15.-27.06.2012: Fantasy Canyon - Salt Lake City - Shoshone Falls - Palouse Falls SP - Grand Coulee Dam

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Zum Fantasy Canyon südlich von Vernal wollten wir seit Jahren schon, aber das Wetter war immer so schlecht, dass wir befürchteten auf den schlammigen Tonstraßen stecken zu bleiben. Aber manchmal lohnt sich das Warten auch, denn inzwischen war die Straße von Ouray bis zur Glen Bench Road geteert worden und nur die letzten 4,5 Meilen (7km) von der Glen Bench Road zum Fantasy Canyon sind noch Sand und Schotter. Dieses Mal war alles trocken und wirklich gut zu befahren.

Kurz vor Sonnenuntergang kamen wir bei den bizarren Sandsteinformationen des Fantasy Canyons an. Auf dem großen Parkplatz (es gibt sogar ein recht sauberes Plumpsklo vor Ort) konnten wir super kostenlos und sehr ruhig übernachten. Außer uns war nur noch ein Fotograf mit seinem Jeep vor Ort. Der Sonnenuntergang war eigentlich sehr schön, aber Orkanartige Windböen machten das Fotografieren mit Stativ fast unmöglich.

Kirsten stellte sich den Wecker auf 6.45 Uhr und genoss das Fotografieren bei Sonnenaufgang im Fantasy Canyon. Wie der Name schon sagt, kann man hier mit viel Fantasie und bei bestimmten Lichteinfall diverse Felsformationen erkennen. Der Weg durch die Gesteinsformationen ist markiert und mit Hilfe eines Zettels und einer Nummernbeschriftung findet man auch die meisten der beschriebenen Formationen. Leider gibt es den fantastischen Teekessel (Tea Pot) nicht mehr. Laut BLM Office in Vernal haben vermutlich Deutsche Touristen beim Fotografieren dieser tollen Formation vor einigen Jahren den Tea Pot zum Einsturz gebracht. Sehr bedauerlich!

Wir sind anschließend direkt weiter nach Salt Lake City gefahren und da es am nächsten Tag mal wieder Sonntag war, sind wir noch einmal morgens um 9 Uhr zum Convention Center gegenüber vom Temple Square gelaufen. Eine der ältesten noch immer laufenden Rundfunksendung in Amerika, "Music and the Spoken Word" ist eine Sendung mit dem Tabernakelchor, die seit dem 15. Juli 1929 jeden Sonntag ausgestrahlt und von etlichen Radio- und Fernsehsendern übertragen wird. An diesem Tag war Vatertag und die Kongresshalle war relativ voll.

Der Chor besteht aus 360 Sängern, seine Mitglieder sind ehrenamtlich tätig. Er wurde 1847 von den mormonischen Pioniere gegründet. 1960 war ihr Album Lords Prayers eine Woche lang Spitzenreiter der US-amerikanischen Charts. Die Mitglieder des Chors müssen innerhalb der Kirche als "unbescholten" gelten, d. h. aufgrund der Glaubensgrundsätze der Gemeinschaft dürfen homosexuelle Chormitglieder nicht entsprechend ihrer sexuellen Veranlagung leben bzw. gleichgeschlechtliche Partnerschaften eingehen. Daher wurde, zum Teil von ehemaligen Mitgliedern des Tabernacle Choirs, der One Voice Choir gegründet, der ebenfalls in Salt Lake City angesiedelt ist und dessen Mitglieder aus schwulen und lesbischen Mormonen (zusammen mit einigen heterosexuellen Gemeindemitgliedern) bestehen.

Wir hatten den Chor 2006 schon einmal gehört und fanden damals die Aufführung etwas peppiger und interessanter. Hier unser Video zum Vatertagskonzert.


Vatertagsaufführung des Tabernacle Choirs.

Anschließend sind wir noch mal zum Temple Square rüber. Dieses Mal haben wir uns die geführte Tour geschenkt, konnten aber einen Blick in die eigentliche Tabernacle Konzerthalle werfen. Sie wurde 2006 renoviert und wir konnten damals nicht rein. Normalerweise finden die Liveübertragungen hier jeden Sonntag statt, wenn der Zuschauerandrang geringer ist. Die Akustik in dieser Halle ist unglaublich und man benötigt keine Mikrofone.

Anschließend sind wir mittags zur nächsten Bibliothek gefahren, denn Deutschland spielte im letzten Gruppenspiel gegen Dänemark. Die ersten 15 Minuten mussten wir draußen am Eingang gucken (zum Glück war das Wifi recht schnell), da die Library erst später aufmachte. Wir waren nicht die einzigen, die draußen warteten, und einige wunderten sich, warum Kirsten in großen Jubel ausbrach, als Deutschland das 1:0 schoss. Am Ende war es dann ein 2:1 für uns.

