01.-05.11.2003: 29 Palms - Palm Springs / Indio - Blythe - Prescott - Jerome - Sedona - Oak Creek Canyon - Grand Canyon

Klicken Sie auf ein Bild, um es größer anzuzeigen.

01.11.2003: 29 Palms - Palm Springs

Geweckt wurden wir heute morgen von den zahlreichen Kirchengängern. Vor der Abfahrt hat Helen noch mal schnell den Fußboden gesaugt. Mit dem kleinen Handstaubsauger dauert das immer ein bisschen, aber das ist ja Peanuts gegenüber unserer Wohnung in Hamburg.

Wir sind dann erneut in die Bibliothek in Yucca Valley gefahren, um im Internet unsere Mails zu lesen und schon mal die nächsten Stationen (Grand Canyon, Las Vegas) zu erforschen. Es macht uns immer riesigen Spaß die Kommentare im Gästebuch unserer Website zu lesen.

Dann ging es weiter nach Palm Springs. Gegen 13.30 Uhr sind wir bei einem Chinesischen Restaurant angekommen. Kirsten hat den Winnie so dicht an einem Baum geparkt, das man das Kanu fast kaum noch sehen konnte. Man vergisst immer, wie hoch der Winnie doch ist! Danach sind wir ins Kino gefahren und haben uns Mystic River mit Sean Penn, Tim Robbins, Kevin Bacon und Laurence Fishburne angeschaut. Keine schöne Geschichte und teilweise waren die Original-Stimmen schlecht zu verstehen (sogar Helen hatte Probleme).

Dann hatte Kirsten erneut ihren Auftritt. Wir mussten nach dem Film zur Toilette. Wie immer gab es auf der Damentoilette eine kleine Schlange. Man konnte deutlich sehen, dass alle Toiletten benutzt waren - bis auf die Behinderten-Toilette. Die war in der Ecke und man konnte keine Schuhe unter der Tür erkennen. Kirsten tippte die Tür vorsichtig mit dem Fingernagel des rechten Zeigefingers an und die Tür öffnete sich wie erwartet. Nur saß da eine Frau auf der Brille, die konzentriert nach unten starrte - ihre Handtasche stand auf dem Boden neben ihr. Sie bemerkte erst, was passierte, als Kirsten ganz in die Toilette ging, um die Tür, die inzwischen Sperrangelweit offen stand, wieder zuzumachen.

"Sorry", sagte Kirsten und konnte gerade noch einen Lachanfall unterdrücken. Helen war puterrot angelaufen! Dann verschwand Kirsten schnell auf einer anderen Toilette. Sie hätte sich vor Lachen definitiv in die Hose gemacht, wenn sie nicht schon in der Toilette gewesen wäre. Helen musste dann ausgerechnet noch auf die Behinderten-Toilette. Sie konnte der Frau nicht ins Gesicht schauen, als diese aus der Tür kam. Die Tür hatte offensichtlich einen Defekt - Helen benötigte ebenfalls eine Minute, um sie zu schließen.

Es war bereits dunkel geworden, als wir das Kino verließen. Da wir morgen den Mietwagen vom Flughafen in Palm Springs abholen müssen, wollte wir nicht ganz nach Indio (ca. 45km entfernt) zum Camping Platz rausfahren. Wir hatten gehört, dass man nachts überall in den USA auf den Parkplätzen von Walmart übernachten darf. Der Gründer von Walmart ist selbst ein Motorhome Besitzer und hat das verordnet.

Leider mussten wir feststellen, dass das in Palm Springs offensichtlich nicht der Fall ist, den große Verbotsschilder hielten uns davon ab hier zu bleiben. Helen hatte dann die Idee zur nächsten Bibliothek zu fahren, die sind i.d.R. nur bis 17.00 Uhr geöffnet und dann ist der Parkplatz leer. Die nächste war zum Glück nicht weit und wie sich herausstellte, lag sie gleich neben einem Baseball Stadium. Der Parkplatz war riesig und es gab keine Verbotsschilder - nur Hinweise auf tieffliegende Baseball Bälle. In der hintersten Ecke entdeckten wir dann noch zwei andere Motorhomes, die über Nacht dort parkten. Wir haben uns einfach daneben gestellt.

02.11.2003: Palm Springs - Indio

Die Nacht war ruhig. Am Morgen wurden wir dann von einem Vogel geweckt, der auf unserem Dach spazieren ging.

