13. - 15.01.2014: Jaisalmer - Khuri Kamel Ritt

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Steintore

Mo, 13.01.2014: Bikaner −> Jaisalmer, wolkig, 20°C

Wir haben schlecht geschlafen. Helen lag direkt neben der Klimaanlage und es zog wie Hechtsuppe. Ganz zu Schweigen von den lauten Tauben, die draußen darauf landeten und den vier Busladungen junger Indier, die gestern spät abends noch ins Hotel gekommen sind und heute Morgen früh wieder raus mussten.

Wir würgten uns Bananen und Reis und einige Tassen Tee rein, um die 330km lange Fahrt nach Jaisalmer zu überstehen. Bevor wir Bikaner verließen machten wir noch einen kurzen Fotostopp beim Lalgarh Palace, einem ehemaligen Maharadscha Palast, heute ein 5-Sterne Nobelhotel, und anschließend nochmal bei der Festung. Ich wollte noch ein paar Fotos von der Außenfassade, die ich gestern nicht mehr machen konnte.

Die Straße nach Jaisalmer war bis auf ein kleines Stück sehr gut. Dennoch platzte der linke hintere Reifen von unserem Auto. Pahrlad fuhr links ran und holte den Ersatzreifen raus. Ein anderes Touri-Fahrzeug mit einem Spanischen Ehepaar hielt an und der Fahrer half beim Reifenwechsel. Sehr nett und sehr schnell! Keine 15 Minuten später waren wir wieder am Fahren.

Pahrlad kannte ein Reservoir auf der Strecke, bei dem Jungfernkraniche aus Sibirien den Winter verbringen. Ein netter kleiner Zwischenstopp.

Kurz vor Sonnenuntergang erreichten wir das The Royale Jaisalmer Hotel. Es soll eines der besten hier sein, mit tollem Blick vom Dachrestaurant auf die Jaisalmer Festung. Wir bekamen ein großes Zimmer, allerdings war das Badezimmer nicht mal sauber gemacht. Der junge Hotelmann holte den Wischmob, schloss die Badezimmertür und schruppte erst einmal. Wie immer in Indien ließ das Ergebnis zu wünschen übrig. Hinter der Toilette klebten auch anschließend immer noch Kotz- oder Durchfallreste an der Wand (siehe Foto).

Abendessen war heute Suppe und Pommes.

Di, 14.01.2014: Jaisalmer, sonnig, 21°C

Wie wechseln uns ab. Heute ging es Helen wieder schlecht. Durchfall! Sie entschloss sich den Tag im Bett zu bleiben. Uns gehen die Tabletten aus und wer weiß, ob wir die E-Coli Bakterien losgeworden sind, oder nicht? Wir essen zu wenig und dann meistens auch nur Bananen. Da kann hinten kaum was Festes rauskommen. Wir sind langsam sehr genervt und machen uns Sorgen um unsere Gesundheit. Bei mir kam heute mal nichts raus und ich habe versucht zu essen. Problem ist nur, dass es im Magen dann so gährt, dass man einen total festen Blähbauch bekommt und ständig Wind lassen muss. So muss es den Kindern in Afrika gehen. Nicht, das ich uns damit wirklich vergleichen will.

Ich bin dann so gegen 11.30 Uhr alleine losgezogen. Jaisalmer soll gut sein und wenn ich mich schon mal einigermaßen fühle, dann will ich auch was sehen. Zum Fort waren es 15 Minuten Fußweg. Ich war nicht ganz so wackelig auf den Beinen, hatte aber schnell unheimlichen Durst.

Das Jaisalmer Fort ist die einzige Mittelalterliche Festung in der Welt, die noch bewohnt wird. Von ca. 1000 Menschen, darunter viele, die Souvernirs und Klamotten verkaufen. 40 Hotels sollen sich auch auf der kleinen Fläche befinden. Der Tourismus lässt grüßen. Trotzdem war es eigentlich mal ganz entspannt so durch die engen Gassen zu schlendern. Natürlich wird man angesprochen, aber nicht so penetrant, wie an anderen Orten. Ein freundlichen "No, thank you!" mit entsprechender Handbewegung reicht.

