12. - 17.11.2016: Havana - Mexico City - Santiago de Chile - Bariloche - El Bolson

Klicken Sie auf ein Bild, um es größer anzuzeigen.



Sa, 12.11.2016: Varadero nach Havanna, 140km - sonnig, 28°C

Wir haben Zeit ein letztes Omelette in unserem geliebten Stehcafé zu genießen, denn unser Taxi Collectivo zurück nach Havanna soll erst um 11.30 Uhr kommen. Es schlägt aber schon 25 Minuten früher auf. Gut, dass unsere Rolltasche und die Rucksäcke schon so gut wie gepackt sind. Im Taxi sitzt schon ein junges, Deutsches Pärchen - Katarina und Andreas aus München. Wir Vier sind froh, endlich mal wieder eine Runde auf Deutsch zu schnacken und die zweistündige Fahrt geht viel zu schnell vorbei.

Helen ist mal wieder bestens informiert und bemerkt, dass wir die Küstenroute nach Havanna nehmen. Diese führt über die Puente de Bacunayagua - Kubas längste (314m) und höchste (103m) Brücke, die 1959 von Fidel Castro eingeweiht wurde. Unser Taxifahrer macht auf Helens Wunsch dort einen kleinen Stopp und so können wir schnell ein paar Fotos von der Brücke schießen.

In Havanna werden zunächst Katarina und Andreas in der Nähe ihrer vorgebuchten Casa abgesetzt. Der Fahrer kommt aus Varadero und ist etwas erstaunt darüber, dass viele Straßen in Havana Viaja wegen der Bauarbeiten gesperrt sind. Helen sitzt vorne mit ihrer Stadtkarte und da wir vor gut 4 Wochen hier fast alle Straßen abgelaufen sind, kennt sie sich bestens mit dem Einbahnstraßensystem und den blockierten Straßen aus. Sie gibt dem Fahrer Anweisungen und bringt ihn bis auf einen Straßenblock an die Casa der beiden Münchner ran. Wir verabschieden uns herzlich und dann übernimmt Helen wieder die Streckenplanung zu unserer Casa. Hab ich schon erwähnt, dass ich mich den ganzen Urlaub lang entspannt zurücklehnen konnte? Meine Süße hat alles bestens im Griff! Sehr entspannend!

Lourdes freut sich sichtlich uns wiederzusehen und wir erzählen ihr begeistert von unserer Reise durch Kuba. Sie lächelt uns glücklich an, als wir uns nochmals bei ihr für das Buchen der anderen Casas Particulares bedanken. Die waren alle super! Danke, Lourdes! Wir bekommen dieses Mal ein anderes Zimmer mit einem Doppelbett - die Matratze ist ebenfalls sehr bequem - und alles ist wie immer picobello sauber. Wir fühlen uns gleich wieder zuhause!

Wir haben noch 2,5 Tage hier in Havanna und überlegen, was wir noch so machen wollen. Helen zählt unsere restlichen Kubanischen Pesos nach. Minus der Unterkunft und dem Frühstück, sowie der Taxifahrt (30 CUC dieses Mal, da wir mitten in der Nacht zum Flughafen müssen) bleiben noch etwa 30 CUC pro Tag übrig. Insgesamt haben wir hier rund 1.700 Euro für uns beide in den letzten vier Wochen ausgegeben. Mehr, als wir sonst in unseren Wohnmobilen ausgeben, aber alles im allem nicht wirklich teuer. Kubanische Pesos kann man nicht mit ins Ausland nehmen, wer will die auch schon? Also müssen wir hier jeden Centavo noch ausgeben oder am Ende das restliche Geld wieder tauschen.

Wir packen aus, ich hole Wasser und Limetten, damit wir uns unseren Tee kochen können und wir entspannen uns ein wenig im Zimmer, um der Hitze zu entgehen. Gegen 17 Uhr machen wir uns auf die Suche nach einem Friseur. Ich hatte vor 4 Wochen in der Nähe der Casa einen gesehen, der nur 25 CUP, also etwa 1 CUC pro Schnitt nimmt. Das stand draußen groß an der Fensterscheibe, aber ich kann mich nicht mehr ganz genau erinnern, wo der war und so laufen wir die Straßen ab. Aber wir finden ihn nicht wieder! Ich frage bei anderen Friseuren nach und die wollen 10 oder gar 25 CUC haben. Touristenpreis! Dafür kann ich auch in Argentinien zum Friseur gehen.