Nach den Frühstück sind wir zum Flughafen gefahren, um schon mal zu schauen, wo die Car Rental Firmen sind. Den Wagen werden wir aber erst um 14 Uhr abholen, damit wir morgen ausreichend Zeit haben, um ihn zurückzubringen. In der Zwischenzeit haben wir dann unsere Wäsche gewaschen (hat ein bisschen gedauert, bis wir eine Laundry hier in dieser feinen Gegend von Palms Springs gefunden haben).

Dann ging es wieder zum Flughafen. Wir hatten die kleinste Kategorie gebucht, um damit morgen unseren praktischen Fahrtest zu machen. Für 46 US$ (inkl. Versicherungen) haben wir dann aber einen echten Chrysler Sportschlitten bekommen. Holla, was für ein Gerät. Von wegen "kleinste Kategorie" ... so etwas bekommt man in Deutschland nicht mal in der teuersten! Das zeigt, welche Nobelkarossen hier so in Palm Springs unterwegs sind.

Kirsten musste dann mit dem Schlitten voraus zum Camping Platz am Lake Cahuilla fahren. Im Gegensatz zum Winnie konnte man den Motor beim Anlassen gar nicht hören. War die Maschine schon an? Und dann das erste Mal auf Gaspedal treten ... Wuuuammmmm ... schon war man auf 80 h/km. Na, das kann ja heiter werden bei der Fahrprüfung!

Nachdem wir den Winnie auf dem Campingplatz abgestellt hatten, wollte Helen ebenfalls eine Probefahrt machen. Am schwierigsten wird morgen das rückwärts Einparken sein. Man kann vorne das Ende der Kühlerhaube nicht sehen und hat hinten kein Gefühl dafür, wir lang das Teil ist. Unsere Einparkversuche auf einem leeren Parkplatz waren kläglich und Helen stehen die Angstschweißperlen auf der Stirn.

Zum Abendessen gab es die Reste vom Chinesisch. Wir haben nebenbei noch mal das Handbuch für den Führerscheintest studiert. Gegen 19 Uhr hatte uns Pete (der Host des Campgrounds) zu einer Partie Scrabble in seinen Wohnwagen eingeladen. Kirsten hat gewonnen - mit Hilfe des Lexikons!

Dann wurde noch das digitale Tagebuch upgedated und um 11.30 Uhr ging es ins Bett.

03.11.2003: Indio - Rastplatz bei Blythe

Heute morgen sind wir um 7.45 Uhr aufgestanden. Helen ist mit dem Mietauto zum DMV gefahren, da sie als erste die Fahrprüfung hatte. Kirsten fuhr mit dem Winnie hinterher. Helen musste eine halbe Stunde warten, da es bereits um 9.30 Uhr eine kleine Schlange vor dem DMV gab.

Wir konnten die anderen beobachten und wussten, dass der Fahrprüfer zunächst wissen wollte, wie die Scheinwerfer, Blinker, Bremsen, Lichter etc. funktionierten. Der Prüfling musste außerdem die entsprechenden Handzeichen - im Falle eines Ausfalls der Blinklichter - machen. Erst dann stieg der Prüfer ins Auto und los ging es.

Helen war unglaublich nervös. Ihre Hände waren so feucht, dass sie Angst hatte während der Fahrt das Lenkrad loslassen zu müssen, um sich die Hände an der Hose abzuwischen. Kirsten war relativ entspannt - einer wird schon durchkommen und wenn Helen es schafft, dann spielt es keine Rolle, ob Kirsten durchfällt oder nicht.

Helens Fahrprüfung dauerte exakt 7 Minuten (!). Kirsten musste während dessen auf dem Parkplatz des DMVs warten. Der Fahrprüfer fragte Helen kurz, ob sie schon einen Führerschein besitzt und nahm die Sache dann entsprechend gelassen. Helen musste einmal um den Block fahren. Dabei ging es in eine Wohnsiedlung. Wir hatten uns vorher schon eingebläut, dass man hier nur 25 Meilen (40km/h) fahren darf. Der schwierigste Teil der Prüfung war das Rückwärtsfahren über ca. 10 Meter an einem Bordstein. Mit dem Mietwagen war das gar nicht so einfach, da man weder den Kofferraum noch das Dahinterliegende wirklich sehen konnte. Lächerlich war dann das Einparken auf dem DMV Parkplatz. Man musste VORWÄRTS in eine breite Parklücke fahren. Wofür haben wir eigentlich das rückwärts Einparken geübt?

Kirsten wusste sofort, das Helen bestanden hatte. Man sah ihr die Erleichterung schon von weitem an. Kirsten konnte dann direkt im Anschluss ihre Runde drehen - genau die gleiche wie Helen. Die schwierigste Hürde kam gleich am Anfang. Kirsten musste rückwärts aus der Parklücke fahren und ein Idiot (der hatte gerade vor Helen seine Fahrprüfung gemacht) lief ihr dabei direkt in die Fahrbahn. Zum Glück hat Kirsten ihn noch gesehen - sonst wäre es das schon gewesen.

