12.-18.01.2004: Guerrero Negro - Ojo de Liebre - San Ignacio - Santispac Beach - El Requeson Beach

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In Guerrero Negro haben wir Dirk (35, aus Berlin) im Internetcafé getroffen. Es ist erst vor 4 Tagen in Los Angeles gelandet und seit dem nur mit dem Bus unterwegs gewesen. Er erzählte uns von einer Absteige in Tijuana - wenn er nicht todmüde ins Bett gefallen wäre, dann hätte er sich etwas anderes gesucht. Dann hat er den Nachtbus von Tijuana nach Guerrero Negro genommen, in der Hoffnung etwas Schlaf zu bekommen. Wie gefährlich so eine Fahrt sein kann, war im bestimmt noch gar nicht bewusst. Schlaf hat er bei dem Geschaukel auch nicht bekommen. Der Ärmste sah leichenblass aus und wir haben ihn gefragt, ob er nicht mit uns den Sonnenuntergang am Pier draußen bei den Sanddünen anschauen möchte. Er hat sich richtig darüber gefreut - endlich mal Natur und frische Luft nach 4 Tagen Stress ohne Ende. Mit dem Rucksack will er in den nächsten 4 Monaten ganz bis nach Guatemala reisen.

Am nächsten Tag haben wir ihn dann mit zur Whalewatching Station in der Ojo de Liebre Bucht genommen. Ca. 10km südlich von Guerrero Negro ging eine 27km lange Sandstraße zu der Bucht. Wir haben dafür eine Stunde benötigt. An einer Stelle mussten wir einen steilen Abhang hinunterfahren. Kirsten stieg aus, um den besten Übergang zu finden. Helen gab Gas und eh Kirsten noch warnen konnten lag der Winnie schräg in der Luft. Der rechte Vorderreifen drehte sich ohne Bodenkontakt in 50cm Höhe. Kirsten blieb der Schrei im Halse stecken. Scheiße, der Winnie kippt um! Helen hatte die Gefahr unterschätzt und konnte nicht mehr gegenlenken. Winnie fuhr aus eigener Kraft auf 4 Hinterrädern und einem Vorderrad den Hang runter und landete unten zum Glück wieder auf allen Reifen. Man, war das knapp gewesen! Kirsten konnte sich minutenlang nicht beruhigen - das Adrenalin war ihr heftig in die Adern geschossen. Helen beklagte sich nur darüber, dass Kirsten das ganze nicht auf Video aufgenommen hatte. Typisch!

Für das Campen an der Bucht mussten wir einmalig 33 Pesos (3US$ zahlen). Es gab keine Duschen, dafür aber Toiletten in Hochsitzhäusern (toller Panoramablick von der Klobrille aus!) und ein hagelneues Restaurant. Das wurde wohl gerade von ein paar Offiziellen abgenommen. Dirk lud uns zu einem leckeren Café con leche ein. Von der Sonnenterasse aus sahen wir zwei Grauwale in der Bucht.

Kurze Zeit später gesellten sich Ingo und Marika zu uns. Die beiden kommen aus der Nähe von Dresden und wollen die nächsten 3-4 Jahre in ihrem einzigartigen Allrad-Mercedes um die Welt reisen. Wie wir erst viel später feststellten, ist Ingo eine echte Berühmtheit. Die Bildzeitung nannte ihn den "Reinhold Messner des Ostens"! Mit 9 Monaten hat Ingo eine Diphtherie Spritze ins rechte Bein bekommen, die so unglücklich einen Nerv getroffen hat, dass Ingo seit dem eine unterstützende Beinprothese tragen muss. Diese Behinderung hat Ingo aber nicht davon abgehalten zu reisen und diverse Sportarten auszuüben. U.a. hat er an den Straßenfahrrad-Qualifikationsrennen zu den Para-Olympischen Spielen in Barcelona teilgenommen. Im MDR-Fernsehen hat er über seine Hundeschlittentour durch Finnland bei -40°C berichtet. Seit Jahren arbeitet er als freier Journalist und Fotograf und finanziert so seine Reisen.

Die beiden waren uns auf Anhieb sympathisch - Marika mit ihrem trockenen und direkten Schnack, Ingo in seiner unendlichen Gelassenheit. Kurzerhand wurde der Ursinus (so heißt deren Allrad-Fahrzeug) neben dem Winnie geparkt, das Lagerfeuer angezündet und gemeinsam das Abendessen zubereitet. Ingo hat Brot im Feuer gebacken, dazu gab es Pasta mit Gemüse-Tomaten-Sauce. Dem armen Dirk wurde ganz schwindelig, als er von den vielen Abenteuern und Reisen hörte, aber er hat bestimmt sehr viele wertvolle Tipps für seine erste Reise mitgenommen.

Ein toller Abend mit tollen Leuten. Alles über Ingos und Marikas Reise kann man nachlesen unter: www.ingo-engemann.de. Dirk hat die Nacht draußen unter unserer Plane auf seiner Isomatte verbracht. Er dachte, dass es in Mexiko zu dieser Zeit wesentlich wärmer sei und hat kein Zelt mitgebracht. Der Ärmste hat bestimmt ganz schön gefroren.

Am nächsten morgen haben wir dann gemeinsam gefrühstückt und sind Whalewatching gegangen. Ojo de Liebre ist eine von drei Buchten in der Baja California, in denen sich die Grauwale zwischen Januar und März zur Paarung treffen, ihre Jungen gebären und die Kleinen 3 Monate lang für die lange Reise in den Norden aufpäppeln. Im März können sich hier in der flachen Bucht bis zu 1500 Wale aufhalten.

