07. - 11.11.2016: Varadero

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Mo, 07.11.2016: Trinidad nach Varadero, 300km - meistens sonnig, kurze heftige Schauer, 27°C

Um Punkt 8.30 Uhr kommt unser Taxi Collectivo. Anschließend fahren wir durch die vielen Einbahnstraßen von Trinidad und holen noch ein junges, Kubanisches Ehepaar mit ihrer kleinen Tochter ab.

Die etwas über 4-stündige Taxifahrt führt uns bis nach Cienfuegos zurück, dann weiter auf der Autobahn Richtung Havanna und dann nördlich an die Küste. Varadero ist ein Sondergebiet (Territorio especial) an der Nordküste Kubas auf der Halbinsel Hicacos, gut 120 Kilometer östlich von Havanna. Ab 1950 setzte ein erster Boom des Massentourismus ein, eine Reihe von Hotels wurden gebaut. Nach der Revolution von 1959 wurden die Grundstücke enteignet sowie der etwa 20 Kilometer lange weiße, feinsandige Strand Varaderos zur öffentlichen Nutzung freigegeben. Seit Kubas Öffnung für den internationalen Tourismus hat sich Varadero zum beliebtesten Reiseziel in Kuba entwickelt. Besonders 4- und 5-Sterne-Hotels wurden seit 1990 gebaut und seit dem kommen rund 500.000 Touristen jährlich hierher.

Unsere Casa Particular ist am westlichen Ende der Halbinsel zwischen der 19. und 20. Straße und wird von Letitia und ihrer Schwester Leydis geführt. Wir bekommen ein sehr schönes Zimmer mit einer kleinen Küche, Kühlschrank, Fernseher und auch die Trinkwasserflaschen sind mit im Preis inbegriffen. In Varadero zahlt man etwas mehr als in Havanna und dem Rest des Landes - aber die 35 CUC pro Nacht gehen total in Ordnung.

Die meisten Touristen buchen hier ein All-Inclusive-Paket in einen der Sterne-Hotels. Man erkennt sie leicht an den farbigen Armbändern am Handgelenk. Wir haben hier und da mal in eine Hotelanlage reingeschaut und die sehen alle wirklich sehr gut aus. Das Buffet ist reichhaltig, der Swimmingpool sauber und am Strand bekommt jeder seine Liege unter der schattigen Palme.

Kurz nach unserer Ankunft in Varadero gibt es einen heftigen Regenschauer. Die Wolken am Himmel sehen sehr dunkel aus und wir leihen uns von Letitia einen Regenschirm. Nach der langen Taxifahrt brauchen wir ein wenig Bewegung und so laufen wir die Avenida 1, die Hauptstraße neben dem Strand, entlang und checken die vielen Restaurants, Cafés, Supermärkte und Banken ab. Man merkt, alles ist hier ein wenig besser bestückt, als im Rest des Landes. Wir entdecken in den Supermärkten sogar Deutsche Kühne Produkte!

Da wir heute morgen kein Frühstück hatten, grummelt der Magen vor Hunger und wir gehen zum Chinesen. Das Lai Lai Restaurant liegt unweit von unserer Casa und wir bestellen Hühner Chop Suey und Curry Huhn mit frittiertem Reis. Es kommen vier große, volle Teller und wir müssen am Ende noch gut eine Portion mit zur Casa nehmen. Aber lecker war es!

Danach entspannen wir uns in unserem Zimmer. Draußen gibt es immer mal wieder einen heftigen Schauer, aber ab morgen soll das Wetter wieder sehr sonnig sein.

Di, 08.11.2016: Varadero - sonnig, 27°C

Letitia bietet uns Frühstück an, aber wir sind noch ziemlich satt von gestern Abend und lehnen ab. Die Sonne lacht tatsächlich vom Himmel und wir laufen ganz bis zur 64 Straße hoch. Ab hier kann man dann nur noch einen Bus oder eines der Taxis nehmen, um bis ans Ende der Halbinsel oder zu einer der Hotelanlagen zu kommen.

Auf dem Weg entdecken wir die Doña Neli Bäckerei. Die Auslage ist bescheiden, aber Helen kauft trotzdem zwei kleine Stückchen Kuchen mit Sahne - ein kleiner Snack auf die Hand. Wir setzen uns draußen in den Schatten und beißen in die Kuchen. Ich - mit meiner großen Klappe - habe schon das halbe Stück im Moment, als Helen auf ihrem Stück kleine Läuse rumkrabbeln sieht. Aaargh ... da wird mir gleich schlecht. Zum Glück habe ich noch nichts runter geschluckt. Wohin jetzt mit dem Scheiß? Ich sehe auf der anderen Straßenseite einen großen Baum und kotze dort den Kuchen wieder aus. Ekelhaft!

