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Wir verbrachten den gesamten Sommer in Okanagan Valley von Kanada. Dieses ist bekannt für den Obst- und Gemüseanbau und wir erlebten von der ersten Kirschernte bis
zur letzten Kürbis- und Apfelernte alles mit. Es ist schon super, wenn man direkt vom Anbauer frisch die Sachen am offenen Frucht- und Gemüsestand kaufen kann. Und
davon gibt es hier zahlreiche.
Als Großstadtmensch hat man heutzutage ja kaum noch eine Ahnung, wann was wo und wie angebaut wird. Im Supermarkt bekommt man Erdbeeren, Broccoli, Tomaten usw. ja
das ganze Jahr über - wenn auch zu unterschiedlichsten Preisen. Kaum einer weiß noch, wann welches Obst und Gemüse eigentlich wirklich frisch vor Ort geerntet wird, denn
durch die modernen Transport- und Kühltechniken bekommt man fast alles das gesamte Jahr über.
Für uns war dieser Sommer also eine echte Lehre und jetzt wissen wir auch endlich wieder wie toll eigentlich frisch geerntete Lebensmittel schmecken können. Ganz zu schweigen
von den günstigen Preisen hier.
Was haben wir gelernt?
So wichtige Dinge, wie z.B. eine Kirsche ist nicht einfach nur EINE Kirsche. Nein, es gibt mehr als 12 verschiedene Sorten. Und wenn man genauer hinschaut, dann
sieht man am Stängel, an der Farbe, an der Größe der Kirsche und an der Form auch, um welche Kirschensorte es sich handelt. Manche schmecken süßer als andere, manche sind weich, andere
knusprig, manche hatten die Größe eines 2 Euro-Stückes! Wirklich frisch geerntet sind nur die mit einem saftig grünen Stängel. Ist er braun oder schwarz und schrumpelig, dann haben die Kirsten ein paar Wochen im Kühlraum gelegen.
Aprikosen, Nektarinen, Birnen, Pflaumen und Pfirsiche werden geerntet, wenn sie noch hart sind. Natürlich schmecken am Baum gereifte Früchte am besten, aber sie sind dann einfach schon zu weich zum Pflücken und
landen entsprechend mit unansehnlichen Druckstellen im Fruchtstand. Im Gegensatz zu Kirschen reifen diese Früchte aber nach. Man waren die saftig hier! Einfach köstlich!
Die besten Aprikosen waren für uns die Pui-Sau-Sins (ja, so heißen die!). Diese Aprikosen wachsen auf 40 Jahre alten Bäumen und sehen mit ihrer eher gelblichen Farbe nicht so
schön aus, wie moderne Züchtungen, aber sie schmecken deutlich besser - unglaublich süß und saftig.
Hoffentlich ändert sich das Verbraucherverhalten in der Zukunft wieder ein bisschen und statt den gut aussehenden, aber absolut geschmacklosen, genetisch erzeugten Lebensmitteln, stehen wieder die alten, natürlich erzeugten
Produkte mit tollem Geschmack im Vordergrund.
Was für uns total neu war, waren die vielen verschiedenen Zucchinisorten. Im Supermarkt findet man i.d.R. nur die kleinen, länglichen Grünen. Im Okanagan Valley werden u.a. aber auch runde (8-Ball) und Hellgrüne (Libanesische) angebaut und wenn man
sie natürlich wachsen lässt, dann werden die Dinger monstergroß! Und das passiert fast über Nacht. So eine 5kg schwere Zucchini hat hier mal gerade 39 Cents gekostet. Es gab drei für nur einen Dollar!
Paprika wurde hier ebenfalls in allen Farben angebaut. Noch nie gesehen hatten wir Blaue, Braune und Schwarze Paprika. Diese sind im Prinzip eine Abwandlung der grüne Paprika und wenn man
sie kocht, dann wird die Paprika von außen auch wieder grün.
Scharfe Pfeffersorten gab es ebenfalls in allen Farben und Formen. Je kleiner und roter, desto schärfer. Aus Südostasien kommt eine ganz kleine (ca. 5mm) runde Pfeffersorte mit dem Namen Tepin. Sie benötigt 2,5 Monate bis zur vollen Reife und soll
tierisch scharf sein. Da sie Null Gewicht hat, wird sie pro Stück für 10 Cent verkauft. Man sollte aber aufpassen. Die sind so scharf, dass sie bei erhöhter Menge Menschen töten können. Manche
mögen es heiß!
