14.-20.06.2004: Ontario Fishing Lodge

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Am Montag war es erneut kalt und regnerisch und der Besitzer kam in die Küche, um den Gästen eine "proper" (echte) Suppe zu kochen. Kirsten hatte in den letzten Wochen bereits diverse Suppen zum Mittagessen gemacht und die Gäste waren stets begeistert. Sie wurde sogar nach den Rezepten gefragt.

Der Besitzer wollte mal wieder den Macho spielen und uns zeigen, wer der Herr im Hause war. Wir hatten uns inzwischen an seine blöden Kommentare gewöhnt und zuckten mit der Schulter. Soll er doch machen - dann haben wir weniger Arbeit!

Am Dienstag war das Wetter gut genug für Shorelunch. Kirsten wollte unbedingt Deutschland gegen Holland sehen und fragte Lisa und Jessica, ob eine von ihnen mit Helen rausfahren will. Lisa wollte. Kurze Zeit später wollten dann beide und für Helen war das OK, sie wollte auch lieber Fußball gucken. Später beschloss die Besitzerin dann mit den beiden rauszufahren, da wir morgens vergessen hatten die Gäste nach ihren Steakwünschen zu fragen und sie traute den beiden Mädels nicht zu, die Steakliste korrekt abzufragen. Außerdem war sie noch nie beim neuen Shorelunchspot gewesen und wollte sich den mal anschauen.

Die Mädels gingen die Hütten reinigen und wir bereiteten das Mittag- und Abendessen vor. Gegen 10.30 Uhr stürmte Lisa dann in die Küche und erklärte, dass beide nun doch nicht zum Shorelunch rausfahren wollten. Wir verstanden nur Bahnhof und baten sie mit der Besitzerin direkt zu sprechen. Kurze Zeit später stürmte sie wortlos und sauer an uns vorbei. Die Besitzerin kam in die Küche und sagte zu uns, dass die beiden Mädels entweder mit ihr zum Shorelunch rausfahren oder gleich den Bus nach Hause nehmen.

Die Mädels hatten sich untereinander richtig in die Haare bekommen, scheinbar wollten sie nicht mit der Besitzerin rausfahren, wohl aus Angst Fehler zu machen. Sie besannen sich jedoch des besseren und fuhren dann doch raus.

Wir checkten schnell die Hütten durch. Die Mädels hatten so lange untereinander diskutiert, dass die Hütten nicht fertig waren. Wir mussten diverse Handtücher erneuern und Staubsaugen. Das hat uns mal eben eine Stunde von unserer Zeit gekostet, aber wir wollten nicht, dass die Gäste sich bei der Besitzerin über die nichtgemachten Hütten beschweren. Das hätte nur wieder Theater gegeben.

In dieser Woche hatten wir vier Kinder unter den Gästen. Der Jüngste war 6 Jahre alt und fing den größten Fisch in der gesamten Woche. Er war stolz wie Bolle als alle Gäste beim Abendessen applaudierten. Das Master-Angler T-Shirt ging ihm bis zu den Fußknöcheln, es gab nur XL und größer.

Am Donnerstag passierte Kirsten dann ein echt peinliches Missgeschick. Das Mittagessen fand drinnen statt und einer der Gäste wollte einen besonders knusprigen Fisch haben. Dieser befand sich aber im Stapel unter zwei anderen. Kirsten versuchte den Fisch rauszufischen, mit dem Erfolg, dass das Teil auf seine Hose fiel und nicht auf den Teller!