Der Fahrprüfer hatte im Anschluss nur zwei Dinge zu bemängeln - sie war in der Wohngegend etwas zu langsam gefahren (besser so als anders herum!) und hätte noch weiter weg vor einer Stopp-Linie direkt vor einer Schule stoppen sollen. Bei Helen hat er das gleiche bemängelt. Peanuts! Yeapee - beide haben bestanden. Die entgültigen Führerscheine werden uns dann Anfang Januar per Post zugeschickt.

Danach sind wir dann kurz Tanken und Schoppen gefahren - Helen wieder mit dem Mietauto (jetzt fand sie es endlich klasse und gab Gas!). Auf dem Weg zum Flughafen haben wir noch schnell unsere Website abgedated. Das Auto musste bis 14.00 Uhr am Flughafen abgegeben werden - vollgetankt. Das wurde dann zu einem kleinen Problem, denn wir durften laut Vertrag nur Tankstellen im Umkreis von 10 Meilen vom Flughafen nutzen. Helen verpasste leider diverse und so war es dann auf einmal 13.45 Uhr, als wir am Flughafen - ungetankt - ankamen. Kirsten sprang schnell auf den Beifahrersitz, nachdem wir Winnie in einer Seitenstraße geparkt hatten. Dann begann die Raserei rund um den Flughafen. In letzter Sekunde fanden wir eine Tankstelle und gaben das Auto um Punkt 14.00 Uhr am Flughafen wieder ab. Stress!

Wir mussten uns dann erst einmal mit einem Mexikanischen Snack entspannen. Dann ging es direkt auf die Autobahn 10 in Richtung Blythe. Wir wollten soweit kommen wir möglich. Auf der Autobahn wurden wir dann von einem Haus überholt. Ja, richtig ... die Amis ziehen gleich mit ihren Häusern um. Sehr praktisch. Bestimmt müssen die nicht mal Umzugskartons packen.

Mit lauter Musik und bei strahlendem Sonnenschein sind wir dann gemütlich bis zur Grenze von Arizona gefahren. Gegen 17.00 Uhr passierten wir Blythe. Wir hatten keine Lust Geld für einen Campingplatz auszugeben und so haben wir einfach auf einer Raststätte kurz hinter Blythe unseren Winnie abgestellt. Mittenmang von großen Trucks.

Wie sich während der Nacht herausstellte, war das keine gute Idee. Die Trucks kamen und gingen im Minutentakt und die Dinger sind laut. Wir haben kaum ein Auge bei dem Lärm zubekommen. Na ja, man lernt ja immer wieder dazu. Rastplätze werden nicht mehr im Programm aufgenommen!

04.11.2003: Rastplatz bei Blythe - Prescott

Wir haben uns entschlossen die Autobahn zu verlassen und statt dessen auf einer ruhigen Landstraße durch die tolle Landschaft in Richtung Prescott zu fahren. Die Fahrt führte auf eine steile Bergstraße mit vielen engen Serpentinen. Juhu, endlich mal eine kurvige Strecke! In Amerika geht es auf den meisten Straßen für Hunderte von Kilometern nur geradeaus. Das ist insofern ganz schön anstrengend, als das man sich sehr darauf konzentrieren muss nicht einzuschlafen. Wir hatten da schon entsprechende Stories drüber gehört.

Prescott lag hoch in den Bergen und zu unserer Freude gab es dort nicht nur viele Bäume (nach den vielen Wüsten eine Wohltat!) sondern auch frische kühle Luft! Wir sind in Shorts dort angekommen und mussten gleich erst einmal lange Hosen anziehen.

Prescott ist eine historische Westernstadt, in der schon Wyatt Earp und Doc Holiday ihr Unwesen trieben. In der Whisky Row gibt es noch heute den berühmten Palace Saloon. Hier wurden diverse Westernfilme mit John Wayne und Steve McQueen gedreht. Wir haben da Fish and Chips zum Mittagessen gegessen.

Danach haben wir unsere Mails in der Bibliothek gecheckt und sind im Anschluss zum Lynx Lake gefahren. Die nette Dame im Visitors Center hat uns den Tipp fürs kostenlose Campen gegeben. Die offiziellen Campingplätze waren da schon für den Winter geschlossen und so haben wir uns auf den Parkplatz des Cafés gestellt. Das hatte heute geschlossen und so waren wir allein. Na ja, nicht ganz. Zwei hungrige Katzen wieselten um unsere Beine herum. Wir hatten Erbarmen und haben ihnen etwas Milch gegeben. Zum Dank haben die beiden dann auf unserer warmen Motorhaube Platz genommen.

