26.4.-02.05.2004: Badlands NP - Devils Tower NM - Theodore Roosevelt NP

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Am Montag morgen fuhren wir den Needles Highway entlang. Die hübsche und sehr kurvige Straße führte uns durch ein Gebirge mit Nadelförmigen Granitfelsen und durch drei sehr enge Tunnel. Einer der Tunnel war so eng, dass Helen aussteigen musste, um Kirsten im Schritttempo den Weg zu weisen. Wir passten haarscharf durch - in der Mitte des ca. 15 Meter langen Tunnels lagen noch Glasscherben von der Dachluke eines zu hohen "Opfers". Andere Touristen in ihren Pkws machten Fotos von unser Durchfahrt - Helen ebenfalls im Rückwärtsgang!

Anschließend ging es 145km in Richtung Osten zum Badlands National Park. Nach dem langen Tag waren wir müde und parkten auf dem dortigen Campingplatz für die Nacht. Am nächsten morgen war es bereits um 10 Uhr so warm, dass wir endlich mal wieder in T-Shirts und Shorts rumlaufen konnten. Im Laufe des Tages gingen die Temperaturen auf ca. 30°C hoch! Das hatten wir zuletzt vor über einem Monat!

Wir verbrachten einen traumhaften Tag im Badlands NP. Die spitzen, sehr zerklüfteten Felsen ragen wir Pyramiden aus dem umliegenden Grasland raus. Die Straße führte zunächst in Schlangenlinien bergauf durch die Felsen, später ging es dann weiter auf dem Hochplateau mit dem Blick in den Canyon. Wir hatten den gesamten Park fast alleine für uns und genossen die Stille! Wir waren uns einig, dass der Badlands NP nicht wirklich spektakulär ist, aber seine stille Schönheit hat irgendwie was.

Nach dem Mittagessen haben wir einen kurzen Abstecher nach Wall gemacht, um den berühmten Wall Drug Store anzuschauen. Die Geschichte dieser Touristen Attraktion ist ganz nett. Ein junges Ehepaar hat 1931 eine Apotheke in der "Wall"achei gekauft. 5 Jahre lang lief das Geschäft so schlecht, dass die beiden Wall fast verlassen hätten. Dann hatte die Frau (wer sonst?) die geniale Idee Reisenden auf der Durchfahrt kostenloses, eisgekühltes Wasser anzubieten. Es wurden handbemalte Plakate an die Straße gestellt und schon am ersten Tag brummte die Bude. Innerhalb von kurzer Zeit wurden 7 junge Damen angestellt, um die Flut der Durstigen zu bedienen. Heute kommen im Sommer pro Tag ca. 20.000 Menschen, um hier - in dieser inzwischen sehr kitschigen Touristenattraktion - ein Glas Wasser oder einen Kaffee für nur 5 Cent zu trinken.

Auf dem Rückweg durch den Badlands NP sahen wir Feuerwehrleute, die am Straßenrand kontrolliert das Gras abfackelten - die Ärmsten bei dieser Hitze! Aber hier gibt es im Sommer heftige Gewitter und ein Präriebrand ist hier kaum zu bändigen, also muss im Frühjahr das Gras zumindest am Straßenrand abgebrannt werden, damit dass Feuer die Straße nicht überspringt.

Wir beschlossen zwei weitere Nächte auf dem Campingplatz zu verbringen und freuten uns auf einen entspannten freien Tag ohne fahren. Am Abend haben wir dann noch Wolfi und Alex aus der Schweiz kennen gelernt, die mit ihrem selbstausgebauten Iveco-Bus für ein Jahr Nord-, Mittel- und Südamerika bereisen wollen. Sie waren gerade vor 4 Tagen in Baltimore gestartet und Kirsten hat ihnen noch ein paar gute Reisetipps mit auf dem Weg gegeben.

