23.-28.10.2003: Palm Springs / Indio

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23.10.2003: Joshua Tree NP - Palm Springs / Indio

Nachdem wir noch einmal unseren Abwassertank entleert haben ging in Richtung Palm Springs auf einer sehr schönen Straße, die sich teilweise sehr steil die Berge runterschlängelte. Im Tal angekommen sind wir erneut über den San Andreas Graben gefahren. Es war deutlich heißer im Tal. Der heiße Wind, der durch die Fenster strömte, kam einem Fön gleich.

Palm Springs und die anderen Orte, die direkt daran anschließen, kamen uns extrem dekadent vor. Es gibt hier in der Wüste mal eben 100 Golfplätze (Kategorie PGA). Die Leute fahren hier nur Nobelkarossen. Die Straßen sind voller Palmen, der Rasen wird hier den ganzen Tag gesprengt. Unglaublich, was die hier bei 40°C an Wasser und Energie verballern. Jede Palme ist zudem nachts angestrahlt und davon gibt es hier Tausende.

Nach einem kurzen Besuch im Visitors Center sind wir dann direkt zum AAA Office (ADAC) gefahren. Für unseren Jahresbeitrag von 65 US$ gibt es u.a. kostenlose Stadtpläne. Wir haben uns gleich den von LA und Palm Springs besorgt.

Dann sind wir zur Toyota Werkstatt gefahren. Irgendwie hatten wir uns eher eine Hinterhofgarage vorgestellt. Was dann kam, war schon wirklich komisch. Laut Stadtplan handelte es sich nur um eine kleine Seitenstraße. Wir bogen also nichts ahnend von der Hauptstraße ab und landeten direkt in einer Nobel-Auto-Meile. Tür an Tür reihten sich hier die Who-Is-Who der Autoindustrie mit riesigen Showrooms aneinander. Alle deutschen Nobelkarossen waren ebenfalls vertreten. Wir fuhren auf den Toyota Parkplatz und der einzige freie Stellplatz war direkt vor deren Eingangstür. Die Verkäufer warteten draußen auf Kunden und man sah ihren Gesichtern schon von weitem an, was sie über uns dachten.

Wir parkten also direkt neben einem nagelneuen Toyota Sportcoupé. Der Manager stürzte förmlich auf uns zu und fragte uns, was wir denn hier wollen. Wir erklärten ihm, dass wir die Werkstatt suchen. Ach so, da müssen sie ein paar hundert Meter um die Ecke gehen, sagte der Manager fast erleichtert. Er hatte wohl die Hoffnung, dass wir unseren alten Winnie direkt wieder von seinem Hof wegfahren. Wir waren aber froh, einen so tollen Parkplatz zu haben und sind die paar Meter zu Fuß gelaufen (OK, das ist in Amerika natürlich nicht üblich. Die Bürgersteige sind nicht mal zum laufen gemacht!).

Die Werkstatt wollte dann schlappe 150 US$ nur allein dafür haben, dass sie unseren Winnie mal auf eine Rampe stellen, um nachzuschauen, was u.U. das Problem mit unserem Benzintank ist. Reparaturkosten kämen dann noch oben drauf. Nein, danke! Das war uns dann doch zu teuer. M&M haben uns eine gute Garage in San Diego empfohlen. Dort wurde der Winnie damals bei deren Kauf komplett durchgecheckt und somit kennen die den Winnie entsprechend. Wir werden das dann also da machen.

Als wir wieder bei den Verkäufern ankamen, hatten die sich inzwischen mal Winnies Tachostand näher angeschaut und auf einmal wurden wir von denen mit Fragen bombardiert. So einen Toyota hatten sie noch nicht gesehen! Kirsten hat dann von der Situation gleich mal ein Foto gemacht.

Auf dem Weg zum Campingplatz haben wir dann einen Kinko´s gefunden. Dort kann man faxen, telefonieren und zum Glück auch das CD-ROM Drive für unseren Website Download benutzen. Yeepeh, endlich ist ein Update drauf! Dann haben wir uns zum Glück ein wenig verfahren - dachten wir jedenfalls. Wir kamen zufällig an einem französischen Bistro mit ganz leckeren Quiches, Crepes und vielen köstlichen Obsttorten vorbei. Es war eh Lunchtime und so haben wir uns was gegönnt. Helen konnte dem Erdbeer-Cream-Törtchen für 4 US$(!) nicht wiederstehen!