Helen hat sich seit Wochen schon wieder auf die Crêperie in Havanna gefreut, aber die ist geschlossen. Wir fragen im Blumenladen nach und die Dame erzählt uns, dass oben das Restaurant gerade restauriert wird und erst wieder am Mittwoch aufmacht. Wir verlassen aber am Dienstag schon Kuba! Helen ist tief enttäuscht und es beginnt wieder einmal die Suche nach einem geeigneten Restaurant für uns.

Am Ende gehen wir wieder zum Italiener La Domenica. Ich habe keinen allzu großen Hunger und bestelle nur eine Suppe. Helen wollte eigentlich die gefüllten Cannellonis, aber die gibt es heute nicht. Sie bestellt Schweinemedaillons mit Nudeln und der Teller sieht auch richtig lecker aus. Das Fleisch ist aber so zäh, dass Helen es mit dem Messer nicht geschnitten bekommt. Ich probiere ebenfalls ein Stück - Schuhsohle hoch fünf! Da fallen einem die Zähne aus! Der Kellner bemerkt, wie Helen verzweifelt auf ihrem Teller herum säbelt und hat Erbarmen. Ob Helen lieber etwas anderes bestellen möchte? Helen ist inzwischen der Appetit vergangen, aber die Schokotorte lacht sie an. Sehr nett dekoriert kommt der Nachtisch keine zwei Minuten später - der Kellner hat auch noch einen zweiten Löffel für mich beigelegt - sehr aufmerksam! Leider ist die Torte tiefgefroren. Helen muss Messer und Gabel einsetzen, um das Tortenstück in kleine Häppchen zu schneiden, damit sie langsam auftaut. Ihr tun nach dem Essen die Arme weh vom vielen Hacken, Schneiden und Säbeln.

Auf dem Rückweg zur Casa entdecke ich einen Friseur, in dem Frauen schneiden (sonst sind es meistens männliche Friseure hier). Der Laden sieht total altmodisch und heruntergekommen aus und die Damen sind schon im zarten Alter, aber ich frage trotzdem nach dem Preis. 5 CUC! Auch Touristenpreis, aber besser als die anderen und ich setze mich in den Stuhl. Die meisten Frauen in Kuba haben lange Haare - ein Kurzhaarschnitt wird hier bei Frauen nur sehr selten gemacht, aber die jungen Männer haben alle sehr flotte Haarschnitte. Meine Friseurin fragt genau nach und Helen steht direkt neben uns und beobachtet jeden Schnitt. Hier und da erteilt sie Anweisungen. Sie kennt meine Haare eben aus dem FF. Ich lehne mich entspannt zurück und Helen ist mit den Damen am Quatschen und Quatschen - alles auf Spanisch und sehr lustig. Helen setzt häufig die Körpersprache ein und die Damen lachen sich tot. Der Haarschnitt dauert deswegen etwas länger, aber wir haben Spaß. Und am Ende habe ich einen super kurzen Haarschnitt und ein paar mehr Lachfalten im Gesicht!

So, 13.11.2016: Havanna - sonnig, 28°C

Da wir wieder auf einem Sonntag in Havanna sind, steht natürlich wieder ein Besuch in der Callejón de Hamel an. Die Livemusik hat uns beim letzten Mal schon so super gefallen und so ist es auch dieses Mal. Es sind die gleichen Bands, allerdings beginnt heute die gemischte Frauen-Männer-Band. Ich habe wieder viel Spaß beim People-Watching und schieße ein Foto nach dem anderen. Zwischendrin geht es wie gehabt zur Dulcinea-Bäckerei für Brause und Vanilleschnitten. So lässt es sich aushalten!

Wir entspannen uns anschließend zwei Stunden in unserem Zimmer und laufen abends noch einmal einen anderen Stadtteil von Havana Viaja ab. Der alte Bahnhof ist im Moment im Umbau und in eine Kirche kommen wir nicht rein. Aber es ist Vollmond und die Kubaner genießen den lauen Sonntag auf der Straße. In einem Viertel spielt eine Band auf einem kleinen Platz und auch hier schwingen Jung und Alt die Hüften. Immer wieder toll anzusehen.