Faszinierend sind hier die alten Gebäude mit den wunderbar verzierten Sandsteinfassaden. Wirklich schön und ziemlich gut erhalten. In den eigentlichen 7-stöckigen Palast bin ich dieses Mal gar nicht reingegangen. Hatte irgendwie keine Lust auf Spiegelsäle und Treppensteigen. Dafür habe ich mir den Hindu Tempel (mehr oder weniger schlicht) und anschließend den fantastischen Jain Tempel angeschaut. Eigentlich sind es sieben Tempel, fünf davon sind miteinerander verbunden, die anderen beiden gleich um die Ecke.

Meine Schuhe durfte ich nicht mit in den Rucksack nehmen. Der alte Mann mit Turban am Eingang bestand freundlich drauf. "Shoes safe! I watch!" Hat er auch. War ein ganz lieber und ich habe ihm später 10 Rupien in die Hand gedrückt. Er hat sich drüber gefreut. Eintritt inklusive Kameragebühren waren 200 Rupien für uns Ausländer. Und die waren die Sache wert.

Die Tempel hier sind wunderschön detailliert in den Sandstein gemeißelt. Tolle Säulen, Kuppeln, Steinbögen, Außenwände und Schreine. Natürlich fing mich am Eingang gleich wieder so eine Pseudo "Holy Man" ab. Das das mal wieder ein Schwindler war, merkte ich gleich. Er folgte mir auf Schritt und Tritt. Ich habe mir richtig Zeit für die Fotos gelassen, Helen war ja nicht dabei und da musste ich mich auch nicht beeilen. Irgendwann merkte er, dass ich ihm nicht einen Pfennig geben werde. Es stand auch überall groß auf Englisch "Don't give money to the Holy Man". Diese Scheißer dürften hier nicht mal reingelassen werden.

Ich war bestimmt über eine Stunde in den Jain Tempeln. Eine junge Inderin zeigte mir den gravierten Reiskorn. Ich hatte sie und ihre Gruppe in einem der Tempel getroffen und sie fragten mich, ob ich den Reiskorn schon entdeckt habe. Sie wären noch auf der Suche. Ich wusste gar nicht, wovon sie sprachen, denn die Hinweisschilder draußen waren alle in Hindi und das kann ich nicht lesen. Beim Ausgang traf ich die Gruppe dann noch einmal wieder und sie hatten tatsächlich diesen bedeutenden Reiskorn gefunden. Da man mir nicht genau erklären konnte, wo der nun war, führte mich eine der jungen Frauen (ich vermute Studentin aus Mumbai) dort hin. Wir standen vor einem Ton-Abbild mit vielen kleinen "Buddhas" (die Figuren sehen aus wie Buddha, aber es hat mit Buddhismus nichts zu tun). Der Jain Glaube ist nicht minder kompliziert für uns Nicht-Inder als Hinduismus und ich versuche es gar nicht erst, ihn zu erklären. In diesem Ton-Abbild gab es aber Hunderte von kleinen Tempeln mit Buddha-Figuren und über einem dieser Tempel thronte ein anderer Tempel. In diesem Tempel war der Reiskorn eingebaut. Für mich sah das aus wie ein Dreckfleck. Man hätte schon eine Lupe gebrauchen müssen, um da Gravierungen drin zu sehen. Ich habe nicht mal ein Foto davon gemacht, aber die Gruppe war happy, dieses "Highlight" gesehen zu haben. Ich habe mich mehr über die Gestik der jungen Frau gefreut und mich ganz herzlich bei ihr bedankt.

Auf dem zentralen Platz im Fort habe ich eine Trinkpause gemacht und mich im Schatten auf eine Treppe gesetzt. Von dort konnte ich auch super das Treiben beobachten. Ein älteres Ehepaar probierte Hüte aus und die Frau sah, wie ich aus etwa 20m Entfernung ein Foto von ihnen schoß. Sie stubste ihren Mann an und die beiden standen Pose für mich. Wie nett! Ich winkte dankend zurück. Ein paar Minuten später sprach mich ein junger Mann an, ob ich auf einem der Nicht-Facebook-Netzwerke (hab den Namen schon wieder vergessen) bin. Ich dachte erst "Oh, nein, schon wieder so eine Anmache", antwortete aber freundlich, dass ich das nicht bin. Es stellte sich heraus, das er der Sohn von dem älteren Paar war und seine Mutter hatte ihn geschickt, um mich zu fragen, ob ich ihnen das Foto schicken kann. Na klar doch! Gerne! Ankit gab mir seine Emailadresse und ich habe abends noch die Bilder rausgeschickt.