Gegen 16.30 Uhr kamen wir am anderen Ende des Tals endlich bei unserem Campingplatz an. Dieser liegt idyllisch an einem kleinen See und ein Full-Hookup Platz im Schatten der hohen Bäume kostete nur 14 US$ bzw. 16 US$ (Freitag - Sonntag)

Das restliche Feuerholz, das wir immer unter dem Tisch liegen hatten, ging uns dann so auf die Nerven, dass wir unsere Stichsäge in die Stromdose gesteckt haben und kurzerhand das Holz in kleinere Stücke zersägten. Nun passt alles in unsere Regal neben der Toilette.

Dann haben wir nach 5 Tagen unsere erste Dusche genossen. Das Wasser war lauwarm, aber das war bei dieser Hitze richtig erfrischend!

Den Rest des Abends haben wir Karten gespielt und schon wieder hat Helen haushoch gewonnen.

24.10.2003: Indio

Heute mussten wir erst einmal unsere Wäsche waschen. 3 Maschinen haben wir vollgestopft! Während die so vor sich hinwuschen, sind wir nebenan zu einem Chinesen gegangen und haben zwei leckere Mittagsmenüs gegessen. Irgendwo in einer Hose muss voll Klopapier oder ähnliches gewesen sein, jedenfalls waren in einer Maschine alle Klamotten davon betroffen. Helen musste alles ausschütteln und der Fußboden und die Maschine waren voll von Papierteilchen. Die Besitzerin des Wasch-Centers hat uns dann Schaufel und Besen gegeben, um alles wieder sauber zu machen.

Danach haben wir 3 Tümmler für je 25 Cents/9 Minuten angeschmissen. Nicht alles war trocken, aber da es so heiß im Winnie war wie in der Sauna, haben wir die feuchten Teile einfach darin aufgehängt. Wir sparen Geld wo wir nur können!

Da es draußen tierisch heiß war, beschlossen wir ins Kino zu fahren. Der nächste Film lief aber erst in zwei Stunden und so sind wir zwischendrin bei Baskin Robbins einen Cappucchino-Shake trinken gegangen. Danach haben wir dann "Runaway Jury" mit Gene Hackman, Dustin Hoffmann und John Cusack gesehen. Ein toller Film über die amerikanische Waffenindustrie, die für ein Massenschießen verantwortlich gemacht wird und vor Gericht steht.

Im Kino war es dann aber so kalt, dass wir eiskalte Füße bekommen haben und uns richtig auf die Wärme draußen freuten. Es wurde schon langsam dunkel. Wir sind dann noch schnell zu Food-4-less gefahren, um ein paar Lebensmittel einzukaufen. Freitag Abend ist wohl der Großeinkaufstag für amerikanische Familien. Die riesigen Einkaufswagen waren bis zum Anschlag gefüllt. Unser Inhalt sah dagegen richtig mickrig aus.

Helen musste dann das erste Mal im Stockdunklen zurück zum Campingplatz fahren. Klappte super, aber ist nicht wirklich unser Ding. Nach einer schnellen Dusche wurden die Karten wieder rausgeholt und dieses Mal war Kirsten besser! Wir haben die Anzahl der Karten inzwischen erhöht. Das macht es noch spannender.

25.10.2003: Indio

Heute haben wir den ganzen Tag gebacken (wieder mal leckere Franzbrötchen), gekocht (Panaculty) und unser Tagebuch auf dem Computer upgedatet. Dabei lief die Klimaanlage den ganzen Tag. Es war einfach zu heiß draußen.

Da haben es die großem Motorhomes schon besser, die verfügen über ganz andere Lüftungssysteme. Nicht weit von uns entfernt parkte ein ca. 15m langes Luxus-Modell. Die haben sogar Faltrollos in der Fahrerkabine. Teile dieser Wohnmobile lassen sich weiter nach außen ziehen. I.d.R. befinden sich darin die großen Kingssize Betten. So ein Teil kostet bestimmt locker 200.000 US$. Dafür bekommt man hier auch schon ein nettes Häuschen!

Gegen 20.00 Uhr haben wir uns in der kühlen Abendluft dann die Beine auf dem Campingplatz vertreten. Eine Windhose fegte aus dem nichts über uns rüber, dann war es wieder fast windstill. Helen war nach dem Tag so müde, dass sie bei laufender Klimaanlage - laut schnarchend - gegen 21.30 Uhr eingeschlafen ist. Kirsten hat noch schnell ihre letzten Berichte auf dem Computer fertiggeschrieben.