In den nächsten Tagen war viel Fahren ganz rüber nach Idaho angesagt. Zwischendurch Stunden im Internet - EM und Helen buchte ihren Afrika-Trip.

An einem sonnigen Tag schauten wir uns dann die gewaltigen Shoshone Wasserfälle an - 3US$ Eintritt pro Fahrzeug. Sie gehören zu den größten Wasserfällen im Nordwesten der Vereinigten Staaten und liegen am Snake River, der im Yellowstone-Nationalpark entspringt und durch Wyoming nach Idaho fließt. Ungefähr 3 mi (4,8 km) östlich der Ortschaft Twin Falls rauscht das Wasser über eine knapp 300 m breite Felskante etwa 65 m in die Tiefe. Manchmal werden die Fälle auch als "Niagarafälle des Westens" bezeichnet. Sie sind etwa 14 m höher als diese. Sie entstanden vor rund 14.000 Jahren in der letzten Eiszeit, als die Wassermassen des Lake Bonneville das Seeufer im Norden durchbrachen und sich in einer katastrophalen Flutwelle in die Ebene des Snake Rivers ergossen und tiefe Schluchten bildeten.


Shoshone Falls.

Evel Knievel versuchte in der Blütezeit seiner waghalsigen Motorradaktionen den Snake River nahe der Shoshone Falls zu überspringen. Ihn schreckte weder die Tiefe der Schlucht (500 m) noch deren Breite (400 m) ab, als er am 8. September 1974 versuchte die Schlucht auf seinem dampfgetriebenen Skycycle (Himmelsmotorrad) zu überfliegen. Dieser Versuch scheiterte aufgrund einer Fehlfunktion, doch Dank seines Fallschirms überstand er den Sturz nahezu unverletzt, bis auf eine gebrochene Nase und ein paar Kratzer.

Die irdene Rampe, von der aus Knievel damals startete, ist noch heute am Rand des Snake River Canyons, etwas westlich des Shoshone Parks, sichtbar. Wir nutzten das schöne Wetter, um uns etwas die Füße zu vertreten und machten einen entspannten Spaziergang zur Evel Knievel Rampe.

Seit ein paar Tagen leckte unser Abwassertank für die Toilette. Das ist äußerst unangenehm, wenn man bei Walmart auf dem Parkplatz steht und es hinten am Winnie wie nach einer Jauchegrube stinkt. Peinlich obendrein! Zum Glück gibt es in Boise, Idaho, einen Camping World. Eigentlich brauchten wir nur einen neuen Dichtungsring, aber die kann man nicht einzeln kaufen. Stattdessen bezahlt man 17 US$ für den gesamten Schiebemechanismus.

Wir fuhren direkt zu einer Dumpstation, um die Tanks zu entleeren. 8 Jahre lang hatten wir den alten Schiebeverschluss drauf. Entsprechend verdreckt war das Ganze und die Schrauben waren verrostet. Drei der Schrauben brachen von alleine ab, aber die vierte, und die saß natürlich auch noch an der am wenigsten zugänglichen Stelle, wollte sich einfach nicht bewegen. Wir benötigten einen entsprechenden Schraubschlüssel, den wir natürlich nicht hatten. Also fuhren wir zum nächsten Baumarkt (Lowes). Mit dem passenden Schraubenschlüssel bekamen wir dann auch endlich die letzte Schraube locker, mussten dann aber anschließend feststellen, dass beim neuen Schiebemechanismus ein Dichtungsring fehlte. Außerdem hatten wir vergessen unsere hintere Außenklappe bei der Herfahrt zu schließen. Zum Glück war nichts raus gefallen. Dafür hatten wir eine unserer Gummimatten verloren. Kirsten hatte sie bei der Dumpstation zum Draufliegen benutzt. Wir haben sie gereinigt und hinten zum Trocknen aufs Fahrrad gehängt. Anschließend total vergessen und sie muss während der Fahrt zum Lowes vom Fahrrad gefallen sein. Na, super! Wir hatten eindeutig einen Scheißtag!

Von Lowes ging es direkt wieder zu Camping World, um den fehlenden Dichtungsring zu reklamieren. Inzwischen war es kurz nach 19 Uhr und der Laden für die Ersatzteile war bereits geschlossen. Zum Glück waren im Verkaufsraum der Wohnmobile noch Mitarbeiter und einer ging ins Lager, um uns eine neue Verpackung zu besorgen. Offensichtlich hatte jemand anderes aus unser Packung den Dichtungsring geklaut, um eben nicht den ganze Schiebemechanismus kaufen zu müssen.