Was essen wir bloß heute? Nichts lacht uns an. Es wird Zeit, dass wir wieder in unserem eigenen Zuhause leben und für uns selbst kochen. Wir gehen erneut zum Italiener und ich esse Spaghetti Carbonara - schmeckt immer! Helen bestellt sich eine Vorspeise - Bruchettas. Auf dem Rückweg entdecken wir einen Churros-Stand. Der Teig wird gerade zubereitet und wir müssen etwas warten. In der Schlange steht ein Deutsches Paar und die beiden erzählen uns, dass Deutschland und England jeweils ihre Qualifikationsspiele zur WM gewonnen haben, und das der HSV in den letzten 4 Wochen nicht einen Punkt gemacht hat und mit nur 2 Punkten nach 10 Spielen Tabellenletzter ist. Helen ist schwer deprimiert. Die Schokoladen-Churros heitern sie aber wieder ein wenig auf.

Mo, 14.11.2016: Havanna - sonnig, 28°C

An unserem letzten Tag in Kuba, kaufen wir beim Hotel Inglaterra Eintrittskarten für die Partagas Zigarrenfabrik. Das ursprüngliche Fabrikgebäude hinter dem Kapitol wird seit Jahren renoviert und deswegen müssen wir 3km zum neuen Fabrikgelände laufen. Kein Problem, denn auf dem Weg gibt es immer etwas zu sehen.

Partagas gehört zu den größten Zigarrenherstellern in Kuba. Hunderte von Touristen kommen hier täglich in der Woche zu einer Führung. Der Eintritt kostet 10 CUC pro Person und uns wird gleich am Eingang gesagt, dass Fotografieren hier verboten ist. Schade!

Das Fabrikgebäude ist dreistöckig und wir warten ein paar Minuten im überdachten Innenhof auf unseren Tourguide. Es gibt Touren auf Englisch, Französisch, Deutsch und Spanisch. Wir schließen uns der Englischen Gruppe an und unsere Führung ist sehr informativ. Über ein Treppenhaus geht es ganz nach oben. Hier werden die Zigarren per Hand gerollt und gepresst. Wir laufen auf dem Laubengang entlang und beobachten die Fabrikarbeiter durch die offenen Fenster und Türen.

Partagas beschäftigt 160 Mitarbeiter, davon sind 60% Frauen. Sie haben die bessere Fingerfertigkeit und verdienen das gleiche wie ihre Männlichen Kollegen, die traditionell für das Rollen der Zigarren zuständig waren. Der Lohn liegt bei 16 bis 25 CUC pro Monat ($16 bis $25 US).

Montags bis Freitags wird 8 Stunden lang pro Tag gearbeitet. Es gibt eine 1-stündige Mittagspause. Dafür müssen die Mitarbeiter bezahlen, aber das Essen ist sehr günstig und reichhaltig. Wir haben das durch die offene Tür der Kantine sehen können.

4 Wochen Urlaub gibt es im Jahr. Das ist in Kuba Standard für alle Berufe, die nicht saisonal sind. 2 Wochen im Sommer und 2 Wochen im Winter. Alle gehen zur gleichen Zeit in den Urlaub, die Fabriken sind dann geschlossen. Frauen bekommen obendrein einen 12-monatigen Schwangerschaftsurlaub mit anschließender Jobgarantie.

25.000 Zigarren werden hier bei Partagas täglich produziert. Die besten Fachkräfte schaffen bis zu 160 Zigarren am Tag, das ist aber abhängig von der Art und Größe der Zigarre. Der Lohn ist an die jeweilig gefertigte Zigarre gebunden. Je schneller man ist, desto mehr verdient man also.

Partagas produziert sieben verschiedene Zigarrensorten. Die Topmarken sind Cohiba und Montecristo Nummer 2. Jede Zigarre besteht aus fünf bis acht Tabakblättern - drei bis fünf für die Füllung, eines zum Binden und das angefeuchtete Deckblatt, das mit einem organischen Spezialkleber aus Kanada (Tragantpflanze) verklebt wird.