Anschließend kaufe ich mir in der großen Shoppingmall erst einmal ein Getränk, um den Geschmack und möglichen Kleintiere runter zu spülen. Helen entdeckt in der Mall ein Schokoladengeschäft. Drinnen stehen Kunden am Tresen, aber die Tür ist abgeschlossen. Eine junge Frau kommt und versucht die Tür von drinnen wieder aufzuschließen. Helen wartet und wartet ... endlich geht die Tür auf ... "Cerrado!" (geschlossen), sagt die junge Frau und schließt die Tür wieder ab. Helen guckt etwas dämlich und dreht sich dann kopfschüttelnd zu mir um. Kein guter Tag für uns!

Wir setzen unseren Spaziergang fort und einige Hundert Meter weiter entdecke ich in einer Seitenstraße eine Dulcinea Bäckerei. Das war in Havanna unsere Lieblingsbäckerei und Helen legt gleich drei Gänge zu und sprintet fast in die Tür der Bäckerei. Unsere geliebten Vanilleschnitten haben sie auch. Super! Zusammen mit einem Milchkaffee geben wir die Bestellung auf und setzen uns dann an einen Tisch - die Klimaanlage tut gut!

Die Vanilleschnitte ist zwar etwas trockener, als in Havanna, aber wenigstens ohne extra Proteine. Den Milchkaffee kann man aber nicht trinken - er ist extrem stark und verursacht fast Herzattacken bei uns. Kubanischer Kaffee oder Cappuccino sind nichts für uns!

Bis zur 64 Straße sind wir gut 5km zu Fuß gelaufen. Da es in der Mittagshitze immer wärmer wird, schlage ich vor, dass wir einen lokalen Bus zurück nehmen. An der Bushaltestelle warten und warten wir, aber auch noch 35 Minuten kommt keiner - nur die Doppeldeckerbusse (Hop-On-Hop-Off), aber der kostet pro Tag 5 CUC pro Person und der lokale Bus hätte 5 CUP (also 0,20 CUC) gekostet. Wir geben das Warten dann aber auf und laufen zu unserer Casa zurück. Auf dem Weg decken wir uns noch in einem Supermarkt mit Milch und Müsli ein.

Uns ist auf dem Spaziergang nicht ein Hotel aufgefallen, dass live CNN oder einen der anderen Amerikanischen Sender zeigt - es liefen überall nur Sportkanäle. Heute ist aber der Tag der US Präsidentschaftswahlen und das wollen wir natürlich live mitverfolgen.

Helen checkt in unserem Zimmer noch einmal die 5 Kubanischen Fernsehkanäle, aber da finden wir nichts. Es ist auch nichts in den Programmen erwähnt. Helen ist schon ganz schlechter Laune. Ich beruhige sie und sage, vor 20 Uhr passiert eh nichts. Entspann dich!

Um 19 Uhr geht Helen dann nochmals durch alle Kanäle und tatsächlich ... TeleSur, ein Lateinamerikanischer Sender, zeigt die ersten Prognosen. Es gibt zwei Studiogäste - eine Argentinierin und einen Kubanischen Professor - beides Spezialisten, wenn es um US Politik geht. Natürlich ist die Sendung auf Spanisch, aber wir verstehen das meiste. Begeistert kochen wir uns eine Tasse Tee und schmeißen uns aufs Bett. Helen steht zwischendrin immer mal wieder auf, um das Laufband am unteren Bildschirm zu lesen. Vom Bett aus können wir das auf dem kleinen Fernseher nicht erkennen.

Am Anfang sind wir noch gut gelaunt und optimistisch, aber bei Trump weiß man ja nie, was da alles passiert und so bleibt ein mulmiges Gefühl im Magen. Das elektronische Wahlsystem in den USA ist anfällig für Manipulationen. Wir haben die letzten drei US Präsidentschaftswahlen direkt in den USA mitbekommen und waren in Kanab sogar in einem der Wahllokale, um uns das genauer anzuschauen. Bei den drei Wahlen hat es Tausende von Amerikanern gegeben, die direkt im Wahllokal noch protestiert haben. Sie haben demokratisch gewählt, aber am Monitor wurde nur der Republikanische Kandidat erkannt. Im Vorfeld dieser Wahl sprach man schon von Eingriffen Russischer Hacker.

Und es kommt, wie es unser Bauchgefühl schon seit Tagen vorausgesagt hat. Ein Swingstaat nach dem anderen geht knapp an Trump. Spätestens als das Ergebnis von Florida bekanntgegeben wird, hat die Depression bei uns eingesetzt. Nicht nur wir sind schwer geschockt, sondern auch die beiden Spezialisten im TeleSur Studio. "Peligroso!" (Gefährlich!) hört man in fast jedem Satz von den beiden. Selbst Donald Trump scheint bei seiner Siegesrede geschockt oder wenigstens schwer überrascht zu sein.

Wir machen um 3 Uhr morgens den Fernseher aus. Richtig schlafen können wir danach aber nicht. Wir sind wütend auf die Amis, die ihn gewählt haben. Wir sind noch wütender auf die Amis, die gar nicht zur Wahl gegangen sind und wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass es hier nicht mit rechten Dingen zugegangen ist.

