13.11.-19.12.2010: Álamos - Teacapan

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Kurz vor der Mexikanischen Grenze haben wir in Nogales noch unsere Vorräte aufgestockt. Der Grenzübergang war wie immer unproblematisch.

Wie viele sicherlich mitbekommen haben, ist Mexiko seit Monaten in den Nachrichten. Immer wieder gibt es schlimme Meldungen über Drogenmorde und es wird insbesondere in den USA und Kanada vor der Einreise nach Mexiko gewarnt. Bis dato sind Touristen weitestgehend verschont geblieben. Sicherlich hört man hier und da mal von einem Vorfall, aber im Vergleich vor allem mit den USA, geht das hier für Touristen unserer Meinung nach noch relativ sicher zu.

Dennoch haben wir von vielen Mexikoreisenden gehört, dass sie dieses Jahr nicht hier überwintern werden. Eine Katastrophe für die Mexikaner, denn viele leben vom Tourismus und wenn die Einnahmen daraus fehlen, werden noch mehr Mexikaner förmlich dazu gezwungen ihr Geld im Drogengeschäft zu machen. Das führt zu einer sich immer mehr nach unten drehenden Spirale.

Uns ist aufgefallen, dass in diesem Herbst wesentlich mehr Militärkontrollen stattfinden - und das nicht nur auf den Hauptstraßen. Wir wurden jedes Mal freundlich durchgewunken. Junge Mexikaner ohne Familie werden jedoch gestoppt, müssen das Fahrzeug verlassen und dieses wird dann kontrolliert.

Die Mexikaner sind sich ihrer schweren Lage bewusst und machen geradezu einen Kopfstand, um uns Touristen jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Überall wird uns herzlich zugewunken und man merkt richtig, wie froh sie sind, dass wir ihr tolles Land besuchen.

Natürlich sprechen wir zur Zeit mit vielen Mexikanern über diese Situation und erfahren so einiges, was wir vorher nicht wussten. Ein ganz normaler Polizist verdient hier ca. 4.600 Pesos im Monat. Das sind umgerechnet ca. 290€ im Monat. Nicht viel Geld, um sein Leben zu riskieren. Mexikos Präsident hat 50.000 Männer im Einsatz, um die vielen Drogenkartelle im ganzen Land zu bekämpfen. Diese bekommen teilweise Unterstützung aus den USA. Die lokale Polizei hingegen wird vom Präsidenten nicht unterstützt. Sie ist nicht nur unterbezahlt für diesen Job, sondern wenig ausgebildet und verfügt nicht über die entsprechenden Waffen, die für diesen Kampf notwendig sind. Entsprechend wenig Einfluss hat die lokale Polizei auf die Kartelle. Das macht vielen Mexikanern Angst. Auch sie trauen sich in bestimmten Gegenden im Moment nachts nicht mehr auf die Straße.

Präsident Calderon hat vor kurzem ein Gesetz erlassen, dass den Umtausch von US-Dollars in Pesos bei Mexikanischen Banken untersagt. Damit soll die illegale Geldwäsche aus den Drogengeschäft unterbunden werden. Ob das in diesem Fall die richtigen trifft, darf in Frage gestellt werden. In jedem Fall trifft es die Armen und Unschuldigen, die in der Tourismusbranche arbeiten. Über Jahre durften sie sich über Trinkgelder in US-Dollar freuen. Nun bekommen sie es in den Banken nicht mehr getauscht. Es ist wertlos für sie, denn die meisten werden nie in die USA fahren, um das Geld dort zu nutzen. Wir selbst haben noch keine US-Dollar getauscht, haben aber von anderen Touristen gehört, dass teilweise die Banken für sie eine Ausnahme machen.

Auch die Mexikanischen Touristen bleiben zuhause. Die Strände sind z.B. am Wochenende deutlich leerer als in den vergangenen Jahren. Wenn das ganze so weiter geht, werden hier viele Menschen pleite gehen. In einem Land ohne Sozialsystem ist das eine echte Katastrophe!

Wir können nur sagen, dass wir uns bis dato sicher fühlen und es wirklich schade ist, das dieses tolle Land so schwere Zeiten durchmachen muss.