Es wurde langsam dunkel und wir fuhren noch mal zur Dumpstation zurück, in der Hoffnung unsere Gummimatte irgendwo auf der Strecke zu finden. Und tatsächlich ... zwei Kilometer vor der Dumpstation entdeckten wir sie zerknittert am Straßenrand. Kirsten rannte über die Straße und schnappte sich das total verdreckte Teil. Man sah deutlich Reifenspuren auf dem Gummi, aber die Matte war ansonsten noch heil.

Bei der Dumpstation haben wir dann den neuen Schiebeverschluss mit viel hin- und her eingebaut. Einer der Dichtungsgummis verkantete sich ständig. Wir waren gerade fertig, als eine heftige Windhose uns mit viel Sand bedeckte. Winnies Fenster waren alle offen (um den Toilettengestank zu minimieren) und entsprechend sandig war es dann anschließend drinne. Grrrrr ... es gibt Tage, da wünscht man sich nicht aufgestanden zu sein.

Aber Boise hatte auch seine positiven Seiten. Helen deckte sich mit neuer Funktionskleidung für ihre Kilimanjaro-Tour ein und bekam ein Hemd für 4,39 US$ anstatt 20 US$. Das Preisschild hatten offensichtlich noch den Einkaufspreis im Barcode. Außerdem bekamen wir bei der Neueröffnung eines Fred Meyer Ladens super Sonderangebote, darunter das Benzin 20 US Cent je Gallone weniger und Ananas für nur 1 US$.

Wir verließen Boise und nahmen den schönen Scenic Highway 55 in Richtung Norden. Weit kamen wir nicht, denn ein schwerer Motorradunfall brachten den Verkehr für über eine Stunde zum Stillstand. Wir waren ca. 200m von der Unglücksstelle entfernt und konnten die Bergung des Fahrers mit dem Rettungshubschrauber beobachten. Er war in einer Kurve ausgerutscht und gegen die Zementabsperrung geknallt. Fürchterlich!

Am nächsten Tag versuchten wir in Grangeville verzweifelt ein gutes Wifi-Netz zu finden. England spielte gegen Italien im Viertelfinale und es gab keine gute Bibliothek hier. Wir fuhren die Hauptstraße rauf und runter. Helen fuhr und Kirsten saß hinten am Laptop und versuchte einen ungeschützten Wifizugang zu orten. Vor einem Restaurant wurden wir dann fündig, aber die Verbindung war sehr langsam und wir verpassten fast alle wichtigen Szenen des Spiels - vor allem das alles und entscheidende Elfmeterschießen. Kaum war es vorbei, war unsere Leitung wieder da und Helen erfuhr in der Nachspielanalyse, dass England 4:2 verloren hatte. She was not amused! Nun spielen die Deutschen im Halbfinale gegen die Italiener.

Entlang des Snake Rivers - 360° Panorama
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Den Montag verbrachten wir dann entspannt im Palouse Falls State Park. Vom Parkplatz aus hat man einen schönen Blick auf den 65m hohen Wasserfall. Der Eintritt für den State Park ist 10 US$. Für 2 US$ mehr konnten wir die Nacht auf dem ruhigen Parkplatz verbringen. Ein paar kleinere Wanderpfade führen zu einigen Aussichtspunkten und wir machten einen etwas längeren Spaziergang zu den Upper Falls, der dann direkt oberhalb der Palouse Falls endete.


Palouse Falls.

Mitten in der Nacht fing es dann heftig an zu regnen und hörte den ganzen Tag nicht auf. Wir fuhren weiter bis Moses Lake und nutzten den Dauerregen um Wäsche zu waschen. Autofahren macht bei so einem Wetter Null Spaß. Zum Glück war es am nächsten Tag wieder sonnig und wir fuhren weiter in Richtung Kanadische Grenze. Die Strecke am Banks Lake entlang ist wirklich sehenswert und wir konnten im Steamboat Rock State Park sogar endlich mal wieder eine heiße Dusche für nur einen Dollar genießen. Anschließend haben wir uns noch den mächtigen Grand Coulee Damm angeschaut. Der Stausee war Oberkante-Unterlippe voll, denn seit Wochen regnete es in Kanada und die Wassermassen wurden über den Columbia River bis hierher transportiert.

Proppenvoller Stausee am Grand Coulee Damm - 360° Panorama
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Die Grand Coulee Staumauer ist fast 1,6 Kilometer lang und 168 Meter hoch. Als die Talsperre 1941 fertig wurde, war sie die größte Talsperre der Welt, gemessen am Bauwerksvolumen. Heute ist es immer noch das größte Wasserkraftwerk der USA und derzeit das fünftgrößtes der Welt.

Über die komplette Breite des Dammes rauschte das Wasser die Staumauer runter. Wir standen unten und fragten uns, wie hoch der Wasserdruck wohl gerade war und ob die Betonmauer diesem Druck standhält. Gewaltig! Da möchte man im Katastrophenfall nicht gerade im Weg stehen!


Grand Coulee Damm.