26.10.2003: Indio

Um 6.50 Uhr sind wir heute morgen aufgestanden, um den Desert Triathlon auf unserem Campingplatz Gelände zu beobachten. Zum Glück hatten wir nicht vergessen unsere Uhren auf Winterzeit zurückzustellen.

Der Start der ca. 780 Jedermänner erfolgte um 7.30 Uhr. Es gab 4 Gruppen (je nach Geschlecht und Altersklasse), die im 2-Minutenabstand ins Wasser sprangen. Die Teilnehmer waren zwischen 12 und 82 Jahren alt! Der Kurs bestand aus einer halben Meile (ca. 800m) Schwimmen im kalten See, 15 Meilen (ca. 24km) Fahrradfahren und 3,9 Meilen (ca. 6km) Laufen. Es wurde mit jeder Minute heißer und uns wurde schon vom Zugucken ganz schlapp!

Ein junger Mann tat uns besonders leid. Er war gerade aus dem Wasser gesprintet und mit seinem Rad durch die Wechselzone gelaufen, da kam er ohne Fahrrad schon wieder zu seinem Stand zurück, um die Luftpumpe zu holen. 5 Minuten später sahen wir ihn dann mit enttäuschter Miene sein plattes Rad in den Ständer knallen. Er ist dann aber zum Laufen noch mal angetreten. Das nennen wir Sportsgeist!

Der schnellste Mann hat nur 1 Stunde und 6 Minuten benötigt. Die schnellste Frau unglaubliche 1 Stunde und 12 Minuten. Nachdem die Siegerehrung schon längst vorbei war, kam dann die letzte Teilnehmerin mit über 3 Stunden ins Ziel. Die ist bei dieser Hitze bestimmt um den See gegangen. Wir hatten Verständnis!

Die Sieger jeder Altersklasse bekamen einen Sack Süßigkeiten, eine Medaille und einen Kürbis. Es hätte 100 US$ für den bestverkleidetsten Läufer gegeben, aber bei dieser Hitze hatte da wohl keiner Lust drauf. Hätten wir das vorher gewusst, dann wäre Helen dafür angetreten. OK, sie hätte bestimmt 2 Tage für die Strecke gebraucht, aber das wäre doch ein ganz netter Stundenlohn gewesen!

Unser einziger Sport bestand darin Kirstens Kamera-Verschlussklappe im tiefen Sand zu finden. Adlerauge Helen hat sie dann zufällig gefunden.

Ein Marine-Offizier, der seit gestern direkt neben uns parkte, ist in seiner Gruppe 7ter geworden. Er läuft normalerweise Halbmarathons und Marathons. Vor 14 Tagen hat er an einem Dreifachen Marathon teilgenommen. Wir waren von der Leistung beeindruckt, von seinem Ego nicht so sehr.

Den Rest des Tages haben wir im Schatten auf unserem Kissen-Bett verbracht. Kirsten hat zwischendrin die leckende Wasserleitung versucht zu reparieren. Da muss wohl ein neuer Verschluss her.

27.10.2003: Indio

Heute wollten wir eigentlich in Richtung San Diego zurückfahren, um am 5. November zu unserer praktischen Fahrprüfung bereit zu sein. Seit dem Samstag wüten aber schwere Waldbrände rund um San Diego und Los Angeles. Die schwersten seit Menschen Gedenken. Schon über 1000 Häuser sind abgebrannt und mehr als 12 Menschen gestorben.

Wir haben darüber durch Zufall beim Triathlon erfahren und sind heute morgen erst einmal in die Bibliothek gefahren, um im Internet nach der tatsächlichen Situation zu forschen. Leider hatte die dichteste Bibliothek am Montag geschlossen. Wir mussten also ganz nach Palm Desert fahren. Das liegt ca. 20km vom Campingplatz entfernt.

Die Berichte im Internet waren erschreckend. Süd Californien ist zum Notstandsgebiet erklärt worden. Viele Straßen sind gesperrt. Leider konnten wir nicht genau erkennen, ob wir überhaupt noch eine Chance hatten, um irgendwie nach San Diego zu kommen. Wir beschlossen, beim nächsten Visitors Center die aktuellsten Infos einzuholen.

Zwischendrin haben wir ein Lunchbuffet beim Griechen genossen und sind noch mal zu Kinko´s gefahren, um die Website upzudaten.