Kirsten konnte mit ihren paar Spanischkenntnissen einen Gruppenrabatt rausholen (Marika und Dirk durften als "Kinder" an Bord). Die Bootstour dauerte fast 2 Stunden und wir haben diverse Grauwal-Mütter mit ihren kleinen Walbabys gesehen. Dreimal kam sogar der ganze Kopf heraus, die Grauwale wollten mal schauen, wer denn da so wild fotografiert. Eine Mutter schwamm mit ihrem Baby direkt unter dem Boot hindurch.


Tolle Whale Watching Tour.

Unglücklicherweise ging Kirsten zum Ende der Tour die Fotokamera kaputt. Zwei Schrauben hatten sich aus dem Zoomring gelöst. Der war seit der Galapagostour bereits gebrochen gewesen und gab jetzt seinen Geist auf. Die Kamera fokussiert nicht mehr und reparieren kann man die in der Baja auf nicht. Wir werden wohl in San Diego eine neue kaufen müssen. Bis dahin muss die Videokamera herhalten, die Bilder haben leider nicht die gleiche Qualität.

Während die anderen nach Guerrero Negro fuhren um Besorgungen zu machen, hat Helen Kirsten wieder die Haare geschnitten. Super! Helen hatte Kamm und Schere profimäßig voll im Griff und Dirks Rasierer wurde für den Nacken benutzt. Marika war gleich Feuer und Flamme und Helen versprach ihr am nächsten Tag die Haare zu schneiden.

Am 15. Januar haben wir dann die Bucht verlassen. Ingo und Marika fuhren bis zu dem Abhang hinter uns her, aber inzwischen war ein anderer flacherer Übergang gebaut worden und Winnie schaffte den ohne Probleme. Am späten Nachmittag haben wir uns dann alle in San Ignacio wiedergetroffen. Kirsten handelte erneut einen guten Preis beim besten Campground in der Stadt aus - wir versprachen dafür auch ins angrenzende Restaurant zum Abendessen zu kommen.

Der Campground hatte tolle neue Duschen. Marika wurden schnell die Haare gewaschen und Helen schnitt ihr danach die Spitzen. Marika traute dem Braten nicht ganz - insbesondere als sich Helen mit der Schere in die Hand schnitt und stark blutete.


Helen schneidet Marika die Haare.

Das Restaurant servierte leckeres Essen zu moderaten Preisen und wir haben den letzten Abend ganz entspannt dort verbracht. Ingo musste zum hundertsten Mal den Ursinus erklären - die beiden haben den eigenhändig zusammen mit ein paar Spezialfirmen gebaut. Ingo hat all seine Reiseerfahrung in dieses kompakte Allrad-Wohnmobil gesteckt.

Am nächsten Morgen hieß es dann Abschied nehmen. Ingo und Marika wollten Offroad fahren - nichts für den Winnie. Wir haben uns noch schnell die alte Missionkirche in San Ingnacio angeschaut, Dirk dann mit nach Santa Rosalia genommen, dort zusammen Mittag gegessen und Dirk dann bei einem Motel abgesetzt. Vor dem Motel kam es fast zu einer Prügelei zwischen zwei Europäern, die mit dem Fahrrad die Baja bereisen, und Einheimischen. Wir wissen nicht warum, konnten aber beobachten, dass andere Passanten eingriffen.

Inzwischen war es bereits 16.40 Uhr geworden und wir mussten uns sputen, um im Hellen noch einen Campingplatz zu finden. In der Baja sollte man kein Free-Camping in der Walachei machen. Gestern wurde ein amerikanisches Pärchen in der Nähe von Ensenada angegriffen und die Frau musste mit Schädelbasisbruch ins Krankenhaus.

Kurz vor Sonnenuntergang sind wir beim Santispac Beach südlich von Mulege angekommen und haben dort für 7US$ die Nacht über gestanden. Laut Reiseführer sollte es da heiße Duschen und Strom geben, aber das war wohl mal. Nicht einmal Toiletten gab es. Der Strand war proppenvoll mit amerikanischen Wohnmobilen. Wir wurden durch Zufall in eine der selbstgebauten Holzhütten eingeladen. Ein amerikanisches Pärchen verbringt hier seit 17 Jahren den Sommer - eine tolle Bucht mit super Blick, aber sonst???? Kirsten hatte zum ersten Mal seit der Abreise aus Hamburg Migräne und musste leider in den Mülleimer kotzen.

Am nächsten Morgen sind wir dann nur 25km weiter südlich zum El Requeson Beach gefahren. Der sehr schöne weiße Strand liegt in der Mitte von zwei Buchten und ist mit einer kleinen Insel verbunden. Mit dem Wohnmobil kann man bequem auf dem Sand parken und hat zu beiden Seiten eine Blick aufs Wasser. Toll! Leider ist das Wasser in den Buchten so flach, dass wir das Kayak nicht ins Wasser lassen konnten.

Wir haben zwei Nächte dort verbracht und entspannt die Sonne genossen. Straßenhändler kamen von Zeit zu Zeit vorbei und boten Stoffe, Schmuck und Meeresfrüchte an. Wir haben frisches Gemüse vom Kofferraum eines Händlers gekauft. Das wurde Abends in Alufolie zusammen mit Hähnchen und Kartoffeln auf dem Lagerfeuer gegart. Lecker!