Wir beobachten, wie die Mitarbeiter die Mittelrippe aus den Füllblättern entfernen und sie dann mit der Hand zu einem Torpedo-artigen Stück rollen. Das Bindeblatt wird eng um die gerollten Füllblätter gewickelt. Die Zigarre kommt dann zunächst in eine Presse. Manche Mitarbeiter sitzen auch auf den Plastikpressen, um noch mehr Druck auf die Zigarren auszuüben.

Am Ende wird dann das feuchte und vorher zurechtgeschnittene Deckblatt (mit der Chaveta – eine Art Wiegemesser) um die gepresste Zigarre gewickelt. Die Zigarre wird dann je nach Sorte und Form auf eine exakt festgelegte Länge geschnitten und die Abdeckung des Mundstücks wird aus einem Teil des weggeschnittenen Deckblatts ausgestanzt (ein etwa 1,5cm großer Kreis) und vorsichtig mit dem Kleber angebracht. Fertig! Ohne das Pressen, dauert es nur wenige Minuten, um ein Zigarre zu rollen.

Es werden zwei Arten des Anbaus unterschieden. Der tabaco tapado ("bedeckter Tabak") wird unter Stoffbahnen angebaut, die die Pflanzen vor zu viel tropischer Sonne schützen, bei Bedarf aber weggeschoben werden können. Außerdem wird die Blüte nicht entfernt. So angebaut entwickeln sich dünne, sehr gleichmäßige und geschmeidige Blätter, die entgegen der landläufigen Meinung einen guten Anteil an der gesamten geschmacklichen Entwicklung der Zigarre haben. Diese Blätter sind sehr hochwertig und werden ausschließlich als Deckblatt verwendet.

Der tabaco del sol ("Tabak der Sonne") hingegen wächst unter der tropischen Sonne auf, hier werden die Blüten frühzeitig entfernt und es entwickeln sich daher kräftige und geschmackvolle Blätter, die später für die Füllung und die Bindung verwendet werden. Sie sorgen für den typischen Geschmack einer jeden Zigarrenmarke.

Nach der Ernte werden die Tabakblätter einer natürlichen Trocknung unterzogen, wobei sie gleichzeitig einen Reifungsprozess durchmachen. Das Ziel ist, ihren Gehalt an Wasser zu reduzieren, ohne dass die Blätter verfaulen. Sie werden dafür zwischen 25 und 50 Tage lang teilweise abwechselnd der Sonne ausgesetzt und im Schatten gelagert, oder vollständig im Schatten gelagert.

Anschließend werden die Tabakblätter fermentiert. Auch dieser Vorgang muss ständig kontrolliert werden, damit die Blätter nicht verrotten, zerfallen, oder sich durch die Wärmeentwicklung während der Fermentation sogar selbst entzünden. Erst während der Fermentation entstehen die spezifischen Aromen des Tabaks. Die Fermentationszeit beträgt zwischen vier und sechs Monaten, manchmal sogar bis zu acht Monaten. Partagas fermentiert die Blätter für die Topmarken sogar bis zu 2,5 Jahren.

Die gereiften und fermentierten Blätter werden nun von Hand sortiert. Erfahrene Tabakarbeiter achten hierbei auf Aussehen (bei den Deckblättern), Beschaffenheit und Bouquet der Tabakblätter. Blätter, die nicht den Anforderungen entsprechen, werden aussortiert und für Shortfiller, Zigarillos oder Zigaretten verwendet.

Jede einzelne Zigarre wird nach ihrer Herstellung einer Kontrolle unterzogen. Der Kontrolleur prüft dabei, ob Länge, Durchmesser und Form des Kopfes der Norm entsprechen. Auch auf ein ansprechendes Aussehen und ein gleichmäßig verlaufendes Deckblatt wird geachtet. Diesen Prozess dürfen wir bei Partagas leider nicht beobachten - Betriebsgeheimnis. Die fertige Zigarre wird dann bei 16 - 19°C und einer Luftfeuchtigkeit von 65 - 70% gelagert.

Zigarren, die nicht die Kontrolle bestehen, werden an die Mitarbeiter gegeben. Jeder bekommt fünf Zigarren kostenlos pro Tag. Viele davon werden sicherlich privat weiterverkauft oder verschenkt.