Die beiden Damen beim Visitors Center waren unglaublich nett. Sie haben versucht für uns auf den Campingplätzen von Mt. San Jacinto und Palomar Mountain State Parks anzurufen, doch die Leitungen waren durchgehend besetzt. Vermutlich waren durch die Feuer die Stromleitungen gekappt worden. Beide State Parks waren zwar nicht direkt vom Feuer betroffen, wurden aber aus Sicherheitsgründen für den Besuch geschlossen. Die Campingplätze sind jedoch Privatbesitz und deshalb trotzdem manchmal offen.

Wir wollten das Risiko aber nicht eingehen dort stecken zu bleiben oder womöglich noch direkt in eines der Feuer zu fahren. Da San Diego wohl komplett von einer riesigen Aschewolke überdacht ist und viele Schulen und Behörden geschlossen wurden (vermutlich auch das DMV), beschlossen wir unsere Pläne komplett zu ändern. Wir werden morgen gleich mal beim DMV in Indio anfragen, ob wir nicht dort den Fahrtest machen können. Dann können wir uns San Diego komplett sparen und direkt nach Las Vegas und in Richtung Grand Canyon fahren.

Dann sind wir wieder den ganzen Weg zurück zu unserem Campingplatz gefahren. Zwischendrin sind wir noch bei einem Kino vorbeigefahren, aber keiner der Filme sagte uns zu.

Den Rest des Abends haben wir dann gemütlich mit Zeitungslesen (haben wir beim Visitors Center abgestaubt) und Kartenspielen verbracht (Kirsten hat dieses Mal gewonnen!).

28.10.2003: Indio

Um 9.00 Uhr klopfte es an unserer Tür. Pete, verantwortlich für den Campingplatz, wollte uns nur mitteilen, das niemand im Büro ist, damit wir für die letzte Nacht bezahlen können (wir waren gerade noch in letzter Minute angekommen und wollten heute morgen bezahlen). Wir versicherten ihm, dass wir sowieso noch mindestens eine Nacht bleiben werden und nicht ohne Bezahlen weiterfahren.

Die Dusche war eiskalt heute morgen, genau das richtige, um wach zu werden. Nach dem Frühstück hat Helen noch schnell mit unserem kleinen Handstaubsauger gesaugt. Die Hausarbeit macht im Winnie richtig Spaß - ein bisschen hier, ein bisschen da ... man macht sich nicht tot und es ist trotzdem alles ganz sauber!

Danach sind wir dann zum DMV in Indio gefahren. Zu unserem Glück mussten wir dieses Mal keine Nummer ziehen und eine Stunde warten. Die nette Dame an der Info hat uns gleich zwei Termine für die praktische Fahrprüfung am 3. November gegeben. Sie bestätigte, dass das DMV in San Diego im Moment geschlossen ist und alle Termine sich entsprechend verschieben werden. Wir sind ganz froh, dass wir das jetzt in Indio erledigen können, der Verkehr ist hier viel weniger und die Straßen sind übersichtlich angeordnet.

Dann sind wir zur Bibliothek gefahren, um schnell im Internet die letzten Mails und News zu lesen. An dieser Stelle schon einmal ein großes Dankeschön an alle, die ins Gästebuch der Website oder direkt an uns schreiben. Wir freuen uns riesig über die zahlreichen Kommentare, Tipps und News aus Hamburg und der Welt!

Wir beschlossen für die nächsten Tage in die Mojave Desert (ca. 140 Meilen von Indio entfernt) zu fahren. Das liegt weiter im Osten und wir können so den Feuern entkommen und gleichzeitig was neues sehen.

Nach einem kleinen Mittagssnack im Café neben der Bibliothek haben wir dann noch schnell ein paar Autovermieter (wir benötigen für den Fahrtest ein kleines Auto, mit Winnie wollen wir den Test nicht machen) und ein paar Werkstätten angerufen.

Das Tanken war zum Glück kein Problem (hoffentlich bleibt das so!). Gegen 16.30 Uhr waren wir dann wieder auf dem Campingplatz. Während Helen Kartoffelgratin mit Blumenkohl und Käsesauce zubereitete, beobachteten wir besorgt die Rauchwolken am Himmel. Der Wind muss sich in unsere Richtung gedreht haben. Die Feuer sind aber mindestens 100km von uns entfernt. Das zeigt schon allein die Ausmaße dieser gefährlichen Feuer.

Nach dem Abendessen haben wir dann noch unser digitales Tagebuch geschrieben. Ab morgen gibt es dann wieder Campingplätze ohne Duschen und Strom!