Wir nicht so sehr, aber das viele frische Obst und Gemüse hat uns zu neuen Köstlichkeiten inspiriert. Kirsten kaufte super leckere Roma-Tomaten, frischen Knoblauch, Paprika, Pfeffer und Zwiebeln und kochte alles zu einer Salsa ein. Zusammen mit hausgemachten
Samosas (die schmeckten besser als vom Inder) eine tolle Mahlzeit. Da das Ganze eine gewisse Schärfe hatte, musste anschließend zum "Abkühlen der Zunge" ein Eis her. Wir haben in den heißen Sommermonaten (nicht selten hatten wir hier 36-38°C) ziemlich viel köstliches Eis
gegessen. Helen versuchte sich einmal an einem Blauen Wassereis und entsprechend Blau sah ihre Zunge danach aus. Das erinnerte uns spontan an die Maoris in Neuseeland und Helen legte mal wieder eine lustige Vorstellung hin (siehe Video).
Helen macht auf Maori.
Von Rosemary kommt eines unserer Lieblingsgerichte: mit Käse gefüllte Paprika im Schinkenmantel. Das ganze für 45 Minuten in den Ofen ... voilá. Köstlich!
Natürlich gab es auch Kirschtorte, Pflaumen-, Pfirsich-, und Apfelkuchen mit frischer Schlagsahne. Im Oktober standen dann Weißkohl, Steckrüben und Kürbissuppen auf dem Speiseplan.
Die verschiedenen Kürbissorten waren der Hammer hier. In dieser Vielfalt haben wir das noch nie gesehen. Der größte Kürbis, den wir gesehen haben, wog 156 Pfund. Wir beobachteten, wie er mit einem Gabelstapler in den Kofferraum eines Kombis befördert wurde. Er nahm die
gesamte Ladefläche ein. Wir haben aber gehört, dass es an der Ostküste von Kanada Kürbisse mit fast 1000 Pfund Gewicht geben soll. Wer braucht oder gar kauft das?
Wo viele Obstbäume sind, sind auch viele Bienen zur Bestäubung der Blüten. Entsprechend viel Honig wird hier erzeugt und das in vielen verschiedenen Geschmackssorten.
Wusstest ihr, dass ein Bienenstock aus einer Königin, ein paar Hundert Drohnen und ca. 60.000 Arbeiterbienen besteht? Die Königin legt bis zu 1500 Eier pro Tag! Die einzige Aufgabe der Drohnen ist die
Paarung mit der Königin. Die Arbeiterbienen kümmern sich um die Fütterung der Königin und die Entwicklung der Larven. Sie bauen die Honigwaben und sorgen für die richtige Temperatur und Luftfeuchtigkeit
im Bienenstock, indem sie mit den Flügeln die Luft fächern. Ihre wichtigste Aufgabe ist aber das Sammeln von Blütenstaub und Nektar. In den 6 Lebenswochen einer Arbeiterbiene fliegt die Biene eine Strecke von gut
40.000km (also im Prinzip einmal um die Welt!) und verlässt den Bienenstock ca. 10-20 Mal pro Tag, um Pollen und Nektar zu sammeln (ca. einen Teelöffel Honig insgesamt).
Wir sammelten jeden Tag neue Erfahrungen und lernten viele neue Leute kennen. Toll waren für uns die vielen Besuche von Bekannten. Joyce und Christine kamen uns für einen Tag besuchen (es ist noch gar nicht so lange her, dass
wir alle in Teacapan gegen die Strömung anschwimmen mussten). Abends sind wir lecker essen gegangen. Die Deutsche Schokotorte sah allerdings besser aus, als sie schmeckte. Edi und Jochen hatten ihren Neffen
René dabei und parkten über Nacht bei uns. Für René war es die erste große Reise. Er will später einmal als Feuerwehrmann nach Kanada zurückkehren.
Dann klopften überraschend Brigitte und Karl-Heinz an unsere Tür. Wir kannten die beiden nicht. Man kannte uns aber. Die beiden hatten im Hamburger Hafen beim Verschiffen ihres Fahrzeuges Agnes und Helmut kennen gelernt, die wiederum
gerade ihr Wohnmobil von der Südamerikafähre abholten. Wie klein die Welt ist! Wir verstanden uns auf Anhieb und Karl-Heinz erzählte von seinem Herzinfarkt, den er überraschend in Kanada hatte.
Zum Glück konnte er operiert werden und es geht ihm wieder gut. Aber der Schrecken war schon groß. Wir gaben unsere besten Tipps an die beiden weiter und man wird sich hoffentlich irgendwo mal wieder treffen.
