24.-30.05.2004: Ontario Fishing Lodge

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Helen hatte sich den Wecker auf 5.20 Uhr gestellt, um die Mädels an diesem morgen rechtzeitig zu wecken. Das Frühstück und Mittagessen lief ohne Probleme ab und die Mädels reinigten zackig die Hütten und Appartements. Nach zwei Wochen Schuften bekamen wir zum ersten Mal den Nachmittag frei und vielen erschöpft ins Bett, um ein wenig Schlaf nachzuholen.

Am Abend gab es Tellergroße T-Bone Steaks für die Gäste. Die werden vom Chef persönlich auf der Heizplatte gebraten. Die Besitzerin hat jeden einzelnen Gast gefragt, wie er sein Steak gerne hätte. Der Chefkoch hatte aber Probleme mit ihrer Steakliste und es gab ein leichtes Chaos beim Servieren. Wir waren heilfroh, dass wir dafür nicht die Verantwortung tragen mussten, den die Steaks kosten schlappe 15 Can$ das Stück! Für den Besitzer ist dieser Abend nach eigener Aussage "Praisel Night" (Helen kriegt schon Falten auf der Stirn wegen des schlechten Englisch!). Anyway, der Besitzer ist überzeugt davon, dass er die besten Steaks der Welt macht - viele Gäste lieben tatsächlich seine Steaks und nagen sogar die Knochen ab, aber es gab auch einige, die nicht zufrieden waren. Wir mussten uns jedenfalls bei jeder Steaknacht anhören, dass das Männersache sei. Sollen sie doch machen! Für uns war es das einfachste Abendessen, da wir nur Kartoffeln in Folie einwickeln und in den Ofen schmeißen mussten. Der Tiefkühlmais wurde im Topf gekocht und in Schüsseln serviert. Easy!

Am Dienstag waren die Gäste unzufrieden, weil es nicht genügend Fisch zum Mittagessen gab. Die Guides hatten einfach zu wenige filetiert und die Gäste waren irritiert, weil sie noch frischen Fisch im Boot hatten, den die Guides aber nicht haben wollten. Da wir servieren mussten, waren wir notgedrungen diejenigen, die sich dafür entschuldigen mussten - erneut nicht unser Fehler!

Am Mittwoch hat es den ganzen Tag geregnet und einer der Gäste hat die Goretex-Jacke ihres Mannes sowie zwei Pudelmützen zum Trocknen an die beiden Türgriffe des Holzofens gehängt. Kirsten roch Brandgeruch und Helen sah die Klamotten bereits heftig qualmen. Die Pudelmützen waren teilweise geschmolzen und in der Kapuze der Goretex-Jacke klaffte ein großes Loch. Debbie musste sich über ihre Aktion selbst totlachen, ihr Mann dagegen war nicht gerade begeistert.

Am Abend haben wir dann einen riesigen Schwarzbär hinter der Küche gesehen. Die Besitzer hatten da ein tiefes Loch für die Küchenabfälle gegraben und der Bär aß in aller Ruhe sein Abendmahl. Wir hingen alle an den Küchenfenstern. Der Bär war nur 5 Meter von uns entfernt, aber leider waren unsere Kameras im Winnie und wir hätten uns am Bär vorbeischleichen müssen, um sie zu holen.

Am Donnerstag sind wir dann mit der Besitzerin in den nächsten Ort gefahren (1 Stunde vom Camp entfernt). Die beiden Mädels wurden das erste Mal alleine mit dem Zubereiten des Mittagessens betraut. Wir hatten ein paar Sachen für uns auf der Shoppingliste, die Bestellliste der Mädels war wesentlich länger und reichte von einem Wecker, über Socken und Zigaretten bis zu einem Schwangerschafts-test. Davon sollte die Besitzerin natürlich nichts wissen. Der Ort ist ziemlich klein und wir mussten uns eine gute Ausrede einfallen lassen, um die einzige Apotheke im Ort aufzusuchen. Kaum hatten wir die Packung mit dem Schwangerschaftstest gefunden, betrat die Besitzerin vom Camp den Laden und wollte uns behilflich sein. Helen versteckte die Packung unter ihrer Achsel und Kirsten schaffte es mit einem kleinen Trick die Besitzerin abzulenken, sodass Helen für den Test bezahlen konnte. Puuhhh!!!

Auf dem Rückweg zum Camp haben wir eine Elchmutter mit zwei ganz kleinen Jungen über die Straße laufen sehen. Die Beine der Kleinen waren länger als der Rest des Körpers. Süß, wie die über die Straße gestakst sind! Die waren bestimmt nur ein paar Tage alt.

Am Samstag war Schweinebraten mit Sauerkraut angesagt. Viele der amerikanischen Gäste hatten zu unserer Überraschung deutsche Vorfahren und einige sprachen sogar ein wenig Deutsch. Sauerkraut war also nichts neues für die und es war ziemlich beliebt. Kirsten hat für das Küchenpersonal eine leckere vegetarische Pizza zum Abendessen gemacht, da Jess Vegetarierin ist (die Ärmste ernährte sich überwiegend von Brot und Salaten) und Lisa grundsätzlich kein Schweinefleisch isst. Die Guides waren natürlich super neidisch - tja, es gibt eben auch Vorteile, wenn man in der Küche arbeitet!

Abends wurde immer das jeweilige Fleisch für das nächste Abendessen aus dem Kühlraum zum Auftauen geholt. Leider hatte die Besitzerin vergessen Hähnchen für das Hühnerfrikassee einzukaufen und so mussten wir den Speiseplan für die Woche ändern.

Am Sonntag gab es nach dem Mittagessen dann ziemlich viel Aufregung, als ein junger Mann mit Rucksack in den Speisesaal stürmte und um Hilfe für seinen Vater und Bruder bat. Die drei sind auf der Schotterstraße mit ihrem Auto ins Schleudern gekommen und haben sich mehrfach überschlagen. Der Bruder hatte vermutlich eine gebrochene Nase, ansonsten war niemand ernsthaft verletzt. Das Auto war jedoch schrottreif und der junge Mann musste 10km bis zu uns rennen. Er war sichtlich im Schock und wir versorgten ihn erst einmal mit Wasser. Der Besitzer und einer der Guides sind dann zur Unfallstelle gefahren und haben den Vater und Bruder sowie das Gepäck aufgegabelt. Es stellte sich heraus, dass die drei Gäste der Lodge waren.