Auf unserem Weg in Richtung Süden ist uns das ein oder andere Malheur passiert. Kirsten hat in Hermosillo fast einen Autounfall verursacht. Es wurde schon dunkel auf unserem Weg zum Wal-Mart Parkplatz und wir wussten nicht mehr ganz genau, wie wir da hinkamen. Helen versuchte im Halbdunkeln auf dem Beifahrersitz die Karte zu lesen und Kirsten schaute verzweifelt nach Straßenschilder aus. Dabei übersah sie ein Stoppschild und rollte fröhlich über die Querstraße rüber. Ein lautes Hupen von rechts erschreckte uns gewaltig. Zum Glück hatte der Fahrer uns gesehen und konnten rechtzeitig bremsen. Da geht einem schon der Adrenalinspiegel ganz schön hoch.

Wie immer verbrachten wir zwei Nächte am Strand von San Carlos. Kirsten machte einen Spaziergang und trat dabei auf eine Biene. AUA! Das sind richtige Schmerzen und auch Tage später fängt das immer noch wieder wild an zu jucken.

Ohne Probleme umfuhren wir die Tollstationen vor und hinter Obregon und kamen mittags in Álamos an. Hier verbrachten wir eine Woche auf dem Rancho Acosta Campingplatz. Außer uns waren nur noch die Dauercamper Mike und Joan da. Man war so happy uns zu sehen, dass wir sogar wieder für den gleichen Preis, wie vor 3 Jahren hier stehen konnten. Mit Wifi im Winnie, Swimmingpool, Obstbäume zum Selberpflücken und einem schattigen Platz unter den Bäumen. Nur die Dusche funktionierte nicht. Dafür bekamen wir den Zugang zu einem Badezimmer im angrenzenden Motel.

Helen nutzte die Woche, um einiges in Winnie zu organisieren und zu sortieren. Kirsten arbeitete den ganzen Tag an ihren Fotobüchern - Weihnachtsgeschenke für die Lieben Zuhause. Wir luden außerdem Annabelle zu einem Abendessen ein. Im Sommer hatten wir Winnie auf ihrem Grundstück in Álamos geparkt, während wir in Deutschland waren.

Weiter ging es in Richtung Süden. Kirsten hatte einen weiteren schweren Fahrtag zu überstehen. Kurz vor Mazatlan fuhr sie fast ungebremst über einen Tope. Das ist ein kleiner Betonwall zum Abbremsen des Verkehrs. Winnie hob ganz schön ab und hinten flogen sämtliche Limonen aus der Schale. Helens Nacken bekam einen leichten Knacks, aber ansonsten war alles roger. Glück gehabt! Die Dinger können nämlich auch tödlich fürs Fahrzeug sein.

Kurze Zeit später holten wir Propangas und Kirsten hat bei der Ausfahrt fast einen Hund überfahren, der urplötzlich vors Auto rannte. Nur die Schwanzspitze war über der Motorhaube zu sehen. Zum Glück hatte Helen etwas kommen sehen.

Wir unterhielten uns noch über diesen Vorgang und Kirsten hatte gerade wieder volle Fahrt aufgenommen, als sich ein Schwarm Tauben aus dem dichten Gebüsch neben der Straße löste und uns direkt vor die Stoßstange flog. Normalerweise sind die schnell genug und huschen heil an einem vorbei. Dieses Mal aber nicht! Dreimal donnerte es in kurzen Abständen gegen die Stoßstange. Bumm, bumm, bumm! Selbstmord! Da konnte Kirsten gar nichts machen!

Und dann rannten einige Minuten später fünf junge Scheibenwischer auf uns zu. Kirsten war noch am Rollen und Helen schrie: "Fahr! Fahr!". Nach den drei Vögeln wollte Kirsten nicht noch ein paar Menschen auf dem Gewissen haben und stoppte natürlich. Was für ein Tag! Ganz erschöpft verbrachten wir die Nacht bei Wal-Mart auf dem Parkplatz.

Am nächsten morgen kaufte Kirsten beim nebenan gelegenen Autozone Laden noch eine Verlängerung für unseren Ratschenschlüssel. Wir hatten ein Kühlwasserleck in der Maschine, kamen aber an die Schlauchklemme mit unseren Werkzeugen nicht an. Von Jahr zu Jahr werden wir bessere Automechanikerinnen!

Am 30. November erreichten wir dann unseren Lieblingsstrand in Teacapan. Dieses Mal war es Helen, die in Escuinapa einen Tope übersah, zum Glück aber nur einen sehr kleinen. Vor Monaten hatte es in dieser Region geregnet, wie in den letzten 100 Jahren nicht mehr. Viele Teile dieses Lagunensystems waren unter Wasser. Entsprechend schlecht war die Straße nach Teacapan. Sehr wellig am Anfang, dann folgte ein neues Stück Teerstraße. Das Geld muss dann irgendwann mal wieder ausgegangen sein, jedenfalls reichte die neue Teerstraße nicht bis Teacapan. Die letzten Kilometer dahin zeigten große und sehr tiefe Schlaglöcher auf und jeder fuhr in Schlangenlinien sehr, sehr langsam um diese Krater.