Es wurde verdammt kalt, als die Sonne unterging. Um den Gefrierpunkt und wir haben die Heizung nicht anbekommen. Der Ventilator pustete nur kalte Luft in den Winnie. Die Gebrauchsanweisung machte uns auch nicht schlauer und so haben wir letztendlich die Wärmflasche rausgeholt, uns in warme Klamotten gehüllt und sind bereits um 19.30 Uhr ins Bett gegangen.

05.11.2003: Prescott - Grand Canyon

Brrrrr ... war das Schweinekalt im Winnie als wir gegen 9.00 Uhr aufgestanden sind. Die Scheiben waren von innen mit Eis bedeckt. Zum Glück gab es im Café heißen Kaffee. Helen hatte sich für ein herzhaften Bacon & Egg Sandwich entschieden. Kirsten kämpfte mit einem monströsen Blueberry Pfannekuchen. Die Hälfte wurde mal wieder als Doggy Bag mitgenommen. Von der Wirtin haben wir dann erfahren, dass es letzte Nacht -9°C waren. Das wir das ohne Heizung überlebt haben! Zu unsere Überraschung haben wir von der Wirtin zwei Postkarten geschenkt bekommen.

Zum Glück schien die Sonne und es wurde draußen wärmer. Wir haben kurz beim Walker Lake für ein Foto angehalten und sind dann weiter nach Jerome gefahren. Jerome ist eine Bergbaustadt, die an eine steile Bergwand gebaut ist. Die Hauptattraktion ist das Gefängnis, dass ca. 100 Meter den Hang hinuntergerutscht ist, als einige der Bergbau-Tunnel kollabierten. Zum Glück war zu dem Zeitpunkt niemand inhaftiert.

Auf unserem Weg zum Grand Canyon passierten wir Sedona (berühmt für die tollen roten Felsformationen). Hier müssen wir nächstes Jahr noch mal hin. Im Ort werden alle Gebäude (einschließlich Tankstellen) im Adobe-Rot-Ton gehalten - angepasst an die Umgebung.

Kurz danach sind wir für einen kleinen Rundgang am Oak Creek Canyon ausgestiegen. Helen wurde da von irgendetwas in den Hals gestochen. Zum Glück schwoll dieser nicht an!

Gegen 16.00 Uhr erreichten wir Flagstaff. Hier gibt es den höchsten Berg Arizonas, den Humphreys Peak mit über 4200m. Er war bereits mit Schnee bedeckt.

Die Fahrt führte uns über das 2500m hohe Grand Canyon Plateau. Den Canyon kann man aber von weitem nicht sehen, dafür ein paar Waldbrände. Hoffentlich sind die nicht da, wo wir hinwollen.

Gegen 17.20 Uhr sind wir dann am Mather Campground im Grand Canyon Village angekommen. In den letzten 10 Jahren hat sich hier viel verändert. Kirsten war schon 1993 am Grand Canyon, konnte aber nicht Vertrautes entdecken. Aufgrund der hohen Besucherzahlen wurden diverse neue Straßen, Hotels, Campingplätze und ein neuer Flughafen gebaut.

Wir mussten uns beeilen, da die Duschen schon um 18.00 Uhr geschlossen wurden. Neben den 15 US$ Campingplatzgebühren musste man noch 1,25 US$ für 5 Minuten unter der Dusche bezahlen. Wir haben uns schnell zu zweit darunter gestellt.

Die Wettervorhersage sagte -6°C für die Nacht voraus. Letzte Nacht waren es hier sogar -12°C. Wir hatten die geniale Idee die vorderen Fenster mit unseren großen Plastikplanen abzudecken, um zu verhindern, dass die kalte Luft über die Fenster in den Winnie gelangt. Das funktionierte wunderbar. Das Alkovenfenster beschlug nicht einmal von drinnen und somit tropfte kein Kondensationswasser auf unser Bett. Die anderen Fenster wurden mit Bettlaken und Schaumstoffmatten von innen bedeckt, da unsere Heizung immer noch nicht funktionierte.

Thumps, Orphy, Heikoline und Dörte (unsere kleine Familie) durften das Bett anwärmen, während wir uns Kartoffeln mit Petersiliensauce und Fisch zum Abendessen zubereiteten.

Gegen 21.30 Uhr ging es erneut mit Wärmflasche und Fleeceklamotten ins Bett. Uns war ziemlich warm!