Mi, 09.11.2016: Varadero - sonnig, 27°C

Nach der langen Nacht kommen wir kaum aus den Federn. Wir schauen uns im Fernsehen noch die Reden von Hillary Clinton und Obama live an. Allerdings ist die Spanische Übersetzung sehr laut und wir können kaum ihre Originalstimmen hören.

Ich unterhalte mich anschließend noch mit Letitia über die Wahl. Auch sie ist schwer geschockt vom Ergebnis. Obama hat über die letzten Jahre versucht die Beziehungen zu Kuba zu verbessern. Erstmals hat es vor ein paar Wochen auch eine positive UN Resolution zur Aufhebung des Wirtschaftsembargos gegeben, aber unter Trump kann sich diese Entwicklung unter Umständen wieder in die andere Richtung bewegen. Keiner weiß genau, wie Trump zu den meisten wichtigen Dingen in unserer Welt steht, und das macht seine Wahl auch so gefährlich. Wer weiß, wen er sich als Berater zulegen wird. Man kann da im Moment nur abwarten. Und darin sind die Kubaner Weltmeister!

Wir gehen zu einem kleinen Stehcafé, dass wir gestern unweit von unserer Casa entdeckt haben. Das Essen dort ist sehr lecker zubereitet und sehr günstig. Die jungen Mädels im Café sind total nett und wir geben anschließend etwas Trinkgeld. In Stehcafés wird nämlich nicht automatisch eine 10%ige Servicegebühr auf die Rechnung geschrieben. Das gibt es wohl nur in Restaurants mit Sitzplätzen.

Anschließend laufen wir zur Bank und stellen fest, dass der Mexikanische Peso auf Talfahrt gegangen ist - eine der Auswirkungen der US Wahl. Der Kanadische Dollar, den wir zum Tausch verwenden, ist aber fast auf dem selben Stand, wie vor der Wahl.

Uns ist heute nicht nach viel Sightseeing zumute. Wir dödeln den ganzen Tag so vor uns hin, ich gehe mal eine Runde baden und abends gehen wir noch einen Hamburger in unserem Stehcafé essen.

Wir sind müde und gehen früh ins Bett.

Do, 10.11.2016: Varadero - sonnig, 29°C

Frühstück gibt es wieder im Stehcafé. Helen wollte einen Crêpe, aber in der Küche war das Mehl ausgegangen. Wir essen stattdessen eine Pizza. Anschließend setzen wir uns in einen der Doppeldeckerbusse (Hop-On-Hop-Off) und fahren bis zum Ende der Halbinsel und wieder zurück. Wir sind nicht ausgestiegen, da wir einfach nur mal gucken wollten, was es sonst noch alles auf der Halbinsel gibt.

Wir merken schnell, dass man oben besser auf der linken Seite sitzt. Die Busse sind so hoch, dass die tiefhängenden Baumäste eine echte Gefahr für die Passagiere sind, wenn der Bus eine Haltestelle anfährt. Wer nicht aufpasst, zerkratzt sich das ganze Gesicht! Dennoch ist die Fahrt entspannt und der Fahrtwind angenehm kühl. Oma-Tourismus, aber was solls! Die Schleife von unser Casa und wieder zurück dauert 90 Minuten und wir kommen an diversen Luxushotels vorbei. Einige sind sogar mit großen Solarzellen ausgestattet. Den Strand sehen wir vom Bus aus nicht, es ist alles mit Hotels zugebaut!

Wir trinken ein paar Tassen Tee in unserer Casa und besteigen dann noch einmal um 16 Uhr den Doppeldeckerbus. Es ist deutlich kühler am Nachmittag und wir steigen am Ende der Halbinsel bei der Marina aus. Dort schauen wir uns kurz den Strand an und machen hier und da ein paar Fotos. Alles ganz entspannt. Im Dunkeln nehmen wir einen der letzten Busse zurück und gehen noch einmal zum Lai Lai Chinesen. Frühlingsrollen und ein - leider nicht sehr heißes - Chow Mein lachen uns an.

Fr, 11.11.2016: Varadero - sonnig, 29°C

An unserem letzten Tag hier erkunden wir noch einmal den westlicheren Teil der Halbinsel. Es geht überwiegend auf einer kleinen Strandstraße entlang. Hier und da entdecken wir eine der putzigen Echsen. Es ist ein windstiller Tag und die Hitze setzt uns schnell zu. Ich kühle mich zwischendrin im Meer ab, Helen sehnt sich nach einer Tasse Tee in der Casa.

Abends gibt es ein paar Hot Dogs beim Stehcafé und anschließend ein Eis. Unsere Diät lässt etwas zu wünschen übrig, aber der Hunger hält sich hier meistens in Grenzen.

Alles in allem erneut ein sehr entspannter Tag! Varadero hat was. Normalerweise sind wir ja nicht so unter den Pauschaltouristen zu finden, aber wir können das schon verstehen, dass die Leute hier Ein- oder Zweiwochen lang alle Viere von sich strecken. Und wir sind ja auch noch Kuba gekommen, um mal einen URLAUB zu machen.