Da der Sommer dieses Jahr extrem spät nach Ontario kam, fing die Natur spät an zu blühen und die Bären fanden nicht genug Nahrung in der Natur. Mehr und mehr Bären tauchten deshalb hinter unserer Küche beim Abfallloch auf. Unser Gulasch roch einfach zu köstlich! In dieser Woche waren es mindestens fünf verschiedene und die wurden langsam zu einem Problem. Einer der ganz großen hatte inzwischen gelernt, wie man den - angeblich Bärensicheren - hölzernen Müllcontainer öffnet - vermutlich platzierte er seine Nase unter dem Griff und mit einem kurzen Kopfruck flog die Tür auf. Morgens lag dann immer der gesamte Müll zerfressen vor dem Container. Dieser wurde teilweise sogar komplett umgeschmissen. Die Bären zerrten die Mülltüten in den Wald und wir mussten dann am nächsten Tag immer mit Gummihandschuhen bewaffnet den ganzen Kram wieder einsammeln. An einem Morgen folgte Helen dem Müllpfad und sammelte fleißig ein. Auf dem Rückweg bemerkte sie einen großen Bärenkothaufen mit einem Fußabdruck drin. Der konnte nur von ihr sein! Scheiße!


Schwarzbärenplage hinter der Küche.

Wir mussten mehr und mehr Essensreste sammeln und draußen platzieren, damit alle Bären satt wurden. Die Besitzer befürchteten, dass die Bären wie im letzten Jahr die Küchentür einrammen und Chaos in der Küche verursachen. Im letzten Jahr hatte einer der Bären den Eisenofen von der Wand gerückt und die Gäste konnten für ein paar Tage nicht bekocht werden.

Als dann in dieser Woche die ersten Pfotenabdrucke auf der Küchentür zu sehen waren, holte der Besitzer die Flinte raus und versuchte die Bären mit einem Schreckschuss zu verjagen. Das half aber nur vorrübergehend. Ein ca. 2-3 Jahre alter Schwarzbär war offensichtlich zu unerfahren und hatte überhaupt keine Angst vor Menschen. Er kam uns nachts im Winnie besuchen. Wir hörten das Kratzen der Krallen auf der Aluminium Wand und waren hellwach. Wir schrieen und hauten gegen die Wand und der Bär machte sich von Dannen. Am nächsten morgen sahen wir die fettigen Abdrücke über den Winnie verteilt. Es gab sogar Bissspuren an der Außentür für unser Werkzeugfach. Er hatte wohl das Motoröl darin gerochen.

Der junge Bär kam auch tagsüber ins Camp. Wir waren gerade dabei England gegen Portugal zu schauen, als plötzlich zwei schwarze Ohren am Fenster auftauchten. Der Bär platzierte seiner Vorderpfoten auf dem niedrigen Fensterbrett und schaute sich in aller Ruhe das Fußballspiel an. Helen behauptet noch heute, dass er England-Fan ist!

Dann versuchte er wie die Großen den Müllcontainer zu öffnen, aber er hatte den Dreh nicht ganz raus und biss stattdessen eine Ecke von der Holztür ab. Fortan klaffte da ein kleines Loch. Dafür bedankten sich dann die Eichhörnchen. Endlich konnten sie auch in den Müllcontainer klettern und verursachten nicht minder großen Schaden. Alle Müllsäcke wurden angeknabbert und zerfetzt.

Wie liebten die süßen Eichhörnchen. Es gab immer was zu gucken. Entweder waren sie am Boxen - einer versuchte mit Fausthieben in den Container zu kommen, ein anderer verteidigte das Loch von drinnen mit Bissen (Mike Tyson ist nichts dagegen!) - oder sie waren am rammeln. Das dauert bei Eichhörnchen ca. eine halbe Stunde! Und dabei geht es rund um den Baumstamm, rauf und runter. Die haben Kondition!

Ein besonders gewitzter wurde auf den Namen Rocky getauft. Wir versuchten tagelang Jessica mit ihm zu verkuppeln. Die suchte nämlich verzweifelt einen süßen und intelligenten Freund - davon gab es aber leider keine menschlichen im Camp - schon gar nicht mit so einem Stehvermögen!

Die Besitzer waren jedoch immer genervter von den kaputten Müllsäcken und, anstatt das Loch zu fixen, wurde die Flinte rausgeholt. Der Besitzer übte wahrscheinlich für die Bärenjagd im Herbst, zum Glück traf er aber nicht immer! Es war eh eine idiotische Aktion, da es Hunderte von Eichhörnchen in unserer Umgebung gab.