Speziell in Kuba sind Zigarren ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, der im Jahr 1998 rund sieben Prozent des Exportvolumens ausmachte; produziert wurden offiziell 263,5 Millionen Zigarren, von denen rund die Hälfte exportiert oder in Duty-Free-Shops verkauft wurden. Das amerikanische Handelsembargo, das seit 1962 besteht, sollte eigentlich Kubas Wirtschaft schwächen, sorgte aber hauptsächlich dafür, dass das Image kubanischer Zigarren in den USA gerade durch ihre Illegalität noch anstieg. Man schätzt, dass allein zehn Prozent des kubanischen Exports an Zigarren in die USA geschmuggelt werden. 1997 wurden in den USA 4,4 Milliarden Zigarren verkauft.

Bevor kubanische Premiumzigarren in den Handel kommen, werden sie von den meisten internationalen Distributoren zum Schutz vor Tabakkäfern für kurze Zeit tiefgefroren und danach langsam wieder aufgetaut. Durch den Gefrierprozess werden Eier und Larven des Käfers abgetötet. Während des Auftauprozesses wird die Temperatur allmählich nur sehr dosiert erhöht, damit die empfindlichen Deckblätter nicht beschädigt werden.

Die Tour ist wirklich interessant und dauert etwas weniger als eine Stunde. Leider durften wir nicht fotografieren und damit ist die Tour auch ein wenig teuer. In anderen Städten Kubas (Cienfuegos z.B.) kann man für 5 CUC eine Zigarrenfabrik besuchen.

Wir haben anschließend Hunger und das Chinatown von Havanna liegt nicht weit entfernt. In einem der beliebtesten Restaurants hier essen wir frittierte Wontons und Frühlingsrollen, aber der Teig schmeckt komisch und ist sehr trocken. Da haben wir selbst in Havanna schon bessere Frühlingsrollen gegessen.

Abends braucht Helen dann nochmal einen Nachtisch und wir laufen wieder zum Churros-Stand. Dort bedient ein junger Mann, der gestern nicht da war, und er verlangt vorab schon den doppelten Preis. Ich frage ihn, ob er lesen kann, denn die Preise sind auf einem großen Schild für alle festgelegt. Ja, lesen kann er, aber Touristen zahlen bei ihm grundsätzlich das Doppelte. Das ist wirklich das einzige Mal in unserer ganzen Zeit in Kuba - mit Ausnahme bei den Friseuren, aber da handelt es sich um eine Dienstleistung - wo man uns bescheißen wollte. Ich erkläre ihm das auf Spanisch und er zuckt nur arrogant mit der Schulter. Bezeichnenderweise steht heute Abend auch niemand anderes vor dem Stand und ich wette, dass 50% der Kunden Touristen sind. So funktioniert Kapitalismus nicht! Ich zeige ihm kurz den Mittelfinger und wir gehen weiter und essen stattdessen ein Eis.

Wir haben es tatsächlich nicht geschafft alle unsere CUCs auszugeben, und so tausche ich die restlichen in EUROS um. Das war die einzige Währung, die möglich war.

Wir packen unsere Sachen und versuchen früh ins Bett zu gehen, denn der Wecker ist auf 3.15 Uhr gestellt. Wir müssen um 4 Uhr morgens am Flughafen sein! Bis wir alles fertig haben ist es schon fast 22 Uhr. Wir bekommen also nur fünf Stunden Schlaf!

15. - 17.11.2016: Havana via Mexico City, Panama City, Santiago de Chile nach El Bolsón - sonnig, 24-28°C

Unser Taxi kommt pünktlich und José ist auch wach, um uns die Tür aufzuschließen und Tschüss zu sagen. Es ist noch stockdunkel draußen und wir sind fast das einzige Auto auf den Straßen von Havanna. Entsprechend pünktlich kommen wir am Flughafen an. Zu unserer Überraschung ist da schon eine lange Schlange vor unserem Check-In-Schalter. Auf den großen Monitoren in der Halle sehen wir den aktuellen Wetterbericht. Es rollt ein großer Sturm von Süden auf Kuba zu. Schnell weg! Das denken sich wohl auch unsere Piloten und wir besteigen die Maschine schon 20 Minuten früher.

Der 2 Stunden 45 Minuten Flug nach Mexico City ist ereignislos. Wir müssen durch die Immigration und Helen freut sich anschließend darüber, dass der Beamte den Mexikanischen Stempel direkt auf einen alten US Stempel gepresst hat. Die Mexikaner können nach der Wahl nicht gut mit den USA! Und Helen hat kaum noch Platz in ihrem Reisepass für weitere Stempel.

