12.-18.04.2004: Grand Teton NP - Targhee NF - Ashton - Island Park - Yellowstone NP

Klicken Sie auf ein Bild, um es größer anzuzeigen.

Lautes Vogelgezwitscher weckte uns am Morgen. Die Sonne schien und wir genossen den Kaffee draußen - die Erdhörnchen boten uns dabei eine kleine Show. Süß!

Es waren nur 32 Kilometer bis Jackson, dem Ausgangspunkt zum Grand Teton NP. Der kleine Ort sieht aus wie ein typisches Skidorf in den Alpen - überall Holzhäuser im Jagt- und Westernstil.

Wir mussten uns mal wieder um Winnie kümmern und kauften neue Bremsflüssigkeit, Motoröl und einen neuen Dumpschlauch. Jetzt musste nur noch der Abwasserverschluss für den Toilettentank ausgetauscht werden. Wir fuhren zu einem Hardware-Händler, um uns eine Akku-Bohrmaschine und einen sogenannten "Easy-Out" (einen Bohrer mit Gewinde zum Entfernen von abgebrochenen Schrauben) zu besorgen. Ausnahmsweise trafen wir mal auf einen sehr netten Verkäufer. Er schaute sich unsere abgebrochenen Schrauben an und versuchte sie sogar mit einem Hammer und Stechbolzen rauszuhauen. Die saßen aber so fest, dass er uns davon abriet für teures Geld einen Bohrer und Easy-Out zu kaufen. Statt dessen empfahl er uns eine Werkstatt im Ort.

Wir fuhren erst einmal in die Bibliothek und zum Visitor Center und erkundigten uns nach den Straßenverhältnissen im Grand Teton und Yellowstone NP. Leider war die Verbindungsstraße zwischen den beiden National Parks wegen Schnee geschlossen, was bedeutete, dass wir einen Umweg von 300km machen müssen. Die einzige offene Einfahrt in den Yellowstone NP war zur Zeit im Norden, die Westeinfahrt sollte allerdings diesen Freitag geöffnet werden. Wir konnten uns also 4 Tage Zeit lassen.

Unsere beiden Tage im Grand Teton NP waren sehr schön. Die Sonne schien überwiegend und außer ein paar einheimischen Anglern waren wir die einzigen Touristen dort zu dieser Zeit. Es lag noch relativ viel Schnee im Park und der See war immer noch leicht zugefroren. Eine wunderschöne Winterlandschaft mit den über 100%0 Meter hohen Bergen im Hintergrund. Leider hatten wir keine Schneeschuhe dabei und konnten deshalb nicht wirklich wandern gehen. Die Wanderwege waren immer noch vom Schnee bedeckt und man sackte bis zu den Knien ein - sehr anstrengend, aber lustig!

In der ersten Nacht haben wir kostenlos auf dem noch nicht geöffneten Coulter Bay Campground gestanden. Am nächsten morgen wurden wir unsanft von einer lauten Schneeraupe geweckt, die auf dem Campingplatz die Wege freimachte. Am Jackson Damm haben wir in der Sonne gefrühstückt und die Angler beobachtet. Einer hatte 5 große Forellen innerhalb von 2 Stunden gefangen.

Auf dem Rückweg vom Snake River mussten wir eine 25%ige Steigung hoch. Helen fuhr und wurde immer langsamer und langsamer. Kirsten dachte erst, dass sich Helen einen Spaß erlaubt, aber Winnie hatte echte Mühe da hoch zu kommen. Gott sein Dank, hat er es mit letzter Kraft geschafft.

Auf dem Weg zu unserem zweiten Campground am Lower Slide Lake konnten wir die Ranger bei einer Rettungsübung beobachten. An einer steilen Felswand waren 3 Gruppen postiert und ein Hubschrauber hat diese abwechselnd angeflogen, um den Rettungsschlitten und die Ranger hinzubringen und später wieder abzuholen. Es war ganz schön windig und wir waren begeistert von der Präzision des Hubschrauber-Piloten. Das Seil landete immer zielgenau in den Händen der Retter.

