jahr machen sich ca. 100.000 Chinook Lachse vom Pazifik aus den Yukon River hoch nach Whitehorse auf, um hier in der Gegend nach gut 3000km Strapazen zu laichen und dann zu sterben. Die Lachstreppe hilft den Lachsen über den Staudamm zu kommen. Außerdem werden hier sämtliche Lachse registriert, vermessen und optisch überprüft. Durch ein paar Glasfenster kann man die Lachse die Treppe hoch schwimmen sehen. An diesem Tag waren es aber gerade mal 7 Stück. Alaska darf von den 100.000 Lachsen 70.000 abfischen und insofern kommt nicht mehr viel in Whitehorse an - zum Leidtragen der hiesigen Indianer ("First Nation" ist das offizielle Wort für die Ur-Einwohner Kanadas).

Im Visitor Center von Whitehorse fanden wir eine Nachricht von Brigitte und John am Schwarzenbrett für uns. Die beiden waren leider schon vor ein paar Tagen hier durchgereist und wir sind möglicherweise in der Gegend von Atlin aneinander vorbei gefahren - Schade!

Whitehorse ist eine richtige Stadt mit zahlreichen Restaurants, einem Superstore und natürlich Wal-Mart. Noch bevor wir dort für die Nacht parkten (das hat Tradition unter Wohnmobilbesitzern hier und der Parkplatz sieht aus, wie ein Campingplatz), gönnten wir uns Fish & Chips. Das "Klondike Rib and Salmon" Restaurant war proppenvoll - die Leute standen Schlange draußen. Ein gutes Zeichen für die Qualität des Essens, aber wir wollten nicht ewig mit knurrendem Magen warten. No problema ... wir orderten ein Take-Away und verzehrten das gemütlich im Winnie. Scumptious!

Am nächsten morgen fuhren wir zu einem nahe gelegenen Campingplatz und genossen dort eine heiße Dusche für nur 1$. Da die Benzinkosten hier oben horrende sind (pro Liter 1,20 -1,50 Can$) mussten wir ja irgendwo Geld sparen und so waren Übernachtungen im Campingplatz nicht drinne - wollten wir auch nicht wirklich, denn es gab überall wunderschöne Stellplätze in der Natur.

Anschließend besuchten wir das "Beringia Interpretive Center". Hier erfährt man alles über die letzte Eiszeit, die vor 10-60.000 Jahren stattgefunden hat. Bis zu 2km dicke Eisfelder überzogen weite Teile Nordamerikas. Mit dem anwachsen dieser Eisfelder sank der Meeresspiegel um bis zu 125m. Dieses wiederum führte dazu, dass die Landmassen unter der heutigen Beringstraße frei gelegt wurden und es zu einer Landbrücke zwischen Asien und Alaska kam. In einigen Teilen Alaskas und des Yukons war das Klima zu trocken und es bildeten sich keine Eismassen darauf. In diesen grünen Korridor flüchteten die Tiere und es kam demzufolge zu einer hohen Konzentration von Tieren - insbesondere Mammuts, Saiga-Antilopen, Ur-Pferde und die noch heute existierenden Karibus und Moschusochsen. Die Tundra, durch die der berühmte Dempster Highway führt, ist überseht und Fossilien. Man vermutet, dass auch die ersten Menschen vor. ca. 50.000 Jahren von Asien aus in den Yukon gelangt sind.

Das Center ist wirklich sehr interessant. Wir hatten sogar das Glück an einer Urzeit-Speerwurf-Demonstration teilnehmen zu können. Dieser Speer ist eine Kombination aus Holzspeer mit einem Schleudersystem. Ein spitzer Haken am Ende der Schleuder wird dabei in das Ende des Speers gesteckt. Man hält Schleuder und Speer parallel und katapultiert den Speer dann mit der Schleuder durch die Luft. Diese Technik wurde noch vor dem Pfeil und Bogen angewendet und machte Eindruck auf uns. Wer weiß, ob man das nicht mal in der Zukunft gebrauchen kann?!

Am nächsten Tag fuhren wir auf dem Alaska Highway weiter westlich nach Haines Junction. Im strömenden Regen besuchten wir das hiesige Visitor Center, um Informationen zum Kluane National Park zu bekommen. Erstaunlicherweise treffen wir in fast jedem Visitor Center im Yukon Mitarbeiter, die aus Deutschland ausgewandert sind und hier oben ganzjährlich leben. Brigitte erzählte uns, dass das Wetter im Winter erstaunlich angenehm ist. Es fällt hier im Flachland gar nicht mal so viel Schnee, denn sämtlicher Niederschlag geht über den Bergen des Kluane NP runter. Der Alaska Highway ist das ganze Jahr über gut zu befahren und die -20 bis -40°C fühlen sich im Winter nicht wirklich kalt an, da es sich um eine trockene Kälte handelt. Skilanglauf, Snowmobil-Fahren und andere Winteraktivitäten machen hier oben richtig Spaß und lassen die 9 Monate Winter recht schnell vergehen.