Kurz vor Sonnenuntergang konnten wir zwei Kaninchen bei ihren Frühlingsgefühlen beobachten. Beide standen sich angriffslustig gegenüber. Dann rannte einer auf den anderen zu und dieser sprang mal eben einen halben Meter in die Höhe - unglaublich!

Am nächsten morgen schien zunächst wieder die heiße Sonne. Kirsten lag entspannt in der Hängematte, Helen noch im Bett, als die Campingplatzfrau Kirsten mitteilte, dass im Laufe des Tages heftige Windböen von über 80 km/h aus dem Westen auf uns zurasen werden. Letztes Jahr musste der Campingplatz zweimal wegen Tornados evakuiert werden - uns war ein bisschen mulmig zumute!

Gegen Mittag war es dann soweit, die Sonne verschwand hinter dem Sandsturm und wir konnten uns kaum auf den Beinen halten als wir zum Visitor Center rüberliefen. Gut, dass wir gestern schon den National Park besucht haben! Auf dem Rückweg vom Visitor Center sahen wir ein Taschenbuch neben dem Müllcontainer. Der Wind hatte die Abdeckungen aufgeblasen. Wir kannten das Buch noch nicht und fanden noch zwei weitere im Container. Kirsten mussten einen Stuhl holen, um in den Müllcontainer zu greifen - eine sehr wackelige Angelegenheit in diesem Wind! Aber wir hatten drei neue spannende Krimis zum Lesen. Warum schmeißen die Leute fast nagelneue Bücher weg? Anyway ... wir genossen den Rest des Nachmittags mit Kaffee und Lesen. Winnie wurde kräftig hin- und hergeschüttelt und wir hatten später Mühe einzuschlafen. Außerdem kippten die Temperaturen gewaltig und es wurde richtig kalt in der Nacht. Zum Glück ließ der Wind gegen Mitternacht etwas nach.

Am Donnerstag morgen war der Himmel dann bewölkt und die Temperaturen lagen nur noch bei 5°C. Nach zwei Tagen T-Shirts und Shorts waren wieder die Skihosen und Fleeceklamotten angesagt! Unsere Windschutzscheibe hat diesen massiven Temperatursturz von 25°C auch nicht überstanden. Wir hatten gerade den Campingplatz verlassen, um zurück nach Speartfish zu fahren, als Helen erschrocken rief "Oh, Scheiße!". Wir hatten bereits einen kleinen Sprung von einem Steinschlag von Michael und Michele geerbt, der geklebt worden war. Von diesem Sprung aus riss die Fensterscheibe in beide Richtungen um ca. 20cm auf. Wir konnten das wie bei einem Laufband verfolgen. Wir machten uns schon sorgen, dass gleich die ganze Windschutzscheibe in kleine Teile gesprengt wird, aber kurze Zeit später hörte der Riss auf. In Wall haben wir dann bei einem Napa-Store (die verkaufen Ersatzteile für Autos) gehalten und der Verkäufer meinte nur, dass er mit einem viel größeren Riss seit über einem Jahr unterwegs ist. Wir entspannten uns und warten erst einmal ab, ob die Scheibe so noch weiter hält. Der Riss liegt eh sehr weit unten und stört die Optik nicht.

In Spearfish lag dann überall Schnee und wir verbrachten die Nacht in einem KOA Full-Hookup Campground - unsere elektrische Heizung auf vollen Touren. Am nächsten Tag sind wir dann zurück nach Wyoming gefahren, um uns den Devils Tower - das Staatssymbol von Wyoming - anzuschauen. Vor 60 Millionen Jahren ist hier Magma durch die oberen Gesteinsschichten gestoßen und dann erkaltet. Erosion hat die umliegenden Gesteinsschichten mit der Zeit abgetragen und heute sieht man einen fast 300 Meter hohen Magmakegel aus der flachen Landschaft ragen.