Vor die Sonne schoben sich ein paar Schleierwolken und der Hubschrauber flog direkt durch den riesigen Lichtkreis. Fotografenglück für Kirsten!

Der Atherton Creek Campground war leider geschlossen und so haben wir uns einfach unten am See neben den Bootsanleger gestellt. Wir waren nicht die einzigen, die die Verbotsschilder ignorierten. Wer soll schon in dieser Jahreszeit hier vorbei kommen und uns wegscheuchen?! In der Nacht lagen die Temperaturen bei ca. -3°C!

Am nächsten morgen sind wir dann in Jackson zur Autowerkstatt gefahren. Für 32 US$ hat der sehr nette Mechaniker uns das alte Abflussventil ausgebaut (wie sich herausstellte, hätten wir nur die anderen beiden Schrauben entfernen und dann kräftig ziehen müssen) und das neue passgenau eingebaut. Außerdem hat er unsere Zündkerzen überprüft und die abgebrochene Schraube vom Scheibenwischertank rausgebohrt. Am Ende durften wir dann noch seine hässlichen Chinesischen Greyhounds "bewundern". Diese nackten, ständig zitternden, spiddeldüren Windhunde bringen schlappe 350US$ für einen Welpen - und er hatte 4 davon!

Nach dem Wäschewaschen (wir verloren 1,50$ in einer defekten Waschmaschine) fuhren wir über den Wilson Pass nach Victor. Hier fanden wir erneut einen kostenlosen Campground im Targhee National Forest.

Am nächsten Vormittag wollte Helen in Victor parken, um kurz zu telefonieren. Sie bog von der Hauptstraße ab und fuhr durch eine tiefe Delle vor einen Laden. Kirsten warnte noch kurz aber das Knirschen des Fahrradträger auf dem Boden folgte prompt. Mannomann, wir saßen komplett mit der hinteren Querstange, an dem der Fahrradträger befestigt ist, auf. Unsere Abwassertanks hatten nur noch 2mm Luft zum Boden und wir konnten weder vor noch zurück!

Nach einem kurzen Moment der Panik, setzte bei uns die weibliche Logik ein. Die Fahrräder wurden abgenommen (zum Glück hatten wir keinen der Reifen abgeknickt) und wir machten uns mit Schaufel, Schraubenzieher und Kochlöffel (unser Allheil-Buddel-Werkzeug) daran, den festen Schotter hinter und unter der Achse zu entfernen. Kaum war der Schotter unter der Querstange weggeräumt, sackte Winnie noch tiefer ein. Nachdem wir mit dem Buddeln fertig waren, haben wir unsere Holzstücke, die wir normalerweise zum Ausrichten auf schiefen Ebenen nehmen, rausgeholt und hinter die Hinterreifen gelegt. Helen musste dann kräftig Vollgas geben, um da rauf zu kommen, aber es reichte, um die Querstange aus dem Boden zu kriegen. Stück für Stück sind wir dann rückwärts gefahren und haben die Holzstücke fortlaufend hinter die Reifen geschoben. Nach 1,5 Stunden war Winnie dann wieder frei - wir waren Schweißgebadet und unsere gerade frisch gewaschenen Klamotten waren eingestaubt. Zum Glück war nichts gebrochen oder beschädigt worden. Glück gehabt, vor allem das der Boden nicht aus Asphalt war.

Danach haben wir uns bei Burger King erst einmal gestärkt. Uns zitterten die Hände vor Anstrengung! Dann ging es weiter nach Ashton. Der Wind fegte in Böen über die Straßen und auf dem RV Park lagen viele Äste auf dem Weg. Wir beschlossen nicht unter den Bäumen zu parken. Die Besitzerin des RV Parks war über 80 Jahre alt, aber fit wie ein Turnschuh. Sie freute sich über die beiden "Girls" (wir waren die ersten und einzigen Gäste zu dieser Jahreszeit) und erzählte uns ihre Lebens- und Krankheitsgeschichte. Wir nutzten den verbleibenden Abend, um mal wieder unsere Webseite zu schreiben.

