02.-17.12.2006: San Carlos |
Auf unserem Weg nach San Carlos fanden wir auf einer relativ abgelegenen Straße alle 500m einen Maiskolben am Straßenrand. Nachdem wir den siebten
passiert hatten, meinte Helen, dass wir vielleicht die nächsten aufsammeln sollten ... ein leckeres Abendessen für umsonst, warum nicht? Wir drosselten das
Tempo und fanden immerhin noch drei Maiskolben, bis wir zur großen Hauptstraße kamen.
Wir hatten von einem anderen Camper gehört, dass man in San Carlos kostenlos am Strand stehen kann. Der freie Platz lag nahe dem ehemaligen Club Med Hotel und
wir mussten die letzten 500m über eine Schotter-/Sandstraße und durch zwei tiefe Dellen fahren. Auf dem kleinen Kliff stand noch ein anderes Motorhome und wir fühlten
uns spontan sicher. Keine Hundert Meter entfernt lag ein kleines Fischerdorf, auf der anderen Seite ein paar Luxusvillen und die riesige Hotelanlage. Wir hatten einen
herrlichen Blick auf Wasser und verbrachten zwei Wochen dort.
Unsere Nachbarn kamen aus Südafrika. Roger, ein ehemaliger Schweizer, und seine Frau Sharon genossen wie wir Sonne, Sand und Meer. Wir kamen schnell ins Gespräch. Sharon war gerade
aus Spanien zurückgekehrt. Sie ist dort den 800km langen Pilgerpfad Camino de Santiago gewandert, der in Südfrankreich beginnt und durch die Pyrenäen an der Westküste von Spanien endet.
Wir waren fasziniert von ihren Erlebnissen und Helen lieh sich für den Abend das Buch zu dieser fantastischen Wanderung aus - sogar Kirsten hätte Interesse, diese mal zu machen.
Während wir miteinander sprachen, schrie Kirsten auf einmal wie am Spieß gestochen auf. Eine Biene war durch den offenen Ärmel ihres T-Shirts eingedrungen und stich sie
knapp unterhalb der linken Brust. Mann, hat das wehgetan! Helen musste den Stachel rausziehen - der war gut 7mm in die Haut eingedrungen und der Schmerz war unglaublich. Sharon hatte zum
Glück eine Homöopathische Salbe, die Linderung brachte, aber Kirsten hatte über die nächsten Tage immer wieder stechende Schmerzen.
Jeden Abend gingen wir am Wasser entlang spazieren. Die Sonnenuntergänge waren blutrot und wunderschön. Dieser Küstenabschnitt von San Carlos war außerdem berühmt unter den Kite-Surfern, da
ständig eine starke Brise wehte. Wir beobachteten ausgiebig die akrobatischen Sprünge und Manöver - ganz schön kraft raubend!
Dann bekamen wir Besuch von einer Gottesanbeterin, die sich auf unserer Radkappe scheinbar sehr wohl fühlte. Sie sah aus wie ein getrockneter Grashalm und wir hätten sie auch für
diesen gehalten, wenn sie nicht die typischen abgehackten rauf- und runter Bewegungen gemacht hätte. Laut unserem Lexikon sind Gottesanbeterinnen aber sehr gefährlich. Sie enthalten ein Gift, der
sogar Pferde tötet! Und Kirsten wollte das Teil erst anfassen und ins Gras setzen!
Die Abende waren eiskalt und wir mussten sogar eine Fleecedecke über unsere Bettdecke legen. Eines Abends zog Kirsten die Fleecedecke vom Bett und vergas, dass sie ihre Kamera nach dem Sonnenuntergang
aufs Bett gelegt hatte. Die Kamera rumpelte zu Boden und schlug gegen einen unserer Campingstühle. Das Display war in kleine Teile zersprungen und Kirsten war richtig sauer auf sich selbst.
Zum Glück hatte sie beim letzten Besuch in Hamburg ihre Kamera zu Minolta eingeschickt, und den Sucher, der letztes Jahr in Guanajuato kaputt gegangen war, reparieren lassen. Ansonsten hätte sie
ihre Kamera nicht mehr benutzen können.
Nach mehr als einer Woche sind wir dann für eine Nacht auf einen Campingplatz in San Carlos gefahren. Wir mussten unsere Vorräte im nahe gelegenen Guaymas auffüllen und unser Abwasser dumpen. Am nächsten Tag sind wir
dann aber wieder zu unserem kostenlosen Strandplatz gefahren und wurden einen Tag später eingezäunt. Das muss man erklären. In Mexiko sind Strände grundsätzlich öffentliches Land. Die Regel besagt, dass
Privatbesitz erst 5 Meter hinter der Hochwassermarke beginnen darf. Wir standen mit Winnie noch auf dem öffentlichen Land, aber keine 3 Meter von unserer Haustür entfernt lag ein großes Privatgrundstück, dass noch nicht
bebaut war. Der Besitzer kam also vorbei und beschloss sein Land einzuzäunen, da er Angst hatte, dass Mexikaner darauf ihre Holzhütten errichten. Angeblich passiert das in Mexiko sehr häufig und wohnen Leute
erst einmal auf einem Stück Land, dann bekommt man sie nicht wieder runter. Okay, dafür haben wir volles Verständnis. Das Problem war aber in diesem Fall, dass der einzig vernünftige Zugang zum Strand durch
sein Privatland führte und da konnten wir nun nicht mehr entlang fahren.
Der einzige Ausweg führte durch eine tiefe und sehr schmale Flussdelle und wir wussten schon vom Hingucken, dass wir mit Winnie da mal wieder hinten aufsitzen. Und so kam es dann auch. Am Tag unserer Abreise, versuchten wir
ganz langsam durch die Delle zu fahren, aber Winnie kam auf dem steilen Hang ins Rollen, Helen konnte ihn nicht mehr halten und wir knallten mit dem Fahrradträger auf die Schottersteine. Es ging weder vor noch zurück.
Zum Glück hatte ein anderer Camper einen Wagenheber, den wir dazu nutzten Winnie hinten anzuheben. Wir schoben diverse Holzbalken unter die nun freigelegten Hinterreifen und hauten mit der Axt hinten die Schotterstraße auf.
Dann hieß es kräftig Gas geben mit zunächst angezogener Handbremse, erster Gang rein und kräftiges Anschieben von hinten und nach gut 45 Minuten schweißtreibender Befreiungsarbeit hatte Winnie es durch die Flussdelle geschafft.
Hätte die Einzäunung nicht eine Woche später kommen können?
Mit etwas Verspätung machten wir uns also auf nach Álamos. Wir schafften es dieses Mal ohne große Umwege die beiden Tollstationen nahe Ciudad Obregon zu umfahren und kamen kurz nach Sonnenuntergang auf dem Rancho Acosta
Trailer Park an. Dieser Campingplatz sollte unser Zuhause für die nächsten 3,5 Monate werden. Nie waren wir länger an einem und demselben Ort mit Winnie gewesen.
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