Wir haben den 2km Rundweg um den Devils Tower gemacht und hatten dabei das Glück eine Stachelschweinmutter mit ihrem weißen Baby zwischen den Felsbrocken zu entdecken. Stachelschweine haben über 30.000 Stacheln und sehr lange Krallen. Sie ernähren sich von Baumrinde und das konnte man deutlich überall erkennen. Wir fanden die beiden sehr süß und haben sie über eine halbe Stunde lang beobachtet.


Devils Tower und Stachelschweine.

Auf dem Weg zu unserem kostenlosen Waldcampground haben wir eine einsame Fahrradfahrerin passiert, die auf der hügeligen Strecke gegen den Wind kämpfte. Sie baute später ihr Zelt auf dem gleichen Campingplatz auf und wir haben sie am nächsten morgen noch einmal passiert. Wir waren uns einig, dass wir so bei diesen Wetterbedingungen niemals reisen möchten.

Für uns ging es nördlich nach North Dakota zum Theodore Roosevelt NP (South Unit). Die Straße führte über Hunderte von Kilometern geradeaus durch die einsame Graslandschaft. Gott, war das langweilig! Und wir hatten erneut heftigen Seitenwind - anstrengend für beide Arme und Schultern! Unsere Gasflamme vom Kühlschrank wurde ständig ausgeblasen und wir mussten mehrfach stoppen, um sie wieder zu entzünden - unser Gefrierfach war immer noch gut gefüllt.

Gegen 19.00 Uhr erreichten wir endlich die kleine Westernstadt Medora - dem Ausgangsort für den Theodore Roosevelt NP. Der dortige Campingplatz war eigentlich noch geschlossen, aber wir haben uns einfach auf einen Platz gestellt. Zu unserem Glück war der Strom noch nicht einmal abgestellt und so konnte Kirsten einige Stunden am Computer arbeiten.

Am nächsten morgen sind wir dann zum Visitor Center gefahren. Auf dem riesigen Parkplatz stand nur noch ein weiteres Auto. Kirsten - noch etwas müde - beschloss direkt daneben zu parken und nahm die Kurve etwas zu scharf. Wir standen so dicht an dem anderen Auto, dass der die Beifahrertür nicht mehr aufbekommen hätte. Helen konnte sich gar nicht wieder einkriegen, als Kirsten den Rückwärtsgang einlegen musste, um noch einmal vernünftig einzuparken. Warum hat Kirsten nicht einfach einen der anderen freien Plätze genommen???

Der 15-Minütige Film im Visitor Center über den Theodore Roosevelt NP war mit Abstand der langweiligste, den wir bis dato gesehen hatten. Die Bilder waren total verschwommen und veraltet und die Musik kam aus dem 19. Jahrhundert - die Geschichte wurde aus der Sicht von Teddy Roosevelt erzählt, der hier vor seiner Präsidentschaft eine Farm unterhielt. Helen hatte nach zwei Minuten schon ihre Schnabellippe, nach 5 Minuten waren die Augen auf halbmast und dann hörte man leises Schnarchen. Wir konnten überhaupt nicht verstehen, wie man so einen schlechten Film über einen so schönen National Park machen kann.

Bei sehr sonnigem Wetter sind wir dann die 58km lange Rundstrecke durch den National Park gefahren. Es gibt noch wilde Pferde hier in allen Farbkombinationen. Wir haben zwei kleinere Wanderungen gemacht und dabei bunte Käfer, mehrere wunderschöne Tiger Swallowtail Schmetterlinge, einen Präriefalken und eine Eulenmutter mit ihrem Baby - ein weißes Wollknäuel mit großen schwarzen Augen - gesehen. Außerdem hatten wir mal wieder riesigen Spaß den Präriehunden zuzuschauen. So süß die Kleinen!!!

Von der South Unit aus fuhren wir dann die 110km weiter nördlich in die North Unit des Theodore Roosevelt NP und verbrachten die Nacht für 5US$ auf dem dortigen Campingplatz.