Den nächsten Vormittag verbrachten wir damit Helens Steuererklärungen von 1997 bis 2003 zu kopieren und zur Post zu bringen. Dann ging es weiter nördlich in Richtung Yellowstone Park.

Wir parkten zwei Nächte kostenlos an einem Stausee im Island Park Reservoir. Eigentlich wollten wir nur eine Nacht bleiben, aber am Samstag, den 17. April schneite es den ganzen Tag über und wir beschlossen diesen in aller Ruhe mit Lesen zu verbringen. Es war selbst tagsüber nur knapp über Null Grad und die Temperaturen im Winnie lagen bei 6-8°C. Von Zeit zu Zeit mussten wir die Gasheizung anmachen, die Temperaturen stiegen um 4-5°C, aber nach einer Stunde war die wärmere Luft wieder verflogen. Wir lullten uns in unsere Fleecedecken ein und wärmten unsere Füße mit Wärmflaschen. Was nicht tötet, härtet ab!

Am Sonntag morgen sah der Himmel immer noch dunkelgrau aus, aber die Straßen waren befahrbar und wir fuhren zum Westeingang des Yellowstone NP, dem ersten National Park weltweit (1872).

Kaum waren wir dort angekommen, fegte ein heftiger Hagelsturm über uns hinweg und dann schneite es und schneite es den ganzen Tag. Wir ließen uns davon nicht entmutigen und fuhren zum Old Faithful Geyser. Auf dem Weg dahin haben wir sehr viele Bisons und Hirsche gesehen. Die störte das Wetter nicht die Bohne! Leider fehlte die Sonne, um die tief blauen und orangefarbigen heißen Quellen in ihrer ganzen Pracht zu bewundern.

Zweidrittel aller Geysire auf der Welt findet man hier im Yellowstone NP. Unter dem Yellowstone Park befindet sich ein Hotspot unterhalb der Erdkruste (vergleichbar mit Island), der für die gesamten thermalen Aktivitäten in diesem Park sorgt. Vor 640,000 Jahren hat es hier eine enorme vulkanische Explosion gegeben (1000 Mal stärker als der Ausbruch vom Mount St. Helens), die einen Krater von 50km x 73km hinterlassen hat. In diesem Krater findet man u. a. den höchsten Geyser der Welt - Steamboat Geyser. Dieser bricht aber nur alle zwei Jahre aus.

Old Faithful Geyser, der wohl bekanntest im Park, bricht ca. alle 90 Minuten aus. Natürlich haben wir ihn um 2 Minuten verpasst! Aber dafür haben wir uns einen tollen Film über den Park im Visitor Center angeschaut. Der Ranger machte uns darauf aufmerksam, dass Grand Geyser seine Wasserfonthaine noch nicht versprüht hatte und wir hetzten durch den Schnee, um rechtzeitig dort anzukommen. Aber erneut verpassten wir das Ereignis um 2 Minuten. Wir waren frustriert und marschierten zu Winnie zurück. Auf dem Weg hatten wir allerdings Glück und sahen den Beehive Geyser in voller Aktion. Leider wirkt die Wasserfonthaine an einem grauen Tag nicht wirklich. Bei Sonnenlicht entsteht sogar ein Regenbogen neben der Fontaine. Schade! Dafür mussten wir dann nur noch 10 Minuten auf Good Old Faithful warten. Der Wind war eisig und wir freuten uns anschließend auf eine heiße Tasse Kaffee und Kuchen.


Yellowstone National Park..

Die Straße war inzwischen von Schneematsch bedeckt und wir fuhren sehr vorsichtig zum nördlichen Ende des Parks. Für 14 US$ hätten wir auf einem primitiven Campground im Park übernachten können. Wir beschlossen auf Grund der Kälte aber für 10 US$ mehr zu einem RV Park in Gardiner zu fahren - mit heißer Dusche und Strom für die Heizung!