Ich bin dann anschließen wieder zum Hotel zurück, um mal nach Helen zu schauen. Sie hatte geschlafen und ich habe uns eine Fuhre Pommes bestellt. Wahrscheinlich nicht gerade die beste Durchfall-Diät, aber Scheiß drauf (!), wir hatten Appetit und es scheint im Moment eh egal zu sein, was wir essen.

Anschließend bin ich dann nochmal durch die Altstadt von Jaisalmer gelaufen und habe mir die drei besten Havelis angeschaut. Das sind toll verzierte Wohnhäuser von reichen Händlern (100-200 Jahre alt). Leider stand die Sonne schon etwas tief und die Lichtverhältnisse waren nicht mehr die besten. Dennoch waren sie sehenswert. Zusammen mit einem Spanischen Ehepaar wurde ich von einem Antikhändler auf die Dachterasse eingeladen. Ein schöner Blick über Jaisalmer. Natürlich mussten wir uns anschließend seine wertvollen Antiquitäten anschauen, aber gekauft hat keiner was von uns. Zu teuer und zu groß. Null Platz im Gepäck. Das Spanische Paar sprach wenig Englisch und so habe ich übersetzt, obwohl sich dann schnell herausstellte, dass der Antikhändler auch gutes Spanisch sprach. Wir drei haben uns auf dem Weg zum nächsten Haveli dann noch nett unterhalten.

Abends habe ich dann meine Bilder gemacht, Emails geschrieben und ein paar Videos hochgeladen. Ein langer Tag, aber mal ein guter! Jedenfalls für mich! Hat Spaß gemacht und Jaisalmer ist schon sehenswert und im Vergleich zu anderen Tourismushochburgen relativ entspannt.

Mi, 15.01.2014: Jaisalmer −> Khuri, sonnig, 21°C

Während sich Helen den Vormittag über noch im Hotel entspannte, bin ich heute morgen mit Pahrlad noch zu dem nahe gelegenen Lodurva Jain Tempel gefahren. Angeblich gibt es hier zwei Kobras, aber mir sind die zum Glück nicht begegnet. Die Außenfassaden sind sehr schön hier und auch der Steinbogen am Eingang. Es soll einer der ältesten Jain Tempel in dieser Region sein und der kurze Abstecher und die 100 Rupien Eintritt waren es wert.

Anschließend haben wir auf dem Rückweg nach Jaisalmer noch einen Stopp bei den königlichen Gräbern von Bada Bagh gemacht. Schöne, verzierte Kuppelbauten aus gelben Sandstein. Ich war ganz alleine vor Ort und genoss die Ruhe.

Rund um Jaisalmer sind viele Militärbasen. Teilweise liegt die Grenze zu Pakistan nur 50km entfernt und die beiden Länder stehen nicht immer auf gutem Fuß miteinander. In der flachen Wüste stehen auch viele Windturbinen. Pahrlad erzählte mir, dass es in Jaisalmer keinen Strom gegeben hat, bevor die Indische Regierung die Windräder aufstellte. Es gibt auch vereinzelt Solaranlagen-Projekte.

Nach zwei Stunden war ich wieder im Hotel, hab mir schnell im Dachrestaurant noch eine Pommes reingezogen und dann sind wir gegen 13 Uhr aufgebrochen. Ich bin beim Gadsisar See kurz für ein paar Fotos aus dem Auto gesprungen. Die anschließende Fahrt zu den Khuri Sanddünen dauerte nur etwa eine Stunde.

Wir hatten die Option nachmittags mit dem Kamel zu den Sanddünen rauszureiten. Nach Sonnenuntergang reitet man zum Hotel zurück. Wahlweise konnten wir die Nacht im Hotel oder unter freiem Himmel in den Dünen verbringen. Da unsere Gesundheit nicht die beste ist und wir bei 9°C Nachttemperatur uns nicht auch noch eine Grippe zuziehen wollten, fiel die Entscheidung nicht schwer.