Auf dem Campingplatz stand erneut nur ein anderer Camper. Agnes und Helmut waren auf dem anderen Platz etwas weiter nördlich vom Ort. Auch hier standen ganze drei Camper. Deutlich leerer, als in den vergangenen Jahren. Aaron, der junge Mann, der unseren Campingplatz betreut, zeigte dieses Jahr deutlich mehr Einsatz als im letzten. Strom, Wasser und die heiße Dusche funktionierten tadellos. Der Rasen war gemäht, das Toiletten- und Duschhaus neu gestrichen. Für uns ein echter Genuss und eine himmlische Ruhe! Urlaub!

Kirsten geht 2-Mal in der Woche mit Agnes und Helmut fischen. Wir haben unheimlich viel Spaß dabei und fangen dieses Jahr den ein oder anderen Exoten. Helmut lässt die Fische jetzt schon immer im Boot ausbluten. Dadurch sind die Filets blutfrei und schmecken dieses Jahr noch besser als letztes Mal. Im Moment sind noch wenig Vögel in der Lagune, dafür wurde unser Boot beim letzten Mal von 7 Delphinen begleitet.


Delphine in unserer Bugwelle.

Natürlich dürfen auch die täglichen Strandwanderungen nicht fehlen. Leider hatten wir dieses Jahr am Anfang ein Problem mit zwei Jugendlichen (15 Jahre alt), die uns belästigten. Das Problem wurde aber am zweiten Tag gelöst, indem wir Fotos von den beiden machten und der gesamte Las Lupitas Campingplatz die beiden zur Rede stellte. Kein schönes Erlebnis! So etwas war uns hier in all den Jahren auch noch nicht passiert.

Kirsten hatte nebenbei auch ein wenig Computerstress. Aufgrund der schweren Schneefälle in Deutschland fiel der Server bei der Druckerei aus und Kirsten hatte große Probleme die 375MB Datei für ihre Fotobücher online hochzuladen. Na ja, zu Weihnachten werden die leider jetzt doch nicht mehr fertig, dann eben später. Es gibt schlimmeres im Leben.

Dafür entdeckte Kirsten nebenbei ein neues Fotohobby. 360°-Panoramas! Schaut euch die beiden folgenden mal an. Einfach mit gedrückter Maustaste über das 360°-Panorama fahren.

Campingplatz im Nebel um 7.45 Uhr - 360° Panorama
(mit gedrückter Maus über das Panorama fahren oder auf die Pfeiltasten klicken)


Campingplatz eine Stunde später - 360° Panorama
(mit gedrückter Maus über das Panorama fahren oder auf die Pfeiltasten klicken)


Zurück zu den Malheurs. Erneut war es Kirsten. Sie hatte kürzlich bemerkt, dass sie irgendwie zunimmt. Vor ein paar Tage kam sie aus der Dusche und wollte sich gerade gemütlich hinsetzten ... ratsch ... oh, Scheiße! ... die Hose war gerissen! Soviel hatte sie nun auch wieder nicht zugenommen!

Eine Papageienschlange, benannt nach den bunten Farben, sorgte für Aufregung auf dem Campingplatz. Man entdeckte sie in einer der Toiletten und die Gute wurde mit einem Besen wieder nach draußen gejagt. Was für eine wunderschöne Schlange, und völlig ungefährlich für den Menschen.

Kurz vor Weihnachten finden hier jedes Jahr gesponserte Aktionen von den Campern statt. Besonders beliebt ist der Kochwettbewerb Chilli gegen Clam Chowder (Muschelsuppe). Man zahlt 10 Pesos (ca. 60 €-Cents) pro Person und bekommt einen Plastikteller und Löffel. Dann geht man von Topf zu Topf und frisst sich durch. Am Ende schreibt man sein Lieblingsgericht auf einen Zettel. Die Einnahmen gehen an einen guten Zweck in Teacapan.

Was wir nächste Woche zu Weihnachten machen, wissen wir noch gar nicht. In den letzten Jahren hat es immer ein gemeinsames Essen mit allen Campern gegeben. Aber die meisten Dauercamper sind dieses Jahr ja leider nicht da und da muss improvisiert werden. Mehr dazu in unserem nächsten Webupdate.



Wir wünschen allen frohe und friedliche Weihnachten und einen Guten Rutsch ins Neue Jahr!