Ich lasse Helen in der Abflughalle vom Terminal 2 mit Sack und Pack stehen und nehme die Magnetbahn zum Terminal 1. Zu Fuß laufe ich anschließend zu dem Hostel, wo wir unsere andere Reisetasche eingelagert haben. Die ist auch noch unversehrt und innerhalb einer Stunde bin ich wieder im Terminal 2. Es ist inzwischen 12 Uhr mittags und wir hatten nur ein paar kleine Snacks zum Frühstück. Ich tausche die EUROS aus Havanna wieder in Pesos um. Der Mexikanische Peso liegt gerade bei 20 zum US Dollar. Wir haben vor zwei Jahren nur 13 zum Dollar gehabt! Wir geben das Geld gleich wieder bei Carl's Junior aus und bestellen jeweils einen Burger mit Pommes. Boah, ist das lecker! Wir gehen vielleicht zweimal im Jahr zu einem Fastfood-Restaurant, aber nach vier Wochen Kuba brauchten wir das dringend!

Es folgen zwei Flüge nach Panama City (3 Stunden 10 Minuten) und Santiago de Chile (6 Stunden über Nacht). Auf keinem der beiden Flüge gibt es eine Tasse Tee. Helen ist total entgeistert. Schlafen können wir leider auch nicht. Auf dem Flug nach Santiago fängt mitten in der Nacht eine Frau ein paar Sitze vor uns laut an zu schreien. "Que pasa? Que pasa? Un medico por favor!" Sie ist total hysterisch und weckt den ganzen Flieger auf. Ein Flugbegleiter kommt angerannt, über die Bordansage wird nach einem Arzt gerufen. Ob einer der Passagiere zufällig eine medizinische Ausbildung hat? Wir denken schon das Schlimmste und befürchten wir müssen irgendwo mit einer toten Person zwischenlanden. Aber die Lage entspannt sich relativ schnell. Der Mann oder Sohn der Frau war offensichtlich kurz bewusstlos und hat sich übergeben. Wir sehen ihn 20 Minuten später - blass im Gesicht - an uns vorbeilaufen. Er bekommt ein Bett im Heck des Fliegers, wo sonst das Flugpersonal schläft.

Wir kommen morgens um 6 Uhr in Santiago de Chile an und sind total groggy. Der Vorfall im Flieger macht uns nachdenklich. Unser Bus nach Bariloche (nochmals 20 Stunden Fahrt) geht erst um 20.30 Uhr und wir haben den ganzen Tag hier. Wir beschließen uns eine Unterkunft zu suchen, um ein paar Stunden Schlaf zu bekommen. In unserem Alter steckt man das lange Reisen ohne Schlaf auch nicht mehr so ohne weiteres weg.

Die Touristen Information im Flughafen ist nicht sehr hilfreich, aber immerhin können wir den Computer dort nutzen und uns per Internet und Booking.com ein Hostel in der Nähe der Busstation buchen. Das kostet uns zwar 35 Euro, aber der junge Mann an der Rezeption hat gar kein Problem damit, dass wir so früh einchecken und die Nacht nicht bleiben. Er macht uns sogar ein kleines Frühstück mit einem getoasteten Käse-Sandwich und einer sehr guten Tasse Tee. Wir legen uns anschließend gleich ins Bett. Draußen dröhnt zwar der laute Verkehr, aber wir sind so müde, dass wir dennoch gut sechs Stunden Schlaf bekommen. Eine ausgiebige Dusche mobilisiert unsere Kräfte und wir nutzen auch noch die gute Internetverbindung für eine Stunde. Dann nehmen wir ein Taxi zum Busbahnhof.

Pünktlich fährt der super bequeme Andesmar Bus in Santiago ab und wir bekommen tatsächlich noch einige Stunden weiteren Schlaf. Am nächsten Tag geht es gegen 13 Uhr über die Grenze nach Argentinien und wir kommen um kurz vor 16 Uhr in San Carlos de Bariloche an. Ohne Probleme kaufen wir anschließend auch noch ein Busticket nach El Bolsón. Der Bus fährt nur 30 Minuten später ab und bringt uns innerhalb von zwei Stunden nach El Bolsón.