Man wollte uns zunächst in einer runden Hütte (Platz für ein Bett und nicht mehr) mit einem Dach aus Zweigen unterbringen. Die Toilette war draußen im Hof. Wir waren schon in der Hütte mit Sack und Pack, als ich sah, dass es auch große Zimmer mit viel besseren Betten und eigenem Badezimmer gab. Da bei Helen immer noch Durchfall drohte, sprachen wir mit dem Manager und wurden in eines dieser Zimmer "upgegraded". Aber mal ganz ehrlich, hier hätten sie uns gleich unterbringen können. Wir haben bei Center Tours Mittelklassenhotels gebucht und bezahlt und so eine kleine Adobe Hütte fällt bestimmt nicht in diese Kathegorie.

Gegen 15.30 Uhr haben wir dann unsere beiden Kamele bestiegen. Für Helen war es der erste Kamelritt ihres Lebens. Ich bin schon mal mit Champagner-Rausch (nach dem Heißluftballon-Flug über Alice Springs) in Australien Kamelreiten gegangen. Helens Kamel hieß Lalo (männlich, 8 Jahre alt), meines Kalo (ebenfalls männlich, 12 Jahre alt). Unsere beiden Führer waren etwas älter, aber sehr nett und lieb.

Einer von ihnen sprach super Englisch und erzählte uns, dass er gerne ein Kamelweibchen zum züchten kaufen würde. 30.000 Rupien (375€) für ein 3-jähriges Kamel. Sie tragen die Babys 13 Monate lang aus, können also nur alle 2 Jahre ein Kamelbaby bekommen. Zwillinge kommen nicht vor. Die männlichen Kamele werden für die Safaris oder zum Arbeiten verkauft (für etwa 15.000 Rupien). Sie ziehen bis zu 2 Tonnen schwere Lasten hinter sich her und wir haben sie sehr viel im Straßen- und Häuserbaueinsatz gesehen. Kamele müssen wie Pferde eingeritten werden. Vorallem das Hinlegen und wieder Aufstehen auf Kommando ist mit viel Trainingsaufwand verbunden. Kamele essen pro Tag etwa 40kg Nahrung. Die Safarikamele bekommen Bohnen. Sie trinken bis zu 100 Liter Wasser in einem Stück, kommen aber je nach Jahreszeit und Hitze 3-5 Tage ohne Wasser aus. Sie können bis zu 35 Jahre alt werden.

Wir mussten uns im super breiten Sattel ganz zurücklegen, damit man beim Aufrichten des Kamels nicht aus selbigen fliegt. Leider hatten wir keine Steigbügel und unsere Beine hingen weit gespreizt über die Seite. Ziemlich unbequem! Da war der Ritt auf dem Elefanten deutlich angenehmer. Helen versuchte alle möglichen Sitzpositionen, aber Damensitz ist nicht drin. Man sitzt schon ziemlich hoch und wenn das Kamel mal ins Schaukeln kommt, dann macht man u.U. schnell den Abgang.

Unsere Führer namen die Kamele an die Leine und im Schritttempo ging es in Richtung Sanddünen. Wir versuchten gegenseitig Fotos und Videos zu machen. Nicht einfach! Nach 45 Minuten Ritt waren wir oben auf einer Sanddüne angekommen und durften absteigen. Wie John Wayne liefen wir ein paar Sekunden lang mit O-Beinen rum. Unsere beiden Kamele ließen sich streicheln und sie gähnten, was das Zeug hielt.

Wir waren die einzigen dort oben und unsere Führer überließen es uns, wann wir wieder nach Hause reiten wollten. Wir liefen ein wenig auf den Dünenkämmen entlang und genossen die absolute Stille und den weiten Blick. Ein ganz seltener Moment in Indien!

20 Minuten später kamen die anderen von unserem Hotel und wir kamen ins Gespräch mit einer Südafrikanerin. Idee war eigentlich den Sonnenuntergang von der Düne aus zu beobachten, aber es war windig und wurde zunehmend kühler. Wir beschlossen den Sonnenuntergang nicht abzuwarten und brachen etwas früher, als die anderen auf. Eine gute Entscheidung! Das Licht war schön für ein paar Schattenfotos und auch wir standen im besseren Licht dar. Für Helen hatten unsere Führer aus Schnüren auch ein paar Steigbügel gebaut und damit ging der Ritt gleich viel besser.


Khuri Kamel Ritt

Abends gab es dann ein Lagerfeuer im Hof mit Live Musik und eine junge Inderin tanzte uns was vor. Nett gemacht! Das anschließende Essen war auch sehr lecker und wir hätten es richtig genossen, wenn unsere Mägen schon wieder leicht scharfes Essen vertragen könnten.