Die größte Freude bereitete uns aber der Besuch von Mutti. Seit Jahren wollte sie ihre Freundin Heide mal in Kanada besuchen kommen. Und dieses Jahr hat es endlich geklappt. Heide und Dieter wohnen seit ein paar Jahren in Saskatchewan. Wir haben die
beiden zusammen mit ihren Töchtern Kirsten und Ilka das letzte Mal im Sommer 2005 auf Vancouver Island gesehen.
Nun lagen gut 1500km zwischen uns und Saskatchewan, aber Heide und ihre älteste Tochter Ines ließen es sich nicht nehmen, Mutti mal eben für ein paar Tage zu uns rüber zu fahren. Es war das lange Labourday Wochenende und Ines hatte für eine paar Tage frei bekommen.
Von Saskatchewan ging es an einem (!) Tag rüber bis Oliver, wo die drei bei Heides Freunden John und Joan übernachteten. Am nächsten Vormittag kamen sie dann bei uns vorbei und Mutti schlief die Nacht über im Winnie. Für Mutti war es die erste Reise nach Kanada und da
gab es natürlich viel Neues zu sehen. Mit Papa war sie gerade auf einer Kreuzfahrt auf der Ostsee gewesen mit Zielen wie St. Petersburg, Helsinki und so und Kirstens Neffe Kilian war dabei. Mutti hatte eine CD mit Fotos mitgebracht - u.a. auch von den
verschiedenen Einschulungen der Enkelkinder aufs Gymnasium usw. Ole - unser Jüngster - kam in die erste Klasse! Da kommt schon ein bisschen Heimweh auf, wenn man die Fotos sieht, aber nächsten Sommer sind wir ja wieder in Hamburg. England hat sich dieses Mal für die WM
qualifiziert und wir freuen uns schon jetzt auf Freunde und Familie.
Wir haben Mutti am nächsten Tag dann wieder nach Oliver gefahren und einen sehr netten Abend bei John und Joan verbracht. Am nächsten Morgen ging es für Mutti, Heide und Ines dann gleich wieder nach Saskatchewan zurück. Ein kurzer Besuch mit sehr viel Fahrerei. Danke, Danke, an Ines und Heide!
Ein paar Tage später kam dann Heides Tochter Ilka mit Hund und Ehemann vorbei. Sie wohnen in Vancouver und waren auf der Durchreise nach Nelson, um dort ein paar Tage Urlaub zu machen.
Vancouver lag nur 4-5 Stunden von uns entfernt und so ließen es sich auch Brian und Lily nicht nehmen für eine Nacht mal bei uns vorbeizuschauen. Sie waren auf dem Weg zu ihrer Tochter.
Der Sommer verging ziemlich schnell für uns. Schwuppstiwupps und auf einmal wurde es kalt. Über das Thanksgiving Wochenende (12. Oktober) fielen die Temperaturen nachts auf unter -7°C - ein 60-jähriger Kälterekord. Kürbisse und Äpfel waren am erfrieren. Wir auch fast. Zum Glück hatten wir Strom und konnten
nachts unsere Elektroheizung laufen lassen. Brrr ... war das kalt und der erste Schnee lag oben auf den Bergen. Es wurde Zeit, dass wir uns wieder in Richtung Süden aufmachten.
Aber Winnie musste erst einmal in die Reparatur. Anfang November steht erneut ein Abgastest in
Kalifornien an und wir ließen in einer Werkstatt einen Checkup machen. Winnie kam auf die Hebebühne und wir stellten fest, dass unser hinteres Auspuffsrohr ein großes Loch hatte. Außerdem wurde das Ölleck im Motor immer schlimmer und wir entschlossen uns, die kaputte Dichtung austauschen zu lassen.
Wie immer kommt dann eins zum anderen und nachdem die ersten Reparaturen fertig waren und eigentlich alles laufen sollte, rörte Winnie wie eine Harley Davidson. Man stellte im vorderen Auspuffrohr einen Haarriss fest. Leider konnte die
Werkstatt kein passendes Ersatzteil finden und so musste das alte Rohr geschweißt werden (siehe Video).
Winnies Auspuff wird geschweißt.
Nebenbei wurden dann noch das verbogene Rohr am Kühler verstärkt und gelötet. Nun sollte keine Kühlflüssigkeit mehr austreten. Und hinter den Hinterreifen, wurden mit Schaum und einer speziellen Beschichtung die Löcher, die durch
Steinschlag entstanden waren, abgedichtet.