Das Wetter sollte sich in den nächsten Tagen verbessern - gut, denn am 28. August sollte es hier oben eine totale Mondfinsternis geben. Brigitte wusste davon gar nichts, schaute aber gleich im Internet mal nach den genauen Zeiten für dieses Ereignis nach. Wir hatten vor Monaten darüber im Internet gelesen, wussten aber nicht mehr ganz genau, ab wann die totale Finsternis einsetzte. Sie machte sich gleich Notizen davon und gab unseren Tipp an andere Reisende weiter.

Trotz des guten Wetters, sahen wir von einem Flug über die gigantischen Eisfelder des Kluane National Park ab - die Kosten von 170 $ pro Person waren uns einfach einen Tacken zu hoch. Der Kluane NP ist die größte Nicht-Polare Eismasse der Welt. Das Eis ist bis zu einem Kilometer dick und stammt noch aus der letzten Eiszeit. Leider sieht man davon vom Alaska Highway aus so gut wir gar nichts, denn vor den über 5000m hohen Bergen (Mt. Logan ist der höchste in Kanada mit 5.959m) liegt eine niedrigere, schneefreie Bergkette, die den Blick auf die weißen Riesen versperrt.

Wir fuhren von Haines Junction aus südlich auf dem Haines Highway und fanden einen schönen Stellplatz für die Nacht am Kathleen River

Am nächsten Tag fuhren wir den Highway bis zum Chilkat Pass hoch. Auf dem Weg machten wir einen Stopp im Klukshu Village. Hier leben die Klukshu Indianer und wir konnten sie beim Lachsfischen beobachten. Direkt im Dorf laichen und sterben die Lachse und die Bewohner müssen nur aus ihrer Haustür treten, um die zahlreichen roten Lachse mit den Händen, Ketschern oder Hakenstangen aus dem Wasser zu fischen. Lachs ist im Winter die Hauptnahrung der Indianer. Pro Familie werden im Schnitt 1.500 Lachse geräuchert und in diverse Formen - je nach späterer Verwendung - geschnitten. Die Klukshu Frauen filetieren einen Lachs in unter 30 Sekunden!!! Eine kleine Brücke führte über den Bach und wir konnten sehr gut beobachten, wie sich die Lachsmännchen mit ihren verlängerten Unterkiefern in die Rückenflosse der Weibchen verbissen. Während das Weibchen die Eier legt, befruchtet das Männchen sie - sieht eher aus wie ein heftiger Ehestreit, aber warum sollte man noch Energie in Zärtlichkeiten verschwenden, wenn man nach dem Akt eh stirbt?


Lachse bei der Paarung.

An einem Rastplatz trafen wir ein paar Hundeschlittenbesitzer, die ihren Hunde eine Bewegungspause gaben. Während der Fahrt sind die Hunde in Zweierreihen übereinander in sehr enge Holzboxen eingepfercht. Kirsten hatte ihre Spaß beim Zugucken. Die Hunde wollten selbstverständlich nicht wieder in ihr "Gefängnis" zurück und sträubten sich mit allen vier Pfoten. Einer ratzte sogar aus und drehte begeistert über seine plötzliche Freiheit ein paar freudige Runden um den Rastplatz.

Der Chilkat Pass war mit Wolken verhüllt und es fing heftig an zu regnen. Uns kamen ein paar Radler entgegen, die offensichtlich nach Haines mit dem Boot gekommen waren. Da Haines auf amerikanischen Boden liegt, ersparten wir uns die Weiterfahrt und fuhren wieder zum Kathleen River zurück. Die Radler trafen wir auf dem Million Dollar Campground wieder. Wir wollten uns hier nur schnell den Wasserfall anschauen. Die Radler machten hier Rast für die Nacht. Sie waren auf einem 7-Tage-Trip von Haines nach Skagway und waren zum Glück dem heftigen Regen entkommen. Trotzdem drohte eine eiskalte Nacht und die drei versuchten ein Lagerfeuer in Gang zu bringen. Das Holz auf dem Campingplatz war aber in riesige Stücke gesägt worden und sie benötigten unsere Axt (wir haben die noch nie benutzt!!) zum Zerkleinern.